| Titel: | Erklärung des dem August Applegath, Druker in Nelsonsquare, Great Surrey-street, in der Grafschaft Surrey ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen in der Kunst Stereotyp- oder andere Druker-Platten zu fertigen, auch in der Verfertigung von Platten zum Bank- oder Wechsler-Noten-Druke, oder überhaupt zu jedem Druke, wo Erschwerung der Nachahmung gewünscht wird. Dd. 23. April 1818. | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XXXV., S. 177 | 
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                        XXXV.
                        Erklärung des dem August Applegath, Druker in Nelsonsquare, Great Surrey-street, in der Grafschaft Surrey ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen in
                           der Kunst Stereotyp- oder andere Druker-Platten zu fertigen, auch in der Verfertigung von Platten zum Bank- oder Wechsler-Noten-Druke,
                           oder überhaupt zu jedem Druke, wo Erschwerung der Nachahmung gewünscht wird. Dd. 23. April 1818.
                        Aus dem Repertory of Arts Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXII. Jaͤner. 1820. S. 69.
                        Mit Abbildungen auf Taf. IV.
                        Applegath's Verbesserungen in der Kunst Stereotyp- oder andere Druker-Platten zu fertigen etc.
                        
                     
                        
                           Ich August Applegath erklaͤre, daß meine Erfindung und
                              die Anwendung derselben in Folgendem besteht, naͤmlich: in Verfertigung einer
                              Metall-Matrice, mit welcher ich eine Platte auf folgende Weise gieße oder schlage. Zu
                              groͤßerer Klarheit will ich zuerst die Verfertigung der Metall-Matrice
                              beschreiben.
                           a) Die Lettern oder Typen oder metallnen
                              Drukerstoͤke, von welchen die Matrice gemacht werden soll, werden auf die
                              gewoͤhnliche Weise zu einer Seite gesezt, mit der Bemerkung, daß man die bei
                              Stereotypen gewoͤhnlichen hohen Spatien und Quadrate gebrauchen, und auch
                              metallene Rahmen um die abgesezte Seite anwenden muͤsseFuͤr deutsche Buchdruker wird auch wohl
                                    noch eine andere Bemerkung nicht uͤberfluͤßig seyn,
                                    naͤmlich diese, daß die abgesezte Matrice genau korrigirt werden muß,
                                    genauer wenigstens, als unsere deutschen Korrectoren gewoͤhnlich
                                    korrigiren, die fast alle in gerader Linie von dem „Korrector Bestius“ abzustammen scheinen,
                                    uͤber welchen schon Horaz so bitter
                                    klagte. A. d. Ueb.. Die abgesezte Seite wird hierauf in den
                              metallnen Rahmen oder in den Einsaz C, Fig. 26, Tab. IV.
                              eingesezt, und daselbstmittelst der Schrauben ssss
                              kraͤftig befestigt. Die Zwischenraͤume zwischen den Typen und den
                              Seiten des Rahmens werden entweder mit Metall- oder mit Holzstuͤken
                              ausgefuͤllt. Nun wird die Seite oder der Rahmen C
                              auf die Metallplatte BP gelegt, welche ich den
                              Ruͤken nenne: diese Platte muß vollkommen eben seyn. Das Gestell M, welches Matricen-Gestell heißt, kommt dann auf
                              dem Nahmen so zu stehen, daß die Typen den offenen Raum desselben einnehmen. Dieses
                              Gestell M ist mit Stiften pppp versehen, welche in korrespondirende Loͤcher der
                              Ruͤkenplatte passen, worin sie entweder mittelst Schrauben, Nieten oder
                              Schluͤsseln kk, wie die Zeichnung des
                              Schlag-Apparates zeigt, befestigt werden. Der Ruͤken der Platte BP hat einen Ausschnitt gr, in welchen ein hervorstehender Taubenschweif,
                              wie Fig. 27
                              zeigt, am Ende der Schlagstange des Schlag-Apparates, wovon Fig. 27. ein Aufriß ist,
                              genau paßt.
                           
                           Beschreibung von Fig. 27. A ist ein fester Holzblok, an
                              welchem die eiserne Saͤule B mittelst Schrauben
                              befestigt ist. C ist ein Rad und Triebstok, von dessen
                              Trommel ein Seil oder eine Kette uͤber die Rollen pp laͤuft, um die Schlagstange D aufzuziehen. Das Zahnrad ist mit einem Sperrhaken g versehen, der leicht ausgehoben werden kann. EE sind zwei oder mehrere starke Federn, welche
                              durch das Aufwinden der Schlagstange zusammengedruͤkt werden, und durch ihre
                              Reaction dieselbe auf den Holzblok hinabtreiben. Diese Federn muͤssen so
                              eingerichtet seyn, daß sie mit aller Staͤrke gegen den Holzblok wirken
                              koͤnnen, sobald die Schlagstange auf denselben hinabgekommen ist. F sind Leitbalken, durch welche die Schlagstange bei
                              ihrem Auf- und Niedersteigen in senkrechter Richtung erhalten wird. Der
                              untere Theil der Schlagstange D ist mit einem
                              Stuͤke Eisen versehen, welches einen hervorstehenden Taubenschweif H hat, der in den Ausschnitt gr der Platte BP
                              Fig. 26.
                              paßt. Der Holzblok kann mit einem kleinen Schirme von duͤnnem Eisenbleche
                              versehen seyn, um den Arbeiter gegen die abspringenden Metallstuͤke zu
                              schuͤzenWas schuͤzt
                                    aber den Arbeiter gegen das moͤgliche Springen der Federn? Eine
                                    gewoͤhnliche Praͤg-Maschine, wie in
                                    Muͤnzhaͤusern, wuͤrde weniger gefaͤhrlich seyn.
                                    A. d. Ueb..
                           Die Weise, diesen Apparat zu gebrauchen, und eine Matrice damit zu bilden, ist
                              folgende: der Rahmen, die Typen, die Ruͤkenplatte werden durch den Ausschnitt
                              und den Taubenschweif an dem unteren Ende der Schlagstange D befestigt, wie die Zeichnung zeigt. Die Stange wird mittelst Rad und
                              Triebstok aufgewunden bis auf eine Entfernung von ungefaͤhr acht Zoll von dem
                              Holzbloke. Der Arbeiter nimmt dann eine geringe Quantitaͤt Metalles oder eine
                              Composition aus zwanzig Theilen Bley, zwei Theilen Spießglanz-Koͤnig,
                              und noch einem oder zwei Theilen Wismuth im Fluße, und gießt sie in ein Stuͤk
                              trokenes Patronen-Papier, das leicht zu einer Kapsel oder einem Troge
                              aufgebogen wird, wie Fig. 28 weiset. Er sezt
                              dieses Papier auf den Holzblok unmittelbar unter die Schlagstange D, richtet die Eken des Papieres sacht in die
                              Hoͤhe, und bringt dadurch das fluͤßige Metall gegen den Mittelpunkt,
                              damit es uͤberall denselben Grad von Hize erhaͤlt. Es ist auch gut,
                              wenn es gegen den Mittelpunkt hin etwas diker oder gewoͤlbt ist. So wie es
                              nun anfängt zu erkalten, und eben zwischen Fluß und Erstarren in der Mitte ist, hebt
                              der Arbeiter eilig den Sperrhaken aus dem Rade, worauf die Sperrstange augenbliklich
                              durch die Einwirkung der Federn herabsteigt, und die Typen einen Eindruk in dem
                              halbfluͤßigen Metalle so hervorbringen, wie ein Siegel auf Siegellak. Wenn
                              die Operation gehoͤrig gefuͤhrt wurde, so bildet sich ein vollkommener
                              hohler Abdruk (creux impression) der Typen in dem
                              Metalle, welches auf diese Weise ein Metall-Model oder eine Matrice geworden
                              ist. Man nimmt nun die Ruͤkenplatte und den Rahmen, welcher die Typen
                              haͤlt, und die daran Hangende Matrice von der Schlagstange ab: die Matrice
                              wird von den Typen durch sachtes Aufheben des Matricen-Gestelles los gemacht.
                              Wenn die Typen nicht urspruͤnglich mit vieler Abdachung gefertigt wurden, so
                              werden sie etwas an der Matrice haͤngen bleiben: dieß kann uͤbrigens
                              zum Theile dadurch vermieden werden, daß man die Oberflaͤche derselben mit
                              etwas trokener Seife und rothem Ocher uͤberbuͤrstet. Ich ziehe aber
                              solche Typen vor, und empfehle vor anderen solche, welche in einer sehr flachen
                              Matrice und mit soviel Abdachung als moͤglich gegossen wurden. Die jezt von
                              den Typen abgenommene Matrice wird aus ihrem Papiere genommen, und der Ruͤken
                              derselben durch Abdrehen, Planieren oder Feilen vollkommen eben gemacht. Die zunaͤchst
                              vorzunehmende Operation ist nun das Schlagen oder Gießen einer Platte aus dem
                              Metall-Model, welches auf folgende Weise geschieht.
                           b) Eine Platte aus einem Metall-Model schlagen.
                              Der Model wird auf die Platte BP, Fig. 26, und uͤber
                              ihn das Matricen-Gestell gelegt, welches durch die Stifte pp und die Schluͤssel kk, wie vorher an der Platte BP, und dann unter der Schlagstange befestigt
                              wird. Die Operation des Schlagens der Platte ist durchaus dieselbe, wie das des
                              Schlagens der Matrice, naͤmlich in halbfluͤßiges oder halberstarrtes
                              Metall. Das Metall zur Platte kann die gewoͤhnliche Lettern-Masse
                              seyn, oder eine Composition aus einem Theile Spießglanz-Koͤnig auf
                              drei, vier oder fuͤnf Theile Blei.
                           Wenn die Operation gehoͤrig geleitet wurde, so erhaͤlt man eine
                              vollkommene Platte oder ein Facsimile der gesezten
                              Seite. Man loͤset die Platte durch sachtes Aufheben des
                              Matricen-Rahmens. Sollte einige Schwierigkeit bei diesem Loͤsen sich
                              finden, so wird es noͤthig den Model mit trokner Seife und rothem Ocher vor
                              dem Schlagen der Platte zu uͤberbuͤrsten.
                           Die Ruͤkseite der Platte kann dann auf einer Drehebank zu einer vollkommenen
                              ebenen Flaͤche abgedreht werden.
                           c) Ich bilde einen Model aus einer
                              Stereotypen-Platte oder aus einer Kupferplatte, indem ich diese Platte auf
                              die Ruͤkenplatte BP, Fig. 26 mit der
                              Model-Form lege, und eben so wie vorher verfahreEs heißt im Originale: I
                                       form a mould from a stereotype plate or frame, a copper plate by placing
                                       such plate upon the back plate BP, Fig. 1, with
                                       the mould frame, and proceeding in the manner before set forth; es
                                    scheint uns aber heißen zu muͤssen: I form a
                                       mould from a stereotype plate or from a copper plate etc. A. d.
                                    Ueb.. Und aus einem solchen Model schlage ich andere Platten auf
                              dieselbe Weise wie ich unter b) anfuͤhrte. Man
                              muß bemerken, daß der Model aus einer hohlen oder Kupferplatte erhaben wird, und daß
                              die Stereotypen-Platte eines solchen Models mit der gewoͤhnlichen
                              Lettern-Masse verfertigt wird.
                           d) Was die Anwendung dieser meiner Erfindung auf Bildung
                              von Platten zum Druke von Bank- oder Wechsler-Noten oder irgend einer
                              Druksache, wo Erschwerung der Nachahmung wuͤnschenswerth ist, betrifft, so
                              verfahre ich so. Ich bilde eine Original-Platte oder einen Stok, worauf ich
                              sowohl erhabene als vertiefte Charaktere im Metalle anbringe, moͤgen sie nun
                              aus freier Hand oder durch Maschinen, wie excentrisches Drehen oder
                              Treib-Arbeit (rose engine), verfertigt werden:
                              zuweilen mache ich das Original aus mehreren oder vielen abgesonderten
                              Stuͤken gravirten Metalles, welche ich auf einer Seite oder Form entweder
                              dadurch vereinige, daß ich sie auf dem Ruͤken zusammenloͤthe, oder in
                              einem Rahmen zusammensperreDas sicherste Mittel,
                                    Banknoten oder gedrukte Wechsel vor „Nachahmung“ auf
                                    deutsch vor Verfaͤlschung zu verwahren,
                                    ist das laͤngst bekannte und allgemein angewendete Mittel eines
                                    geheimen Zeichens, welches nur ein oder der andere beeidete Beamte oder der
                                    Aussteller des Wechsels kennt. A. d. Ueb..
                           Es ist offenbar, daß die Zeichnung und Verwikelung der Gravirung lediglich von der
                              Natur der Note oder der Urkunde, die dadurch ausgestellt werden soll,
                              abhaͤngt. Wenn das Original vollendet ist, so schlage ich dasselbe nach der
                              in a) angegebenen Weise ab, und verfertige davon soviele
                              Matricen, als deren noͤthig sind. Diese von einem und demselben Originale
                              abgezogenen Matricen sind alle einander vollkommen aͤhnlich, und aus diesen
                              Matricen schlage ich wieder nach der in b) angegebenen Weise die
                              Druker-Platten, welche, da sie einander vollkommen gleichen, mir so viele
                              vollkommen gleiche Abdruͤke gewaͤhren, als man nur immer verlangen
                              kann, indem die Leichtigkeit der Vervielfaͤltigung der Platten mich in den
                              Stand sezt, auch von den zusammengeseztesten Mustern oder Zeichnungen Gebrauch zu
                              machen. Ich nehme nicht die Vereinigung verschiedener Arten von Gravirungen in einem
                              und demselben Originale als meine Erfindung in Anspruch, auch nicht den
                              ausschließlichen Gebrauch eines metallnen Models oder einer Metall-Matrice:
                              wohl aber das ausschließliche Recht metallne Model oder Matricen zu verfertigen oder
                              zu gebrauchen, welche dadurch gebildet werden, daß ich auf das Metall,
                              waͤhrend dasselbe in einem Mittelzustande zwischen Fluß und Erstarrung ist,
                              auf die oben erklaͤrte Weise schlage. Ich beschranke uͤbrigens mein
                              Patent nicht auf irgend einen besonderen Schlag- oder Guß-Apparat,
                              obschon ich den in Fig. 27. dargestellten vorziehe; eben so wenig beschranke ich mich auf
                              irgend eine besondere Metall-Composition zur Bildung der Model, obschon ich
                              jene, die ich unter a) gegeben habe, vorziehe. Endlich
                              nehme ich noch die Anwendung solcher metallnen Model oder Matricen in Anspruch,
                              welche sowohl erhabene als vertiefte Platten, oder platten, die zugleich erhaben und
                              vertieft sind, geben. Urkunde dessen etc.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
