| Titel: | Beschreibung eines einfachen Verfahren die Absude von geringen Sorten Rothholz, als Brasilien,- Bimas,- St. Maria,- Angola,- Nicaragua,- Siam- oder Sapanholz u.s.w. von den ihnen beigemengten falben Farbstoffen so zu reinigen, daß sie mit dem grösten Vortheil gleich dem besten Fernambukholz in den Wollen,- Seiden,- Baumwollen- und Leinenfärbereien und Drukereien, so wie auch zur Bereitung schöner Lakfarben benuzt werden können. Vom Herausgeber. | 
| Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XIII., S. 86 | 
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                        XIII.
                        Beschreibung eines einfachen Verfahren die Absude von geringen Sorten Rothholz, als Brasilien,- Bimas,- St. Maria,- Angola,-
                           Nicaragua,- Siam- oder Sapanholz u.s.w. von den ihnen beigemengten falben Farbstoffen so zu reinigen, daß sie mit dem grösten
                           Vortheil gleich dem besten Fernambukholz in den Wollen,- Seiden,- Baumwollen- und Leinenfärbereien und Drukereien, so wie
                           auch zur Bereitung schöner Lakfarben benuzt werden können. Vom Herausgeber.
                        Dingler's einfaches Verfahren die Absude von Rothholz zu reinigen.
                        
                     
                        
                           Die eben genannte Rothhoͤlzer sind an reinem rothen
                              Pigment mehr oder weniger geringhaltiger als das aͤchte Fernambukholz, aber alle diese
                              Hoͤlzer enthalten neben dem rothen Pigment noch ein zimliches Quantum eines
                              falben Farbestoffes der zur Produktion reiner und luͤsterner rothen Farben,
                              vorzuͤglich in den Drukereien bisher ein unuͤberwindliches Hinderniß
                              darbot.
                           Die gegenwaͤrtige Seltenheit des aͤchten Fernambuk und sein hoher Preis
                              muͤssen es unsern Fabrikanten, Faͤrbern, Lakbereitern und andern
                              Kuͤnstlern wuͤnschenswerth machen dafuͤr die verschiedene
                              Sorten Rothhoͤlzer surrogiren zu koͤnnen. Durch folgendes einfache,
                              weder umstaͤndliche noch kostspielige Verfahren erreicht man diesen Zwek aufs
                              vollkommenste.
                           Die Farbhoͤlzer werden in klein zerschnittenem oder geraspeltem Zustande so
                              oft mit Wasser ausgekocht oder durch Wasserdaͤmpfe ausgezogen bis ihnen alle
                              Farbtheile entzogen sind. Die saͤmmtliche Absude werden nun so weit
                              verdunstet, daß von vier Pfunden ausgezogenem Holze beilaͤufig 12 bis 15 Pfd.
                              Fluͤßigkeit uͤbrig bleiben. Diese Fluͤßigkeit laͤßt man
                              beinahe voͤllig erkalten, sezt ihr 2 Pfund abgerahmte Milch, welche vom
                              Melken an 12 bis 18 Stunden gestanden hat, hinzu; ruͤhret die
                              Fluͤßigkeiten gut untereinander und laͤßt nun das ganze einige Minuten
                              aufkochen, worauf man die Fluͤßigkeit durch einen dichten Flanell seiht. Bei
                              diesem Verfahren verbinden sich die falben Theile mit den kaͤsigen Theilen
                              der Milch, welche gerinnen und sich ohne Verlust an Farbbruͤhe in konkretem
                              Zustande absondern.
                           Zum Faͤrben wird die Fluͤßigkeit in diesem Zustande mit dem
                              gehoͤrigen Wasserzusaz verwendet, zum Druken aber so weit verduͤnstet,
                              daß von 4 Pfund des ausgezogenen Holzes 5 bis 6 Pfund Fluͤßigkeit
                              uͤbrig bleiben, die wenn sie mit Staͤrke oder einem andern Mittel
                              verdikt und die Farbe mit Zinnaufloͤsung oder einer andern Basis entwikelt
                              wird, Tafeldrukfarben liefern, welche wo nicht die mit aͤchtem Fernambuk uͤbertreffen doch
                              ihnen an Intensitaͤt und Luͤster in nichts nachstehen.
                           Die Quantitaͤt der saͤuerlichen Milch richtet sich nach der
                              Reichhaltigkeit an Farbstoff der Farbhoͤlzer. Zu jungen an Farbstoff armen
                              Farbhoͤlzern sind fuͤr 6 bis 8 Pfunde 2 Pfunde Milch zureichend, in
                              welchem Verhaͤltniß die Fluͤßigkeiten zu Tafeldrukfarben auch
                              konzentrirt werden muͤssen. Es kamen mir aber schon mehrere Sorten
                              Rothhoͤlzer unter Haͤnden, welche an Farbe so reichhaltig als der
                              beste Fernambuk waren, von denen man so viel Farbedekokt als wie vom aͤchten
                              Fernambuk bereiten kann. Der Lakfarbenbereiter wird das benoͤthigte Quantum
                              an Farbhoͤlzern gegen Fernambuk leicht aus den erhaltenen
                              Farbennuͤancen seiner Fabrikate entnehmen koͤnnen.
                           Die Farbenauszuͤge koͤnnen sogleich zum technischen Gebrauche verwendet
                              werden, da sie durch die Behandlung mit saͤuerlicher Milch die Eigenschaft
                              erlangen, welche sie sonst nur durch langes stehen annahmen.
                           Es wird mich freuen, wenn unsere Fabriken, Faͤrber und andere Kuͤnstler
                              von dieser Methode nuͤzliche Anwendung machen, und ihnen dadurch die großen
                              Vortheile zugehen, deren sie der großen Konkurenz ihrer Erzeugnisse wegen, so sehr
                              beduͤrfen.