| Titel: | Ueber den Wasserwidder (belier hydraulique). | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. III., S. 15 | 
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                        III.
                        Ueber den Wasserwidder (belier hydraulique).
                        Aus Ackermann's RepertoryRepository. Maͤrz 1821. S. 142. frey uͤbersezt.
                        Mit Abbildungen auf Tab I.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB.
                        Ueber den Wasserwidder.
                        
                     
                        
                           Es ist wahrlich sonderbar, und vielleicht nur durch den
                              Nationalhaß zwischen Englaͤndern und Franzosen zu erklaͤren, daß
                              Mongolfier's im Jahr 1797 zu Paris erfundener Wasserwidder (belier hydraulique) erst im 1 Bande des Quarterly Journal of Science et the Arts S. 211. und erst im Maͤrz
                              1821 abgebildet und beschrieben wurde. Es scheint aber auch bei uns diese
                              fuͤr Haͤuser wie fuͤr Gaͤrten auf Huͤgeln, in
                              deren Naͤhe sich Wasser mit einigem Falle befindet, hoͤchst brauchbare
                              Maschine noch zu wenig bekannt zu seyn. Man laͤßt lieber seine Roͤhren
                              bersten, und das Wasser Klafterhoch versprizen, als daß man es gehoͤrig
                              benuͤzte. So that man es auch in England, und der Herr Verfasser dieses
                              Aufsazes nimmt aus dieser Fahrlaͤssigkeit einen Grund zu beweisen, daß man in
                              England den Belier hydraulique schon fruͤher kannte als in Frankreich!!!
                           Anliegende Zeichnung ist nach einer von Herrn Anton Boyer, N. 12, Windmillstreet,
                              									Tottenham-Courtroad, mit Verbesserungen von Herrn Millington, gebauten Maschine, wovon Fig. 12.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. die
                              									aͤußere Ansicht, und Fig. 13.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. den Durchschnitt
                              zeigt. A
                              									Fig. 13.Tafel 1 fehlt im Druckexemplar der SLUB. ist
                              eine Verbindungsroͤhre aus Holz oder Eisen, 18–40 Fuß lang, nach ihrem
                              verschiedenen Durchmesser. Die Roͤhren, mit welchen sie in Verbindung steht,
                              sind so gelegt, daß sie in B ihre groͤßte Tiefe erreichen,
                              6–8 Fuß unter der Sohle des Behaͤlters, aus welchem sie das Wasser
                              herleitet. Natuͤrlich wuͤrde nun das Wasser bei C frei auslaufen, wenn nicht dort der Ausgang fuͤr dasselbe
                              versperrt waͤre: es kann aber nur durch ein rundes Loch in der Mitte der
                              horizontalen Platte D, aus welchem es ununterbrochen
                              ausstroͤmen wird. Dieses Loch ist jedoch innenwendig mit einer Klappe
                              versehen, welche durch ihr eigenes Gewicht in dem Wasser sinkt, wenn dieses ruhig
                              ist, oder nur langsam bewegt wird. Nehmen wir nun an, daß das Wasser aus dem
                              Behaͤlter durch A – B herabstroͤmt, so wird es Anfangs um die Klappe umher bei D ausfließen; sobald es aber mit einer Gewalt andringt,
                              die groß genug ist, um die Klappe d zu heben, wird es
                              die Oeffnung bei D schließen, und die Roͤhre wird
                              bei B in Gefahr gerathen zu springen. Dieser Gefahr ist
                              durch eine Oeffnung uͤber B vorgebeugt, welche
                              mit der Kammer E in Verbindung steht, und mit dem
                              Luftgefaͤße F, aus welchem, mittelst einer
                              bleiernen oder anderen an der kurzen Roͤhre G
                              befestigten Roͤhre, eine Verbindung mit jenem hoͤher gelegenen Orte
                              statt hat, an welchen das Wasser hinaufgetrieben werden soll. Da der Stoß, den das
                              Wasser hervorbringt, augenbliklich ist, so wird eine Klappe v zwischen dem Luftgefaͤße und der Kammer E noͤthig, welche aber unter der Roͤhre G angebracht seyn muß, so daß alles Wasser, welches
                              durch diesen Stoß nach F geworfen wird, darin aufbewahrt
                              und durch die Verdichtung der Luft bearbeitet wird, ohne mit dem Wasser in den
                              Roͤhren AB wieder in Gleichgewicht zu
                              kommen.
                           Der Stoß, den das Wasser erzeugt, ist so ploͤzlich und heftig, daß er eine
                              Ausdehnung in der Roͤhre B erzeugt, auf welche
                              eben so schnell eine Wiederzusammenziehung und ein unbedeutender leerer Raum in B erfolgt, indem das Wasser nach A zuruͤkkehren will, sobald es hier aufgehalten wird. Dadurch sinkt die Klappe d nieder, wodurch das Wasser wieder bei D ausfließt, und dann D
                              wieder schließt, und einen zweiten Stoß hervorbringt, durch welchen eine neue Menge
                              Wassers nach G geworfen wird. Und so kommt bei jeder
                              Wiederkehr des Wasserstoffes neues Wasser aufwaͤrts.
                           Es ist offenbar, daß die Klappen d und v in Hinsicht ihres Gewichtes besondere Aufmerksamkeit
                              fordern. Man machte dieselben Anfangs aus hohlen messingenen Kugeln mit einem Loche
                              an der Seite um Schrote in dieselbe einlassen und dadurch ihr Gewicht bestimmen zu
                              koͤnnen. Dieses Loch schloß man mit einer Schraube, die hervorstand, und
                              einen Leiter fuͤr die Klappe bildete. Auch uͤber v befand sich eine Schraube um die Hoͤhe zu
                              bestimmen, in welcher die Klappe aufsteigen durfte, und das Abspringen der Klappe
                              selbst durch die Staͤrke des Stoßes des Wassers zu hindern.
                           Nach der neuesten Verbesserung brachte man aber bei v,
                              wie die Zeichnung ausweiset, eine flache Klappe an, wodurch die Maschine einfacher
                              wird, und weniger dem staͤten Ausbessern unterliegt. Auch die Schraube ist
                              dadurch uͤberfluͤssig, und bei D bedient
                              man sich einer gemeinen Spindelklappe, an deren oberem Schenkel, W, kleine eiserne Gewichte angebracht sind, um ihren
                              Fall zu regeln.
                           Man fand, daß bei dem ehemaligen Baue des Wasserwidders die in F enthaltene Luft sehr bald verschlukt wurde, und daß dadurch die Wirkung
                              eines Luftgefaͤßes aufhoͤrte, und das Wasser durch G zu keiner bedeutenden Hoͤhe mehr hinanstieg.
                              Diesem Umstande wird nun durch die Kammer E vorgebeugt,
                              welche sich zwischen dem Luftgefaͤße und der Roͤhre B befindet. Durch die Form dieser Kammer wird alle Luft,
                              welche in die Roͤhren kommt, in den Saͤken HH eingeschlossen, und nicht nur die Wirkung der
                              Klappe v mehr gleichfoͤrmig, sondern die ganze
                              Bewegung weniger augenbliklich. 
                              HH erhaͤlt bei kleineren Maschinen die Luft
                              durch das Fallen der Klappe d, die immer eine Menge Luft
                              mit sich bringt; bei groͤßeren wird es noͤthig eine kleine Saugklappe
                              anzubringen mit einer Feder, die sie nach einwaͤrts oͤffnet, und zwar
                              außen an irgend einer Seite von E, z.B. bei K, wo dann die eintretende Luft nach H hinaufsteigen, und wenn sie sich daselbst
                              anhaͤuft, durch v nach F treten wird.
                           An einigen Maschinen waren die Roͤhren AB
                              von 1 1/2 bis 5 Zoll im Durchmesser, und die aus G
                              aufsteigenden Roͤhren 1 1/2 Zoll und daruͤber. Die Klappe d machte 50–70 Schlaͤge in einer Minute,
                              und entleerte bei jedem Schlage beinahe eine halbe Pinte Wasser auf eine
                              Hoͤhe von 30 Fuß bei sechs Fuß Fall vom Behaͤlter herab.
                           In 24 Stunden trieb eine solche Maschine 100 Hogsheads Wasser auf 134 Fuß senkrechte
                              Hoͤhe bei nur 4 1/2 Fuß Fall. Peter Nouaille, Esq. of
                                 Great Ness, baute eine Maschine nach dem Maßstabe in der Abbildung, durch
                              welche er Wasser aus einem Teiche in einen anderen 600 Fuß weit davon entfernten und
                              24 Fuß hoͤher gelegenen Teich zu einer GalloneGallon = 3,264 Wienermaß. Ein Hogshead 216
                                    Gallons. in jeder Minute bei einem Wasserfalle von nur 4–5
                              Fuß treibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
