| Titel: | Ueber das schwarze Platin Email. Von Hrn. J. P. Charlton. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. L., S. 350 | 
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                        L.
                        Ueber das schwarze Platin Email. Von Hrn. J. P. Charlton.
                        Aus den Annals of Philosophy. Dez. 1821. S. 337. Im Auszuge.
                        Charlton über schwarzes Platin Email.
                        
                     
                        
                           Ich habe, zum Beweise meiner fruͤheren Behauptung, daß
                              Gold nicht als Oxid, sondern im metallischen Zustande rosenrothes Email gibt, noch
                              eine andere Methode gefunden, dasselbe sehr fein zertheilt darzustellen,
                              naͤmlich durch Ausscheidung desselben aus Metallen, in welchen es nur in sehr
                              geringer Menge als Legirung vorkommt, z.B. aus einem Shillingstuͤke, welches
                              ich in Salpetersaͤure aufloͤste. Ich rieb das schwarze Pulver, als
                              welches das Gold sich ausschied, mit etwas Fluß, und erhielt, wie fruͤher,
                              rosenrothes Email. Verglasung ist zur Erzeugung dieser Farbe nicht wesentlich
                              noͤthig; denn, als ich etwas geriebenes Flintglas in einem Tiegel mit etwas
                              Gold einer lang anhaltenden und bedeutenden Hize (nicht weniger als 110° an
                              Wedgwood's Pyrometer) aussezte, fand ich dasselbe durchaus sehr zart rosenroth
                              gefaͤrbt.
                           Ich vermuthe, daß auch in dem schwarzen Platin Email die schwarze Farbe von
                              metallischem Platin, und nicht von Platin-Oxid herkaͤme. Hr. Cooper
                              nimmt zu diesem Email verduͤnntes salzsaures Platin und neutrales
                              salpetersaures Queksilber, und sezt den Niederschlag nur einer solchen Hize aus, die
                              den Kalomel aufzutreiben vermag. Hieraus erhaͤlt er ein schwarzes Pulver,
                              welches er als erstes Platin-Oxid, das nur 4, 7 pC. Sauerstoff
                              enthaͤlt, betrachtet. Dieses Pulver gibt, mit Fluß gerieben, ein sehr
                              schoͤnes schwarzes Email, und Hr. Cooper betrachtet es als eine hoͤchst sonderbare
                              Erscheinung, daß das Oxid, wenn es so mit dem Flusse gemengt ist, auch durch die
                              staͤrkste Hize nicht reducirt werden kann. Daß ein so leicht reducirbares
                              Metall, wie Platin, durch den bloßen Umstand, daß es mit einem verglasten Flusse
                              gemengt ist, seinen Sauerstoff bei einem so hohen Grade von Hize behalten sollte,
                              duͤnkte mich so sehr unwahrscheinlich, daß der Verdacht in mir entstand, auch
                              die Platin muͤßte in dem schwarzen Email in metallischem Zustande vorhanden
                              seyn. Der erste Schritt, den ich unternahm, war, zu zeigen, daß Platin-Oxid,
                              sowohl allein als mit Fluß zusammengerieben, in einem gewoͤhnlichen
                              Emaillir-Ofen, bei einer Hize von 6–7° am Wedgwood'schen
                              Pyrometer, gleichviel am Gewichte verlor; das fuͤr sich allein gehizte
                              Platin-Pulver schien gar keine Veraͤnderung erlitten zu haben, und
                              blieb immer dasselbe schwarze Pulver. Es war also offenbar, daß die schwarze Farbe
                              des Emails von diesem Pulver, sey es nun metallisch oder Oxid, abzuleiten war. Sezte
                              man dasselbe einer sehr starken Hize aus, so verlor es seine schwarze Farbe, und
                              erhielt den Metallglanz der Platin; verlor aber, bei dieser
                                 Veraͤnderung, nichts an seinem Gewichte; folglich war dieses
                              schwarze Pulver bereits im metallischen Zustande, so unaͤhnlich es auch,
                              seinem Aussehen nach, dem metallischen Platin war.
                           Ich finde, daß Platin noch unter der Rothgluͤhehize allen Sauerstoff verliert;
                              es ist aber unmoͤglich nach dem bloßen Aussehen derselben zu bestimmen, wann
                              dieses Entweichen anfaͤngt, oder wann es endet. Daher laͤßt sich auch,
                              wie ich glaube, Hrn. Cooper's Irrthum erklaͤren, indem das, was er
                              fuͤr reines Oxid hielt bei 4, 7 pC. Sauerstoff, ein Gemenge aus
                              Platin-Oxid und aus metallischem Platin gewesen ist.
                           Die schwarzen Iridiumkoͤrner, welche nach der Aufloͤsung des Platin's
                              in derselben zuruͤk bleiben, und, nach Herrn Tennant, sich, obschon
                              zerreiblich und ohne Metallglanz, im metallischen Zustande befinden, faͤrben
                              gleichfalls das Email. Wenn viel Fluß gebraucht wird, wird die Farbe
                              braungruͤn.
                           Ich weiß nicht, ob man bisher schon eine Kristallisation des metallischen Goldes aus
                              seiner Aufloͤsung beobachtet hat, oder nicht, und nehme mir die Freiheit
                              einige kleine Exemplare hier beizulegen. Ich erhielt diese Kristalle, als ich
                              Salpetersaͤure uͤber Queksilber kochte, welches zufaͤlliger
                              Weise etwas Gold aufgeloͤst enthielt. Nachdem das Queksilber vollkommen
                              aufgeloͤset war, blieb das Gold in langen kristallisirten Faden
                              zuruͤk, die aber bei dem Herausnehmen aus der Retorte haͤufig
                              absprangen. Ich bin etc.
                           J. P. Charlton.