| Titel: | Ueber vortheilhafte Construction von Rauchfängen. Von Ferd. Beischlag, k. b. Ingenieur des Strassen- und Wasserbau. | 
| Autor: | Ferd. Beischlag | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LIV., S. 305 | 
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                        LIV.
                        Ueber vortheilhafte Construction von Rauchfängen. Von Ferd. Beischlag, k. b. Ingenieur des Strassen- und Wasserbau.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Beischlag's Construction von Rauchfängen.
                        
                     
                        
                           Die Hauptursachen, welche dem Rauche den freien Austritt aus
                              den Rauchfaͤngen verwehren, sind: die an ihrer Ausmuͤndung von der
                              Sonne erwaͤrmte, mithin verduͤnte Luft, welche dem kaͤlterund
                              dichten Rauche das Aufsteigen nicht gestattet, so wie das Einmuͤnden eines
                              Rauchfanges aus einem hoͤhern Stokwerke in den eines tieferliegenden, indem
                              hier, der von unten aufsteigende Rauch bis er zur Einmuͤndung des obern
                              gelangt, einen großen Theil seiner Waͤrme verlohren hat, daher er von dem
                              waͤrmern also leichtern Rauche im Aufsteigen verhindert und
                              zuruͤkgedraͤngt wird, und sodann die Wohnungen anfuͤllt.
                           Aus dieser Ursache soll jeder Schornstein allein fuͤr sich durch die ganze
                              Hoͤhe bis uͤber das Dach gefuͤhrt werden, und nie den Rauch
                              eines andern Schornsteins oder Kamins aufnehmen, indem selbst bei zwei ineinander
                              einmuͤndenden Rauchfaͤngen von einem Stokwerke durch ungleiche Heizung
                              das Zuruͤkdraͤngen des Rauches in dem andern Rauchfange bewirkt
                              wird.
                           Oft verhindert die Form der Ausmuͤndung das freie Ausstroͤmen des
                              Rauches bei jeder Temperatur und Witterung, indem der Wind sich in der
                              Ausmuͤndung faͤngt, und den Rauch in dem Schlott
                              zuruͤkschlaͤgt; auch der Druk der obern Luftschichten und Mangel
                              an Luftzuͤge verhindern haͤufig den freien Austritt des Rauches.
                           Eine der besten Vorrichtungen um dem Rauche ungehinderten Austritt zu verschaffen,
                              sind Windhelme oder Rauchhauben von Metall, welche auf einer Spindel ruhen, und von
                              dem geringsten Winde bewegt werden, wodurch die Ausmuͤndung immer auf die dem
                              Winde entgegengesezte Richtung zu stehen koͤmmt, und welche bei ganz ruhiger
                              Luft mittelst einer Vorrichtung auf die von der Sonne nicht beleuchtete Seite
                              gewendet werden koͤnnen.
                           Zur Befoͤrderung des Luftzuges in den Rauchfaͤngen dienen Ventilatoren,
                              welche am Boden oder unter dessen Oberflaͤche angebracht sind, und im leztern
                              Falle in der Oberflaͤche des Heerdes ausmuͤnden.
                           Eben so vortheilhaft ist es, die Rauchfaͤnge in eine gestuzte Pyramide oder
                              einen gestuzten Kegel ausgehen zu lassen, wo die erstiere Form noch vortheilhafter
                              ist, besonders wenn die Oeffnung ein Rechtek, dessen Seiten sich wie 1 : 2
                              verhalten, bildet, indem der Luftzug durch eine rechtekigte Oeffnung weit
                              groͤßer, als durch ein Quadrat von gleichem Flaͤcheninhalte ist.
                           Ein großer Theil der Rauchfange in Italien und Frankreich endigen sich in gestuzte
                              Pyramiden und Kegel von verschiedener Hoͤhe und Durchmesser, und man
                              hoͤrt dort nie uͤber Rauch in den Wohnungen klagen, jedoch sind auch
                              hier gewoͤhnlich fuͤr jeden Heerd oder Kamin die Rauchfaͤnge
                              durchaus allein gefuͤhrt, und nur selten muͤnden Rauchfaͤnge
                              gleicher Stokwerke in einander ein.
                           Eine der vorteilhaftesten Constructions-Arten fuͤr Rauchfaͤnge
                              wodurch den verschiedenen Ursachen des Rauchens in den Wohnungen gesteuert wird, ist
                              folgende:
                           Der Rauchfang von einer Heizung oder einem Heerde wird moͤglichst gerade durch
                              alle Stokwerke gefuͤhrt, (doch koͤnnen auch mehrere Rauchfaͤnge durchs Dach
                              zusammen geschleift werden) und erhaͤlt die landesuͤbliche oder
                              vorgeschriebene Weite. In Frankreich erhalten die Rauchfaͤnge ein Rechtek zum
                              Durchschnitt von 2' Laͤnge und 10'' Breite, in Oestreich aber ein Quadrat von
                              1'6'' Laͤnge und Breite.
                           Die Quadratform von 1'6'' ist die Vortheilhafteste fuͤr den Rauchfangkehrer
                              zum reinigen des Schlotts, indem er hier nach der Diagonale sich anstemmen muß, und
                              so weniger in Gefahr ist die Waͤnde (besonders nur 3'' starke
                              Scheidewaͤnde zwischen 2 Rauchfaͤngen) durchzudruͤken, auch
                              nicht wie dieß bei Rauchfaͤngen von rechtekigtem Durchschnitte schon der Fall
                              oͤfters war, in die Gefahr kommt, steken zu bleiben und so auf eine traurige
                              Weise sein Leben zu verlieren.
                           Von dem Foͤrste aus oder in dessen Hoͤhe, wenn der Schlott nicht durch
                              oder neben dem Foͤrste aus dem Dache gefuͤhrt ist, wird nun auf die
                              durchaus gleichweite Schlottroͤhre eine abgestuzte Pyramide aufgesezt, welche
                              sich in eine rechtekigte Oeffnung von 8'' Laͤnge 4'' Breite endigt.
                           Die Hoͤhe von 6' fuͤr die gestuzte Pyramide ist weit vortheilhafter als
                              die von 2 bis 3' indem bei gleichen Ausmuͤndungen die Seitenwaͤnde der
                              Pyramide eine steilere Loͤschung erhalten und den anprellenden Rauch leichter
                              zuruͤkschlagen, eben so darf kein Stein in der Schlottroͤhre noch
                              weniger aber in der aufgesezten Pyramide vorspringen, um den sich in die
                              Hoͤhe ziehenden Rauch nicht zuruͤkzuwerfen. (Wenn Rauchfaͤnge
                              unten zu sanft am Winkel geschleift werden, bewuͤrken sie eben diesen
                              Uebelstand.)
                           Der Raum in der Kuppe ist noch hinreichend groß genug um dem Rauchfangkehrer zu
                              gestatten, mit emporgehaltenem Arme und Besen dieselbe zu reinigen.
                           Durch diese pyramidale Form ist dem Haupthindernis dem Mangel an Zugluft gesteuert,
                              um nun auf die uͤbrigen Hindernisse das Zuruͤkdraͤngen des
                              Rauches durch Wind oder die an der Ausmuͤndung zu sehr verduͤnnte Luft zu entfernen, ist
                              keine Vorrichtung vortheilhafter, als duͤnne Metallschirme an den Seiten der
                              Ausmuͤndung so aufzustellen, daß die in unsern Gegenden immer mehr oder
                              minder schief auffallenden Sonnenstrahlen von denselben aufgefangen werden, und so
                              die Ausmuͤndung stets, wenigstens groͤßtentheils im Schatten liege und
                              daß die Windstoͤße, welche direct auf die Schirme stoßen, abprallen, die
                              schief anfallenden aber sich schneiden, ohne in der Einmuͤndung selbst sich
                              zu verschlagen und so den Rauch zuruͤkzudraͤngen.
                           Diese Schirme werden gleichlaufend mit den Seiten der Ausmuͤndung des
                              Rauchfanges 6'' entfernt aufgestellt, und sind nach dem in der anliegenden Zeichnung
                              bemerkten Maaße nach ihrer Breite, Hoͤhe und Staͤrke genau
                              anzufertigen, da sie so berechnet sind, daß sie sowohl den Sonnenstrahlen als dem
                              Winde den Zutritt zu der Ausmuͤndung verhindern, und bei der erforderlichen
                              Hoͤhe und Breite auch den noͤthigen Widerstand selbst gegen heftige
                              Stuͤrme leisten.
                           Sie werden am wohlfeilsten von Eisenblech gemacht, und sind gegen Rost entweder mit
                              einem Theeruͤberzuge oder noch weit vortheilhafter nach Außen mit hellgrauer
                              oder weißer, nach Innen aber mit schwarzer Oelfarbe zu uͤberziehen, damit die
                              Lichtstrahlen von der hellen Farbe zuruͤkgeworfen, im innern Raͤume
                              aber von der dunkeln Farbe eingezogen, die Erwaͤrmung der Luft an der
                              Ausmuͤndung moͤglichst verhindern.
                           Die Construktion der Rauchfange selbst, und der einzelnen Schirme mit ihren
                              Stuͤzen und Klammern geht aus der nach einem genauen Maaßstabe entworfenen
                              Zeichnung deutlich hervor.
                           Fig. 7. stellt
                              den Grundriß
                           Fig. 8. die
                              Ansicht oder den Aufriß, und
                           
                           Fig. 9. den
                              Laͤngendurchschnitt ab, und den
                              Querdurchschnitt cd vor.
                           Fig. 10. ist
                              ein nach einem groͤßeren Maaßstabe gezeichneter metallener Schirm.
                           Daß sich auf diese Art auch zwei- und dreifache Rauchfaͤnge einrichten
                              lassen versteht sich von selbst, nur muß sich zwischen jeder Rauchoͤfnung ein
                              Schirm befinden, damit sowohl der Wind so wie die Sonnenstrahlen gehoͤrig
                              abgeleitet werden.
                           Diese Art Rauchfaͤnge zu bauen wurde in Wien im Jahr 1819. in einem
                              Militaͤrgebaͤude (der Ritter-Academie, dem sogenannten
                              Theresianum gegen uͤber) ausgefuͤhrt, und sie haben ihrem Zwek
                              vollkommen entsprochen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
