| Titel: | Ueber Wartung und Pflege der Erdbeeren im freien Gartenlande. Von Hrn. Michael Keen, Gärtner zu Isleworth. | 
| Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXI., S. 348 | 
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                        LXI.
                        Ueber Wartung und Pflege der Erdbeeren im freien Gartenlande. Von Hrn. Michael Keen, Gärtner zu Isleworth.
                        Aus den Transactions of the London Horticultural Society, im Repertory of Arts, Manufactures etc. N. CCL. Maͤrz 1823. S. 240. Im Auszuge uͤbersezt.
                        Keen, über Wartung und Pflege der Erdbeeren.
                        
                     
                        
                           Ich will hier zuerst meine, einzig und allein aus meiner
                              Erfahrung abgezogene, Behandlungs-Weise der Erdbeeren, insofern sie auf alle Sorten
                              derselben anwendbar ist, beschreiben, und dann zur Wartung der einzelnen Sorten,
                              insofern sie einer besonderen Pflege beduͤrfen, uͤbergehen.
                           Der Grund muß, wenn er frisch, und, was dann gewoͤhnlich der Fall ist, fest
                              ist, umgegraben werden. Wenn der Unterboden schlechter waͤre, so empfehle ich
                              nur einfaches Umgraben, und Eingraben des Duͤngers; waͤre er aber sehr
                              gut, so kann er aufgeschlagen, und der Duͤnger zwischen Ober- und Untergrund
                              eingebracht werden. Die beßte Weise, frische Erdbeer-Pflanzen zu ziehen ist diese,
                              daß man Auslaͤufer in einer eigenen Erdbeerschule das Jahr vorher aussezt:
                              denn es ist ein sehr schlechter Plan, neue Anlagen mit alten Pflanzen zu bepflanzen.
                              Die beßte Verpflanzungs-Zeit ist, nach meiner Erfahrung, allzeit der Maͤrz;
                              die Auslaͤufer, die ich zuweilen im Herbste fuͤr das naͤchste
                              Jahr pflanzte, haben niemals meiner Erwartung entsprochen. Ich pflanze sie in Beete
                              reihenweise, 3–4 Reihen in jedes Beet: zwischen jedem Beete bleibt ein Gang.
                              Die Entfernung der Reihen so wie der in denselben stehenden Pflanzen von einander
                              und die Breite des Weges haͤngt von der Sorte ab, die man pflanzt. Breitere
                              Wege sind besser, weil die Arbeiter dann weniger Schaden an den Pflanzen selbst
                              anrichten.
                           
                           Nachdem die Beete bepflanzt wurden, werden sie so rein als moͤglich von allem
                              Unkraute gehalten: nie lasse ich zwischen die Reihen andere Gewaͤchse
                              pflanzen. Die Auslaͤufer werden, sobald es noͤthig ist,
                              weggeschnitten; was jeden Sommer dreimal geschieht. Im Herbste lasse ich zwischen
                              den Reihen umgraben, was die Pflanzen, nach meiner Erfahrung, sehr erfrischt: wer es
                              thun kann, dem rathe ich im Fruͤhjahre zwischen die Reihen ganz duͤnn
                              loses Stroh oder langen Duͤnger streuen zu lassen. Hiedurch wird die Erde
                              feucht gehalten, der Erdbeerstok selbst kraͤftiger, und die Fruͤchte
                              finden ein bequemes Lager, auf welchem sie ruhen koͤnnen: fuͤr diese
                              kleine besondere Muͤhe und Auslage erhaͤlt man eine desto reichlichere
                              Ernte. Kurz vorher, ehe die Erdbeeren reifen, schneide ich jedesmal die
                              Auslaͤufer weg, um der Wurzel mehr Staͤrke zu geben; und wenn die
                              Fruͤchte gepfluͤkt sind, werden alle indessen neuerzeugte
                              Auslaͤufer mit einem Reiß-Haken, so wie die aͤußersten Blaͤtter
                              des Hauptstokes selbst, weggenommen, die Beete gerechet, dann behauen und dann
                              wieder gerechet. Im Herbste lasse ich, außer wenn die Pflanzen sehr stark
                              waͤren, einigen Duͤnger zwischen die Reihen eingraben: bei sehr
                              starken Pflanzen in fettem Boden wuͤrde der Duͤnger die Stoͤke
                              beinahe alle in Blaͤtter verwandeln. Frischer Duͤnger vom Stalle her
                              ist uͤbrigens besser als alter, abgelegener und fetter. Es haͤngt von
                              dem Ertrage der Pflanzen ab, wie lang ein Beet dauern kann, und diese Dauer ist auch
                              bei verschiedenen Sorten, und bei derselben Sorte auf verschiedenem Boden
                              verschieden, so daß sich hieruͤber nichts allgemein Guͤltiges
                              bestimmen laͤßt.
                           Ananas-Erdbeere. Der beßte Boden fuͤr diese Sorte
                              ist leichter Lehmgrund, obschon keine andere Erdbeersorte schweren Lehmboden besser
                              ertraͤgt, als gerade diese. Diese Sorte ist auch unter allen die schwierigste
                              in Hinsicht auf Ertrag. Man muß sehr dafuͤr sorgen, daß sie eine offene und
                              freie Lage erhalte: in kleinen Hausgaͤrten waͤchst sie zwar sehr
                              uͤppig, sezt aber, weil sie daselbst haͤufig von Baͤumen
                              beschattet wird, keine Fruͤchte an: vorzuͤglich schaͤdlich ist
                              ihr aber der Schatten der Nußbaͤume, unter welchen selten ein Erdbeerstok
                              traͤgt, sondern ganz in Laub auslaͤuft. In den Beeten fuͤr
                              Ananas-Erdbeeren halte ich die Reihen 2 Fuß weit von einander, und seze in jeder
                              dieser Reihen die
                              Pflanzen 18 Zoll weit von einander: fuͤr den Weg zwischen den Beeten lasse
                              ich eine Weite von 3 Fuß, eine Weite, die ich noͤthig finde, weil die
                              Fruchtstaͤngel bei mir haͤufig einen Fuß lang werden. Die
                              Ananas-Erdbeeren-Beete dauern bei mir gewoͤhnlich 3 Jahre: im ersten Jahre
                              tragen sie am meisten, im zweiten Jahre noch gut, im dritten weniger.
                           Die Kaiser-Erdbeere (Imperial), die ich aus Samen zog, kann in Bezug auf Pflanzung und Weite der
                              Abstaͤnde, wie die Ananas-Erdbeere behandelt werden: sie fodert aber
                              leichteren und fruchtbareren Boden, und schießt im Schatten, nicht so leicht in
                              Blaͤtter.
                           Die Scharlach-Erdbeere muß eben so, wie die
                              Ananas-Erdbeere, behandelt werden. Jede Reihe in den Beeten muß 21 Zoll von der
                              anderen, und jede Pflanze in jeder Reihe 18 Zoll von der anderen entfernt stehen.
                              Der Weg ist 2 Fuß 6 Zoll breit. Diese Erdbeere dauert bei mir selten uͤber 3
                              Jahre.
                           Die Hautboy-Erdbeere gedeiht immer in leichtem Boden am
                              beßten, und muß gut geduͤngt werden; denn der Duͤnger treibt sie nicht
                              so leicht in Blaͤtter. Jede Reihe in den Beeten muß 2 Fuß weit, und jede
                              Pflanze in jeder Reihe 18 Zoll weit von der anderen entfernt seyn: die Wege zwischen
                              den Beeten bleiben 3 Fuß weit. Es gibt verschiedene Sorten von Hautboy-Erdbeeren; ich ziehe aber diejenige vor, die getrennte
                              Geschlechter hat, weil ihre Fruͤchte, wenn gleich nicht so haͤufig wie
                              an der Zwitter-Erdbeere, eine schoͤnere Farbe und weit besseren Geschmak
                              besizen: nur muß man nicht zu viel maͤnnliche Stoͤke pflanzen; denn
                              diese bringen nicht bloß keine Fruͤchte, sondern machen auch mehr
                              Auslaͤufer. Ein Maͤnnchen auf 10 Weibchen gibt die reichlichste Ernte.
                              Ich lernte dieß aus Erfahrungen, die ich im Jahr 1809 machte. Fruͤher hatte
                              ich bloß weibliche Stoͤke ausgelesen, und bekam keine Fruͤchte: in
                              diesem Jahre erhielt ich einige maͤnnliche Blumen, und stellte diese in einer
                              Flasche auf das mit weiblichen Hautboys bepflanzte Beet: wenige Tage darauf
                              schwollen die Fruͤchte, die der Flasche zunaͤchst standen. Ich
                              vertheilte nun mehrere maͤnnliche Bluͤthen in Flaschen uͤber
                              die Beete mit weiblichen Erdbeeren, und erhielt so eine ziemliche Anzahl
                              Fruͤchte, wo ich ehevor keine sah. Diese Sorte dauert bei mir selten
                              uͤber drei Jahre.
                           Die Wald-Erdbeere wird am beßten aus Samen aufgezogen, die
                              ich von einer so eben gepfluͤkten Frucht nehme, und alsogleich in fruchtbarer
                              Erde anbaue. Wenn die Pflanzen stark genug geworden sind, verpflanze ich sie auf
                              andere Beete, und lasse sie daselbst bis zum naͤchsten Maͤrz. Dann
                              werden sie, wie die uͤbrigen Sorten, auf Beete in Reihen umgepflanzt, jede
                              Reihe zwei Fuß weit von der anderen, und die Pflanzen in den Reihen selbst 18 Zoll
                              weit von einander: fuͤr den Weg bleiben 3 Fuß. Auf diese Weise erhalte ich
                              reichliche Ernten schoͤner Fruͤchte. Ich habe diese Erdbeeren auch aus
                              Auslaͤufern gezogen, nie aber, vorzuͤglich wenn sie von alten
                              Stoͤken waren, mit aͤhnlichem gutem Erfolge. Diese Erdbeeren dauern
                              selten uͤber zwei Jahre.
                           Die Alpen-Erdbeere muß immer aus Samen gezogen werden,
                              welche man im Fruͤhjahre auf ein Beet fruchtbarer Gartenerde aussaͤet.
                              Wenn, im Julius oder August, die Pflanzen die gehoͤrige Staͤrke
                              erlangt haben, seze ich sie in Reihen hinter eine Heke oder Mauer in fruchtbare oder
                              sehr feuchte Gartenerde: die Reihen kommen zwei Fuß von einander, und jede Pflanze
                              steht in diesen Reihen zwoͤlf Zoll von der anderen entfernt. Meine, auf diese
                              Weise behandelten, Alpen-Erdbeere tragen jezt so haͤufig, daß die Weiber, die
                              sie pfluͤken, nicht wissen, wo sie ihre Fuͤße hinsezen sollen. Die
                              Alpen-Erdbeere tragen unter allen am fruͤhesten; denn keine andere Sorte
                              traͤgt, wo sie aus Samen gezogen wird, vor 2 Jahren, waͤhrend diese
                              schon am Ende des ersten Jahres eine reiche Ernte gibt. Sie dauert aber selten mehr
                              als zwei Jahre, und haͤufig nur ein JahrUeber die Cultur und Pflege der Erdbeeren vergleiche man auch in diesem
                                    polyt. Journale die Abhandlungen in Bd. 9.
                                       S. 256, und Bd. 10. S.
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