| Titel: | Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren. | 
| Autor: | Prof. Peter Ludwig Marechaux [GND] | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LX., S. 334 | 
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                        LX.
                        Würdigung sämmtlicher bis jezt bekannt gewordener Methoden, das Getreide, mehrere Jahre hindurch, ohne Nachtheil für dasselbe,
                           aufzubewahren.
                        Von K. B. Professor Hr. Marechaux in Muͤnchen.
                        Mit Abbildungen auf Tab. V.
                        Marechaux über die verschiedenen Methoden, das Getreide, mehrere Jahre ohne Nachtheil für dasselbe, aufzubewahren.
                        
                     
                        
                           (Beschluß.) 12. Beschreibung einer Korndarre nach Duhamel'scher Einrichtung.
                           Folgende Kupfer werden einen Begriff von der Einrichtung
                              geben, welche der Verfasser dieser Schrift in die Stelle der Italienischen
                              sezte.
                           Fig. 6. Tab.
                              V. zeigt die aͤußere Form des Gebaͤudes.
                           Fig. 7. ist
                              der horizontale Durchschnitt derselben nach der Linie ABFig. 6.
                              fuͤr das Mauerwerk, und nach der Linie CD
                              Fig. 6''.
                              fuͤr die senkrecht stehenden Canaͤle.
                           Fig. 8. ist
                              ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie MNFig. 7.
                           Fig. 9. ist
                              ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie GHFig. 7.
                           Das Gebaͤude Fig. 6. ist ein Vierek, dessen jede Seite im Lichten 9 Pariserfuß
                              haͤlt. Die Mauern sind 3 Fuß dik.
                           a. Fig. 7. ist der Ofen.
                           b. Fig. 7. dessen
                              Rauchfang.
                           
                           c. Fig. 7. ein Canal, der die
                              Waͤrme in das Gebaͤude leitet.
                           d. Fig. 7. senkrechte
                              Traͤger fuͤr das Geruͤste. Sie sind etwas uͤber 11 Schuh
                              lang, und reichen fast bis an den Schluß des Gewoͤlbes. Sie ruhen auf einem
                              erhoͤheten Mauerwerke; sie sind zwei zu zwei aneinander mit Schrauben
                              befestigt, und alle 4 Paare stehen unmittelbar unter dem Schlusse des
                              Gewoͤlbes.
                           eeee. Fig. 7. kuͤrzere
                              Traͤger, die an der vorderen Mauer und an der gegenuͤberstehenden
                              anliegen, sie sind nahe an 8 Fuß hoch, und reichen bis an die Wurzel des
                              Gewoͤlbes.
                           ff. Fig. 8. Seitenriegel,
                              welche die senkrechtstehende Traͤger oder Pfeiler d und e, oben mit einander verbinden.
                           gg. Fig. 8. Seitenriegel,
                              welche die unteren Enden derselben Pfeiler oder Traͤger verbinden.
                           Da die kuͤrzeren Traͤger nur bis an die Wurzel des Gebaͤudes
                              reichen, die laͤngeren dagegen bis an den Schluß desselben, so gehen die
                              oberen Querriegel abschuͤssig, von den mittleren hoͤheren Pfeilern,
                              nach den kuͤrzeren hinunter. Dagegen gehen die unteren Querriegel
                              abschuͤssig von den kuͤrzeren hoher stehenden Seitenpfosten e, nach den tiefer stehenden mittleren d hin, wie es aus der Fig. 8. deutlich
                              abzunehmen ist.
                           h. Fig. 8. solides Mauerwerk,
                              worauf das ganze Geruͤste ruht. Es geht abschuͤssig nach der Mitte der
                              Seitenwaͤnde zu. Auf der hoͤchsten Stelle desselben stehen die
                              kuͤrzeren Traͤger oder Pfeiler e und auf
                              der niedrigsten die laͤngeren d.
                           Man sieht an den Original-Zeichnungen die Baͤnder nicht, welche die
                              senkrecht stehenden Traͤger d und d und e und e miteinander verbinden. Vermuthlich geschieht dieses
                              durch die Bretter, die den Boden und die Deke des Geruͤstes bilden. Der
                              Boden, abschuͤssig wie das Mauerwerk, welches die ganze hoͤlzerne
                              Vorkehrung traͤgt, ruht unmittelbar auf demselben.
                           i. Fig. 8. die Roͤhren
                              oder Canaͤle, die das zu doͤrrende Getreide aufnehmen. Sie bilden
                              rechtwinklichte, senkrechtstehende Canaͤle. Die breite Seite derselben,
                              haͤlt, die Holzdike mitgerechnet, 2 Fuß 9 bis 10 Zoll, die schmale 7 Zoll.
                              Die breite Seite eines solchen Canals zeigt Fig. 9, und Fig. 8. die
                              schmale. Nach der rechten Hand zu, ist die schmale Seitenwand abgenommen, und man
                              sieht das Getreide in den Roͤhren.
                           Die breite Seite dieser Canaͤle, Fig. 9. war ein Gatter von
                              Eisendrath, in den ersten Konstruktionen. Spaͤterhin zeigte sich, daß ein Weidengeflechte
                              bessere Dienste leistete, weil es wohlfeiler war, und mehr Raum fuͤr das
                              Getreide ließ. Das eine oder das andere ist noͤthig, damit die Hize in die
                              Canaͤle dringe.
                           k. Fig. 9. Querriegel, welche
                              in die schmalen Seitenwaͤnde der Canaͤle, mit
                              Schwalbenschwaͤnzen eingelassen sind, und dazu dienen, das Eisendrathgatter
                              zu unterstuͤzen, wenn man sich der Weidengeflechte nicht bedienen will.
                           Die Stellen, wo diese Querriegel eingelassen werden, erkennt man Fig. 9. linker Hand, wo
                              die vordere Seitenwand der Canaͤle abgenommen worden ist.
                           l. Fig. 7. ist ein
                              Stuͤk der Deke. Sie erstrekt sich abschuͤssig von dem hoͤchsten
                              Ende der mittleren senkrechten Traͤger d zu dem
                              oberen Ende der senkrechten Traͤger e hin, die
                              nur bis an die Wurzel des Gewoͤlbes reichen, und ist daher
                              Dachfoͤrmig.
                           In dieser Deke sind so viele laͤnglichte rechtwinklichte Oeffnungen, als in
                              dem gegebenen Raume senkrechte Canaͤle angebracht werden koͤnnen.
                           Die Muͤndung eines jeden Canals steht unmittelbar unter einer solchen Oeffnung
                              in der Deke, und ist eben so lang und breit.
                           Die schmalen Seitenwaͤnde aller dieser Canaͤle sind in die untersten
                              Querriegel eingelassen. Der Boden des ganzen Geruͤstes bildet vermittelst der
                              untersten Querriegel eine Art von Kasten, in welchem das Getreide sich aus den
                              untersten Muͤndungen verbreitet.
                           mmm. Fig. 3. Querleisten, die
                              von einem Seitenriegel zum andern oben uͤber der Deke, und unten uͤber
                              der Grundflaͤche angebracht sind. Sie verhindern, so wie an den Intierischen
                              Faͤchern, die zu große Anhaͤufung des Getreides, und das Ueberlaufen
                              desselben uͤber die Raͤnder.
                           n. Fig. 6 und 8. Trichter, durch welche
                              das Getreide in das Innere des Gebaͤudes faͤllt.
                           Wenn die Geruͤste ihre Ladung bekommen sollen, so schuͤttet man das
                              Getreide in diese Trichter. Die Oeffnung derselben steht unmittelbar uͤber
                              der oberen Muͤndung der mittelsten Canaͤle. Diese fuͤllen sich
                              also zuerst; dann ergießt sich das Getreide von beiden Seiten des Daches, und
                              fuͤllt zuerst die Canaͤle, die unmittelbar auf den Mittelsten folgen,
                              und wenn diese voll sind, nach und nach die uͤbrigen, bis der lezte ebenfalls
                              voll ist; dann lagert es sich auf der Deke, bis es die untere Oeffnung des Trichters
                              erreicht. Jezt haben die Geruͤste ihre Ladung.
                           
                           Sobald die Hize hinlaͤnglich auf das Getreide gewirkt hat, oͤffnet
                              man
                           o. Fig. 9. den Schieber, der
                              die Rinne
                           p. Fig. 9. schließt, die in
                              der Dike der Mauer und abschuͤssig, das getroknete Getreide nach außen hin
                              fuͤhrt, wo es durch
                           q. Fig. 6 und 9. in die Saͤke
                              faͤllt.
                           
                        
                           13. Duhamelsche Behandlung des Getreides, und Vergleichung derselben mit der Intierischen.
                           Man sieht aus dieser Beschreibung, daß dem wesentlichen nach die Duhamel'sche
                              Vorkehrung eine Nachahmung der Intierischen ist; nur sind in die Stelle der
                              abschuͤssig gehenden Tafeln, senkrechtstehende Canaͤle angebracht, und
                              in der Stelle der auf Raͤder stehenden Kohlenpfanne ist ein Ofen der mit Holz
                              geheizt werden kann, und der folglich mit einem Rauchfange versehen ist.
                           Duhamel behauptet, daß seine Geruͤste, in demselben Raͤume mehr Weizen
                              fassen, als die Intierischen. Wenn das Getreide auf den Intierischen Tafeln 3 bis 4
                              Zoll dik liegt, so faßt ein Zimmer von 9 Fuß im Quadrat ungefaͤhr 228
                              Kubikfuß, und ein eben so großer Raum mit senkrechtstehenden Canaͤlen,
                              enthaͤlt dagegen 372 Kubikfuß. Dieser Unterschied verdiente freilich
                              Aufmerksamkeit, wenn sonst keine andre Nachtheile daraus entstuͤnden.
                           Duhamel schreibt vor, das Feuer um 6 Uhr des Morgens anzuzuͤnden, und die Hize
                              bis 50 oder 60 Grad Reaumur zu steigern. Zu dem Ende haͤngt ein Thermometer
                              durch eine Oeffnung im Gewoͤlbe, bis gegen die Mitte der Hoͤhe des
                              Zimmers; sobald sich diese Temperatur einfindet, haͤlt man mit der Feuerung
                              ein: man schließt die Ofenthuͤre und die Register, wenn alles Holz bis zur
                              bloßen Gluth abgebrannt ist. Den folgenden Morgen, um 6 Uhr oͤffnet man die
                              Luftloͤcher im Gewoͤlbe, um die Duͤnste herauszulassen. Des
                              Abends oder den folgenden Morgen leert man die Geruͤste. Man schuͤttet
                              nun den Weizen auf einen besondern Soͤller, laͤßt ihn erkalten, siebet
                              ihn, um ihn von allem Staube zu reinigen, und hebt ihn dann in verschlossenen Kasten
                              auf, um ihn vor dem Zutritte der Feuchtigkeit zu schuͤzen.
                           Es muß hierzu bemerkt werden;
                           1. Daß die Thermometrische Angabe zur Erreichung des Zwekes nicht sicherer ist, als
                              die von Intieri angegebene Kohlenmenge. Der Zwek der ganzen Behandlung ist die
                              Vernichtung des Keimes. Die dazu noͤthige Waͤrme haͤngt von Umstaͤnden ab,
                              die bei verschiedenen Gattungen des Getreides verschieden sind. Jeder
                              Magazin-Verwalter muß aber bei Anwendung dieser Methode von einem festen
                              Punkt ausgehn, und dazu sind solche Angaben, die schon in mehreren Faͤllen
                              zweckdienlich waren, brauchbar. Etwas von dem, unter diesen
                              Waͤrmeverhaͤltnissen behandelten Getreide, muß nun gepflanzt, und
                              gehoͤrig gewartet werden. Keimet von einigen hundert Koͤrnern kein
                              einziges, so hat man die wahre Waͤrme getroffen, und man muß diese
                              festzuhalten suchen, keimen noch einige, so war entweder die Waͤrme zu geringe oder das Getreide lag zu
                                 dik. Es ist leicht beides auszumitteln.
                           2. Es faͤllt ferner zum Nachtheil der Duhamelschen Methode auf, daß er 36 bis
                              48 Stunden braucht, um eine Quantitaͤt Getreide zu behandeln, welche Intieri
                              in 6 bis 8 Stunden zum Ziele fuͤhrt. Angenommen daß Duhamel in 36 Stunden mit
                              228 Kubikfuß Weizen das Ziel erreicht, so fertiget Intieri, in derselben Zeit, 913
                              Kubikfuß.
                           3. Die Heizung der Zimmer mit einer Kohlenmasse die, nur einmal angezuͤndet,
                              ruhig und ohne weitere Wartung ab brennt, hat offenbar Vorzuͤge vor der
                              Duhamel'schen, wo der Ofen anfaͤnglich, bis die Waͤrme zu 50 Grad
                              gestiegen ist, eine fortdaurende Wartung erfordert; – die Behandlung des
                              Thermometers nicht einmal gerechnet, die selten die Sache eines gemeinen Arbeiters
                              ist.
                           4. Duhamel bemerkt daß eine Hize zwischen 50 und 60 Grad zwar die weißen
                              Kornwuͤrmer toͤdtet, aber nicht alle schwarzen, und daß, unter dem, in
                              dieser Temperatur, behandelten Weizen, sich immer einige Koͤrner, und zwar
                              gegen den 4ten Theil derselben, befinden, die wiewohl spaͤt, aber am Ende
                              doch noch aufgehn.
                           Alle Intierischen Versuche zeigen, daß so oft dieses der Fall war, irgend ein Versehn
                              bei der Behandlung vorgieng, oder ein Fehler im Verfahren lag.
                           Dieser Umstand verdient alle Aufmerksamkeit und eine besondere Erwaͤgung.
                           Mit vieler praktischer Einsicht hat Intieri folgende entscheidende Versuche
                              angestellt.
                           In eine kleine hoͤlzerne aus duͤnnen Brettern bestehende Kiste brachte
                              er 8 Zoll hoch, (6 1/2 Pariser Zoll) bereits gedoͤrrten Weizen. In die Mitte
                              dieser Hoͤhe legte er eine Schichte frisches Korn, und in dieselbe Gegend ein
                              Ey. Das frische Korn lag zwischen duͤnnem Flor, um alle Vermischung zu
                              verhindern. Diese kleine Kiste wurde in einen Bakofen gestellt, waͤhrend man
                              das Brod darin bakte, und wurde noch eine Stunde nachher darin gelassen; die Hize
                              wurde zwar nicht mit
                              einem Thermometer versucht, sie war aber so stark, daß die Waͤnde der Kiste
                              anfiengen zu verkohlen, und die oberste Schichte des Getreides zu roͤsten.
                              Als man nun Ey und Getreide untersuchte, war das Ey noch frisch, und von 97
                              Koͤrnern, die man saͤete, gieng nur ein einziges nicht auf, alle
                              uͤbrigen waren nach 8 Tagen aufgegangen. – Eine
                              Getreide-Schichte, die 3 1/2 Zoll hoch ist, verhindert das
                              gleichmaͤßige tiefere Eindringen der Waͤrme, und den
                              erwuͤnschten Effekt.
                           Zweiter Versuch. Unter denselben Umstaͤnden wurde das Ey mit einem Zoll hoch
                              Getreide bedekt, und nicht so lange im Ofen gelassen. Jezt wurde es hart gesotten.
                              – Ein Beweis, daß die Hize im vorigen Versuch nicht gehoͤrig
                              eingedrungen war.
                           Dritter Versuch. Er befeuchtete bereits gedoͤrrtes Getreide mit wenigem Wasser
                              – und brachte es 3 Zoll hoch in dieselbe Kiste. Wie im ersten Versuch lag das
                              frische Getreide, mit dem Ey, in der Mitte dieser Hoͤhe. Der Ofen aber war
                              minder warm, und er ließ die Kiste bloß drei Stunden darin. Jezt war das Ey
                              vollkommen hart, und von dem frischen Getreide, welches in derselbe Kiste, worin das
                              erste gesaͤet worden war, ebenfalls gesaͤet und gewartet wurde, gieng
                              kein einziges Korn auf. – Ein wichtiger Versuch, welcher einen Beweis
                              abzieht, daß die Feuchtigkeit des Getreides die Toͤdtung des Keimes
                              befoͤrdert, indem sie, in dem Getreidehaufen, die Hize zu vermehren hilft,
                              und deutlich darthut, wie wenig diejenigen verbesserten, welche an dem
                              Gewoͤlbe der Doͤrranstalt Ventilators anbrachten, um die, sich aus dem
                              Getreide entwikelnde, Feuchtigkeit zu entfernen.
                           Diese Versuche moͤgen jezt zur Controllirung der Duhamel'schen, und zur
                              naͤheren Wuͤrdigung seiner Einrichtung dienen.
                           Wenn die Feuchtigkeit im Getreide zur Zerstoͤrung des Keimes wesentlich
                              beitraͤgt, so muß man schließen, daß eine Temperatur die niedrig
                              anfaͤngt, und langsam nur den Grad erreicht, der zwekmaͤßig ist, ihren
                              Effekt zum Theil verfehlen muß. Sie befoͤrdert ein langsames
                              Ausduͤnsten, und unterhalt die dem Getreide beiwohnende Feuchtigkeit in einer
                              Temperatur die auf den Keim nur dann einen nachtheiligen Einfluß haben kann, wenn
                              sie unter Beguͤnstigung einer troknen warmen Luft, nach anhaltender
                              Einwirkung derselben, dem organischen Gewebe ganz entzogen worden ist.
                           Dieses erklaͤrt, warum Getreide, welches Duhamel auf einem Teller, in der
                              Naͤhe seines Thermometers gehaͤngt hatte, nur zum Theil die
                              Faͤhigkeit zu keimen verlor. Die Feuchtigkeit wurde den Koͤrnern
                              entzogen, ehe sie im innern, den Grad der Hize annehmen konnte, der sie fuͤr
                              den zarten Keim zerstoͤrend macht, und sie hatten viel laͤnger diesem
                              Grade der Hize ausgesezt bleiben muͤssen, wenn der Keim in allen hatte
                              absterben sollen. So verlieren auch nicht alle Getreidekoͤrner mit einmal die
                              Faͤhigkeit zu keimen, wenn sie mehrere Jahre einer troknen Luft ausgesezt
                              sind.
                           Es folgt ferner aus jenen Versuchen, daß die Construction der Duhamel'schen Apparate
                              fehlerhaft ist.
                           Duhamel lagert auf den Faͤchern seinen Weizen 3 bis 4 Zoll hoch: 1 Zoll
                              hoͤher als Intieri: und da man so eben gesehn hat, daß die Hize eines
                              Bakofens nicht durch eine 3 1/2 Par. Zoll dike Getreidelage hinlaͤnglich
                              durchdringen kann, um die Keime des in dieser Tiefe liegenden Getreides zu
                              zerstoͤren, so wird man sich nicht wundern, daß bei der langsam anwachsenden
                              Hize, im Duhamel'schen Apparate, ungefaͤhr der vierte Theil dieser
                              Koͤrner unbeschaͤdigt bleibt.
                           Noch groͤßer ist dieser Fehler, indem Apparate, den Duhamel seine Erfindung
                              nennt: seine Canaͤle sind 7 Zoll tief. Hier sezt nach und nach die mittelste
                              Schichte ihre Feuchtigkeit an die benachbarten ab, und wenn die Hize endlich bis
                              dahin durchdringt, so findet sie nicht mehr Wasser genug, um durch dessen
                              erhoͤhte Temperatur, den Keim vernichten zu koͤnnen. Innen dagegen
                              giebt seinen Canaͤlen die Bretter mit inbegriffen eine Dike von 4 Neapol.
                              Zollen, und da die Dike des Brettes i Zoll betraͤgt, so bleiben 2 Neap.
                              Zolle, oder 19,5 Par. Linien, fuͤr das Getreide.
                           Die Duhamel'schen Fehlgriffe entstanden, weil dieser sonst so scharfsinnige Mann die
                              Wirkungen der erhizten Feuchtigkeit im Korne selbst nicht kannte, und er bloß die
                              Austroknung desselben vor Augen hatte, auf welche allein er seinen Ofen, und sein
                              ganzes Verfahren berechnete. Selbst Intieri leitete Anfangs nur ein
                              gluͤklicher Zufall, bis bestimmte Versuche ihm mit der Ursache seines
                              Gelingens naͤher vertraut machten.
                           5. Duhamel will, daß das Getreide an einem troknen Orte erkalte, und durchgesiebt
                              werde, ehe man es in die Kasten bringt, und daß es dahin gebracht werde, so bald es
                              abgekuͤhlt ist, um es vor der Feuchtigkeit zu schuͤzen.
                           Er hat sich viele Muͤhe gegeben, um den Verlust an Maaß und Gewicht zu
                              bestimmen, den das, auf den Geruͤsten behandelte, Getreide erleidet, und die
                              Eigenthuͤmer damit getroͤstet, daß der erhoͤhete Preis dieses
                              Korns fuͤr diesen Verlust reichlich entschaͤdigte. Er hat dabei nicht
                              bedacht, daß das
                              Getreide durch diese Behandlung seine hygroscopische Beschaffenheit nicht verliert,
                              und deshalb, vermuthlich, hat er unterlassen, nach einiger Zeit, mit demselben
                              Weizen die Probe zu wiederholen: und dort giebt er den Rath ihn schnell vor Annahme
                              der Feuchtigkeit zu schuͤzen. Intieri ist jenes nicht entgangen, und durch
                              mehrere sorgfaͤltig angestellte Versuche zeigt er, daß nach wenigen Wochen
                              das der Hize ausgesezte, und zum keimen unfaͤhig gemachte Getreide nicht nur
                              sein voriges Volumen wieder einnimmt, sondern, nach Beschaffenheit der Luft, auch
                              wohl noch ein groͤßeres. Allein diese Feuchtigkeit ist ohne nachtheilige
                              Folgen.
                           Die verkehrte Ansicht die man sich von der eigentlichen Wirkungsart einer Korndarre
                              machte, hat zu falschen Manipulationen verleitet.
                           Franzoͤsische Intendanten haben die Vollkommenheit ihrer Arbeit in einer Art
                              von Rostung des Getreides gesucht. Herr Maréchal
                              zu Lille trieb sogar die Waͤrme bis zu 120 Grad R. Bei solcher Temperatur
                              aber konnte der Weizen kaum 4 Stunden auf den Geruͤsten bleiben, in den
                              oberen Theilen fieng er wirklich zu roͤsten an, und wenn man ihn von den
                              Geruͤsten ablaufen ließ, so war er noch so warm, daß, innerhalb 1/4 Stunde,
                              Eyer darin hart wurden und selbst bei dieser Behandlung giengen von 100
                              Koͤrnern noch 4 auf; folglich lag auch in diesen Apparaten der Weizen zu
                              dik.
                           Selbst Duhamel giebt als Kennzeichen der fertigen Arbeit, daß das Koͤrnchen
                              unter dem Zahn rein zerspringen muß, wie ein Reiskorn. Freilich hatte Intieri
                              Anfangs auch ein solches Kennzeichen der vollendeten Arbeit gegeben, allein er hatte
                              es bloß aus Besorgniß gethan, daß seine Landleute zu schwaches Feuer geben
                              moͤchten. Das Getreide auf seinen Geruͤsten bleibt weich, wird aber,
                              wie es in den Kasten erkaltet, hart.
                           Dieses weichere Wesen bleibt ihm, weil die stark erhizten feuchten Daͤmpfe in
                              dem kleinen verschlossenen Raͤume eine gaͤnzliche Austroknung nicht
                              gestatten. Gerade diese stark erhizten Daͤmpfe sind es, die zum Ziele
                              schneller und sicherer fuͤhren, als eine trokne Waͤrme. Man hatte also
                              sehr unrecht, in den koͤnigl. Magazinen zu Lille, durch mehrere im
                              Gewoͤlbe angebrachte Ventilatore, die Duͤnste aus dem Zimmer
                              abzuleiten, um eine gaͤnzliche Austroknung der Luft und des Getreides zu
                              bewirken. Die Korndarre muß hauptsaͤchlich als Dampfbad wirken, wenigstens
                              erhoͤhen die erhizten Daͤmpfe ihre Wirkung.
                           Die koͤnigl. Verwaltung zu Lille, bei einer Waͤrme von 120 Grad, konnte
                              mit hoͤlzernen Geruͤsten nicht ausreichen; sie warfen sich, sie bekamen
                              Risse, sie mußten alle Augenblike reparirt werden, und diese Reparaturen
                              unterbrachen die Arbeit: man machte sie daher von Eisen. Indessen empfiehlt Intieri
                              die Entfernung alles Eisens, selbst der eisernen Naͤgel. Das Eisen, sagt er,
                              nimmt eine so große Waͤrme an, daß die Getreidekoͤrner, die damit in
                              Beruͤhrung kommen, zu roͤsten anfangen. Er will daß die
                              Geruͤste von weichem Holze, nur nicht von den Harzenthaltenden, seyn sollen,
                              und verwirft das Eichenholz und andre hatte Holzarten, die sich in der Hize nicht
                              gut halten. Duhamel dagegen hat seine Geruͤste aus Eichenholz verfertigen
                              lassen. Mir fehlen aus der Erfahrung geschoͤpfte Thatsachen, ohne welche sich
                              uͤber eine solche Verschiedenheit in den Meinungen nicht entscheiden
                              laͤßt. Mir wuͤrde Intieris dreisigjaͤhrige Erfahrung zum
                              Leitfaden dienen.
                           Hier draͤngen sich nun einige Fragen auf, die beantwortet werden
                              muͤßen.
                           Die erste duͤrfte wohl diese seyn; warum blieben wir Deutschen, gegen die
                              Italiaͤner, die Schweizer und die Franzosen zuruͤk, und so lange
                              Zuschauer des bewaͤhrten Guten, ohne die wohlthaͤtigen Fruͤchte
                              desselben, in unseren eigenen Magazinen einzufuͤhren. Die Unwissenheit des
                              Besseren war daran nicht Schuld, denn die Zeitschriften der damaligen Zeit
                              kuͤndigten von mehreren Seiten her, was an mehreren Orten geschah: allein es
                              ist ein National-Charakterzug, daß wir uns langsam bewegen. Oft durch das
                              Neue irrgeleitet, glauben wir in Annahme, selbst des vielfach geruͤhmten,
                              behutsam seyn zu muͤssen; und als man endlich anfieng eine dreisig Jahr
                              hindurch, in vielen großen Staͤdten, mit unleugbarem Nuzen,
                              eingefuͤhrte Erfindung, benuzen zu wollen, da trat die franzoͤsische
                              Revolution ein, die theils auf ganz andere Gegenstande hin, unsere Aufmerksamkeit
                              lenkte, theils alle unsere Magazine leerte, und uns sogar die Moͤglichkeit
                              raubte, an deren Stelle andere anzulegen. Nach den mannigfaltigen Ereignissen,
                              welche diese Revolution herbeifuͤhrte, hat man an andere Dinge zu denken
                              gehabt, und den guten Intieri mit seiner sinnreichen Erfindung laͤngst
                              vergessen. Unser Kruͤniz hat, so gut es ihm moͤglich war, auf die
                              Vorzuͤge dieser Einrichtung aufmerksam gemacht, aber wie wenig
                              Administratoren durchblaͤttern sein Werk.
                           Man wird ferner fragen, wie es zugieng, daß eine Erfindung, die in allen
                              koͤnigl. Magazinen in Frankreich, nach und nach eingefuͤhrt werden
                              sollte, jezt in diesem großen Reiche nirgends mehr anzutreffen ist? Auch auf diese
                              Frage ist die Antwort nicht schwer.
                           
                           In jener Revolution liegt der Grund warum die bestehenden Anstalten, die uns bekannt
                              geworden sind, eingiengen. Die koͤnigl. Zehnten, und Zehnten
                              uͤberhaupt, wurden nicht mehr entrichtet; an Kriegsvorraͤthe
                              fuͤr große Festungen wurde nicht mehr gedacht; die Marine, die in den
                              Handels- und Kriegeshafen des Reiches starke Getreide-Vorraͤthe
                              erforderte, theils zum Behufe der Schiffart, theils fuͤr die Colonien, die
                              kein Getreide bauten, wurde auf 25 Jahre vernichtet. Die nunmehr unnuͤz
                              gewordenen, zu jenen Vorraͤthen bestimmten Gebaͤude, wurden theils zu
                              andern Zweken verwendet, theils wurden sie in den Stuͤrmen der Revolution
                              zerstoͤrt. Alle, vor diesem langen Zeitraͤume als nuͤzlich
                              anerkannte Einrichtungen, geriethen in Vergessenheit, und machten neuen
                              Speculationen Plaz.
                           Die Schweiz, abwechselnd der Tummelplaz der Deutschen, der Russen, der Italiener, der
                              Franzosen, will, heißt es, die Sorgfalt fuͤr die Unterhaltung ihrer Bewohner,
                              den Speculationen der Getreidehaͤndler uͤberlassen, bei welchen, so
                              sagt man, sie sich besser befindet, als bei ihren fruͤheren, mit großem
                              Aufwande, und mit vielem Fleiße angelegten Magazinen, und hat diese schon vor Anfang
                              der franzoͤsischen Revolution eingehen lassen.
                           Endlich kann man noch nach der Ursache fragen, welche die koͤnigl.
                              Neapolitanische Regierung bewog, die zum Behufe ihres großen Magazins errichtete
                              Korndarre, 13 Jahre nach Anlegung derselben, wieder aufzugeben, da doch der Prinz
                              von Corsini, eben derselbe, von welchem Intieri den Zehnten gepachtet hatte, gerade
                              zur selbigen Zeit, mehrere auf seinen Guͤtern, auf eigene Rechnung erbaute
                              Korndarren, nicht nur beibehielt, sondern auch die wohlthaͤtigen Wirkungen
                              derselben besonders ruͤhmte, wie wir es aus einem Briefe des Herrn Marechal
                              an den Cardinal Valenti, Staatssekretairs seiner Heiligkeit ersehen.
                           Auch hiervon ist der Grund nachzuweisen. Die Korndarre beschaͤftigt nur wenig
                              Menschen; das in derselben behandelte Getreide erfordert keine weitere Wartung. Ein
                              zahlreiches Personal, welches hier Nahrung, Wohlstand, große Emolumente fand, verlor
                              ploͤzlich die Gelegenheit, sich auf Kosten des Staates, auf leichten und
                              sicheren Wegen, zu bereichern. Eine Methode, welche jenen ehemals Angestellten die
                              Existenz theils raubte, theils verkuͤmmerte, konnte ihnen nicht willkommen
                              seyn. Sobald die Maͤchtigen am Ruder, die eine Kommission zur Besichtigung
                              der Intierischen Magazine veranlaßt hatten, nicht mehr durch ihren unmittelbaren
                              Einfluß, die niedrigen Leidenschaften der Administratoren und ihrer jezigen und vorigen
                              Verwandten und Gehuͤlfen in Schreken und im Zaume hielten, wurde man von
                              allen Seiten Segen das neue Verfahren laut. Die Angestellten waren
                              natuͤrlicher Weise die ersten, die von den Maͤngeln der neuen Methode
                              sprachen; sie fanden in den Zuruͤkgesezten, und in ihren Freunden treue
                              Gehuͤlfen. Unwissende ergriffen ihre abgeschmakten Maͤhrchen, ihre
                              bodenlose Gruͤnde, und suchten sich damit vor dem unwissenden Publikum
                              wichtig zu machen; kurz es gieng damals dem Intieri, wie es in unseren Zeiten
                              unserem Achard gieng. Man fand sogar, daß das, aus dem durch die Korndarre
                              gegangenen Getreide, versezte Brod, brandig schmekte, wie man bei uns an dem
                              feinsten, aus der Runkelruͤbe verfertigten Zuker, den Geschmak der
                              Runkelruͤbe schlechterdings wiederfinden wollte. Man trieb den Unsinn so
                              weit, daß man behauptete, seine Methode sey kostspieliger als die
                              gewoͤhnliche. Es gelang am Ende auch, daß man den Uͤbeln Geschmak
                              mehrerer tausend Sake Weizen, die zur See angekommen waren, und ohne Wartung in dem
                              Magazin Monate gelegen hatten, der Behandlung in der Korndarre zuschrieb.
                              Unwissende, sorglose, ihre Ruhe liebende Minister, muͤde des vielen Geredes,
                              opferten endlich dem niedrigsten Eigennuze das Wohl des Ganzen.
                           Das ist leider! das Schiksal vieler Erfindungen, vieler wohlthaͤtiger
                              Vorschlaͤge, wenn sie mit kleinlichen Ansichten, oder schmuzigen
                              Leidenschaften in Conflikt kommen. Ehre jedem Biedern, der mit Muth, Umsicht und
                              Ausdauer mit diesen in den Kampf tritt, und dem wahrhaft Guten den Sieg
                              verschaft.
                           Intieri machte dieses Misgeschik nicht irre. Er beschaͤmte durch den
                              fortdauernden Flor seines Instituts die hohe Staatsverwaltung; er beschaͤmte
                              sie, und alle niedrigen Feinde des Guten, aber er besserte sie nicht. Man
                              beschoͤnigte die Ruͤkkehr zum Alten, durch die unter anderen
                              Umstaͤnden richtige Bemerkung, daß einem Particulier manches gelingt, was
                              eine Staatsverwaltung nicht zum Ziele fuͤhren kann.
                           Der Beifall der Schweizer und der Franzosen, die sorgfaͤltig nach der Ursache
                              jenes Misgeschikes sich erkundigt hatten, ehe sie sich zu der neuen
                              Getreide-Behandlung entschlossen, troͤstete den Erfinder. Oft
                              verschmaͤht das Vaterland das, in seinem Schooße entsprossene. Gute, indem im
                              Auslande, leidenschaftlose Maͤnner es zu wuͤrdigen wissen.
                           In den Schriften der damaligen Zeit findet man nirgend Spuren von Unzufriedenheit,
                              uͤber den Erfolg der neuen Manipulationen: aber die Administratoren der
                              Schweizer-Getreide-Magazine waren rechtschaffene Maͤnner, von
                              Pflichtgefuͤhl durchdrungen, durch Vaterlandsliebe geleitet; Herr Marechal in Frankreich, dessen
                              hoͤherer Aufsicht die koͤnigl. Magazine anvertraut waren, war ein Mann
                              von Charakter, bei den neuen Manipulationen selbst thaͤtig, und reich an
                              Kenntnissen.
                           Eine Begebenheit ereignete sich indessen in seinen nach der neuen Methode behandelten
                              Magazinen. Auf dem Weizen, der darin 2 Jahr hindurch, an 5 Fuß hoch, ohne weitere
                              Wartung, gelegen hatte, zeigten sich ploͤzlich einige Wuͤrmer. Dieser
                              unerwartete Vorfall beunruhigte ihn, er erkundigte sich in Italien, ob sich auch
                              dort etwas aͤhnliches gezeigt haͤtte: allein, wenn ein solcher Zufall
                              in den dortigen koͤniglichen Magazinen statt gefunden haͤtte, wie
                              begierig hatte man ihn nicht gegen die neue Erfindung benuzt!
                           Il a résulté, sagt Herr Maréschal
                              in seinem Schreiben vom 2. Oktober 1753 an den Staatssekretaͤr zu Rom,
                              Cardinal Valenti; il a résulté de toutes les
                                 opérations qui ont été faites, que les grains ainsi
                                 desséchés, se sont conservés pendant deux
                                 étés de suite sans la moindre altération d'aucune
                                 espèce, et qú à la fin du second été il a
                                 paru des vers sur la superficie des couches. On ne sait a quoi attribuer cet
                                 incident, les grains ayant été trouvés extrêmement frais et beaux.
                              
                           Es ist moͤglich, daß einige Eyer in einigen Koͤrnern der Wirkung der
                              Hize entgiengen; auch ist es moͤglich daß einige zu weich gebliebene
                              Huͤlsen dem Stachel des schwarzen Kornwurms nicht wiederstanden; aber noch
                              weit wahrscheinlicher ist es, daß diese Wuͤrmer absichtlich dahin gebracht
                              worden sind, als ein erster Versuch, die oͤffentliche Meinung, uͤber
                              den Nuzen der neuen Methode, schwankend zu machen.
                           
                        
                           14. Das siedende Wasserbad.
                           Ehe wir den wakeren Intieri verlassen, um uns mit den Bemuͤhungen anderer
                              verdienstvoller Maͤnner zu beschaͤftigen, wollen wir noch einen seiner
                              lezten Versuche erwaͤhnen.
                           Die auffallende Wirkung des Wassers, auf den befeuchteten, bereits schon in der
                              Korndarre behandelten Weizen, (3ter Versuch §. 12.) fuͤhrte ihn auf
                              den Gedanken, das Verhalten des siedenden Wassers zum Korne zu untersuchen.
                           Er ließ hoͤchstens eine Minute lang eine Quantitaͤt Weizen in siedendem
                              Wasser, und troknete ihn nun an der Luft. Dieser Weizen hatte weder an Ansehen noch
                              an seinem Geschmake das Geringste verloren. Von allen Koͤrnern, die er davon
                              pflanzte, gieng kein einziges auf.
                           
                           Dieser Versuch bekraͤftigt die Meinung, daß in der Korns darre, die stark
                              erhizten Daͤmpfe zur Beschleunigung der Operation vieles beitragen.
                           Intieri glaubt, daß man die Kosten jenes Instituts ersparen, und mit einem einzigen
                              Kessel von gewoͤhnlichem Ums fange, in einem einzigen Tage eine große Menge
                              Getreide wegarbeiten koͤnnte. Dieser Meinung kann ich nicht beipflichten. Ich
                              glaube wohl, daß eine Haushaltung, die, auf einige Jahre, ihr Brodkorn
                              vorraͤthig halten wollte, mit diesem Mittel ausreichen wuͤrde, weil
                              sie diese kleine Quantitaͤt Korn, nach und nach behandeln, und ohne großen
                              Raum zu beduͤrfen, leicht troknen koͤnnte: allein wenn alle 12 Stunden
                              einige 800 Kubikfuß Getreide verarbeitet werden muͤßten, so wuͤrde
                              diese Quantitaͤt schwerlich von einem Tage zum andern troken seyn. Diese
                              Methode, so einfach sie auch scheint, wuͤrde daher zur Abtroknung des
                              Getreides zu große Flaͤchenraͤume erfordern, und ein Hauptvortheil der
                              Korndarre besteht gerade darin, daß man vermittelst derselben, diese großen
                              Raͤume nicht braucht.
                           Das erste Erhaltungsmittel des Getreides, – die Toͤdtung des Keimes
                              scheint in chemischer Hinsicht erschoͤpft zu seyn. Es laͤßt sich außer
                              der Waͤrme kein anderer, dazu paffender. Agens denken. Zur Leitung derselben,
                              hat sich Duhamel der Luft bedient, die er stark erwaͤrmte: diese Luft in den
                              Duhamel'schen Apparaten ist freilich unbeweglich; es sind indeß Vorkehrungen
                              denkbar, vermoͤge welcher stark erwaͤrmte
                                 Luft durch große Getreidemaßen in Bewegung gesezt
                                 wuͤrde. Ein solches Mittel haͤtte den Vorzug, jedes
                              Getreidekoͤrnchen dem ganzen Einfluß der stark erhizten Luft auszusezen. Die
                              Wirkung derselben muͤßte um so energischer seyn, da der fortdauernde Strom
                              der Luft, diese, um jedes Koͤrnchen, so lange erneuert, als frischer Zufluß
                              statt findet, wir werden bald sehen, daß Duhamel an diesem Gedanken sehr nahe
                              voruͤber gieng. Er trieb durch Blasebalge die atmosphaͤrische Luft
                              durch Kasten, mit Getreide angefuͤllt. Wie geschaͤhe es, daß er nicht
                              auf den Einfall gerieth, die Austroknung des Getreides durch eine kuͤnstlich
                              bewirkte Durchstroͤmung der stark erhizten Luft zu bewirken? Es ließen sich
                              mehrere Mittel vorschlagen, diesen Zwek zu erreichen. Bis jezt habe ich nicht
                              erfahren, ob dergleichen schon versucht worden sind. Dieser Vorschlag scheint mir
                              aber der Aufmerksamkeit des Landwirthes nicht unwuͤrdig.
                           Intieri, außer der stark erwaͤrmten Luft, benuzte die Wirkung der in
                              Wasserdampf verwandelten Feuchtigkeit der Luft und des Getreides.
                           
                           Endlich die Waͤrme des bis zum Siedepunkte erhizten Wassers.
                           Auch ist, bei Anwendung dieses Mittels fuͤr alle Klassen gesorgt: der kleine
                              Gutsbesizer, der einiges Getreide fuͤr den jaͤhrlichen Gebrauch
                              vorraͤthig halten will, wird sich mit Erfolg des siedenden Wassers bedienen. Der groͤßere Landwirth benuzt dazu die Rige; wer große Magazine anlegen und auf mehrere
                              Jahre in guten Zeiten viel Getreide austaufen will, fuͤr den ist die
                              Intierische Korndarre.
                           Geben wir daher zum zweiten Erhaltungsmittel – Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses.
                           
                        
                           15. Erhaltungs-Methoden, durch Zuruͤkhaltung des Vegetations-Prozesses.
                           Zur Erwekung der Triebkraft ist Feuchtigkeit, und ein gewisser Grad von Temperatur
                              noͤthig: man wird daher jene Erhizung, die eine Folge der Entwikelung des
                              Keimes ist, vermeiden, wenn man an dem Orte, wo das Getreide liegt, die Temperatur
                              so niedrig halten kann, daß der Vegetationstrieb nicht aufgereizt werde.
                           In den Kellern, die vor der aͤußeren Luft gehoͤrig geschuͤzt
                              sind, haͤlt sich die Temperatur auf 10 Grad ungefaͤhr. Diese
                              Temperatur ist fuͤr den Vegetationstrieb zu niedrig. Ein trokner Keller
                              wuͤrde daher unserem Getreide eine desto sicherere Lagerstelle darbieten, da
                              auch bei dieser niedrigen Waͤrme, die Eyer der Insekten, die unsere
                              Vorraͤthe gern heimsuchen, nicht ausbruͤten.
                           Der Zufall, dem wir viel Nuͤzliches verdanken, hatte einem Einwohner in
                              Cormery, einer Stadt in der Landschaft Touraine, die Ehre dieser Erfindung
                              verschaft, wenn wir dieselbe, nicht laͤngst schon, von andern Seiten her
                              gewußt haͤtten.
                           Nach einigen reichen Erndten fehlte ihm Plaz seinen Weizen zu lassen. In Ermanglung
                              eines besseren Ortes, saͤhe er sich genoͤthigt, das frisch
                              ausgedroschene Korn in einen Keller zu schuͤtten. Der Haufen wurde ziemlich
                              groß. Er zitterte nicht wenig uͤber das Schiksal dieses Theils seines
                              Vermoͤgens, und besuchte es daher fleissig. Bald aber faßte er Muth, als er
                              diesen Weizen jedesmal in demselben frischen Zustande antraf. Tief im Sommer war er
                              noch eben so schoͤn als im ersten Augenblike. Die fortdauernde Kuͤhle
                              des Ortes schuͤzte ihn vor jeder Veraͤnderung. Kein uͤbler
                              Geruch! Ein wohlschmeckendes Brod! dies uͤbertraf alle seine Erwartungen. Da
                              ließ er einen anderen Keller bauen, den er mit einer Bretterwand bekleidete, und
                              gegen die aͤußere Luft gut verwahrte. Hierein schuͤttete er in den folgenden Jahren
                              seinen Weizen, und sorgte bloß, daß er troken herein kam. Die Beschreibung desselben
                              machte er in den Affiches de Tour vom 23. Julius
                              1774. bekanntSiehe auch Gazette Litteraire de Berlin.
                                    1775..
                           Aber was dieser gute Buͤrger durch einen Zufall so spaͤt erst entdekte,
                              war schon seit undenklichen Zeiten der Gebrauch vieler Voͤlker, und selbst
                              mehrerer seiner Landsleute. Menschen die anfaͤnglich in der Erde wohnten,
                              brachten als sie Akerbau zu treiben, und sich Haͤuser zu bauen anfiengen, ihr
                              Getreide in die verlassenen unterirdischen Wohnungen. Sie fanden sich dabei wohl,
                              und machten daher, als der Akerbau sich ausdehnte, neue Gruben, zur Aufbewahrung der
                              Feldfruͤchte. So wurden unterirdische Behaͤlter ihre Speicher.
                           Kein Wunder also, daß man diese Erhaltungsart bei den uraͤltesten
                              Voͤlkern, den Morgenlaͤndern, den Arabern, den Hebraͤern
                              antrift. Sie hat sich laͤngst der Afrikanischen Kuͤste erhalten, und
                              ist wahrscheinlich von dort nach Malta, Spanien, Sicilien, Italien
                              uͤbergegangen; man findet sie auch bei den Moscowiten, in Lithauen, in der
                              Ukraine, in Ungarn, und in den suͤdlichen Theilen Frankreichs.
                           Kruͤniz hat in seiner Encyclopaͤdie vieles hieruͤber gesammelt,
                              (unter dem Worte Korn) und seine Landesgenossen auf die
                              Vorzuͤge dieser Conservationsart aufmerksam gemacht.
                           Dasselbe that der Graf Lasteyrie in einer kleinen Schrift, die im Jahre 1719 zu Paris
                              unter dem Titel: des fosses propres à la
                                 conservation des Graines, et de la maniere de les construire, erschienen
                              ist.
                           Die Form dieser Getreidekeller ist gleichguͤltig. Um Algier und Tunis sind sie
                              vierekig; um Moscow herum Kegelfoͤrmig, in Spanien und Italien
                              Cylinderfoͤrmig. Alle schließen sich oben mit einem Gewoͤlbe, das sich
                              in der Form des Halses einer Flasche oͤffnet. Fig. 10. zeigt deutlich
                              die Gestalt einer solchen Grube. Fig. 11. ist die
                              Vorkehrung vermittelst welcher man den Stein aufhebt, der das Gewoͤlbe
                              verschließt, und das darin enthaltene Getreide hinaufwindet.
                           Eine Hauptbedingung zu diesen Kellern ist, daß der Grund, in welchem sie angelegt
                              werden sollen, so troken sey, wie es ein unterirdisches Behaͤltniß nur immer
                              zulaͤßt. Sie muͤssen tief genug unter der Erde liegen, um kuͤhl
                              zu bleiben; eine Erdschichte, 3 bis 4 Fuß dik, reicht hin. Am vortheilhaftesten ist es, wenn
                              sie in dichte Felsenmassen eingehalten werden koͤnnen. In einem guten troknen
                              Lehmboden, kann man Mauern, zur Unterstuͤzung der Erde entbehren. Man
                              zuͤnder Feuer in der Grube an, und brennt die Erde hart. Wo dieses nicht
                              angeht, sind Mauern und zu diesen gut gebrannte Steine noͤthig, welche die
                              Feuchtigkeit abhalten. Auch muß der Moͤrtel so seyn, wie er zu wasserdichten
                              Werken gebraucht wird. Sehr gut ist es, in einem Boden, der Feuchtigkeit besorgen
                              laͤßt, eine doppelte Mauer zu ziehen, und den Raum zwischen beiden entweder
                              leer zu lassen, oder ihn mit troknem Sande, oder besser noch mit zerflossenen
                              Holzkohlen, oder Asche zu fuͤllen. Es wuͤrde am zutraͤglichsten
                              seyn, zur inneren Mauer an statt gebakener Steine, gut ausgetroknete Lehmsteine zu
                              waͤhlen, sie beschlagen sich nie, und halten den inneren Raum sehr troken.
                              Auch muß der Boden dieser Keller ausgemauert werden. Lasteyrie will daß diese Mauern
                              aus einem bloßen Moͤrtelguß, mit Feld- oder anderen Steinen,
                              aufgerichtet werden. – So macht man sie in Toscana, – und daß man
                              uͤber dieses zwischen dieser Mauer und dem Erdreich, eine 13 Zoll dike
                              Sandschichte anbringe, um durch diese die Feuchtigkeit in dem Grund und von den
                              Mauern abzuleiten.
                           Vor dem Gebrauch der neu angelegten Keller, ist es gut sie auszubrennen. Die
                              Kohlensaͤure, die sich entwikelt, verwandelt schnell den zum Moͤrtel
                              verbrauchten Kalk, in kohlensauren Kalk, und giebt ihm, in kurzer Zeit, eine Harte,
                              die er ohne das, nur langsam erhalten wuͤrde.
                           Herr Lasteyrie, der mit Recht glaubte, daß man hier nicht zu vorsichtig seyn kann,
                              will sogar, daß man die innere Seite der Mauer mit einem Kitt bestreiche. Mehrere
                              Erfahrungen haben den Nuzen des folgenden bewaͤhrt.
                           Erdharz 1 Pfund.
                           Leinoͤl 1/2 Pfund.
                           Leinoͤl Firniß 1/4 Pfund.
                           Silberglaͤtte 1/4 Pfund.
                           Terpentinoͤl 1/4 Pfund.
                           Schwarzes Pech oder Harz (arcançon) 1/4 Pfund.
                           Man bringt diese Mischung zum sieden, und streicht damit zwei mal die Mauer an. Sie
                              muß sehr troken seyn, und der zweite Anstrich wird 7 oder 8 Tage spaͤter
                              gegeben.
                           Man kann dieser Mischung etwas Sand zusezen, um die Festigkeit und das Volumen
                              desselben zu vermehren.
                           Es darf kein Getreide in den Keller geschuͤttet werden, bevor er nicht gut
                              ausgetroknet ist. Ist der Keller neu angelegt worden, so schlaͤgt Herr
                              Lasteyrie folgendes Mittel vor, um sich zu versichern, daß das Getreide von zu großer
                              Feuchtigkeit nicht leider. Man laͤßt eine, in eine Spize auslaufende,
                              cylindrische Roͤhre von Eisenblech verfertigen, die mit einem Dekel
                              verschlossen ist. Die Buͤchse selbst ist an eine Stange befestigt, und an dem
                              Dekel ist ein starker Bindfaden angebunden. Man senkt dieses Instrument
                              laͤngs der Mauer in das Getreide ein, und zieht, vermittelst der Schnur, wenn
                              man tief genug gekommen zu seyn glaubt, den Dekel ab. Der Cylinder fuͤllt
                              sich hier mit Getreide, dessen Qualitaͤt man nun erkennen kann.
                           Will man einen Keller mit Getreide fuͤllen, so legt man auf den Boden
                              desselben eine hinreichend starke Schichte Stroh, und so fuͤttert man auch
                              die Waͤnde damit. Das Stroh muß wenigstens 3 bis 4 Finger dik gelegt werden.
                              Man kann es, an den Seitenwaͤnden, vermittelst darin eingeschlagener
                              Naͤgel, und Bindfaͤden befestigen, oder wo dieses nicht angeht, es von
                              dem Getreide selbst unterstuͤzen lassen, wie es fast durchgehends in den
                              Gruben geschieht, die von keinem Mauerwerk umringt sind.
                           Den Keller fuͤllt man bis an die Oeffnung; unmittelbar auf das Getreide legt
                              man eine Schichte Stroh, auf diese einen hoͤlzernen Dekel, auf diesen
                              wiederum Stroh, und zulezt den Stein, der die Oeffnung verschließt. Einige
                              haͤufen uͤber diese Oeffnung noch Erde an, damit das Wasser besser
                              davon ablaufe. Indeß pflegt man nach 14 Tagen oder drei Wochen die Grube noch einmal
                              zu oͤffnen, weil sich das Getreide darin etwas saket, man fuͤllt den
                              leer gewordenen Raum mit frischem Getreide, und verschließt nun vollkommen die
                              Grube, bis zur Zeit wo man sie leeren wird. Der Stein wird mit etwas Moͤrtel
                              in sein Lager eingelegt.
                           
                        
                           16. Einige Betrachtungen uͤber dieses Verfahren.
                           Es laͤßt sich nicht leugnen, daß wenn der Keller gehoͤrig troken ist,
                              und die ganze Zeit hindurch auch troken bleibt, das darin niedergelegte, nicht zu
                              feuchte Getreide sich eine lange Reihe von Jahren erhaͤlt. Man hat zu
                              verschiedenen Zeiten solche Magazine entdekt, deren Eingang nur die Besizer selbst
                              kannten, die wahrscheinlich durch gewaltsame Mittel ihrer Heimath entrissen wurden.
                              Es kann also von ihrer Brauchbarkeit im allgemeinen nicht die Rede seyn.
                           So nuͤzlich aber auch die guten, troknen Getreidekeller sind, so verderblich
                              werden die feuchten. Selbst in den trokensten, ist die, das Getreide umgebende,
                              Strohschichte feucht; Lasteyrie fand es so in den Kellern, die er ausleeren sah. Ist die
                              Feuchtigkeit etwas groͤßer, so dringt sie bis zum Getreide hin, und verdirbt
                              die, dem Stroh naͤher liegenden Koͤrner, die sie einsaugen. Ein
                              hoͤherer Grad von Feuchtigkeit erzeugt in den Mehltheilen eine Fermentation,
                              die vermittelst der Waͤrme, welche sie entwikelt, den Vegetationstrieb wekt
                              und unterstuͤzt, und dieselben Resultate hervorbringt, welche die Folge einer
                              hoͤheren Temperatur, bei geringerer Feuchtigkeit, sind. In solchen Gruben
                              findet man nicht selten eine 3 bis 4 Zoll dike Getreide-Schichte, um die
                              Seitenwaͤnde herum, verdorben und dicht zusammengewachsen. Ueber diese
                              Schichte hinaus, bleibt das Getreide gut: allein man sieht, daß bei groͤßerer
                              Naͤße der Erde, der Schaden groͤßer ausfallen muß, und daß es manche
                              Umstaͤnde geben wird, die den Verderb ganzer Gruben nach sich ziehen
                              muͤssen. So z.B. geschieht es oft in Ungarn, daß in solchen unterirdischen
                              Lagerstatten Wasser eindringt, und sich darin sammelt. Wenn die Eigentuͤmer
                              solches gewahr werden, und bei Zeiten noch das Korn herausnehmen, so koͤnnen
                              sie es zum Theil retten, aber die Qualitaͤt leidet davon.
                           Es folgt hieraus, daß der Gebrauch der Getreidekeller, schon in Bezug auf
                              Localitaͤt betrachtet; nicht allgemein werden kann. Sie lassen sich z.B. in
                              Schweden nicht anbringen. Das Grundwasser liegt dort zu hoch, der Boden ist zu
                              feucht. So werden sie in Ungarn, wo der gemeine Mann, sie bis jezt aus Mangel an
                              Mitteln gebraucht, und weil er nichts besseres haben kann, durch den Verlust, den
                              sie ihrem Besizer zufuͤgen, aus der Mode kommen, wie die Kultur des
                              Landmannes dort zunehmen, und der Wohlstand wachsen wird.
                           Beurtheilt man diese Methode in Beziehung auf die Beschaffenheit des Getreides, so
                              erheben sich andere Bedenk-Weiten. Alles Getreide saugt Feuchtigkeit ein, nur
                              nicht im gleichen Grade. Dieses haͤngt von seiner eigenthuͤmlichen
                              Beschaffenheit ab, die selbst von der Witterung, oder vom Boden abhaͤngt.
                           Ist die Beschaffenheit des Getreides von der Art, daß es, durch sein hygroscopisches
                              Vermoͤgen, so viel Feuchtigkeit in sich zieht, als noͤthig ist, um in
                              den Mehltheilen eine Fermentation entstehen zu lassen, so wird ein solches Getreide
                              in den Gruben leicht verderben. Die Kuͤhle des Ortes wird diese
                              Gaͤhrung, die eine Folge zu großer Feuchtigkeit ist, nicht
                              unterdruͤken. Dieses duͤrfte der Fall seyn, wenn die Sommer naß sind,
                              oder wenn der Boden auf welchem die Frucht wuchs, an sich feuchte ist. Ein solches
                              Korn hat mehr Feuchtigkeit in sich als anderes, und wenn er sie unter Umstaͤnden
                              an andere Koͤrper absezt so nimmt er sie sogleich wieder, wenn diese
                              Umstaͤnde sich aͤndern.
                           Intieri, der, so gut wie jeder andere, die Getreide-Keller kannte, hatte gewiß
                              nicht auf die Erfindung seiner Korndarre so viel Aufwand an Kraft und Zeit
                              verwendet, wenn das Getreide, welches er aufzubewahren wuͤnschte, sich in
                              unterirdischen Gewoͤlben erhalten haͤtte. Er wußte daß die schlechte
                              Beschaffenheit dieses Korns, sowohl unter als uͤber der Erde, das Verderben
                              desselben herbeigefuͤhrt haͤtte.
                           Von dieser Seite aus betrachtet, findet, in unseren Gegenden, der Gebrauch dieser
                              Keller eine neue Beschraͤnkung. Nach nassen Sommern, wird man denselben das
                              Getreide nicht anvertrauen koͤnnen; eben so wenig werden sie in Gegenden Glut
                              machen, deren Boden feucht ist. Daher haben sie sich nur unter Himmelstrichen
                              erhalten, unter welchen eine brennende Sonne die Feldfruͤchte zeitiget,
                              haͤrtet, und dadurch die Capacitaͤt derselben zur Feuchtigkeit
                              aͤndert: selbst in den Gegenden des Russischen Reiches, wo man sie noch
                              antrifft, sind die Sommer zwar kurz aber gewoͤhnlich troken, und sehr
                              heiß.
                           Duhamel, der die Getreidegruben ebenfalls gut kannte, erzaͤhlt, in seinen Elements d'Agriculture (1. Band. 5. B. 3. K. §.
                              2.) er habe im Gatinois einen Versuch damit gemacht. Das frische Getreide, welches
                              er darein schuͤttete, verdarb bald. Diese Gegend ist sehr naß.
                           Herr Lasteyrie, der wahrscheinlich Unfaͤlle dieser Art befuͤrchtete,
                              giebt folgenden Rath:
                           
                              „Wenn das Getreide, sagt er, in einer nassen Jahreszeit eingeerndtet
                                 worden ist, so wird es nothwendig seyn, es vorher, eine geraume Zeit hindurch,
                                 in luftigen Soͤllern (Boͤden) umzustechen; oder es in einen Ofen,
                                 oder in eine Korndarre zu bringen. Dieses Mittel wird sogar zu den
                                 betraͤchtlicheren Magazinen der Paͤchter oder der
                                 Kornhaͤndler angewendet werden muͤssen, so oft der Zustand des
                                 Getreides, oder der Zustand der Atmosphaͤre es erfordern
                                 wird.“
                              
                           Was die Benuzung der Korndarre anbetrift, so scheint dieser Vorschlag nicht reiflich
                              uͤberlegt: denn es ist aus dem Vorhergehenden klar, daß man auf diesem Wege,
                              in einem sehr kleinen Raͤume eine sehr große Menge Getreide, auf das
                              vollkommenste, lange Jahre hindurch erhalten kann, und es wuͤrde eine Art von
                              Verwegenheit seyn, dem dunklen Schoͤße der Erde anzuvertrauen, was sich weit
                              sicherer auf der Oberflaͤche derselben erhalten ließe; es sey denn, man
                              wollte diese Habe vor feindlichen Armeen verbergen. Also eine Korndarre und keine
                              Gruben, oder Gruben und keine Korndarre.
                           
                           Da indessen die Voͤlker, die sich der Korngruben bedienen, ihr Getreide einige
                              Tage an die Sonne legen, und Herr Lasteyrie, um denselben Zwek zu erreichen, in
                              begeben angefuͤhrten Stelle, ein langes Luͤften desselben empfiehlt,
                              so wird es nicht undienlich seyn den Werth dieses Verfahrens naͤher zu
                              beleuchten.
                           Folgende Versuche sind belehrend. Intieri nahm absichtlich zu denselben Weizen von
                              schlechter Qualitaͤt.
                           1. Versuch. Er brachte, den 30. August 1752, 25 Maas Weizen in einen Bakofen, und
                              ließ ihn darin 2 Stunden 50 Minuten. Das vorige Volumen fand sich bis zu 23 1/3 Maas
                              vermindert. Aber es nahm nach und nach wieder zu, so daß er den 1. Jaͤnner
                              des folgenden Jahres sogar 25 1/3 Maas fand.
                           2. Versuch. Im Jahre 1753, den 18. August, brachte er wiederum 25 Maas Weizen in
                              einen Bakofen. Nach 3 1/4 Stunden, fanden sich nur 24 Maas. Auch hier vermehrte sich
                              nach und nach wieder das Volumen, und den 20. Febr. bei trokener Witterung fanden
                              sich 25 1/2 Maas.
                           3. Versuch. Den 26. September 1753. erhielt er nach 3 1/4 Stunden, von 25 Maas, 24
                              1/2; und den 20. Februar, bei trokner Witterung waren diese zu 252/3 Maas
                              angewachsen.
                           Auch Duhamel wußte, daß gedoͤrrtes Getreide Wasser aus der Luft aufnimmt: Er
                              will daher, daß man es bloß auf dem Lager erkalten lasse, es siebe, und sofort in
                              die Getreidebehaͤlter, die er verschließt bringe. Allein er gerieth nicht auf
                              den Einfall, die Zunahme des Volumens von Zeit zu Zeit zu pruͤfen.
                           Jene Versuche strenge genommen, gelten indeß nur fuͤr Korn von schlechter
                              Qualitaͤt, das heißt von feuchten Jahren, oder auf feuchtem Boden gewachsen.
                              Da nun aber ein solches Korn, durch das Doͤrren, noch hygroscopischer wird,
                              so folgt daß die vorgeschriebene Manipulation, zum Behuf der Korngruben, nicht
                              allein unnuͤz, sondern sogar schaͤdlich ist, weil sie das
                              Vermoͤgen des Getreides, Wasser einzusaugen, vermehrt.
                           Aber es hilft auch nicht, Getreide von guter Qualitaͤt, in der Sonne oder
                              durch das Luͤften, besonders noch auszutroknen, bevor man es in die Grube
                              schuͤttet.
                           Herr Graf Lasteyrie meldet selbst, daß im Koͤnigreiche beider Sicilien es in
                              die Felsen gehauene Keller giebt, in welche die Regierung das Getreide der
                              Particuliers aufnimmt, und daß die Kosten fuͤr die Niederlage und die
                              Verwaltung allein von dem Ueberschusse bestritten werden, welchen dieses Getreide, durch Vermehrung
                              seines Volumens abwirft. Die Zunahme betraͤgt ungefaͤhr zwei
                              Procent.
                           Ein Getreide auf feuchtem Boden gewachsen, oder in nassen Sommern gezeitiget, wird
                              sich also weder in den Sonnenstrahlen, noch durch das Luͤften, zu einem
                              langen Aufenthalt in einem Keller vorbereiten lasten. Es wird sehr bald in der
                              trokensten Grube nicht nur seine verlorene Feuchtigkeit wieder annehmen, sondern
                              noch mehrere Procente dazu.
                           Bevor man in unseren nordischen Gegenden Kornkeller anlegt, muß man durch genaue
                              Versuche die Quantitaͤt Feuchtigkeit ausmitteln, welche das Getreide der
                              warmen Laͤnder, wo man sich der Gruben mit Erfolg bedient, besizt, um daran
                              einen Vergleichungspunkt fuͤr unser Getreide zu haben. Bis jezt ist hierin
                              gar nichts gethan. Dasjenige was wir uͤber diesen Gegenstand wissen
                              beschrankt sich ungefaͤhr auf Folgendes.
                           Aus Duhamel'schen Versuchen erfahren wir daß gedoͤrrter Weizen im Gatinois 3
                              1/2 Procent seines Volumens verlor. Aus den Intierischen, daß Weizen von schlechter
                              Qualitaͤt sich um 62/3 Procent vermindert hatte; aus Versuchen in Paris
                              angestellt, daß ein Durchschnitt von 5 Versuchen, bei verschiedenen
                              Waͤrmegraden, mit Weizen angestellt, nach voͤlliger Erkaltung, einen
                              Verlust von 422/57 im Maase gab, und aus Versuchen mit Hannoͤvrischem Roggen,
                              vom Jahre 1754, daß beinahe 5 Proc. und von Roggen vom Jahre 1755, sogar 8 1/3
                              Procente, Verlust, dem Volumen nach, erfolgte. Es ist kaum denkbar, daß Weizen mit 6
                              1/2 Procent Wasser, und noch viel weniger Roggen mit 8 1/3 Prozent sich, selbst in
                              der besten Grube erhalten wird, indem es hoͤchst wahrscheinlich ist, daß der
                              Weizen wenigstens um 3 Procent und der Roggen wenigstens um 4 Procent zunehmen wird,
                              und daß daher eine innere, durch diese große Feuchtigkeit bewirkte, Zersezung der
                              Mehltheilchen, das Verderben dieses Getreides zur Folge haben wird.
                           Da solche Getreide-Keller mit einem male gefuͤllt werden
                              muͤssen, so ist es auch sehr wahrscheinlich, daß man sie, im allgemeinen
                              genommen, nicht nach und nach wird ausleeren koͤnnen.
                           
                              „Man hat mir zu Barcelona gesagt, schreibt Herr Lasteyrie, daß man diese
                                 Gruben innerhalb drei Tagen leeren muß, weil sich sonst das Getreide erhizt, und
                                 einen Geruch verbreitet, der fuͤr die Arbeiter toͤdlich ist. Ich
                                 verbuͤrge nicht die Wahrheit dieser Behauptung, weil ich vielmehr in
                                 Toskana, aus diesen Behaͤltern, zu verschiedenen malen, Getreide ohne
                                 Nachtheil fuͤr dasselbe herausholen sahe, so oft man welches, fuͤr den
                                 eigenen Gebrauch, oder fuͤr den Handel noͤthig hatte.“
                              
                           Er gesteht indeß doch, daß wenn er die Hand in das eben herausgeholte Getreide
                              stekte, er eine gewisse Waͤrme empfand. Die Keller von welchen er spricht
                              waren nicht groß, mit Quadersteinen gemauert, sehr troken unter dem Hause, und doch
                              spuͤrte er in der Frucht etwas Waͤrme. Wie werden sich bei solcher
                              Behandlung, große Getreidemaßen verhalten, in minder troknen Behaͤltern, beim
                              oͤfteren Zutritt der aͤußeren warmen Luft! Was Graf Lasteyrie in
                              Toscana sah, widerlegt nicht was man ihm in Barcelona sagte.
                           Kruͤniz berichtet. Band 44, S. 655. folgendes: „In Lithauen und in
                                 der Ukraine verwahren die Leute ihr Getreide fast eben so in Gruben oder
                                 Loͤcher, die sie an troknen Orten machen. Allein bei Eroͤffnung
                                 dieser Vorrathsplaͤze, muͤssen sie sehr sorgfaͤltig
                                 verfahren; denn wenn Personen hineingestiegen sind, ehe genug frische Luft dazu
                                 kommen konnte, sind sie von dem Dampfe erstikt.“
                              
                           In Schrebers Sammlung verschiedener Schriften, 10ter Th.
                              Halle 1763. Nachricht von der Art wie die Kosaken in der
                                 Ukraine das Getreide aufbewahren, heißt es: daß wenn man einmal
                              anfaͤngt dergleichen Korngruben zu offnen, so muß man auch mit einem male den
                              ganzen Haufen heraus nehmen, denn sonst entzuͤndet er sich und verdirbt.
                           Diese uͤbereinstimmenden Behauptungen, zumal da sie in Gegenden gemacht
                              werden, die von einander so entfernt sind, verdienen gewiß große Aufmerksamkeit.
                           Man sieht hieraus, daß in gewissen Gegenden, unter gewissen Umstaͤnden, man,
                              ohne Nachtheil fuͤr die Fruͤchte, die Gruben oft oͤffnen und
                              nach und nach leeren kann; daß in anderen Gegenden, sich in diesen unterirdischen
                              Behaͤltern ein Dunst einfindet, der toͤdtlich ist, wenn man nicht
                              fuͤr frische Luft sorgt; dieser Dunst, oder wie es in Barcelona heißt, dieser
                              Geruch, deutet offenbar auf eine anfaͤngliche Zersezung des Getreides, die
                              sich in dem Toscanischen durch eine gewisse Waͤrme verkuͤndet, und in
                              Barcelona, wo der Grund vielleicht minder guͤnstig, oder das Getreide von
                              anderer Beschaffenheit ist, in foͤrmliche Erhizung uͤbergeht.
                           Dieser unangenehme Umstand beschraͤnkt wiederum den Gebrauch der Fruchtkeller.
                              Sie scheinen daher besonders fuͤr den Fall brauchbar, wo das Getreide Jahre
                              lang liegen bleibt, ehe sich ein vorteilhafter Handel schließen laͤßt; oder
                              in Gegenden, in welchen große Getreide-Vorraͤthe der Raubsucht des
                              Feindes zu entziehen sind; in Festungen, wo die Kornvorraͤthe, vor Bomben
                              und Brand geschuͤzt werden muͤssen; sie schiken sich fuͤr
                              oͤffentliche Magazine die erst nach mehreren Jahren benuzt werden sollen.
                              Aber in Gegenden, wo der oͤffentliche Verkehr, der woͤchentliche
                              Markt, eine große Bewegung im Kornhandel, die Oeffnung dieser Keller zu oft
                              noͤthig macht, scheinen sie entweder fuͤr den Eigenthuͤmer
                              unbequem und laͤstig, oder fuͤr die Frucht selbst nachtheilig zu seyn,
                              und wenn man sie mit einem male leeren muͤßte, zur Zeit wo man nur wenig Korn
                              braucht, wohin mit dem Uebrigen!
                           Eben so wenig sind Fruchtkeller zu Magazinen in Seehaͤfen brauchbar. Die
                              großen Magazine des Koͤnigs in Neapel wurden, ungeachtet des großen
                              Nachtheils, nach der gewoͤhnlichen Methode behandelt, obgleich die Regierung
                              selbst an vielen Orten Fruchtkeller besaß. Wiederum ein Beweis, daß ihre Benuzung
                              nur beschraͤnkt ist. Und in der That wie wuͤrde sich wohl, auf den
                              Schiffen, ein Getreide verhalten, das anstatt trokner zu werden, in der Grube um
                              zwei Procent Feuchtigkeit mehr eingezogen haͤtte. Laͤngs der
                              Afrikanischen Kuͤste kann solches Getreide leicht, in der brennenden
                              Afrikanischen Sonnenhize, zum Transport brauchbar werden, aber in unseren nordischen
                              Haͤfen ließe sich dieser Ueberschuß an Feuchtigkeit nicht so schnell
                              entziehn. Selbst unser nordisches gut ausgetroknetes Getreide koͤnnen die
                              Hollaͤnder nicht, so wie sie es kaufen, einschiffen; sondern sie
                              doͤrren in starker Hize einen Theil desselben, mischen es mit dem andern, und
                              schiffen es so ein. Das ungedoͤrrte Korn sezt nun einen Theil seiner
                              Feuchtigkeit an das gedoͤrrte ab, und beide koͤnnen, eine Zeitlang,
                              der Naͤsse der Seeluft ausgesezt werden, und an Ort und Stelle gelangen, ehe
                              sie wieder so viel Feuchtigkeit einsaugen, daß eine Erhizung erfolgen kann.
                           Was endlich Herr d'Artigues von der Qualitaͤt des Mehls aus einem in Gruben
                              aufbewahrten Getreide sagt, wird gewiß jedem Sachverstaͤndigen
                              einleuchten.
                           L'expérience prouve, sagt er, que dans les pays méridionaux, où ce moyen est
                                 appliqué avec succés, son usage entraine cependant encore une
                                 grande détérioration dans la quantité et la qualité
                                 des farines provenans des bles enfermés.
                              
                           Man bekoͤmmt davon weniger Mehl, weil es zu feuchte ist, um es von der Kleie
                              hinlaͤnglich zu scheiden: und ein schlechteres Mehl vermuthlich weil eine
                              anfaͤngliche, durch die groͤßere Feuchtigkeit hervorgebrachte
                              Zersezung im Inneren, die gute Beschaffenheit des Mehls schon etwas modificirte.
                           
                        
                           
                           17. Luftdichte uͤber der Erde aufgerichtete Kornbehaͤlter.
                           Der Uebergang der unterirdischen Fruchtbehaͤlter zu aͤhnlichen
                              Einrichtungen uͤber der Erde, war leicht.
                           Horlemann, ein Schwede, machte seine Landsleute auf diese Konstruktionen aufmerksam,
                              weil in seinem Vaterlande der fast durchgaͤngig feuchte Boden, Getreidekeller
                              nicht gestattet.
                           Seine Ansichten uͤber diesen Gegenstand, findet man im siebenten Bande der
                              Abhandlungen, der koͤnigl. schwedischen Akademie der Wissenschaften, Jahrgang
                              1745. Er benuzte eine Idee des Herrn von Buttler, der im Jahre 1739 auf 2 Bogen in
                              Folio, und 3 Bogen dazu gehoͤrigen Zeichnungen, diesen Vorschlag gemacht
                              hatte. Spaͤter beschaͤftigte sich J. Fagot mit demselben Gegenstande,
                              und brachte verschiedene Modifikationen an, die zu Stokholm, in einer Schrift
                              erschienen, unter dem Titel: J. Fagot,
                                 Foͤrbaͤtting paͤ Kornhus byggnad. Stokholm 1758, von
                              welcher man eine Uebersezung in Schrebers Sammlung etc. 9ter Theil. Halle 1762.
                              findet.
                           Es ist leicht begreiflich, daß wenn uͤber der Erde, dieselben Ursachen
                              zusammentreffen, die unter der Erde zur Erhaltung des Getreides zusammenwirken,
                              naͤmlich: Trokniß, Kuͤhle, Entfernung der aͤußeren Luft, so
                              werden die Resultate dieselben seyn. Nun kann man durch die Dike der Mauern, und
                              Abwesenheit aller Fenster, eine große Kuͤhle in einem solchen
                              Behaͤlter erkalten, und es ist sehr wahrscheinlich daß die Temperatur darin
                              selbst in heißen Sommern, nicht uͤber 10 Grad steigen wuͤrde. Es giebt
                              keinen Grund warum solche Behaͤlter feuchter seyn sollten als die trokensten
                              Keller, man muß vielmehr erwarten, daß sie noch trokener seyn werden, weil die Luft
                              die sie umgiebt die Feuchtigkeit, die bei feuchtem Wetter eindringen will, bald
                              wieder an sich zieht.
                           Alles Getreide was sich in trokenen Kellern erhalten laͤßt, wird also auch
                              hier eine eben so zwekmaͤßige Lagerstaͤtte finden, und was zu feuchte
                              ist, in Kellern gut zu bleiben, wird auch hier verderben.
                           Da die Feuchtigkeit in die Mauern eindringt, und alle mit denselben in
                              Beruͤhrung stehenden Koͤrper nach
                              Capacitaͤts-Verhaͤltnissen sie einsaugen, bis das
                              hygroscopische Gleichgewicht hergestellt ist, so ist sehr wahrscheinlich, daß die
                              Frucht hier, wie in den Gruben, einen Zuwachs von Feuchtigkeit bekommen wird, der
                              auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des Mehls einen Einfluß haben
                              muß.
                           Vor den Gruben, haben diese Thuͤrme den Vorzug, daß das Getreide von oben
                              hineingeworfen, und unten wieder abgelassen werden kann. Das Korn leide also nie in denselben, wenn
                              man etwas davon heraus nimmt, vom Zutritt der aͤußeren warmen Luft, und sind
                              zugleich bequemer als die Gruben.
                           Konstruktionen dieser Art beduͤrfen keine Zeichnungen. Man denkt sich sehr
                              leicht, einen runden oder vierekigten Behaͤlter, mit einer 3 bis 4 Fuß diken
                              Mauer umgeben, unten gewoͤlbt, um die Feuchtigkeit der Erde abzuhalten, auch
                              oben gewoͤlbt, mit einer Oeffnung im Gewoͤlbe, um das Getreide
                              hineinzuschuͤtten, unten mit einer Rinne versehen, zu welcher eine
                              abschuͤssig gehende Grundflaͤche das Getreide hinfuͤhrt.
                           Will man der Feuchtigkeit das Eindringen erschweren, so machet man in diesem
                              Behaͤlter, einen Fuß von der Mauer, eine zweite ringsherum auf, die zuerst
                              mir ihrem Gewoͤlbe versehen werden muß, ehe das aͤußere
                              heruͤbergeschlagen wird. Die obere Oeffnung mit ihrer cylindrischen
                              Seitenmauer verbindet alsdann beide Gewoͤlbe.
                           Die innere Mauer kann aus bloßen Lehmsteinen versezt werden, die wohlfeiler sind;
                              sich nie beschlagen, und den inneren Raum trokner erhalten als die gebrannten
                              Steine.
                           Der Raum zwischen beiden Mauern kann leer bleiben, oder mit Sand, mit Kohlen, oder
                              mit Asche gefuͤllt werden.
                           Zu großen Magazinen muͤßte man unter einem einzigen Dache mehr solcher
                              Thuͤrme neben einander aufbauen. Die inneren wuͤrden gewiß sehr
                              kuͤhl und troken seyn.
                           Nach Graf Lasteyrie findet man diese Idee im Kleinen in Italien, in mehreren
                              Haͤusern ausgefuͤhrt. Er glaubt daß solche Magazine fuͤr kleine
                              Gutsbesizer ganz passend sind, zu großen Magazinen findet er sie zu kostspielig.
                           Aus Herr d'Artigues bereits angefuͤhrten Abhandelung erfahren wir, daß die
                              Pariser Regierung auch Versuche mit solchen uͤberirdischen
                              Getreide-Behaͤltern befohlen hat. Die Resultate sind noch nicht
                              bekannt.
                           Es wurde mir versichert, daß man auch in Ungern anfaͤngt sich dieser
                              Thuͤrme zu bedienen. Das Wasser, welches daselbst oft in die Gruben kommt,
                              sollte wenigstens in diesem Lande, den ersten den Vorzug sichern.
                           Uebrigens ist diese Idee nicht neu. Schon die Alten waren darauf gekommen. Plinius, Historia Nat. Buch XVIII. Kap. 73. sagt: Horrea operose tripedali crassitudine, pariete lateritio
                                 exaedificari jubent aliqui, praeterea superne impleri nec afflatus admittere,
                                 aut fenestras habere ullas.
                              
                           Die Methode, das Getreide vermittelst einer Temperatur zu erhalten, die zur
                              Entwikelung des Vegetationsprocesses zu niedrig ist, scheint in allem Wesentlichen
                              erschoͤpft zu seyn.
                           Sie hat das Unangenehme, daß der Erfolg derselben von der Natur des Bodens, und von
                              der Beschaffenheit des Getreides abhaͤngt, daß sie also nicht allgemein
                              werden kann, uͤberdieß auf die Qualitaͤt und die Quantitaͤt des
                              Mehls einen nachtheiligen Einfluß hat.
                           Da man nun nicht uͤber Localitaͤten gebieten, und eben so wenig die
                              Beschaffenheit des Getreides andern kann, so bleibt nichts uͤbrig, als sich
                              nach einem anderen Wege umzusehn, indem es uͤberdies unter mehreren
                              Umstaͤnden noͤthig ist, in dem aufzubeWaͤhrendem Getreide, die
                              Vegetationskraft zu erhalten, und die gewoͤhnliche Methode, das Ziel zwar
                              erreicht, aber mit zu großen Hindernissen verknuͤpft ist.
                           
                        
                           18. Hales und Duhamels Blasebaͤlge.
                           Das einzige Mittel, das zu diesem Zweke uͤbrig bleibt, ist dem Getreide die
                              Feuchtigkeit die es besizt, durch Einwirkung der Luft, auf eine Art abzunehmen,
                              welche die Entstehung der Wuͤrmer nicht zulaͤßt, die Erhizung
                              verhindert, die Anhaͤufung einer groͤßeren Maße in demselben
                              Raͤume gestattet, und die sonst auf die Erhaltung der Frucht angewendete
                              Arbeit und Kosten bedeutend vermindert.
                           Im Jahr 1742 schlug Stephanus HalesTransact. Philos. 1742. n. 462. Description du
                                       Ventilateur, á Paris 1744. 12. traduit de l'Anglois par Mr. Demours. in der koͤnigl. Gesellschaft in London, vierekige
                              Blasebaͤlge von Holz vor, die an die unteren Theile der Kornboͤden
                              angebracht werden sollten. Sie sollten durch ihr kaltes Blasen, die Entstehung der
                              Wuͤrmer verhindern, die Gaͤhrung hemmen, die Feuchtigkeit vertreiben,
                              und Schwefel- oder Tabaksdaͤmpfe durch das Getreide jagen um damit die
                              schon entstandenen Wuͤrmer zu toͤdten.
                           Auch diesen Vorschlag ergriff Duhamel, Den 13. November 1745 verlas er in der
                              koͤnigl. Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung uͤber die Art,
                              auf diese Weise den Weizen zu erhalten.
                           Er verschließt naͤmlich das Getreide in hoͤlzerne Kasten, mit doppeltem
                              Boden. Beide Boden sind 4 1/2 Zoll von einander. Der obere besteht aus einem engen
                              Drathgeflechte, oder auch aus einem duͤnngewebten Tuche, und liegt auf
                              hoͤlzernen Leisten, damit er die Last des Getreides tragen koͤnne. Diese Kasten sind
                              mit einem Dekel versehen, und haben einige Oeffnungen, die mit Klappen geschlossen
                              werden. Zwischen beiden Boden oͤffnen sich die Roͤhren zweier
                              Blasebaͤlge. Im Dekel sind Windloͤcher angebracht, welche aufgemacht
                              werden, wenn jene in Bewegung sind.
                           Diese Methode hat schon einigen Vortheil vor der gewoͤhnlichen. In den
                              verschlossenen Kasten ist naͤmlich der Weizen vor dem Maͤusefraße und
                              groͤßtentheils auch vor dem Wurmfraß gesichert. Sie schuͤzt ferner
                              das, in dem verschlossenen Kasten befindliche Getreide, vor der Raubsucht der
                              Arbeiter. Im Großen erspart sie Arbeitslohn, weil die Blasebalge alsdann vermittelst
                              Windfluͤgel in Bewegung gesezt werden muͤssen: im Kleinen aber muß man
                              diese Arbeit durch Tageloͤhner verrichten lassen. Wobei die Kosten des
                              Umstechens, auf die Bewegung der Ventilatore verwendet werden.
                           Herr Stromayer in Hannover erhielt Befehl von seiner Regierung diese Methode zu
                              pruͤfen. Er nahm absichtlich dazu noch feuchtes Getreide, und behandelte es
                              in einem Kasten, der 6 Fuß im Quadrat hielt, und 5 1/2 Fuß hoch war. Er ließ mit
                              Fleiß diesen Roggen in Saͤken stehen, bis er einen mulstrigen Geruch
                              angenommen hatte. Dann erst wurde er in den Kasten gebracht. Man ventilirte ihn den
                              28ten und 29ten Dezember 1754, den 4ten und 11ten Jaͤnner 1755; und nun war
                              der mulstrige Geruch ganz verloren. Man fuhr jezt mit dem Ventiliren alle 4 Wochen
                              fort, aber im Monat Mai wurde der Roggen ganz warm; man ließ daher die
                              Blasebaͤlge den 10, 12, 14, und 22ten dieses Monats in Bewegung sezen,
                              wodurch sich Geruch und Waͤrme wieder verloren. Im Juni fieng er aufs neue
                              an, warm zu werden, daher den 7, 12, 16, 18ten dieses Monats mit dem Luͤften
                              fortgefahren, und der vorige Zustand wieder hergestellt wurde, so daß man ihn
                              nunmehr alle 4 Wochen ventilirte, bis endlich im Monat September, nachdem er 9
                              Monate in dem Behaͤltniß gewesen war, man ihn gesund und von allem
                              Geruͤche befreit, herausnahm und verbakte.
                           Dieser unzweideutige und belehrende Versuch zeigt zwar die Zwekmaͤßigkeit
                              dieser Methode, wenn sie zur rechten Zeit angewendet wird, zugleich aber macht er
                              auf die Gefahr der geringsten Versaͤumniß aufmerksam. In den verschlossenen
                              Kasten wird es nicht leicht seyn, zumal wenn sie groß sind, die anfaͤngliche
                              Erhizung wahrzunehmen, und die noͤthigen Visitationen werden oft geschehen,
                              wenn es mit dem Uebel zu weit gekommen seyn wird. Erwagt man ferner, daß die
                              Tagloͤhner die Arbeit sehr oft nachlaͤssig oder halb verrichten, daß
                              in großen Magazinen gerade Windstille eintreten kann, wenn der Wind am nothwendigsten
                              seyn wuͤrde, so sieht man deutlich das Unzuverlaͤssige dieser, sonst
                              an sich guten Methode, ein. Sie loͤset also die Aufgabe auf keine
                              befriedigende Art.
                           Schon Duhamel bemerkt, daß, zur Aufbewahrung, nur gutes, trokenes, in trokenen Jahren
                              gewonnenes Getreide, welches vollkommen von allem Staube gesaͤubert werden
                              muß, in die Kasten gethan werden darf. Er fuͤhlte also selbst die
                              Unzuverlaͤssigkeit seiner Methode.
                           Dieses innere Gefuͤhl, welches er indeß nirgend bestimmt ausspricht, bewog ihn
                              spaͤter, die fruͤhere Vorschriften zu modificieren, und fuͤr
                              seine Kasten gedoͤrrtes Getreide zu verlangen. Er
                              hatte indeß zu seinen Blasebalgen, und seinen Windfluͤgeln eine solche
                              Vorliebe gefaßt, daß er diese, dem ohngeachtet, beibehielt, obgleich er aus dem
                              Erfolge der Intierischen Bemuͤhungen sehr gut wußte, daß sie bei
                              gedoͤrrtem Getreide vollends unnuͤz sind.
                           Sobald aber zu dieser Methode eine Fruchtdarre erfordert werden sollte, so wird in
                              dieser der Keim groͤßtentheils vernichtet, und Duhamel hat folglich die
                              Aufgabe die uns jezt beschaͤftigt, nicht geloͤset.
                           
                        
                           19. Herr Bildts Verfahren.
                           Knut Bildt, ein großer Landwirth in Schweden, berichtete
                              im Jahr 1793 an die koͤnigl. Academie der Wissenschaften zu Stokholm, daß er
                              durch ein besonderes Mittel, seit mehreren Jahren, und mit vielem Nuzen, sein
                              Getreide aufbewahrte. Bei seiner Methode sey weder Umstechung, noch irgend eine
                              andere Art von Pflege noͤthig. Sie bestuͤnde darin, daß er das
                              ausgedroschene Getreide von seiner Spreu nicht reiniget, sondern den ganzen
                              Ausdrusch, in einen Kasten wirft; daß sein Getreide sich darin, unangeruͤhrt,
                              mehrere Jahre, ohne dumpfig zu werden, ohne irgend einen Schaden zu leiden,
                              erhaͤlt; daß nach 3 bis 4 Jahren er jedesmal seinen Roggen zur Aussaat gleich
                              gut fand, und von demselben die reichesten Erndten erhielt.
                           Was dieser Methode zuspricht ist die hinlaͤnglich bewaͤhrte Erfahrung,
                              daß alles Getreide in der Aehre, sich ohne zu verderben eine lange Reihe von Jahren
                              erhalten laͤßt.
                           Herr Lasteyrie erzaͤhlt uns uͤber diesen Umstand eine auffallende
                              Anekdote. Ihm wurde auf seinen Reisen in Schweden versichert (certifié) daß man, im Norden des Reiches, mitten in den
                              Waͤldern, große Kornhaufen entdekt habe, worin das Korn noch vollkommen
                              erhalten war, obgleich diese Haufen zu einer Zeit mußten gemacht worden seyn, in
                              welcher hier Felder und noch keine Waldungen waren.
                           Dieselbe Methode, naͤmlich die Garben zu großen Haufen aufzuthuͤrmen,
                              wird von einigen großen Gutsbesizern in Frankreich angewendet: man findet sie auch
                              bei andern Voͤlkern, und ich fuͤhre sie hier an, nicht um dieses
                              Verfahren zur Nachahmung zu empfehlen, sondern bloß um den Einfluß der Huͤlse
                              und der Umgebungen der Koͤrner in der Aehre, auf die Erhaltung der Frucht
                              begreiflich zu machen.
                           Ueber die Bildtsche Methode spricht sich Herr Lasteyrie folgendermaaßen aus:
                           Il ne faut pas oublier, sagt er, deux procédés, dont l'un est usité par quelques
                                 cultivateurs en France, et l'autre l'est en Pologne. Le premier consiste
                                 à conserver dans des Greniers ordinaires le grain avec la balle qui reste
                                 après le battage..... Nous ne pensons pas qù un pareil moyen,
                                 qù on ne sauroit employer dans les réserves un peu
                                 considérable, puisse garantir le grain des insectes et des souris, ni le
                                 soustraire aux influences de l'Atmosphère, et aux autres dégats,
                                 aux quels il se trouve exposé dans les greniers ordinaires.
                              
                           Herr Lasteyrie sagt also zuerst, daß einige franzoͤsische Landwirthe ihr
                              Getreide wirklich auf diese Art aufbewahren, – daß er aber nicht glaube, daß
                              dieses Mittel zureiche das Getreide vor Wuͤrmern und Maͤusen, vor dem
                              Einfluß der Atmosphaͤre, und vor den anderen Zerstoͤrungsmitteln zu
                              schaͤtzen, die es auf gewoͤhnlichen Soͤllern verderben.
                           Es kann dem Herrn Grafen zugegeben werden, daß diese Methode nicht fuͤr große
                              Magazine tauglich ist, weil sie einen großen Raum einnimmt, und zur Bildung einer
                              Getreide-Niederlage große Unbequemlichkeiten nach sich ziehen wuͤrde.
                              Aber diese Hindernisse verschwinden ganz, oder vermindern sich wenigstens sehr, wenn
                              der Landeigenthuͤmer selbst Getreide zuruͤklegen will. Er braucht
                              nicht genau zu wissen, wie viel er ausgedroschen hat, eine ungefaͤhrige
                              Schaͤzung kann ihm genuͤgen; wenn er auch wirklich dadurch zwei
                              drittel mehr aufzubewahren haͤtte, so kann er es um so viel hoͤher
                              aufschuͤtten, und wenn er endlich etwas mehr Zeit oder Arbeiter gebraucht um
                              dieses noch nicht gereinigte Getreide von der Tenne in die Kasten zu bringen, so
                              erspart er spaͤter hin das Zehnfache, an Wartung und Umstechungskosten, und
                              er reiniget es nach und nach, wie die Umstaͤnde es erfordern.
                           Aber die Unzulaͤnglichkeit dieser Methode kann ich dem Herrn Grafen so
                              geradezu nicht einraͤumen. Wir haben das Zeugniß eines Herrn Bildts in
                              Schweden, welches keiner seiner Landsleute widersprochen hat, wiewohl Niemand in diesem Lande, so weit ich
                              es erfahren konnte, sich bewogen fand sein Beispiel nachzuahmen: allein die Rigen
                              waren damals fast allgemein eingefuͤhrt worden. Wir haben ferner das Beispiel
                              der franzoͤsischen Eigenthuͤmer, die sich bei dieser Methode wohl
                              befinden, und sie nicht beibehalten wurden, wenn sie die Nachtheile der
                              gewoͤhnlichen Methode haͤtte. Ich glaube daher nicht, daß ein bloßes
                              Nous ne pensons pas des Herrn Grafen
                              Lasteyrie, so schaͤzbar sonst auch das Unheil dieses thaͤtigen Mannes
                              ist, das Resultat jener positiven Thatsachen uͤberwiegen kann.
                           Es leuchtet mir vielmehr ein, aus theoretischen Ansichten, daß diese Methode die
                              Erhaltung der Frucht befoͤrdern muß: Erstlich werden durch die Spreu die
                              Koͤrner mehr von einander entfernt: dann entzieht ihnen diese Spreu die
                              Waͤrme die sich im Inneren entwikelt, allmaͤhlig wie sie sich
                              entwikelt, und leitet sie, zur aͤußeren Luft hin. Sie verbreitet sich
                              uͤberdieses in einer ungefaͤhr dreimal groͤßeren Masse, und
                              wuͤrde schon in diesem Verhaͤltnisse unschaͤdlicher werden,
                              wenn sie auch nicht nach und nach an die aͤußere Luft abgesezt wuͤrde.
                              Endlich haͤlt die Spreu die Feuchtigkeit lange nicht so fest, als das Korn.
                              Nach den hygroscopischen Gesezen vertheilt sie sich in dem Kasten, jedesmal zwischen
                              dem Getreide und der Spreu, und wie diese einen Theil davon an die Luft absezt,
                              geschieht eine neue Vertheilung, bis sich ein hygroscopisches Gleichgewicht zwischen
                              den anziehenden Kraͤften des Getreides, der Spreu und der Luft einfindet,
                              dessen Oscillationen alsdann bloß noch von dem jedesmaligen Zustande der
                              Atmosphaͤre abhaͤngen. – Theoretische Ansichten die einen Werth
                              bekommen, weil sie mit Resultaten der Erfahrung uͤbereinstimmen.
                           Wenn nun die franzoͤsischen Gutsbesizer ihren Austrusch aufschuͤtten,
                              ohne ihn wie Herr Bildt in Kasten aufzubewahren, so hat Herr Lasteyrie Recht, wenn
                              er das Verfahren seiner Landsleute in dieser Beziehung tadelt; sie schuͤzen
                              so ihr Getreide nicht vor den Verwuͤstungen der Maͤuse. Dieser Vorwurf
                              trift aber nicht das Hauptverfahren, sondern bloß die Nachlaͤssigkeit jener
                              Gutsbesizer, die den Vorschlag des Herrn Bildts unvollstaͤndig nachahmen.
                           Was die Wuͤrmer anbetrifft, so erwaͤhnt sie Hr. Bildt gar nicht, auch
                              Herr Lasteyrie hat fuͤr seine Meinung keine Thatsache. Ich will indeß nicht
                              leugnen, daß sich nicht einige auf der Oberflaͤche der Kasten, bei
                              guͤnstigen Gelegenheiten, einfinden koͤnnten; allein man wird die
                              Phalaͤnen leicht abhalten, wenn die Oberflaͤche des Getreides im
                              Kasten, mit bloßer
                              Spreu, einige Finger hoch, bedekt ist, und es ist nicht wahrscheinlich, daß der
                              schwarze Wurm, in die hohen Kasten kriechen, und sich durch diese Spreu den Weg nach
                              den Koͤrnern hin bahnen wird. Man weiß uͤberdieses, daß dieses
                              Ungeziefer sich nur einige Zoll tief unter der Oberflaͤche aufhielt. Da nun
                              hier weniger Koͤrner liegen, wird der Nachtheil, den er anrichtet, falls er
                              dahin dringen sollte, nur geringe ausfallen, und da die Kasten sehr tief seyn
                              koͤnnen, so laͤßt sie ohne großen Verlust die beschaͤdigte
                              Oberflaͤche wegheben.
                           Endlich empfiehlt sich diese Methode noch durch ihre Allgemeinheit. Denn feuchtes
                              schwedisches Getreide, und trokneres franzoͤsisches lassen sich auf diese
                              Weise sehr gut aufbewahren, woraus man schließen muß, daß die Beschaffenheit der
                              Frucht bei diesem Verfahren gleichguͤltig ist. Und so zeigt sich diese
                              Methode, unter allen Gesichtspunkten, als die brauchbarste unter allen bisher
                              gewuͤrdigten, fuͤr den Landmann.
                           Die zur Aufbewahrung dieses Getreides noͤthigen Kasten, sind nicht
                              kostspielig. Sie koͤnnen aus mehreren Stuͤken bestehen; die
                              uͤber einander gelegt, und so hoch aufgeschichtet werden, als man will. Der
                              unterste allein hat einen Boden, die uͤbrigen sind bloße Rahmen, die mit
                              hoͤlzernen Klammern und Keilen an einander gezogen und befestigt, oder auf
                              irgend eine andere Art zusammen gefuͤgt werden koͤnnen, will man sie
                              verschließen, so laͤßt sich ein, mit einem Drathgitter versehener, Dekel
                              anbringen.
                           In dieser Methode findet der Gutsbesizer ein sicheres Mittel sich in guten und
                              wohlfeilen Jahren etwas Getreide fuͤr die Zukunft zuruͤkzulegen. Wenn
                              er alle Jahre nur etwas aufschuͤttet, so wird es ihn nicht schwer fallen sich
                              einen Vorrath auf drei Jahre zu bereiten, und in schlechten Jahren hat er wohlfeiles
                              Brod- und gutes Saatkorn. Alle drei Jahre koͤnnte der alte Vorrath
                              gegen frisches Getreide umgetauscht werden.
                           
                        
                           20. Anwendung dieser Methode zu Krieges-Vorraͤthen.
                           Dieses Aufbewahrungsmittel scheint mir das einzige zu seyn, welches der Staat ohne
                              den Landmann zu druͤken, benuzen koͤnnte, um sich auf die
                              unvermeidlichen Zeiten des Krieges mit wohlfeilerem Getreide zu versehen. Ich wage
                              es meine Gedanken, uͤber diese hoͤchst wichtige Sache, hier
                              niederzulegen.
                           
                           Jeder Soldat erhaͤlt taͤglich eine Portion Brod, wenigstens zu 1 1/2
                              Pfund Brod. Ein Zentner Roggenmehl gibt 92 bis 93 solche Portionen, und demnach 139
                              bis 140 Pfd. Brod.
                           Zu einem Zentner Roggenmehl sind ungefaͤhr 108 Pfd. Roggen noͤthig.
                           Eine Armee von 50,000 Mann bedarf taͤglich 75,000 Pfund Brod; wozu
                              taͤglich 57,857 Pfund Roggen erforderlich sind, und folglich sind 21,118,170
                              Pfund Roggen, fuͤr 365 Tag oder fuͤr das ganze Jahr, und wenn nichts
                              zu Grunde geht, 63,354,510 Pfund Roggen fuͤr 3 Jahr noͤthig.
                           Ein baierischer Scheffel, guter Roggen, (oder 6,4867 Pariser Kubikschuh) wiegt
                              ungefaͤhr 308 Pfund. Folglich wuͤrde eine Armee von 50,000 Mann,
                              jaͤhrlich 65,406 Scheffel und auf drei Jahr, 206,216 Scheffel Roggen
                              verbrauchen.
                           Da der baierische Scheffel 64,867 Pariser Kubikfuß enthaͤlt, so wuͤrden
                              206,216 Scheffel Roggen, oder der Vorrath fuͤr 3 Jahre, 1,272,807 Kubikschuh
                              betragen.
                           Nehmen wir an, daß, bei einer Bevoͤlkerung von vierthalb Millionen Menschen,
                              die Zahl der Familien sich auf 90,000 belaufe; rechnen wir, daß nach Abzug der
                              Stadtbewohner, der Handwerkstreibenden, der Tageloͤhner, der kleinen
                              Eigenthuͤmer 30,000 Familien zur Aufbewahrung dieses Getreides in Anspruch
                              genommen werden koͤnnen, so wuͤrde im Durchschnitt eine jede dieser
                              Familien 42 Kubikschuh Getreide aufzubewahren bekommen, sollte ich mich nun bei
                              dieser Annahme verrechnet, und diese Zahl zu groß genommen haben, so wuͤrde
                              doch die Zahl dieser Kubikschuh Getreide, nicht wesentlich anwachsen; denn, wenn es
                              nur 15,000 solche Familien geben sollte, wuͤrden auf jede, anstatt 42, 84
                              Kubikschuh fallen.
                           42 Kubikschuh sind ungefaͤhr 63/4 Scheffel.
                           Angenommen man zahlte den Scheffel, in guten Zeiten, zu 9 Gulden so wuͤrde
                              dieser Roggen 1,855,944 Gulden kosten.
                           Wenn man erwagt, daß bei jedem angehenden Kriege, oder wenigstens bald nachher, der
                              Preis des Roggens betraͤchtlich, und oft doppelt so hoch steigt, und daß man
                              in diesem lezten Falle zum Ankauf desselben, ein Kapital von 3,711,888 Millionen
                              Gulden verwenden muͤßte; erwaͤgt man ferner daß man im Durchschnitt
                              kaum 10 Jahr vor sich hat, ohne in einen Krieg verwikelt zu werden, so verdient
                              gewiß eine Ersparniß, wie diese, beherzigt zu werden.
                           
                           Es ist freilich wahr, daß der Staat, der zu seinen laufenden Beduͤrfnissen,
                              seine regelmaͤßige Einkuͤnfte verwendet, von diesen nichts abbrechen
                              kann, um eine so bedeutende Summe mit einemmale zu bezahlen. Auch eben so wahr ist
                              es, daß man diese Summe durch keine neue ausserordentliche Auflage herbeischaffen
                              duͤrfte; indeß kann man eben so wenig leugnen, daß saͤmmtliche
                              Gemeinden des Staates sie doch einst, fruͤher oder spaͤter, werden
                              zahlen muͤssen: denn die ausserordentlichen
                              Krieges-Beduͤrfnisse werden am Ende auf alle Klassen repartirt.
                           Aber die große Schuldenlast, die sich seit Jahrhunderten angehaͤuft hat, und
                              die abbezahlt werden muß, erschoͤpft, auf lange Zeit, die zu solchen
                              wohlthaͤtigen Einrichtungen sonst vorhandenen Kraͤfte: daher
                              muͤssen die Eigentuͤmer des zu liefernden Getreides, anstatt baares
                              Geld, mit Billets au porteur bezahlt werden.
                              – Zwar ein Papiergeld, aber doch ein Papiergeld von besonderer Art, welches
                              mit den gewoͤhnlichen Staatspapieren nicht verglichen werden kann.
                           Die gewoͤhnlichen Staatspapiere haben zur Hypothek entweder
                              Staatsdomaͤnen, oder bestimmte indirekte Einkuͤnfte. Die ersten
                              koͤnnen nach den konstitutionellen Gesezen der Staaten nicht
                              veraͤußert werden, und haben also nur als Hypothek einen imaginairen Werth.
                              Die anderen leisten eben so wenig eine hinreichende Garantie, weil es immer von der
                              Allgewalt der hoͤchsten Staatsbehoͤrde abhaͤngt, sie, gegen den
                              Willen der Creditoren, zu anderen Zweken zu verwenden.
                           Im gegenwaͤrtigen Falle aber, werden die Billets
                                 au porteur durch ein reelles Unterpfand repraͤsentirt; – ein
                              Unterpfand, welches in den Haͤnden der Particuliers bleibt; welches nicht dem
                              Staate, sondern den einzeln Gemeinden gehoͤrt, die es zahlen, und die ein
                              besonderes Interesse haben, fuͤr die Unterhaltung desselben zu sorgen.
                              – Ein Unterpfand welches von saͤmmtlichen Gemeinden des Staats
                              augenbliklich wieder in seinen vollen Werth hergestellt werden muß, sobald ein Theil
                              desselben, zu dem bestimmten Zwek verwendet worden ist. – Ein Unterpfand
                              fuͤr welches nicht die Finanzbehoͤrde, sondern die Administration des
                              Inneren, und unter ihrer Oberaufsicht die Kreisregierungen besonders zu wachen
                              haben.
                           Dieser Getreide-Vorrath muß daher unter der unmittelbaren Aufsicht der
                              Vorsteher einer jeden Gemeinde stehen. Dem Kriegesdepartement wuͤrde in Bezug
                              auf denselben keine andere Befugniß obliegen, als sich durch angemessene Mittel die Versicherung zu
                              verschaffen, daß die noͤthigen Vorraͤthe auch wirklich, und in der
                              erforderlichen Guͤte, vorhanden sind.
                           Die Emission der zur Zahlung des anzukaufenden Getreides noͤthigen Papiere
                              liegt in den Attributen des Krieges-Ministers, weil er in Kriegeszeiten, der
                              Regel nach, die Kontrakte schließt. Er unterzeichnet die Papiere. Damit aber jedem
                              Misbrauch vorgebeugt und der willkuͤhrlichen Vervielfaͤltigung
                              derselben, ein unuͤbersteigbarer Damm entgegenstellt werde, muͤssen
                              sie, unter die Garantie beider Kammern gestellt von den beiden Praͤsidenten
                              und Secretairen contrasignirt, und mit den noͤthigen Cautelen, gegen
                              moͤglichen Betrug, verfertigt werden.
                           Da diese Papiere an und fuͤr sich keine Zinsen tragen, sondern ein reelles
                              deponirtes Kapital repraͤsentiren, so gibt es keinen Grund, warum sie unter
                              ihren Nominalwerth sinken sollten, sie circuliren daher im Handel und Wandel als
                              baar Geld, und werden, als solches, bei allen Rentaͤmtern, und in allen
                              koͤnigl. Kassen angenommen.
                           Es laͤßt sich sogar mit Gewißheit voraussehen, daß sie sehr gesucht seyn
                              werden, besonders zu Zahlungen in die Ferne, und in dieser Hinsicht selbst
                              uͤber ihren Nominalwerth steigen wuͤrden: denn es ist nicht immer
                              leicht auf Plaͤze hm, die außerhalb der Handelsstrassen liegen, Wechsel zu
                              bekommen.
                           Um die Circulation derselben zu erleichtern, muͤßten sie nur kleine Summen
                              repraͤsentiren; die niedrigsten, nicht unter zehn Gulden, die
                              hoͤchsten nicht uͤber 50.
                           Tritt ein Krieg ein, so werden aus diesen Vorraͤthen die Feldmagazine und die
                              Festungen verproviantirt, saͤmmtliche Distrikte, welche ihren Vorrath
                              abgegeben haben, ersezen sogleich das Deficit, um die zur Zeit gangbaren Preise, und
                              schiken den Etat der Ablieferung und des neuen Ankaufs an die Kreise.
                           Diese besorgen sogleich die Reparation und Einkassirung des auf ihren Kreis fallenden
                              Kostenbetrages, und senden ihn an die betreffenden Kreisregierungen, damit er durch
                              diese, sogleich den Gemeinden zugestellt werde, welche die Vorschuͤße
                              besorgten. Auf diese Weise, wird der Ankauf niemals druͤkend, die
                              Vorraͤthe werden nur immer theilweise ersezt, auf drei Jahr hinaus leidet die
                              Armee keinen Mangel. Es haͤuft sich keine neue Staatsschuld an, es kann kein
                              Unterschleif mit den zu zahlenden Summen statt finden, keine Lieferanten
                              koͤnnen sich beim Ankauf des Getreides auf Kosten des Staates bereichern, und
                              die Papiere behalten ihr Unterpfand.
                           
                           Was die Aufbewahrung dieses Getreides anbetrifft, so macht sie dem
                              Eigenthuͤmer keine Kosten, außer denen des Kastens; kein Risiko, als
                              derjenige, der durch einen Brands schaden entstehen koͤnnte; keine
                              Muͤhe als die des Einschuͤttens, und der Reinigung zur Zeit der
                              Ablieferung.
                           Ein Kasten, 5 Pariser Fuß ins Gevierte, und 5 bis 6 Fuß hoch, wuͤrde
                              hinreichen, wenn wir anstatt 42 Kubikfuß reines Getreide, 126 mit der Spreu annehmen
                              wollen. Da der Dekel mit einem starken Eisengitter versehen, verschlossen seyn
                              wuͤrde, so hatte man gegen Veruntreuungen nichts zu besorgen. Niemand
                              wuͤrde Ursache haben, sich zu beschweren, weil jeder Landwirth sein Getreide
                              augenbliklich baar, das heißt hier in Billets au
                                 porteur, bezahlt bekommen wuͤrde. Die einzige Belaͤstigung,
                              die er haben koͤnnte, wuͤrde seyn, daß er sich zuweilen, die Besuche
                              des Gemeindevorstandes gefallen lassen muͤßte. Der Schluͤssel zu dem
                              Kasten koͤnnte sogar in den Haͤnden dieses Vorstehers seyn.
                           Sollte durch Vernachlaͤssigung einiger Gemeindevorsteher, durch Veruntreuung
                              einiger Eigenthuͤmer hier und da dem Unterpfands Abbruch geschehen, so haben
                              die Behoͤrden hinlaͤngliche Mittel in der Hand, das Deficit sogleich
                              ersezen zu lassen.
                           Solche Magazine koͤnnen nicht leicht vom Feinde zerstoͤrt werden.
                              Werden ganze Doͤrfer abgebrannt, so kennen die Vorsteher derselben die Zahl
                              der verbrannten Kasten; und in solchem Falle sind saͤmmtliche Gemeinden des
                              Reiches zum Ersaz verpflichtet. Es wird immer ein geringes seyn, mit der
                              Zerstoͤrung großer Kornniederlagen verglichen.
                           Durch diese wohlthaͤtige Einrichtung wuͤrden die großen Magazine nicht
                              einmal mehr noͤthig seyn, und, die Festungen ausgenommen, wuͤrde man
                              nach und nach, auf die noͤthigen Punkte hin, das Getreide hinfuͤhren
                              lassen.
                           Getreide-Requisitionen des Feindes wuͤrden aus eben diesen
                              Vorraͤthen bestritten, und der Ersaz auf demselben Wege wieder erstattet
                              werden. Koͤnnte die Reparation nicht sogleich geschehen, so wuͤrden
                              die betreffenden Gemeinden, die Vorschuͤsse, zum noͤthigen Ankauf,
                              machen.
                           Sollte zur Zeit, wo die Kriegeskasten ausgeleert werden, kein ungedroschenes Getreide
                              mehr vorhanden seyn, so muͤßte man freilich bis zur neuen Erndte mit der
                              Fuͤllung warten.
                           
                        
                           21. Methode des Herrn Marcet von Meziéres.
                           So gut auch dieses Verfahren ist, so hat es doch das Unangenehme, daß ein Gutsbesizer
                              nie einen genauen Ueberschlag seines Getreides machen kann.
                           
                           Herr Marcet de Meziéres, ein reicher Eigenthuͤmer in Frankreich, hat
                              sich einer Methode bedient, welche diesen Nachtheil nicht hat, vielmehr die
                              Uebersicht des Fruchtbestandes außerordentlich erleichtert. Er hat sie seinen
                              Mitbuͤrgern in einer kleinen Schrift bekannt gemacht.
                           Sobald die Erndte eingebracht worden, laͤßt er, der dazu besonders
                              eingerichteten Scheune so viel Luft geben, als moͤglich, um die Austroknung
                              der Garben zu beschleunigen. Gegen die Mitte des August, also unmittelbar nach der
                              Erndte, laͤßt er dreschen. Das ausgedroschene Korn wird sogleich in einen
                              großen Saal getragen, dessen Fenster gegen Morgen und Mittag offen stehen, und er
                              bedekt damit den Boden, zwei Finger hoch. Wenn das Korn troken ist, welches man an
                              dem Ton erkennt, indem man es von der einen Hand in die andere fallen laͤßt,
                              so laͤßt er es durch das lange Siebzehn, wodurch die kleinen Koͤrner,
                              das Unkraut und der Sand vom guten Getreide abgesondert werden.
                           Zum aufbewahren dieses Getreides bedient er sich diker Saͤke, die er vorher
                              durch eine starke Lauge in der man ein paar Haͤnde voll gruͤner
                              Weidenblaͤtter gelocht hat, ziehen laͤßt. Ein wohl
                              angefuͤllter, und fest zusammengebundener Sak wiegt 185 Pfund. Wenn sein
                              saͤmmtliches Getreide sich in den Saͤken befindet, stellt er 2
                              Boͤke (chevalets) 3 Fuß hoch, hin, deren obere
                              Querbalken 8 Zoll in der Breite halten, und die an den Eken abgerundet worden. Auf
                              diese zwei Boͤke legt er in die Queer 6 Saͤke, 1/2 Fuß weit von
                              einander. Auf die Zwischenraͤume fuͤnf; dann vier, auf diese nachher
                              zwei, und endlich einen, so daß sie eine durchloͤcherte Pyramide bilden; und
                              so faͤhrt er mit dem uͤbrigen Getreide fort.
                           Ist dieses geschehen, so macht er die Windladen und die zwei Vorhaͤnge des
                              Saales zu, und ein Gleiches geschieht mit den doppelten Thuͤren, zu welchen
                              er selbst die Schluͤssel verwahrt. Diese Pyramiden beruͤhrt er nicht
                              anders, als zum Gebrauch des Hauses und zum Verkaufe.
                           Da indeß eine zu lange Ruhe eine Gaͤhrung befoͤrdern koͤnnte, so
                              unterlaͤßt er nicht, im nachfolgenden Maͤrz, sein saͤmmtliches
                              Getreide noch einmal durch den langen Sieb zu treiben, und die Saͤke wieder
                              fuͤllen zu lassen, damit ihr Gewicht bestaͤndig sey. Er laͤßt
                              sie hierauf wieder, wie zuvor, auf einander legen. Zu Ende Junius begnuͤgt er
                              sich einen Sak in den anderen auszuschuͤtten, und sie wieder an ihren Ort zu
                              thun. Wenn er seinen Saal fuͤr das neue Getreide noͤthig hat,
                              laͤßt er die uͤbrigen Saͤke nach der Stadt bringen, und eben so wie
                              auf dem Lande auf einander legen.
                           Im Weinmonat, laͤßt er das Getreide in der Stadt durch das runde Sieb laufen;
                              damit ist es fertig gemahlen zu werden, und zum Gebrauche des kuͤnftigen
                              Jahres bestimmt; so daß das Getreide von 1761 erst zum Gebrauche vom Jahre 1763
                              dient.
                           Da er jeder Zeit mehr als den benoͤthigten Vorrath nach der Stadt bringen
                              laͤßt, besonders wenn das Getreide von guter Eigenschaft, und in einem
                              niederen Preise ist, so hat er dessen oft 5 Jahr und laͤnger aufbehalten,
                              ohne daß das Auge einen Unterschied zwischen diesem und demjenigen, das nur ein Jahr
                              alt war, erkennen konnte, und das Brod, mit Brod von neuem Getreide verglichen, war
                              eben so gut befunden.
                           Indeß aus Furcht die allzugroße Duͤrre moͤchte beim mahlen
                              schaͤdlich seyn, laͤßt er es so lange waschen, bis das Wasser ganz
                              helle davon abfließt, nachdem das erste unrein und braun gewesen war, wird das Korn
                              genugsam wieder getroknet, so laͤßt es sich sehr gut mahlen. Das Brod wird
                              viel weisser und schmakhafter. Er glaubte also hinzusezen zu koͤnnen, daß das
                              Getreide noch weit laͤnger, ohne Nachtheil seiner Guͤte, aufbewahrt
                              werden kann, um so viel wehr, da alle Gefahr von der Feuchtigkeit des Getreides
                              entsteht.
                           So weit der Auszug aus Hrn. Mezieres Schrift, den ich aus Kruͤniz entlehne,
                              weil ich die erwaͤhnte Schrift hier nicht erhalten konnte.
                           An der Richtigkeit der obigen Angaben laͤßt sich um so weniger zweifeln, da
                              Parmentier, der uͤber unseren Gegenstand viel nachgedacht hat, dieser Methode
                              vor allen uͤbrigen den Vorzug giebt.
                           Und in der That ist ein so aufgeschichtetes Getreide vor den Mausen sicher, die an
                              den steilen Fuͤßen der Boͤke, nicht zu den Saͤken kommen
                              koͤnnen. – Die Kornwuͤrmer, die sich etwa nicht aus den
                              Koͤrnern, in den Saͤken, entwikeln, haben dazu keinen Zutritt.
                              – Die Arbeit des Umschuͤttens wird nur nach großen
                              Zwischenraͤumen vorgenommen; – die Veruntreuungen werden nicht leicht
                              moͤglich; – die Luft, welche jeden Sak fast rundherum beruͤhrt,
                              leitet Waͤrme und Feuchtigkeit ab, und die Uebersicht des in einem Magazine
                              enthaltenen Quantums Getreide findet leicht und zu jeder Zeit statt.
                           Der Ausfuͤhrbarkeit, selbst im Großen, stehen keine wesentliche Hindernisse in
                              dem Wege, es sey denn die Menge der dazu noͤthigen Saͤke, und die
                              Muͤhe das Getreide zu troknen, ehe es eingesakt wird. Diese Austroknung
                              geschieht aber schnell, weil das Getreide nur einige Finger hoch liegt, und was die
                              Saͤke anbetrift, so ist die Auslage, wenn das Magazin groß ist, freilich
                              ansehnlich, fuͤr kleine Niederlagen ist sie nicht bedeutend. Kostet jeder Sak
                              24 kr., so sind zu allem Getreide, welches die Lyonschen oͤfters
                              erwaͤhnten Magazine, nach der gewoͤhnlichen Methode, fassen, 6652
                              Saͤke noͤthig. Wenn jeder Sak 185 Pfund enthaͤlt. Dagegen aber
                              wuͤrde das Gebaͤude 1/3 kleiner seyn koͤnnen, und haͤtte
                              ungefaͤhr 76,000 fl. weniger gekostet. Die Zinsen dieser Summe, zu 5 p. C., betragen 3800 fl. – und haͤtten
                              nach 2 Jahren die Saͤke bezahlt. Einmal angeschaft, dauern sie lange, indem
                              sie wenig angegriffen werden, und bei dieser Methode haͤtte dieses Institut
                              guten, vor Wuͤrmern und Mausefraß gesicherten Weizen gehabt, dessen Umsakung
                              nach langen Zwischenraͤumen vorgenommen, eine nicht große und leicht zu
                              uͤbersehende Arbeit, verursachet, und wobei der Abfall, unbedeutend, leicht
                              zu berechnen ist, indem die Sake, welche gleich voll gehalten werden, ihr
                              anfaͤngliches Gewicht behalten, und die Verwaltung, an der Zahl derselben,
                              ohne schwieriges Verfahren, sich zu jeder Stunde, mit dem jedesmaligen Betrag des
                              Vorrathes bekannt machen kann.
                           Wenn indeß zu dergleichen Magazinen sich das Intierische Verfahren empfielt, so
                              scheint das Meziéresche fuͤr jene Staatsmagazine brauchbar, die der
                              Aufsicht der Rentaͤmter anvertraut sind, und die zuck Empfang der Zehnten und
                              des Dominical-Getreides bestimmt sind. Es ist notorisch, daß der Staat nach
                              der jezigen Methode, von diesem bedeuteten Zweige seiner Einkuͤnfte, wenig
                              Nuzen hat. Die Verrechnungen des Abganges, durch Mause und Wuͤrmer, die
                              Veruntreuungen der Arbeiter und der Aufseher, die Procente welche die Rentbeamten
                              einziehen, schmaͤlern uͤber alle Maaßen den jaͤhrlichen Ertrag:
                              da diese Einkuͤnfte mit in das Budjet des Staates, unter die Rubrik der
                              ordentlichen Einkuͤnfte, aufgenommen werden, so sieht sich die
                              Finanzbehoͤrde genoͤthigt, wenn sie dem Staate etwas davon retten
                              will, um jeden Preis loszuschlagen.
                           Der Administrator eines Getreide-Magazins, macht im 1 Theil der Sammlungen von
                              landwirtschaftlichen Dingen, herausgegeben von der schweitzerischen Gesellschaft in
                              Bern, Zuͤrich 1760, folgende Berechnung des Verlustes, den man nach 20
                              Jahren, bei Anwendung der gewoͤhnlichen Methode erfaͤhrt. Ich bediene
                              mich hier seiner eigenen Worte.
                           
                           
                              „Wann man gleich viel Kernen wie Duͤnkel wuͤrde aufbehalten,
                                 so wuͤrde solches (in dem Vorrathshause zu Bern) betragen 144,000
                                 Maͤs. Diese wuͤrden nicht viel hoͤher als 2 Schuh hoch
                                 gelegt werden; und dennoch ist der Abgang im ersten Jahr, wenn der Kernen nicht
                                 sauber, noch recht troken, 4 bis 5, nachwaͤrts 2, 1 1/2 endlich noch 1
                                 vom Hundert, so daß zu Zuͤrich in 20 Jahren wenigstens 20 oder 25 von
                                 Hundert, daß ist 1/5 oder 1/4 Abgang gerechnet wird.
                              
                           
                              
                                 
                                    Dieser wuͤrde sich also belaufen auf Maͤs
                                    28,800
                                    
                                 
                                    und das Maͤs nur zu 12 1/2 Btz. gerechnet, an Geld. – Kronen oder Rthl.
                                    14,400
                                    
                                 
                                    Das Werfen und Sieben rechne ich in den ersten 5 Jahren zu 1/2 kr. das Maͤs in 5 Jahren 2 1/2 kr. wuͤrde von 144,000 Maͤßen
                                       betragen
                                     2,600
                                    
                                 
                                    In uͤbrigen Jahren zusammen rechne nur 1/4 so viel, also in 15 Jahren 3/4 von obigem
                                     1,950
                                    
                                 
                                    Das Maͤssen nicht gerechnet, wuͤrde also Abgang und Kosten sich belaufen in 20 Jahren
                                    18,950“
                                    
                                 
                              
                           Rechnen wir dazu, die 2 Procent welche unsere Regierung den Rentaͤmtern
                              bewilligt, die Besoldung des Aufsehers, die Verschlechterung mancher Getreidemaßen,
                              die unter dem Werthe verkauft werden muͤssen, die Reparaturkosten der
                              Gebaͤude, so wird man unsere Finanzbehoͤrden zwar nicht tadeln, daß
                              sie diese Art von Gefallen verpachteten, man wird aber das Bedauern nicht
                              unterdruͤken koͤnnen, daß sie die Bemuͤhungen so vieler wakerer
                              Maͤnner unberuͤksichtiget ließen, oder die Energie nicht hatten das
                              Bessere, wenn sie es kannten, einzufuͤhren und durchzusezen.
                           Durch die schon eingetroffene Nothwendigkeit das Staatsgetreide unter dem Normalwerth
                              zu verkaufen, entsteht in dieser Rubrik unseres Budjets ein Deficit, welches sich
                              nur augenbliklich durch ein Anlehen deken, und durch hoͤhere Preise, in
                              kuͤnftigen besseren Jahren, ersezen laͤßt. Diese Operation kostet dem
                              Staate die Zinsen dieses Kapitals, und den Verlust der kuͤnftigen
                              hoͤheren Preise, die nicht allein auf die Zahlung der Zinsen, sondern auch
                              auf Ersaz des entstandenen Deficits verwendet werden muͤssen.
                           Koͤnnte man dagegen, ohne Verlust am Normalwerth des Getreides und ohne
                              weitere Kosten, mit dem Verkaufe, auf bessere Zeiten warten, so wuͤrden zwar
                              die Zinsen des nach dem Normalpreise des Getreides aufgenommenen Kapitals von der
                              kuͤnftigen Erndte bezahlt werden; das Kapital selbst aber, laͤge in
                              dem aufgespeicherten Getreide, zur Abzahlung bereit, und wenn man auch auf diese
                              Weise mehrere Jahre hintereinander Geld aufnehmen muͤßte, um bessere Preise
                              abzuwarten, so
                              wuͤrde dem Staat nie dadurch ein Nachtheil erwachsen, denn dieses Geld hat
                              sein Unterpfand, und wenn der Scheffel Roggen nur 11 fl. anstatt 10 kostet, so
                              bezahlt dieser hoͤhere Preis die Zinsen des Kapitals, und diese Rubrik
                              unseres Budjets bliebe nicht einem fortdauernden Schwanken ausgesezt. Nach dem
                              gegenwaͤrtigen Systeme aber wird das Getreide unter seinem Normalwerthe
                              veraͤußert, und eine Anleihe, die keine Hypothek hat, und die
                              Glaͤubiger auf den Ertrag kommender Erndten hinweiset, muß ein Deficit deken,
                              welches, ohne ein besonderes, nicht zu erwartendes Gluͤk, auf eine furchtbare
                              Art, von Jahr zu Jahr zunehmen wird, und den Tilgungsfond mit einer neuen Rubrik zu
                              bedrohen scheint. Wer sieht nicht das Verderbliche solcher financieller Operationen
                              ein!
                           
                        
                           22. Methode des Herrn d' Artigues.
                           Es ist in der Natur des Menschen Schwierigkeiten zu sehen, wo keine sind, und auch
                              hier wird es nicht fehlen, daß die bloße Zahl der, zu jener Methode erforderlichen
                              Sake vielen ein unuͤberwindliches Hinderniß erscheine: es koͤnnte auch
                              zu laͤstig scheinen Saͤke in Saͤke, waͤre es auch nur
                              ein mal des Jahres umzuschuͤtten. Beide Unbequemlichkeiten beseitiget Herr
                              d'Artigues, ein wohlhabender und edeldenkender Mann, der in seiner großen Manufactur
                              viele Arbeiter beschaͤftigt, und die Wohlfeilheit des Getreides benuzen
                              wollte, um Weizen fuͤr theuere Zeiten aufzuschuͤtten, den er seinen
                              Arbeitern alsdann um billige Preise uͤberlassen wird.
                           Sein Verfahren hat er kuͤrzlich der Aufmunterungs-Gesellschaft zu Paris
                              vorgelegt. (Jahrgang 1820). Es besteht in folgendem.
                           Man verbindet auf eine schikliche Art 4 Pfeiler von 4 Zoll ins Gevierte, und die so
                              lang sind, als die Hoͤhe der Scheune, des Soͤllers, oder des Raumes,
                              worin dieser Apparat angelegt werden soll. Je hoͤher dieser Raum ist, desto
                              mehr wird er fassen.
                           Die Queerriegel, zwischen den 4 Pfeilern, sind 3 bis 3 1/2 Fuß lang, und sind um 3
                              Fuß von einander entfernt: ihre Zahl haͤngt also von der Laͤnge der
                              Pfeiler ab.
                           Auf diesen Queerriegeln, ruhen zwischen den vier Pfeilern, die
                              Getreide-Kasten. Sie stehen daher einer uͤber dem anderen, und werden
                              folgendermaßen gebildet.
                           In die senkrecht stehenden Pfeiler werden naͤmlich große Tafeln von
                              Weidengeflechte eingelassen, und an den Pfeilern mit Zapfen befestiget; diese bilden
                              die Seitenwaͤnde der Kasten, deren Boden, die Form eines Muͤhlentrichters
                              bekommt.
                           Fig. 12. Tab.
                              XXI. im 3 Bde. ist der senkrechte Durchschnitt einer ganzen Reihe
                              uͤbereinander stehender Kasten.
                           Fig. 13. ist
                              der horizontale Durchschnitt eines solchen Kastens.
                           Fig. 14. ist
                              ein abgerissenes Stuͤk von einer doppelten Reihe Kasten, die neben einander
                              aufgerichtet werden.
                           Es ist klar, daß die Kasten hier die Stelle der Sake der vorigen Methode vertreten.
                              Das Getreide in denselben ist den Maͤusen unzugaͤnglich. Es ist nicht
                              wahrscheinlich, daß der schwarze Wurm sich in die Kasten einniste und da sie bedekt
                              seyn koͤnnen, so sind sie vor der Kornmotte gesichert. Die Luft umgiebt von
                              allen Seiten die Kasten, und kuͤhlet das Getreide, und anstatt daß, nach der
                              vorigen Methode, ein Sak in den anderen geschuͤttet wird, darf hier nur das
                              Getreide des oberen Kastens in den unmittelbar unterstehenden gelassen werden. Man
                              faͤngt mit dem untersten an, den man in einen auf Raͤder stehenden
                              Kasten ausleeret: ist alles Getreide aus demselben herausgelaufen, so verschließt
                              man, vermittelst eines Schiebers, die Oeffnung, und oͤffnet nun die
                              Muͤndung des unmittelbar daruͤber stehenden, und faͤhrt so fort
                              bis der oberste Kasten ebenfalls ausgelaufen ist. Dann bleibt nichts uͤbrig
                              als den obersten Kasten, mit dem Getreide zu fuͤllen, welches man aus dem
                              untersten in den Rollkasten abließ. Diese Operation vermindert ungemein die Arbeit,
                              denn alle Behaͤlter, den obersten ausgenommen, fuͤllen sich von
                              selbst. Die Luͤftung des Getreides geschieht, indem es durch den Trichter in
                              den Kasten faͤllt, und man kann sie dadurch befoͤrdern, daß man unter
                              der Muͤndung des Trichters ein kleines Rost von Holz anbringt, durch welches
                              die Koͤrner im fallen mehr zerstreut, noch besser geluͤftet werden.
                              Auf diese Weise kann ein einziger Mann in sehr kurzer Zeit einige 50 Scheffel
                              luͤften, und hat bloß 3 oder 4 hinauf zu tragen oder zu winden.
                           Ein Kasten der 3 1/2 Pariser Fuß ins Gevierte hat, und 3 Fuß hoch ist, faßt gut 5
                              baierische Scheffel Getreide. Eine Reihe solcher Behaͤlter, wenn sie 21 Fuß
                              hoch ist, wird nahe an 35 Scheffel enthalten.
                           Bringt man 2 Kastenreihen neben einander so erspart man eine Reihe Pfeiler; alsdann
                              aber muͤssen die mittelsten auf der einen Flaͤche breiter seyn, damit
                              Luft zwischen den Kasten circulire, und 6 Zoll anstatt 4 haben. Dasselbe gilt auch
                              fuͤr zwei neben einander parallel laufende Reihen.
                           
                           In großen Magazinen, muß zwischen zwei solchen Systemen von Kasten, ein
                              hinlaͤnglicher Raum zu den noͤthigen Operationen gelassen werden.
                           Herr d' Artigues hat jezt ein besonderes Local zu einem groͤßeren Vorrath,
                              nach dieser Methode, einrichten lassen. Es ist im Lichten, 20 Fuß breit, 56 Fuß
                              lang, und 30 Fuß hoch. Er will darin 4000 Hectolitres Weizen (ungefaͤhr 1709
                              baierische Scheffel) aufschuͤtten. Die Kosten der Einrichtung werden sich auf
                              4 bis 5000 Francs belaufen. Auf der Nordseite hat er Ventilatoren anbringen lassen,
                              um in diesen Raum, frische Luft einzulassen.
                           Wollte man die Kosten der Bretter, fuͤr den Boden der Kasten ersparen, so
                              koͤnnten diese auch durch ein Weidengeflechte, oder durch Leinwand ersezt
                              werden. In diesem lezten Falle schneidet man die Stuͤke dreiekig heraus, und
                              naͤhet sie zusammen; sie bilden alsdann eine trichterfoͤrmige
                              Oeffnung, die man vermittelst einer Schnur zusammenzieht. Will man nicht dazu
                              Leinwand anwenden, so kann man auch, aus Weidengesiechte, die vier
                              Seitenwaͤnde des Trichters verfertigen lassen, alsdann aber muͤssen
                              sie durch ein hoͤlzernes Gerippe unterstuͤzt werden.
                           
                        
                           23. Schluß.
                           Das sind die vorzuͤglichsten Methoden, die zu meiner Kenntniß gekommen sind.
                              Der Kreis, was das Wesentliche betrifft, scheint durchlaufen. Da der Keim die
                              Hauptquelle des Verderbens ist, so drehen sich alle Methoden um diesen; man muß ihn
                              entweder ganz vernichten, oder die Umstaͤnde entfernen die seine Triebkraft
                              erregen. Ein drittes findet nicht statt. Wer in dem Getreide den Keim nicht mehr
                              bedarf, der folge Intieri; wer den Keim erhalten will, dem steht zwischen zwei
                              Verfahrungsarten die Wahl offen. Entweder muß er eine Temperatur zu erhalten suchen,
                              in welcher die Triebkraft, selbst bei groͤßerer Feuchtigkeit nicht rege wird,
                              oder er muß durch allmaͤhlige Entziehung der Feuchtigkeit, und der inneren
                              sich entwikelnden Waͤrme, einer aͤußeren hoͤheren Temperatur
                              die Mittel nehmen, auf den Vegetationstrieb zu wirken: fuͤr beides ist
                              gesorgt worden; fuͤr den ersten Fall dienen die Fruchtkeller, wo sie sich
                              anlegen oder benuzen lassen und die Getreide-Thuͤrme; fuͤr den
                              anderen Fall, haben Bildt, Meziéres und d'Artigues gesorgt. Die Waͤrme, die durch die
                              Aktion der Triebkraft rege wird, und die innere Feuchtigkeit, welche sie
                              unterstuͤzt, koͤnnen entweder unmittelbar an die Luft, oder an diese durch
                              Huͤlfe anderer ableitender Stoffe abgesezt werden. Ein solches
                              Ableitungsmittel hat Bildt in der Spreu gefunden; Meziéres und Lasteyrie
                              erreichen auf dem anderen Wege denselben Zwek.
                           Man wuͤrde gegen die wakeren Maͤnner, die auf Erfindung dieser Methoden
                              so viel Nachdenken, Fleiß und Beharrlichkeit verwendet haben, undankbar seyn, wenn
                              man so viel Gutes, und wahrhaft Brauchbares in Erwartung etwas Besseren unbenuzt
                              lassen wollte. Was zu leisten moͤglich ist, scheint in der Hauptsache
                              geleistet: an Nebendingen wird noch gekuͤnstelt werden.
                           Es ist fuͤr die Staatsverwaltungen, fuͤr die Kornhaͤndler,
                              fuͤr den großen Eigenthuͤmer, fuͤr den kleinen Landwirth
                              hinlaͤnglich gesorgt worden. Wenn sie bei der Benuzung der einen oder der
                              anderen Methode ihre Rechnung nicht fanden, so lag die Schuld nicht an der Methode,
                              sondern an einer mangelhaften Anwendung derselben. Den Regierungen fehlte entweder
                              Sinn fuͤr das Bessere, oder Energie es durchzufuͤhren. Der
                              gewoͤhnliche Kornhaͤndler hat selten die großen Kapitalien, die auf
                              weit ausgehende Speculationen noͤthig sind, er suchet schnelleren Umsaz, und
                              wendet daher nichts auf die Anlagen, die nur brauchbar sind, wenn ein Kapital,
                              mehrere Jahre hindurch, auf hoͤhere Zinsen warten soll. Der Gutsbesizer
                              scheuet sich vor Neuerungen, und wenn er auch wirklich Vortheile von denselben
                              erwarten zu koͤnnen glaubt, so fesselt ihn zugleich ein
                              unuͤberwindlicher Hang zum Alten; und gewoͤhnt denselben Verlust mit
                              jedem Jahre zu erfahren, faͤllt es ihm weniger auf.
                           N. S. Beim Schlusse dieser Schrift wird mir versichert, daß in einigen Gegenden des
                              Russischen Reiches, und namentlich in Odessa, man den zu Versendung bestimmten
                              Weizen, durch Stroͤme einer stark erhizten Luft, austroknet. Sobald etwas
                              naͤheres hieruͤber bekannt seyn wird, werde ich es nachtragen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
