| Titel: | Beschreibung gewisser Verbesserungen an Dampfmaschinen und Siedekesseln, worauf Alexander Haliburton, Esqu., auf den Eisenwerken zu Haigh bei Wigan in der Grafschaft Lancaster am 27 Feb. 1818 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXVII., S. 452 | 
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                        LXVII.
                        Beschreibung gewisser Verbesserungen an Dampfmaschinen und Siedekesseln, worauf Alexander Haliburton, Esqu., auf den Eisenwerken zu Haigh bei Wigan in der Grafschaft Lancaster am 27 Feb. 1818 ein Patent erhielt.
                        Aus dem Repertory of Arts. Manufactures etc. Agriculture. N. CCXXXIX. Aprill. 1822. S. 263.
                        Mit Abbildungen auf Tab. X.
                        Haliburton's Verbesserungen an Dampfmaschinen und Siedekesseln.
                        
                     
                        
                           Man hat bisher den Druk des Dampfes als die einzige Ursache
                              des Berstens und der Explosionen der Siedekessel an den Dampf-Maschinen
                              betrachtet, und daher haben sich alle Mittel, derselben vorzubeugen,
                              vorzuͤglich auf Verbesserungen und Regulierung der Sicherheits-Klappen
                              beschraͤnkt. Bei genauerer Betrachtung dieses Gegenstandes wird es jedoch
                              klar, daß die blosse Ausdehnungskraft des Dampfes nicht hinreicht, um alle diese
                              Phaͤnomene zu erklaͤren. In vielen Faͤllen dieser Art, und in einem, den
                              ist selbst zu beobachten Gelegenheit hatte, sind die Siedekessel nicht bloß
                              zersprungen, sondern wirklich uͤber ihr Lager empor gehoben, und in eine
                              bedeutende Entfernung sammt Ziegeln und was daran anhing, geschlaͤudert
                              worden. Von dem Druke des Dampfes in einem Siedekessel, aus welchem die
                              atmosphaͤrische Luft ausgeschlossen ist, konnte dieß nimmermehr
                              herruͤhren; denn der Dampf wirkt nach allen Richtungen gleich,
                              aufwaͤrts, abwaͤrts, und nach der SeiteUnd seine
                                    Wirkung unterliegt daher dem Gesetze des mindesten Widerstandes. Hinc illae lacrymae etc. so gut, als aus den von
                                    Hrn. A. Haliburton unten entwikelten
                                    Gruͤnden. A. d. Ueb.. Man muß daher noch auf irgend etwas
                              anderes, als auf die blosse Ausdehnungs-Kraft des Dampfes, Ruͤksicht
                              nehmen. Und dieß scheint mir die Explosion des Wasserstoffgases zu seyn, welches
                              durch Zersetzung des Wassers mittelst des Eisens entsteht, und welches unter
                              gewissen Umstaͤnden mit der Flamme des Ofens in Beruͤhrung kommt. Wenn
                              der Druk des Dampfes groß ist, wie er es bey der Maschine ohne Verdichter seyn muß,
                              oder, wenn der Speisungs-Aparat in Unordnung geraͤth, und nicht genug
                              Wasser zufliessen kann, und folglich ein Theil des Bodens und der Seiten des
                              Siedekessels, welche in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem Feuer stehen,
                              unbedekt bleiben, werden diese Theile des Kessels bald rothgluͤhend, und das
                              Wasser, das in den unteren Theilen im siedenden Zustande zuruͤkbleibt, und in
                              kurzen Zwischenraͤumen uͤber die rothgluͤhenden Theile des
                              Kessels wegschlaͤgt, wird in jedem Wellchen zum Theile zersezt, und entwikelt
                              Wasserstoffgas. Wenn, unter solchen Umstaͤnden, das uͤberhizte Metall
                              schmilzt, oder durch den Druk berstet, faͤhrt das Gas durch die Oeffnung in
                              den Ofen hinaus, und erzeugt, in dem Augenblike, wo es die Flamme beruͤhrt,
                              die Explosion. Eine andere Ursache der schnellen Zerstoͤrung der
                              Siedekessel ruͤhrt von der Unreinigkeit des angewendeten Wassers her. Auf der
                              See, oder in Stroͤmen, in welche das Meerwasser Zutritt hat, ist Kochsalz in
                              denselben aufgeloͤset, und nebenher noch andere salzige, und erdige
                              Substanzen, welche sich mehr oder minder, in dem Verhaͤltnisse als viel
                              Wasser gebraucht wurde, an den Boden des Gefaͤsses anlegen. Auch das meiste
                              Brunnen-Wasser haͤlt erdige Stoffe in sich aufgeloͤset, die
                              gleichfalls auf dieselbe Weise zu Boden fallen. Dieser Bodensatz bildet, ausserdem
                              daß er die Zersezung des Kessels beschleunigt, eine harte Rinde die nur langsam von
                              der Hize durchdrungen wird, welche, auf das Metall zuruͤk wirkend, gar bald
                              Zerstoͤrung an irgend einem Theile des Kessels veranlaßt. Wenn diese
                              Ansichten uͤber einen so wichtigen Gegenstand richtig sind, und nach den
                              daruͤber aufgestellten Thatsachen scheint kein Zweifel daruͤber
                              obzuwalten, so folgt, daß keine Vorsichts-Maßregel, die nicht im Stande ist,
                              Entwikelung des Wasserstoffgases und Explosion desselben und den Niederschlag auf
                              den Boden des Siedekessels zu verhindern, jemahls es vermoͤgen wird, der
                              Wiederkehr dieser schreklichen Ereignisse vorzubeugen, welche das Publikum eben so
                              sehr fuͤrchten muß, als es dadurch Gefahr laͤuft. Mein Siedekessel ist
                              daher nach Grundsaͤzen vorgerichtet, welche diesem grossen Ungluͤke
                              auf eine kraͤftige Weise zu steuern vermoͤgen, indem er erstens stets
                              so viel Wasser erhaͤlt, als noͤthig ist, um ihn bis auf einen Punkt
                              gefuͤllt zu erhalten, welcher uͤber alle jene Theile emporragt, die
                              der unmittelbaren Einwirkung des Feuers ausgesezt sind. Dieß geschieht in meinem
                              Kessel mittelst einer Wasserregulirungs-Klappe, welche so eingerichtet ist,
                              daß sie mit dem Kessel niedersinkt, und mittelst Hebel, welche auf eine Klappe in
                              dem Dampfrohre so wirken, daß sie die Bewegung der Maschine gaͤnzlich
                              stellen, ehe das Wasser in dem Kessel so sehr erschoͤpft werden kann, daß
                              irgend ein Theil des Bodens von demselben unbedekt bleibe.
                           
                           Zweitens indem jedem Niederschlage von erdigen oder salzigen Theilen, welche auf
                              irgend einem Theile des Kessels, worauf das Feuer vorzuͤglich einwirkt,
                              liegen bleiben koͤnnten, vorgebeugt wird. Nur die oberen Flaͤchen der
                              Zugroͤhren stehen an diesem Kessel in unmittelbarer Beruͤhrung mit dem
                              Feuer, und, um jedem Niederschlage an denselben mit Sicherheit zuvorkommen zu
                              koͤnnen, bringe ich ein Dach oder mehrere Daͤcher, einen Sattel oder
                              mehrere von Eisen, Holz oder irgend einer anderen schiklichen Materie horizontal,
                              diagonal oder in irgend einer anderen zwekmaͤßigen Richtung an irgend einer
                              Stelle innerhalb des Kessels zwischen der obersten und untersten
                              Wasserflaͤche so an, daß dadurch alle erdigen salzigen und anderen
                              Unreinigkeiten, welche aus dem Wasser waͤhrend der Verwandlung desselben in
                              Gas niederfallen moͤgen, aufgefangen werden koͤnnen. Von diesen
                              Daͤchern oder Saͤtteln wird dieser Niederschlag entweder abgenommen,
                              oder in die Hoͤhlungen zwischen den Zugroͤhren geleitet, und von dort
                              mittelst eigener dazu angebrachter Thuͤren oder auf irgend eine andere
                              zwekmaͤßige Weise fortgeschaft.
                           Fig. 3. Tab.
                              X. ist ein Grundriß des Siedekessels. BB, ist die
                              innere Zugroͤhre, welche in dem Wasser vollkommen umher laͤuft, und
                              dann in die aͤußere Zugroͤhre CC
                              uͤbergeht, welche auswendig um den Kessel herumlaͤuft, und sich dann
                              in dem Schornsteine E endet.
                           Fig. 4. ist
                              ein Enddurchschnitt des Kessels. Die Linie E stellt die
                              Hoͤhe des Wassers in dem Kessel dar. FF
                              sind die Daͤcher oder Saͤttel, welche uͤber dem oberen Theile
                              der Zugroͤhren angebracht sind; auf diese Daͤcher oder Saͤttel
                              faͤllt aller Niederschlag nieder, und dadurch wird aller rindenartige
                              Ueberzug auf den Zugroͤhren BB beseitigt.
                              Diese Daͤcher oder Saͤttel koͤnnen entweder an Stangen, welche
                              von der oberen Deke des Kessels herabsteigen, aufgehaͤngt seyn, oder von den Enden
                              desselben an ihren Seiten getragen werden. CC ist
                              die aͤußere Zugroͤhre, welche sich in dem Schornsteine endet. Diese
                              Zugroͤhre ist aus gegossenem oder aus geschlagenem Eisen, um den Kessel auch
                              dort einsezen zu koͤnnen, wo Mauerwerk nicht angebracht werden kann. GGG sind kleine Thuͤren oder
                              Hauptloͤcher, durch welche der Niederschlag gelegentlich weggeschaft werden
                              kann.
                           Fig. 5. ist
                              ein Durchschnitt und Aufriß des Kessels und des Schornsteines mit den
                              Sicherheit-Klappen. 1 ist eine Sickerheits-Klappe, welche innerhalb
                              des Kessels bis auf einen gewissen Druk beladen ist, und nicht unter der Aufsicht
                              des Maschinisten steht. 2 eine Sicherheit-Klappe unter Aufsicht des
                              Maschinisten. 3 eine Wasserregulirungs-Klappe, um die Maschine eher in
                              Stillstand zu bringen, als das Wasser bis auf die Hoͤhe des oberen Theiles
                              der Zugroͤhren hinabsinkt. Diese Klappe wird durch den Schwimmer A, welcher in dem Wasser des Siedekessels eingetaucht
                              ist, in Bewegung gesezt; wenn naͤmlich das Wasser bis auf einen gewissen
                              Punkt verduͤnstet ist, so macht der dadurch sinkende Schwimmer A das Rad B sich drehen,
                              welches durch die gewoͤhnliche Hebelvorrichtung mittelst Hebel, die an seiner
                              Achse angebracht sind, auf eine in dem Dampfrohre C
                              angebrachte Klappe wirkt, und die Verbindung mit der Maschine unterbricht. Drittens
                              besteht meine Verbesserung der Dampfmaschinen in Erfindung einer Klappe, welche
                              durch eine einfache Bewegung, welche nicht gestoͤrt und in Unordnung gebracht
                              werden kann, den Dampf in einen Theil des Cilinders gelangen laͤßt, und
                              demselben den Eintritt in den anderen Theil desselben verwehrt, waͤhrend sie
                              eine gleichzeitige Verbindung zwischen dem lezteren und dem Verdichter
                              unterhaͤlt.
                           Fig. 6. ist
                              ein Querdurchschnitt der Klappe. A ist die
                              Dampfroͤhre, welche mit dem Siedekessel in Verbindung steht. BB sind die Dampfzuͤge, welche in die obere
                              und untere Abtheilung des Cilinders laufen, und sich in denselben enden. CCC sind die aͤußeren Flaͤchen der
                              Klappe, welche die Form eines abgestuzten Kegels besizt, und in welchen der hohle
                              Stoͤpsel DDD luftdicht eingeschliffen ist.
                              Dieser hohle Stoͤpsel hat an seinem Umfange drei gleichweit von einander
                              entfernte Dampfloͤcher oder Duchzuͤge fuͤr den Dampf, die bei
                              EE und F
                              dargestellt sind; zwei derselben, EE, treffen in
                              der Hoͤhlung des Stoͤpsels zusammen, und stehen dadurch mit dem
                              Verdichter in Verbindung. Die andere Oeffnung F steht
                              nicht mit dem Inneren des Stoͤpsels in Verbindung, sondern endet sich in
                              einer Kammer an dem oberen Theile desselben, welche durch eine Verlaͤngerung
                              des aͤußeren Gehaͤuses gebildet wird, und in welche die
                              Dampfroͤhre A sich entladet.
                           Fig. 7. ist
                              ein senkrechter Durchschnitt der Klappe. A das
                              Dampfrohr. B eine der Roͤhren, welche mit dem
                              Cilinder in Verbindung steht. CC das
                              aͤußere Gehaͤuse, welches die Kammer G
                              durch seine Verlaͤngerung bildet. DDD der
                              hohle Stoͤpsel, welcher an seinem Grunde mit dem Verdichter in Verbindung
                              steht. E eine der Ausleitungsroͤhren, welche sich
                              durch den Stoͤpsel entladen. F der Dampfweg,
                              welcher sich in die Kammer G oͤffnet, und mit der
                              Hoͤhlung des Stoͤpsels keine Gemeinschaft hat. H die Stange, durch welche die Klappe in Thaͤtigkeit gesezt wird.
                              Sie geht auf gewoͤhnliche Art durch eine
                              Verschließungs-Buͤchse, und kann mittelst eines excentrischen
                              Triebwerkes oder auf irgend eine andere gewoͤhnliche Weise in Bewegung gesezt
                              werden. Die Wirkung der Klappe besteht darin, daß sie den Durchgang des Dampfes E zwischen den Dampfzuͤgen BB wechseln laͤßt, und da F gleichweit entfernt von den Dampfabzuͤgen BE ist, so wird stets einer derselben mit B zusammentreffen, waͤhrend F den anderen mit Dampf versieht, und so wird die
                              Bewegung der Maschine dadurch hervorgebracht, daß die obere und untere Abtheilung
                              des Cilinders abwechselnd mit Dampf versehen, und der Dampf verdichtet wird. Urkunde
                              dessen etc.
                           
                        
                     
                  
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