| Titel: | Neue und verbesserte Form der Hufeisen, worauf Edward Coleman, Professor des Veterinary-College, in der Pfarre St. Pancras, Middlesex, den 15. April 1820 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. VIII., S. 85 | 
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                        VIII.
                        Neue und verbesserte Form der Hufeisen, worauf Edward Coleman, Professor des Veterinary-College, in der Pfarre St. Pancras, Middlesex, den 15. April 1820 ein Patent erhielt.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVI. Jaͤnner 1822. S. 73.
                        Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Coleman's verbesserte Form der Hufeisen.
                        
                     
                        
                           Die Huͤfe der Pferde sind, ehe sie beschlagen werden,
                              mehr oder minder kreisrund, je nachdem auf die obere Oberflaͤche der
                              hornartigen Sohle und auf die untere des Frosches mehr oder minder Gewicht oder
                              Gewalt einwirkt. Bei den groͤßten Pferden und bei der staͤrksten Einwirkung sind die
                              Huͤfe beinahe kreisrund. Bei allen Pferden ist die Hoͤhlung des Hufes
                              mit einer hoͤchst empfindlichen Substanz ausgefuͤllt. Der Zwek des
                              Beschlages ist nicht bloß Schuͤzung der verschiedenen Theile des Fußes gegen
                              Beschaͤdigung oder Zerstoͤrung auf unsern kuͤnstlichen Straßen,
                              sondern auch Erhaltung der natuͤrlichen Form, des Baues und der Funktionen
                              desselben. In unserem Lande lehrt die Erfahrung, daß die Huͤfe und
                              Froͤsche unserer besten Pferde, mit kleinem Kopfe und feinem Halse, leichter
                              Vorderhand, und leichtem Gange, wenn man sie zu angestrengtem Dienste braucht, und
                              wenn sie mit gewoͤhnlichen Hufeisen beschlagen werden, gewoͤhnlich
                              enghuͤfig werden, zumahl an der Ferse. Diese wirklich sehr allgemeine
                              Krankheit entsteht vorzuͤglich dadurch, daß der Frosch des Pferdes auf eine
                              widernatuͤrliche Weise uͤber den Boden erhoͤht wird Bei dem
                              gewoͤhnlichen Beschlage wird ein eiserner Rand rings um die untere Kante des
                              Hufes angebracht, wodurch der Frosch ungefaͤhr einen halben Zoll uͤber
                              seinen natuͤrlichen Stand erhoben, und darin erhalten wird: da nun aber der
                              Nuzen des Frosches darin besteht, die oberen Quartiere und die Ferse des Hufes
                              ausgebreitet zu erhalten, und seiner Elasticitaͤt nach dem Thiere als Feder
                              zu dienen, so folgt, daß, wenn der Frosch so widernatuͤrlich uͤber
                              seinen natuͤrlichen Stand erhoͤht wird, er nothwendig einen
                              bedeutenden Theil seines gewoͤhnlichen Drukes verlieren muß, und der Huf,
                              statt seine kreisfoͤrmige Form zu behalten, an dem Quartiere und an der Ferse
                              zu enge wird, und an der Zaͤhe sich zu sehr verlaͤngert. Der Frosch
                              selbst zieht sich, aus Mangel an Druk, zusammen. Wenn das Pferd ohne Beschlag auf
                              die Erde tritt, dann kommt die hornartige Sohle herab und erweitert sich; in eben
                              dem Maße erweitert sich nothwendig auch das untere Quartier und der Huf; allein von
                              dem Druke des gewoͤhnlichen Hufeisens auf die untere Kante der Quartiere, der
                              Ferse und des Hornes wird die Ausbreitung und die Elasticitaͤt dieser Theile
                              bei leichten Pferden, welche leicht auftreten, gehindert, und es folgt
                              oͤfters Erschuͤtterung, Entzuͤndung und Laͤhmung. Um die
                              Verengerung des Frosches und des Hufes zu verhuͤthen, und verschiedenen
                              anderen Krankheiten vorzubeugen, wurde dieses verbesserte Hufeisen ausgedacht.
                              Derjenige Theil des Hufes, welcher mit dem Horne in Beruͤhrung kommen soll,
                              ist ungefaͤhr um anderthalb Zoll kuͤrzer als am gewoͤhnlichen
                              Hufeisen, und hat einen Umbug an der Zaͤhe, um die Zaͤhe des Hufes zu
                              umfassen, wie man bei G in Fig. 27, 28 und 29 sieht. Das Hufeisen
                              wird deßwegen kuͤrzer gemacht, um allen Druk desselben von den unteren
                              Quartieren und den Fersen des Hornes zu entfernen, und hierdurch die Sohle frey
                              herabsteigen und sich ausbreiten zu lassen zugleich mit den unteren Quartieren und
                              den Fersen des Hornes. Die Fersen des Hufeisens verduͤnnen sich
                              ploͤtzlich und sind an beiden Seiten schief abgestuzt, um Beruͤhrung
                              und Druck auf die Erde sowohl als auf den Huf zu verhuͤthen, indem durch
                              diese beide, wenn die Fersen dik sind, das Horn uͤber seinen Nachwuchs
                              gedruͤkt und aufgetrieben wuͤrde. Ein solches Hufeisen kann indessen
                              nur von jenen Pferden mit Vortheile getragen werden, welche hohe Fersen haben, und
                              nur dort, wo der Boden troken Ist: denn wo dieser naß ist, traͤgt sich das
                              Horn fruͤher ab, und der Frosch wird haͤufig nicht gehoͤrig
                              druͤken. Um daher alles Abnuͤzen des Hornes uͤber seinen
                              Nachwuchs zu verhuͤthen, und dem Frosche den gehoͤrigen Druk zu
                              verschaffen, wird ein der Laͤnge nach hinlaufender Balken von Eisen, den ich
                              den Froschbalken (frog-bar) nenne, entweder durch
                              Schweißen, oder durch Schrauben oder durch Nieten fest und dauerhaft mit dem
                              Mittelpunkte des Hufeisens verbunden, und, im Allgemeinen, vorne so dik wie das
                              Hufeisen selbst geschmiedet; nach ruͤkwaͤrts zu reicht er bis an die
                              Ferse des Frosches. Ein solcher Frosch-Balken kann auf dieselbe Weise auch an
                              einem langen Hufeisen angebracht werden, allein, aus den angefuͤhrten
                              Ursachen, ist ein kurzes Hufeisen besser. Ein auf diese Art verfertigtes Hufeisen
                              verschafft nicht nur dem Frosche den noͤthigen Druk, sondern sichert auch
                              uͤberhaupt gegen Eng- oder Zwanghuͤfe, Platthuͤfe,
                              Leichdoͤrner, Hornkluͤfte, (sand-cracks), Schwaͤmmchen (thrushes), Krebse und Kronengeschwuͤre
                              (guittors), und ist das beste Eisen waͤhrend
                              der Cur dieser Krankheiten sowohl als zur Verhuͤtung des Streifens. Fig. 28. Tab.
                              III. zeigt die Unterseite des Hufes mit einem solchen Hufeisen beschlagen. Der Theil
                              desselben, welcher von A bis B laͤuft, und mit dem Horne in Beruͤhrung kommt, ist
                              ungefaͤhr um anderthalb Zoll kuͤrzer, als ein gewoͤhnliches
                              Hufeisen, und an seinen Enden oder Fersen CC an
                              seiner oberen und unteren Flaͤche jaͤhe schief abgestuztSollte dadurch
                                    das Pferd nicht leicht auf Wiesen haͤngen bleiben, oder sich leichter
                                    als gewoͤhnlich etwas zwischen dem Hufe eintreten koͤnnen? A.
                                    d. Ueb., wodurch die Fersen des Hufeisens gehindert werden, mit
                              dem Boden und mit dem Horne in Beruͤhrung zu kommen. Die Fig. 29 zeigt bei aa die Form dieses schief abgestuzten Theiles
                              genauer. Um zu verhuͤthen, daß die unteren Fersen und Quartiere des Hufes, EEEE in Fig. 28., sich nicht
                              uͤber den Nachwuchs abnuͤzen, und um dem Frosche den gehoͤrigen
                              Druk zu verschaffen, befestige ich auf die oben angegebene Weise, vorzugsweise aber
                              durch Anschweißen, bleibend und fest das flache, der Laͤnge nach hinlaufende,
                              Stuͤk Eisen, den Froschbalken, Fig. 27., an dem
                              Mittelpunkte des Hufeisens, wie Fig. 28. DDD zeigt. Vorne ist, wie gesagt, der Froschbalken
                              so dik, wie das Hufeisen selbst; das hintere Ende desselben muß jedoch, nach der
                              Tiefe der Ferse des Hufes und des Frosches, bald mehr bald weniger dik seyn: seine
                              Laͤnge reicht bis an die Enden der unteren Ferse des Frosches. Man sieht, daß
                              dieser Balken gegen die Ferse des Frosches hin breiter wird, und er sollte ehe etwas
                              breiter seyn, als der Frosch selbst. Man wird auch bemerken, daß an dem Hinteren
                              Ende des Froschbalkens zwey Stollen (F, F, F, F
                              Fig. 27, 28, 29) angebracht
                              sind, welche dem Thiere als Haͤlter dienen sollen. Um das Streifen zu
                              verhuͤthen, lasse ich gewoͤhnlich nur einen Stollen anbringen; wenn
                              aber die Fersen hoch sind, koͤnnen entweder beide wegbleiben, oder sie
                              muͤssen kuͤrzer gemacht werden, so daß sie gleich hoch mit der Ferse
                              des Hornes zu stehen kommen; stehen aber die Fersen niedrig, so muͤssen die
                              Stollen ehe etwas hoͤher gemacht werden. In jedem Falle muͤssen die
                              Stollen, wo sie noͤthig sind, sich etwas gegen die Zaͤhe neigen, wie
                              man in F
                              Fig. 29.
                              siehtWo es im
                                    Originale nicht so deutlich ist, als in Fig. 1. 2. A.
                                    d. O.. Die obere Oberflaͤche des Froschbalkens muß so
                              eingerichtet seyn, daß sie lediglich nur die untere und Hintere Oberflaͤche
                              des Frosches beruͤhrt, und jener Theil des Frosches, welcher vor dem Strahle
                              (cleft) liegt (den wuͤrfelfoͤrmigen
                              und kahnfoͤrmigen Knochen gegenuͤber) darf nicht gedruͤkt
                              werden, sondern es muß soviel Raum uͤbrig bleiben, daß man zwischen dem
                              Froschbalken und dem hornartigen Frosche mit einem Raͤumer durchkommen kann.
                              Um aber dieses zu koͤnnenWas wegen des
                                    oͤfteren sogenannten Eintretens sehr noͤthig seyn wird. A. d.
                                    Ueb., wird es oͤfters noͤthig an dieser Stelle
                              einen Theil des hornartigen Frosches wegzunehmen, und wohl auch die
                              gegenuͤberstehende Seite des Froschbalkens hohl zu machen.
                           Hr. Coleman erklaͤrt bloß den Froschbalken
                              fuͤr seine Erfindung, und nimmt auf diesen allein die Rechte eines Patentes
                              in AnspruchSo gewiß es
                                    ist, daß die oben von dem Hrn. Professor angefuͤhrten Krankheiten
                                    durch den gewoͤhnlichen Beschlag entstehen, und durch den von dem
                                    Hrn. Professor hier angegebenen Beschlag, bei gesunder Constitution des
                                    Thieres, geheilet werden koͤnnen; so zweifelhaft ist es, ob diese Art
                                    von Hufeisen besser, d.i. brauchbarer und allgemein anwendbarer ist, als die
                                    gewoͤhnlichen. Man scheint das Spruͤchwort: „das
                                       Pferd hat nur Einen Fuß“ in der Theorie des Hufbeschlages
                                    eben so sehr als in der rohen Praxis unserer Schmieden ganz falsch zu
                                    interpretiren. Der Großvater des Uebersezers, ein noch jezt, obschon er
                                    bereits mehr dann 50 Jahre todt ist, unter den Schmieden in Baiern nicht
                                    ganz vergessener Meister in seiner Kunst, stellte als erste Regel
                                    fuͤr den Hufbeschlag den Grundsaz auf: daß Gott der Herr den Huf des
                                    Pferdes gemacht hat, damit der Schmid das Eisen nach demselben richte, und
                                    nicht umgekehrt, den Huf nach dem Eisen..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
