| Titel: | Ueber Rindvieh-Bahren und Pferde-Krippen, vorzüglich über solche, welche aus Thon oder Lehm geformt und gebrannt werden. Eine Aufforderung an Töpfer, Ziegelbrenner und Steingutfabrikanten. Von dem königlich baierischen Kreis-Bauinspektor Voit in Augsburg. | 
| Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. III., S. 62 | 
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                        III.
                        Ueber Rindvieh-Bahren und Pferde-Krippen, vorzüglich über solche, welche aus Thon oder Lehm geformt und gebrannt werden. Eine
                           Aufforderung an Töpfer, Ziegelbrenner und Steingutfabrikanten. Von dem königlich baierischen Kreis-Bauinspektor Voit in Augsburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Voit über Rindvieh-Bahren und Pferde-Krippen.
                        
                     
                        
                           In einem Stalle fuͤr Rindvieh und Pferde verdienen die
                              Bahren und Krippen in Ansehung ihres Stoffes und ihrer Form, die Beachtung des
                              Architekten, wie des Oekonomen.
                           In vielen Gegenden werden noch diese Bahren von ganzem Holze ausgehauen. Sie
                              koͤnnen von Fichten- und Tannenholze seyn; zu laͤngerer Dauer
                              aber wird Eichenholz erfordert. Es gibt jedoch Gegenden, wo es an so starken
                              Baumstaͤmmen, als hiezu noͤthig sind, besonders an Eichen fast ganz
                              fehlt, und diese daher theuer zu stehen kommen; man dachte daher schon lange auf
                              eine andere Einrichtung dieser Bahren, die zugleich ihre laͤngere Brauchbarkeit sicherten, denn die
                              aus einem ganzen Stamme gehauene Viehbahre verliert gerade das beste der
                              Faͤulniß am laͤngsten widerstehende Holz, naͤmlich das
                              Kernholz, waͤhrend nur der wandelbare Splint fuͤr die
                              Seitenwaͤnde und den Boden uͤbrig bleibt. Solche Bahren sind eben
                              deßwegen bald ruinirt, und verursachen dadurch desto groͤßere Kosten, wobei
                              zugleich der Verlust der schoͤnsten Baumstaͤmme in Betrachtung
                              kommt.
                           Etwas dauerhafter sind Bahren, von eichenen Bohlen oder Dielen zusammen gesezt. Man
                              kann dazu gutes Kernholz auswaͤhlen, und geschikte Zimmerleute wissen die
                              Bohlen so gut zusammen zufuͤgen, daß in solchen Bahren auch naß
                              gefuͤttert werden kann. Ein wichtiger Vortheil ist noch ihre leichte
                              Ausbesserung, durch Verwechselung der schadhaften Diele mit einer neuen. Ueberhaupt
                              aber tritt dabei eine Holzersparung ein, die um so mehr zu beruͤksichtigen
                              ist, je seltner das Eichenholz wird.
                           Noch besser freilich sind Viehbahren von hartem Sandstein, oder von andern
                              marmorartigen Steinen; aber auch sehr theuer, besonders in Gegenden, wo solche
                              Steingattungen selten angetroffen werden; und selbst da, wo kein Mangel daran ist,
                              steht der Einfuͤhrung steinerner Bahren die kostspielige Bearbeitung des
                              Steines entgegen, daher man jene nur in den großen Oekonomien reicher Gutsbesizer
                              findet.
                           Dieß fuͤhrte natuͤrlich auf den Gedanken, die in der Baukunst so oft
                              mit Vortheil angewendeten kuͤnstlichen Steine auch
                              hier zu benuzen; und der Erfolg entsprach der Erwartung, so daß aus Baksteinen
                              gemauerte Bahren an vielen Orten eingefuͤhrt sind. Ich habe selbst schon vor
                              etwa 18 Jahren, bei einer bedeutenden Oekonomie solche Viehbahren angebracht, welche
                              sich vollkommen bewaͤhrt zeigten indem sie noch jezt ganz brauchbar sind, und noch keine
                              bedeutende Reparatur bedurften. Es versteht sich von selbst daß man zu solchen
                              gemauerten Bahren, die auch nasse Futterung gestatten mußten, vorzuͤglich
                              gute Materialien, als Steine, (nicht alle Ziegeleien liefern hiezu taugliche
                              Baksteine) Kalk und Sand zu waͤhlen habe; man hat aber auch darauf zu sehen,
                              daß der Moͤrtel schnell binde und bald eine große Haͤrte erlange.
                           Die Kosten belaufen sich, wenigstens nach meinen Erfahrungen, selbst in Gegenden, wo
                              Holz selten ist, nicht hoͤher als bei Bahren von Eichenholz, die doch lange
                              nicht so dauerhaft sind. Man sollte sich daher wundern, daß nicht allgemeiner in
                              neuerbauten Stallungen gemauerte Bahren angetroffen werden. Indessen macht
                              allerdings die Auffuͤhrung eines gemauerten Bahrens einem Maurer, welcher
                              noch keine gesehen hat, und blos nach einer Zeichnung arbeiten soll, einige
                              Schwierigkeiten, so wie die Auswahl und Bereitung der Materialien mehr Muͤhe
                              als eine gewoͤhnliche Arbeit verursacht, und so laͤßt man es beim
                              Alten, besonders wenn man keinen erfahrnen Rathgeber zur Seite hat.
                           Um die Einfuͤhrung der nuͤzlichen gemauerten Rindviehbahren zu
                              erleichtern, habe ich bereits an einem andern Orte den Vorschlag gemacht, besondere
                              Steine dazu zu formen, und in Ziegeleien oder Toͤpferoͤfen zu brennen;
                              dadurch wuͤrde jeder nicht ungeschikte Maurer in den Stand gesezt, einen
                              solchen Bahren mit Anwendung des guten Moͤrtels oder Cements zu errichten. Es
                              mußte naͤmlich der Lehm besonders gut bearbeitet, noͤthigenfalls
                              geschlemmt, und wenn er zu fett waͤre, mit Sand vermischt werden, sodann aber
                              haͤtte man denselben beim Streichen oder Formen, hauptsaͤchlich aber
                              im Brennofen, so zu behandeln, daß vollkommen gute Steine entstehen.
                           Bei dem Formen des Thons zu Steinen wuͤrde Hauptregel seyn, die Dimensionen nicht zu
                              groß zu nehmen, damit die Masse bald austroknen und dann vollkommen gebrennt werden
                              koͤnne. Waͤhlte man ein zu großes Format, so wuͤrden die
                              gestrichenen Steine in der Luft ungleich schwinden, sich krum ziehen, zerfallen, und
                              nur ein schlechtes Material geben, welches nie die gewuͤnschte Dauer hat.
                              Zwar wird man bei kleinen Steinen mehr Fugen in der Zusammensezung erhalten; allein
                              ein gutes Cement macht diesen Fehler, wenn er einer seyn sollte, wieder gut.
                           Zu große Steine lassen sich auch unter dem uͤbrigen Ziegelzeug nicht wohl
                              ausbrennen, selbst bei dem staͤrksten Feuer im Ziegelofen, wodurch alle
                              andere daneben sich befindlichen kleinen Steine Schaden leiden wuͤrden. Es
                              wuͤrde sich daher kein Ziegler geneigt zeigen, einzelne große Steine zu
                              brennen. Da es bei den zu Viehbahren besonders geformten Steinen auch auf eine
                              richtige Verbindung der Steine unter einander ankommt, so ist dieser Umstand
                              ebenfalls nicht ausser Acht zu lassen, bei der Angabe der Form und Groͤße der
                              Steine. Ferner muß man das Schwinden des Thons, oder Lehms beim Troknen und Brennen
                              genau beobachten; denn wenn man kleine und große Steinsorten anwenden will, so
                              schwinden diese im Troknen ungleich, und nach dem Brande werden die Steine nicht
                              mehr zusammen passen. Und da die eine Lehm- oder Thonart mehr als die andere
                              schwindet, so muß man mit jeder besondere Versuche anstellen. So schwierig diese
                              Sache zu seyn scheint, so wird sich doch bald ein aufmerksamer Ziegler oder
                              Haͤfner darein finden.
                           Um die Form der Steine richtig angeben zu koͤnnen, muß man zuerst die Tiefe
                              und Weite des Bahrens, und dann die Staͤrke des Bodens und der
                              Seitenwaͤnde bestimmen. Die gewoͤhnliche Maaße eines gemauerten Bahren
                              sind 11 Zoll Hoͤhe und 16 Zoll Weite im Licht; die Bodendike betraͤgt 5 1/2 und die
                              Seitenwand 6 Zoll; und diese Maase koͤnnen der Erfahrung zu Folge als richtig
                              angenommen werden.
                           Der ganze gemauerte Bahren soll auf einem Mauerstock
                              ruhen, der eben so breit ist, naͤmlich 2.' 5'' und der Hoͤhe aber vom
                              Boden an 1' 5 1/2'' haͤlt. Dem Mauerstok gibt man, um das Sinken desselben
                              und des Bahrens zu verhindern, einen Grund, dessen Staͤrke sich nach der
                              Beschaffenheit des Bodens richtet. Uebrigens kann der Mauerstok entweder von
                              Baksteinen, oder auch nur von Broken gemacht werden.
                           Fig. 27. ist
                              der Querschnitt eines gemauerten Bahrens; Fig. 28. der Grundriß
                              dazu. In beiden Figuren zeigt c den Bodenstein an; Fig. 29 . c aber sieht man denselben perspektivisch dargestellt.
                              Dieser Bodenstein ist auf zwei Seiten, gegen die Seitenwaͤnde des Bahrens,
                              unten etwas breiter als oben. Oben hat derselbe eine Laͤnge von 11 Zoll,
                              unten hingegen von 13 1/2 Zoll, die Dike in der Mitte betraͤgt 3 Zoll. Da er
                              ein Segment vom Bahren macht, so ist er in der Mitte etwas ausgehoͤlt, oder
                              nach der Bahrenlinie vertieft. Die Breite dieses Steines muß sich nach der Dike der
                              Steine dddd
                              Fig. 27.
                              richten. Jeder dieser Steine ist 2 1/4 Zoll dik, dazu kommt noch die Fuge, und daher
                              muß er 10 Zoll zur Breite haben. Hier wird man einsehen, warum ich oben erinnerte,
                              daß man auf das Schwinden der Steine beim Troknen und Brennen genaue
                              Ruͤcksicht zu nehnen habe. Der zweite Stein Fig. 27. e liegt unmittelbar unter dem ersten c und hat gleiche Laͤnge und Breite mit der
                              untern Flaͤche desselben, naͤmlich 13 1/2 Zoll Laͤnge und 10
                              Zoll Breite. Die Dike desselben betraͤgt ohne die Fugen 2 1/2 Zoll. Er dient
                              zur Verstaͤrkung des Bahrensbodens. Beide, jezt beschriebene Steine, welche
                              Fig. 29.
                              c und e aufeinander
                              liegend vorgestellt sind, koͤnnte fuͤglich nur ein einziges
                              Stuͤk ausmachen; aber dieses wuͤrde eine so große Dike bekommen, daß es nicht mit den
                              uͤbrigen Steinen zu gleicher Zeit vollkommen gut ausgebrannt werden
                              koͤnnte, woran doch viel gelegen ist; es muß also bei zwei, auf einander
                              liegenden Steinen bleiben. Die Seitenwaͤnde des Bahrens bestehen aus
                              zweierley Steinen. Der erste ist Fig. 27. 28. und 30 . d abgebildet. Die Hoͤhe und Breite desselben
                              erkennt man aus der Zeichnung; die Dike ist bereits angegeben, zu 2 1/4 Zoll. Diese
                              Steine kommen an die Bodensteine c und e und zwar, wie aus Fig. 28. zu ersehen ist,
                              auf jeder Seite 4 nebeneinander, so daß davon die Breite der Bodenstuͤke
                              ausgefuͤllt wird. Um aber den Boden unter die Seltenwaͤnde unter
                              einander zu verbinden, werden auf jeder Seite des Bahrens zwei Steine nebeneinander
                              gesezt. Bei Fig.
                                 31 . f sind diese Steine perspektivisch
                              gezeichnet, und Fig. 28 . f sieht man, wie sie bis in die
                              Mitte des Bahrens binden, und daselbst eine Fuge machen. Auf diese Art wird das
                              ganze Mauerwerk fest in einander verbunden, und durch die Boden- oder
                              Mittelstuͤke erhaͤlt man weniger Fugen in der Mitte des Bahrens. So
                              faͤhrt man denn mit der Verbindung fort, bis der ganze Bahren fertig ist.
                           Kommt ein solcher Bahren nicht zwischen zwei Pfeiler, welche eine gewoͤlbte
                              Deke des Stalles tragen, sondern frey in den Raum zu stehen, so wird am Anfang und
                              am Ende desselben, der Mauerstok bis auf den Rand des Bahrens, wenigstens einen
                              Stein dik erhoͤht und an diese schließt sich dann das Bahrengemaͤuer
                              an. Um das Mauerwerk des Bahrens und den Mauerstok zusammen zu halten, thut man
                              wohl, wenn man allenfalls alle 12 Fuß eine eiserne Schiene ab
                              Fig. 27. mit
                              zwei senkrecht stehenden, etwa 11 Zoll langen Eisen, auf den hergestellten Mauersaz
                              legt und mit einmauert Dieses Eisen ist Fig. 32. besonders
                              abgebildet. Ich habe aber auch ohne dasselbe vor mehr als 18 Jahren gemauerte Bahren
                              hergestellt, welche noch jezt in gutem Zustande sind; wozu ich jedoch gluͤklichere
                              Weise sogenannten schwarzen Kalk und reinen Quarsand als Moͤrtel verwenden
                              konnte. Ueberhaupt ist bei der Bereitung des Moͤrtels, besonders mit
                              geringern Kalkgattungen, zur Erzeugung eines moͤglichst guten Materials alle
                              Sorgfalt nothwendig.
                           Es giebt noch einige andere Arten gemauerte Bahren aufzufuͤhren. Der jezt
                              beschriebenen glaube ich aber den Vorzug geben zu muͤssen, aus folgenden
                              Gruͤnden:
                           1) Die dabei anzuwendenden Steine haben diejenige Groͤße, bei der sie leicht
                              austroknen und neben andern Ziegelmaterialien vollkommen ausgebrennt werden
                              koͤnnen;
                           2) es koͤnnen diese Steine in eine sehr gute Verbindung mit einander gebracht
                              werden.
                           3) die beiden auf einander liegenden Bodenstuͤke geben den Bahren viele
                              Festigkeit, und lassen wenig Fugen;
                           4) der Bahren nimmt in Hinsicht der Breite keinen großen Raum im Stalle ein; und
                           5) kann in diesem Bahren troken und naß gefuͤttert werden.
                           Zu bemerken ist dabei, daß der Maurer nur ein sehr schwaches Moͤrtelband geben
                              darf, damit nur ganz schmale Fugen entstehen.
                           Die Ringe, an welche das Rindvieh angelegt wird, werden, wie es sich von selbst
                              versteht, in den Mauerstok befestiget. Zum Verpuzen des Mauerstoks nehme man
                              vorzuͤglich guten Moͤrtel; fehlt es an einem solchen, so verschalte
                              man die Seite, an welcher das Vieh steht, mit Brettern. Das Bahrengemaͤuer
                              verpuze man nicht, sondern schleife die Steine ab, indem man sie mit einem
                              Stuͤk Stein abreibet, und dann die Fugen mit einem Cement verstreicht, sowohl
                              außen als innen in der Bahrenhoͤlung. Das Cement kann aus frischgebrannten
                              und troken abgeloͤschten Kalk, mit abgesottenem Leinoͤl vermischt,
                              bestehen. Kalk und Leinoͤl wird vor dem Gebrauche zu einem zaͤhen Brei verarbeitet.
                              Es dient aber auch als Kitt zum Verstreichen der Fugen geronnene Milch und Kalk,
                              wovon weiter hin mehr gesagt werden soll.
                           Ich komme nun zu einer noch bessern Bauart von Bahren aus kuͤnstlichen
                              Steinen, welche sich sowohl fuͤr das Rindvieh, als fuͤr Pferde eignen,
                              und in manchem Betracht selbst den kostbaren Krippen aus natuͤrlichen Steinen
                              vorgezogen zu werden verdienen.
                           Fig. 33. ist
                              der Querschnitt eines von glasirten Kacheln zusammengesezten Bahrens. Die Weite
                              desselben ist 15 3/4 Zoll; die ganze Tiefe mit dem Kranze 10 1/2 Zoll. Daß man diese
                              bei Rindvieh-Bahren gewoͤhnliche Maase nach Umstaͤnden oder
                              Belieben in groͤßere oder kleinere verwandeln duͤrfe, weiß Jeder
                              selbst. Der Boden besieht aus zwei in der Mitte an einander gefuͤgten
                              Kacheln, welche Fig. 33. a.a. im Profil, und Fig. 34. a.a. in perspektivischer Zeichnung zeigt. Die Dike des
                              Bodens betraͤgt 1 3/4 Zoll, die der Seitenwand 3/4 Zoll. Nach der Mitte
                              runden sich die Kacheln ab; dadurch entsteht in dem Winkel eine dike Masse; diese zu
                              vermindern und die Kachel gehoͤrig austroknen und durchbrennen zu
                              koͤnnen, nimmt man bei bb den Thon nach der
                              punktirten Linie de heraus. Die Kachel
                              erhaͤlt demnach 3 Stuͤzpunkte ccc
                              mit denen sie auf dem untern Mauerstok ruht, und welche hinreichend sind, der Kachel
                              ein festes Lager zu geben und sie gegen alles Wanken zu sichern. Die untere
                              Flaͤche dieser Kachel wird, wenn sie noch weich ist, durch Rize mit einem
                              Messer rauh gemacht, damit der Moͤrtel oder das Cement besser hafte. Auch die
                              Zwischenraͤume bb fuͤllt man mit
                              Moͤrtel aus. Fig. 35 stehet man diese Kachel umgewendet vorgestellt. ccc sind die drei Stuͤzpunkte, und bb die mit Moͤrtel anzufuͤllenden
                              Zwischenraͤume. Eine jede solche Kachel hat 9 1/4 Zoll in der Breite, und ein Fuß 6 Zoll in
                              der Laͤnge. Unter die bisher beschriebene Kachel kommt eine andre, welche
                              Fig. 33.
                              b im Durchschnitt und Fig. 36. perspektivisch
                              abgebildet ist. Diese Kachel hat noch immer einen Falz und nach aussen ein kleines
                              Gesims, welches aus einer Blatte, einem Rundstabe, und einem kleinen Blattchen
                              besieht. Der Falz ist 1 3/4 Zoll tief und 3 Zoll breit. Die ganze Breite hat mit
                              Falz und Gesims 5 Zoll, die Dike unter dem Falz 1 1/2 Zoll, und die ganze
                              Laͤnge 18 Zoll. In der Mitte dieser Kachel und 2 1/4'' von hinten gegen den
                              Falz gemessen, geht durch die Falzdike ein rundes einen starken viertel Zoll im
                              Lichte weites Loch; Fig. 33. b hinter welchem bei a
                              Fig. 36. ein
                              kleiner 2 Zoll breiter und Zoll 1/4 tiefer Einschnitt in der obern Falzwand sich
                              befindet. Was der Einschnitt a und das Loch zu bedeuten
                              habe, wird hernach angegeben werden. Die untere Flaͤche der Kachel, welche
                              auf den Mauerstok zu liegen kommt, wird eben so, wie bei der ersten, rauh gemacht,
                              um das Angreifen des Moͤrtels zu befoͤrdern.
                           Fig. 33.
                              zeigt eine dritte Kachel im Durchschnitt: Fig. 37. erblikt man
                              dieselbe perspektivisch gezeichnet. Sie hat einen groͤßen Falz, Fig. 37. abfg oder einen Ausschnitt durch den sie an die
                              Wand der Kachel Fig. 34. xy paßt. Unten ist sie 2 Zoll
                              dik; die Hoͤhe des Falzes aber oder des Ausschnittes ab betraͤgt 5 Zoll. Die obere Dike mißt 2
                              3/4 Zoll, die Hoͤhe des Absazes 5 1/2 Zoll. Die ganze Laͤnge der
                              Kachel ist der vorigen gleich, naͤmlich 1' 0''. Jede schmale Seite, Fig. 37. bei
                              ca und dg
                              hat eine ausgehoͤlte Rinne, welche mit der Rinne einer andern daran
                              stossenden Kachel ein rundes Loch von einem starken viertel Zoll bildet. An der
                              Außenseite der Kachel ist bei e eine Erhoͤhung
                              von 1/4'' angebracht, welche eine Fuͤllung macht. Diese Fuͤllungen
                              sind Fig. 43.
                              bei abc u.s.w. zu sehen.
                           Auf der andern Seite des Bahrens, da wo das Vieh sieht, ist eine aͤhnliche, von der vorigen etwas
                              verschiedene, Kachel, Fig. 33 . d, angebracht. Sie hat, weil hier keine Falzkachel ist,
                              bei e einen 3/4 Zoll tiefen Einschnitt, und bei f einen Haken von 4 Zoll Laͤnge. Zwischen diesen
                              Einschnitt und den Haken wird die Kachel a eingeschoben,
                              so daß sie auf dem Haken f ruht. Da auch hier die
                              schmalen Seiten ausgehoͤlte Rinnen haben, so entstehet beim
                              Zusammenfuͤgen zweier solcher Kacheln ein rundes, einen starken 1/4 Zoll
                              haltendes Loch.
                           Noch fehlen die Ekkacheln, womit der Bahren angefangen und vollendet wird. Man sieht
                              eine solche Kachel bei Fig. 38. perspektivisch
                              vorgestellt. An Dike und Hoͤhe gleichet der Boden und die Seitenwand
                              derselben den beiden Seitenkacheln; die ganze Laͤnge ist 1' 6''. abc zeigt einen Ausschnitt von der Seitenwand, in
                              welchen der Vorsprung abc. einer andern Kachel
                              Fig. 39.
                              paßt. Die hintere Wand der Ekkachel de, kann 2 bis 3
                              Zoll dik seyn; sie rundet sich wie eine Seitenwendung gegen die Mitte ab. Der zu
                              viele Thon in dem Winkel hfg. wird in der Mitte
                              herausgenommen, und man laͤßt nur zwei Stuͤzpunkte, auf denen die
                              Kachel ruhen kann. Zur Verstaͤrkung der Seitenwand, wird die zweite Kachel
                              Fig. 39.
                              angepaßt; sie hat, wie andere Seitenkacheln, an den schmalen Seiten
                              ausgehoͤlte Rinnen.
                           Die Ekkachel, welche auf der Seite, wo das Vieh steht, eingesezt wird, hat wie die
                              hintern Kacheln einen Einschnitt und unten einen Haken, welcher die Stelle der
                              Gesimskachel Fig.
                                 36. vertritt.
                           Hiezu kommt noch die Kranzleiste, welche zu beiden Seiten des Bahrens auf
                              saͤmmtliche Kacheln nach der ganzen Laͤnge gelegt wird. Sie ist bei
                              Fig. 40.
                              perspektivisch abgebildet. Ihre Breite betraͤgt 4 1/4''; oben ist sie
                              abgerundet, unten aber hat sie einen Falz a. in den die
                              Kacheln der Seidenwendungen passen. Bei jedem Stoß, das heißt, da wo zwei Seitenkacheln mit ihren
                              ausgehoͤlten Rinnen zusammentreffen, ist ein Loch eingebohrt, durch welches
                              ein eiserner ungefaͤhr 1/4 Zoll diker Nagel gestekt werden kann. Die
                              uͤber die Kacheln hingestrekte Kranzleiste ist Fig. 43. bei de zu sehen. ffx
                              sind die Naͤgel an den Stoßfugen, welche von der untern Falzkachel durch die
                              Rinnen der Seitenkacheln und durch die Kranzleiste gehen, auf welchen sie Schrauben
                              erhalten.
                           Alle Kacheln muͤssen vom Toͤpfer, oder auch vom Ziegelbrenner, wofern
                              dieser die Sache hinlaͤnglich versteht, aus guter, besonders zubereiteter
                              Erde geformt, sodann gehoͤrig getroknet, und hierauf im Ofen gut gebrannt
                              werden. Nach diesem Brennen uͤberzieht man alle aͤußeren
                              Flaͤchen, so wie die innere Hoͤlung des Bahrens, mit einer Glasur, und
                              brennt sie nun zum zweitenmal im Ofen. Jezt sind sie zum Versezen geschikt. Hiezu
                              wird ein gutes Cement erfordert. Kann man guten schwarzen Kalk haben, so
                              loͤsche man denselben troken ab, und vermische ihn in richtigem
                              Verhaͤltniß mit scharfkantigen Quarzsande. Ein solcher Moͤrtel ist von
                              vorzuͤglicher Guͤte, weil er schnell erhaͤrtet und bindet.
                              Sonst nehme an seiner Statt den schon erwaͤhnten Kitt aus frischgebranntem
                              Kalk und frischem Kaͤse, welcher auf folgende Art bereitet wird. Man
                              loͤscht frisch gebrannten Kalk troken ab, indem man den Kalk mit Wasser
                              besprengt, welches den 5ten Theil des Kalkgewichtes ausmacht; wodurch der Kalk in
                              ein zartes Pulver zerfaͤllt. Nun wird dieses Pulver mit eben so viel frischem
                              Kaͤse gemischt, und die Mischung auf einem großen Reibstein durcheinander
                              gearbeitet. Die so entstandene zaͤhe Masse muß sogleich verbraucht werden,
                              weil sie sehr schnell erhaͤrtet. Dieser Kitt ist zwar nicht wohlfeil, aber
                              allgemein bewaͤhrt, und er sollte daher bei dieser wichtigen Arbeit nie ohne
                              Anwendung bleiben.
                           Ist der Mauerstok, von dem hernach noch mehr gesagt werden wird, fertig und wagrecht
                              ausgeglichen, so kann man das Versezen der Kacheln in folgender Ordnung
                              vornehmen.
                           Zuerst wird die Falzkachel Fig. 38 . b, und sodann gegenuͤber die Kachel d, welche unten den Haken f
                              hat, ebenfalls unter dem Haken in guten gewoͤhnlichen Moͤrtel gesezt.
                              Durch beide stekt man sogleich einen eisernen Nagel; siehe Fig. 41. Dieser Nagel,
                              welcher im Durchmesser 1/4 Zoll dik und 15 1/2 Zoll lang ist, hat unten einen
                              breiten Kopf und oben ein Gewind, woran eine Schraube angebracht werden kann. Man
                              uͤberzieht ihn, damit er nicht zu bald vom Roste angegriffen werde, vor dem
                              Gebrauch mit einer schwarzen Oelfarbe. Nun kommt die Reihe an die Bodenkacheln aa. Sie werden, nachdem zuvor der Raum k auf dem Mauerstok ausgemauert worden, unten, wo sie
                              auf der Mauer ruhen, in Moͤrtel gelegt; zwischen die Fugen aber, welche zwei
                              Kacheln mit einander machen, bringt man obigen Kitt sehr duͤnne an, und
                              druͤkt die Kacheln stark aneinander, so daß nur eine sehr schwache Fuge
                              bleibt.
                           Hierauf werden die Seitenkacheln c angesezt, und zwischen
                              die Fugen der Bodenkachel, so wie der untern Falzkachel Kitt aufgetragen.
                           Daß man mit den Ekkacheln den Anfang machen muß, versteht sich wohl von selbst.
                           Ist denn allmaͤhlig der Bahren vollendet, so wird zulezt, um dem Ganzen
                              Festigkeit zu geben, die Kranzleiste aufgesezt; wie dabei zu verfahren ist, kann man
                              aus Obigem sehen. Man bringt auch hier zwischen Holz und Kachel den empfohlenen
                              Kitt.
                           Auf jede Fuge der aͤußern Seitenwand des Bahrens kommt eine Leiste von
                              Eichenholz Fig.
                                 42. und Fig. 33 . p. Diese wird oben in die
                              Kranzleiste eingepaßt; es ist deswegen unten in der Falzkachel Fig. 36. a der Einschnitt angebracht. Diese Liste dient theils
                              zur Dekung des Stoßes, theils zur Verschoͤnerung des Bahrens. Sie wird ebenfalls mit jenem Kitt an
                              die Kacheln befestiget.
                           So waͤre dann der Bahren ganz und gar fertig. Doch bemerke man noch folgendes:
                              Wenn man die in den Kitt gesezte Kacheln so zusammen preßt, daß nur sehr schmale
                              Fugen entstehen koͤnnen, so hat man nicht noͤthig, diese Fugen
                              besonders zu verstreichen, well sie durchaus mit derselben Masse ganz
                              ausgefuͤllt sind. Ferner: wenn an der hintern Seite, an welcher das Vieh
                              steht, keine Falzkachel b
                              Fig. 33
                              angebracht, sondern nur der Haken f angewendet wird, so
                              muß der untere Kopf am eisernen Nagel groß genug seyn, um die Kacheln zu beiden
                              Seiten zu fassen. Wendet man aber eine Falzkachel an, so darf diese kein Gesims
                              haben, weil die Seite gegen das Vieh zu mit Dielen versehen werden muß, woran man
                              die Ringe zum Anlegen des Viehes anbringt, die man aber auch an den
                              hoͤlzernen Pfosten befestigen kann. Dies ist das Wesentlichste, was man beim
                              Versezen der Kacheln zu beobachten hat. Ich gehe nun zu den weitern Bemerkungen in
                              Hinsicht des Mauerstokes uͤber.
                           Die Dike des Mauerstokes richtet sich nach der Breite des Bahrens. Da dieses
                              Mauerwerk breit seyn muß, so wird es, wenn es maßiv hergestellt wird, schwer
                              austroknen. Man kann aber Boͤgen anbringen, wodurch nicht nur diese
                              Schwierigkeit beseitiget, sondern auch dem ganzen maßiven Bahren ein leichtes und
                              gefaͤlliges Ansehen gegeben wird. Man betrachte deßwegen Fig. 43.
                           Um eine Dielen- oder Bohlenwand anbringen zu koͤnnen, wird am Anfang
                              und am Ende des Bahrens, und dann alle 5 bis 6 Fuß auseinander, naͤmlich
                              immer an einem Pfeiler, der zum Widerlager der kleinen Boͤgen im Mauerstoke
                              dient, ein Pfosten von Eichenholz eingesezt, in den Boden eingepflaͤstert,
                              und an den Mauerstok, mit eisernen Haken befestiget. Siehe Fig. 44. abcd. und dann Fig. 33. m. Jeder dieser Pfosten hat auf zwei Seiten, und zwar
                              etwas weiter hinab, als der Bahren reicht, Nuthen, in welche Dielen oder Bohlen Fig. 44. mit
                              efg, und Fig. 33. mit h eingeschoben werden. Eine solche Bohle muß zu
                              gaͤnzlicher Dekung der Seitenkacheln 2 1/2 Zoll dik und 1' 2'' hoch oder
                              breit seyn.
                           Bayren, welche auf diese Art gebaut sind, nehmen sich nicht nur sehr gut, und selbst
                              besser als maßiv steinerne, aus, besonders wenn man den Kacheln eine
                              dunkelgruͤne Glasur gibt, wodurch sie das Ansehen von Metall erhalten; sie
                              behaupten auch in Ansehung der Dauer den Vorzug. Die Freyherrlich von
                              Gravenreuthsche Oekonomie in Affing hat schon uͤber 20 Jahre solche Bahren,
                              die noch gegenwaͤrtig vollkommen brauchbar sind. Sie sind, wie bei Fig. 43. zu
                              sehen ist, zwischen den Pfeilern, welche das Kreuzgewoͤlb der Staͤlle
                              tragen, angebracht. In der Mitte befindet sich ein 10 1/2 Fuß breiter Futtergang.
                              Die Glasur der Kacheln hat sich vollkommen gut erhalten, ungeachtet auch nasse
                              Fuͤtterung, unter andern auch Treber und Brenntrank gegeben wird.
                           So viel ich weiß hat man zu Pferde-Krippen bisher noch kein Surogat
                              fuͤr natuͤrliche Steine angewendet; ich bin aber uͤberzeugt,
                              daß auch diese Krippen aus Kacheln nach der beschriebenen Art gemacht werden, und
                              die schoͤnsten Staͤlle zieren, in großen Gestuͤten, in
                              Stallungen fuͤr die Cavallerie u.s.w. Anwendungen finden koͤnnen.
                           Nur sehr selten hat man in Pferdestaͤllen Futtergaͤnge, und die Krippe
                              oder der Bahren kommt an eine Mauer zu stehen. An diese muß also auch der aus
                              zusammengesezten Kacheln bestehende Bahren angebracht werden. Es gehoͤrt
                              hieher Fig.
                                 45. als Grundriß, und Fig. 46. als Querschnitt
                              desselben, wobei folgende Maase angenommen sind. Die Breite im licht hat 14 1/2 Zoll,
                              die Laͤnge 2' 5 1/4 Zoll, und die Tiefe mit dem Kranz 10 Zoll. Daß man aber
                              auch groͤßere oder kleinere Dimensionen waͤhlen koͤnne, bedarf
                              keiner Erinnerung. Auch hier muß der Bahren auf einem Mauerstok liegen, und zwar so,
                              daß die hintern Kacheln in eine Hauptmauer eingemauert sind. Der Mauerstok ist unten
                              hohl, indem er mit einem Bogen nach einem halben Zirkel versehen ist. Sieh Fig. 47. Jedes
                              Pferd bekommt einen besondern Bahren oder Krippe, aus vier einzelnen Kacheln
                              zusammengesezt, welche Ekkacheln und in den Eken etwas abgerundet, gegen die Mitte
                              zu aber ausgehoͤlt sind. aa stellt die
                              Falzkacheln vor, wovon nur die, welche an der aͤußern Seite stehen sollen,
                              ein Gesims bekommen. b sind die Seitenkacheln, welche
                              immer am Stoß oder an den Seitenfugen die schmale ausgehoͤlte Rinne erhalten,
                              um den eisernen Nagel durchsteken zu koͤnnen, wie Fig. 45. bcdf zu sehen ist. Fig. 46 . c und d zeigt die
                              Bodenkacheln. An die Außenseite des Bahrens kommt links und rechts noch eine
                              Falzkachel, und eine Seitenkachel mit Fuͤllungen. Diese werden, wie Fig. 46. aa andeutet, zusammen geschraubt. Auf diese Art
                              wird die ganze Wand des Pferdestandes (Fig. 47 und 48. ab) mit Kacheln mittelst eines dauerhaften Cements
                              ausgesezt. Hierauf wird oben die Kranzleiste (Fig. 47 und 48. ab) angebracht. An diese schließen sich die an den
                              Eken nach der Form des Bahrens geschweifte Seitenleisten (gh
                              Fig. 45.) an,
                              und werden hier mit Klammern zusammen gehalten. Die Kranzleiste wird mit Eisenblech
                              uͤberzogen, damit die Pferde nicht aufsezen.
                           Die Ringe, an welche die Pferde gelegt werden, kann man an dem Mauerstok Fig. 47 . c und d anbringen. Fig. 49. ist
                              ein Querschnitt eines solchen Bahrens, wobei man sieht, wie derselbe auf dem
                              Mauerstok ruht, und in der hintern Hauptmauer befestiget ist.
                           
                           Pferdebahren aus Marmor, oder aus einem andern harten Stein sind nicht nur sehr
                              theuer, sondern es kann auch wegen Mangel an solchen Steinen, nicht uͤberall
                              ihre Einfuͤhrung statt finden. Dagegen sind die hier empfohlenen Kacheln
                              wohlfeil; man kann sie allenthalben leicht bekommen; sie haben eine lange Dauer, und
                              sie geben dem daraus zusammengesezten Bahren ein schoͤnes, gefaͤlliges
                              Ansehen.
                           Ziegler, Toͤpfer und Steingut Fabrikanten sollten sich
                                 bemuͤhen dergleichen Bahren zu fertigen; denn ich bin gewiß, daß sie
                                 Abnehmer finden wuͤrden.
                           Eine Steingut-Masse, welche auf der Oberflaͤche im Brennen zusammen
                              sintert, bedarf nicht der Glasur, und Kacheln aus dieser Masse geformt, werden
                              unfehlbar, sehr dauerhaft seyn. Wem zur Erreichung solcher Bahren die hier gegebene
                              Beschreibung und Zeichnungen nicht ganz genuͤgen sollte, und wer daher
                              wuͤnschen moͤchte, durch ein Modell eine deutlichere Anweisung zu
                              erhalten, dem erbiete ich mich, zur Foͤrderung der guten Sache, ein solches
                              Modell fuͤr ihn anfertigen zu lassen, und ihm dasselbe gegen Ersaz der
                              Auslagen zu uͤbersenden. –
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
