| Titel: | Beschreibung einer Vorrichtung, die als Zugabe zu den Erleichterungsmitteln, Lasten aus Brunnen und Schächten zu fördern, dienen kann. Von den Hrn. Delneufcourt, Vater und Sohn. | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XXVI., S. 130 | 
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                        XXVI.
                        Beschreibung einer Vorrichtung, die als Zugabe zu den Erleichterungsmitteln, Lasten aus Brunnen und Schächten zu fördern,
                           dienen kann. Von den Hrn. Delneufcourt, Vater und Sohn.
                        Aus den Annales générales des sciences physiques. par M. M. Bory de St. Vincent, Drapiez, et Van Mons. 7. Livraison. Janvier 1821.Diese
                                 Zeitschrift, wenn auch nicht ausschließlich den Kuͤnsten und Gewerben
                                 geweiht, ist eine der gehaltvollsten in dem physischen Theile des menschlichen
                                 Wissens. Der ehemalige Obrist Bory de St. Vincent,
                                 einer der geistreichsten Naturforscher und edelsten Maͤnner Frankreichs,
                                 und Herr Van Mons, einer der ersten Physiker Belgien,
                                 koͤnnen, vereint mit dem gelehrten Drapiez
                                 wohl nichts, wie Vortreffliches und Ausgezeichnetes liefern. Wer immer
                                 Naturgeschichte und Physik in allen ihren Zweigen als Basis der Oekonomie und
                                 Technologie ehrt, wird an dieser gehaltvollen Zeitschrift, einer der besten des
                                 Auslandes in ihrem Fache, reichlich Belehrung und Unterhaltung finden. A. d.
                                 Ueb. 
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        [Delneufcourts Beschreibung der Erleichterungsmittel.]
                        
                     
                        
                           Es handelt sich hier darum, mit der kleinsten Kraft die
                              groͤßten Lasten von Wasser, Kohlen, Steinen etc. aus Brunnen, Schachten,
                              Steingruben etc. zu Tage zu foͤrdern.
                           Die Schwierigkeit, die hier zu beseitigen war, bestand darin, ein wohlfeiles und
                              einfaches Mittel, das ununterbrochen und nicht stoßweise wirkt, aufzufinden. Bei
                              unserem Auffoͤrdern der Steinkohlen war immer desto mehr Kraft noͤthig, je
                              tiefer die Gruben und Stollen waren: denn es ist offenbar, daß die Kraft in dem
                              Verhaͤltnisse vermehrt werden mußte, als die Schwere der Ketten, Taue, Seile
                              im Verhaͤltnisse der Tiefe dieser Gruben und Stollen zunahm.
                           Unser erster Versuch bestand darin, ein Seil von der Laͤnge des Schachtes
                              unter jedem der beiden Punkte, an welchen die aufzuziehende Last angehaͤngt
                              wird, zu befestigen: der Versuch gelang; er pachte aber Umstaͤndlichkeiten
                              und doppelte Auslage noͤthig.
                           Wir ließen eines dieser beiden Seile weg, und verbanden das andere an seinen beiden
                              Enden mit jedem Ende desjenigen Seiles, wodurch nach und nach durch abwechselnde
                              Bewegung das Auf- und Absteigen gefoͤrdert werden sollte: durch die
                              Verbindung dieses Seiles von gleicher Laͤnge mit der Grube mit den beiden
                              Enden des Foͤrderungsseiles erhielten wir dieselbe Wirkung, wie durch die
                              beiden einzelnen Seile von welchen wir sprachen.
                           Was wir hier mit einem Seile leisteten, kann auch durch ein Tau, durch eine Kette
                              etc. geleistet werden.
                           Wir haben unsere erste Vorrichtung hier nicht in einer Figur dargestellt, weil man
                              sich leicht ein Seil an einem Punkte frey, und an diesem Punkte unter der Last ein
                              zweites Seil befestigt denken und sich vorstellen kann, daß der Theil dieser beiden
                              Seile, der auf der Sohle des Schachtes liegt, nicht schwer ist. Wir haben aber unser
                              zweites Verfahren hier bildlich dargestellt, weil dieses mehr allgemein angenommen
                              werden wird. Dieses Verfahren ist in Fig. 1 und 2. Taf. III.
                              versinnlicht.
                           Diese Figuren zeigen mehrere Arten dieses Seil zu befestigen und zu leiten; wir
                              glauben aber, daß, wenn es sich darum handelt, Koͤrbe, Kufen, Faͤsser
                              und andere Gefaͤße auszufoͤrdern, die umgestuͤrzt werden
                              sollen, es zutraͤglicher ist, dieses Seil einige MetresEin Metre ist: 3,1635 Wien. Fuß. A. d.
                                    Ueb. unterhalb denselben zu befestigen, damit sie sich leichter und
                              freyer bewegen koͤnnen: indessen wird es doch gut seyn, zwei einzelne Seile
                              mittelst einer Stange oder eines Stokes zu verbinden, und so eine Oeffnung zu
                              bilden, in welcher sich die Koͤrbe etc. halten koͤnnen. In der Mitte
                              dieser so ausgespannten Seile kann man diese Koͤrbe leichter festhalten, und
                              dadurch, daß sie fester sizen, leichter jene haͤufigen Zufaͤlle
                              vermeiden, die so oft durch das Haͤngenbleiben der Kufen oder Faͤsser,
                              wenn sie aneinander stossen, entstehen. Es ist uͤberfluͤssig zu
                              bemerken, daß diese beiden Seile sich ein wenig unterhalb des Fasses oder des
                              Kuͤbels vereinigen. Man kann das Gegengewichtsseil dadurch stuͤzen,
                              daß man dasselbe waͤhrend des Austeerens an der Zimmerung befestigt.
                           Unsere Entdekung rief zugleich auch alle ihre Ersazmittel hervor, und dieß bestimmte
                              uns die Figuren
                                 3, 4, 5
                              hier beizufuͤgen. Man laͤßt hier das Gegengewicht uͤber Walzen
                              oder Trommeln von kleinerem Durchmesser laufen: allein die Schwere dieser
                              Gegengewichte muß bei gleicher Tiefe in demselben Verhaͤltnisse vermehrt
                              werden, als der Raum, den sie durchlaufen, kleiner ist. Man seze einen Schacht von
                              100 Toisen, in welchem daher das Foͤrderungsseil oder die Kette eben so lang
                              seyn muß; man seze ferner eine Walze oder eine Trommel zur Aufnahme des
                              Gegengewichtes, die nur ein Zehntel derjenigen betraͤgt, auf welcher das
                              Foͤrderungsseil sich aufwindet, so wird das Gegengewicht nur zehn Toisen
                              durchlaufen, und daher zehn mal schwerer seyn muͤssen als das
                              Foͤrderungsseil; oder, mit anderen Worten, die 10 Toisen des Gegengewichtes
                              muͤssen eben so viel wiegen, als das ganze große Seil oder die große Kette.
                              Auf diese leztere Weise verliert man an Reibung.
                           
                           Diese Zugabe zur Kraft, die wir hier erfanden, laͤßt sich unter allen ihren
                              Formen auf jede Foͤrderung, die Maschine mag durch Dampf, Pferde, oder
                              Menschenhaͤnde getrieben werden, anwenden. Sie ist ein staͤtiges
                              Gegengewicht.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildungen.
                           Fig. 1 und
                              2. Tab.
                              III. a Foͤrderungs-Schaͤchte,
                           
                              b Roͤderrahmen. (Chassis à
                                    molettes).
                              c Walze auf welcher sich das Seil oder die Kette aufwindet.
                              d Seil oder Kette, woran der Kuͤbel oder die Last befestigt
                                 ist.
                              e Seil oder Kette, welche dem Seile oder der Kette d als Gegengewicht dient.
                              f Eiserne Stange, welche den Kuͤbel von dem Seile e entfernt haͤlt.
                              g Befestigungspunkt des Seiles e unter dem
                                 Kuͤbel.
                              
                           Fig. 3. abcd wie oben.
                           
                              h Rollen, auf welchen das Seil, welches das Gegengewicht traͤgt,
                                 und welches uͤber die Walze c lauft, getragen
                                 wird.
                              i Gegengewicht des Seiles d.
                              
                           Fig. 4. abcd wie oben.
                           
                              h Ende der Achse der Walze c, auf welcher das
                                 Gegengewicht sich aufwindet.
                              i Gegengewicht des Seiles d.
                              
                           Fig. 5. r Walze der Raͤdermaschine. (Maschine á molettes).
                           
                              s Achse der Walze.
                              t Kleines Zahnrad an der Achse i.
                              u Großes Zahnrad, um die Bewegung mitzutheilen und langsamer zu
                                 machen.
                              
                              v Gleich großes Zahnrad mit dem Vorigen, auf der Achse der Walze w.
                              w Walze, auf welcher das Gegengewicht sich aufwindet.
                              x Gegengewicht des Hauptseiles dieser Maschine.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
