| Titel: | Ueber Spalier-Pfirsichbäume. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. IX., S. 88 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        IX.
                        Ueber Spalier-Pfirsichbäume.
                        [Ueber Spalier-Pfirsichbäume.]
                        
                     
                        
                           Herr Joh. Robertson, F. H. S.,
                              bemerkt in einem Aufsaze „uͤber die Vortheile, welche fuͤr
                                 Pfirsichbaͤume, die an einer Wand gezogen sind, dadurch entstehen, daß
                                 ihre Wurzeln sich auch gegen Norden hin verbreiten koͤnnen,“
                              welcher aus den Transactions of the London Horticultural
                                 Society im Repertory of Arts, Manufactures et
                                 Agriculture. Dezember 1821. Nr. 235. S. 38. abgedrukt ist, daß es
                              aͤußerst wohlthaͤtig fuͤr diese Baͤume (und
                              uͤberhaupt fuͤr alle an Waͤnden aufgebundene Baͤume)
                              ist, wenn sie ihre Wurzeln auch gegen die Nordseite, (wo sie naͤmlich an der
                              Suͤdseite einer Wand hingepflanzt sind, in jedem anderen Falle
                              uͤberhaupt gegen die Schattenseite hin) verbreiten koͤnnen. Er
                              fuͤhrt hier als Belege seiner Behauptung die beinahe sechzehnjaͤhrige
                              Erfahrung des Oberst Gore zu Barrowmount in Kilkenny (Irland) an, welcher seine
                              gegen Suͤden gekehrten Gartenmauern so bauen ließ, daß er dort, wo
                              Pfirsichbaͤume an dieselben gepflanzt werden sollten, Bogenoͤffnungen
                              von drei Fuß Weite und zwei Fuß Tiefe in denselben anbringen ließ, durch welche die
                              Wurzeln auch gegen Norden durchdringen und sich daselbst ausbreiten konnten. Die
                              Baͤume des Obersten waren sehr gesund und stark, und trugen haͤufiger
                              als andere, selbst in jenen Jahren, wo die Pfirsiche in Irland fehlschlugen. Da der
                              Boden bloß starker Lehmgrund und die Lage des Gartens in einer weiten Ebene war, so konnte der
                              herrliche Stand dieser Baͤume weder der Lage noch dem Boden zugeschrieben
                              werden. Man fuͤrchtet also vergebens, daß die Wurzeln aus der Erde der
                              Schattenseite verderbliche Nahrung einziehen, und Krebs und Schwamm uͤber den
                              Baum bringen. Die Temperatur der Erde an der Sonnen- und Schattenseite ist in
                              der Tiefe derselben nicht so verschieden, wie an der Oberflaͤche; die Wurzeln
                              leiden demnach an der Schattenseite nicht so sehr, als der Baum, welcher, stets im
                              Schatten gehalten, zu Grunde gehen wuͤrde. Ueberdieß arbeiten die Wurzeln
                              sich selbst bald aus der Schattenseite hinaus: im Garten des Obersten fand man sie
                              10–12 Fuß weit von der Nordseite der Mauer; ja sie koͤnnen sogar,
                              wenigstens diejenigen, die naͤher an der Oberflaͤche der Erde liegen,
                              sich an der Schattenseite, die gewoͤhnlich unbenuzt und ruhig liegen bleibt,
                              mehr vermehren als an der Sonnenseite, die man gewoͤhnlich bepflanzt,
                              folglich umgrabt, und dadurch die oberflaͤchlichen Wurzeln der Baͤume
                              an dieser Seite beschaͤdigt. Ueberdieß wird auch die Erde an der Sonnenseite
                              schneller erschoͤpft. Wenn daher die Erde an der Schattenseite fuͤr
                              die Wurzeln der Pfirsichbaͤume gehoͤrig zugerichtet ist, soll man
                              dieselbe ruhig liegen lassen, und mit keiner Schaufel mehr ruͤhren, sondern
                              hoͤchstens mit der Gabel. So verfaͤhrt man auch zu Montreuil bei
                              Paris, wo die Pfirsiche haͤufiger und schoͤner als irgendwo auf dem
                              festen Lande gezogen worden.
                           Sollte man Bogen, sagt Hr. Robertson, zu kostbar finden, so kann man in einer
                              Entfernung von 12–18 Zoll Pfeiler anbringen, und die Zwischenraͤume
                              mit großen Steinen oder Platten belegen, wodurch man denselben Zwek auf eine
                              wohlfeilere Weise erreicht.