| Titel: | Beschreibung eines verbesserten Branntwein-Destillir-Apparates von Lambert v. Babo in Weinheim an der Bergstraße. | 
| Autor: | Lambert Babo [GND] | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXI., S. 420 | 
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                        LXI.
                        Beschreibung eines verbesserten Branntwein-Destillir-ApparatesMan vergleiche
                                 hiemit die Beschreibungen und Abbildungen der verbesserten Brenn-Apparate
                                 im polytechnischen Journal Band 2. S.
                                    377. Bd. 3. S. 436. Bd. 4. S. 386. Bd. 5. S. 156. D. von Lambert v. Babo in Weinheim an der Bergstraße.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IX.
                        v. Babo's verbesserter Destillir-Apparat.
                        
                     
                        
                           Der Preis des Branntweins ist in gegenwaͤrtiger Zeit so
                              sehr gesunken, daß er, bei der gewoͤhnlichen Art zu brennen, die
                              Produktionskosten nicht mehr dekt. Um nun doch wenigstens ohne Schaden die
                              Branntwein-Fabrikation fortsezen zu koͤnnen (die bei vielen
                              Landwirthen so wesentlich in ihr Gewerbe eingreift), koͤmmt alles darauf an,
                              den Branntwein mit moͤglichst geringen Kosten darzustellen, und ein Mittel dazu ist die
                              Vereinfachung der Destillation, wodurch Zeit und Feuermaterial erspart wird. Aus
                              dieser Ursache entstanden vielerlei zum Theil sehr zwekmaͤßige Vorrichtungen,
                              um den Branntwein aus der Maische gleich in der ersten Destillation und in
                              gehoͤriger Starke zu erhalten. Die meisten sind aber fuͤr kleinere
                              Landwirthe zu kostbar, und werden schon deßwegen nicht so allgemein angewendet
                              werden, als sie es verdienten. Deßwegen ließ ich mir einen Apparat verfertigen, der
                              Zwekmaͤßigkeit mit Wohlfeilheit verbindet, und war auch so gluͤklich,
                              nach mehreren vergeblichen Versuchen den hier beschriebenen auszufinden. Obschon ich
                              nicht behaupten will, daß mein vorgesezter Zwek auch auf eine andere Art zu
                              erreichen sey, so hat es sich doch durch zweijaͤhrigen Gebrauch in meiner
                              Brennerei gefunden, daß er ein reines Fabrikat von gehoͤriger Staͤrke
                              ohne großen Holzaufwand lieferte, und daher den an ihn gemachten AnordnungenAnodrungen vollkommen Genuͤge leistet.
                           Er besteht aus folgenden Theilen:
                           Fig. 1. Tab.
                              IX. A. der Kessel, bei mir eine rheinischer Ohm
                              haltend.
                           B. der Hut, beide in gewoͤhnlicher Form, nur daß
                              der Schnabel des Huts etwas laͤnger und mehr gekruͤmet ist.
                           C. der Refrigerator, ein kupferner Cilinder, in welchem
                              die Absonderung des Branntweins von den bei der gewoͤhnlichen ersten
                              Destillation mit uͤbergehenden waͤsserigen Theilen geschieht, welche
                              hier zuruͤkbleiben. Dieser besteht:
                           a) aus der untern Haͤlfte aa, bb, und ist
                              bestimmt, das sich niederschlagende Wasser aufzunehmen, welches nach geendigter
                              Operation durch den Krahn c abgelassen wird. In diesen
                              Theil des Cilinders senkt sich ein Rohr d.d.d bis
                              ohngefaͤhr einen Zoll an den Boden desselben. Es ist mit dem Schnabel des
                              Helms in Verbindung, und erweitert sich an seinem untern offenen Ende, um das
                              Verstopfen desselben bei
                              etwaigem Uebergehen der Maische zu verhindern. Seine Bestimmung ist, die aus der
                              Blase steigenden Daͤmpfe, den moͤglichst weiten Weg zu fuͤhren,
                              so daß sie durch die ganze Hoͤhe des Cilinders streichen muͤssen.
                           b) Aus der obern Haͤlfte ee, ff, welche,
                              auf der untern festgeloͤthet, sich in 3 Absaͤzen g, h, i gegen oben etwas erweitert. Auf dem Absaz g liegt ein Gitter von hoͤlzernen Staͤben,
                              bestimmt die zur Reinigung des Branntweins noͤthigen Kohlen zu tragen. Auf
                              den Absaͤzen h und i
                              befinden sich auf jedem ein gegen oben gewoͤlbter kupferner Dekel, der auf
                              seinen Seiten so genau als moͤglich auf dem durch den Absaz gebildeten Rand
                              aufliegen muß. Von diesen Dekeln hat jeder am Rande einen dreiekigen,
                              ohngefaͤhr 1 1/2 Zoll breiten Einschnitt r. Diese
                              Einschnitte werden von einander abgekehrt gelegt, und zwar in solcher Richtung, wie
                              die auf der Zeichnung befindlichen Pfeile es anzeigen. Die Buchstaben k und l bezeichnen die
                              Stellen, wo bei dem Gebrauche die Einschnitte liegen muͤssen.
                           Der Raum oder dem Dekel bei ni wird durch eine
                              kupferne Schuͤssel nn, oo ausgefuͤllt, welche in die obere
                              Oeffnung des Cilinders bei mm, wie der Helm in die
                              Blase genau eingepaßt, damit sie eben so luftdicht wie dieser mit Lehm verkittet
                              werden kann. Diese Schuͤssel senkt sich in den Raum auf diese Art, daß
                              zwischen ihr, dem unter ihr befindlichen Dekel und den Waͤnden des Cilinders
                              ein Zwischenraum von ohngefaͤhr 4 Linien bleibt, durch welchen die
                              aufsteigenden Daͤmpfe zu streichen haben, ehe sie in das mit dem
                              Schlangenrohr oder sonstigem Kuͤhlapparat in Verbindung stehende Rohr n anlangen koͤnnen. Auf diese Schuͤssel
                              geht ein etwas hoͤher angebrachtes, mit einem Krahn verschlossenes Rohr s, vermittelst welchem das noͤthige
                              Abkuͤhl-Wasser aus dem Kuͤhlfaß, oder einem sonst dafuͤr
                              eingerichteten Gefaͤß in die Schuͤssel geleitet wird. Aus der
                              Schuͤssel selbst
                              wird das uͤberschiessende Wasser durch ein am oberen, vorstehenden Rande
                              angebrachtes Roͤhrchen wieder abgeleitet.
                           Der Cilinder selbst steht auf einem starken Diel qq, und muß uͤberall luftdicht verschlossen seyn.
                           Die Behandlungsart dieses Apparates ist einfach und leicht zu finden, erfordert aber
                              dennoch etwas mehr Aufmerksamkeit, als die gewoͤhnliche Art von Destillation.
                              Hier die Hauptsache davon.
                           Vor jeder andern Arbeit wird das Gitter bei g eingesezt,
                              und so hoch mit Kohlenstuͤken angefuͤllt, daß diese den Dekel von h beruͤhren. (Will man den Branntwein nicht
                              besonders rein, so koͤnnen die Kohlen auch wegbleiben). Die Dekel h, i werden alsdann eingesezt, so daß die in denselben
                              befindlichen Einschnitte, wie oben beschrieben, einander gegenuͤber stehen.
                              Zulezt wird die Schuͤssel eingelassen, und an dem oberen Rande, wie der Helm
                              in die Blase genau eingekittet. Die Schuͤssel selbst fuͤllt man
                              ungefaͤhr 1 1/2 Zoll hoch mit kaltem, oder hat man heißes Wasser in der
                              Naͤhe, ganz mit solchem an, und nun ist der Cilinder zum Empfange der
                              Daͤmpfe aus der Blase bereit.
                           Zu bemerken ist, daß wenn man den Cilinder einmal eingerichtet, und die
                              Schuͤssel aufgekittet hat, derselben drei bis vier Monate stehen kann, ohne
                              auseinander genommen werden zu muͤssen. Eben so ist das Einfuͤllen von
                              warmen Wasser in die Schuͤssel nur bei dem ersten Abtreiben der Blase
                              erfoderlich, indem bei dem spaͤtern Einfuͤllen der Maische in den
                              Kessel, besonders wenn man mit einem Vorwaͤrmer arbeitet, das Wasser sich
                              selbst warm erhaͤlt.
                           Das Antreiben der Blase geschieht ganz auf die gewoͤhnliche Art. Ist der
                              Schnabel des Helms so beiß geworden, daß er mit der Hand nicht mehr beruͤhrt
                              werden kann, so muß man die Feuerung vermittelst der Schieber etwas sperren, um das Uebergehen der
                              Maische in den Cilinder zu verhindern, wodurch die Roͤhre d.d.d sich etwa eben verstopfen, und der Helm abspringen
                              koͤnnte. – Nach und nach erwaͤrmt sich der Refrigerator bis
                              oben hin, und der Branntwein geht alsdann in das Schlangenrohr uͤber. Wenn er
                              anfaͤngt abzurinnen so wird der Krahn bei 5 geoͤffnet, und zwar nur so
                              viel Wasser eingelassen, als moͤglich ist, die Schuͤssel nach und nach
                              zu fuͤllen, ohne daß sich das darin bereits erwaͤrmte Wasser wieder
                              erkalte, indem sonst der an der Schuͤssel sich reinigende Branntwein zu
                              kuͤhl, und statt in das Schlangenrohr uͤberzugehen, in den Cilinder
                              zuruͤkfallen wuͤrde.
                           Da die Einrichtung des ganzen Apparates nur zum Zweke hat, die aus der Blase
                              tretenden, aus Alkohohl und waͤsserigen Theilen bestehenden Daͤmpfe
                              sowohl durch die verschiedenen, in dem Cilinder angebrachten Hindernisse, als auch
                              durch das Vorbeistreichen an dem in der Schuͤssel befindlichen warmen Wasser
                              in soweit von ihren waͤsseringen Theilen zu befreien, als es noͤthig
                              ist, um den fuͤr den Branntwein erforderlichen Alkohohlgehalt hervor zu
                              bringen, so wird man einsehen, daß eine zu heftige Feuerung und daraus entstehende
                              schnellere Dampfentwikelung vermoͤgend ist, die an der Schuͤssel
                              vorbeiziehenden Dampfe zu schnell uͤberzutreiben, und dadurch das
                              noͤthige Verdichten und Zuruͤkfallen der Wasserdaͤmpfe zu
                              verhindern. Diese treten dann mit in die Schlange, und truͤben und
                              schwaͤchen den gewonnenen Branntwein.
                           Bei zu schwacher Feuerung hingegen, oder wenn das in der Schuͤssel befindliche
                              Wasser sich zu sehr erkaltet hat, geschieht das Gegentheil. Die Daͤmpfe haben
                              nicht Trieb genug, um das Schlangenrohr zu erreichen, oder sie schlagen sich an der
                              Schuͤssel zu stark nieder und fallen in den Cilinder zuruͤk, dadurch
                              erhaͤlt man freilich an der Muͤndung der Schlange ein dem Weingeist
                              aͤhnliches Produkt; jedoch zu langsam, und nur tropfenweis.
                           Aus diesen Gruͤnden ergibt sich, daß der Brenner im Verlaufe der Destillation
                              hauptsaͤchlich darauf zu merken habe, daß die Schlange nie zu stark ablaufe
                              oder nur tropfe, und muß darnach die Feuerung einrichten. Durch die Uebung von
                              einigen Tagen findet er hierbei leicht den Mittelweg.
                           Bei regelmaͤßiger Feuerung lauft nun der Branntwein im Anfange in der
                              Staͤrke von Weingeist, wird im Verlaufe der Destillation nach und nach von
                              geringerem Alkoholgehalt, und koͤmmt endlich auf die Staͤrke von
                              Lutter. Man laͤßt daher den Branntwein, (wie bei dem gewoͤhnlichen
                              Wein- oder Zartbrand.) bis auf das gewuͤnschte Gewicht ablaufen,
                              wendet ihn alsdann ab, und sammelt den Nachlauf, um ihn bei der folgenden
                              Destillation wieder in die Blase zuruͤkzufuͤllen.
                           Bei dem Ausleeren des Spuͤhlings, wird auch der Cilinder durch den Hahn c abgelassen. Ist die Maische nicht
                              uͤbergegangen, so erhaͤlt man eine wasserhelle Fluͤssigkeit,
                              wie bei dem gewoͤhnlichen Zartbrennen, oder Weinen. Man kann sie
                              wahrscheinlich zu Essig verwenden.
                           Bei unbefangener Pruͤfung aller dieser Angaben wird man leicht einsehen, wie
                              viel Muͤhe, Zeit und Feuermaterial durch diesen Apparat bei gehoͤriger
                              Behandlung erspart wird, ohne daß man bei der Einrichtung großen Kostenaufwand
                              noͤthig habe. Denn in jeder wohl eingerichteten Brennerei befinden sich 2
                              Kessel mit eben so viel Schlangenroͤhren und Kuͤhltonnen. Der
                              Refrigerator soll nun so viel kosten, als der zweite Kessel, so ist doch der Betrag
                              der Schlange und des Kuͤhlstaͤnders erspart.
                           Da bei dieser Einrichtung der Maischwaͤrmer als mitwirkender
                              Kuͤhlapparat gar nicht noͤthig ist, so habe ich ihn bei dieser
                              Beschreibung nicht angefuͤhrt. In meiner Brennerel steht er fuͤr sich, auf
                              der Fortsezung des Blasenfeuers, und wird durch dasselbe erwaͤrmt. –
                              Wenn er auf diese Art auch nicht auf den hohen Grad von Hize gebracht wird, wie
                              diejenigen, durch welche das aus dem Helm in die Schlange fuͤhrende
                              Zwischenrohr geleitet ist, so habe ich das gegen den Vortheil, daß die Maische,
                              obwohl hinlaͤnglich erwaͤrmt, doch lange nicht so leicht ins Kochen
                              koͤmmt, und im Maischwaͤrmer ihren Alkoholgehalt verliert, wie dieß
                              bei der gewoͤhnlichen Einrichtung derselben oft der Fall ist. Wollte man
                              jedoch bei dem beschriebenen Refrigerator auf dieser Art bestehen, so koͤnnte
                              der Vorwaͤrmer zwischen der Blase und dem Cilinder angebracht werden.
                           Die beigefuͤgte Zeichnung ist ruͤksichtlich der Verhaͤltnisse,
                              nach den in meiner Brennerei aufgestellten Geraͤthschaften genommen. Da der
                              Kessel eine rheinische Ohm haͤlt, so wird jeder Kupferschmied darnach die
                              noͤthigen Maaße finden koͤnnen. Liebhabern zu diesem Apparat, welche
                              nicht zu weit von Mannheim entfernt wohnen, wuͤrde ich jedoch rathen, sich
                              mit Kupferschmiedmeister Hr. Hug, daselbst zu benehmen, der denselben nach meiner
                              Angabe fertigte, und waͤhrend der Arbeit technische Erfahrungen machte, durch
                              welche er in den Stand gesezt ist, manche Verbesserungen bei der Bearbeitung
                              anzuwenden. Ich komme nun zur
                           
                        
                           Beschreibung des Kuͤhlapparates.
                           p das Schlangenrohr fuͤr den Durchgang der
                              Brandweindaͤmpfe;
                           t die Oeffnung, worin das aus der Maschine kommende Rohr
                              befestigt ist;
                           u die uͤber das Kuͤhlrohr laufenden etwa
                              3'' im Durchmesser haltenden, und beilaͤufig 4 Fuß langen Roͤhren, die
                              durch die kleinern Roͤhrchen vv in
                              Verbindung stehen;
                           w ein Wasserkasten, woraus das zum Kuͤhlen noͤthige Wasser durch das
                              Rohr xx in den Raum zwischen dem eigentlichen Kuͤhlrohr
                              und der daruͤber laufenden weiteren Roͤhre geleitet wird;
                           y der Hahn, durch welchen das erwaͤrmte
                              Kuͤhlwasser abfließt, welches hier zum Theil in den Einsaz des Cilinders
                              geleitet ist;
                           z ein Krahn zum Ablassen dieses Wassers, wenn nicht
                              gearbeitet werden soll.
                           Beim Gebrauch wird w mit Wasser gefuͤllt, und der
                              Krahn y, je nachdem die Kuͤhlung stark oder
                              schwach seyn soll, geoͤffnet. Das Wasser steigt durch die Roͤhren uu und v hindurch,
                              kuͤhlt die in der innern Roͤhre streichenden Brands
                              weindaͤmpfe, und fließt bei y wieder ab. Die
                              Wirkung dieses Kuͤhlapparats ist hier so groß, daß schon die zweite Biegung
                              des inneren Rohres bei x immer durchaus kalt bleibt, daß
                              also die Daͤmpfe schon in den obern zwei Drittheilen des Apparats genug
                              gekuͤhlt werden.
                           Die ganze Vorrichtung haͤngt im Brennhause an der Wand, und braucht weit
                              weniger Raum, als die gewoͤhnlichen Kuͤhlapparate.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
