| Titel: | Beschreibung des dem Benjamin Thompson von Ayton Cottage in der Grafschaft Durham ertheilten Patentes auf eine Methode zur Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen und eisernen Riegelwegen, Plattenschienen und anderen Straffen. Dd. 24. Oktober 1821. | 
| Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXI., S. 464 | 
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                        LXXI.
                        Beschreibung des dem Benjamin Thompson von Ayton Cottage in der Grafschaft Durham ertheilten Patentes auf eine Methode zur Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen
                           und eisernen Riegelwegen, Plattenschienen und anderen Straffen. Dd. 24. Oktober 1821.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufact. et Agricult. N. CCXXXVIII. Maͤrz 1822. S. 205.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VIII.
                        Thompson's Erleichterung des Fuhrwerkes auf hölzernen und eisernen Riegelwegen.
                        
                     
                        
                           Ich erklaͤre, daß meine Erfindung in der Anwendung von
                              zweien oder mehreren feststehenden (fixed) Dampf-
                              oder andern Maschinen
                              besteht, welche auf einer Eisenbahn oder andern Strasse in solcher Entfernung
                              voneinander angebracht werden, als nach der Beschaffenheit des Grundes am bequemsten
                              befunden wird, und auf eine solche Art, daß die Wirkung solcher Dampf- oder
                              anderer Maschinen untereinander wechselnd und gegenseitig (inter changeable and reciprocal) wird, wie ich weiter unten anzeigen
                              werde. Um meine Erfindung und ihre Anwendung desto besser verstaͤndlich zu
                              machen, finde ich noͤthig anzufuͤhren, daß es bis jezt verschiedene
                              Arten gibt, deren man sich bedient, um durch thierische oder mechanische
                              Kraͤfte Wagen auf Eisenbahnen fortzuschaffen, wo der Transport
                              vorzuͤglich oder ganz in einer Richtung geht. Feststehende Maschinen werden
                              gebraucht, um beladene Wagen an schiefen Flaͤchen hinauf zu ziehen, indeß die
                              leeren Wagen vermoͤge ihres eigenen Gewichtes auf derselben Flaͤche
                              zuruͤk gehen, und die Seile von der Maschine mit sich fort nehmen.
                              Selbstwirkende schiefe Flaͤchen werden gebraucht, wo beladene Wagen mit einem
                              hinreichenden Fall abwaͤrts gehen koͤnnen, um eine gleiche Anzahl
                              zuruͤk kommender leerer Wagen zugleich aufwaͤrts zu ziehen; und wo
                              eine oder die andere dieser Methoden wegen Mangel an hinreichendem Gefaͤlle,
                              oder wegen Abweichungen und Beugungen der Strasse nicht anwendbar ist, da bedient
                              man sich zum Fortziehen der Wagen der Pferde, und in einigen, doch sehr wenigen
                              Faͤllen der wandelnden Dampfmaschinen (loco motive
                                 Engines). Man hat auch Ketten ohne Ende angewendet, allein wegen der großen
                              Reibung und der hiedurch verursachten Kraftverschwendung ist der Gebrauch derselben
                              nur auf wenige Faͤlle und kurze Entfernungen beschraͤnkt geblieben.
                              Diese Methoden, verbunden oder einzeln, nach Umstaͤnden, gaben bis jezt die
                              Mittel zum Transporte auf Riegelwegen und Eisenbahnen. Durch meine Vorrichtung
                              duͤrften solche in den meisten Faͤllen, und mit betraͤchtlichem
                              Vortheil, alle beseitigt werden. Die Strasse mag auf ihrer ganzen Laͤnge mehr
                              oder weniger steigen oder fallen, ganz eben oder wellenfoͤrmig seyn,
                              gleichviel; so werden die Wagen, beladen und leer, in beiden Richtungen mit einer
                              gleichfoͤrmigen und groͤßern Geschwindigkeit fortgezogen, als bisher
                              auf irgend eine Art moͤglich war. Eine Strasse, auf welcher diese meine
                              Erfindung angewendet werden soll, muß in Stationen abgetheilt werden, deren Abstand
                              von einander nach der Beschaffenheit des Grundes hinsichtlich seines Steigens und
                              Fallens, und nach den Wendungen oder Kruͤmmungen der Strasse zu bestimmen
                              ist. Je mehr der Grund einer horizontalen Flaͤche sich naͤhert, je
                              weniger zahlreich und scharf die Beugungen sind, desto weiter koͤnnen die
                              Stationen von einander entfernt seyn. Im Gegentheile, wenn auf der Linie der Strasse
                              viele und große Unebenheiten, und viele und scharfe Wendungen vorkommen,
                              muͤssen die Stationen um so naͤher zusammengeruͤkt werden.
                           Nun folgt eine lange Beschreibung mit einem beigefuͤgten kleinen Holzschnitte,
                              der auf Tab. VIII. abgebildet ist, woraus das
                              Wesentliche dieser Erfindung kuͤrzlich in Folgendem sich ergibt.
                           In einer Entfernung von 1 3/4 bis 2 englischen Meilen (9240 bis 10,560 Fuß) werden
                              zwei Dampfmaschinen erbaut. Zwei Seile, welche von einer Maschine zur andern
                              reichen, sind mit ihren beiden Enden an zwei cilindrischen Raͤdern
                              (sogenannten Goͤpelkoͤrben) so befestigt, daß, waͤhrend das
                              eine Seil a durch die Kraft der Maschine Nr. 2.
                              aufgewikelt, eine Anzahl daran befestigter Wagen von Nr. 1. bis Nr. 2. zieht, das
                              andere Seil b von seinem (fuͤr den Augenblik
                              ausser aller Verbindung mit der Maschine Nr. 2. gesezten) Rade sich ungehindert
                              abhaspelt, und von der Maschine Nr. 1. zuruͤkgezogen und aufgewunden, eine
                              gleiche Anzahl (leerer oder beladener) Wagen in entgegengesezter Richtung von Nr. 2.
                              nach Nr. 1. fuͤhrt. Nun wird der naͤchstfolgende Wagenzug bei Nr. 1.
                              an das Seil b gehaͤngt, und, nachdem das Rad, an
                              welchem solches aufgewikelt worden ist, von dem eingreifenden Raͤderwerke der
                              Maschine Nr. 1. losgemacht worden, dessen anderes Ende von der Maschine Nr. 2.
                              angezogen und aufgewikelt, waͤhrend die Retourwagen am Seile a von Nr. 2. nach Nr. 1. durch die Maschine Nr. 1.
                              gezogen werden. Auf diese Art kann jede Anzahl von Wagen von einer Station zur
                              andern unaufhoͤrlich und ohne Zeitverlust, auf einer Seite vor- auf
                              der andern ruͤkwaͤrts, durch die Kraft von zwei oder mehreren, in
                              einer Reihe angebrachten, gewoͤhnlichen Dampfmaschinen geschaft werden, indem
                              die Seile wechselweise von einer Maschine angezogen und aufgewikelt, und von der
                              andern wieder nachgelassen und abgehaspelt werdenEs versteht
                                    sich, daß hiebei, wenn der Transport ununterbrochen vor- und
                                    ruͤkwaͤrts fortgehen soll, die Eisenbahnen doppelt, oder zwei
                                    nebeneinander vorgerichtet werden muͤssen. A. d. Ueb..
                           Die Geschwindigkeit, mit welcher die Wagen auf diese Art fortgezogen werden sollen,
                              gibt Hr. Thompson zu 7 3/4 bis 10 Fuß in jeder Sekunde (5 1/2 bis 7 englische Meilen
                              in einer Stunde) an, und er berechnet die hiedurch bewirkte Ersparniß zu 75 pro Cent
                              von den Kosten des gewoͤhnlichen Transportes durch Pferde. – Um das
                              Schleppen und Reiben der langen und schweren Seile auf dem Boden zu
                              verhuͤten, bringt er zwischen den Schienen der Eisenbahnen in schiklichen
                              Entfernungen Friktions-Raͤder oder Rollen an, welche da, wo der Zug
                              geradaus geht, 25 Fuß voneinander in vertikaler Lage, bei Kruͤmmungen der
                              Strasse hingegen naͤher aneinander und schraͤge gestellt werden.
                           
                        
                           Bemerkungen des Patent-Traͤgers.
                           Hr. Thompson erzaͤhlt hier die Resultate eines Versuches, welchen er mit
                              dieser seiner Erfindung auf einer Eisenbahn an dem Steinkohlen-Werke von Ouston in der
                              Grafschaft Durham, sieben Meilen von Newcastle, mit gutem Erfolge angestellt hat.
                              „Auf einem ziemlich unebenen Terrain werden hier sechs aneinander
                                 gehaͤngte Wagen, zusammen mit 318 Centner beladen, mit einer
                                 Geschwindigkeit von 10 1/2 Fuß in jeder Sekunde (was dreimahl schneller, als der
                                 gewoͤhnliche Pferde-Schritt ist,) fortgezogen, und, nach Hrn.
                                 Thompsons Berechnung, auf einer einzigen Station, von 6945 Fuß in der
                                 Laͤnge, uͤber 500 Pfund Sterling jaͤhrlich an Pferden
                                 erspart.“ – Er faͤhrt dann folgender Massen fort:
                           
                              „Sieben Meilen in einer Stunde scheint dem Patent-Traͤger
                                 unter allen Umstaͤnden die vortheilhafteste Geschwindigkeit zu seyn; doch
                                 wuͤrde er uͤberhaupt eine noch schnellere Bewegung, von 10 Meilen
                                 in der Stunde, vorziehen, auf einer Eisenbahn, wo alle uͤbrigen davon
                                 abhaͤngigen Operationen gleichzeitig verrichtet werden koͤnnten.
                                 Wie schnell auch dieses scheinen mag, so ist er uͤberzeugt, daß auf einer
                                 gut angelegten Bahn beladene Wagen mit vollkommener Sicherheit segar
                                 zwoͤlf Meilen in jeder Stunde zuruͤk legen koͤnnten; und da
                                 bei jedem starken Verkehre ein schneller Transport von der hoͤchsten
                                 Wichtigkeit ist, so duͤrfte uͤberall, wo man die Mittel dazu hat,
                                 die groͤßt moͤgliche Geschwindigkeit vorgezogen werden. Durch
                                 keine der gegenwaͤrtig uͤblichen Arten von Transport kann eine
                                 solche Schnelligkeit der Bewegung erhalten werden, als durch die hier
                                 beschriebene Wechsel-Wirkung fest stehender Maschinen. Die wandelnden
                                 Dampf-Maschinen oder Dampf-Wagen (loco
                                 motive
                                 steam-engines)
                                 sind einer solchen Schnelligkeit nicht faͤhig, da selbe kaum den Gang
                                 eines gewoͤhnlichen Pferde-Schrittes vertragen, weil sie
                                 vermoͤg ihrer Bauart die Stoͤsse und zitternde Bewegung nicht
                                 aushalten koͤnnen, welchen sie selbst auf den vollkommensten Eisenbahnen
                                 unvermeidlich ausgesezt sind.
                              
                           Da diese Dampfwagen bis jezt das einzige mechanische Surrogat fuͤr Pferde auf
                              Eisenbahnen waren, so findet der Patent-Traͤger sich veranlaßt, seine
                              Bemerkungen uͤber dieselben noch weiter auszudehnen.
                           Die Vorrichtungen der Herren Blenkinsop, Chapman und Brunton
                              Diese in den
                                    XXI und XXIV. Banden des Repertory of Arts
                                    beschriebenen Patent-Erfindungen bestehen in gezahnten eisernen
                                    Windenstangen, welche der ganzen Laͤnge nach neben der Eisenbahn
                                    angebracht sind, in eisernen Ketten, und in Schubstangen oder
                                    kuͤnstlichen Fuͤssen, mittelst deren die Dampfwagen
                                    fortgestossen werden. A. d. Ueb.) koͤnnen den Widerstand
                              bey maͤssig ansteigendem Grunde uͤberwinden. – Die Wirkung
                              aller uͤbrigen beruhet auf dem Widerstande der eisernen Schienen oder Platten
                              gegen die Raͤder, ohne welchen diese sich nicht fortwaͤlzen
                              koͤnnen, sondern schleifend umgehen, und es koͤmmt daher hiebey darauf
                              an, in der Beruͤhrung zwischen den Raͤdern und Schienen die
                              moͤglich groͤßte Reibung zu schaffen
                              Dennoch ist ein Steigen von 1/4 Zoll auf 3 Fuß Laͤnge (1 Fuß auf 144) das
                              hoͤchste, was solche Maschinen mit einer angehaͤngten Last
                              uͤberwaͤltigen koͤnnen.Und zwar nur
                                    bei trokner Witterung, da die Bahnen und Raͤder etwas rauh sind; beim
                                    Regen, da ihre Oberflaͤchen schluͤpfriger werden, gleiten die
                                    Raͤder aus, und der Wagen koͤmmt nicht vorwaͤrts. A. d.
                                    Ueb. Diese Reibungen, nebst dem eigenen Gewichte des Dampfwagens,
                              verursachen aber eine so bedeutende Kraftverschwendung, daß
                              verhaͤltnißmaͤssig nur ein kleiner Theil (hoͤchstens 35 pro
                              Cent.) derjenigen Kraft, welche die Maschine ausuͤbt, fuͤr die
                              eigentliche Wirkung: das Fortziehen der angehaͤnten beladenen Wagen,
                              uͤbrig bleibt. Auf drei oder hoͤchstens vier solcher wandelnder
                              Maschinen ist daher immer wenigstens noch eine besondere Hilfs- oder
                              Vorspann-Maschine noͤthig, und zugleich die bestaͤndige und
                              wachsamste Aufsicht eines dirigirenden Mechanikers, um nur eine leidentlich sichere
                              Wirkung zu erhalten. Zahlreiche und kostbare Versuche sind mit diesen Dampfwagen
                              schon gemacht, aber groͤßtentheils auch wieder aufgegeben worden; und es ist
                              noch die Frage, ob hiebei auch nur ein einziges Mal ein wirklicher Vortheil oder
                              eine Ersparniß in Vergleich mit dem gewoͤhnlichen Pferdezug sich ergeben
                              habe. In einem Falle, wo man den Versuch mit einem Aufwande von mehreren Tausend
                              Pfund Sterling, und mit den vollkommensten Maschinen unternommen hatte, ward dieser
                              Plan ganz aufgegeben, und man spannte wieder Pferde vor, nicht nur wegen der damit
                              verknuͤpften Schwierigkeiten, Muͤhe und verdruͤßlichen
                              Zufaͤlle, sondern auch weil man sich von der groͤssern Kostbarkeit in
                              der Unterhaltung uͤberzeugt hatte.Diese im
                                    Jahre 1822 in England geschriebenen praktischen Bemerkungen
                                    bestaͤtigen im vollsten Maaße dasjenige Urtheil, welches unser
                                    Landsmann, derk. b. Oberst Bergrath Hr. R. J. v. Baader, schon im Jahre 1816 in
                                    seinen zu Muͤnchen erschienenen Bemerkungen
                                       uͤber die von Hrn. v. R. angekuͤndigte Verbesserung der Dampfmaschine
                                       und die Anwendung, derselben auf Fuhrwerke, uͤber die
                                    Brauchbarkeit solcher wandelnder Dampfmaschinen oder Dampfwagen
                                    gefaͤllt hat; und nach diesen Erfahrungen und Bemerkungen
                                    laͤßt sich zum Voraus ermessen, was man von der neuerlichst in
                                    oͤffentlichen Blaͤttern angekuͤndigten, in England,
                                    Frankreich und Deutschland zugleich patentisirten Erfindung des Hrn.
                                    Griffith zu halten
                                    und zu erwarten habe, welcher durch die Kraft des Wasser-Dampfes auf gewoͤhnlichen Landstrassen
                                    Berg- an und Berg- ab reisen will. Wenn es mit diesem Prinzip
                                    schon auf Eisenbahnen so schlecht geht, wo doch der Widerstand des
                                    Fuhrwerkes kaum den zehnten Theil desjenigen betraͤgt, welcher auf
                                    der beßten Chaussee Statt findet, was soll da auf gewoͤhnlichen
                                    rauhen und unebenen Strassen heraus kommen? – Ohne daher auf die Gabe
                                    der Prophezeiung Anspruch zu machen, glauben wir hier doch bestimmt vorher
                                    sagen zu koͤnnen, daß der durch seine vielen Reisen bekannte Herr
                                    Griffith das Ende
                                    seiner Reisen erreicht haben wird, wenn er kuͤnftig die
                                    Wasserdaͤmpfe statt der Pferde vorspannen will, und daß es ihm mit
                                    der Loͤsung dieser Aufgabe nicht besser ergehen wird, als es vor
                                    zwanzig Jahren dem Hrn. Trevithick in England, und vor 6 Jahren einem unserer
                                    deutschen Mechaniker ergangen ist, wovon jezt kein Mensch mehr spricht.
                                    – Wahrscheinlich wird man auch von Hrn. Griffith's Erfindung in der Folge nichts
                                    mehr hoͤren, wie man bis auf den heutigen Tag von jener
                                    Famoͤsen Dampf-Post-Kutsche nichts mehr gehoͤrt
                                    hat, welche, nach einer vor zwei Jahren zu Dublin gedrukten und in allen
                                    englische, franzoͤsische und deutsche Zeitungen aufgenommenen
                                    Ankuͤndigung von einem festgesezten Tage angefangen
                                    regelmaͤssig zwischen Dublin und Belfast hin
                                       und her jagen sollte!!! – A. d. Ueb.
                              
                           
                           Es gibt aber gegen dieses Prinzip noch eine andere Betrachtung von nicht geringem
                              Blauge: der vergroͤsserte Aufwand, welchen schon die erste Anlage einer
                              solchen Vorrichtung fuͤr die Eisenbahn selbst verursacht.
                           Das ungeheure Gewicht solcher Dampfwagen erfodert naͤmlich auch eine weit
                              staͤrker und massiver gebaute Eisenbahn, als fuͤr gewoͤhnliche
                              darauf gehende Fuhrwerke noͤthig ist. In diesem Theile des
                              Koͤnigreiches (Newcastle an der Tyne),wo man den Bau der Eisenbahnen zu einer
                              hoͤhern Vollkommenheit als anderswo gebracht hat, ist ein Newcastle Chaldron
                              Steinkohlen, (verordnungsmaͤssig 53 Centner) das groͤßte Gewicht eines
                              Wagens. Fuͤr solche maͤssige Ladungen ist eine Eisenbahn stark genug,
                              welche weniger als 2/3tel des Gußeisens enthaͤlt, welches eine Bahn erfodert,
                              auf der ein Dampfwagen gehen soll;Hiezu
                                    koͤmmt noch die groͤßte und wichtigste Einwendung hinsichtlich
                                    der Gefahr des Zerspringes, welcher diese wandelnden Dampfmaschinen mehr als
                                    jede andere ausgesezt sind, da zu denselben der gewoͤhnliche und ganz
                                    gefahrlose Watt'sche Mechanismus, dessen Wirkung hauptsaͤchlich auf
                                    der Verdichtung der Daͤmpfe durch kaltes Wasser, und dem hiedurch
                                    erzeugten luftleeren Raume beruhet, durchaus nicht brauchbar ist, weil man
                                    hiezu nebst dem ganzen Maschinenwerk auch noch ungeheuere Reservoirs mit
                                    kaltem Wasser mit schleppen muͤßte, und daher nur das Prinzip van
                                    Trevithik mit gespannten oder uͤberspanntem Dampfe benuͤzt
                                    werden kann. Wirklich haben sich auch schon mehrere schrekliche
                                    Ungluͤksfaͤlle mit solchen Dampfwagen in England ereignet. A.
                                    d. Ueb. aber eine lange, ausgedehnte und sehr thaͤtige
                              Erfahrung von mehr als zwanzig Jahren hat den Patent-Traͤger uͤberzeugt, daß eine
                              Ladung von einer Tonne bis 1 1/2 Tonnen (20 bis 30 Centner) in jeder Hinsicht, wo es
                              die Umstaͤnde erlauben, die bequemste und vortheilhafteste ist. Eine Strasse
                              fuͤr solche Wagen wuͤrde nur wenig mehr als 1/3tel das fuͤr das
                              Dampfwagen-Sistem noͤthigen Eisens erfodern, auch wenigem
                              Beschaͤdigungen ausgesezt, und wohlfeiler und leichter zu unterhalten
                              seyn.
                           Die Anwendung fest stehender, wechselweise wirkender Maschinen erfodert auch nur eine
                              einfache Eisenbahn, wobei Seitenbahnen zum Ausweichen
                              nur an den Stationen noͤthig sind. Hiedurch wird ohngefaͤhr der
                              fuͤnfte Theil aller Materialien erspart, indem sechs Seitenbahnen, jede von
                              210 Fuß Laͤnge, auf eine englische Meile genuͤgen.Bei einem
                                    starken Verkehre, sind doch auf jedem Fall doppelt neben einander gelegte
                                    Eisenbahnen vorzuziehen, wobei die groͤssere Schnelligkeit,
                                    Bequemlichkeit und Sicherheit des Transportes die unbedeutende Ersparniß von
                                    1/5 der Anlags-Kosten weit uͤberwiegen. Auch duͤrfen
                                    die Wagen auf einer doppelten Bahn, da solche auf einer oder der andern
                                    Seite bestaͤndig in derselben Richtung gehen, nicht so
                                    ausserordentlich schnell fortgerissen oder geschleudert werden, wie Hr.
                                    Thompson verlangt, und wobei die Bahnen, die Wagen und die Seile grosse
                                    Gefahr lausen. A. d. Ueb. – Noch ein andern auffallenden
                              Vorzug, welchen diese Erfindung vor den Dampfwagen und vor dem Gebrauche der Pferde
                              besizt, hat sich so eben bewaͤhrt. Ein starker Schnee fiel in der Nacht von
                              vorgestern, und lag dik auf dem Grunde, als man gestern Fruͤh zu arbeiten
                              anfing; doch entstand hiedurch kein Hinderniß, indem die Wagen, wie gewoͤhnlich,
                              ohne Zeitverlust gefoͤrdert wurden, da es ein paar Stunden Zeit erfordet
                              heben wuͤrde, ehe man Pferde haͤtte vorspannen koͤnnen, und ein
                              Dampfwagen von gewoͤhnlicher Bauart auf den durch Naͤsse
                              schluͤpfrigen eisernen Schienen nicht fort gekommen waͤre.
                           Die Anzahl der in einem Zuge fortzuschaffenden Wagen ihre Geschwindigkeit, und
                              folglich (mit Ruͤksicht auf die zu uͤberfahrenden Anhoͤhen) die
                              Kraft der verschiedenen Maschinen werden durch die Groͤße der zu leistenden
                              Arbeit, oder der taͤglich zu foͤrdernden Last bestimmt. Ueberhaupt
                              wird also durch das Sistem fest stehender Maschinen mit Wechselwirkung nicht nur an
                              den bestaͤndigen Kosten, sondern auch an den Kosten der ersten Anlage gegen
                              den Pferdezug und die Dampfwagen viel erspart. Den 3 ten Januar. 1822.
                           
                        
                           Anmerkung der Redaktion.
                           So wenig sich uͤberhaupt gegen die Anwendbarkeit der
                              vorstehenden Erfindung zum mechanischen Transporte auf Eisenbahnen einwenden
                              laͤßt, so glauben wir doch bemerken zu muͤssen, daß auf
                              betraͤchtlich langen Streken, ausser dem in den Anmerkungen bereits
                              beruͤhrten Schwierigkeiten, die Anschaffung und Unterhaltung so vieler und
                              langer Seile ziemlich kostbar und beschwerlich ausfallen duͤrfte. Diese
                              Seile, deren Gesammt-Laͤnge bei einer einfachen Bahn wenigstens eben
                              so groß, bey einer doppelten mehr als zweimal so groß als jene der ganzen Strasse
                              seyn muß, und welche bestaͤndig jeder Witterung ausgesezt sind,
                              muͤssen, ohngeachtet der vielen Friktions-Rollen (deren auf eine
                              Stunde Weges wenigstens 500 bis 600 anzubringen sind) einer sehr bedeutenden Reibung
                              unterliegen, und sich daher sehr schnell abnuͤtzen, auch eine große Kraft
                              Verschwendung verursachen.
                           Uebrigens zeigt diese Erfindung neuerdings, wie eifrig man seit
                              einiger Zeit in England auf die moͤglichste Verbesserung der fortschaffenden
                              Mechanik, und besonders auf die Ersezung thierischer durch mechanische
                              Kraͤfte bedacht ist. Zugleich liefert aber auch dieses Patent einen neuen
                              Beweis, daß in jenem Lande das Prioritaͤts-Recht aller Erfindungen
                              schlecht geachtet und gesichert ist. Der Erste, welcher statt der plumpen,
                              unwirksamen, ungewissen, zerbrechlichen und gefaͤhrlichen Dampfwagen oder wandelnden Maschinen
                              (loco motive Engines) feststehende, in bestimmten
                              Entfernungen vorgerichtete Maschinen (fixed or Stationary
                                 Engines) fuͤr den Transport auf Eisenbahnen vorgeschlagen hat, ist
                              ein Deutscher, unser verdienstvoller Landsmann, Hr. Oberst-Bergrath Jos. v. Baader, welcher
                              fuͤr diese seine Erfindung und fuͤr seine verbesserte Konstruktion von
                              Eisenbahnen am 15 Novemb. 1815 zu London ein koͤnigl. Patent genommen hat.
                              Hrn. v. B. Prinzip, die Kraft der in gewissen Entfernungen voneinander wirkenden
                              Maschinen von einer Station zur andern ohne irgend eine unmittelbare Verbindung zur
                              Fortschaffung der Wagen auf einer Eisenbahn anzuwenden, ist ganz originel, und
                              unterscheidet sich von der hier beschriebenen Anordnung des Hrn. Thompson und allen
                              fruͤhern aͤhnlichen Vorschlagen wesentlich, und besonders darin sehr
                              vortheilhaft, daß von einer Station zur andern weder Seile noch Ketten erfoderlich
                              sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
