| Titel: | Historische Notiz über die Stahl-Legirungen und die Damascirung. Von Hrn. Hachette . | 
| Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LXIX., S. 435 | 
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                        LXIX.
                        Historische Notiz über die Stahl-Legirungen und die Damascirung. Von Hrn. Hachette Diese Notiz wurde in der Sizung des
                                 Verwaltungs-Rathes, (Conseil
                                    d'Administration) der Gesellschaft am 27. December 1820. gelesen. Wir
                                 glaubten mit der Bekanntmachung derselben eilen zu muͤssen, da sie so
                                 sehr interessant ist. A. d. O..
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. 1820. S. 313.
                        Hachettes Stahl-Legirungen.
                        
                     
                        
                           Der Schleier, welcher bisher die wahre Mischung der figurirten
                              orientalischen Klingen dekte, wurde durch zwei englische Chemiker geluͤftet,
                              durch Hrn. Faraday, Praͤparator am koͤnigl.
                              Institute bei Sir Humphry Davy, und durch Hrn. Stodart.
                              Man glaubte bisher, daß der Stoff dieser Klingen aus Stahl-Draͤhten
                              oder Stangen von verschiedenen Graden von Haͤrtung zusammengesezt sey. Die
                              Abhandlung, welche die HHn. Gay-Lussac und Arago in dem lezten Oktober Hefte der Annales de physique et chimie einruͤkten, belehrt
                              uns, 1) daß der indische Stahl, aus welchem man die damascirten Klingen bereitet,
                              Wootz (man spreche Wutz)Vergleich die
                                    Abhandlung uͤber die Versuche mit indischem Stahle im 85 Bande der
                                    Philosophical Transactions vom J. 1795. S.
                                    322. und 326, und eine Notiz von Hrn. Pearson
                                    uͤber denselben Stahl im Repertory of
                                       Arts, 1. Ser. p. 45. und 107. A. d. O. heißt; 2) daß dieser Stahl
                              einen sehr geringen Antheil von Thon- und Kieselerde besizt; 3) daß es
                              endlich gelungen ist eine Masse zusammenzusezen, welche alle Eigenschaften des besten
                              Wootz besizt, und zwar auf folgende Art.
                           Man hat in einem Tiegel gekohlstofftes Eisen aus 94,36 Eisen und 5,64 Kohlenstoff
                              bereitet. Dieses Gemenge wurde in einem Moͤrser geflossen und
                              gepuͤlvert, und dann, mit reiner Thonerde gemischt, in einem geschlossenen
                              Tiegel einem sehr hohen Feuergrade ausgesezt. Auf diese Weise erhielt man eine
                              Beschikung von 6,4 p. Cent. Thonerde, und einem Antheile
                              Kohlenstoff, den man nicht genau schaͤzen konnte. 67 Grane dieser Beschikung,
                              und 500 Grane guten englischen Stahles gaben, zusammengeschmolzen, ein vollkommen
                              hammerbares Korn, welches in jeder Hinsicht dem indischen Wootz gleich kam. Das
                              charakteristische Merkmahl des orientalischen damascirten Stahles, das man bisher
                              uͤbersah, besteht darin, daß derselbe durch das Schmelzen die Eigenschaft
                              nicht verliert, auf seiner Oberflaͤche figurirt zu
                              bleiben. Man schmiedet ihn nach dem Schmelzen, polirt ihn, reinigt und puzt ihn mit
                              schwacher Schwefelsaͤure, und die bisher unnachahmbaren Zeichnungen
                              erscheinen auf der Oberflaͤche wieder, wie der Mohr (le moiré) auf den Blech-Platten.
                           Indem sie, meine Herren, in ihrem Bulletin von den Arbeiten der englischen Chemiker
                              Nachricht geben, werden sie vielleicht glauben, daß man von den fruͤheren
                              Untersuchungen uͤber denselben Gegenstand Erwaͤhnung machen
                              muͤsse. Clouet, ehrenvoll von Hrn. Héricart de Thuͤry angefuͤhrt in
                              seinem Berichte uͤber die damascirten Klingen des Hrn. Degrand zu Marseille (Vergl. das Bulletin vom April 1820), hatte
                              Stuͤke orientalischer Klingen vor sich, die er sehr zu schaͤzen wußte.
                              Die Idee, einen Theil derselben einzuschmelzen, und zu sehen, was nach dem Schmelzen
                              daraus wuͤrde, ist ihm indessen nicht gekommen. Er hat immer gedacht, daß die
                              Zeichnungen der damascirten Klingen aus einer mechanischen Mischung von verschiedenem
                              Stahle hervorgingen, und nicht aus einer Krystallisation, wie jene bei den
                              Legirungen des Kupfers mit Zinn, bei dem Schmelzen des Eisens mit gekohlstofftem
                              Eisen. Wir kamen indessen durch Stereometrie dahin, auf einer geschmiedeten Platte
                              eine bestimmte Zeichnung zu erhalten. Die Methode, welche ich zur Aufloͤsung
                              dieser Frage vorschlug, und welche im 15 Bande des Journal de
                                 Mines S. 421. entwikelt wurde, wird sich auch auf den neuen mit Thonerde
                              beschikten Stahl anwenden lassen, wenn man anders bei Abwechslung des Stahles auch
                              die Tinten seiner Beschikungen mit Alaunerde abwechseln laͤßt. Clouet war in seinen Vermuthungen uͤber die
                              Moͤglichkeit dieser Beschikungen gluͤklicher; er hat bemerkt, daß
                              Stahl und Eisen sich mit Theilen jenes glasigen Zustandes verband, dessen er sich
                              bediente, um diese Metalle in Fluß zu bringen. Obschon diese Thatsache von einem
                              jener beruͤhmten Gelehrten angefochten wurde, welche zuerst das Eisen und den
                              Stahl untersuchten, und die bei dieser Analyse noch die neue Theorie des
                              Sauerstoffes von Lavoisier zum Grunde legten, so bestaͤtigte er dieselbe doch
                              in einer Abhandlung, welche er mich im Vendémiaire
                              VII. (Oktober 1798) im Journal
                                 des Mines bekannt zu machen berechtigte.
                           Clouet zweifelte damals nicht, daß Eisen und Stahl sich mit glasigen Substanzen vereinigt. Er hatte mehrere
                              Legirungen dieser Art erhalten; um aber diese Arbeit zu vollenden, mußte Stahl und
                              Eisen mit Erden, den Elementen des Glasflusses, verbunden werden: und dieß haben die
                              HHn. Faradey und Stodart mit
                              dem gluͤklichsten Erfolge gethan. Diese beiden gelehrten Metallurgen verdankt
                              man auch noch zwei andere Legirungen, welche die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zu
                              verdienen scheinen: die eine ist ein kuͤnstliches Reißbley (plombagine artificielle), die andere ein
                              Silber-Stahl (acier argenté).
                           
                           Das oben angefuͤhrte gekohlstoffte Eisen, welches man zur Zusammensezung des
                              mit Thonerde verbundenen Stahles (acier aluminé)
                              gebraucht, ist ein Bestandtheil des kuͤnstlichen Reißbleies.
                              Gepuͤlvert, mit Kohle gemengt, und dann geschmolzen, verwandelt er sich in
                              eine weiche glaͤnzende leicht zu schneidende Masse, welche auf dem Papiere
                              abfaͤrbt, mit einem Worte, alle Eigenschaften des Reißbleies der Bleistifte
                              besizt.
                           Die zweite Legirung, Stahl und Silber, haͤlt in 500 Theilen Stahles Einen
                              Theil Silber: aus vielen Versuchen ergibt sich, daß diese neue Substanz dem besten
                              Stahle bei Verfertigung schneidender Werkzeuge vorzuziehen ist.
                           Eine dritte Legirung, aus welcher man vortreffliche Spiegel machen koͤnnte,
                              besteht aus gleichen Theilen Stahls und Platina; sie nimmt eine vortreffliche
                              Politur an, und wird nicht mattDie Société d'Encouragement hat einer
                                    Special-Commission den Auftrag gegeben, die Verfahrungsarten der HHn.
                                    Faraday und Stodart zu wiederholen, und eine Summe von 500 Franken zur
                                    Bestreitung der Kosten angewiesen. A. d. O..
                           Die nun folgende Tabelle, welche die Abhandlung der HHr. Faraday und Stodart beschließt, welche die
                              specifischen Schweren der von ihnen analysirten, und durch Legirungen neu
                              hervorgebrachten Substanzen enthaͤlt, ist bereits bei der Abhandlung der HHr.
                              Faraday und Stodart uͤber diesen hoͤchst wichtigen Gegenstand im
                              dritten Bande dieses polytechnischen Journal S.
                                 106. abgedrukt. D.