| Titel: | Preisaufgaben der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale aus der General-Sizung vom 3. Oktober 1821. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. X., S. 89 | 
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                        X.
                        PreisaufgabenWir glauben
                                 unseren deutschen Landsleuten durch Mittheilung dieser Preisaufgaben, um deren
                                 Preise auch sie mitwerben koͤnnen, keinen unangenehmen Dienst zu erweisen. Wir
                                 erhielten das Program, das wir hier, ohne irgend etwas Wesentliches wegzulassen,
                                 im Auszuge liefern, zu spaͤt im Dezember, als daß wir dasselbe noch in
                                 dem Hefte dieses Monates haͤtten mittheilen koͤnnen, theilen es
                                 indessen noch immer fruͤher unseren deutschen Landsleuten mit, als jedes
                                 andere deutsche Journal; denn keine unserer Zeitschriften hat dieser wichtigen
                                 Aufgaben bisher Erwaͤhnung gethan. Mehrere dieser
                                 Preisgegenstaͤnde wurden schon fruͤher ausgesezt, welche im 2. Bd. S. 230. in diesem Journale
                                 nachzulesen sind. D. der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale aus der General-Sizung vom 3. Oktober 1821.
                        Preisaufgaben.
                        
                     
                        
                           Es steht dem Preistraͤger frey, sich, wenn es die Natur
                              des Gegenstandes erlaubt, ein Brevet d'invention,
                              ertheilen zu lassen.
                           
                           Modelle, Abhandlungen, Beschreibungen, Nachweisungen, Muster oder Stuͤke,
                              welche auf den ausgeschriebenen Preis Anspruch machen, muͤssen postfrey unter
                              der Addresse: Au Secrétariat de la
                                 Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale, vordem
                              1ten Mai des betreffenden Jahres spaͤtestens eingesandt werden.
                           Die Maschinen oder angegebenen Verfahrungs-Weisen werden von den durch die
                              Gesellschaft dazu ernannten Commissaͤren untersucht und gepruͤft
                              werden.
                           Auch Auslaͤnder koͤnnen um den Preis mitwerben; wenn aber einer
                              derselben den Preis erhaͤlt, so behaͤlt die Gesellschaft das von ihm
                              angegebene Verfahren als Eigenthum, es sey dann der Preistraͤger
                              braͤchte dasselbe in Frankreich in Ausfuͤhrung, in welchem Falle er
                              ein Brevet d'invention nehmen muͤßte.
                           Die Mitglieder des Administrations-Rathes und die beiden Richter
                              koͤnnen nicht um den Preis werben; wohl aber die uͤbrige Mitglieder
                              der Gesellschaft. Die Preiswerber werden nicht ihren Namen, sondern bloß eine Devise
                              auf ihre Abhandlungen schreiben, und die noͤthigen Modelle und Muster nebst
                              einem versiegelten Billete beilegen, welches ihre Devise und ihren Namen und Wohnort
                              enthaͤlt.
                           Die Medaille oder die Summe des Preises wird dem Preistraͤger oder seinem
                              Bevollmaͤchtigten zugesandt.
                           In der Generalsizung den 3. Oktob. 1821.
                           Graf Chaptal, Praͤsident.
                              Graf de Lasteyrie, Herzog de Doudeauville, Vice-Praͤsidenten.
                              Baron de Gerando, Secretaͤr. Cl. Anthelme Costaz, Jomard,
                              Secretaͤrts-Adjuncten.
                           
                        
                           Preise fuͤr das Jahr 1822. Mechanische Kuͤnste.
                           
                              
                              I. Preis von 2500 Franken fuͤr eine Maschine zur Verfertigung optischer GlaͤserDieser
                                       Preis steht zu der Wichtigkeit des Gegenstandes nicht im
                                       Verhaͤltniß. D..
                              Der hohe Preis guter Objectiv-Glaͤser fuͤr Fernroͤhre
                                 haͤngt nicht von der Kostbarkeit der Materialien ab, aus welchen sie
                                 verfertigt werden, sondern von der Arbeit, die sie erfordern.
                              Die Hauptschwierigkeit bei Verfertigung der Objectiv-Glaͤser
                                 besteht darin, den linsenfoͤrmigen Glasern eine Kruͤmmung von
                                 bestimmtem Halbmesser zu geben. Wenn man bedenkt, daß sehr geschikte Optiker
                                 sich bei einer Brennweite von 4 Fuß um einen ganzen Zoll in der Anwendung
                                 tauschen koͤnnen, so muß man uͤber den Mangel an Praͤcision
                                 der bisher bei Verfertigung derselben angewendeten Mittel erstaunen. Bei solchen
                                 Kruͤmmungen muͤssen allerdings kleine Unterschiede in der
                                 Brechungskraft sehr große in Hinsicht der Brennweite hervorbringen: indessen
                                 koͤnnte man doch immer, und zwar mit der groͤßten Genauigkeit, die
                                 Brechungskraft des Glases, welches man anwendet, bestimmen, und darnach die
                                 Kruͤmmung berechnen, welche die Linse haben muͤßte, um eine
                                 Brennweite von bestimmter Entfernung zu besizen. Die Schwierigkeit liegt also in
                                 Verfertigung sphaͤrischer Oberflaͤchen von einem bestimmten
                                 Durchmesser.
                              Wenn man zu einem guten Objective nur ein Glas noͤthig haͤtte, so
                                 konnte man sich allerdings den hoͤchsten Grad von Genauigkeit ersparen;
                                 denn es laͤge nicht viel daran, ob ein Brillenglas 3 oder 4 Fuß
                                 Brennweite hat; da man aber wenigstens zwei Glaͤser braucht, um ein
                                 achromatisches Objectiv zu erhalten, eines aus Flint- das andere aus
                                 Kronenglas, so wird die Kruͤmmung des einen Glases nothwendig durch die
                                 des anderen bestimmt, weil der Achromatismus ein eigenes Verhaͤltniß
                                 zwischen diesen Kruͤmmungen fordert. Wenn man die Brechungskraft und die
                                 Stellung des Flint- und Kronenglases, welches man schleifen will, genau
                                 gemessen hat, so findet man durch Rechnung leicht die vortheilhafteste
                                 Kruͤmmung, welche man den zwei oder drei Glaͤsern zu geben hat,
                                 aus welchen das Objectivglas bestehen soll; und diese soll, so wie sie durch
                                 Rechnung gesunden wurde, nun durch den Schliff dargestellt werden.
                              
                              Das gewoͤhnliche Verfahren besteht darin, die Glaͤser, die man
                                 schleifen will, in kupfernen, hohlen oder convexen, Beken, je nachdem das Glas
                                 hohl oder convex werden soll, abzuschleifen. Diese Beken werden auf der
                                 Drehebank verfertigt, wo man denselben jene Kruͤmmung giebt, die das Glas
                                 erhalten soll; es scheint indessen nicht, daß man hierbei sehr genau zu Werke
                                 geht. Ueberdieß muß die Kruͤmmung des Bekens selbst durch die Reibung des
                                 Glases und des Schmergels nothwendig mehr oder minder leiden. Ja es kann sogar
                                 geschehen, daß, nach gluͤklicher Vollendung der ersten Arbeit, die man
                                 den Mattschliff nennt, (douci), waͤhrend des Polirens des
                                 Glases die Kruͤmmung noch verdorben wird, indem man in dieser Hinsicht
                                 auf die Oberflaͤche des Bekens einen weichen Koͤrper, wie Papier
                                 oder Pech, legen muß.
                              Wenn man bedenkt, zu welchem hohen Grade von Vollkommenheit man in mechanischen
                                 Kuͤnsten, z.B. in der Theilung der Kreise gelangt ist, die ehevor, auf
                                 eine ganz kuͤmmerliche und dabei meistens hoͤchst unvollkommene
                                 Weise geschah, so sollte man auch hoffen duͤrfen, daß irgend ein
                                 geistreicher Mechaniker, wollte er beharrlich daruͤber nachdenken, die
                                 Aufgabe loͤsen koͤnnte:
                              eine Maschine vorzurichten, in welcher man den
                                    Augenglaͤsern mit aller Genauigkeit jede beliebige Kruͤmmung
                                    geben, und dieselben, ohne Veraͤnderung dieser Kruͤmmung,
                                    vollkommen poliren koͤnnte.
                              In Hinsicht auf flache Glaͤser mit parallelen Flaͤchen wurde dieses
                                 Problem bereits geloͤset, und sie sind dadurch um vieles wohlfeiler
                                 geworden. Es ist hoͤchst wahrscheinlich, daß es mit eben so vieler
                                 Praͤcision auch fuͤr gekruͤmmte Glaͤser sich
                                 loͤsen laͤßt.
                              Hr. Reichenbach, der beruͤhmte Optiker zu
                                 Muͤnchen, verfertigt alle seine fuͤr optische Instrumente
                                 bestimmten Glaͤser mittelst mechanischer Vorrichtungen.
                              Es ist hoͤchst wichtig fuͤr Frankreich, diesen Zweig der Industrie
                                 innerhalb seiner Graͤnzen zu verpflanzen, indem dadurch sowohl
                                 Vervollkommnung der Teleskope als Wohlfeilheit der Brillenglaͤser zu
                                 erhalten waͤre. Vorzuͤglich wuͤrde aber in Hinsicht auf die
                                 ersteren, naͤmlich in Hinsicht hoͤherer Vollkommenheit, eine
                                 Maschine zur Bearbeitung der Glaͤser der Kunst ersprießlich seyn.
                              Die Gesellschaft hat schon im Jahr 1805Vergl. Bulletin d. l. Soc. d'Encour. III. année. 177. eine solche
                                 Maschine
                                 erhalten; allein der Erfinder derselben hat das Problem, welches wir hier
                                 vorlegen, nicht geloͤset. Es scheint, daß er keinen anderen Zwek hatte,
                                 als das, was der Arbeiter bisher mit freyer Hand that, durch eine Maschine zu
                                 bewerkstelligen, ohne seiner Arbeit einen hoͤheren Grad von Vollendung zu
                                 geben. Seine Drehebank ist von jener, welche die Optiker gewoͤhnlich
                                 gebrauchen, wenig verschieden. Sie beruht auf dem Grundsaze, daß die
                                 Kruͤmmung der Glaͤser durch jene der Beken bestimmt wird, und hat
                                 folglich die Nachtheile der gewoͤhnlichen Methode, die wir so eben
                                 entwikelten. Wir glauben, daß, um dieselben zu vermeiden, in der Maschine ein
                                 fester Mittelpunkt der Umdrehung statt haben muͤßte, von welchem das Glas
                                 immer gleich weit entfernt bleiben sollte, und der, auf diese Weise, der
                                 Oberflaͤche des Glases mittelst Reibung die Form eines Theiles einer
                                 Kugelflaͤche gaͤbe, deren Halbmesser dieser Entfernung gleich ist;
                                 die Unvollkommenheiten des Bekens, gegen welches das Glas gerieben wird,
                                 moͤgen uͤbrigens worin immer bestehen, und das Beken kann selbst
                                 flach seyn. Es scheint, daß die Maschinen des geistreichen Optikers zu
                                 Muͤnchen nach diesem Grundsaze gebaut sind.
                              In Bezug auf diese Betrachtungen bestimmt die Gesellschaft unter den vorgesezten
                                 Bedingungen den am 1. Juli 1822. zu ertheilenden Preis von 2500 Franken, und
                                 behaͤlt sich die Bekanntmachung der Beschreibung der gekroͤnten
                                 Maschine in ihrem Bulletin bevor.
                              
                           
                              II. Preis von 4000 Franken auf Erbauung einer Schrot- und Mahl-Muͤhle, welche man in jeder Landwirthschaft anbringen kann.
                              Die Landwirthe klagen so oft uͤber die Schwierigkeit ihr Korn mahlen zu
                                 lassen; uͤber den Zeitverlust, der dadurch entsteht, wenn sie mit dem
                                 Korne weit auf die Muͤhle zu fahren haben; uͤber den Schaden, den
                                 sie dadurch an ihren Wagen und Zugthieren erleiden, und vorzuͤglich
                                 uͤber den Verlust, den die Untreue mancher Muͤller an dem Ertrage
                                 der Ernte ihnen verursacht. Zu diesen Nachtheilen kommt noch, daß man nicht jede
                                 Frucht auf diesen Muͤhlen mahlen oder schroten kann, wenn sie auch zur
                                 Nahrung der Hausthiere bestimmt, dadurch mehr Nahrungskraft erhielte; daß die
                                 Windmuͤhlen sich noch gegenwaͤrtig beinahe in jenem Zustande von
                                 Unvollkommenheit befinden, in welchem sie bei ihrer ersten Einfuͤhrung
                                 (im 15ten Jahrhunderte) gewesen sind; daß die Wassermuͤhlen
                                 oͤfters eine wahre LandplageVorzuͤglich in Baiern. A. d. Ueb. sind, indem sie
                                 haͤufig Ueberschwemmungen verursachen, oder die fuͤr den Landbau
                                 so wichtige Waͤsserung hindern; und daß endlich, wenn diese
                                 Muͤhlen auch keinen dieser Nachtheile erzeugen, sie wenigstens einen Plaz
                                 wegnehmen, der zu etwas besserem verwendet werden koͤnnte.
                              Die Verbesserung der Muͤhlen, vorzuͤglich der Windmuͤhlen,
                                 ist ein Gegenstand, welcher alle Aufmerksamkeit der Mechaniker verdient. Was
                                 bisher daruͤber gesagt wurde, ist zu nachlaͤssig hingeworfen, und
                                 verdient neuerdings einer Pruͤfung unterzogen zu werden: indessen ist
                                 dieß nicht der Gegenstand des gegenwaͤrtigen Programmes.
                              Die Gesellschaft wuͤnscht eine Muͤhle, die sich leicht und
                                 wohlfeil, und doch fest, erbauen laͤßt, und mittelst Fluͤgel,
                                 welche an dem Hausdache angebracht sind, durch den Wind getrieben wird. Sie soll
                                 im Kornboden oder irgend einem Theile des Hauses aufgeschlagen und so
                                 vorgerichtet seyn, daß das Korn immer in die Gosse faͤllt; das Mahlen,
                                 solang nur immer ein guͤnstiger Wind weht, ununterbrochen vor sich geht,
                                 und das Mehl im Beutel abgeschieden und aufbewahrt wird, ohne daß der
                                 Eigenthuͤmer noͤthig haͤtte eine besondere Aufmerksamkeit
                                 auf die ganze Operation ehe zu wenden, als bis alles aufgeschuͤttete Korn
                                 gaͤnzlich durchgegangen ist. Sie wuͤnscht die Kraft des Windes
                                 noͤthigen Falles durch die des Armes oder eines Thieres ersezen zu
                                 koͤnnen, wenn es naͤmlich am Winde fehlte, und der Arbeiter doch
                                 mahlen muͤßte.
                              Die Gesellschaft glaubt die Preiswerber aufmerksam machen zu muͤssen, daß
                                 die Elemente der von ihr verlangten Muͤhle sich bereits in Modellen im
                                 Conservatoire des Arts et Métiers, rue et
                                    abbaye St. Martin befinden; sie werden dort Modelle von
                                 Windmuͤhlen mit horizontalen und verticalen Raͤdern von der besten
                                 Vorrichtung zu diesem Zweke finden; Modelle von allen noͤthigen
                                 Vorrichtungen um das Korn ununterbrochen fallen zu lassen; Modelle zu Beuteln
                                 und Kasten, zu oͤkonomischen Transporte des Kornes in die oberen
                                 Stokwerke des Hauses, zur Bezahlung der Raͤder, wo man Menschen-
                                 und Thierkraft statt jener des Windes noͤthig hat, alle Theile zu einer
                                 solchen Muͤhle sind bereits gefunden und vorhanden; es handelt sich bloß
                                 darum, dieselben auf eine geistreiche Weise zu vereinigen, und ein Ganzes daraus
                                 zu bilden, das jeder, auch wenig bemittelte Landwirth handhaben kann, und das
                                 sich auf allen Bauerhaͤusern anbringen laͤßt.
                              Die Nuͤzlichkeit einer solchen Maschine bestimmte die Gesellschaft einen
                                 Preis von 4000 Franken demjenigen darzubiethen, welcher durch Zeugnisse erwiesen
                                 haben wird, eine solche Muͤhle durch 2 Jahre hindurch an einem oder
                                 mehreren Bauerhaͤusern mit Vortheile angewendet zu haben.
                              
                           
                              III. Preis von 3000 Franken, welcher am 1. Juli 1822. demjenigen zuerkannt werden wird, der in irgend einem Departement von
                                 Frankreich eine Naͤhenadel-Fabrik errichtete, auf welcher sowohl in Bezug auf Mannigfaltigkeit der Form und Goͤoße, als in
                                 Hinsicht auf Vollkommenheit und Wohlfeilheit, alle im Handel gesuchte Naͤhenadeln erzeugt werdenDa diese
                                       Fabrik nach dem Programe bis zum 1. Mai 1822 bereits fuͤr 50,000
                                       Franken Waare abgesezt haben soll, so kann sie wohl kein Gegenstand
                                       fuͤr irgend einen unserer Landsleute werden. Bemerken wollen wir
                                       jedoch fuͤr unsere Landsleute, daß, als das
                                       Roͤer-Departement noch nach Frankreich gehoͤrte,
                                       die Société d'Encouragement
                                       einen Preis von 6000 Franken auf Erzeugung von Stahldraht ausschrieb,
                                       welcher zum Behufe dieser Fabriken bisher immer aus dem Auslande
                                       eingefuͤhrt werden mußte. Die Gesellschaft bemerkt in diesem
                                       Programe, daß, wo man sich zum Spizen der Nadeln der
                                       gewoͤhnlichen Wezsteine bedient, und troken arbeitet, zur
                                       Entfernung des dadurch entstehenden, den Augen der Arbeiter so sehr
                                       nachtheiligen, Staubes man, nach der von ihr im Bulletin Nr. 142. S. 75.
                                       angegebenen Weise, sich eines Luftstromes bedienen kann, der den Staub
                                       wegtreibt. Aber auch diese Vorrichtung wuͤrde entbehrlich, wenn
                                       man sich statt der Schleifsteine aus Sandstein eiserner Schleifsteine
                                       aus Gußeisen nach Hrn. Molard's Vorschlage
                                       bedienen wollte, der zuerst auf diese Weise Naͤhe- und
                                       Steknadeln spizen lehrte. Eben dieser Herr Molard bediente sich in dieser Hinsicht auch eines aus zwei
                                       Linealen bestehenden Instrumentes, zwischen welche man die Drahtspizen,
                                       aus welchen Nadeln werden sollen, bringt, und deren einem man eine
                                       vor- und ruͤkwaͤrts oder hin und her gehende
                                       Bewegung mittheilt, waͤhrend die Drahte sich um sich selbst
                                       drehen, und der Schleifstein dieselben zuspizt. A. d.
                                       Ueb..
                              
                           
                              IV. Preis von 2000 Franken, welcher am 1. Juli 1822 demjenigen zuerkannt werden wird, welcher mittelst einer Dampfmaschine
                                 eine oder mehrere Buchdrukerpressen entweder nach der alten oder nach einer neuen Methode in Gang gebracht und hierdurch in
                                 einer gegebenen Zeit mehr Abdruͤke als bei der gewoͤhnlichen Armpresse, und mit einem groͤßeren Nettogewinne erzeugt haben
                                 wirdDie
                                       Gesellschaft erwaͤhnt in ihrem Programe unter den verschiedenen
                                       Versuchen zur Beschleunigung des Drukes, zur Erleichterung der Arbeit
                                       bei demselben, und vorzuͤglich zur Verhuͤthung der
                                       Ungluͤksfaͤlle, welche durch das Abspringen der Presse
                                       entstehen, der Walzenpresse des Hrn. Gilbert Burk's, (rue du Faubourg
                                          Poissonîere. Nr. 83.) welcher auf seine vortheilhafte
                                       Verbesserung ein Brevet erhielt. Diese Presse vertheilt
                                       die Schwaͤrze mit mehr Genauigkeit; die Wirkung der Ballen
                                       laͤßt sich nach Belieben verstaͤrken oder vermindern; die
                                       Lettern werden nach und nach, und so wie der Sezer in seiner Arbeit
                                       fortschreitet, eingetragen, ohne daß Rahmen, Keile etc. noͤthig
                                       waͤren, indem die Maschine alle diese Gerathe in dem Theile,
                                       welcher den Satz aufnimmt, in sich vereint. Ist dieser Theil in Ordnung
                                       gebracht, was in zwei Minuten gethan ist, so hat kein Aufenthalt mehr
                                       statt, und man kann alsogleich zum Abziehen uͤbergehen. Der Druk
                                       geht regelmaͤßig mit eben jener Genauigkeit vor sich, wie die
                                       Vertheilung der Schwaͤrze und die Arbeit der Ballen. Man kann die
                                       Schwarze auf dem ganzen Bogen oder auf einzelnen Columnen vermehren oder
                                       vermindern. Da die ganze Maschine von Metall ist, so ist sie keinem
                                       Zufalle unterworfen, und da der Druk jedesmal nur auf einen sehr kleinen
                                       Theil der Form geschieht, so ist die Gewalt, welche man anzubringen hat,
                                       so gering, daß die Lettern sowohl von den Ballen als von der Presse nur
                                       wenig leiden koͤnnen. Das Register ist auf die
                                       gewoͤhnliche Weise mittelst Spizen vorgerichtet, und steht
                                       unwandelbar fest. Die Schnelligkeit des Drukes findet nur in dem
                                       Auflegen und Abheben der Blaͤtter, die einzigen Arbeiten, die
                                       hier mit der Hand zu geschehen haben, ihre Graͤnzen. Diese Presse
                                       liefert viermal mehr Abdruͤke als eine gewoͤhnliche
                                       Buchdruker-Presse, und erspart uͤberdieß noch viele
                                       Ausgaben. Man vergleiche auch die Beschreibung der Presse des Hrn. Koͤnig im Bulletin (Mars. 1816. p. 56.) Indessen haͤlt die
                                       Gesellschaft die „im Auslande“ eingefuͤhrte
                                       Anwendung der Dampfmaschine auf Buchdruker-Pressen noch
                                       fuͤr weit vortheilhafter, indem die Arbeiter nichts anderes bei
                                       derselben zu thun haben, als das Papier aufzulegen und abzunehmen, und
                                       auf diese Weise, ungefaͤhr 1500 Bogen großes Format
                                       waͤhrend einer Stunde abgedrukt werden
                                       koͤnnen..
                              Obrigkeitliche Zeugnisse muͤssen beurkunden, daß diese Presse durch drei
                                 Monate ununterbrochen im Gange war, und die von der Gesellschaft verlangten
                                 Vortheile lieferte.
                              
                           
                        
                           Chemische Kuͤnste.
                           
                              
                              V. Preis von 1500 Franken auf Verbesserungen in der Kunst, die Daͤrme zu bereiten (l'art du boyaudier).
                              Die Gedaͤrme der Thiere werden theils zur Verfertigung der Darmsaiten,
                                 theils zu Ueberzuͤgen uͤber Nahrungsmittel, die man aufbewahren
                                 will, bereitet. Leztere sind im Handel unter dem Namen aufgeblasener Gedaͤrme (boyaux
                                    soufflès) bekannt. Frankreich verkauft deren viele nach Spanien
                                 und nach den portugiesischen Colonien. Dieser Zweig der Industrie ist einer noch
                                 groͤßeren Ausdehnung faͤhig; allein die Kunst der Darmbereitung
                                 liegt noch ganz in Rohheit versunken, und wird selbst durch die faulen
                                 Ausduͤnstungen, die waͤhrend der Maceration, welcher diese
                                 thierischen Theile unterzogen werden muͤssen, der Gesundheit sehr
                                 schaͤdlich.
                              Um einen Darm gehoͤrig zuzubereiten, muß die innere Schleimhaut desselben
                                 weggeschaft, und die noch uͤbrige Haut sorgfaͤltig gereinigt
                                 werden. Dieß geschieht durch Waschen und Umkehren des Darmes, welchen man
                                 hierauf solang maceriren laͤßt, bis die faule Gaͤhrung das ganze Gewebe der
                                 Schleimhaut zerstoͤrt hat. Man blaͤst sodann den Darm auf, und
                                 sezt ihn so lang der Luft aus, bis er vollkommen troken geworden ist.
                              Die Maceration geschieht in Faͤssern und gewoͤhnlich an einem
                                 geschlossenen Orte. Nichts gleicht dem fuͤrchterlichen Gestanke, den
                                 diese Faͤsser in wenigen Tagen verbreiten. Es entwikeln sich zu gewissen
                                 Zeiten so verderbliche Gasarten aus denselben, daß die Arbeiter dadurch
                                 oͤfters in die gefaͤhrlichsten Krankheiten verfallen.
                              Man vergleiche uͤber die bei der Bereitung der Gedaͤrme
                                 gebraͤuchlichen Verfahrungsarten eine Abhandlung des Arztes, Hrn. Guersent, im Bulletin Nr. 107. Mai 1813. S. 115.
                              Man hat bisher noch kein Mittel vorgeschlagen, durch welches die Maceration
                                 ersezt werden koͤnnte. Die Gesellschaft stellt daher als erste Aufgabe:
                                 Ein chemisches oder mechanisches Verfahren zu finden,
                                    durch welches bei der Darmbereitung die Schleimhaut ohne Maceration und ohne
                                    Faͤulniß weggeschafft werden koͤnnte, und die Weise zu
                                    beschreiben, wie die Gedaͤrme durch Aufblasen bereitet
                                    werden.
                              Einige einzelne Versuche gewaͤhren die Hoffnung, daß durch ununterbrochene
                                 und gehoͤrige Anwendung alkalischer Laugen und saurer Baͤder das
                                 Problem geloͤset werden koͤnnte; allein es soll hier
                                 fabrikmaͤßig, im Großen, verfahren werden.
                              Die zweite Aufgabe, welche die Gesellschaft hier stellt, betrifft die Darmsaiten.
                                 Es ist gewiß, daß die Darmsaiten, welche in Frankreich zur Besaitung
                                 musikalischer Instrumente verfertigt werden, im Ganzen genommen den
                                 italiaͤnischen Saiten nachstehen, obschon viele zu Paris verfertigte
                                 Saiten im Handel als „Cordes de
                                       Naples“ verkauft werden. Es ist also noͤthig unsere
                                 Violin-, Baß-, Guitarren- und Harfen-Saiten,
                                 vorzuͤglich die Primsaiten, (les
                                    chanterelles) zu vervollkommnen. Bei Verfertigung derselben wird man
                                 vorzuͤglich darauf sehen muͤssen, stets gleiche, geschmeidige,
                                 elastische Saiten zu erhalten, welche ihre Stimmung solang als moͤglich
                                 behalten, und daher nur wenig hygrometrisch seyn duͤrfen. Die zweite
                                 Aufgabe ist daher: Angabe der einfachsten und wohlfeilsten
                                    Mittel zur Verfertigung der verschiedenen Arten von Darmsaiten,
                                    vorzuͤglich derjenigen, welche zur Besaitung musikalischer
                                    Instrumente bestimmt sind. Die nach diesem Verfahren verfertigten und der Gesellschaft
                                 einzusendenden Saiten muͤssen den besten italiaͤnischen Saiten
                                 gleichkommen.
                              Die Preiswerber werden die Unterschiede bemerken, welche, sowohl in Hinsicht auf
                                 Leichtigkeit der Bereitung als auf Guͤte der Ware bei den
                                 Gedaͤrmen verschiedener Thiere, wie der Rinder, Kaͤlber, Schafe,
                                 Ziegen, Pferde, Schweine, Hunde, Kazen statt finden. Sie werden die
                                 Gedaͤrme der fleischfressenden Thiere mit jenen der
                                 kraͤuterfressenden vergleichen.
                              Das in Hinsicht auf die erstere der obigen Aufgaben gegebene Verfahren wird, da
                                 es von hohem Interesse fuͤr die Gesundheit ist, oͤffentlich
                                 bekannt gemacht werden. Uebrigens koͤnnen die Preiswerber ihr Verfahren
                                 bei Verfertigung der Saiten fuͤr sich behalten, und sich, wo sie es
                                 fuͤr gut finden, ein Brevet d'invention
                                 darauf ertheilen lassen.
                              Die eingesendeten Muster werden von Chemikern, Physikern und von Musikern
                                 untersucht, und der Preis (zu welchem der Staats-Minister und
                                 Polizey-Praͤfect, Graf Angle's den Fond hergab) am 1. Juli 1822.
                                 vertheilt werden.
                              
                           
                              VI. Preis von 1500 Franken auf Verfertigung von Kupferstangen zum Gebrauche der Golddrahtzieher.
                              Man laͤßt aus dem Auslande eine bedeutende Menge sehr reiner Kupferstangen
                                 kommen, die man hierauf vergoldet oder versilbert, und zu Drahten oder Platten
                                 zieht, welche man zur Verfertigung falscher Dressen und Galonen, und falscher
                                 Posamentier- und Stiker-Arbeit unter dem Namen dorure mi-fine in großer Menge
                                 verbraucht.
                              Man hat heute zu Tage bereits mit dem besten Erfolge in Frankreich angefangen,
                                 das Kupfer zu reinigen und zu verfeinern, und mehrere Fabriken sind in dieser
                                 Hinsicht wirklich schon mit den deutschen in Concurrenz getreten um unsere
                                 Drahtzieher mit den zur Verfertigung falscher Dressen noͤthigen
                                 Kupferstangen zu versehen. Man darf also hoffen, daß noch mehrere sich mit
                                 Verfeinerung des Kupfers befassen und unseren Drahtziehern eine hinreichende
                                 Menge desselben liefern werden, um uns in dieser Hinsicht von dem Auslande
                                 vollkommen unabhaͤngig zu machen.
                              In dieser Hinsicht sichert die Gesellschaft demjenigen 1500 Franken zu, welcher,
                                 bis zum 1. Mai 1822. die groͤßte Menge solchen feinen Kupfers erzeugen
                                 und in den Handel bringen wird.
                              Da Frankreich sein Kupfer aus dem Auslande beziehen muß, so darf dieses
                                 verfeinerte Kupfer eben nicht aus franzoͤsischem gewonnen werden: wenn es nur
                                 in Frankreich aus auslaͤndischem Rohkupfer verfertigt wurde.
                              Reinheit des Kupfers ist zwar die erste, aber nicht die einzige Bedingung zur
                                 Dehnbarkeit desselben; diese Dehnbarkeit kann ohne die mindeste fremde
                                 Beimischung verloren gehen, z.B. wenn das Metall in Rothgluͤhehize, ohne
                                 zu schmelzen, der Einwirkung des Ammoniumgases ausgesezt wird, wodurch zwar das
                                 Gas nicht zersezt, das Metall aber so bruͤchig wird, daß man dasselbe
                                 kaum anruͤhren kann, ohne es zu zerbrechen. Diese Wirkung ist rein
                                 physisch, und beruht auf einer bloßen neuen Reibung der Grundbestandtheile: die
                                 vorige Dehnbarkeit wird durch bloßes Schmelzen des Metalles wieder hergestellt.
                                 Vielleicht daß andere noch nicht bekannte Umstaͤnde einen
                                 aͤhnlichen Einfluß aͤußern. Die Gesellschaft bemerkt daher den
                                 Preiswerbern, daß sie nicht bloß sehr reines, sondern auch vollkommen dehnbares
                                 Kupfer wuͤnscht.
                              
                           
                              VII. Preis von 600 Franken auf Wolle zur Verfertigung gemeiner Filzhuͤte.
                              Die Hutmacher haben gefunden, daß eine gewisse Sorte von Wolle, welche sie von
                                 Hamburg her beziehen, die einzige ist, welche sie zu Perfertigung von
                                 Filzhuͤten brauchen koͤnnen, die spaͤter mit Haaren
                                 vergoldet werden sollen, und vorzuͤglich vom Militaͤre gesucht
                                 werden. Diese Wolle ist aber theuer, und entzieht Frankreich jaͤhrlich
                                 bedeutende Summen. Auch die aragonische Wolle, die der Hamburger etwas
                                 aͤhnlich kommt, ist gleichfalls auslaͤndisch.
                              Die Gesellschaft, welche Frankreich von der Last befreyen will, diese Wolle aus
                                 dem Auslande kommen zu lassen, sezt daher einen am 1. Juli 1822. zu
                                 vertheilenden Preis fuͤr denjenigen aus, welcher in aller Strenge und
                                 durch Erfahrung gezeigt haben wird: 1tens worin die Ursache der Verschiedenheit
                                 zwischen dem Filze der Hamburger-Wolle und jenem der Wolle von Sologne
                                 gelegen ist, welche einen sehr dichten und immer nakten Filz liefert. 2tens ob
                                 in Frankreich sich eine Raçe von Schafen befindet, deren Wolle die
                                 Eigenschaft der Hamburger-Wolle besizt?
                              Die Gesellschaft glaubt, daß die Preiswerber ihre Untersuchungen in Hinsicht auf
                                 die zweite Frage vorzuͤglich auf die kleineren Schafraçen an den
                                 Kuͤsten werden wenden muͤssen. Die Beobachtungen des Hrn. Viborg uͤber die daͤnischen Schafe im
                                 10. Bande der zweiten Reihe der Annales de l'Agriculture
                                    française koͤnnen ihnen hierbei als Leiterdienen.
                              
                           
                              
                              VIII. Preis von 2400 Franken auf eine andere Belegung der Spiegel, als die bisher gewoͤhnlichen.
                              Das feinste und reinste Zinn, welches man bisher erhielt, ist das chinesische und
                                 das ostindische, welches im Handel unter dem Namen des Malakischen und Bankaischen vorkommt.
                                 Dieses Zinn, vorzuͤglich lezteres, wird mit Recht jedem anderen zum
                                 Belegen der Spiegel vorgezogen; denn nur durch dasselbe allein erhaͤlt
                                 man nicht nur Blaͤtter von dem groͤßten Umfange, sondern auch
                                 jenen Glanz, der zum Zuruͤkwerfen des Bildes der Gegenstaͤnde so
                                 sehr erfordert wird. Es ist ferner bekannt, daß das Zinn von Banka, als das
                                 reinste, zugleich das dehnbarste ist: es dehnt sich am weitesten unter dem
                                 Hammer aus, und sein Metallglanz kommt jenem des fluͤssigen Queksilbers
                                 vor allen anderen am naͤchsten.
                              Wenn in Folge eines Krieges die Hafen Frankreichs gesperrt sind, und seine
                                 Spiegelfabriken sich nur auf neutralen Schiffen und durch Contrebande mit ihrem
                                 Bedarfs an Zinn versehen koͤnnen, muß, statt des indischen Zinnes, das
                                 weit schlechtere englische gebraucht werden.
                              Wenn es moͤglich waͤre, den Verbrauch des Zinnes bei Belegung der
                                 Spiegel zu vermindern, oder, was noch besser waͤre, das Zinn durch eine
                                 Composition inlaͤndischer und gemeiner Materialien zu ersezen, so
                                 wuͤrde man den Spiegelfabriken einen wichtigen Dienst leisten, indem sie
                                 oͤfters, bloß wegen des Mangels an tauglichem Zinne, in Steken gerathen,
                                 oͤfters von der Laune der geringen Anzahl der Folioschlaͤger
                                 abhaͤngen, welche noch immer, nach dem Schlendrian, den Hammer den Walzen
                                 vorziehen, und deren ganzes Verfahren wenig bekannt und oͤfters gar
                                 geheim gehalten wird. Der Staniol bleibt also, außerdem daß er stets theuer ist,
                                 seinem Preise nach immer von Zeit und Umstaͤnden abhaͤngig.
                              Bis jezt kennt man nur drei Methoden Glaͤser zu belegen, wovon zwei bei
                                 flachen Glaͤsern anwendbar sind. Die aͤlteste, und zugleich die
                                 gebraͤuchlichste, besteht in der Anwendung von Staniolblaͤttern,
                                 welche man mit Queksilber verbindet; diese Belegung geschieht beinahe kalt, oder
                                 wenigstens bei einer nur wenig erhoͤhten Temperatur. Die zweite Methode,
                                 deren Erfinder Hr. Vèréa im Jahr 1812 gewesen ist, besteht in der
                                 Anwendung von Bley und Zinn, die mit einander zusammengeschmolzen sind. Das
                                 Verfahren bei der Anwendung dieser Mischung ist ungefaͤhr dasselbe wie
                                 mit Clichage. (Vergl. hieruͤber Bulletin d.
                                 l. Soc. Nr. 110.
                                 12ter Jahrg. S. 188.)
                              Die dritte Methode wird vorzuͤglich zur Belegung der inneren Flaͤche
                                 geblasener Glascylinder oder Kugeln gebraucht. Das hierzu gebraͤuchliche
                                 Amalgam besteht aus Queksilber, Zinn, Wißmuth und Bley und wird warm
                                 angewendet.
                              Obschon diese lezte Methode bisher nur zum Belegen der Kugeln und cylindrischen
                                 Gefaͤße angewendet wurde, so waͤre es vielleicht doch nicht ganz
                                 unmoͤglich, dieselbe auch zur Belegung flacher Glaͤser zu
                                 gebrauchen. Es steht allerdings zu besorgen, daß bei Spiegeln von bedeutendem
                                 Umfange sich viele Schwierigkeiten darbiethen werden, die indessen bei kleineren
                                 und mittelmaͤßig großen, von 40–50 Zoll Hoͤhe und
                                 30–40 Zoll Breite, welche am meisten Nachfrage erhalten, wahrscheinlich
                                 nur in geringer Anzahl erscheinen koͤnnten.
                              Da vielleicht mehrere Preiswerber weder das Amalgam der dritten Methode noch die
                                 Weise kennen, wie dasselbe angewendet wird, so glaubt die Gesellschaft sie davon
                                 in Kenntniß sezen zu muͤssen.
                              Das Amalgam besteht aus zwei Theilen Queksilber, einem Theile Wißmuth, einem
                                 Theile Bley und einem Theile Zinn. Es wird auf folgende Weise angewendet:
                              Man schmilzt zuvoͤrderst das Bley und das Zinn in einem Tiegel zusammen,
                                 sezt den in kleine Stuͤke gestossenen Wißmuth zu, und wenn das Zinn
                                 geschmolzen ist, gießt man das vorher gereinigte Queksilber bei. Man
                                 ruͤhrt die Mischung mit einer eisernen Stange gut durch, schaͤumt
                                 sie ab, und laͤßt sie bis auf eine gehoͤrige Temperatur erkalten.
                                 Dann wendet man sie so an, daß man dieselbe nach und nach und langsam
                                 uͤber die ganze innere Flaͤche der Gefaͤße laufen
                                 laͤßt, welche rein gepuzt, vollkommen troken und etwas erwaͤrmt
                                 seyn muß.
                              So wie die Glaskugeln, die viel duͤnner sind als die
                                 Spiegelglaͤser, gewaͤrmt werden muͤssen um nicht anzulaufen
                                 oder zu springen, so muͤssen, aus eben diesem Grunde, auch die noch
                                 zaͤrteren flachen Spiegelglaͤser erwaͤrmt werden.
                              Unter den Vorsichts-Maßregeln, die man zu beachten hat, bemerkt man
                                 folgende: 1te das Amalgam in einem solchen Grade von Hize zu erhalten, daß ein
                                 in dasselbe eingetauchtes Stuͤk Papier etwas von demselben
                                 geroͤthet wird. 2te den Ofen, in welchem diese Mischung gehizt wird, so
                                 nahe als moͤglich an den zu belegenden Spiegeln zu stellen. 3te den
                                 Werktisch, auf welchem das Spiegelglas zu liegen kommt, so vorzurichten, daß
                                 demselben mit Leichtigkeit alle zum Gelingen der Operation noͤthigen
                                 Neigungen gegeben werden koͤnnen. 4te das Belege wie ein Tafeltuch (sous forme de nappe) auszugießen, um in
                                 hinlaͤnglicher Breite die ganze Oberflaͤche des Spiegels zu bedeken. 5te die
                                 Seitenraͤnder des Spiegelglases mit einem erhabenen Rande zu versehen,
                                 der das Entweichen des Amalgames hindert, welches nach dem unteren Rande des
                                 Spiegels oder des Tisches geleitet werden muß, wo sich Glaser zur Aufnahme des
                                 Ueberfluͤssigen befinden, 6te dem Tische eine solche Lage zu geben, daß
                                 er waͤhrend des Gusses vor oder ruͤkwaͤrts gebracht werden
                                 kann. 7te die zu belegenden Glaser in einer dem Amalgame waͤhrend des
                                 Gusses angemessenen Temperatur zu erhalten.
                              Bei Beobachtung dieser und aͤhnlicher Vorsichtsregeln, die der Einsicht
                                 des Preiswerbers uͤberlassen sind, erwartet die Gesellschaft ihre Aufgabe
                                 geloͤst zu sehen. Derjenige, welcher eine wohlfeile und leichte Weise
                                 gefunden haben wird, die Spiegel nach obiger oder nach irgend einer
                                 aͤhnlichen Weise zu belegen, erhaͤlt am 1. Juli 1822. 2400
                                 Franken.
                              Die Preiswerber werden vor dem 1. Mai d. J. zwei belegte Spiegel, den einen von
                                 30 Zoll Hoͤhe und 20 Zoll Breite, den anderen von 40 Zoll Hoͤbe
                                 und 30 Zoll Breite mit obrigkeitlichen Zeugnissen, daß sie auf die in der
                                 beizulegenden Abhandlung des Preiswerbers angegebene Weise belegt wurden,
                                 einsenden. Diese Abhandlung wird eine genaue Beschreibung der bei dem Belegen
                                 befolgten Methode, die betreffenden Zeichnungen mit Maßstab in Grund- und
                                 Aufriß, Durchschnitt und Profil von den Oefen, Werktischen, Warmkasten und
                                 anderen noͤthigen Werkzeugen sammt der Erklaͤrung dieser
                                 verschiedenen Apparate enthaltenDer
                                       Uebersezer erlaubt sich die Bemerkung, daß auf diese, in dem Programe
                                       der hochachtbaren Gesellschaft vorgeschlagene, Weile des heißen Belegens
                                       der Spiegel mit einem Amalgame, wovon Queksilber zwei Fuͤnftel
                                       bildet, die Gesundheit der Arbeiter noch weit mehr gefaͤhrdet
                                       wird, als sie es leider ohnedieß schon selbst bei der kalten
                                       Belegungs-Methode ist. Tausende von Individuen, die die Belegung
                                       der Spiegel zu besorgen haben, haben bereits ihre Gesundheit und ihr
                                       Leben dadurch verloren, und Zehntausende wuͤrden sie verlieren,
                                       wenn die heiße Belegung allgemein wuͤrde. Es scheint dem
                                       Uebersezer weit wichtiger fuͤr die Menschheit, das Queksilber aus
                                       dem Spiegelbelege, als das Zinn aus demselben zu verbannen, und er
                                       wuͤrde vielmehr die Verbannung des ersteren zum Gegenstande einer
                                       Preisaufgabe gewaͤhlt haben. Vielleicht gibt uns die Chemie noch
                                       ein Mittel, der Ruͤkseite des Spiegelglases den Queksilberglanz
                                       ohne Queksilber zu geben. A. d. Ueb..
                              
                           
                              IX. Preis von 2000 Franken auf Erzeugung thierischer Kohle aus anderen Materialien als aus Knochen, oder auf Wiederherstellung
                                 bereits gebrauchter thierischer Kohle.
                              Seit einigen Jahren wird die thierische Kohle, als neuer Handelsartikel, mit dem
                                 gluͤklichsten Erfolge in Zukerraffinerien und Zukerfabriken aller Art
                                 angewendet; man braucht auch deren viel zur Reinigung der Oele, zur
                                 Entfaͤrbung des Essiges und zu mehreren anderen Zweken, und es ist
                                 wahrscheinlich, daß sie noch zu vielen anderen Dingen mit Nuzen angewendet
                                 werden kann.
                              Die bisher in Frankreich erzeugte Menge dieses wichtigen Materiales ist
                                 fuͤr den Bedarf der franzoͤsischen Fabriken bei weiten nicht
                                 hinreichend; vorzuͤglich leiden die Fabriken des Inneren und der
                                 Seestaͤdte an diesem Artikel, den sie sich nur mit Muͤhe
                                 verschaffen koͤnnen, Mangel. Indessen vermehren sich an den Orten, wo
                                 sich Zukerraffinerien befinden, auch die Fabriken der thierischen Kohle, jedoch
                                 noch immer nicht in hinreichender Menge.
                              Mangel an diesem Artikel also, und die Schwierigkeiten des Transportes machten es
                                 bisher unmoͤglich, denselben in groͤßerem Maße und so allgemein,
                                 als er es verdiente, anzuwenden. Seit der gluͤklichen Anwendung der
                                 thierischen Kohle in Zukerraffinerien hat man des Kalkes in denselben beinahe
                                 gaͤnzlich entbehren gelernt, und der mittelst derselben erzeugte Zuker
                                 hat einen weit frischeren und angenehmeren Geschmak als derjenige, welcher, wie
                                 gewoͤhnlich, mit Kalk raffinirt wird. Es waͤre noch
                                 uͤberdieß sehr zu wuͤnschen, daß auch unsere Colonien eilen
                                 moͤchten diesen Artikel bei ihren Zukersiedereyen zu benuͤzen,
                                 indem sie, wenigstens nach den in Europa bisher hieruͤber bekannt
                                 gewordenen Resultaten, auf diese Weise mehr und besseren Zuker erzeugen
                                 wuͤrden. Alle diese Wuͤnsche koͤnnen indessen nur dann in
                                 Erfuͤllung gehen, wann der Zukersieder die thierische Kohle in
                                 hinlaͤnglicher Menge, und um einen maͤßigen Preis entweder an Ort
                                 und Stelle, oder durch den Handel sich verschaffen kann.
                              Bis jezt waren es die Knochen allein, welche ausschließlich die ungeheuere Menge
                                 thierischer Kohle lieferten, deren man in den Manufacturen bedarf; die
                                 uͤbrigen thierischen Stoffe gaben ungluͤklicher Weise keine
                                 brauchbare Kohle. Indessen hat man doch einigen Grund zu glauben, daß auch diese
                                 Materialien sich in gute Kohlen verwandeln lassen; ja man hat hier so gar
                                 Gewißheit.
                              Wenn man die ungeheure Menge thierischer Kohle bedenkt, welche man aus den
                                 Hauten, Haaren, Borsten, Hoͤrnern und aus der Wolle, nachdem alle diese
                                 Theile vorlaͤufig gebraucht und abgenuͤzt wurden, und ferner zu
                                 nichts mehr taugen, erhalten koͤnnte; die ungeheure Menge Kohle, welche
                                 man aus dem Blute, aus dem Fleische und anderen zu nichts Besserem brauchbaren
                                 Theilen unserer Hausthiere, sie moͤgen uns zur Nahrung dienen oder nicht,
                                 erhalten koͤnnte; und wenn man zugibt, daß die aus diesen Theilen
                                 erhaltene Kohle sich in gleicher Guͤte mit jener, die man bisher aus den
                                 Knochen bekam, darstellen laͤßt, so wird man sich bald
                                 uͤberzeugen, daß dem Bedarfe an diesem Artikel auf diese Weise leichter
                                 abgeholfen werden kann.
                              Es ist erwiesen, daß die Erzeugung thierischer Kohle aus Knochen hinreichenden
                                 Gewinn abwirft, wenn das Pfund dieses Artikels um 10 Centimes verkauft wird,
                                 ohne daß der Fabrikant dabei noͤthig haͤtte auf die
                                 ammoniumhaͤltigen Nebenprodukte waͤhrend dieser Erzeugung
                                 Ruͤksicht zu nehmen, und dieselben zu sammeln. Man hat allen Grund zu
                                 glauben, daß die Kohle aus den uͤbrigen thierischen Theilen um denselben
                                 Preis gegeben werden koͤnnte, vorzuͤglich wenn der Fabrikant die
                                 ammoniumhaͤltigen Nebenprodukte sammelt, welche sich aus diesen
                                 Materialien in groͤßerer Menge, als aus den Knochen, entwikeln.
                              Die Gewißheit, welche man hat, daß auch andere thierische Materialien als die
                                 Knochen eine gute Kohle liefern koͤnnen, beruht auf einer wichtigen
                                 Thatsache, welche man durch Anwendung der bei Berlinerblau-Erzeugung
                                 uͤbrig gebliebenen Kohle kennen lernte. Diese Kohle besizt, wo sie
                                 gehoͤrig behandelt wurde, Eigenschaften, welche sie uͤber jede
                                 andere aus den Knochen erhaltene Kohle erheben, und doch ward sie aus anderen
                                 Materialien, als aus mit Pottasche behandelten Knochen erhalten.
                              In der vom Berlinerblau ruͤkstaͤndigen Kohle ist alles, oder
                                 beinahe Alles, Kohle, waͤhrend die aus Knochen bereitete Kohle kaum etwas
                                 mehr als ein Fuͤnftel reiner Kohle enthaͤlt: die uͤbrigen
                                 vier Fuͤnftel sind phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk, welcher durchaus
                                 anders als die thierische Kohle wirkt.
                              Wenn man auf eine unwandelbare Weise eine thierische Kohle erzeugen
                                 koͤnnte, welche alle Eigenschaften der, bei der Erzeugung des
                                 Berlinerblau ruͤkstaͤndigen, Kohle besaͤße, so
                                 wuͤrde, obschon diese Kohle sehr theuer kommt, sich vielleicht noch immer
                                 Vortheil bei der Anwendung derselben ergeben, weil man, in diesem Falle, weniger
                                 von derselben noͤthig haͤtte; bisher hat aber die
                                 entfaͤrbende Eigenschaft dieser Kohle so sehr gewechselt, daß man dieser
                                 Wandelbarkeit wegen auf ihren Gebrauch Verzicht leisten mußteLieße
                                       sich nicht vielleicht die Pflanzenkohle in gewisser Hinsicht
                                       animalisiren? A. d. Ueb..
                              
                              Noch ein anderes Mittel blechet sich uns dar, welches uns vielleicht hoffen
                                 lassen koͤnnte, die thierische Kohle in hinlaͤnglicher Menge zu
                                 erzeugen; naͤmlich die Wiederherstellung der bereits gebrauchten Kohle.
                                 Bisher blieben indessen die daruͤber angestellten Versuche ohne Erfolg;
                                 denn man fand, daß die wiederhergestellte Kohle die entfaͤrbende
                                 Eigenschaft nicht besizt, welche die frische thierische Kohle so sehr
                                 auszeichnet. Es schien, daß der Eyweißstoff oder das Blut, welches mit dieser
                                 Kohle verbunden ist, sich, durch seine Zersezung, der Wiederherstellung der
                                 Eigenschaften der Kohle widersezt. Der Vortheil, der fuͤr die
                                 Raffinerien, und vorzuͤglich fuͤr die Zukersiedereyen in den
                                 Colonien, daraus hervorgienge, daß man sich immer, oder wenigstens
                                 oͤfters, derselben Kohle bedienen koͤnnte, ist einleuchtend.
                              Alle diese Ruͤksichten bestimmten die Gesellschaft, demjenigen einen Preis
                                 von 2000 Franken zuzusichern, welcher ein sicheres und wohlfeiles Verfahren
                                 angeben wird, andere thierische Stoffe, als die Knochen, in eine Kohle zu
                                 verwandeln, welche alle Eigenschaften der Knochenkohle besizt; sie erlaubt
                                 selbst die Beimengung der bei Berlinerblau-Erzeugung
                                 ruͤkstaͤndigen Kohle, ja sogar die Anwendung des bei Erzeugung des
                                 Berlinerblau gewoͤhnlichen Verfahrens auf die Bildung dieser Kohlen: nur
                                 duͤrfen leztere nicht hoͤher als die Knochenkohlen,
                                 naͤmlich 10 Centimes das Pfund, zu stehen kommen.
                              Der Preiswerber haͤtte auch dann noch Anspruch auf den Preis, wenn er eine
                                 theuerere Kohle einsenden wuͤrde, wenn nur die entfaͤrbende Kraft
                                 derselben mit diesem hoͤheren Preise in unwandelbarem und entsprechendem
                                 Verhaͤltnisse staͤnde. In jedem Falle muß der Preiswerber jedoch
                                 beweisen, daß sein Verfahren im Großen anwendbar, und den Bedarf zu sichern im
                                 Stande ist.
                              Die Gesellschaft wird denselben Preis auch demjenigen zuerkennen, der ein eben so
                                 sicheres und wirksames Verfahren zur Wiederherstellung der thierischen Kohle,
                                 die bereits zur Entfaͤrbung des Zukers und anderer Substanzen angewendet
                                 wurde, und wodurch sie alle vor ihrer ersten Anwendung derselben zukommenden
                                 Eigenschaften wieder erhaͤlt, angeben wird.
                              Der Preis wird am 1. Juli 1822. vertheilt.
                              
                           
                        
                           Oekonomische Kuͤnste.
                           
                              X. Preis von 2000 Franken auf Verfertigung von Fischleim.
                              Der Fischleim oder die sogenannte Hausenblase, (ichthyocolle), das isin-glass der
                                 Englaͤnder, wird haͤufig angewendet, und laͤßt in mehreren
                                 Faͤllen sich durchaus durch nichts anderes ersezen. Aerzte verschreiben
                                 die Hausenblase als Arzeneymittel; sie dient zum Klaͤren des Bieres, des
                                 Weines, des Ciders, des Kaffee's; man braucht sie um Seidenzeugen,
                                 Baͤndern, Gasen Glanz und Festigkeit zu geben; zur Bereitung des
                                 englischen Taffets, der falschen Perlen, zum Kitten der Glaser und des
                                 Porzellanes. Sie ist die Basis des Mundleimes der Zeichner, und die Mahler
                                 bedienen sich derselben zur Fixirung der Pastellfarben. In der Tuͤrkey
                                 bedienen sich die Juweliere der in Alkohol aufgeloͤsten Hausenblase mit
                                 einem Zusaze von Ammoniakgummi um Edelsteine zu fassen. Hr. Rochon machte eine sehr schoͤne und
                                 nuͤzliche Anwendung von der Hausenblase, indem er dieselbe bei
                                 Schiffslaternen anwendete, die er aus Metallgeweben, welche in eine
                                 Aufloͤsung von Hausenblase getaucht wurden, verfertigte.
                              Bisher hatten die Russen den Handel mit Fischleim ausschließlich inneAuch in
                                       Ungern wird Fischleim, aber schlechterer, als der russische, verfertigt.
                                       A. d. Ueb.. Sie bereiten dieselbe an den Ufern der Wolga, des
                                 Jaick, des Don, und des caspischen Meeres, und die Hollaͤnder hohlen
                                 denselben von Archangel her.
                              Der Fischleim wird aus der Schwimmblase des großen Stoͤres bereitet. Die
                                 Moscowiter verfahren hierbei auf folgende Weise. Sie oͤffnen die
                                 Schwimmblasen der Laͤnge nach, und waschen sie in sehr leichtem
                                 Kalkwasser. Sie ziehen die feine Haut, welche sie bedekt, ab, und wikeln die
                                 Blasen sodann in nasse Tuͤcher, druͤken und kneten sie, bis sie
                                 weich wie Teig werden. Dann breiten sie dieselben aus, rollen sie uͤber
                                 einander, und kruͤmmen sie in Form eines Herzens. Sie vereinigen die
                                 beiden Ende derselben, welche sie mittelst eines kleinen hoͤlzernen
                                 Haͤkelchens, das die Blaͤtter hindert sich von einander zu
                                 entfernen, an einander befestigen, und haͤngen endlich diese
                                 herzfoͤrmigen Rollen in die Luft, um sie zu troknen.
                              Man trifft im Handel den Fischleim auch noch unter zwei anderen verschiedenen
                                 Formen; die eine nennt man Buchfischleim, (colle en
                                    livre) weil sie von außen dem Einbande eines Buches gleicht; sie
                                 besteht aus groben, hart zu behandelnden, Haͤuten; die andere kommt unter
                                 dem Namen Fischleimkuchen (colle en gâteau)
                                 vor, und wird aus den Abfaͤllen des herzfoͤrmigen Fischleimes
                                 verfertigt: sie ist von geringerem Werthe.
                              
                              Es scheint, daß die Russen sich nicht auf die Schwimmblase des Stoͤres
                                 allein beschraͤnken. Sie benuͤzen beinahe alle Haͤute und
                                 knorpeligen Theile mehrerer anderer Fische, wie des Sterlet, des Welses, der
                                 Hayfische.
                              Es ist gewiß, das die meisten See- und Suͤßwasserfische Fischleim
                                 geben koͤnnen, vorzuͤglich findet man ihn aber bei den Fischen aus
                                 der Gattung der Roche und des Hayes im Ueberflusse.
                              Es ist ohne Zweifel vortheilhafter, ihn ohne Zerstoͤrung der
                                 Haͤute, welche ihn liefern, zu bereiten, und es waͤre zu
                                 wuͤnschen, daß diejenigen, die die Bereitung desselben versuchen, das in
                                 Rußland angenommene Verfahren befolgen moͤchten; da indessen die Form
                                 fuͤr den Gebrauch, den man von dem Fischleim macht, groͤßten
                                 Theils ganz gleichguͤltig ist, so genuͤgt es, die Eigenschaften
                                 anzugeben, an welchen man guten Fischleim erkennt: er muß weiß,
                                 halbdurchscheinend, elastisch und troken seyn, im Wasser sich schwerer als
                                 Tischlerleim aufloͤsen, und in Alkohol aufloͤsbar seyn.
                              Man macht eine Art von Fischleim in Tafelchen, indem man Kopf, Schweif, Flossen
                                 und Haut der meisten schuppenlosen Fische im Wasser siedet, die Abkochung
                                 durchseiht, und dann mittelst Abrauchen und Erkalten sich zur Gallerte verdiken
                                 laͤßt: so verdikt gießt man sie in flache Moͤdel, und schneidet
                                 sie in Platten. Auf diese Weise verfertigen die Laplaͤnder Fischleim aus
                                 der gemeinen Flußbarsche (perca fluviatilis).
                              Dieser Fischleim in Taͤfelchen taugt sehr gut zum leimen, und verdient
                                 selbst dem Tischlerleim vorgezogen zu werden, weil er bei weiten weniger
                                 hygrometrisch ist; zum Klaͤren truͤber Fluͤssigkeiten steht
                                 er jedoch dem russischen Fischleime, d.h. den getrokneten Hauten, weit nach.
                              Der Handel mit Fischleim gibt den Englaͤndern jaͤhrlich großen
                                 Gewinn: man wuͤrde also bei Bereitung desselben auch seines Vortheiles
                                 sicher seyn. Das Kilogramm kostet gegenwaͤrtig in Frankreich 40 Franken,
                                 und sicher kaͤme es dem Fabrikanten nicht viel uͤber 3–4
                                 Franken zu stehen.
                              Wer uͤber diesen Gegenstand genaueres Detail wuͤnscht, findet
                                 dasselbe in Pallas's Reisen, in einem Aufsaze des
                                 Hrn. Chevalier (Philosophical
                                    Transactions of the r. soc.) in einem Aufsaze des Hrn. Muͤller, Secretaͤrs bei der
                                 Petersburger Akademie (v. B. des Savans
                                    étrangers); in den Beobachtungen des Hrn. Bosc im Citoyen français Nr. 1044.
                                 bei Gelegenheit des Fischfanges im mexicanischen Meerbusen.
                              
                              Derjenige, welcher in Frankreich eine Fischleim-Manufaktur errichtet haben
                                 wird, deren Erzeugnisse dem nordischen Fischleime vollkommen gleichkommen,
                                 erhaͤlt am 1ten Juli 1822. 2000 Franken.
                              
                           
                              XI. Preis von 1000 Franken auf eine Handmuͤhle um trokene Huͤlsen-Fruͤchte zu schaͤlen.
                              Es ist bekannt, daß der Verbrauch der Huͤlsenfruͤchte, der
                                 Schminkbohnen, Bohnen, Erbsen, Linsen und anderer Huͤlsenfruͤchte
                                 im Winter in den Staͤdten dadurch beschraͤnkt wird, daß man
                                 dieselben mit ihrer Haut nicht kochen, und bei schwachem Magen, in dieser Haut
                                 nicht verdauen kann; daß man diese Huͤlsenfruͤchte nicht in
                                 Gruͤze verwandeln kann. Den Gebrauch der Lebensmittel erleichtern, heißt
                                 dieselben vervielfaͤltigen, und die Freunde der Landwirthschaft
                                 muͤssen wuͤnschen, daß es moͤglich werde, Zeit und Kosten
                                 bei der Zubereitung der Huͤlsenfruͤchte zu ersparen, und diese
                                 abgehaͤutet, in einen Brey verwandeln zu koͤnnen.
                              Die Nachtheile des bisherigen Verfahrens bei dem Kochen trokener
                                 Huͤlsenfruͤchte waren ohne Zweifel, uͤberall anerkannt; man
                                 hat auch mehrere male schon auf Mittel gedacht, dieselben zu entfernen; allein
                                 alle diese Versuche, obschon sie stets mit guͤnstigem Erfolge angestellt
                                 wurden, blieben in Frankreich ohne Dauer.
                              Man wird sagen, daß man die feinhaͤutigen Abarten der
                                 Huͤlsenfruͤchte allgemeiner bauen sollte; allein dieser Bau, der
                                 beim ersten Anblike allgemeinen Beifall zu verdienen scheint, wird immer nur auf
                                 reiche Gartengruͤnde und einige Dorfgemeinden, die seit langer Zeit schon
                                 diese Abarten bauen, sich beschraͤnken muͤssen, indem dieselben
                                 nur zu leicht bei veraͤndertem Klima, Boden, Verfahren im Baue, in der
                                 Wartung und Pflege ausarten, den schaͤdlichen Einfluͤssen mehr
                                 ausgesezt sind, sich schwerer aufbewahren lassen etc. Ueberdieß gibt es auch
                                 noch so harte (so stark gypshaͤltige) Wasser, daß selbst diese Abarten
                                 sich nicht in denselben kochen lassen.
                              Man kennt bisher zwei mechanische Mittel, das Kochen der trokenen
                                 Huͤlsenfruͤchte mit dikerer Schale zu erleichtern: das Mahlen
                                 derselben zu Mehl, oder das Abschaͤlen ihrer Haut oder Schale.
                              Durch das erstere leidet der Geschmak der Frucht auf eine nicht unbedeutende
                                 Weise, wird das Verderben derselben beschleunigt, und wegen der Eigenschaft
                                 dieses Mehles sich zu kluͤmpern, das gleichfoͤrmige Zerkochen in
                                 groͤßeren Massen gehindert. Vor dreißig Jahren schon schlug eine Unternehmung die
                                 Huͤlsenfruͤchte nach dieser Art zu bereiten, zu Paris fehl.
                              Das zweite Mittel hingegen wird seit langer Zeit im Großen in den ersten
                                 Staͤdten Englands und Nordamerikas angewendet, und auch in Spanien und
                                 Italien. Der einzige bei demselben vorkommende Fehler ist ein sehr schnelles
                                 Verderben der abgeschaͤlten Fruͤchte, welchen die Natur ihre
                                 Schale gegeben hat, um sie vor der ihnen verderblichen Einwirkung der Luft zu
                                 schuͤzen. Da man abgeschaͤlte Huͤlsenfruͤchte als
                                 Mundvorrath auf Schiffen braucht, und man nicht mehr abschaͤlen darf, als
                                 man fuͤr kurze Zeit noͤthig hat, so verdient das zweite Mittel
                                 daher den Vorzug.
                              In dieser Hinsicht wird die Gesellschaft am 1. Juli 1822. demjenigen einen Preis
                                 von 1000 Franken zuerkennen, der eine einfache, sehr wohlfeile und leicht in
                                 Bewegung zu sezende Handmuͤhle, oder was immer fuͤr eine Maschine
                                 verfertigt haben wird, mittelst welcher jeder Consument seine
                                 Huͤlsenfruͤchte abschaͤlen kann. Diese Maschine muß in
                                 einer Stunde wenigstens ein Decalitre Erbsen abschaͤlen.
                              
                           
                              XII. Preis von 3000 Franken fuͤr Erhaltung von Wollenstoffen.
                              Zubereitete Wolle so wie die daraus verfertigten Stoffe, sind den Verheerungen
                                 der Motten, die sie benagen und oft in kurzer Zeit durchfressen, nur zu sehr
                                 ausgesezt; es gibt wenig Haͤuser, in welchen, in dieser Hinsicht, nicht
                                 jaͤhrlich bedeutender Schaden geschaͤhe. Die Wolle, mit welcher
                                 man die Matrazen und Deken ausfuͤttert, die Wollengewebe aller Art und
                                 die Meubel, welche damit bedekt sind, die reichsten Tapeten und die kostbarsten
                                 Shawls, die Pelzwerke, selbst die mit Wolle bestaͤubten Papiertapeten,
                                 von denen man glauben sollte, daß sie gegen den Zahn der Insekten gesichert seyn
                                 muͤßten, sind den Verheerungen dieser Zerstoͤrer mehr oder minder
                                 ausgesezt.
                              In dieser Hinsicht sezt die Gesellschaft einen Preis von 3000 Franken auf das
                                 sicherste, wohlfeilste und leicht anwendbare Mittel, Wollenstoffe und Wolle
                                 selbst, ohne daß die Farbe oder das Gewebe dabei litte, und ohne der Gesundheit
                                 der Menschen zu schaden, gegen die Motten zu sichern.
                              Sie verlangt, daß die Erfahrungen, welche die Wirksamkeit desselben beweisen
                                 sollen, mit der hoͤchsten Authenticitaͤt versehen seyen, und
                                 waͤhrend eines ganzen Jahres im Großen sich bestaͤtigten.
                              Die von den Preiswerbern angewendeten Mittel muͤssen leicht zu traben, und
                                 wenig kostbar seyn, und nicht nur die Gegenstaͤnde, in welchen bisher
                                 noch keine Motten sind, und die nicht eingehuͤllt werden koͤnnen,
                                 wie große Meubel, Tapeten etc. gegen die Angriffe dieser Thiere schuͤzen,
                                 sondern noch uͤberdieß die Eyer und Larven der Motten in diesen Stoffen,
                                 wie in den Federn und Pelzwerken, die davon bereits angestekt sind,
                                 toͤdten.
                              Derjenige Mitwerber, welcher nur einen Theil dieser Aufgabe aufloͤset, hat
                                 Anspruch auf Belohnung, welche, wie der Preis, am 1. Juli 1822. ausgetheilt
                                 wird.
                              Die Gesellschaft glaubt die Mitwerber aufmerksam machen zu muͤssen, daß
                                 man in unseren Wohnungen drei verschiedene Insekten kennt, welche
                                 vorzuͤglich die Haare der Thiere verwuͤsten: 1) die Kleidermotte,
                                 (Tinea sarcitella) mit gelblich grauen
                                 versilberten Fluͤgeln; 2) die Tapeten-Motte (Tinea tapezella) mit gelblich weißen
                                 Fluͤgeln, wovon die oberen an der Basis braun sind; 3) die Pelzmotte (Tinea pellionella) mit bleygrauen und
                                 glaͤnzenden Fluͤgeln. Alle diese Motten sind beinahe gleich
                                 groß.
                              Diejenigen, welche den gegenwaͤrtigen Stand der Frage, zu deren
                                 Loͤsung sie geladen sind, kennen lernen wollen, moͤgen
                                 hieruͤber eine von Hrn. Bosc im 57 Band der 1
                                 Reihe der Annales de l'Agriculture française.
                                 S. 232. und im Bulletin 14. Jahr. S. 167. mitgetheilte Notiz zu Rathe
                                 ziehen.
                              
                           
                        
                           Akerbau.
                           
                              XIII. Preis von einer goldenen Medaille, Werth 300 Franken, fuͤr die beste Abhandlung uͤber die Vortheile der Anzucht von
                                 Schafen spanischer Raçe mit hoͤchst feiner Wolle, und uͤber die Kreuzung der in Frankreich einheimischen Schafe.
                              Obigen Preis bestimmt die Gesellschaft fuͤr denjenigen, welcher am
                                 deutlichsten und genauesten, und nach Berechnungen, welche jedem Landmanne
                                 leicht begreiflich sind, dargethan haben wird:
                              1. Die Lage, in welcher ein Landmann sich befinden muß, um mit Vortheil Schafe
                                 von rein spanischer Raçe halten, oder die inlaͤndische Raçe
                                 durch Kreuzung mit hoͤchst feinen Widdern der reinsten Raçe
                                 veredeln zu koͤnnen.
                              2. Den Werth, welchen er, seinem persoͤnlichen Interesse nach, auf Widder
                                 und Schafe nach ihren respektiven Eigenschaften und Beschaffenheiten legen
                                 darf.
                              3. Die Unterhaltungs- und Nachschaffungskosten, welche die Anzucht der
                                 Merinos reiner Raçe im Vergleiche mit Bastarden und inlaͤndischen
                                 Raçen fordert, und wie weit, in dieser Hinsicht, die Aufopferungen, die
                                 man machen darf, sich erstreken koͤnnen.
                              
                              4. Muß in dieser Abhandlung, als natuͤrliche Folge, der Nettoertrag
                                 angegeben werden, der von einem gewissen fuͤr den Ankauf und die Kreuzung
                                 der Merinos mit inlaͤndischen Schafen oder fuͤr reine
                                 Fortpflanzung unter sich selbst ausgelegten Kapitale zu hoffen steht. Um desto
                                 mehr der Genauigkeit dieser Berechnung sicher, und gewiß zu seyn, daß keine
                                 Uebertreibung und Unterschlagung statt hat, muß sie nach den Regeln der
                                 Buchhaltung unter den Rubriken Soll und Haben, oder nach Einnahme und Ausgabe,
                                 gefuͤhrt werden.
                              5. Muß der Verfasser der verlangten Abhandlung auch den zu fuͤrchtenden
                                 und wahrscheinlichen Verlust eines zu großen oder zur Unzeit ausgelegten
                                 Kapitales eines Landmannes angeben, welcher sich in einer Lage befaͤnde,
                                 in der er einen allenfalsigen Verlust erleiden koͤnnte, welcher mit den
                                 zu hoffenden Vortheilen in keinem Verhaͤltnisse stuͤnde.
                              6. Da der Zwek dieser Abhandlung ist, dasjenige kennen zu lernen, was der
                                 Landwirth von Unternehmung der Anzucht hoͤchst feinwolliger Schafe oder
                                 von der Kreuzung der inlaͤndischen Raçen, er mag in was immer
                                 fuͤr einer Gegend oder Lage sich befinden, zu hoffen hat, so darf sie
                                 nicht bloß die dem Verfasser allein eigenen Rechnungen und aus diesen
                                 hervorgehenden Resultate enthalten, sondern muß zugleich bestimmte, unter
                                 verschiedenen Verhaͤltnissen entnommene, Daten in Hinsicht der
                                 angewendeten Kapitalien, des Bodens, des Klimas und der verschiedenen Methoden
                                 aͤhnliche Unternehmungen zu leiten, darbiethen.
                              Der Preis wird am 1. Juli 1822. vertheilt. Den Fond zu demselben gab Herr Ternaux, Mitglied des Verwaltungs-Rathes der
                                 Gesellschaft.
                              
                           
                        
                           Preise, welche für das Jahr 1822 verschoben wurden. Mechanische Kuͤnste.
                           
                              XIV. Preis von 2000 Franken auf Anwendung der hydraulischen Presse zum Pressen des Oeles und des Weines, und des Saftes der
                                 Fruͤchte uͤberhaupt.
                              Die haͤufigen und nuͤzlichen Anwendungen, welche man in den neueren
                                 Zeiten von der sinnreichen Maschine zur
                                    Vervielfaͤltigung der Kraͤfte (machine pour multiplier les forces) die unser beruͤhmte Pascal im Jahr 1640. dem Publicum mittheilte, gemacht
                                 hat, koͤnnten uns zum Theile die Hoffnung schenken, daß diese Maschine
                                 jene ungeheueren Schrauben und Hebelpressen, mit welchen die Arbeit so langsam und
                                 muͤhevoll von statten geht, deren Wirkung durchaus nicht mir ihrer
                                 Groͤße und mit ihrem Zweke in Verhaͤltniß steht, und bei welchen
                                 ein großer Theil der Kraft bloß zur Ueberwindung der Reibung verschwendet wird,
                                 endlich einmal verdraͤngen wuͤrde. Wenn man jedoch bedenkt, daß
                                 die nuͤzlichsten Erfindungen sich nie so schnell, wie man es
                                 wuͤnschen muß, verbreiten, theils weil die Instrumente, welche sie
                                 verbannen sollten, so plump und ungeschikt sie auch seyn moͤgen, immer
                                 noch einen gewissen Werth haben, theils weil die Arbeiter nun einmal daran
                                 gewoͤhnt sind und mit denselben umzugehen, dieselben auszubessern wissen,
                                 so wird man gestehen muͤssen, daß diese in dem Schlendrian
                                 gegruͤndeten Ruͤksichten nur zu oft die Einfuͤhrung neuer
                                 Instrumente, welche die Mechanik mit dem gluͤklichsten Erfolge und zu
                                 unserem groͤßten Vortheile uns darbiethet, hindern und
                                 verspaͤten.
                              Die hydraulische Presse gieng allerdings aus der Hand ihres Erfinders nicht in
                                 jener Vollendung hervor, die sie erst in unseren Tagen erhielt. Pascal begnuͤgte sich in seiner ersten
                                 Abhandlung uͤber das Gleichgewicht der fluͤssigen Koͤrper
                                 (Traitè de l'equilibre des liqueurs), welche er im Jahre 1653. schrieb, nur im
                                 Allgemeinen daruͤber zu sprechenEr sagt: „Wenn ein mit Wasser gefuͤlltes,
                                          uͤberall geschlossenes, Gefaͤß zwei Oeffnungen bat,
                                          wovon die eine das Hundertfache der anderen ist, und man bringt in
                                          jeder derselben einen Staͤmpel an, welcher genau in dieselbe
                                          paßt, so wird ein Mensch, welcher den kleineren Staͤmpel
                                          bewegt, der Kraft von hundert Menschen gleich wirken, welche den
                                          hundert mal groͤßeren Staͤmpel bewegen, und also 99
                                          Menschen uͤberwiegen.“
                                       „Die Oeffnungen moͤgen in was immer fuͤr einem
                                          Verhaͤltnisse gegen einander stehen, so werden die
                                          Kraͤfte, welche man auf die Staͤmpel anwendet, sobald
                                          sie sich wie die Oeffnungen verhalten, im Gleichgewichte seyn. Es
                                          scheint also, daß ein mit Wasser gefuͤlltes Gefaͤß ein
                                          neues mechanisches Huͤlfsmittel, eine neue Maschine ist,
                                          wodurch man die Kraͤfte auf einen beliebigen Grad
                                          vervielfaͤltigen kann, indem ein Mensch auf diese Weise jede
                                          ihm vorgelegte Last zu heben vermag.“„Und es ist bewundernswerth, daß man an dieser neuen Maschine
                                          denselben Grundsaz bestaͤtiget sieht, der sich bei allen
                                          alten Maschinen, dem Hebel, der Winde, der Schraube ohne Ende
                                          findet, daß naͤmlich der beschriebene Raum im
                                          Verhaͤltnisse zur Kraft vergroͤßert wird; denn es ist
                                          offenbar, daß, wenn eine dieser Oeffnungen das Hundertfache der
                                          anderen ist, und der Mensch, welcher den kleineren Staͤmpel
                                          bewegt, denselben um ein Zoll hineinschiebt, dieser Mensch den
                                          anderen Staͤmpel nur um den hundertsten Theil eines Zolles
                                          hinausschiebt: denn da dieser Druk durch die Staͤtigkeit des
                                          Wassers geschieht, welches von einem Staͤmpel zum anderen
                                          reicht, und den einen nicht bewegen laͤßt, ohne daß nicht
                                          zugleich auch der andere getrieben wuͤrde, so ist es
                                          offenbar, daß wann der kleinere Staͤmpel sich
                                          um einen Zoll bewegt hat, das Wasser, welches er getrieben hat, und
                                          welches nun den anderen Staͤmpel stoͤßt, da es dort
                                          die Oeffnung, hundertmal groͤßer findet, nur ein Hundertel
                                          der Hoͤhe derselben einnehmen wird; so daß hier Raum zu Raum
                                          wie Kraft zu Kraft sich verhaͤlt; man kann also dieß
                                          fuͤr die Ursache dieser Wirkung nehmen, indem es klar ist,
                                          daß es einerley sey, ob man 100 Pfund Wasser Einen Zoll weit bewegt,
                                          oder 1 Pfund Wasser hundert Zoll weit, und daß, wenn Ein Pfund
                                          Wasser gegen 100 Pfunde Wasser so gestellt ist, daß die 100 Pfunde
                                          Wasser sich nicht Einen Zoll weit bewegen koͤnnen, ohne das
                                          Eine Pfund 100 Zoll weit zu bewegen, diese Wassermengen in
                                          Gleichgewicht seyn muͤssen, da Ein Pfund Wasser eben so viel
                                          Kraft hat, um 100 Pfunde Einen Zoll weit zu bewegen, als 100 Pfunde
                                          um Ein Pfund 100 Zoll weit zu treiben.“.
                              
                              Nach dieser Erklaͤrung des von Pascal gegebenen
                                 Mittels zur Vervielfaͤltigung der Kraͤfte wird es leicht seyn dem
                                 Durchmesser der Staͤmpel und allen Theilen der Maschine ein
                                 Verhaͤltniß zu geben, welches dem Grade des Drukes, den man auf die der
                                 Einwirkung desselben unterzogenen Stoffe, sey es nun um Oel oder Traubensaft zu
                                 pressen, wirken lassen will, angemessen ist. Es ist offenbar, daß die Maschine
                                 nach dem Zweke, den man durch dieselbe erreichen will, vorgerichtet seyn muß,
                                 und daß, man mag was immer fuͤr Stoffe pressen, um die in denselben
                                 enthaltene Fluͤssigkeit zu erhalten, man nie vergessen darf, daß sie
                                 derselben freyen Ausgang gewaͤhren, und sie von allen Seiten ausfließen
                                 lassen muͤsse, sey es uͤbrigens, daß sie, von oben nach
                                 abwaͤrts, oder, wie gewoͤhnlich, von der Seite, oder
                                 allmaͤhlig von unten nach aufwaͤrts druͤke.
                              In diese, Hinsicht stellt die Gesellschaft einen Preis von 2000 Franken
                                 fuͤr denjenigen, welcher die einfachste, festeste und wohlfeilste
                                 hydraulische Presse sowohl zum Pressen der Trauben und der saftigen
                                 Fruͤchte als der Oliven und oͤlhaltigen Saamen verfertigt haben
                                 wird.
                              Da diese Art zu pressen in mannigfaltiger Hinsicht verschieden ist, so
                                 koͤnnen die Preiswerber hieruͤber die Schriftsteller, welche
                                 uͤber Land- und Hauswirthschaft geschrieben haben, nachsehen,
                                 damit sie eine deutliche Idee von den Diensten bekommen, welche die hydraulische
                                 Presse zu leisten hat. Wenn sie die mechanischen Elemente benuͤzen
                                 wollen, auf welchen das Gelingen derselben beruht, wird es noͤthig seyn
                                 den Bau und das Spiel dieser Maschine kennen zu lernen, welche sie in folgenden
                                 Werken, wo von der Anwendung derselben zu verschiedenen Zweken die Rede ist,
                                 abgebildet und beschrieben finden werdenTraité de l'équilibre des liqueurs,
                                          par Pascal; Th. 4. wo die Theorie
                                       vorkommt, so wie in desselben Petit Traité
                                          de mécanique. Mémoires de MM. Prony et Perrier sur l'hydraulique.Traité des machines de M. Hachette p. 112. de MM. Lanz et Bettancourt; Bulletin de la
                                          Société d'Encouragement X. Ann. p. 316. XI. Ann. p. 27. XII.
                                       Ann. p. 85 et 199. XIII. Ann. p. 105 et 291. XIV. Ann.
                                          p. 180. XV. Ann. p. 3, 113 et 203. XVI. Ann.
                                          p. 181 et 271. XVII. Ann. p. 68 et 106. Annales des
                                          Arts et Manufactures. Bibliothéque britannique.
                                          Bibliothéque universelle, Avril 1818. Mécanique appliquée aux Arts, par
                                          M. Borgnis. Repertory of Arts and
                                          Manufactures, 1 und 2 Reihe; Journal of
                                          Nicholson; Philosophical
                                          Magazine von Tilloch; Transactions of the London Society for the
                                          Encouragement etc. (Polytechnisches Journal Band 1. S. 1. u.
                                       f.).
                              
                              Man wird unter den Elementen der hydraulischen Presse ohne Zweifel die Fassung
                                 des Staͤmpels, deren sich Bramah zu London
                                 bedient, bemerkt haben; und obschon man nicht in derselben Wagschale die
                                 Fruͤchte der Erfindung und die Resultate der Verbesserung abwaͤgen
                                 darf, wird man doch gestehen, daß Bramah sich
                                 gerechten Anspruch auf den oͤffentlichen Dank erworben hat, indem er nach
                                 Pascal's lichtvoller Theorie hydraulische Pressen errichtete.
                              Der Preis wird, wenn vor dem 1. Mai 1822. eine solche Presse in natura zur Pruͤfung eingeschikt wild, am
                                 1. Juli 1822. demjenigen zuerkannt, der die groͤßte Anzahl solcher durch
                                 Erfahrung erprobter hydraulischer Pressen aufgestellt haben wird, welche,
                                 zugleich mit der noͤthigen Festigkeit um Wein und Oel hinlaͤnglich
                                 auspressen zu koͤnnen, die hoͤchste Leichtigkeit bei Handhabung
                                 derselben, und, in ihrem Baue, alle Elemente in sich vereint, durch welche die
                                 Unterhaltung derselben leicht, wohlfeil und die Maschine selbst dauerhaft
                                 wird.
                              Den Fond zu diesem Preise gab der Herr Chevalier Ratton, ein edler Portugiese.
                              
                           
                              XV. Preis von 1000 Franken uͤber eine Maschine zur Abnahme der Haare von denjenigen Fellen, die man zur Verfertigung der Huͤte
                                 brauchen kann.
                              Die Hasen- und Kaninchenfelle werden, so wie die uͤbrigen Felle,
                                 deren man sich in der Hutmacherey bedient, nachdem ihr Haar mit der
                                 Queksilber-AufloͤsungWir
                                       erlauben uns die Bemerkung, daß es uns auffiel, bei dieser Preisaufgabe
                                       des hoͤchst verderblichen Gebrauches dieser
                                       Queksilber-Aufloͤsung, welche die Franzosen le séerét nennen, nicht
                                       erwaͤhnt zu lesen. An den Folgen derselben hat der Uebersezer,
                                       der praktischer Arzt ist, waͤhrend seiner 25 jaͤhrigen
                                       Praxis mehr dann ein halb Duzend Hutmacher theils lebenslang
                                       kraͤnkeln, theils sterben sehen. Es ist offenbar, daß irgend ein
                                       anderes Mittel, als Queksilber-Aufloͤsung, dieselbe
                                       Wirkung auf die Haare hervorbringen koͤnnte, ohne die Gesundheit
                                       des Arbeiters zu gefaͤhrden. A. d. Ueb. befeuchtet
                                 wurde, auf einem Tische ausgespannt, und mit einem schneidenden Instrumente abgeschoren,
                                 welches der Arbeiter mit der einen Hand fuͤhrt, waͤhrend er mit
                                 der anderen das Fell haͤlt. Diese Operation ist langweilig, indem der
                                 Arbeiter nur 2–3 Pfund Haare des Tages uͤber durch dieselbe
                                 erhaͤlt; sie ist ermuͤdend, und uͤberdieß werden dadurch
                                 noch die verschiedenen Sorten von Haaren, grobe und feine, so wie sie an den
                                 verschiedenen Stellen des Felles vorkommen, durcheinander gemengt. Man hat noch
                                 uͤberdieß die Untreue der Arbeiter dabei zu befuͤrchten, die, auf
                                 diese Weise, immer einen Theil der Haare sehr leicht unterschlagen
                                 koͤnnen.
                              Man sucht bereits seit langer Zeit dieses Abnehmen der Haare mit der Hand durch
                                 Maschinen zu ersparen; die Englaͤnder haben hierzu mehr oder minder
                                 sinnreiche Mechanismen vorgeschlagen, die indessen noch vieles zu
                                 wuͤnschen uͤbrig lassen. Eine dieser Vorrichtungen wurde sogar
                                 nach Frankreich eingefuͤhrt. Ihr Fehler ist uͤberhaupt der, daß
                                 sie zu sehr zusammengesezt, zu hart und schwierig zu gebrauchen, und
                                 haͤufigen Unterbrechungen unterworfen sind; daß sie ferner noch so hoch
                                 in Preise zu stehen kommen, daß sie in Werkstaͤten niemals allgemein
                                 eingefuͤhrt werden koͤnnen. Ueberdieß scheint auch noch keine
                                 dieser Maschinen in einer Hut-Manufaktur wirklich angewendet worden zu
                                 seyn.
                              Diese Betrachtungen bestimmten die Gesellschaft einen Preis von 1000 Franken
                                 demjenigen zuzusichern, welcher eine einfache, leicht und schnell arbeitende,
                                 und wohlfeile Maschine zum Abnehmen oder Scheren aller in der Hutmacherey
                                 gebraͤuchlichen Felle nach vorlaͤufiger Beize der Haare (aprés que les poils en ont été
                                    sécrétés) verfertigt haben wird. Diese Maschine
                                 muß wenigstens 12 Pfund Haare des Tages scheren, so daß man die Haare nach ihrer
                                 verschiedenen Feinheit leicht ausscheiden kann, und, im Vergleiche gegen das
                                 gewoͤhnliche Scheren mit der Hand, einen reinen Vortheil von 50 pro Cent.
                                 gewaͤhren; sie muß ferner das Fell vollkommen ausgespannt halten, was um
                                 so noͤthiger zur leichteren Abnahme der Haare ist, als die Queksilber
                                 Aufloͤsung die Felle nicht selten kraͤuselt.
                              Die Preiswerber werden vor dem 1. Mai 1822. eine Beschreibung ihrer Maschinen
                                 nebst einer nach einem Maßstab verfertigten Zeichnung derselben, einem Modelle,
                                 und obrigkeitlicher Urkunde, daß sie sich derselben im Großen und
                                 gewoͤhnlich bedienen, einsenden.
                              
                           
                              XVI. Preis von 6000 Franken auf Erzeugung eines zur Fabrikation der Naͤhenadeln geeigneten Drahtes.
                              Es gibt in Frankreich eine große Menge von Drahtziehereyen, bis jezt aber noch
                                 keine einzige Fabrik, in welcher ein fuͤr die
                                 Naͤhenadel-Manufakturen tauglicher Draht erzeugt wuͤrde, und doch ist
                                 es fuͤr das Emporkommen dieser unentbehrlichen Manufakturen so wichtig,
                                 sich niemahls ihres ersten Stoffes beraubt zu sehen, ohne welchen sie bei allen
                                 ihren Unternehmungen gelaͤhmt sind.
                              Man sollte hoffen, daß der starke Verbrauch von Stahldraht, der
                                 gegenwaͤrtig in Frankreich statt hat, die Besizer von
                                 Eisendrahtziehereyen bald bestimmen sollte mit ihrer Eisendraht-Erzeugung
                                 auch jene des Stahldrahtes zu verbinden, und sich in den Stand zu sezen, den
                                 Handel und vorzuͤglich die Nadel-Manufakturen mit diesem ersten
                                 Stoffe zu beleben. Da aber diese neue Fabrikation besondere Sorgfalt erfordert,
                                 so glaubte die Gesellschaft, daß es nuͤzlich seyn wuͤrde, die
                                 Aufmerksamkeit der Kuͤnstler und Fabrikanten auf diesen wichtigen
                                 Gegenstand zu lenken, und das Emporkommen dieses neuen Zweiges der Industrie in
                                 Frankreich zu beschleunigen.
                              Der Stahldraht muß, uͤberhaupt, an seiner Oberflaͤche gleich, und
                                 in jeder verschiedenen Nummer von Feinheit, von einem Ende bis zum anderen von
                                 gleicher Dike seyn. Das Korn des, zu Naͤhenadeln bestimmten, Stahles muß
                                 fein, gleichartig, und faͤhig seyn jede Form anzunehmen, ohne zu brechen;
                                 er muß die Operation des Auffrischens (du recuit)
                                 vertragen koͤnnen, ohne seine Eigenschaft als Stahl zu verlieren, und bei
                                 dem Haͤrten die gehoͤrige Haͤrte annehmen.
                              Die Gesellschaft sezt einen Preis von 6000 Franken, welchen sie demjenigen
                                 zuerkennen wird, dem es gelingt Stahldraht in allen Graden von Feinheit und in
                                 den zur Verfertigung von Nadeln noͤthigen Eigenschaften zu erzeugen; der
                                 aber zugleich beweisen wird, daß er denselben um den naͤmlichen Preis,
                                 wie das Ausland, liefern kann. Der Preis wird am 1. Juli 1822. vertheiltDa dieser
                                       schoͤne Preis schon fruͤher ausgeschrieben und bis auf das
                                       gegenwaͤrtige Jahr verlaͤngert werden mußte; auch die
                                       Gesellschaft die Bedingung, daß der Preiswerber fuͤr 10,000
                                       Franken Draht erzeugt haben muͤße, zuruͤkgenommen hat,
                                       welches offenbar von Mangel an Stahldrahtziehern in Frankreich zeugt, so
                                       duͤrfte es vielleicht einem deutschen Kuͤnstler gelingen,
                                       diesen Preis zu gewinnen. Werden Entschluß fassen kann, sich in
                                       Frankreich niederzulassen, duͤrfte bei einer neugegrundeten
                                       Fabrike wahrscheinlich eben so viele Franken gewinnen, als er bei dem
                                       Druke, den deutsche Fabrikanten jezt von den Englaͤndern erleiden
                                       muͤssen, ohne von ihren Regierungen dagegen geschuͤzt zu
                                       werden, kaum mehr Kreuzerverdienen kann. A. d. Ueb..
                              
                           
                        
                           Chemische Kuͤnste.
                           
                              XVII. Preis von 1500 Franken auf Verbesserung der in der Kupferstecherkunst angewendeten Materialien.
                              Die Kupferstecher klagen, daß sie nur selten Kupfertafeln finden, welche alle
                                 Eigenschaften besizen, die sie verlangen. Sie finden uͤberhaupt das
                                 Metall zu weich und ungleich in seiner Dichtigkeit.
                              
                              Nach diesen Bemerkungen sollte man glauben, daß das reinste Kupfer fuͤr
                                 die Kunst nicht taugt, und daß das Haͤmmern, welches man in der Absicht
                                 anwendet, um dasselbe zu haͤrten, nicht das Mittel ist, wodurch dasselbe
                                 gleichfoͤrmig gehaͤrtet werden kann.
                              Das zur Kupfertafel bestimmte Metall muß eine gewisse Dichte besizen, theils um
                                 dem Griffel die feineren Arbeiten zu erleichtern, theils um das fruͤhere
                                 Abnuͤzen waͤhrend des Abdrukes zu verhuͤthen. Diese Dichte
                                 oder Haͤrte muß vollkommen gleich seyn, und es laͤßt sich leicht
                                 begreifen, wie die Hammerschlaͤge des Planierers nimmermehr auf allen
                                 Punkten der Oberflaͤche der Kupfertafel, und wenn er noch so gut
                                 arbeitete, gleich schwer auffallen koͤnnen. Man wuͤrde eine mehr
                                 homogene Masse haben, wenn das Metall bei dem Gusse schon Haͤrte genug
                                 bekaͤme, um des Haͤmmerns enthoben zu seynDas
                                       Haͤmmern koͤnnte wohl auch durch Walzen erspart werden. A.
                                       d. Ueb..
                              Auch die Firnisse, mit welchen man beim Aezen der Kupferplatte mit Scheidewasser
                                 dieselbe uͤberzieht, lassen noch vieles zu wuͤnschen
                                 uͤbrig, zumal die zarteren. Die Weise, nach welcher man sie
                                 auftraͤgt, ist hoͤchst fehlerhaft. Die Pinsel, deren man sich
                                 bedient, lassen oft feine Haare fallen, die der Nettigkeit der Zuͤge
                                 schaden koͤnnen. Nicht selten wird sogar, waͤhrend man die Platte
                                 hizt, um den Firniß zu troknen, und denselben unter der Spize des Griffels
                                 nachgiebiger zu machen, der Firniß an einigen Stellen verbrannt; er bleibt dann
                                 nicht mehr gehoͤrig am Kupfer haͤngen, um dasselbe gegen die
                                 Einwirkung der Saͤuren zu schuͤzen, die sich unter demselben
                                 hineinschleichen, und die Arbeit vieler Monathe mit einem male
                                 zerstoͤren.
                              Es waͤre daher besser, einen fluͤssigen Firniß zu haben, den man
                                 mit der Buͤrste in einer gleich duͤnnen Schichte auftragen
                                 koͤnnte, und der zugleich fest genug an dem Kupfer anhinge, um niemals
                                 die Saͤuren durchdringen zu lassen, und doch, wie unsere
                                 gewoͤhnlichen zarten Firnisse, dem leichtesten Druke der Spize des
                                 Griffels nachgaͤbe.
                              Es ist ferner fuͤr die Fortschritte der Kunst eben so wichtig, die
                                 Wirkungen der Saͤuren, die man anwendet, sowohl im reinen, als im
                                 gemengten und mehr oder minder concentrirten Zustande genau zu kennen.
                              Die Gesellschaft verlangt daher:
                              1. Ein Verfahren anzugeben, mittelst welchem die Kupferplatten die fuͤr
                                 die Kupferstecherkunst noͤthige Dichte oder Haͤrte so zu sagen von
                                 Natur aus, und nicht durch den Hammer der Planirer erhalten.
                              2. Die Firnisse und die Art dieselben aufzutragen, so zu vervollkommnen, daß sie sich
                                 nie schuppen, und daß man nie jenen Unfaͤllen ausgesezt ist, welche bei
                                 dem Aezen der Platten so oft statt haben.
                              3. Die verschiedenen Wirkungen verschiedener Sauren auf die Kupferplatten zu
                                 zeigen, je nachdem die Sauren rein oder gemischt, oder in verschiedener
                                 Staͤrke concentrirt sind.
                              Wer diese drei Aufgaben loͤset, erhaͤlt am 1. Juli 1822. 1500
                                 Franken, und wer nur eine oder zwei der aufgegebenen Fragen beantwortet,
                                 empfaͤngt eine angemessene Belohnung.
                              
                           
                              XVIII. Preis von 6000 Franken auf die Entdekung eines Verfahrens, Wolle mit Faͤrberroͤthe, ohne Cochenille, aͤcht scharlachroth
                                 zu faͤrben.
                              Das Scharlachroth ist eine der praͤchtigsten, zugleich aber auch in
                                 gewisser Hinsicht der am mindesten haltbaren, Farben.
                              Das Roth, welches die Faͤrberroͤthe auf der Baumwolle hervorbringt,
                                 ist beinahe eben so lebhaft, und in Hinsicht auf Haltbarkeit dem Scharlachroth
                                 auf Wolle vorzuziehen.
                              Nach dem gewoͤhnlichen Verfahren nimmt die Wolle in der Bruͤhe der
                                 Faͤrberroͤthe nur eine rothbraune, mehr oder minder matte, Farbe
                                 an, die nicht so, wie auf der Baumwolle sich auffrischen laͤßt, weil sie
                                 durch die Einwirkung des Kali, und durch langes Sieden bei einer hohen
                                 Temperatur zersezt werden wuͤrde. Ist aber auch das Alkali hierzu
                                 wirklich unentbehrlich? Man darf wohl glauben, daß es noch andere Mittel gibt,
                                 diese Farbe auf der Wolle aufzufrischen.
                              Man mag nun wie immer verfahren wollen, und die Wolle entweder nach dem
                                 Faͤrben auffrischen, oder vor demselben den gelbbraunen Extraktivstoff,
                                 welcher in der Faͤrberroͤthe mit dem purpurnen Satzmehle verbunden
                                 ist ausscheiden, so bleibt es ausgemacht, daß man die Wolle mit der
                                 Faͤrberroͤthe heller roth faͤrben kann, als es bisher nicht
                                 der Fall gewesen ist. Es scheint, daß die Einfuhr der Cochenille in Europa die
                                 Vervollkommnung der Faͤrbekunst hinderte. Die Erfahrungen Dambourney's und vieler anderer, vorzuͤglich
                                 aber die von Hrn. Roard im Jahr 1808 als er noch
                                 Direktor der Faͤrbereyen in der Gobelins-Manufaktur gewesen ist,
                                 beweisen, daß die Aufloͤsung dieser Aufgabe moͤglich ist.
                              Nachdem die Gesellschaft von den Resultaten Kenntniß erhielt, welche sich dem
                                 Hrn. Roard in Hinsicht der Anwendung der
                                 Faͤrberroͤthe auf Wolle nach den damals bekannt gemachten Methoden
                                 darbothen, und die zeither im Großen bey der Uniformirung der Truppen angewendet
                                 wurden, entschloß sich die Gesellschaft im Jahr 1809. einen Preis aufzustellen,
                                 welchen sie gegenwaͤrtig ausschreibt. Im J. 1812. zeigten die Hrn.
                                 Gebruͤder Gonin, sehr geschikte
                                 Faͤrber, wovon der eine zu Lyon, der andere zu Paris ansaͤssig
                                 ist, Muster von gesponnener Wolle und von Tuch, welche sie nach ihrer Methode mit
                                 Faͤrberroͤthe, ohne alle Cochenille, in einer schoͤnen
                                 Nuͤance von Scharlachroth faͤrbten. Die Gesellschaft fand sie so
                                 sehr uͤber alles, was ihr bisher in dieser Hinsicht vorgelegt wurde,
                                 erhaben, daß sie als Beweis ihres Beifalles den beiden Kuͤnstlern eine
                                 goldene Medaille von 500 Franken im Werthe zustellte. Ungluͤklicher Weise
                                 zeigte es sich aber, daß die Farbe dieser Muster nicht die verlangte Haltbarkeit
                                 hatte.
                              Es laͤßt sich indessen erwarten, daß, wenn man die Versuche wiederholen
                                 und das Verfahren abaͤndern wird, man auch dieser wesentlichen Bedingung
                                 wird Genuͤge leisten koͤnnen.
                              In dieser Hoffnung biethet die Gesellschaft, welche die Anwendung eines
                                 inlaͤndischen allgemein verbreiteten Farbestoffes, der
                                 Faͤrberroͤthe, zu verbreiten, und die Fortschritte der
                                 Faͤrbekunst dadurch zu foͤrdern wuͤnscht, daß eine der
                                 schoͤnsten Farben zugleich auch haltbar gemacht werde, demjenigen einen
                                 Preis von 6000 Franken, welcher ein Verfahren finden wird, wodurch die Wolle
                                 mittelst der Faͤrberroͤthe wenn nicht eben so schoͤn, wie
                                 mit Cochenille, doch wenigstens eben so Hellroth, als das schoͤnste Roth
                                 auf Baumwolle gefaͤrbt werden kann. Haltbarkeit der Farbe ist eine
                                 wesentliche Bedingung; sie muß, wie das Adrianopelroth, der Einwirkung der Luft,
                                 des Wassers, und des Lichtes widerstehen.
                              Die Gesellschaft verlangt nicht das Verfahren der Preiswerber zu wissen; sie
                                 wuͤnscht aber dasselbe vor den von ihr ernannten Kommissaͤren
                                 wiederholt zu sehen, damit diese sich uͤberzeugen koͤnnen, daß das
                                 Roth mit Faͤrberroͤthe allein, und ohne Cochenille gefaͤrbt
                                 wurde.
                              Der Preis wird am 1. Juli 1822. vertheilt.
                              
                           
                              XIX. Preis von 3000 und von 1500 Franken fuͤr Erzeugung auf russische Art bereiteten Werk-Leders (Juften).
                              Keines der bisher in Frankreich uͤblichen Verfahren bei der Lederbereitung
                                 gibt dem Leder die Eigenschaft des russischen Leders,
                                 welches, vorzuͤglich weil es ganz troken und vor Wuͤrmern
                                 vollkommen geschuͤzt ist, in so vielen Kuͤnsten mit Vortheil
                                 angewendet wirdMan
                                       erhaͤlt im Handel zweierley Arten von Leder aus Rußland; die eine
                                       Art ist dunkel schmuzig roth, quadrillirt, troken, laͤßt das
                                       Wasser durch, ist ziemlich duͤnn, und hat einen aromatischen, dem
                                       Sandelholze etwas aͤhnlichen, Geruch; die andere ist dicht, und
                                       fetter, hat eine gelbrothe in's Braune ziehende Farbe, und einen
                                       oͤligen, empyreumatischen Geruch mit einem eigenen Arome. Die
                                       erste Art wird von Buchbindern zu Schreibtaschen und Etuis, die zweite
                                       von Sattlern und Stiefelmachern verarbeitet. A. d. O..
                              Pallas, Lepechin, Gmelin und andere Reisende haben
                                 uͤber die Art der Lederbereitung in Rußland gesprochen; allein, sey es
                                 nun, daß sie entweder diesen Gegenstand nicht genau untersuchten, oder daß sie
                                 sich verpflichtet glaubten, nicht alles zu sagenDer
                                       Uebersezer weiß aus muͤndlichen und schriftlichen Berichten von
                                       Gelehrten, die in russischen Diensten sind, daß sie ihre Reiseberichte
                                       vor der Bekanntmachung derselben der Regierung zur Censur vorlegen
                                       muͤssen, welche darin streicht, was sie nicht in das Publikum
                                       kommen zu lassen fuͤr gut findet. Der Uebersezer konnte noch
                                       einen anderen Staat nennen, wo Landkarten dem Kriegsdepartemente vor dem
                                       Stiche vorgelegt werden muͤssen, und wo dieses Departement Fehler
                                       in die Karten hinein corrigirt. Hinc illae
                                          lacrymae, geographicae et technicae. Die Guͤte des
                                       russischen Leders liegt uͤbrigens nicht bloß in der Bereitungsart
                                       desselben, sondern auch in der Guͤte der Haͤute. Die
                                       Thiere leben dort, wie in Amerika in den Savanen, so in den Steppen der
                                       Natur gemaͤß, und koͤnnen sich vollkommen entwikeln. Bei
                                       Stallfuͤtterung ist keine amerikanische und keine russische Haut
                                       zu erwarten. A. d. Ueb., die Beschreibung, die sie
                                 hieruͤber mitgetheilt haben, ist sehr dunkel. Man kann aus ihren Werken
                                 nur so viel schließen, daß Molken, Lohe aus Weidenrinde und aus den
                                 Blaͤttern von Statice Limonium, Oel der
                                 Birkenrinde und Rauch der Birkenreiser stets dabei angewendet werden; daß man
                                 endlich an einigen Orten nur die brenzelige Holzsaͤure der Birke
                                 alleinDas
                                       Birkenoͤl wird in Rußland, wie der Theer in jenen Laͤndern
                                       gewonnen, wo man mit Erzeugung desselben noch nicht gehoͤrig
                                       umzugehen weiß, d.h., man grabt ein 10–12 Fuß tiefes Loch in die
                                       Erde in Gestalt eines umgekehrten Kegels, fuͤllt dasselbe mit
                                       gruͤner Birkenrinde, zuͤndet diese an, und dekt sie mit
                                       Rasen und Reisig, um das Feuer zu erstiken, und nur eine kleine Flamme
                                       brennen zu lassen. Das Oel und der Saft, welcher nicht
                                       verduͤnstet oder verbrennt, faͤllt in ein irdenes im
                                       Grunde der Grube befindliches Gefaͤß, und ist wahre brenzelige
                                       Holzsaͤure. Das oben aufschwimmende Oel oder fluͤssige
                                       Harz, wird hierauf abgenommen. Die Oefen, mittelst welcher man
                                       gegenwaͤrtig die Holzsaͤure gewinnt, geben diese Produkte
                                       in groͤßerer Menge. A. d. O. gebraucht, welche
                                 wirklich jene drei Substanzen enthaͤlt, die man in allen Laͤndern
                                 nach und nach und einzeln zur Bereitung des Werkleders anwendet,
                                 naͤmlich: Saͤure, Gaͤrbestoff, und OelMan
                                       findet im Bulletin der Gesellschaft. Nr. 111. 12te Jahrgang, September
                                       1813. S. 211. die Beschreibung eines Verfahrens, welches von dem
                                       vorhergehenden abweicht, dem Leder aber nicht die Eigenschaft des
                                       russischen brenzeligen Leders gibt. Sie verdient gekannt zu seyn, da sie
                                       vielleicht als Vorbereitung dienen kann. Die Kalmuken, sagt man in
                                       dieser Beschreibung, tauchen die Haͤute in Wasser, und bereiten
                                       und reinigen sie auf dem Gaͤrberstoke, breiten sie hierauf aus,
                                       und begießen sie durch 3 Tage vier mal mit saurer Milch, die etwas
                                       gesalzen ist. Sie troknen sie hierauf, gerben sie, und sezen dieselben
                                       dem Rauche von Holze und trokenem Miste, und auch von
                                       Kaͤlbermiste aus, den sie in einer Grube brennen. Dann
                                       bestaͤuben sie sie mit Kreide und krazen sie mit einem
                                       hoͤlzernen Messer ab. A. d. O..
                              Nach diesen Daten sollte man glauben, daß es moͤglich waͤre, ein
                                 neues Verfahren zu finden, die Haͤute zu Werkleder zuzubereiten. Die
                                 Hauptoperation bei diesem Verfahren wuͤrde, nachdem die erste Arbeit im
                                 Flusse bereits geschehen ist, ein mehr oder minder anhaltendes Eintauchen der
                                 Haͤute in
                                 Holzsaͤure seyn, welche man aus einer zusammenziehenden Baumrinde gezogen
                                 hat. Schon vor 40 Jahren hat man in einer Gaͤrberey zu St.
                                 Germain-en-Laye verschiedene Versuche hieruͤber angestellt,
                                 welche gewisse Verhaͤltnisse zu fruͤhe unterbrachen, und bei denen
                                 man die brenzelige Holzsaͤure des Sebenbaumes (Juniperus Sabina) anwendete. Da heute zu Tage die Einfuhr des
                                 russischen Leders verbothen ist, und die Kuͤnste Ersaz dafuͤr
                                 fordern, so glaubt die Gesellschaft die Aufmerksamkeit des Publikums auf diesen
                                 Zweig der Industrie lenken zu muͤssen, und stellt daher einen Preis zu
                                 3000, den anderen zu 1500 Franken (welche beide am 1. Juli 1822. ertheilt werden
                                 sollen) fuͤr diejenigen, welche ihr die besten Ochsen-,
                                 Kalb-, Schaf- und Pferdeleder (wenigstens eine Haut von jeder
                                 Sorte) mit brenzeliger Holzsaͤure, entweder so wie sie aus dem Holze
                                 kommt, oder nach Abscheidung ihrer Bestandtheile gegerbt, vorlegen werden.
                              Die Preiswerber werden vergleichende Versuche uͤber die brenzelige
                                 Holzsaͤure der Birken-, Erlen-, Weiden- und
                                 Eichenrinde anstellen, sind aber indessen nur gehalten, mit einer derselben, und
                                 zwar nach ihrem Belieben, jedoch, wenn es moͤglich waͤre,
                                 vorzugsweise mit jener aus Birken, im Großen zu arbeiten. Sie muͤssen
                                 uͤberdieß ihren Mustern von Leder eine Abhandlung beilegen, welche eine
                                 genaue Beschreibung des von ihnen befolgten Verfahrens enthaͤlt, damit
                                 dasselbe von den Commissaͤren der Gesellschaft wiederholt werden
                                 kann.
                              
                           
                              XX. Preis von 1500 Franken auf Bereitung des Flachses und Hanfes ohne Roͤstung.
                              Die Gesellschaft wuͤnscht die Methode das Roͤsten des Flachses und
                                 Hanfes durch einfache, leicht ausfuͤhrbare, und der Gesundheit auf keine
                                 Weise schaͤdliche Operationen zu ersparen, zu verbreiten, und sezt daher
                                 einen Preis von 1500 Franken fuͤr denjenigen, welcher vor dem 1. Mai
                                 1822. nach dieser Methode 500 Kilogramme Flachs oder Hanf ohne Roͤstung
                                 bereitet haben wird.
                              Die Gesellschaft macht es hierbei zur wesentlichen Bedingung, daß die
                                 verschiedenen Fabrikate aus dem auf diese Weise bereiteten Hanfe und Flachse
                                 wenn nicht besser, doch wenigstens eben so gut als jene, welche man wie
                                 gewoͤhnlich, aus geroͤstetem Hanfe oder Flachse bereitet, seyn
                                 sollen; daß der Abfall nicht bedeutender, und der Preis des Hanfes oder Flachses
                                 dadurch nicht merklich erhoͤhet werde.
                              Die Preiswerber werden mit Genauigkeit den Zustand bezeichnen, in welchem die
                                 Pflanze ausgerissen wurde, und das von ihnen befolgte Verfahren genau
                                 beschreiben, auch obrigkeitliche Zeugnisse beilegen, welche bezeugen, daß der
                                 auf diese Art
                                 bereitete Flachs und Hanf sich gehoͤrig verspinnen und sowohl zu
                                 Weber- als Seilerarbeit mit Vortheile anwenden und in den Handel bringen
                                 laͤßt. Der Preis wird am 1. Juli 1822. vertheilt.
                              
                           
                              XXI. Preis von 3000 Franken auf Entdekung eines Metalles oder einer Composition, welche nicht so leicht wie Stahl und Eisen
                                 sich oxidirt, und zu Werkzeugen, durch welche weiche Nahrungsmittel zerschnitten werden sollen, anwendbar ist.
                              Um die Verfertigung und Erhaltung der gewoͤhnlichen, in großen wie in
                                 kleineren, Haushaltungen gebrauchten, Werkzeuge zu erleichtern, stellt die
                                 Gesellschaft einen Preis von 3000 Franken auf die Entdekung eines Metalles oder
                                 einer wohlfeilen Composition, welche der Gesundheit nicht schaͤdlich ist,
                                 weder im Wasser noch durch den Saft der Fruͤchte und der Gemuͤse
                                 sich oxidirt, oder wenigstens ohne Vergleich weniger angegriffen wird, als Stahl
                                 und Eisen, ohne uͤbrigens die damit behandelten Stoffe zu faͤrben,
                                 oder denselben einen eigenen Geschmak zu ertheilen.
                              Dieses Metall oder diese Composition wuͤrde hart genug seyn, wenn sie zur
                                 Verfertigung von Haken, Reibeisen und anderen Instrumenten zum schneiden, reiben
                                 und zerkleinen der Aepfel, Birnen, Moͤhren, Kartoffeln und anderer
                                 weichen vegetabilischen Produkte tauglich waͤre.
                              Die Gesellschaft wuͤnscht, daß die Preiswerber die Natur dieses Metalles
                                 oder dieser Composition bekannt machen, Muster von jedem, und ein Modell irgend
                                 einer bekannten gebrauchlichen Maschine beilegen, durch welches man sich von der
                                 Guͤte desselben uͤberzeugen kann: die Nebenstuͤke
                                 koͤnnen aus Gußeisen oder aus hartem Holze oder aus was immer fuͤr
                                 einer Materie, welche weniger als Stahl und Eisen angegriffen wird, verfertigt,
                                 muͤssen aber von gehoͤriger Groͤße und nicht polirt
                                 seyn.
                              Die Abhandlungen, Muster und das Modell muͤssen spaͤtestens vor dem
                                 1. Maͤrz 1822. eingesandt werden, damit man noch Fruͤchte findet
                                 an welchen man die Versuche anstellen und wiederholen kann: der Preis wird am 1.
                                 Juli vertheilt.
                              Um den Mitarbeitern ihre Untersuchungen zu erleichtern, theilt man hier einen
                                 Auszug einer, bei Gelegenheit dieses Preises verfertigten Abhandlung des Hrn.
                                 Gillet de Laumont mit.
                              Die Anwendung des Eisens sowohl im haͤmmerbaren Zustande, wie als Stahl,
                                 veranlaßt an den Maschinen, welche nicht ohne Unterlaß gebraucht werden, einen
                                 Rost, welcher sie haͤufig unbrauchbar macht, und dieß oft schon in sehr
                                 kurzer Zeit, je nachdem das Eisen verschieden oder nahe an den
                                 Ausduͤnstungen des Meeres ist. Diese Wirkung zeigt sich vorzuͤglich an
                                 Maschinen, welche zum Zerkleinen der Fruͤchte und der nahrhaften Wurzeln
                                 gebraucht werden. Diese Maschinen, wodurch die Arbeit beschleunigt wird,
                                 vervielfaͤltigen sich taͤglich auf dem Lande, und es steht sehr zu
                                 besorgen, daß der Rost, der die guten Eigenschaften ihrer Produkte verdirbt, und
                                 die Maschinen zugleich zerstoͤrt, ein uͤbles Licht auf dieselben
                                 wirft, welches den Fortschritten des Akerbaues und der Kuͤnste
                                 nachtheilig seyn koͤnnte.
                              Die Gesellschaft ladet die Gelehrten und die Kuͤnstler ein, diese neue
                                 Schwierigkeit zu beseitigen entweder durch bekannte oder bisher noch unbekannte
                                 Mittel gegen den Rost, oder durch Anwendung anderer metallischen Substanzen.
                              Man wird sich vielleicht wundern, unter diesen Metallen die Platina aufgefuͤhrt zu sehen. Leider ist dieses, in dieser
                                 Hinsicht sowohl wegen seiner Festigkeit als wegen seiner
                                 Unveraͤnderlichkeit unschaͤzbare, Metall noch zu theuer; es steht
                                 jedoch zu erwarten, daß es mit der Zeit allgemeiner werden, und daß es
                                 vielleicht nicht unmoͤglich seyn wird, dasselbe in der Oekonomie
                                 wenigstens an denjenigen Theilen, welche der Reibung ausgesezt sind, zu
                                 gebrauchen. Sollte man nicht uͤberdieß, statt dasselbe langen und
                                 kostbaren Operationen zu unterziehen um es haͤmmerbar zu machen, es dahin
                                 bringen koͤnnen, dasselbe minder rein, weniger dehnbar, in seinem rohen
                                 Zustande, so wie es im Handel vorkommt, anzuwenden, und andere Metalle, die es
                                 vor Rost schuͤzen wuͤrde, damit zu beschiken? Es ist ausgemacht,
                                 daß Zinn die Schmelzbarkeit der Platina sehr vermehrt, und Verbindungen mit
                                 derselben gibt, die zwar nicht haͤmmerbar, aber haͤrter als Eisen,
                                 die gesund und nicht oxidirbar sind. Eben dieß gilt auch vom Eisen in Verbindung
                                 mit Zinn und Platina, und man hat Grund zu hoffen, daß diese Compositionen, die
                                 bereits 5–6 mal wohlfeiler sind, als haͤmmerbare Platina, mit
                                 vielem Nuzen werden angewendet werden koͤnnen. Ueberdieß kennt man schon
                                 seit langer Zeit die sehr harte Composition aus Kupfer, Zinn und Platina, welche
                                 Hr. Rochon zu Teleskop-Spiegeln
                                 verwendete.
                              Sollten nicht auch die uͤbrigen Metalle, chemisch zu zwei, zu drei, zu
                                 vier u.s.f. verbunden, und zwar in verschiedenen Verhaͤltnissen,
                                 gluͤkliche Resultate liefern, welche man bisher vielleicht nur deßwegen
                                 nicht erhielt, weil man sie nicht gesuchthat? Wir wollen nur einige dieser
                                 Verbindungen betrachten.
                              Man kennt die Composition, die aus Zinn, und wahrscheinlich aus Eisen ohne Zusaz
                                 von Kupfer besteht, und die eine harte, haͤmmerbare, unschaͤdliche
                                 Verzinnung gibt, welche kaum angegriffen wird, und von der man zu wenig Gebrauch
                                 macht, die jedoch in Massen, in Platten und als Gußmetall vielleicht angewendet
                                 werden koͤnnte.
                              
                              Hr. Dussausoy, welcher uns lehrte, daß eine Mischung
                                 von Kupfer, Zinn und Eisen eine aͤußerst zaͤhe und zugleich sehr
                                 harte, in so fern man sich verzinnten Eisens dazu bedient, sehr leicht zu
                                 verfertigende, und zu Kanonen ganz vortrefliche CompositionVergl.
                                       Annales de Chimie et de Phiysique Juni
                                       und Juli 1817. wo man das Resultat der Versuche uͤber
                                       Metall-Compositionen des Hrn. Dussausoy, Bataillons-Chef des k.
                                       Artillerie-Corps findet. A. d. O. gibt, zeigt noch
                                 mehrere Compositionen an, die nach dem verschiedenen Verhaͤltnisse der
                                 Metalle und der Dike der gegossenen Stuͤke bald an Zaͤhigkeit, bald an Haͤrte,
                                 gewinnen oder verlieren; Eigenschaften, welche sich oͤfters noch durch
                                 Haͤrtung und durch Haͤmmern vermehren lassen; alle diese
                                 Compositionen wurden von den Neueren nicht gebraucht, und koͤnnten doch
                                 von großem Nuzen in den Kuͤnsten werden. Wir begnuͤgen uns hier
                                 bloß der Composition der Alten zu erwaͤhnen,
                                 die aus vierzehn Theilen Zinn und hundert Theilen Kupfer besteht, und die, kalt
                                 gehaͤmmert und geschliffen, eine haͤrtere Schneide als Eisen gibt,
                                 und selbst gewissen Stahlarten vorzuziehen ist.
                              Wenn man ferner Stahl und Eisen fuͤr sich einzeln betrachtet, so findet man, daß der
                                 Stahl in der Regel weniger oxidirbar ist, und daß, ein Stahl gegen den anderen
                                 gehalten, dieser weniger oxidirbar ist, als jener, welchen man dann
                                 waͤhlen muß; daß ferner die Theile, welche nicht gerieben werden, dadurch
                                 gegen den Rost geschuͤzt werden koͤnnen, daß man sie
                                 raͤuchert, oder mit hartem Firnisse oder fester Verzinnung
                                 uͤberziehtVergl.
                                       Bulletin Nr. 91. Jaͤnner 1812. S. 34. uͤber eine neue
                                       Verzinnung, und Nr. 103. Jaͤnner 1813. S. 12. uͤber
                                       verschiedene Verfahrungsarten, das Eisen vor Rost zu schuͤren,
                                       mit Beseitigung der, der Gesundheit nachtheiligen Mittel. A. d.
                                       O., oder daß man sie vorlaͤufig an ihrer
                                 Oberflaͤche mit Saͤuren uͤberzieht, wie dieß bei den
                                 Feuergewehren oͤfters geschieht; oder daß man sie, was noch besser ist,
                                 auf eine gewisse Zeit in Wasser legt, wo sie sodann mit einer Art von Firniß
                                 uͤberzogen werden, der von der Feuchtigkeit weniger angegriffen wird, und
                                 jenem Ueberzuge aͤhnlich ist, den eine Flinte bekommt, wenn sie lang von
                                 einem Jaͤger getragen wird.
                              Es gibt noch einen anderen Zustand des Eisens, in welchem dasselbe weniger
                                 oxidirbar ist, naͤmlich als Gußeisen, vorzuͤglich als
                                 Weißgußeisen. Da es so leicht gegossen werden kann, und so hart ist, so
                                 koͤnnte es mit Vortheil auf alle reibende Theile angebracht werden, wenn
                                 man daraus Flaͤchen mit dichten Haken, mit kunstmaͤßig gereihten
                                 rauhen Erhabenheiten bildete, wodurch man vortreffliche Reibeisen zum Zerkleinen
                                 der Fruͤchte und Wurzeln, welche zur Speise dienen, erhielte. Man
                                 koͤnnte desselben Gußeisens auch fuͤr alle nicht reibende Theile
                                 sich bedienen, wenn man sie mit Genauigkeit gießt, um nicht die Feile bei
                                 denselben brauchen zu duͤrfen, und auf diese Weise ihre Gußflaͤche
                                 zu erhalten, die viel haͤrter und weniger oxidirbar ist, als ihre innere
                                 Flaͤche. Wenn diese Maschinen nicht im Gange sind, muͤssen sie an
                                 einem trokenen Orte stehen und mit einer Art von Seife aus Oel und
                                 ungeloͤschtem Kalke eingeschmiert und mit Kalk uͤberstreut werden,
                                 der die Feuchtigkeit und die Saͤure an sich zieht.
                              Man hat Grund zu hoffen, daß, wenn diese Mittel, und jene, welche Gelehrte und
                                 Kuͤnstler kennen, gluͤklich verbunden werden, man Werkzeuge zum
                                 Gebrauche erhalten wird, welche wohlfeil und gegen die Einwirkung der
                                 Feuchtigkeit und des Saftes der Fruͤchte hinlaͤnglich gesichert
                                 sind.
                              
                           
                              XXII. Preis von 2000 Franken auf die Entdekung eines Materiales, welches sich wie Gyps gießen laͤßt, und der Luft so gut wie
                                 Stein zu widerstehen vermag.
                              Der Gyps ist fuͤr den Modellirer eines der kostbaren Materialien: er
                                 gewahrt ihm ein Mittel, schnell und wohlfeil die verlaͤssigsten Copien
                                 aller Schoͤpfungen der Bildhauerkunst zu erhalten, und diese Copien bis
                                 in das Unendliche zu vervielfaͤltigen. Ungluͤklicher Weise zersezt
                                 er sich aber zu schnell in freyer Luft um zu Verzierungen zu dienen, die
                                 derselben bloß gestellt sind, und alle Versuche, die man bisher gemacht hat, um
                                 dem Gypse mehr Haltbarkeit zu geben, fuͤhrten zu keinem
                                 genuͤgenden Resultate.
                              Auch der Thon kann Eindruͤke mit Treue aufnehmen, und gewaͤhrt noch
                                 den Vortheil, daß er im Feuer eine Haͤrte annimmt, die jener des Steines
                                 gleich kommt: allein, die Kostbarkeit des Brennmateriales erhoͤhet die
                                 Kosten der Arbeit im gebrannten Thone. Ueberdieß zieht der Thon im Feuer sich
                                 zusammen, und der Grad seines Zusammenziehens laͤßt sich nicht berechnen;
                                 dadurch entsteht Veraͤnderung der Form, und dieß desto mehr, je
                                 groͤßer die Gegenstaͤnde sind. Auch ist es uͤberhaupt
                                 schwer, Stuͤke von bedeutender Groͤße zu erhalten.
                              Es waͤre daher eine sehr nuͤzliche Entdekung fuͤr die
                                 schoͤnen Kuͤnste, wenn man ein Mittel faͤnde, den Gyps der
                                 Luft eben so widerstehen zu machen, wie unsere guten Kalksteine, oder wenn man
                                 eine Mischung traͤfe, welche mit dem Vortheile einer solchen Haltbarkeit
                                 jenen der Gußfaͤhigkeit des Gypses verbaͤnde. Und es scheint, daß
                                 diese beiden Bedingungen sich erfuͤllen lassen.
                              Der Moͤrtel der Alten ist so vortrefflich, daß er selbst Politur annimmt;
                                 man kann also an der Moͤglichkeit, eine Mischung zu erhalten, welche mit
                                 der Zeit so hart wie Stein wird, wohl nicht zweifeln. Die Bereitung dieses
                                 Moͤrtels ist
                                 kein Geheimniß, welches verloren ging, denn mehrere unserer neueren
                                 Gebaͤude sind eben so fest, als die der Alten.
                              Man sammelt in den Umgebungen von Boulogne am Ufer der See eine Art von
                                 Geroͤlle wie Gyps, welches, wenn es gehoͤrig gebrannt und
                                 gepulvert ist, mit Wasser gemengt auf der Stelle erhaͤrtet. Man bedient
                                 sich derselben auch zur Verfertigung großer Wasserbehaͤlter,
                                 Wasserleitungen, und hydraulischer Werke. Eben dieses Geroͤlle findet
                                 sich auch an den Kuͤsten von England, und zu London braucht man das
                                 Caͤment von Boulogne (ciment de Boulogne) mit
                                 dem besten Erfolge zur Bekleidung der Gebaͤude aus Baksteinen. Man
                                 bearbeitet es, wie den Gyps, und verfertigt daraus Verzierungen aller Art, die
                                 sich leicht formen lassen.
                              Da dieses Caͤment sehr braun ist, so muß man, wo es noch frisch ist,
                                 dasselbe mit Kalk uͤbertuͤnchen, und dieß gibt eine wahre
                                 Fresco-Mahlerey. Diese braune Farbe ruͤhrt von einem Eisenoxide
                                 her, welches nach der Analyse des Herrn Guyton im
                                 1ten Bande des Bulletin den neunten Theil des Geroͤlles von Boulogne (galets de Boulogne) betraͤgt: die
                                 schoͤnen Versuche des Hrn. Vicat uͤber
                                 kuͤnstlichen Kalk und hydraulischen Moͤrtel haben indessen
                                 erwiesen, daß Eisen zur Festigkeit des Moͤrtels nicht durchaus
                                 noͤthig ist, und daß es wenigstens in einer so geringen Menge in
                                 demselben vorhanden seyn kann, daß die Farbe von jener unserer Bausteine nicht
                                 verschieden ist.
                              Man kann also mit Grunde glauben, daß es moͤglich ist, auch einen weißen
                                 Moͤrtel zu bereiten, der alle Eigenschaften des hydraulischen Boulogner
                                 Moͤrtels verdient; man verlangt ja uͤberdieß nicht von ihm, daß er
                                 so schnell, wie Gyps, erhaͤrte, wenn er nur die Eindruͤke mit
                                 Sicherheit aufnimmt, und mit der Zeit die verlangte Haͤrte
                                 erhaͤlt, mag er auch dieselbe erst unter Wasser erhalten, wie der
                                 Moͤrtel bei Wasserbauten.
                              Die Aufgabe ist also, entweder den Gyps durch irgend einen Zusaz so zu
                                 erhaͤrten, daß er der freyen Luft widerstehen kann, oder aus irgend einem
                                 Gemenge ein Stucco oder Caͤment von lichter Farbe zu bilden, welches sich
                                 eben so leicht, wie Gyps, gießen laͤßt, und feinkoͤrnig genug ist,
                                 auch die zartesten Eindruͤke aufzunehmen; das ferner mit der Zeit so
                                 hart, wie die Kalksteine, wird, welche man in der Bildhauerey anwendet.
                              Die Muster des gehaͤrteten Gypses oder des Caͤmentes werden vor dem
                                 1. Mai 1822. eingesandt, und der Preis wird am 1. Juli d. J. vertheilt. Die
                                 Preiswerber beschreiben mit Genauigkeit das Verfahren, dessen sie sich
                                 bedienten, damit man dasselbe wiederholen kann.
                              
                           
                        
                           Akerbau.
                           
                              
                              XXV.Wir uͤbergehen die Aufgabe „XXIII. Preis von 1500
                                          Franken fuͤr denjenigen, der entweder am meisten
                                          Foͤhren (Pinus sylvestris) oder
                                          Corsikaner Foͤhren (P. laricio),
                                          und XXIV. den Preis von 1000 Franken fuͤr denjenigen, der am
                                          meisten Rothfoͤhren (P. rubra
                                             Mill.) auf unfruchtbaren Gruͤnden gesaet haben
                                          wird,“ als ohne Nuzen fuͤr uns Deutsche, da P laricio leider bei uns nicht gedeiht; und
                                       wir der Foͤhren ohnedieß zu viel haben. A. d. Ueb. Preis von 600 Franken auf eine Muͤhle zur Reinigung des Heidekornes.
                              Diese Muͤhle muß wohlfeil und vollkommener als die bisher
                                 gebraͤuchlichen seyn.
                              Die Preiswerber werden vor dem 1. Mai 1822. ein Modell dieser Muͤhle oder
                                 eine nach dem Maßstabe verfertigte Zeichnung zugleich mit einer Abhandlung
                                 einsenden, welche das noͤthige Detail, die Kosten, und die Menge, welche
                                 waͤhrend einer gegebenen Zeit gemahlen werden kann, enthaͤlt. Der
                                 Preis wird am 1. Juli 1822. ertheilt. (Die Preise fuͤr 1823. im
                                 naͤchsten Heft.)