| Titel: | Ueber den Bau der Dampfmaschinen, der Herrn Lejeune und Billard, Eisenfabrikanten und Mechaniker zu Fontaines l’Eveque im Hainaut. Von Herrn Drapiez. | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Ueber den Bau der Dampfmaschinen, der Herrn Lejeune und Billard, Eisenfabrikanten und Mechaniker zu Fontaines l’Eveque im Hainaut. Von Herrn Drapiez.
                        Aus den Annales Generales des Sciences Physiques Sixieme Livraison. November 1820. Uebersezt von Professor Marechaux in Muͤnchen.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                        Drapiez's Bau der Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Edward'schen Dampfmaschinen, die sich seit 5 Jahren
                              schnell in Frankreich verbreitetenHerr Edwards
                                    Erfindungspatent ist vom 2. Sept. 1815. Dieser Dampfapparat ist im ersten
                                    Bande dieses Journals umstaͤndlich beschrieben, und in allen seinen
                                    einzelnen Theilen abgebildet, auf die wir unsere Leser zur bessern
                                    Verstaͤndigung des Ganzen verweisen. Die im Januarheft der
                                    Gilbert'schen Annalen der Physik enthaltene Beschreibung und Abbildung der
                                    in der Eisenschmelze bei Berlin befindlichen Dampfmaschine werden wir,
                                    sobald es der Raum erlaubt, mittheilen. D., scheinen den Vorzug,
                              vor allen uͤbrigen bis jezt bekannten, zu haben, nicht nur wegen der Eleganz
                              ihrer Formen, ihrer Fehrtigkeit, und der Leichtigkeit mit welcher sie regiert
                              werden, sondern auch, weil sie weniger Brennmaterial erfordern, und leichter
                              reparirt werden koͤnnen.
                           
                           In allen diesen Maschinen, druͤkt der Dampf bloß von einer Seite auf den
                              Kolben, und die Groͤße der Wirkung haͤngt sowohl von der
                              hoͤheren Temperatur, als von dem groͤßeren Durchmesser des Kolbens
                              ab.
                           In allen aͤlteren Maschinen, sie moͤgen von einfacher oder doppelter
                              Wirkung seyn, uͤbt, bei der Temperatur des siedenden Wassers, der Dampf einen
                              Druk auf den Kolben aus, der dem der Atmosphaͤre, oder dem einer 28
                              zoͤlligen Queksilbersaͤule, oder einer 32 fuͤßigen
                              Wassersaͤule gleich ist, deren Grundflaͤche den Durchmesser des
                              Kolbens hat. Wenn daher der Kolben einer gewoͤhnlichen Dampfmaschine im
                              Durchmesser einen Meter haͤlt, so ist der Druk der Luftsaͤule die ihn
                              in Bewegung sezt, einem Gewichte von 10,394 Kilogrammen gleich. In allen Maschinen
                              von einfacher Wirkung, drukt die Luft immer nur auf dieselbe Flaͤche des
                              Kolbens; in Maschinen aber von doppelter Wirkung, drukt sie abwechselnd auf die eine
                              und auf die andre.
                           Da die Groͤße des Drukes der Luft, von dem Durchmesser des Kolbens nothwendig
                              abhaͤngt, so kann er nur im Verhaͤltnisse mit diesem ab- und
                              zunehmen. Haͤlt dieser Durchmesser einen Meter, so wird der Druk vier mal
                              groͤsser, als bei einem halb so großen Durchmesser; und da man, wenn alles
                              Uebrige gleich bleibt, die Wirkungen einer Maschine nach den bewegenden
                              Kraͤften, oder nach der Groͤße des Druks, der die Bewegung
                              hervorbringt und erhaͤlt, schaͤzen kann, so kann man mit ziemlicher
                              Genauigkeit die Wirkung einer Dampfmaschine nach dem Durchmesser ihres Hauptkolbens
                              bestimmen.
                           So bald es ausser Zweifel war, daß die Expansivkraft der Wasserdaͤmpfe, in
                              gleichem Verhaͤltniß mit der Temperatur derselben sey, so fiel man auf den
                              Gedanken, dem Dampfe eine hoͤhere Temperatur, als die des siedenden Wassers
                              mitzutheilen, und nach
                              dieser Ansicht sind die Edward’schen Maschinen verfertigt. Sie sind von allen
                              verschieden, die unter dem Namen der Wattschen oder der Boltonschen Dampfmaschinen
                              bekannt sind, und die man auch Dampfmaschinen mit hoher Pressung nennt.
                           Die Edwardsche Maschine ist zu gleicher Zeit von doppeltem Effecte, und mit doppelter
                              Pressung. Zwei Kolben, ohne Liederung, AA’, und
                              ein Hahn, dessen Stellung B angiebt, reichen zur Leitung
                              der Daͤmpfe hin, welche diese Maschine in Bewegung sezen. Ein zweiter Hahn
                              dient jene Circulation, sobald es noͤthig ist, zu hemmen; ein Balancier von
                              Gußeisen, C, auf 2 Saͤulen DD, ebenfalls von Gußeisen, gestuͤzt, empfaͤngt, an einem
                              Ende E’ die Bewegung der Stange F des Kolbens A’
                              vermittelst eines doppelten Parallelogramms GG; er
                              theilt ihn der Pumpe H mit, die das Wasser dem Kessel
                              I zufuͤhrt; ferner der Luftpumpe, die in dem
                              Condensator eingeschlossen ist; dann einem Pumpen-Eymer, der das Wasser aus
                              einem 30 Met. tiefen Brunnen schoͤpft, und es in einen Behaͤlter
                              gießt, aus welchem die Luftpumpe es empfaͤngt; endlich, der Kurbel K, des Wellbaums L des
                              Schwungrades M, vermittelst der Stange N.
                           Der Wellbaum des Schwungrades theilt seiner Seits dem Moderator eine Kreisbewegung
                              mit. Dieser unterhaͤlt die abwechselnde Bewegung des Hahns, der die
                              Circulation der Daͤmpfe regulirt. Er oͤffnet und schließt sich, durch
                              eine hin- und hergehende Vorkehrung, die auf eine sehr sinnreiche Art
                              angebracht ist, und die Communication des Dampfes mit dem Condensator
                              unterhaͤlt. Mit dem Wellbaum des Schwungrades, wird die Welle in Verbindung
                              gesezt, welche Raͤder, Walzen etc. in Bewegung bringt. So bald die kleine
                              Pumpe dem Kessel die noͤthige Quantitaͤt warmen Wassers, die nach
                              Willkuͤhr regulirt werden kann, zugefuͤhrt hat, so fließt das Ueberfluͤßige
                              nach aussen hin, und die Temperatur ist alsdann nie hoͤher, als 12 gr. Reaum.
                              Die beiden Dampf-Stiefel, von verschiedenem Durchmesser O und P, sind in derselben
                              Huͤlle von Gußeisen Q eingeschlossen, und werden,
                              durch die Daͤmpfe, die sie umringen, bei der Temperatur erhalten, die im
                              Kessel selbst herrscht.
                           Die metallene Umfassung der Kolben besteht aus mehreren kupfernen (Cuivre) Kreissegmenten, die von innen nach aussen
                              vermittelst Spiralfedern, an die Seitenwaͤnde des Stiefels angedruͤkt
                              werden. Diese Umfassung polirt durch ihre Reibung mehr als sie abnuͤzt, da
                              der Seitendruk nur geringe ist, wogegen die gewoͤhnlichen Fuͤtterungen
                              die Stiefel selbst mit Laͤnge der Zeit, angreifen und verderben. Man muß sie
                              oft mit großem Kostenaufwande erneuern, indessen die andern mehrere Jahre ohne
                              Reparatur fortarbeiten.
                           Es herrscht eine vollkommene Harmonie zwischen der Verdichtung des Dampfes und den
                              Haͤhnen, welche diesen empfangen und vertheilen. Sie sind alle in einer
                              Dampfbuͤchse R eingeschlossen. Diese ist von
                              Gußeisen, aus einem Stuͤcke und ist Seitwaͤrts, oben an dem Mantel
                              beider Dampfstiefel befestigt.
                           Der Kessel besteht, in seinen Haupttheilen, aus zwei Stuͤken von cylindrischer
                              Form, aus Gußeisen, und durch eiserne Bolzen, von innen mit einander vereinigt.
                              Unterhalb dieses Kessels sieht man zwei starke Roͤhren SS von Gußeisen, die so lang sind, als der Kessel selbst, und die von der
                              Seite der Ofenthuͤre, unmittelbar uͤber dem Herd, mit jenem in
                              Verbindung stehn, so daß diese beiden Roͤhre die erste Hize des Feuers, auf
                              einer Laͤnge von ungefaͤhr 0m, 54 (20 Par. Zoll) empfangen. Hier bildet sich der Dampf leicht und in
                              großer Menge, und da die Wirkung desselben sich immer auf dem Boden des Kessels
                              gleich thaͤtig zeigt, so kann sich kein fremdartiger Stoff bleibend
                              ansezen.
                           
                           Eine solche Maschine ist zu Hourbe, im Hainaut, von den Herrn Lejeune und Billard
                              verfertigt worden. Sie ist in den praͤchtigen Kohlengruben des Herrn Degorge,
                              zu Hornu, 1 1/2 Stunden von Mons, auf dem Wege nach Valençon in voller
                              Thaͤtigkeit. Herr Billard hat nicht nur die Gefaͤlligkeit gehabt sie
                              uns nach allen ihren Theilen zu zeigen, er hat uns sogar noch alle moͤgliche
                              Erleichterungen zur Aufnahme der Zeichnungen gegeben, die wir dieser Beschreibung
                              zufuͤgen, wofuͤr wir ihm sehr dankbar sind.
                           So wie in den Edwardschen Maschinen, erfaͤhrt der kleine Kolben in der
                              Billardschen einen Druk, der nicht nur dem Druk der Atmosphaͤre, oder 10,394
                              Kilog. gleich ist, sondern diesen um 2 3 bis 4 mal uͤbersteigen kann, je
                              nachdem die Temperatur des Dampfes ist. Zum Beispiel bei 97° Reaumuͤr
                              gleicht er dem Druke von zwei Atmosphaͤren; bei 111° von drei
                              Atmosphaͤren; bei 121° von vier Atmosphaͤren, etc. Die Wirkung
                              laͤßt sich also leicht berechnen, sobald man die Temperatur des Dampfes
                              kennt, im Augenblick, wo er die Flaͤche des kleinen Kolbens
                              beruͤhrt.
                           Der Druk dieses Dampfes auf den großen Kolben, haͤngt von einem andern Princip
                              ab. Der Dampf verliert naͤmlich an Wirksamkeit, wenn sonst alles gleich ist,
                              in demselben Verhaͤltnisse, wie der Raum, in welchem er eingeschlossen ist,
                              zunimmt. Kennt man daher die Temperatur des Dampfes in dem Augenblik, wo er von dem
                              kleinen Kolben zum großen uͤbergeht, so laͤßt sich leicht seine
                              Wirkung am Anfange und am Ende des Hubes berechnen, da man den Durchmesser dieses
                              Kolbens und den Raum kennt, den er durchwandert. Weiß man ferner die Anzahl der Hube
                              in einer Minute, so berechnet man leicht die Kraft einer solchen Maschine, nach
                              Pferdekraft, indem man diese gleich einem Gewichte von 4,800 Kilogrammen gleich sezt, daß in einer
                              Minute einen Meter hoch gehoben wird.
                           Hr. Billard hat dem kleinen Cylinder der bei Herrn Degorge aufgestellten Maschine,
                              einen Durchmesser von 0m, 2031 und dem
                              großen einen Durchmesser von 0m, 4062
                              gegeben.
                           Die Laͤnge des Hubes ist = 1m,
                              0664.
                           Die Expansivkraft des Dampfes, bei 111° ist dem Gewicht von drei
                              Atmosphaͤren gleich, und fuͤr jeden Quadrat Meter 31, 182 Kilogr.
                           Berechnet man, nach der Groͤße des Durchmessers des kleinen Kolbens, die Kraft
                              mit welcher der Dampf auf ihn wirkt, und zieht man davon den Unterschied des Drukes
                              auf der oberen und unteren Flaͤche ab, so erhaͤlt man eine Mittelzahl,
                              zwischen dem anfaͤnglichen Druk, und demjenigen, den der Kolben noch am Ende
                              seines Laufes erfaͤhrt, und die fuͤr jeden Quadr. Zoll 7,294 gr. oder
                              18 Pfund 6 Unzen betraͤgt.
                           Die Mittelzahl zwischen der Anfaͤnglichen und der Endwirkung des großen
                              Kolbens, der denselben Veraͤnderungen unterworfen ist, ist auf 4,454 gr. oder
                              ungefaͤhr 10 Pfund engl. Gewicht fuͤr den Quadratzoll berechnet
                              worden.
                           Die Hube beider geschehen gleichzeitig, und nach derselben Richtung. Die Maschine ist
                              von doppeltem Effect, und giebt zwei Hube bei jeder Umdrehung des Schwungrades. Das
                              Schwungrad dreht sich dreißigmal in der Minute.
                           Berechnet man die Kraft und die Wirkung dieser Maschine nach der Edwardschen, und in
                              englischen Maßen, so findet man die auf ihren kleinen Kolben wirkende Kraft gleich
                              833 Pfund. Er haͤlt naͤmlich 8 Zoll im Durchmesser; seine
                              Oberflaͤche ist daher = 50 Quad. Zoll, welche mit 16 Pfund 6 Unzen fuͤr jeden
                              Quadrat Zoll multiplicirt, obige Zahl geben.
                           Da der Durchmesser des großen Kolbens 16 Zoll hat, so findet man 201 Quadrat Zoll
                              fuͤr seine Oberflaͤche; und diese mit 10 Pfund multiplicirt geben 2010
                              Pfund.
                           Die Summe der Drukkraft, die auf beide Kolben wirken ist = 2843 Pfund × mit 30
                              Huͤben in der Minute, = 85,290 × mit 3 1/2 Fuß, Hoͤhe des
                              Hubes, = 293,515 × 2. weil die Maschine von doppelter Wirkung ist, folgt =
                              597,030.
                           Man nimmt an, daß ein Pferd hoͤchstens in einer Minute 32,000 ein Fuß hoch
                              hebt. Folglich 597,030 dividirt durch 32,000 = 18.
                           Der dritte Theil fuͤr die Reibungen abgerechnet, muß die Hornusche Maschine,
                              genau genommen eine Kraft von 12 Pferden haben, sie ist jedoch nur auf eine Kraft
                              von 10 Pferden eingerichtet.
                           Die Lasten werden vermittelst 2 platter Seile gehoben. Die Breite dieser ist = 0m, 150. Ihre Dike ist = 0m, 027. Sie sind auf zwei Walzen
                              aufgerollt, die beide nur eine Axe haben, so daß die eine sich abrollt, wenn die
                              andre sich aufrollt. Auf diese Weise wird ein Gegengewicht gebildet, sowohl
                              fuͤr die Schwere des Seils, als fuͤr die des Gefaͤsses. Die
                              Veraͤnderung in der Bewegung geschieht vermittelst eines Zahnrades von
                              Gußeisen, von 3m. im Durchmesser, gegossen
                              aus einem Stuͤke, und an der Walze befestigt. Die Ruͤkbewegung erfolgt
                              durch eine Vorkehrung, die der Arbeiter nach Willkuͤhr eingreifen
                              laͤßt, wodurch die Begegnung der beiden Eymer, die oft großen Nachtheil nach
                              sich ziehe, verhindert wird.
                           Zu den mit der Edwardschen Maschine verbundenen Folge ihrer Einfachheit, und ihrer
                              Vortheilen, die eine Vervollkommnung sind, muß man noch eine große Ersparniß an Brennmaterial
                              rechnen. Man hat die Menge der Steinkohlen, die zu dieser Maschine noͤthig
                              sind, zu Hornu genau bemerkt, und es ergiebt sich, daß die Maschine Stunde
                              fuͤr Stunde 18 Kilogramme Kohlen verzehrt. Alle uͤbrigen, bis jezt
                              angewendeten Maschinen, die man sonst fuͤr die sparsamsten hielt,
                              verbrauchten weit uͤber das doppelte desselben Brennmaterials, in derselben
                              Zeit.
                           Die gegenwaͤrtige Maschine ist in Belgien selbst, von inlaͤndischen
                              Materialien, folglich mit vieler Muͤhe und großem Kostenaufwande, verfertigt
                              worden; um so mehr muß man den Herrn Lejeune und Billard Dank wissen, daß sie in
                              dieser Hinsicht das Land von der englischen Industrie unabhaͤngig machten;
                              sie verdienen uͤberdieses noch Aufmunterung. Von ihrem Eifer und ihrer
                              Thaͤtigkeit laͤßt sich erwarten, daß sie ihre Maschinen bald auf das
                              hoͤchste Kraftmoment bringen werden, daß sie mehrere und auf verschiedene
                              Beduͤrfnisse berechnete, verfertigen, und dadurch den Fabriken neue Vortheile
                              bereiten werden, sowohl in Ansehung des Brennmaterials, als in Bezug auf einen
                              geringeren Wasserbedarf, und den Preis der Maschine selbst, indem, so weit wir
                              wissen, Maschinen von gleicher Kraft, um vieles theurer bezahlt worden sind.
                           Bezeichnung der Kupfer.
                           Fig. 1.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                              Hoͤhedurchschnitt der Dampfmaschine, mit ihrem Ofen, seitwaͤrts
                              gesehn.
                           Fig. 2.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. Plan
                              dieser Maschine und des Ofens.
                           Fig. 3.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                              Dieselbe Maschine, von vorne gesehn.
                           Fig. 4.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. Plan
                              und Durchschnitt der beiden Dampfstiefel, die in demselben Mantel von Gußeisen
                              stehn.
                           Fig. 5.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                              Durchschnitt des Kessels, und der darunter stehenden und damit in Verbindung
                              gebrachten Roͤhren.
                           Fig. 6.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. Plan
                              des Kessels und der beiden Roͤhren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
