| Titel: | Bericht des Hrn. Tarbé de Vauxclairs, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste, über ein Wasserrad ohne Arme, welches Hr. Jägerschmidt, Marktscheider zu Muzig im Oprt. des Niederrhein erfunden, und der Gesellschaft mitgetheilt hat. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXIV., S. 433 | 
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                        LXIV.
                        Bericht des Hrn. Tarbé de Vauxclairs, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste, über ein Wasserrad ohne Arme, welches Hr. Jägerschmidt, Marktscheider zu Muzig im Oprt. des Niederrhein erfunden, und der Gesellschaft mitgetheilt hat.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Dezember 1821. S. 347.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IX.
                        Tarbé de Vauxclairs Bericht über ein Wasserrad ohne Arme.
                        
                     
                        
                           Hr. Jaͤgerschmidt bemerkt, daß die Wasserraͤder nach der
                              gewoͤhnlichen Bauart zu wenig Festigkeit besizen, zumal wenn sie, wie bei
                              Hammerwerken, einen großen Widerstand zu uͤberwinden haben. Die
                              Wellbaͤume dieses Rades gehen gewoͤhnlich an den zur Aufnahme ihrer
                              Arme gemachten Zapfenloͤchern zu Grunde, und oͤfters brechen diese Arme selbst,
                              weil sie nicht stark genug sind. Diese bedeutenden Nachtheile veranlaßten ihn
                              uͤber eine zwekmaͤßigere Bauart solcher Raͤder nachzudenken,
                              und er glaubt, dieselbe in einem Rade ohne Arme, und folglich ohne
                              Zapfenloͤcher gefunden zu haben. Er versichert, daß ein solches von ihm
                              gebautes Rad durch 17 Monate Tag und Nacht ununterbrochen ohne die mindeste
                              Stoͤrung fortging. Nach seiner Zeichnung und Beschreibung wird dasselbe auf
                              folgende Weise verfertigt.
                           Nachdem der Wellbaum in gehoͤrigem Verhaͤltnisse zur Groͤße des
                              Rades vierekig zugehauen wurde, befestigt Hr. Jaͤgerschmidt auf jeder Flaͤche
                              desselben 5–6 Zoll starke Pfosten, die uͤber einandergelegt, und mit
                              Nageln unter sich befestigt werden. Er erhaͤlt auf diese Weise die Figur
                              eines Kreuzes, dessen Winkel gleichfalls mit anderen diagonal laufenden Pfosten
                              ausgesezt sind. Auf diese Weise entsteht ein hoͤlzerner Cilinder ohne alle
                              Hoͤhlung, auf welchem die Schaufeln oder Schoͤpfer so angebracht
                              werden, daß sie das Wasser langer als die gewoͤhnlichen Wasserraͤder
                              halten. Die Seiten dieser Schaufeln bestehen aus krummen Flaͤchen, welche
                              durch eiserne Bolzen und Baͤnder gehalten werden, und noch uͤberdieß,
                              wie die Felgen eines Kutschenrades, mit einem eisernen Reife versehen sind.
                           Ohne uͤber die Art und Weise der Ausfuͤhrung dieses Baues, welche die
                              Zimmerleute nach Verschiedenheit des ihnen zu Gebote stehenden Materiales
                              abaͤndern koͤnnen, sich weiter einzulassen, glaubt der Ausschuß sich
                              vorzuͤglich auf die Grundsaͤze beschranken zu muͤssen, auf
                              welchen das Sistem dieses Rades beruht. Er erkennt die Richtigkeit der Bemerkung des
                              Hrn. Jaͤgerschmidt, daß
                              man die Einzapfung der Arme in Zapfenloͤcher an Wasserraͤdern nicht
                              genug mißbilligen koͤnne; wie man indessen diesen Nachtheil, selbst mit
                              Beibehaltung der Arme, durch Kreuzung derselben um den Baum umher, statt daß sie
                              durch denselben durchgingen, beseitigen kann, ist bereits an mehreren großen
                              Trommelraͤdern praktisch dargestellt worden. Eine dieses neue Sistem eines
                              Wasserrades vorzuͤglich auszeichnende Einrichtung desselben ist der Umstand,
                              daß das Rad dicht und voll, und nicht hohl ist: allerdings ist ein solches dichtes
                              Rad, das eigentlich nur einen Holzblok bilden soll, weit fester als ein durch große
                              Weitungen in seinem Inneren leichter gebautes Rad; man muß indessen bemerken, daß
                              wenn ein solches dichtes Rad einen bedeutenden Durchmesser haben soll, es auch eine
                              bedeutende Schwere erhalten muß, wodurch folgende Nachtheile entstehen: 1) kann der
                              Wellbaum dadurch gebogen, ja sogar gebrochen werden; 2) wird die Reibung auf dem
                              Zapfenlager dadurch gar sehr vermehrtWenn man das
                                    Rad aus sehr leichtem, durch seine Zusammenfuͤgung darob nicht minder
                                    festen Holze, selbst aus Kork bauen wuͤrde, wurden diese
                                    Einwuͤrfe beseitigt werden. In unseren Alpen sind bei manchem
                                    Hammerwerke seit undenklichen Zeiten solche volle Raͤder, wie man sie
                                    nennt, im Gange. A. d. Ueb.: auch hat Hr. Jaͤgerschmidt nur ein Hammerrad von 7 Fuß
                              im Durchmesser erbaut. Der Ausschuß glaubt daher, daß dieses Sistem eines Raderbaues
                              bei Raͤdern von 12–20 Fuß im Durchmesser weniger Vortheile als
                              Nachtheile bringen wuͤrde; und da ferner kleine Raͤder
                              verhaͤltnißmaͤßig staͤrker sind, als groͤßere, so muß
                              man bedauern, daß die hier erreichte Vermehrung der Staͤrke nur an jenen
                              Raͤdern benuͤzt werden kann, die derselben gewoͤhnlich am
                              wenigsten beduͤrfen.
                           Es gibt indessen einzelne Faͤlle, wo der von Hrn. Jaͤgerschmidt vorgeschlagene Bau
                              vortheilhaft werden mag; und daher schlaͤgt der Ausschuß vor, denselben
                              oͤffentlich, jedoch mit der Bemerkungen, daß er nicht allgemein angewendet werden kann, bekannt
                              zu machen.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildung des Wasserrades ohne Arme und ohne Einzapfungen.
                           Fig. 9. zeigt
                              das Rad vom vorderen Ende des Baumes aus gesehen.
                           
                              a) Pfosten, welche den Raum zwischen dem
                                 Baume und dem Umfange des Rades ausfuͤllen;
                              b) eiserne Schwanzzapfen, welche die
                                 krummen Seitenflaͤchen an ihren Verbindungen zusammenhalten, und das
                                 Auseinanderweichen derselben hindern: sie befinden sich an beiden Seiten
                                 derselben, sind 6 Linien stark, in das Holz verdenkt, und mittelst Bolzen unter
                                 einander verbunden;
                              c) kleine Keile rings um das Rad, an
                                 beiden Seiten desselben, wodurch die Pfosten desto staͤrker an die
                                 krummen Seitenflaͤchen angetrieben werden.
                              
                           Fig. 10.
                              stellt die Abtheilungen der Schaufeln, oder Schoͤpfer nach einer neuen
                              Vorrichtung dar. Hr. Jaͤgerschmidt versichert, daß das Wasser in denselben
                              laͤnger, als nach der gewoͤhnlichen Methode, verweilt.
                           Fig. 11. das
                              Rad von vorne. Die Seite d wird durch zwei Stellreife
                              (cercles à clavette) befestigt, welche, wenn
                              dieses Wasserrad einen Hammer treiben soll, 4–5 Linien dik seyn
                              muͤssen. Auch die Seite e muß von zwei solchen
                              Reifen umgeschlossen werden; man ließ sie aber hier unbedekt, um die zwei Lagen der
                              krummen Seitenflaͤchen zu zeigen, welche durch hoͤlzerne
                              Naͤgel, Fig.
                                 13., unter einander verbunden sind.
                           Fig. 12.
                              zeigt, daß der Theil f des Baumes, auf welchem das Rad
                              ausgezimmert ist, vierekig ist, auf diesem Viereke, durch welches die Groͤße
                              des Rades bestimmt wird, sind die Pfosten aufgesezt, welche den Raum des Rades bis zu dem Umfange desselben
                              hin ausfuͤllen.
                           Fig. 13.
                              zeigt zwei, durch eine dritte verbundene, Seitenflaͤchen, welche dritte
                              Seitenflaͤche mittelst hoͤlzerner Naͤgel zur
                              Verstaͤrkung der Verbindung derselben auf der Zusammenfuͤgung der
                              beiden anderen, x, aufgesezt ist.
                           Fig. 14.
                              zeigt die Weise, wie die Pfosten aFig. 9., vom
                              Wellbaume an bis zum Umfange des Rades uͤber einander befestigt werden. Diese
                              Vereinigung oder Befestigung geschieht naͤmlich mittelst großer
                              hoͤlzerner Naͤgel g.g.
                           Fig. 15.
                              Loͤcher, welche obige hoͤlzerne Naͤgel aufnehmen.
                           Fig. 16.
                              Theil der Reife, welcher zeigt, wie dieselben vorgerichtet sind, um die krummen
                              Seitenflaͤchen des Rades, Fig. 11. zu
                              verbinden.
                           Fig. 17.
                              Stellplatte, welche, in die Oeffnung h eingetrieben, den
                              Reif sowohl rechts als links anzieht, indem sie wie ein Keil wirkt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
