| Titel: | Beschreibung der von Hrn. Ritter v. Reichenbach in Augsburg neuerbauten Wassermaschine. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XXXIX., S. 258 | 
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                        XXXIX.
                        Beschreibung der von Hrn. Ritter v. Reichenbach in Augsburg neuerbauten Wassermaschine.
                        Mit illuminirten Abbildungen und einem Situations-Plan auf Tab. VI.
                        Beschreibung der von Hrn. Ritter v. Reichenbach in Augsburg neuerbauten Wassermaschine.
                        
                     
                        
                           Die von dem Hrn. Ritter von Reichenbach, in Augsburg neu
                              erbaute Wassermaschine ist von mehreren Seiten zur oͤffentlichen Sprache
                              gekommen; auch wurde schon vielfaͤltig der Wunsch geaͤußert, daß davon
                              eine getreue Abbildung und Beschreibung gegeben werden moͤchte, dem wir durch
                              die gegenwaͤrtige Mittheilung derselben vollkommen zu entsprechen
                              glauben.
                           Im Spaͤtjahr 1820 wurden die einzelne Theile dieser Maschine auf dem
                              staͤdtischen Bauhofe ausgestellt, woran man den reinen Guß des Eisen, und die
                              Nettigkeit der Metallarbeiten bewunderte. Bei dieser Gelegenheit wurden die
                              Hauptdimensionen der Bestandtheile dieser Maschine genau gesammelt, und daraus die
                              Zeichnung zusammengestellt.
                           Diese Maschine besteht aus einem gewoͤhnlichen Saug- und Drukwerk. Die
                              vier Cylinder oder Stiefel sind in eine Linie gestellt, und je zwei und zwei durch
                              einen Ventilkasten, worin sich zwei Saug- und zwei Drukventile befinden,
                              verbunden. Die Kolben sind mit ihren Stangen an zwei, 11 1/2 Centner schwere,
                              eiserne Drukhebel befestigt, und das Ganze wird durch eine einfache Kurbel, welche
                              unmittelbar mit dem eisernen Wasserrade in Verbindung steht, in Bewegung gesezt. Das
                              Radgerinne und saͤmmtliche Unterstuͤzungen des ganzen Werkes sind von Stein.
                              Das Wasser wird von der Maschine in einer gemeinschaftlichen Steigroͤhre auf
                              eine senkrechte Hoͤhe von 100 Fuß gefoͤrdert, wo es sich in ein
                              großes, 6 Fuß langes 6 Fuß breites und eben so hohes Reservoir ausgießt. Dieses
                              Reservoir ist mit der Leitung, welche das Wasser in die Stadt fuͤhrt, durch
                              eine 7 Zoll im Durchmesser haltende Abfallroͤhre verbunden. Diese Leitung
                              theilt sich gleich unten in zwei Aeste, woran sich zwei große, 5 Zoll im Durchmesser
                              haltende, Hahnen befinden, um das Wasser nach Beduͤrfniß reguliren zu
                              koͤnnen. Die Fallhoͤhe des Wassers vom Reservoir bis da, wo die
                              Leitung horizontal fortzugehen anfaͤngt, ist 66 Fuß. –
                           Diese kurze Einleitung wird genuͤgen, um sich bei Beschauung der Zeichnung
                              einen deutlichen Begriff von der Construktion der ganzen Maschine zu machen. Auch
                              wurde dieser Zeichnung ein kleiner Situationsplan beigefuͤgt, um den Lesern
                              zugleich eine richtige Ansicht von der Roͤhren-Verbindung zu
                              geben.
                           
                        
                           Beschreibung der Maschine.
                           Fig. 1. ist
                              der Grundriß,
                           Fig. 2. die
                              Ansicht,
                           Fig. 3. der
                              Querdurchschnitt der Maschine,
                           Fig. 4. der
                              Durchschnitt des Wasserrades sammt dem Radgerinne.
                           In diesen Figuren bedeuten dieselben Buchstaben die gleichen Gegenstaͤnde.
                           A, ist das eiserne Wasserrad; es hat 14 Fuß im
                              Durchmesser ist 6 Fuß 6 Zoll breit, und hat 24 Schaufeln, welche von Holz und mit
                              eisernen Schrauben an dem Rade befestigt sind.
                           B, sind die zwei Drukhebel von Gußeisen.
                           C, die vier messingenen Cylinder oder Drukstiefel, 11
                              Zoll im Durchmesser.
                           
                           D, die beiden Ventilkaͤsten.
                           E, die Saugroͤhren, 5 Zoll im Lichten weit, an
                              denen die kupferne Seiher F, befestigt sind.
                           G, die Roͤhren, welche die Cylinder mit den
                              Ventil-Kaͤsten verbinden; sie haben ebenfalls 5 Zoll im
                              Durchmesser.
                           H, die 5 Zoll weiten Roͤhren, welche das Wasser
                              von den Ventilkaͤsten dem gemeinschaftlichen Steigrohre zufuͤhren.
                           I, das gemeinschaftliche Steigrohr, von 7 Zoll inneren
                              Durchmesser.
                           K, ein großer Anwellblok von Gußeisen worin die Zapfen
                              des Wasserrades in messingenen Anwellen gehen.
                           L, kleinere Anwellbloͤke, ebenfalls von Gußeisen,
                              in welchen die großen Drukhebel gehen.
                           M, die geschmiedete eiserne Kurbe, sie hat 15 Zoll
                              Steigung. Der Zapfen, woran die zwei Zugarme befestigt sind, ist am vorderen Theil 3
                              Zoll, und am hintern 3 1/2 Zoll stark.
                           N, die Radfalle.
                           O, zwei Schrauben zur Regulirung der Radfalle.
                           P, große, maßive Steinbloͤke, auf denen die
                              Drukhebel ruhen.
                           Q, unten durch die Steinbloͤke gehende
                              Oeffnungen, um die Schraubenmuttern von den Schrauben, welche die Anwellen der
                              Drukhebel und Zapfen des Wasserrades, so wie die Cylinder festhalten, anziehen zu
                              koͤnnen.
                           R, das Reservoir, in welches das reine Quellwasser
                              geleitet, und von da durch die Maschine in das obere Reservoir geschaft wird.
                           S, die Zugstangen, an welchen die Kolben befestigt
                              sind.
                           T, die Ankroͤpfung des Radgerinnes.
                           Der eiserne Wellbaum ist hohl und besteht aus sieben Stuͤken. In den zwei
                              End- oder Kopfstuͤken sind die Zapfen befestigt und zwar auf folgende
                              Art: das Stuͤk, welches so wie die andern hohl ist, hat auf beiden Seiten
                              einen Boden a, a, in welchem sich vierekige
                              Loͤcher befinden, durch welche der Zapfen gestekt wird. Dieser Zapfen hat bei
                              b, einen Ansaz und wird bei c, mit einem eisernen Keil angezogen und befestigt. Vorne ist das
                              vierekigte Loch in dem Kopfstuͤke etwas groͤßer als der Zapfen dik
                              ist, um denselben mit hoͤlzernen und eisernen Keilen gehoͤrig ins
                              Zentrum richten zu koͤnnen.
                           Die zwei mittleren Stuͤke des Wellbaums sind gleich weite, mit Scheiben
                              versehene, Cylinderstuͤke, zwischen welchen noch ein Stuͤk zur
                              Befestigung der Radaͤrme geschraubt wird. Dieses Stuͤk hat die Form
                              eines Sternes, in welchen die Aerme hinein passen, und worin sie mit zwei Schrauben
                              befestigt werden. Der Stern selbst wird mittelst der Vertiefung d, in welche die Scheiben, der Kopf und die
                              Cylinderstuͤke passen, mit starken Schrauben an denselben befestigt, und so
                              die Theile zu einem Ganzen vereinigt. Fig. 3 und 4. geben davon eine
                              deutliche Ansicht.
                           Wie die Radfelgen an die Arme befestigt sind, zeigt die Zeichnung deutlich. Diese
                              Radfelgen sind mit den sogenannten Schaufelstielen, aus einem Stuͤk gegossen,
                              und durch Schrauben zusammengehaͤngt, siehe Fig. 4.
                           Um die Zeichnung von dieser Maschine moͤglichst vollstaͤndig zu machen,
                              wurden die einzelnen Theile nach einem groͤßeren Maaßstabe besonders
                              gezeichnet, die wir nun besonders beschreiben.
                           Fig. 5. ist
                              ein Ventilkasten, in dem die beiden Saug-Ventile e,
                                 e, und die beiden Druk- oder Aufsteig-Ventile f, f, befindlich sind.
                           g, das Saugrohr.
                           
                           h, h die Roͤhren, welche den Ventilkasten mit den
                              beiden korrespondirenden Cylindern verbinden.
                           i, das Rohr, welches das Wasser zu dem
                              gemeinschaftlichen Steigrohre fuͤhrt.
                           k, k, Loͤcher, in die die mittlern Schrauben der
                              Platte eingreifen.
                           Da das Spiel der Ventile jedermann bekannt ist, so duͤrfte eine naͤhere
                              Erklaͤrung derselben hier uͤberfluͤßig seyn.
                           Fig. 6. ist
                              ein eiserner Anwellblok.
                           l, die Grundplatte.
                           m, m, sind Schraubenloͤcher zu den Schrauben nn, welche durch den Stein gehen, und den
                              Anwellblok fest halten.
                           o, o, sind die aufrecht stehenden Stuͤke mit den
                              zur Befestigung der oberen Platte r dienlichen Schrauben
                              pp. Zwischen diesen Stuͤken befinden sich
                              die messingene Anwellen qq. 
                           r, r, sind zwei Stellschrauben, um die Unwellen
                              gehoͤrig reguliren zu koͤnnen.
                           s ist eine in der oberen Platte und Anwelle angebrachte
                              Oeffnung, durch die man Fett auf den Zapfen lassen kann.
                           Fig. 7. stellt
                              die Kurbel nach einem groͤßern Maaßstabe dar. An dieser sieht man einen Theil
                              des daran befestigten Zugarmes t, dessen Construktion
                              mit den Zug- oder Kolbenstanzen gleich ist, und weiter unten beschrieben
                              wird.
                           Fig. 8. ist
                              der Durchschnitt eines Cylinders mit den darin befindlichen Kolben und der
                              Kolbenstange so wie das Endstuͤk eines Drukhebels. Die Bewegung an
                              saͤmmtlichen Theilen ist sehr sanft, und die des Zugkolbens sehr sinnreich
                              ausgedacht.
                           Fig. 9. zeigt
                              den Durchschnitt des Zugkolbens, der Kolbenstange und den Drukhebel.
                           
                           Fig. 10.
                              zeigt den Grundriß oder die obere Ansicht des Kolbens.
                           Der messingene Zugkolben, aus einem Stuͤk gegossen, ist innen hohl, hat aber
                              ungefaͤhr in der Mitte einen starken Boden u,
                              welcher im Zentrum eine Vertiefung, in der Form eines halben Zirkels, hat. In dieser
                              Vertiefung wird die Kolbenstange, welche nach unten zu verjuͤngt und mit
                              einer Kugel versehen ist, gestellt, worauf sodann die beiden sogenannten
                              Bakenstuͤke v, v, gestekt werden. Hierauf wird
                              dann die obere Platte w, mit 8 starken Schrauben an den
                              Kolben befestigt, welche das Ganze zusammen haͤlt. Die Kolbenstange ist auf
                              diese Art vermittelst der Kugel mit dem Kolben verbunden, und kann so in demselben
                              jede Bewegung machen. Die Platte w, dient zugleich auch
                              dazu, um das Leder an den Kolben zu befestigen. Dieses wird von dem untern Rande x aufgehalten, und durch das Anschrauben der oberen
                              Platte fest zusammen gedruͤkt.
                           Die Kolbenstange besteht aus zwei Stuͤken, naͤmlich der Stange y, und der daruͤber gestetten Gabel z, zwischen welchen sich die messingenen Anwellen tt, tt, befinden. Ein eiserner Keil tz, welcher durch die Zugstange und die Gabel geht,
                              vereinigt die Theile zu einem Ganzen. Mit diesem Keil kann man die Anwellen so nahe
                              zusammen ziehen, als noͤthig ist, um eine sanfte Bewegung hervor zu bringen.
                              Die Stellschraube ss verhindert das
                              Zuruͤkgehen des Keiles. Auf diese Art sind auch die Zugaͤrme an der
                              Kurbel und an dem Drukhebel befestigt.
                           Die sinnreiche Construktion dieser Theile erfordert aber auch die
                              sorgfaͤltigste und fleißigste Ausarbeitung, damit alles aufs genaueste in
                              einander paßt, und nichts wakelt, weil sonst die Maschine ihrem Zweke nicht
                              entspraͤche. Bei dieser Maschine kann man nicht anders sagen, als daß alles
                              aufs reinste und vollkommenste ausgearbeitet ist. Bei den Kolbenstangen und Zugaͤrmen kommt
                              man dieser wegen in Versuchung, sie fuͤr ein ganzes Stuͤk zu halten,
                              und nur nach genauer Untersuchung nimmt man erst die Zusammenfuͤgung der
                              Theile wahr.
                           Das an dieser Maschine befindliche Wasserrad macht bei gegenwaͤrtigem Betriebe
                              in einer Minute 10 1/2 Umgaͤnge. Der Kolbenhub ist 29 Zoll, und liefert
                              beilaͤufig 1500 Maaß Wasser in einer Minute in die obere Reserve, oder 1500
                              baier. Eimer in einer Stunde1 baier.
                                    Eimer haͤlt 60 Maaß, wovon 23 2/10 einen Kubikfuß fuͤllen.
                                    12938 Fuß Baier. = 14400 Fuß Pariser. –.
                           
                        
                           Erklaͤrung des Situationsplans.
                           A, ist das Werkhaus. In diesem befindet sich:
                           1, das Wasserrad.
                           2, 2, 2, 2, die Drukstiefel.
                           3, 3, die Ventilkaͤsten.
                           4, 4, die Saugroͤhren.
                           5, 5, das untere Reservoir.
                           6, das gemeinschaftliche Steigrohr, welches zuerst diagonal einen Berg hinaufsteigt,
                              dessen senkrechte Hoͤhe 44 Fuß betraͤgt. Von hier aus steigt das
                              Wasser 66 Fuß senkrecht in den Thurm B hinauf, und gießt
                              sich dort in das obere Reservoir aus. Von da faͤllt es in dem, 7 Zoll im
                              Durchmesser haltenden Abfallrohre 7, wieder herunter, und theilt sich gleich unten
                              bei 8, 8, in zwei Aeste, an welchen sich zwei große Hahnen 9, 9, befinden, um das
                              Wasser reguliren zu koͤnnen. Unten an der Abfallroͤhre, bei 10, ist
                              ein Anstichhahnen, von welchem die Leitung, welche die Vorstadt noch mit Wasser
                              versehen soll, ausgeht. Diese Leitung ist auch schon eine Streke weit gelegt.
                           C, ist der steinerne Kanal, welcher dem Wasserrade das
                              Aufschlagwasser zufuͤhrt.
                           
                           D, der Lechkanal, Stadtbach genannt; uͤber diesen
                              wird das Aufschlagwasser zum Betrieb der Wassermaschine in einem hoͤlzernen
                              Kanal E gefuͤhrt.
                           F, ist die leere Gasse, um das uͤbrige Wasser
                              ablassen zu koͤnnen.
                           G, die Quelleneinfassung, von welcher eine Roͤhre
                              11, 11, unter dem Wasserbette des Stadtgrabens geht, die der untern Reserve das
                              Trinkwasser zufuͤhrt.
                           H, die Werkstaͤtte.
                           I, der untere Neuegang.
                           K, der Hofraum,
                           L, die Waschkuͤche, zum
                              Brunnenthurm-Gebaͤude gehoͤrig.
                           M, der Stadtgraben.
                           Durch diese kurze Beschreibung wird man in den Stand gesezt seyn, sich einen
                              deutlichen Begriff von dieser Wasser-Maschine zu machen. –
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
