| Titel: | Ueber die Cultur der Hyacinthen. Von dem hochw. Herrn Wilh. Herbert. | 
| Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LX., S. 343 | 
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                        LX.
                        Ueber die Cultur der Hyacinthen. Von dem hochw. Herrn Wilh. Herbert.
                        Aus den Transactions der Londoner Horticultural-Society. IV. B. in Gill's techn. Repository. November 1822. S. 338. Im Auszuge uͤbersezt.
                        Herbert, über die Cultur der Hyacinthen.
                        
                     
                        
                           Die hollaͤndische Methode, Hyacinthen zu ziehen, wurde
                              in einem Werke des Herrn St. Simon, des Jacintes, 4
                              Amsterdam 1768, ausfuͤhrlich und vielleicht zu weitlaͤuftig behandelt.
                              Herr Herbert fand St. Simon's
                              Methode, so lang er den schoͤnen Sand von Shirley-Common in Surrey
                              fuͤr seine Hyacinthen benuͤzen konnte, sehr zwekmaͤßig; seit er
                              aber in Yockshire nur durch das Zerschlagen von Sandsteinen sich Sand verschaffen
                              konnte, hatte er keine so schoͤne Hyacinthen mehr.
                           
                           Die Erdmischung, deren man sich zu Harlem bedient, ist fauler Kuhduͤnger,
                              verfaultes Laub und feiner Sand. Die hollaͤndischen Gaͤrtner ziehen
                              Ulmen, Linden und Birken-Blaͤtter vor, und verwerfen die Blaͤtter der
                              Eichen, Kastanien, Walnuͤsse. Buchen und Platanen, in welchen die Hyacinthen
                              nicht so leicht wurzeln. Sie nehmen ferner nur Winter-Duͤnger, wo die
                              Kuͤhe im Stalle trokenes Futter bekommen, und lassen denselben weder mit
                              Stroh noch mit Streue vermengen. Der Harlemer Sand ist reiner See-Sand, der auf
                              einem dichten Holzlager, einem von der See uͤberwaͤltigten Forste,
                              aufliegt, und wird am reinsten aus der Tiefe herauf geholt. Wenn St. Simon die
                              treffliche Wirkung dieses Sandes dem beigemengten Salze und Schwefel zuschreibt, so
                              irrt er sich, was lezteren betrifft, sicherlich: denn Herr Herbert streute etwas Schwefel auf ein Glas See-Sand, in welchem er eine
                              Hyacinth-Zwiebel hatte: diese Zwiebel trieb so lang nicht, als er den Schwefel
                              darauf liegen ließ.
                           Die Blaͤtter werden in einer der Sonne nicht sehr ausgesezten Lage, und wo das
                              Wasser sich nicht anhaͤufen kann, das sorgfaͤltig abgezogen werden
                              muß, auf einen Haufen geschlagen. Nachdem sie verwittert sind, mengt man sie auf
                              folgende Weise. Man breitet 8 bis 10 Zoll hoch eine Lage Sand aus, gibt darauf eben
                              soviel Duͤnger, und auf diesen eben so hoch verfaulte Blaͤtter. Diese
                              Lagen werden wiederholt bis zu einem Haufen von 6 bis 7 Fuß Hoͤhe
                              aufgeschichtet, auf welchem zu oberst eine Lage Duͤnger kommt, der mit etwas
                              Sand uͤberstreut wird, um die Einwirkung der Sonnenstrahlen abzuhalten.
                              Nachdem dieser Haufen 6 Monate und daruͤber gelegen ist, wird er umgeworfen,
                              gemischt, und neuerdings aufgethuͤrmt, worauf man ihn, ehe er auf die
                              Blumenbeete abgefuͤhrt wird, einige Wochen lang sich sezen laͤßt.
                              Diese Erdmischung bleibt 6 bis 7 Jahre lang gut, die Hollaͤnder pflanzen aber
                              nie zwei Jahre nach einander Hyacinthen in dieselbe, sondern sie wechseln mit
                              Tulpen, Jonquillen, Narcissen, Safran-Arten, Fritillarien, Lilien, Iris etc. in
                              demselben Beete ab; sie wagen sich auch nie im ersten Fruͤhjahre mit den
                              Hyacinthen in diese Mischung, wo der noch zu frische Duͤnger denselben
                              schaden koͤnnte. Die ausgesuchteren Zwiebeln werden jedes Jahr ausgenommen, und die
                              Erde zwischen den Fasern derselben sorgfaͤltig auf die Oberflaͤche
                              gebracht. Die Beeten muͤssen tief genug seyn, um jede Moͤglichkeit der
                              Beruͤhrung der Wurzelfasern mit dem natuͤrlichen Boden oder mit der
                              Unterlage zu hindern.
                           Herr Herbert glaubt, daß der englische See-Sand, oder der
                              von Croydon bei London, fuͤr die Hyacinthen eben so ist, als jener zu Harlem.
                              Er glaubt, daß auch andere Blaͤtter als jene der Linden, eben so gut sind,
                              wenn man sie lang faulen laͤßt, und daß selbst alte Gaͤrberlohe, wenn
                              sie vollkommen verwittert ist und gepuͤlvert wird, statt der Blaͤtter
                              benuͤzt werden kann, indem sie die Hollaͤnder bereits mit Erfolg
                              versuchten. Die groͤßte Schwierigkeit ist, Kuhduͤnger ohne Stroh zu
                              bekommen, den man hoͤchstens auf der Viehweide, leider als Product von
                              Gruͤnfutter, und getroknet sammeln muß: vielleicht ist er aber eben so gut,
                              als jener der Hollaͤnder. Wenn man keinen anderen, als mit Stroh gemischten,
                              Kuhduͤnger erhalten koͤnnte, so muͤßte dieser vom Strohe
                              gereinigt werden, vollkommen verwittert und frei von jedem anderen Duͤnger
                              seyn. Wenn halb verfaultes Stroh oder Pferdeduͤnger dabei waͤre, so
                              wuͤrden durch die Gaͤhrung und Hize die Zwiebeln angegriffen, und das
                              Uebel sich, wie eine anstekende Krankheit, durch das ganze Beet verbreiten. Herr Herbert vermuthet, daß die Ursache dieser Faͤulniß
                              ein Pilz ist, dessen Bruth durch den Duͤnger Nahrung findetEs ist sicher keine Pilz, sondern Faͤulniß. A. d. Ueb.. Die Hollaͤnder sind, ungeachtet aller Vorsicht, von diesem Uebel
                              sehr gequaͤlt: das einzige Mittel dagegen ist: Entfernung der kranken Zwiebel
                              und der mit derselben in Beruͤhrung gestandenen Erde; die Zwiebel selbst kann
                              vielleicht durch Wegschneiden der krank gewordenen Huͤllen gerettet
                              werden.
                           Die Beete muͤssen ungefaͤhr 3 Fuß tief mit der Erdmischung aufgefahren
                              werden, welche aus ungefaͤhr einem Sechstel verfaulten Blaͤttern oder
                              Lohe, zwei Sechsteln reinem Sande, und drei Sechsteln verfaulten Kuhduͤnger
                              besteht. Diese Erde darf nicht eingetreten werden, sondern die Zwiebeln
                              muͤssen, nachdem das Beet offen gelegt ist, eingereiht, und dann
                              sorgfaͤltig 3 bis 5 Zoll tief bedekt, nie aber mit dem Sezeisen eingeschlagen
                              oder eingedruͤkt
                              werden. Die spaͤteren Sorten koͤnnen, wenn sie fruͤher
                              bluͤhen sollen, seichter gepflanzt werden.
                           Wenn die Lage der Beete im Winter naß ist, so muͤssen dieselben sechs Zoll und
                              daruͤber uͤber der Flaͤche des Bodens erhoͤht seyn,
                              damit die Zwiebeln von der Naͤsse keinen Schaden nehmen; waͤren sie zu
                              sehr erhoͤht, so wuͤrden sie von der Trokenheit leiden. Die
                              Hollaͤnder bedeken im Winter ihre Beete mit Duͤnger oder Lohe, welche
                              Bedekung sie jedoch nach der verschiedenen Witterung oͤfters abnehmen und
                              wieder auftragen. Sie haben es gern, wenn der Frost bis auf einen Zoll uͤber
                              der Zwiebel eindringt, glauben aber, daß wenn er tiefer hinabstiege, er der
                              Bluͤthe schadet, und wenn er bis auf die Wurzelfasern gelangt, die ganze
                              Zwiebel zu Grunde geht. Ich habe den Frost nie fuͤr die Zwiebel nachtheilig
                              gefunden, obschon ich mich nie einer Deke bediente; indessen sind die Winter in
                              Holland kaͤlter als in England. Erst nach 6 Jahren darf obige Erdmischung mit
                              frischem Sande und Duͤnger auf obige Weise verjuͤngt werden.
                           Wenn die Blaͤtter der Hyacinthe anfangen zu verwelken, muͤssen die
                              Zwiebel wo moͤglich, mit der Hand ausgezogen werden, indem sie mit dem
                              Spathen leicht beschaͤdigt werden koͤnnten. Die Blaͤtter
                              muͤssen abgeschnitten und jede Zwiebel muß auf die Seite gelegt und mit etwas
                              Erde von obiger Mischung ungefaͤhr 2 Zoll hoch leicht bedekt werden. In
                              diesem Zustande laͤßt man sie ungefaͤhr einen Monat lang (die
                              spaͤteren Sorten leichter bedekt, noch etwas laͤnger), nimmt sie
                              hierauf bei trokener Witterung heraus, und legt sie auf einige Stunden in die freie
                              Luft, nicht aber an die Sonne, was ihnen schaͤdlich seyn wuͤrde. Man
                              muß sie hierauf sorgfaͤltig untersuchen, und alle verdorbenen Theile mit dem
                              Messer abnehmen: zuweilen wird es sogar noͤthig seyn, tief mit dem Messer
                              einzuschneiden. Wenn ausgetretener Saft oder Feuchtigkeit sich in den Deken der
                              Zwiebel anhaͤuft, so verbreitet sich dieses oͤrtliche Uebel, wenn es
                              nicht sorgfaͤltig und ganz ausgeschnitten wird, uͤber die ganze
                              Zwiebel, und stekt auch die nahe liegenden Zwiebeln an.
                           Die Zwiebeln muͤssen ungefaͤhr Ende Junius in die Vorraths-Kammer
                              kommen, welche troken und luftig seyn muß, und muͤssen in derselben so gelegt
                              werden, daß sie einander nie beruͤhren. Man muß sie oͤfters
                              untersuchen, um diejenigen alsogleich zu entfernen, die frische Spuren eines
                              Verderbens zeigen. Wenn man deren nur wenige hat, kann man sich eines beweglichen
                              Gestelles aus weitem Gitterwerke bedienen, das auf Rollfuͤßen laͤuft,
                              und an irgend einen trokenen, kuͤhlen und luftigen Ort gebracht werden kann.
                              Wenn dieses Gestell sehr groß ist, muß es mit mehreren Schubladen versehen seyn, die
                              gerade tief genug sind, um die Zwiebeln fassen zu koͤnnen, und
                              ungefaͤhr 6 Zoll weit von einander abstehen. Bei einer sehr großen Anzahl von
                              Zwiebeln braucht man aber ein eigenes Vorraths-Haus, welches aus Brettern zwei
                              Stokwerke hoch erbaut wird, wovon das unterste auf Pfosten ruht, die es uͤber
                              die Erde erheben. Wenn moͤglich sollte es mittelst langer Oeffnungen auf drei
                              Seiten geluͤftet, und jede dieser Oeffnungen mittelst eines 6 bis 7 Fuß
                              langen und einen Fuß breiten Brettes, das sich wie die Brettchen an Jalousien drehen
                              laͤßt, geschuͤzt werden koͤnnen. Bei feuchten Westwinden
                              muͤssen diese Oeffnungen mittelst obiger Laden beinahe gaͤnzlich
                              geschlossen werden. In diesem Gebaͤude werden die Zwiebeln auf Tafeln oder
                              Stellen in einem Abstande von 2 bis 3 Fuß uͤbereinander zwischen die Pfeiler
                              gestellt, um der Luft freien Durchzug zu gestatten. Vor dem Einsezen im Herbste
                              werden sie wieder untersucht, und alles, was daran verdorben ist, wird
                              weggeschafft.
                           Meine Erfahrung erlaubt mir, sagt Herr Herbert, zu
                              versichern, daß jeder, der sich die Muͤhe gibt, die hier beschriebene Methode
                              zu befolgen, eben so schoͤne Hyacinthen-Zwiebeln erhalten wird, als der
                              Hollaͤnder, nur vielleicht mit etwas groͤßerem Verluste an kranken
                              Zwiebeln, wegen des Duͤngers. Man kann, sagt er, Hyacinthen und Kap-Zwiebel
                              abwechselnd in obiger Erdmischung ziehen, wenn man nur die Vorsicht braucht, weißen
                              Sand um die Kap-Zwiebeln zu legen, welche sonst von dem Miste den Krebs bekommen,
                              und dann die Beute von Asseln und kleinen Insekten werden. Eben dieser Sand dient
                              auch bei Hyacinthen-Zwiebeln dann, wenn man keinen reinen, von Stroh befreiten,
                              Duͤnger findet. Herr Herbert vermuthet ferner, daß
                              man durch Waschen des Duͤngers mit Salzwasser den nachtheiligen Folgen
                              desselben in einiger Hinsicht wuͤrde vorbeugen koͤnnen, in der
                              Voraussezung naͤmlich, daß Pilze die Ursache hievon sind, welche er sowohl im
                              Lohbeete (das er aber seit 6 Jahren schon abgeschaft hat), als in den Toͤpfen
                              am sichersten mit Salz vertrieb.