| Titel: | Ueber die Fähigkeit des Wassers, sich zusammendrüken zu lassen. Von Jak. Perkins, Esq. | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. II., S. 9 | 
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                        II.
                        Ueber die Fähigkeit des Wassers, sich zusammendrüken zu lassen. Von Jak. Perkins, Esq.
                        Aus den Transactions of the roy. Society of London.
                        Im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXVII. April 1821. S. 280.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                        Perkins über die Fähigkeit des Wassers, sich zusammendrüken zu lassen.
                        
                     
                        
                           Da ich seit mehreren Jahren glaubte, daß Wasser eine
                              elastische Fluͤssigkeit waͤre, so leitete mich dieser Glauben zu
                              einigen Versuchen uͤber diesen Gegenstand. Ich verfertigte mir in dieser
                              Hinsicht ein Instrument, welches ich PiezometerEs sollte
                                    Piesimeter (Drukmesser) heißen. Anmerk. d.
                                    	Uebers. nenne, und welches auf der Tafel Fig. 8.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. dargestellt ist.
                              Der Cylinder A hatte drey Zoll im Durchmesser, und war
                              achtzehn Zoll lang. Das eine Ende B wurde mittels einer
                              Platte wasserdicht gemacht, welche fest angeloͤthet wurde. An dem anderen
                              Ende C wurde eine Kappe aufgesezt, die man nach Belieben
                              an und abschrauben konnte, und die gleichfalls wasserdicht ist. Die Stange oder der
                              Taucher D, fuͤnf sechszehntel Zoll im Durchmesser
                              haltend, wurde durch eine luft- und wasserdichte Sperrbuͤchse E durchgelassen. An der Stange, unmittelbar uͤber
                              der Sperrbuͤchse, ist ein biegsamer Ring a
                              									befestigt. Eine Canone, Fig. 9Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB., von
                              hinlaͤnglicher Groͤße um das Piesimeter aufzunehmen, wurde senkrecht
                              in die Erde gestellt, so daß die Muͤndung ungefaͤhr 18 Zoll
                              uͤber dem Grunde hervorstand, und das Zuͤndloch luftdicht verstopfte.
                              An die Muͤndung wurde eine starke Kappe 
                              A fest geschraubt, und in dem Mittelpunkte dieser Kappe
                              eine Drukpumpe B luftdicht eingeschraubt, deren
                              Staͤmpel fuͤnf achtel Zoll im Durchmesser hielt. In der Kappe befand
                              sich eine Oeffnung C zur Aufnahme einer Klappe, durch
                              welche der Grad des Drukes bestimmt werden sollte. Ein Pfund Druk auf diese Klappe
                              war gleich einer Atmosphaͤre.
                           Das Piesimeter wurde in die Canone eingesezt, und so lang Wasser in dieselbe
                              eingedrukt, bis die Kappe Spuren vom Durchsintern der Fluͤssigkeit zeigte, wo
                              dann die Klappe einen Druk von hundert Atmosphaͤren auswies. Dann wurde das
                              Piesimeter herausgenommen, und der biegsame Ring zeigte sich acht Zoll uͤber
                              der Stange, zum deutlichen Beweise, daß die Stange bis zu dieser Tiefe in den
                              Cylinder eingetaucht wurde, wodurch wieder eine Zusammendruͤkung von
                              ungefaͤhr einem Hundertel angedeutet wurde. Wir haben durch wiederholte
                              Versuche gesehen, daß, um diesen Grad von Zusammendruͤkung hervorzubringen,
                              drei Hundertel in die Canone eingepumpt werden mußten. Und diese Thatsache beweiset,
                              daß entweder die Kanone sich ausdehnt; oder daß das Wasser in die
                              Zwischenraͤume des gegossenen Eisens eindringt: vielleicht kann beides
                              zugleich diese Wirkung hervorbringenVielleicht auch
                                    Compression der im Wasser enthaltenen Luft. Anmerk. d.
                                    Uebers..
                           Dieser Versuch wurde in Amerika im Jahr 1819 angestellt, und ehe ich Zeit hatte,
                              meinen Apparat zu verstaͤrken, um fernere Versuche anzustellen, mußte ich
                              mich nach England einschiffen. Auf meiner Ueberfahrt hatte ich indessen
                              haͤufig Gelegenheit, meine gemachten Versuche zu wiederholen, und mittelst
                              eines natuͤrlichen Drukes neue zu machen. Diese Versuche bestanden darin, daß
                              das Piesimeter mittelst eines 50 Pfund schweren, und daran befestigten
                              Stuͤkes Bley in
                              den Ocean fuͤnf hundert Faden (FathomsEin
                                    Fathom ist 2 Yard, oder 6 englische Fuß. Anmerk. d. Uebers.) tief
                              versenkt wurde; eine Tiefe, die dem Druke von ungefaͤhr 100
                              Atmosphaͤren gleich ist. Beim Aufziehen zeigte der Ring sich 8 Zoll
                              uͤber der Stange, und zeigte, wie in dem vorigen Versuche, eine
                              Zusammendrukung von einem Hundertel. Dieser Versuch ward mehrere male mit demselben
                              Erfolge wiederholt. Der folgende Versuch bestand darin, daß man eine starke leere
                              Porterflasche hundert und fuͤnfzig Faden tief untertauchte, nachdem man sie
                              vorlaͤufig luftdicht zustopfte und siegelte, und zwar auf folgende Weise.
                              Sechs Lagen von Baumwollenzeug, der vorlaͤufig mit einer Mischung von
                              Siegellak und Theer gesaͤttigt wurde, wurden auf dem Pfropfe mittelst eines
                              starken um dieselben herumgewundenen Fadens unmittelbar unter dem Rande am Halse der
                              Flasche festgebunden. Nachdem die Flasche einige Minuten lang in dieser Tiefe
                              gelassen wurde, wurde sie aufgezogen. Man fand kein Wasser in dieselbe eingedrungen,
                              noch irgend eine bedeutende Veraͤnderung an der Muͤndung
                              derselben.
                           Dieselbe Flasche wurde wieder untergesenkt, aber in eine groͤßere Tiefe von
                              zweihundert und zwanzig Faden: als man sie heraufzog, war ungefaͤhr ein
                              viertel Pinte Wasser in derselben, ohne daß man die mindeste sichtbare
                              Veraͤnderung am Siegel wahrnehmen konnte.
                           Dieselbe Flasche ward zum dritten male in eine noch groͤßere Tiefe von
                              dreihundert Faden untergetaucht, und als man sie heraufzog, fand man nur noch einen
                              kleinen Theil des Halses derselben an der Leine: allerdings eine interessante
                              Erscheinung. Die Flasche ward nicht durch aͤußere Gewalt zerdruͤkt,
                              sondern offenbar durch die Ausdehnung des verdichteten Seewassers (? Uebers.),
                              welches seinen Weg durch das Siegel gefunden hat. Bei genauerer Untersuchung zeigte
                              sich's, daß der Pfropf um die Haͤlfte seiner Laͤnge
                              zusammengedruͤkt war, und beinahe ein achtel Zoll maͤchtige
                              Einbiegungen darboth, und daß die Deke, aus sechs Lagen Tuches und Kittes bestehend,
                              an einer Seite aufgerissen waren, ehe die Flasche barst. Diese auf den Pfropf
                              hervorgebrachte Wirkung kann, wie wir glauben, nur auf eine Weise erklaͤrt
                              werden, naͤmlich daß das Wasser, in sehr kleine Theilchen zertheilt, von dem
                              Druke des die Flasche umgebenden Wassers durch den Pfropf und durch die Deken
                              durchgedruͤckt wurde, und so die Flasche gefuͤllt haben mußte; daß das
                              in dieselbe hineingedruͤkte und in einem hoͤhen Grade verdichtete
                              Wasser sich ausdehnte, so wie der aͤußere Druk, waͤhrend man die
                              Flasche an die Oberflaͤche zog, vermindert wurde, und zwar so sich ausdehnte,
                              daß es nicht bloß den Pfropf in den Hals zuruͤkdruͤkte, und denselben,
                              in Folge des Widerstandes der Deken, um die Haͤlfte zusammendruͤkte,
                              sondern auch den Hals der Flasche von der Deke sprengte.
                           Vierter Versuch. Eine leere Porterflasche, die staͤrkste die man finden
                              konnte, wurde auf folgende Weise zugepfropft. Ein Kork mit einem starken Kopfe wurde
                              fest in den Hals eingetrieben. Dieser Kork wurde mit sechs Lagen feiner Leinwand,
                              welche mit Theer und Wachs gesaͤttigt wurde, bedekt; dann wurde noch eine
                              Deke von Leder aufgelegt, und dieser ganze Verband um den Hals der Flasche fest
                              gebunden. Diese so verbundene Flasche wurde zweihundert und siebzig Faden tief
                              untergetaucht. Nachdem sie heraufgezogen worden war, fand man sie vollkommen wohl
                              erhalten, und das Siegel unveraͤndert; sie war aber, bis auf ein Zoll vom
                              Pfropfe, mit Wasser gefuͤllt. Die Verschliessung wurde abgenommen, Lage
                              fuͤr Lage; es zeigte sich aber keine Spur von Feuchtigkeit. Waͤre die
                              Flasche lang genug unten geblieben, um vollkommen sich zu fuͤllen, so
                              wuͤrde sie ohne Zweifel durch die Ausdehnung des Wassers beim Aufziehen an die
                              Oberflaͤche eben so, wie bei dem vorhergehenden Versuche geborsten seyn. Es
                              verdient bemerkt zu werden, daß, als das in der Flasche enthaltene Wasser in ein
                              Glas gegossen wurde, dasselbe wie ein Mineralwasser perlteEin deutlicher Beweis der Compression der in
                                    demselben enthaltenen Luft. Anmerk. d. Uebers..
                           Fuͤnfter Versuch. Bei diesem Versuche wurden zwei starke Flaschen fuͤnf
                              hundert Faden tief versenkt. Eine derselben wurde mit einem eingeriebenen
                              glaͤsernen Pfropfe versehen, gut verpicht, und dann in einen starken Sak
                              gestekt. Beim Aufziehen fand es sich, daß die Flasche in viele tausend Stuͤke
                              geborsten war. Die andere Flasche ward sehr dicht verpfropft, da sie aber nicht
                              lange genug unten blieb, kam sie ganz herauf, und bis auf anderthalb Zoll vom
                              Pfropfe gefuͤllt. Der Kork ward hineingetrieben, und blieb so; die Verpechung
                              aber war unveraͤndert, ausser an der Oberflaͤche, wo sie etwas concav
                              geworden ist.
                           Da ich mich nun uͤberzeugte, daß das Piesimeter, wie ich es Anfangs
                              eingerichtet hatte, nicht allen Druk anzuzeigen vermochte, entschloß ich mich einen
                              anderen zu bauen. Ich wollte die Reibung vermeiden, welche durch das Zusammenfallen
                              des Leders an der Stange bei einem so großen Druke entstehen mußte. Fig. 3.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. zeigt eine andere
                              Vorrichtung dieses Piesimeters, die ich seit ich in England bin, gemacht habe. Sie
                              bewies mir, daß mein Verdacht gegruͤndet war, indem, bei einem und demselben
                              Druke, sie mir beinahe die doppelte Zusammendruͤkung des vorigen auswies.
                           Dieses Instrument ist auf folgende Weise gebaut. Fig. 10.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. zeigt den
                              									Durchschnitt, und Fig. 11.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. die aͤußere Ansicht desselben. Es ist nur eine kleine
                              Roͤhre A, welche wasserdicht, und am Ende B verschlossen ist. An dem oberen Ende 
                              C tritt das Wasser durch eine kleine Offnung E ein, welche durch eine hoͤchst empfindliche
                              nach innen sich oͤffnende Klappe geschlossen wird. Die Roͤhre ist bei
                              D etwas eingedruͤkt, damit sie der Ausdehnung
                              des Wassers etwas nachgeben kann, wenn sie aus der Presse kommt.
                           Mit diesem Instrumente wurde in Gegenwart mehrerer wissenschaftlich gebildeten Herren
                              in Hrn. Kerr's Manufaktur ein Versuch angestellt. Nachdem das Piesimeter vollkommen
                              mit Wasser (dessen Gewicht sehr genau bekannt war) gefuͤllt war, kam es in
                              die hydraulische Presse, und erlitt einen Druk von beinahe dreihundert und sechs und
                              zwanzig Atmosphaͤren. Nachdem es herausgenommen und gewogen wurde, zeigte
                              sich eine Zunahme an Wasser von drei und einem halben per
                                 Cent. Dieses Wasser wurde vorlaͤufig gesotten, zu einer Temperatur
                              von 48° (Fahrenh. Uebers.) abgekuͤhlt, und waͤhrend des
                              Versuches in dieser Temperatur erhalten.
                           Mit aller mir moͤglichen Eile werde ich eine Maschine verfertigen, in welcher
                              der Verlust an Druk, welcher durch die Zerstoͤrung der Bestandtheile
                              derselben entsteht, vermieden werden soll. Diese Maschine aus metallnen Stiefeln und
                              biegsamen metallenen Staͤmpeln bestehend, wird einen weit groͤßeren
                              Druk hervorbringen, als die hydraulische Presse, deren Kraft durch die jezt bei
                              derselben gebrauchten thierischen Materie zu sehr beschraͤnkt ist.
                              Wahrscheinlich laͤßt sich ein Druk von zwey bis drei tausend
                              Atmosphaͤren hervorbringen, ehe der metallne Staͤmpel zerstoͤrt
                              wird.
                           Es laͤßt sich erwarten, daß diese Maschine genau genug seyn wird, um das wahre
                              Verhaͤltniß der Grade, in welchen das Wasser sich zusammendruͤken
                              laͤßt, mit mehr Genauigkeit anzugeben, als bisher geschehen konnte; die
                              Resultate fernerer Versuche weichen der Gegenstand einer kuͤnftigen
                              Mittheilung seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
