| Titel: | Beschreibung der verbesserten Kolben, auf welche Joh. Barton, Civil-Maschinist in Silverstreet, in der City of London, dd. 31. August 1816 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XLIV., S. 311 | 
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                        XLIV.
                        Beschreibung der verbesserten Kolben, auf welche Joh. Barton, Civil-Maschinist in Silverstreet, in der City of London, dd. 31. August 1816 ein Patent erhielt.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVIII. Maͤrz 1821. S. 201.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Barton Beschreibung seiner verbesserten Kolben.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht darin, die Reibung der Kolben zu
                              vermindern, und sie dauerhafter zu machen. Sie laͤßt sich auf alle Arten von
                              Kolben anwenden, und verhindert die Entweichung des Dampfes, der Luft, des Wassers,
                              oder jeder anderen Fluͤssigkeit, und laͤßt diese auch nicht bei der
                              Ziehstange heraus. Ich verfertige meine Kolben aus jedem Stoffe, der zu der Maschine
                              taugt, an welcher sie angebracht werden, gewoͤhnlich aber aus Metallen. Meine
                              Erfindung oder Verbesserung besteht in der Figur oder Gestalt der Segmente oder
                              Theile des Kolbens, welcher in Fig. 21 und 22.
                              fuͤr Dampfmaschinen, Pumpen, Cylinder, Drukwerke oder jede andere Maschine
                              mit einem dichten oder geschlossenen Kolben dargestellt ist; fuͤr eine
                              Hebe- oder Luftpumpe, wo eine Klappe oder ein Eimer noͤthig ist, zeigt
                              sie Fig. 25
                              und 24. Ich
                              bediene mich ferner meiner Kolben als Klappen, Schieber, Haͤhne bei
                              Dampfmaschinen, und eine Art dieselben anzuwenden zeigt Fig. 26. an einer
                              Doppel-Maschine.
                           Meine Patent-Kolben lassen sich auch auf andere Formen, nicht bloß auf
                              Cylinder, anwenden, und mein Patent Recht gruͤndet sich auf die Keile, welche die
                              aͤußeren Stuͤke oder Theile dicht an die innere Seite des Cylinders
                              oder jeder anderen Form andruͤken, und zwar entweder mittelst einer Feder,
                              oder mehrerer Federn, mittelst eines Keiles oder mehrerer Keile, mittelst einer
                              schiefen Flaͤche oder mehrerer, oder durch andere mechanische Kraͤfte.
                              Ich ziehe jedoch nach Umstaͤnden, und nach der Groͤße des Kolbens,
                              Federn vor, und beschraͤnke mich keinesweges auf eine gewisse Anzahl von
                              Segmenten, sondern bediene mich bald mehrerer, bald wenigerer, nach der
                              Groͤße des Kolbens, oder nach der Figur des Raumes, in welchem Luft, Wasser
                              oder Dampf dicht passen muß.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Figuren.
                           In jeder Figur bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Gegenstaͤnde.
                           Fig. 21.
                              Tab. VII. ist der Grundriß meines, aus sechs mit A
                              bezeichneten Stuͤken bestehenden, Kolbens. Die dunkler gehaltenen Theile
                              nenne ich Keile. Die Feder B wird durch eine stark
                              gehaltene schwarze Linie, die so gebogen ist, wie sie in ihrem wirkenden Zustande es
                              wirklich ist, dargestellt.
                           Fig. 22. ist
                              der Durchschnitt des Kolbens, welcher die Art und Weise zeigt, wornach die obere und
                              untere Platte desselben, C, so an der Stange befestigt
                              ist, daß, waͤhrend diese Platten selbst fest sind, sie die Segmente und Keile
                              nicht sperren. Leztere muͤssen so genau abgeschliffen seyn, daß sie luftdicht
                              werden, und doch mit der Feder B, oder mit mehreren
                              Federn oder anderen Vorrichtungen frey spielen koͤnnen.
                           Fig. 23. ist
                              der Grundriß eines Hebepumpen-Kolbens.
                           Fig. 24. ein
                              Durchschnitt desselben.
                           Meine Erfindung oder Verbesserung der Kolben, Fig. 25, bringe ich
                              ringsum die Stange oben an dem Cylinder an, wie E in Fig. 26. zeigt, um
                              denselben luft- oder dampfdicht zu machen, und die Reibung des Kolben
                              gegenseitig, da Federn und Keile außen sind, zu vermindern. Die Zahl und Form der
                              Stuͤke kann, nach Umstaͤnden, verschieden seyn. Die Keile A und die Feder oder die Federn B befinden sich an der Außenseite. Diese Keile, Stuͤke oder
                              Ausschnitte sind luftdicht zugeschliffen nach der Tiefe der Buͤchse oder des
                              Dekels, so daß sie sich mit der Stange, an welche sie durch Federn dicht
                              angedruͤkt werden, ab und zu bewegen koͤnnen.
                           Fig. 26.
                              zeigt die Art und Weise, nach welcher ich meinen Kolben, wie er in Fig. 1. dargestellt ist,
                              so vorrichte, daß er sich in einem Cylinder oder in einer anderen Form in einer
                              Doppelmaschine statt aller Klappen, Schieber oder Haͤhne bewegen kann. Er
                              kann aber auch auf eine andere Weise sowohl in einer einfachen, als in einer
                              doppelten Maschine mit Doppel-Cylindern angebracht werden, wenn der Dampf
                              mehrere Wege finden muß. Der Dampf ist hier als uͤber dem Kolben der Maschine
                              eintretend dargestellt, und die beiden in dem kleinen Cylinder an einer Stange
                              befestigten Kolben sind aufgezogen, um den Dampf nach abwaͤrts in den
                              Verdichter gelangen zu lassen: bei dem Wechsel des Stoßes werden diese Kolben
                              niedergedruͤckt, um den Dampf unter dem großen Kolben einzulassen. Die acht
                              schwarzen Punkte sind Oeffnungen, welche den Dampf zu oder aus dem kleinen Cylinder
                              in den großen lassen. Sie sind alle rings um den kleinen Cylinder angebracht, um den
                              Durchgang des Dampfes zu erleichtern, und zu verhindern, daß der Kolben, wo er
                              uͤber diese Durchgange geht, nicht in seiner Arbeit gestoͤrt werde.
                              Diese Durchgaͤnge oder Loͤcher sind von zwei hohlen, gewoͤlbten
                              Kraͤnzen umgeben, wie DD zeigt, sind
                              dampfdicht, und mittelst der Dampfroͤhren mit dem großen Cylinder
                              verbunden.
                           
                           Fig. 27. ist
                              mein Kolben, so wie er in einer Hebepumpe angebracht ist.
                           Fig. 28. ein
                              Kolben mit mehreren Stuͤken.
                           Fig. 29.
                              eine andere Methode nach welcher mein Kolben verbunden werden kann.
                           Fig. 30.
                              eine Methode, denselben an einem Schieber D oder an
                              einem Kolben anzubringen.
                           Das Gelbe zeigt die verschiedenen Plaͤze, wo der Kolben angebracht ist; die
                              Keile im Grundrisse sind dunkler schattirt. Die Federn sind schwarz und im
                              Grundrisse durch starke schwarze Linien angedeutet. (In der Abbildung ist das Gelbe
                              leicht schattirt).
                           
                        
                           Bemerkungen des Patenttraͤgers.
                           Die verbesserten metallischen Cylinder wird man uͤberall, wo jeder Aufenthalt
                              vermieden werden muß, wie in Bergwerken, Brauereyen, bei Wasserwerken und bei
                              Dampfmaschinen, bei Trokenlegung nasser Gruͤnde, und uͤberhaupt bei
                              allen Maschinen und Pumpwerken, wo stark und anhaltend gearbeitet werden muß, von
                              nicht zu berechnendem Vortheile finden. Fuͤnfjaͤhrige Erfahrung hat
                              dieß erwiesen, und der Patenttraͤger koͤnnte viele Personen von dem
                              hoͤchsten Ansehen anfuͤhren, die sich derselben gegenwaͤrtig
                              bedienen.
                           In Bergwerken erspart man durch dieselben ein Drittel an Zeit und Auslagen, indem sie
                              ein doppeltes Ersparniß, nicht bloß an der Maschine selbst, sondern auch an den
                              Eimern in den Schaͤchten gewaͤhren, und nicht ein Zehntel jenes
                              Aufenthaltes bei der Ausbesserung verursachen, welcher bei der gewoͤhnlichen
                              Methode nothwendig wird.
                           Bei Schiffspumpen, in Wasserwerken, Branntweinbrennereyen, und uͤberall, wo
                              stark gepumpt werden muß, wird mehr als ein Viertel an Zeit und Auslagen erspart,
                              indem die Reibung beinahe gaͤnzlich beseitigt ist, und kein Aufenthalt wegen
                              den Reparaturen mehr statt hat: man kann, nach den bisherigen Erfahrungen, mit allem Grunde vermuthen,
                              daß sie so lang dauern als die Maschine selbst, weil sie waͤhrend des
                              Gebrauches immer besser werden.
                           Bei dem Abzapfen ersaͤufter Gruͤnde, so wie bei dem Bewaͤssern
                              trokener, gewaͤhren sie unendliche Vortheile vor den jezt
                              gebraͤuchlichen Methoden; sie ziehen mehr Wasser, als eine
                              Abzapfmuͤhle jemals zu thun vermag, und werden von dem maͤßigsten
                              Winde getrieben, bei welchem diese Muͤhlen still stehen muͤssen: ihre
                              Beischaffung ist weniger kostbar, als die Errichtung dieser Muͤhlen, und die
                              Reparatur kommt viel wohlfeiler.
                           Bei Dampfmaschinen wird ungefaͤhr der vierte Theil an Feuermateriale erspart,
                              und der Kessel dadurch weit mehr geschont, und wo deren zwei sind, gewinnt man mehr
                              als eine Meile in jeder Stunde an Schnelligkeit: uͤberdieß wird auch dadurch
                              den toͤdtlichen Folgen einer Explosion großen Theiles vorgebeugt.
                           An Feuersprizen und an Springbrunnen angebracht treiben sie das Wasser viel
                              hoͤher, und brauchen weit weniger Kraft, als bei der gegenwaͤrtigen
                              Einrichtung derselben: die an diesen Maschinen zur Anwendung der neuen Patentkolben
                              noͤthigen Veraͤnderungen werden nur sehr unbedeutende Auslagen
                              erfordern.
                           Diese Kolben wurden bisher nicht bloß in verschiedenen Gegenden Englands, sondern
                              auch in Frankreich und Amerika mit dem besten Erfolge angewendet, wie die Zeugnisse
                              derjenigen, welche sich derselben bedienen, bei Barton
                              und Comp. Nr. 3. Winslaystreet, Oxford-street
                              beurkunden. Auf postfrey eingesandte Briefe wird man jedem, der von dieser Erfindung
                              Gebrauch zu machen wuͤnscht, die noͤthige Auskunft ertheilenDie
                                    Federkolben oder solche, die die einzelnen Theile derselben vermittelst
                                    Federn gegen die Wand des Cylinders druͤken, sind in Deutschland schon
                                    lange bekannt, und davon bereits an hydraulischen Werken, Dampfmaschinen und
                                    Feuersprizen Anwendung gemacht worden. Solche Federkolben leisten da, wo die
                                    Bewegung sehr sanft ist, vortreffliche Dienste, weil sie die Friction
                                    merklich vermindern; aber bei Maschinen die einen großen Wasserdruk
                                    auszuhalten haben, und wo der Durchmesser des Cylinders eine ansehnliche
                                    Weite hat, da sind sie nicht wohl anzuwenden, indem sie der Gewalt nicht
                                    genug Widerstand leisten koͤnnen. Auch zeigte die Erfahrung bereits,
                                    wie schwer es ist, einen Kolben von betraͤchtlichem Durchmesser so zu
                                    verfertigen, daß er bei großem Wasserdruk voͤllig wasserdicht bleibt,
                                    und man hat selbst Beispiele, daß bei 20 Zoll im Durchmesser haltenden
                                    verschlossenen Cylindern die 4 Zoll dike metallene Platte nicht im Stande
                                    war, den Wasserdruk auszuhalten, und sich bog, so daß man genoͤthigt
                                    war, sie gegen den Cylinder mit einer Woͤlbung zu versehen. Daraus
                                    kann man leicht schließen, daß auch eine sehr starke Feder nicht im Stande
                                    seyn wird, die einzelnen Theile des Kolbens mit solcher Gewalt gegen den
                                    Cylinder zu druͤken, daß der Cylinder wasserdicht bleibt. Was die KolbensteuerungKolbensteurung bei der doppelt wirkenden Maschine betrifft, so kennt man diese
                                    auch schon laͤngere Zeit. Auch habe ich bei meiner, im
                                    polytechnischen Journal Bd. 1. S.
                                       385. beschriebenen Wassersaͤulen-Maschine, bereits
                                    davon Anwendung gemacht. G. Haevel..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
