| Titel: | Beschreibung des Verfahrens des G. Shoobridge, Wollentuchmachers von Hounsditeh, in der City von London, und des Wilh. Shoobridge, Pächters zu Marden in der Grafschaft Kent, nach welchem sie ein Surrogat für Flachs und Hanf zu allem demjenigen darstellen, wozu diese beiden Materialien verwendet werden, und worauf sie ein Patent dd. 5. Februar 1820 erhielten. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XLV., S. 316 | 
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                        XLV.
                        Beschreibung des Verfahrens des G. Shoobridge, Wollentuchmachers von Hounsditeh, in der City von London, und des Wilh. Shoobridge, Pächters zu Marden in der Grafschaft Kent, nach welchem sie ein Surrogat für Flachs und Hanf zu allem demjenigen darstellen,
                           wozu diese beiden Materialien verwendet werden, und worauf sie ein Patent dd. 5. Februar 1820 erhielten.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Dezember 1820. S. 11.
                        Shoobridge Beschreibung eines Surrogat für Flachs und Hanf.
                        
                     
                        
                           Wir erklaͤren, daß unsere Erfindung in Folgendem genau
                              beschrieben ist. Unser Surrogat fuͤr Flachs und Hanf ist der Faserstoff,
                              welchen die Natur zwischen dem Marke und der aͤußeren Rinde der Hopfenranke
                              erzeugt hat, und welchen wir von diesen beiden auf folgende Weise trennen, um ihn zu
                              allem zu
                              verarbeiten, wozu sonst Hanf und Flachs gebraucht wird. Wir nehmen 1tens die
                              Hopfenranken in ihrem gruͤnen Zustande unmittelbar nach Einsammlung des
                              Hopfens, und schneiden sie in Stuͤke von ungefaͤhr 4 Fuß
                              Laͤnge; diese so zugeschnittenen Stuͤke binden wir zu Buͤndeln
                              von solcher Staͤrke, daß man sie leicht handhaben kann, und daß sie
                              fuͤr die Tiefe des Wassers, in welches man sie versenkt, nicht zu groß
                              werden. Je fruͤher sie nach ihrer Einsammlung in das Wasser versenkt werden,
                              desto besser, indem, wenn sie vor dem Versenken in Wasser zu sehr troken werden, die
                              Absonderung des Faserstoffes sehr erschwert wuͤrde. Diese Buͤndel
                              werden 2tens, ohne daß man sie duͤrr und troken werden laͤßt, in
                              heißes oder siedendes Wasser in Gefaͤße von hinlaͤnglicher Tiefe und
                              Weite gestekt, und so lang in diesem siedenden Wasser gehalten, bis das Mark sich
                              von dem faserigen Bestandtheile mit Leichtigkeit loͤset; oder, was noch
                              wohlfeiler als obiges, von uns gewoͤhnlich befolgte, Verfahren ist, die
                              Buͤndel werden in fließendes oder in stehendes Wasser gesenkt (je weicher
                              dasselbe ist, desto besser), und durch aufgelegte Steine oder Gewichte so lang unter
                              demselben gehalten, bis man sieht, daß der Faserstoff oder der flachsartige
                              Bestandtheil leicht von
                              dem Marke abgestreift werden kann. Selten geschieht dieß fruͤher, als nach 8
                              Tagen; oͤfters sind 2 bis 3 Wochen dazu noͤthig, je nachdem der Hopfen
                              eine laͤngere oder kuͤrzere Zeit ungeschnitten liegen blieb, und die
                              Witterung mehr oder minder guͤnstig war, wohl auch nach der verschiedenen
                              Eigenschaft des Wassers. 3tens wenn die eingeweichten Hopfenbuͤndel gar
                              geworden sind, wird der Faserstoff oder der flachsartige Bestandtheil auf folgende
                              Weise von dem Marke und von der Rinde gereinigt: Pfloͤke oder Baͤnke
                              von schiklicher Hoͤhe fuͤr die arbeitenden Maͤnner, Weiber und
                              Kinder werden aufgestellt und mit paar weise eingeschlagenen eisernen Naͤgeln
                              oder Stiften versehen, welche ihre Kanten so darbiethen, daß die Koͤpfe
                              derselben einige Zolle uͤber den Pfosten oder uͤber die Bank, in
                              welcher sie befestigt sind, hervorragen, unten nahe bei einander und oben etwas von
                              einander entfernt stehen, ungefaͤhr wie die Linien an einer roͤmischen
                              V, jedoch oben nicht gar so weit. Diese
                              Naͤgelpaare oder Paare von Stiften nennen wir Streifer, und brauchen sie auf
                              folgende Weise: die Arbeiter fassen die Stuͤke Hopfenranken bei einem Ende,
                              eine einzeln, oder mehrere auf einmal, und legen sie zwischen die Streicher,
                              zwischen welche sie nach ihrem verschiedenen Durchmesser mehr oder minder tief zu
                              liegen kommen, und ziehen sie mehr oder minder oft durch dieselben durch, bis die
                              Rinde und Faser von dem Marke abgestrichen ist, und in Ballen oder Klumpen an dem
                              Ruͤken der Streicher haͤngen bleibt. 4tens diese Ballen oder Klumpen
                              von Fasern werden von dem Ruͤken der Streifer so schnell, als sie sich
                              bilden, von Weibern und Kindern abgezogen, welche sie zwischen ihren Fingern wieder
                              gerade in die Laͤnge ziehen, und niederlegen, damit sie, wenn sie auf die
                              unten angegebene Weise getroknet werden, zu den folgenden Arbeiten tauglich sind.
                              5tens nachdem Faser und Rinde aus den Klumpen, in welchen sie an dem Ruͤken
                              der Streicher haͤngen, gezogen und der Laͤnge nach neben einander gelegt wurden,
                              werden sie handvollweise genommen, und in Wasser ausgewaschen, um, so viel als auf
                              diese Weise moͤglich ist, den vegetabilischen Leim oder Schleim, der an der
                              Faser haͤngt, von derselben zu entfernen, 6tens die auf diese Weise von dem
                              Marke getrennte, und, wie gesagt, gewaschene Faser, oder der flachsige Stoff, wird
                              zum troknen in der Sonne und Luft ausgebreitet, oder, wenn das Wetter zu
                              unguͤnstig ist, auf Huͤrden oder unter irgend einer Art von Dach
                              getroknet, oder sie kann auch in Ofen oder Meilern getroknet werden. Je
                              baͤlder dieß geschieht, desto besser. 7tens wenn diese Fasern durch und durch
                              troken geworden sind, werden sie mit Haͤmmern, Stoͤken, Staͤben
                              oder auf andere Weise geklopft, um die Rinde, die noch immer anhaͤngt, zu
                              brechen, und in eine Art von Staub zu verwandeln; ein großer Theil derselben wird
                              auf diese Art von der flachsartigen Faser abgeschlagen, welche dann durch
                              Haͤcheln, und auf die uͤbrige, bei Zubereitung des Flachses und Hanfes
                              gewoͤhnliche, Weise zu den verschiedenen Zweken der Manufaktur zugerichtet
                              wird. 8tens wenn man diese Fasern so lang als moͤglich zu erhalten
                              wuͤnscht, was fuͤr einige Manufakturen zwekmaͤßiger ist, so
                              lassen wir die Arbeiter, statt daß sie die Hopfenranken durch die Streicher ziehen,
                              mit den Fingern den Faserstoff sammt der Rinde abziehen, dann troknen, und nachher
                              klopfen und zubereiten, wie oben gesagt wurde. Wir haben nur noch zu bemerken, daß
                              wir durchaus nicht den Umstand, daß die Natur die Hopfenranken rings um ihr Mark mit
                              einer faserigen flachsartigen Substanz umgab, als unsere Entdekung oder Erfindung in
                              Anspruch nehmen, indem dieß laͤngst bekannt war, und die Hopfenranken auch zu
                              Pakpapier, vielleicht auch noch zu anderen Zweken verwendet wurden; sondern bloß und
                              ausschließlich, daß diese faserige und flachsartige Substanz, wenn sie gehoͤrig von dem
                              Marke befreit und zugerichtet wird, zu einem solchen Grade von Feinheit und Reinheit
                              gebracht werden kann, daß sie als Stellvertreter des Hanfes und Flachses taugt, und
                              daß dieses durch unsere oben angegebene Mittel geleistet werden koͤnne.
                              Urkunde dessen etc.Daß man aus
                                    Hopfenranken gute und starke Leinwand machen koͤnne, hat Schißler in den schwed. Abhandl. 1750. S. 220.
                                    erwiesen, und die Bereitungsart des Hopfens hierzu beschrieben. Vergl. Boͤhmer techn. Gesch. d. Pflanz. 1 Th. 5.
                                    534 wo auch Darios, Gruͤnde, der
                                    Kameralwissenschaft S. 350. und die hannoͤv. Sammlung 1756. S. 1045.
                                    angefuͤhrt ist. (A. d. Ueb.) Auch andere Schriftsteller
                                    erwaͤhnten spaͤter der Benuͤzung der Hopfenrankenfaser
                                    als Spinnmaterial. Bei der gegenwaͤrtigen Vervollkommnung der
                                    Faserverfeinerung und des Bleichprozesses verdient dieser Gegenstand, da wo
                                    Hopfen gebaut wird, alle Beachtung. D.