| Titel: | Ueber den Metallmohr (moiré metallique), die Bedingungen seiner Entstehung und dessen zwekmäßigste Anfertigung. Von Herrn Wagenmann, in Berlin. | 
| Autor: | Wagenmann | 
| Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXXVI., S. 212 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber den Metallmohr (moiré metallique), die Bedingungen seiner Entstehung und dessen zwekmäßigste Anfertigung. Von Herrn Wagenmann, in BerlinAus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in
                                 Preußen. 1822. Sechste Lieferung. S. 173..
                        Wagenmann über den Metallmohr.
                        
                     
                        
                           Es koͤnnte uͤberfluͤßig scheinen,
                              uͤber einen Gegenstand noch etwas zu sagen, uͤber den von so vielen
                              Seiten, von Layen und Gelehrten, gesprochen worden, und dessen Epoche in dem Gebiete
                              technischer Bearbeitungen wenigstens jenseits ihres Kulminationspuncts steht;
                              indessen ist es auch nicht zu laͤugnen, daß Alles, was bisher uͤber
                              diesen Gegenstand gesagt worden, aus einem zu einseitigen Gesichtspuncte genommen
                              war, als daß die, ich darf sagen sowohl fuͤr den Techniker, als fuͤr
                              die Wissenschaft, wirklich interessanten Seiten gehoͤrig beleuchtet worden
                              waͤren. Ich habe es laͤngst fuͤr Pflicht gehalten, die
                              Erfahrungen, die ich bei meiner practischen Bearbeitung sammelte, vorzulegen um das
                              Wenige nicht ungenuͤzt zu lassen, und dadurch vielleicht Veranlassung zu
                              weitern Versuchen und Resultaten zu geben.
                           Wenn man verzinntes Eisenblech der Einwirkung einer Saͤure, oder eines Salzes,
                              aussezt, welche auf das Zinn eine aufloͤsende Kraft zu aͤußern
                              vermoͤgen, so verliert sich die gleichfoͤrmig glaͤnzende
                              Oberflaͤche, und es tritt an deren Stelle eine krystallinische Zeichnung,
                              durch eine ungleiche Lichtreflexion der Oberflaͤche, welche mattere und
                              glaͤnzendere Stellen zeigt. Diese Erscheinung, oder vielmehr die so
                              gezeichneten Bleche, belegte der Erfinder, d.h. der Erste, welcher darauf aufmerksam
                              machte und sie benuzte, mit dem Namen moirè
                                 metallique, Metallmohr. Diese Erfindung ist der neuesten Zeit aufbehalten
                              worden, obgleich die Erscheinung selbst so allgemein ist, daß sie tausendfach
                              beobachtet seyn muß. Wird z.B. ein Stuͤk verzinntes Blech dem Rauche des
                              Holzes ausgesezt, oder in einem verzinnten Gefaͤße eine Speise zubereitet,
                              Essig oder Wein aufbewahrt u. dgl. m., so zeigt sich jedesmal, wenn das Blech nicht
                              bereits durch Walzen, Haͤmmern, Schaͤuern u. dgl. seine, durch's
                              Verzinnen erhaltene, Oberflaͤche verloren, diese Erscheinung; jedoch erreicht
                              sie nie den hohen Glanz, der das durch kuͤnstlichere Mittel erzeugte moiré auszeichnet, und wird durch leichtes Reiben
                              wieder zerstoͤrt.
                           Wird ein verzinntes Eisenblech durch Walzen, Haͤmmern, Reiben oder
                              dergleichen, mehr oder weniger auf seiner Oberflaͤche zerstoͤrt, so
                              zeigt sich die Erscheinung des Metallmohrs, auch bei dem kuͤnstlichen Beizen
                              mit Saͤuren, mehr oder weniger unvollkommen, und verschwindet zulezt ganz,
                              indem die Oberflaͤche ein immer kleineres koͤrniges Gefuͤge
                              annimmt. Es geht daraus hervor: daß die Erscheinung des Metallmohrs von der, durch
                              das Erkalten des Zinns entstandenen, Oberflaͤche des Blechs abhaͤngig
                              ist, was uͤbrigens dem aufmerksamen Beobachter schon bei dem bloßen Anblike
                              nicht entgehen kann. Wirklich kann man auch, wenn man ein mehr oder weniger
                              bearbeitetes Blech nimmt, demselben seine Eigenschaft, ein schoͤnes moiré zu geben, wieder ertheilen, wenn man dessen
                              Oberflaͤche von Neuem in Fluß bringt und erkalten laͤßt. Geschieht
                              dieß nur theilweise, so zeichnen sich diese geschmolzenen Theile, auch wenn das
                              Blech zuvor ganz neu war, deutlich aus, indem von deren Mitte aus Strahlen nach den
                              zunaͤchst gelegenen ungeschmolzenen Theilen zulaufen; verzinnt man ein
                              Stuͤk Blech von Neuem, oder schmelzt man die Oberflaͤche eines
                              verzinnten Blechs, so wird sich der Mohr auf verschiedene Weise zeigen, je nachdem
                              die Abkuͤhlung langsamer, oder schneller, vor sich gegangen; im erstern Falle werden
                              die Figuren groͤßer, gleichfoͤrmiger, und oͤfters
                              regelmaͤßig krystallinisch erscheinen, im leztern mehr kleine, gemischte
                              Figuren, ohne bestimmte Form, entstehen, und ist die Abkuͤhlung nur
                              theilweise rasch erfolgt, so werden sich diese Theile durch kleinere,
                              unregelmaͤßigere Formen auszeichnen, oder kleine, strahlige Figuren
                              bilden.
                           Diese Erscheinungen beweisen hinlaͤnglich: daß der Metallmohr der
                              natuͤrlichen Fuͤgung des Zinns bei'm Erkalten (Krystallisation) seine
                              Entstehung danke; wirklich zeigt sich auch die Krystallisation des Zinns deutlich,
                              wenn man ein verzinntes Eisenblech in ein Zinnbad taucht, und bei'm Erkalten
                              beobachtet, waͤhrend dessen man auf seiner Oberflaͤche verschiedene
                              Zeichnungen entstehen sieht. Zugleich bemerkt man, wenn man auf Eine Stelle
                              blaͤst, um das Erkalten zu befoͤrdern, daß hier kleinere Figuren
                              entstehen. Diese Bildungen auf der Oberflaͤche gehen indessen durch ein
                              leichtes Reiben verloren, weßhalb man sie bei den verzinnten Blechen nicht bemerkt.
                              Die Krystallisation des Zinns selbst aber geht bis auf die Oberflaͤche des
                              Eisens durch, und deßhalb koͤnnen durch Beizen mit Saͤuren immer
                              wieder die gleichen Figuren hervorgebracht werden.
                           Wenn man Zinn schmelzt, und dasselbe in dem Gefaͤße, oder auf eine Platte
                              ausgegossen, erkalten laͤßt, so zeigt dessen Oberflaͤche, nach dem
                              mehr oder weniger langsamen Erkalten, mehr oder weniger große und
                              regelmaͤßige, meist dendritische Zeichnungen, und das ganze Zinn hat ein
                              krystallinisches Gefuͤge, wie man dieß wahrnehmen kann, wenn man vor dem
                              gaͤnzlichen Erstarren das fluͤßige Zinn ausgießt, oder wenn man das
                              erkaltete Metall in fluͤßigem theilweise abschmelzen laͤßt. Wird die
                              glatte Oberflaͤche eines solchen Zinnstuͤks der Wirkung der Beizen
                              ausgesezt, so zeigen sich aͤhnliche, schillernde Figuren, wie auf dem
                              verzinnten Bleche. Eben so bildet sich der Metallmohr auf Zinnwaaren, welche in
                              Formen gegossen sind, jedoch ist in diesem Falle die Krystallisation noch mehr
                              gestoͤrt, durch den Zwang, welchen das Zinn bei seiner Erstarrung erleidet.
                              Ist die Form nicht sehr heiß gewesen, so erscheint der Mohr von granitartigem
                              Gefuͤge, welches um so kleiner ausfaͤllt, je kaͤlter die Form
                              gewesen.
                           
                           Die Erscheinungen, welche ich bis jezt aufgezaͤhlt habe, geben nur einen
                              allgemeinen Ueberblik uͤber das Wesen des Metallmohrs. Es ist ein allgemeines
                              Naturgesez: daß jeder Koͤrper, bei seinem Uebergange aus dem fluͤßigen
                              in den festen Zustand, in seinem Innern ein bestimmtes Gefuͤge annimmt,
                              welches sich in solchen Faͤllen, wenn der fluͤßige Koͤrper viel
                              schwerer ist, als das Medium, wenig nach Außen manifestirt, indem sich die
                              aͤußere Form nach den Gesezen der Schwere bildet. Die freiliegenden
                              Flaͤchen der Krystalle werden aber von den Aufloͤsungsmitteln ungleich
                              angegriffen, und daher durch das Beizen ungleich rauh, was eine verschiedene
                              Reflexion des Lichtes zur Folge hat. Ich werde auf diese Erscheinungen
                              zuruͤkkommen, wenn ich die technische Bereitung des Metallmohrs
                              beschreibe.
                           Wenn es erwiesen ist: daß der Metallmohr von der Krystallisation des Zinns
                              abhaͤngig ist, so laͤßt sich voraussehen: daß die Vermischung des
                              Zinns mit andern Metallen einen entscheidenden Einfluß haben muͤße. Diesen
                              Einfluß sowohl, als auch den Einfluß des Metalls, welches der Verzinnung zur
                              Unterlage dient, zu zeigen, soll jezt mein Bemuͤhen seyn.
                           Wird gutes welches Eisenblech mit Bancaszinn, was nach meinen Erfahrungen, (nachdem
                              es durch ein ganz mechanisches Verfahren gereinigt worden), keine Spur fremder
                              Beimischung hat, verzinnt, so bildet lezteres, bei maͤßig langsamen Erkalten,
                              große unregelmaͤßige, meistens krummlinig begraͤnzte, Figuren, mit
                              großen Dendriten, von ziemlich gleicher Laͤngen- und Breiten-Dimension,
                              untermischt, welche sich, unter Winkeln von circa 96° und 84°,
                              gewoͤhnlich nur einfach, oder doppelt gefiedert, veraͤsten. Mischt man
                              aber unter das Zinn eine kleine Quantitaͤt Silber,
                              z.B. 1/500 des Gewichts, so zeigt sich die Krystallisation auffallend
                              veraͤndert, indem die dendritische Form vielmehr hervortritt, die
                              Laͤngendimension im Verhaͤltnisse zur Breitendimension um das
                              Dreifache und Vierfache waͤchst, die Verzweigungen feiner, und mehr
                              zusammengesezt erscheinen, und die Zeichnungen deutlicher hervortreten. Bei einem
                              groͤßern Zusaze von Silber nehmen diese Erscheinungen zu, die
                              Veraͤstungen der Figuren werden feiner und haͤufiger, und werden am
                              Ende so klein, daß sie nur als ein Gefuͤge von kleinen Nadeln erscheinen. Kupfer, dem Zinn beigemischt, wirkt zwar dem Silber ganz analog, doch ist
                              die Wirkung etwas schwaͤcher, und deßhalb kann dasselbe in groͤßerer
                              Quantitaͤt beigemischt werden, doch reicht, wie ich nachher zeigen werde,
                              1/100 desselben hin, das schoͤnste strahlige moirè zu bilden. Antimon und Wißmuth wirken auf gleiche Art, aber ungleich
                              schwaͤcher, als jene, dagegen haben das Arsenik
                              sowohl als das Zink eine ganz verschiedene Wirkung, und
                              bringen kleine unregelmaͤßige Polygone hervor, die um so kleiner werden, je
                              groͤßer der Zusaz dieser Metalle ist. Merkwuͤrdig ist es: daß bei
                              einer Mischung des Zinns mit Kupfer (oder Silber) und Arsenik zugleich sehr
                              haͤufig mehrere, gewoͤhnlich vier, Dendriten, die aus einem
                              gemeinschaftlichen Mittelpuncte entsteigen, sich in ein unregelmaͤßiges
                              Polygon zusammenstellen. Unter allen von mir versuchten Metallen aͤußerte das
                              Eisen den geringsten Einfluß, und die Krystallisation
                              des Zinns bleibt noch immer unveraͤndert, wenn auch ein bedeutender Antheil
                              Eisen damit verbunden ist. Man wird zu der Annahme versucht: daß das
                              electrochemische Verhalten der Metalle die auffallend verschiedene Wirkung derselben
                              begruͤnde; nur laͤßt sich dann schwer erklaͤren, daß gerade das
                              Arsenik und das Zink, welche in ihrer elektrochemischen Eigenschaft die
                              entgegengesezten Pole unter den Metallen einnehmen, eine gleiche, den
                              uͤbrigen Metallen entgegengesezte, Wirkung hervorbringen. Die geringe Wirkung
                              des Eisens wuͤrde allerdings in seinem beinahe gleichen elektrochemischen
                              Verhalten mit dem Zinn zu finden seyn. Alle Metalle, welche das
                              Krystallisations-Bestreben des Zinns vermehren, vermehren auch dessen Haͤrte,
                              dabei wirken die beiden Metalle, welche die Krystalle kontrahiren, der Arsenik und
                              das Zink, stets nachtheilig auf die Geschmeidigkeit, waͤhrend die
                              uͤbrigen Metalle, wenigstens bei kleinen Verhaͤltnissen, solche
                              vermehren. Wird der Zusaz der Strahlen bildenden Metalle groͤßer, so wird
                              allerdings das Zinn auch sproͤder, indem die kleinen nadelfoͤrmigen
                              Krystalle ein poroͤseres Gefuͤge bilden. Das Antimon und Wißmuth,
                              vorzuͤglich aber das Leztere, vermehren in kleinen Verhaͤltnissen von
                              1/200 und 1/100 die Dichtigkeit und den Glanz des Zinns, und diese Mischungen werden
                              ungleich schwieriger von den Saͤuren angegriffen, als das reine Zinn. Dagegen
                              vermindern Kupfer und Silber von der einen, und Arsenik und Zink von der andern
                              Seite, den Glanz des
                              Zinns auffallend; auch werden diese Mischungen ungleich leichter von Saͤuren
                              angegriffen, als das reine Zinn. Zinn mit Zink vermischt wird am leichtesten
                              angegriffen, und wird schon an der Luft oxydirt und blind, auch ist lezteres Metall,
                              selbst in sehr kleinen Quantitaͤten, als zu 1/500, nachtheilig.
                           Die Erscheinung: daß mit Verkleinerung der Krystallform, entweder durch Beimischung,
                              oder durch rasches Erstarren, groͤßere Haͤrte, und mit dem
                              koͤrnigen Gefuͤge Sproͤdigkeit gegeben ist, findet auch bei
                              anderen Metallmischungen statt, und vielleicht vermehrt das Haͤmmern, Walzen
                              und Streken der Metalle, deren Geschmeidigkeit gerade durch Ausdehnung der Formen
                              nach einzelnen Dimensionen. Es wuͤrde von nicht geringem Interesse seyn, das
                              Verhalten der Krystallform zur Haͤrte und Geschmeidigkeit, besonders bei
                              Metallmischungen, zu untersuchen. Es bleibt bei den oben beschriebenen Erscheinungen
                              besonders bemerkenswerth: daß so unbedeutende Antheile fremder Metalle so bedeutend
                              auf die Krystallisation des Zinns einfließen, und die Eigenschaft des Antimon und
                              Wißmuth, in sehr kleinen Verhaͤltnissen dem Zinn beigemischt, dessen
                              Dichtigkeit und Glanz zu vermehren, und dessen Aufloͤsbarkeit in
                              Saͤuren zu vermindern, duͤrfte fuͤr das Verzinnen mit Vortheil
                              zu benuzen seyn. Das Verhalten des Bleis zum Zinn habe
                              ich nicht unter aͤhnlichen Gesichtspuncten untersucht, doch darf man
                              annehmen: daß diejenigen Mischungen, welche mit glaͤnzender
                              Oberflaͤche erkalten, am staͤrksten der Einwirkung von Saͤuren
                              widerstehen, und daß durch einen Zusaz von Antimon oder Wißmuth diese Eigenschaft
                              noch vermehrt werden kann. Gluͤklicherweise haben andere Ruͤksichten
                              den Techniker schon laͤngst auf aͤhnliche Mischungen geleitet, indem
                              dieselben zu gleicher Zeit vorzugsweise Glanz und Haͤrte besizen.
                           Ich komme nun an diejenigen Erscheinungen, welche bis Verschiedenheit der Unterlage
                              der Verzinnung zur Folge hat. Wenn das reine Bancaszinn, auf guten weichen Blechen,
                              in großen, unregelmaͤßigen Gestalten krystallisirt, so gibt es dagegen
                              Bleche, auf welchen dasselbe eben so kleine Polygone bildet, als ob es mit Zink,
                              oder Arsenik, versezt waͤre; diese Bleche sind immer von grobem
                              Gefuͤge und sproͤde, jedoch habe ich ihr chemisches Verhalten nicht
                              genauer versucht. Noch auffallender zeigt sich aber der Einfluß der Unterlage, wenn man
                              Silber- oder Kupferbleche verzinnt; bei beiden sondert sich das Zinn in
                              unregelmaͤßige Polygone von verschiedener Groͤße, welche durch
                              scharfe, vertiefte, Graͤnzlinien abgesondert sind; innerhalb dieser Linien
                              zeigen sich mehrere concentrische Polygone, durch seidenartig schillernde Streifen
                              gebildet, und um einen deutlichen Mittelpunkt gelagert. Diese beiden Metalle sind es
                              gerade, welche, dem Zinn beigemischt, dessen Tendenz zur strahligen Krystallisation
                              vorzugsweise befoͤrdern, waͤhrend sie nur als Gegensaz des Zinns
                              dieses in eine polygonische Form zwingen. Kein Versezen des Zinns mit andern
                              Metallen ist vermoͤgend, die Krystallisation desselben auf diesen Metallen
                              bedeutend abzuaͤndern, wogegen ein Zusaz von Kupfer auf dem sproͤden
                              Eisenbleche bald die dendritische Form hervorbringt, wobei jedoch die Polygonform
                              nicht leicht ganz verschwindet. Es waͤre noch zu versuchen, welche Wirkung
                              die Zinkbleche als Unterlage auf die Krystallisation des Zinns ausuͤben, wie
                              sich Mischungen aus Kupfer und Zink (Messing) verhalten, und Versuche, welche
                              beseitigt werden muͤßen, ehe sich eine allgemeine Folgerung aus den
                              angefuͤhrten Erscheinungen ziehen laͤßt. Fuͤr den Zwek
                              gegenwaͤrtiger Abhandlung liegtligt mir nur noch die Beschreibung des praktischen Verfahrens bei der Bereitung
                              des Metallmohrs, mit Hinsicht auf die angefuͤhrten Erscheinungen, ob.
                           Wenn man zur Bereitung des Metallmohrs schon verzinnte Bleche anwendet, so kann man
                              solche, wenn ihre Oberflaͤche noch ungestoͤrt ist, in diesem Zustande
                              dem Beizen unterwerfen, jedoch erhaͤlt man hiebei immer nur die
                              unregelmaͤßigen großen Figuren, mit einzelnen großen Dendriten, weil die
                              englischen Bleche groͤßtentheils mit reinem Bancaszinn verzinnt sind. Diese
                              Formen haben bei großen Flaͤchen viel Schoͤnes, sind aber zu kleinern
                              Gegenstaͤnden nicht geeignet. Schmelzt man jedoch den Zinnuͤberzug von
                              Neuem, so ist man durch die Wahl der Umstaͤnde des Erkaltens im Stande, die
                              Krystallisation kleiner und mannigfaltiger zu machen. Man bedient sich zum Schmelzen
                              eines Kohlfeuers, uͤber welches man die Bleche ruhig hinbewegt, und die
                              geschmolzenen Theile sogleich weiter schiebt, um das Verbrennen des Zinns zu
                              verhuͤten. Laͤßt man das Blech nun wieder ruhig erkalten, so bekommt man
                              dieselbe Krystallisation, welche man gewoͤhnlich auf den englischen Blechen
                              findet; ein leichtes oder staͤrkeres Blasen waͤhrend des Erkaltens
                              macht die Figuren kleiner, und bringt, wenn das Blasen auf einzelnen Stellen
                              staͤrker geschieht, manche Abwechselung hervor. Gießt man, waͤhrend
                              das Zinn geschmolzen ist, auf die Ruͤkseite des Blechs einen feinen
                              Wasserregen mittelst einer Gießkanne, so erhaͤlt man kleine
                              sternfoͤrmige Figuren, gießt man aber das Wasser mit Einemmale auf, so bildet
                              sich ein granitartiges Gefuͤge, das jedoch stets, auch auf der nicht
                              begossenen Seite, eine rauhe Oberflaͤche bekommt. Beruͤhrt man die
                              Ruͤkseite des geschmolzenen Blechs bloß stellenweise mit kalten
                              Koͤrpern, Metallstaͤben, nassen Schwaͤmmchen u. dgl., so
                              entstehen an diesen Stellen eigene Gebilde; legt man endlich die geschmolzene Tafel
                              augenbliklich in kaltes Oel, so bekommt man eine Krystallisation, die sich zu ganz
                              kleinen Gegenstaͤnden recht gut eignet.
                           Statt die ganze Oberflaͤche des Blechs zu schmelzen, kann man dieses auch
                              stellenweise thun. Man bedient sich hiezu am beßten eines gluͤhenden
                              Loͤthkolbens, welchen man uͤber die Ruͤkseite des Blechs
                              hinfuͤhrt, und damit die Umrisse beschreibt, die man auf dem Bleche haben
                              will. Die mit dem Loͤthkolben gezogenen Stellen bilden moosartig gefiederte
                              Streifen, oder, wenn derselbe auf einzelnen Puncten gewirkt hat,
                              sternfoͤrmige Figuren, und man kann auf diesem Wege Einfassungen,
                              schnekenfoͤrmige Gewinde u. dgl. machen, die jedoch nicht mehr das freie,
                              natuͤrliche Ansehen haben, als der auf den obigen Wegen gebildete Mohr. Man
                              kann sich in einzelnen Faͤllen auch des Blaserohrs bedienen, und damit
                              ebenfalls einzelne Stellen nach Belieben schmelzen; die Wirkung ist ganz wie bei dem
                              Loͤthkolben. Da theils das Schmelzen des Zinnes auf den verzinnten Blechen
                              mit Unbequemlichkeiten verbunden ist, und oͤfters dabei ein Theil des Zinns
                              verbrennt, theils aber das von den Blechfabrikanten angewandte Zinn nicht die
                              Schoͤnheit der Krystallisation hervorbringt, welche man durch eine geschikt
                              gewaͤhlte Mischung erhaͤlt, so thut man besser, wenn man die zum
                              Metallmohr bestimmten Bleche, nachdem sie bis zum Zusammenloͤthen bearbeitet
                              sind, von Neuem verzinnt. Das Kupfer und Silber haben, wie ich oben gezeigt, vorzugsweise die
                              Eigenschaft, schoͤne dendritische Krystallisationen hervorzubringen; Lezteres
                              ist jedoch nicht zu einem glaͤnzenden Mohr geeignet, da man sich bei dem
                              Beizen der Salzsaͤure bedienen muß, welche immer Hornsilber absezt, und die
                              Figuren truͤbe macht; das Kupfer dagegen eignet sich sehr gut, wiewohl das
                              Zinn, und das nachherige moiré nicht vollkommen
                              die Reinheit besizt, wie bei Anwendung des reinen Zinnes; man hilft diesem
                              Uebelstande ab, wenn man Arsenik beimischt, und selbst die Krystallisation gewinnt
                              durch diesen Zusaz an Mannigfaltigkeit, so lange die dendritische Bildung
                              uͤberwiegend ist. Die beßte Zinnmischung ist, nach meinen Erfahrungen, auf
                              100 Theile Bancaszinn 1 bis 1 1/2 Theile Kupfer und 1/2 Theil Arsenik.
                           Ich uͤbergehe das Mechanische des Verzinnens, da dieses in vielen Schriften
                              genuͤgend beschrieben ist, und bei schon verzinnten Blechen gar keine
                              Schwierigkeit hat. Wenn die Bleche aus dem Zinnbade kommen, so werden sie eben so,
                              wie oben von den geschmolzenen Blechen gesagt worden, behandelt, um die
                              Krystallisation mannigfaltiger zu machen. Bei den meisten Gegenstaͤnden
                              genuͤgt jedoch das Blasen, und nur zu ganz kleinen Sachen wende ich das
                              Einlegen in Oel an. Die verzinnten Gegenstaͤnde werden nun mittelst eines
                              Lappens mit Saͤgespaͤnen von dem Fette gereinigt, und koͤnnen
                              nun, wenn sie keiner weitern Bearbeitung beduͤrfen, gleich dem Beizen
                              unterworfen werden. Zum Beizen werden drei verschiedene Fluͤßigkeiten
                              abwechselnd angewendet, naͤmlich: Aezlauge, verduͤnnte
                              Salpetersaͤure, und verduͤnnte Salpetersalzsaͤure; die erstere
                              dient theils zur Aufloͤsung des noch anklebenden Fettes,
                              hauptsaͤchlich aber als Aufloͤsungsmittel des Zinnoxydes, welches die
                              Salpetersaͤure erzeugt. Das eigentliche Beizmittel ist die
                              Salpetersalzsaͤure; wollte man sich jedoch derselben ausschließlich bedienen,
                              so wuͤrde das Blech immer einen unangenehmen Metallschimmer behalten, welcher
                              durch eine eigene Spiegelung, unter gewißen Sehwinkeln, die Figuren des Mohr
                              unsichtbar macht. Dieser Schimmer wird durch die Salpetersaͤure
                              hinweggenommen, welche die ganze Oberflaͤche corrodirt, dadurch aber ein
                              mattes Ansehen gibt, welches durch die Einwirkung der Salpetersalzsaͤure
                              beseitigt wird.
                           
                           Bei dem Beizen folgen die Operationen in folgender Ordnung:
                           
                              
                                 1,
                                 Einlegen
                                 in Aezlauge und Abwaschen,
                                 
                              
                                 2,
                                   –
                                 in Salpetersalzsaͤure und Abwaschen,
                                 
                              
                                 3,
                                   –
                                 in Aezlauge und Abwaschen,
                                 
                              
                                 4,
                                 schnelles 
                                 Durchziehen durch Salpetersaͤure und Abwaschen,
                                 
                              
                                 5,
                                 Einlegen
                                 in Aezlauge und Abwaschen,
                                 
                              
                                 6,
                                   –
                                 in Salpetersalzsaͤure und Abwaschen,
                                 
                              
                                 7,
                                   –
                                 in Aezlauge und Abwaschen;
                                 
                              
                           und, wenn es noͤthig ist, nochmals Einlegen in
                              Salpetersalzsaͤure und Aezlauge. Die Hauptsache ist: daß nach jedem Einlegen
                              in Saͤure das Zinnoxyd durch die Aezlauge ganz entfernt werde, weil ohne
                              dieses Fleken entstehen, welche nachher schwer zu beseitigen sind. Von verzinnten
                              Kupferblechen ist noch wenig Anwendung zu Metallmohr gemacht worden, auch ist es
                              sehr schwierig, eine ganz glaͤnzende Verzinnung auf denselben
                              hervorzubringen, weßhalb auch der Mohr nicht den hoͤchsten Glanz erreicht,
                              doch habe ich mehrere sehr schoͤne Stuͤke auf diese Art
                              hervorgebraͤcht. Die zinnernen Gußwaaren haben, wie ich schon oben gezeigt,
                              niemals die schoͤne Krystallisation, die auf den Blechen erscheinen; in kalte
                              Formen gegossen, zeigen sich immer granitartige Gebilde, welche, wenn man ganz
                              reines Bancaszinn anwendet, sich durch einen vorzuͤglichen Glanz auszeichnen.
                              Bei Gegenstaͤnden, welche warm gegossen werden maͤßen, ist ein kleiner
                              Zusaz von Kupfer am beßten, da die Anwendung von Arsenik hier nicht rathsam
                              waͤre. Reines Bancaszinn laͤßt sich, abgesehen davon, daß es ein ganz
                              unansehnliches moiré bildet, nicht heiß gießen,
                              indem die Krystalle sich so scharf sondern, daß sie sich trennen (Bruͤche
                              bilden).
                           Noch verdient hier das sogenannte Moiré-Papier
                              Erwaͤhnung, worauf ein Englaͤnder patentirt ist; es ist dieß feine
                              Zinnfolie auf Papier geklebt, und bildet ein moiré, wie der kalte Guß von reinem Bancaszinn. Es hat mir noch
                              nicht gelingen wollen, die Zinnfolie in groͤßern Stuͤken, ohne einen
                              Theil zu zerstoͤren, in Fluß zu bringen, welches doch nothwendig erfoderlich
                              ist, indem die geschlagene, oder gewalzte, Zinnfolie, wie oben gezeigt wurde, kein
                              moiré bilden kann. Dieser Gegenstand hatte
                              bisher zu wenig Werth
                              fuͤr mich, um die noͤthige Muͤhe darauf zu verwenden, da es
                              sonst nicht fehlen kann, einen Weg zu dessen Bereitung ausfindig zu machen.