| Titel: | Verbesserte Methode, Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs, Pelzhaare und alle anderen faserigen Substanzen zuzubereiten und zu spinnen, worauf Jos. Main, Gentleman in Bagnio-Court, Newgatestreet City of London, dd. 15. Jan. 1820, ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXVIII., S. 389 | 
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                        LXVIII.
                        Verbesserte Methode, Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs, Pelzhaare und alle anderen faserigen Substanzen zuzubereiten und zu
                           spinnen, worauf Jos. Main, Gentleman in Bagnio-Court, Newgatestreet City of London, dd. 15. Jan. 1820, ein Patent erhielt.
                        Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Januar 1823. N. 248. S. 68.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VIII.
                        Main's verbesserte Methode, Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs etc. zuzubereiten.
                        
                     
                        
                           Nachdem die Wolle, Baumwolle, Seide, der Flachs, das Pelzhaar
                              oder irgend ein zu spinnender Seidenstoff gehechelt, kardetscht, oder auf irgend
                              eine der Natur gemaͤße Weise zubereitet und zum Spinnen zugerichtet wurde,
                              muͤßen die Stoffe auf irgend eine der gewoͤhnlichen und
                              gebraͤuchlichen Weisen gezogen werden, woran ich keine Verbesserung
                              vorzunehmen habe. Hierauf spinne ich sie weiter mit meiner verbesserten Spindel, Spuhle und Gabel,
                              wodurch die Faden nicht bloß laͤnger gezogen, sondern zugleich auch etwas
                              gedreht, und die losen Fasern und kuͤrzeren Haare mit den laͤngeren
                              vereinigt werden so daß dadurch viele Arbeit bei'm Zwirnen erspart wird. Das Drehen
                              und Ausziehen bei meinem Vorspinnen (roving) wird durch
                              dieselbe Vorrichtung bewirkt, deren ich mich beim Spinnen und Zwirnen bediene; nur
                              ist hier Groͤße und Schnelligkeit dieser Vorrichtung verschieden, und die
                              Verbesserungen betreffen vorzuͤglich die gewoͤhnliche Spindel, die
                              Spuhle und die Gabel, deren verhaͤltnißmaͤßige Geschwindigkeit gegen
                              einander ich mit so vieler Genauigkeit und Zartheit bestimme, daß ich im Stande bin,
                              feineres Vorgespinst, und eben so gutes oder besseres Garn in groͤßerer Menge
                              waͤhrend einer gegebenen Zeit zu spinnen, als bisher auf irgend eine andere
                              Weise moͤglich war. Der Bau meiner Vorrichtung ist, mit Ausnahme der
                              Groͤße und Staͤrke, derselbe sowohl zur Hand- als zur
                              Muͤhlen-Spinnerei. Die Wirkung meiner Vorrichtung ist zugleich, auch mehr
                              stetig, und kann noch schneller gemacht werden, indem die Zartheit meiner
                              Verbesserung meine Spindeln mit groͤßerer Behendigkeit sich drehen
                              laͤßt. Die Spindel, deren ich mich bediene, ist mit ihrer Gabel, Spuhle und
                              mit ihrem Wirtel Fig. 10. dargestellt: ihre Groͤße muß nothwendig nach Art der
                              Arbeit und des Materiales, welches sie spinnen oder vorspinnen soll, verschieden
                              seyn. AB ist die ganze Laͤnge der Spindel
                              aus wohl polirtem Stahle, und C der Wirtel oder die
                              Treibrolle, welche, statt daß sie nahe an dem Ende von B
                              stuͤnde, hier nahe bei dem Ende A angebracht ist.
                              Das Materiale, welches versponnen werden soll, laͤuft, wenn es nach der bei
                              den Spinn-Maschinen gewoͤhnlichen Weise von den Walzen herab kommt, durch
                              dieselbe und durch das obere Ende der Spindel mittelst des durchgebohrten Loches,
                              das bei zz punctirt ist, und durch das Auge X unter dieser Oeffnung. Die Gabel DDEE ist, statt, wie zuvor, aus einem
                              Stuͤke zu bestehen, und an dem Ende der Spindel angeschraubt oder auf irgend
                              eine Weise befestigt zu seyn, und wenn die Spuhle ausgewechselt wird, abgenommen zu
                              werden, an meiner Vorrichtung unbeweglich, ausser wenn die Spuhle ausgebessert oder
                              aus irgend einem anderen Grunde abgezogen werden muß, und besteht aus einzelnen Stuͤken,
                              naͤhmlich aus dem Kopfstuͤke, DD,
                              aus Messing oder aus irgend einem anderen Metalle, mit einem Loche in der Mitte bei
                              Y, das fuͤr die Spindel weit genug ist, auf
                              welcher es mittelst der Schraube x befestigt wird, und
                              mittelst welcher es an jedem Theile der Spindel angeschraubt, und so nach der
                              Laͤnge der Spuhle vorgerichtet werden kann. EE sind die beiden Arme der Gabel aus einzelnen Drahtstuͤken,
                              welche in die Loͤcher, ww, passen, und
                              darin durch die Schrauben, vv, befestigt werden,
                              so daß, wenn ein Arm brechen, oder ein Auge ausgeschnellt oder durchgeschnitten
                              werden sollte, der Arm auf der Stelle ausgewechselt werden kann. tt sind die beiden Augen, welche den Faden von z auf beide Puncte E der
                              Gabel leiten. Die Spuhle ist durch F in ihrer
                              gewoͤhnlichen Form dargestellt; sie hat eine sehr glatte Furche S zur Aufnahme des unten beschriebenen Regulators. Diese
                              Spindel mit ihrer Spuhle und Gabel bringe ich sowohl bei der Hand- als bei der
                              Muͤhlen-Spinnerei in horizontale Lage. G ist ein
                              feststehendes Lager oder Halsband aus Messing oder aus irgend einem anderen Metalle,
                              in welchem sich der Kopf der Spindel dreht, und H ein
                              bewegliches fuͤr das andere Ende der Spindel. Die Ursache, warum ich dieses
                              Lager H beweglich machte, ist, daß ich die Gabel bei dem
                              Auswechseln der Spuhle nicht abzunehmen brauche. Zu diesem Ende dreht sich das Lager
                              H auf der Schraube q in
                              der Richtung der punctirten Linien rr
                              zuruͤk, und diese Schraube wirkt nicht bloß als Zapfen, auf welchem sich
                              dasselbe dreht, sondern dient auch, waͤhrend der Arbeit zum Niederhalten des
                              vorderen Spindeltraͤger-Riegels S. Durch diese
                              Art, die Spindel an ihm beiden Enden zu stuͤzen, erhalte ich einen weit
                              groͤßeren Grad von Stetigkeit in der Bewegung, als wenn die Spindel sich, wie
                              gewoͤhnlich, senkrecht dreht. Ein kleiner Haken oder Dorn Q, der uͤber die Rolle C gedreht werden kann, und diese beschraͤnkt, hindert das
                              Ausgleiten der Spindel aus dem Lager G.
                           Die Geschwindigkeit, mit welcher die Spuhle sich dreht, wird mittelst einer
                              Vorrichtung bestimmt, die ich den Regulator nenne, und diese ist einer der
                              wesentlichsten Theile meiner Erfindung. Seine beßte Form zeigt Fig. 11, wo er in einer
                              mit Fig. 10
                              im Verhaͤltnis stehenden Groͤße dargestellt ist. Er besteht aus einem kleinen Wirbel
                              aus Messing oder anderem Stoffe I, welcher sich frei um
                              einen Hahn oder um ein hervorstehendes Stuͤk K
                              dreht, das mittelst einer Schraube, oder auf eine andere Weise an dem Querbalken R oder an einer anderen Vorrichtung befestigt ist, durch
                              welche die Spuhle vor- und ruͤkwaͤrts geschoben werden kann, so daß
                              das Gespinst sich gleichmaͤßig auf derselben vertheilt. Der Wirbel I. fuͤhrt die beiden langen Draht-Federn LM, von welchen die eine, L, in das Ende des Wirbels eingezapft, oder auf eine andere Weise darin
                              befestigt ist, waͤhrend die andere, M, an dem
                              besonderen Stuͤke, N, angebracht ist, auf welches
                              die Schraube, O, oder irgend ein anderer Stell-Apparat
                              wirkt, so daß M mit vieler Genauigkeit von L entfernt, oder demselben naͤher gebracht werden
                              kann, wodurch die Spuhle F mehr oder minder zwischen den
                              Federn gesperrt, und ihr Zug so geregelt werden kann, daß sie das zu spinnende oder
                              weiter auszuspinnende Material mit jedem erfoderlichen Grade von Schnelligkeit
                              aufnehmen, und dadurch Gespinst von jeder verlangten Art erzeugen kann. Das Gelenk
                              bei P macht, daß beide Federn gleichmaͤßig
                              wirken, und da der Hahn K auf dem Querbalken unter der
                              Spuhle befestigt ist, so ist es offenbar, daß die Bewegung dieses Balkens von A gegen B (Fig. 10) und
                              zuruͤk eine gleichfoͤrmige und zwekmaͤßige Vertheilung des
                              Gespinstes auf dem Balken hervorbringen muß. Diese Bewegung wird auf die
                              gewoͤhnliche Weise durch ein Herzrad bewerkstelligt, und ich bringe also ein
                              solches Rad, oder mehrere solche Raͤder, je nachdem der Querbalken mehr oder
                              minder lang ist, an, und seze dasselbe oder dieselben von dem Hauptrade oder der
                              Trommel aus, oder auf irgend eine andere bekannnte und gewoͤhnliche Art in
                              Bewegung. Die Weise, wie diese Spindeln zur Hand- oder Muͤhlen-Spinnerei
                              angewendet werden, ist ohnedieß bekannt, und darf daher hier nicht beschrieben
                              werden. Zuweilen bediene ich mich auch eines Gewichtes und eines Hebels als
                              Regulator der Schnelligkeit und der Ruͤk- und Vorwaͤrtsbewegung der
                              Spuhle, statt des vorigen Feder-Regulators, Fig. 11, und in diesem
                              Falle wende ich denselben so an, wie Fig. 12 ihn darstellt, wo
                              F die Spuhle, wie in Fig. 11 ist. H ist die Stuͤze, die eines der Enden der Spuhle
                              traͤgt, so wie es auf das Stuͤk S mittelst
                              der Schraube q befestigt ist. R ist ein Theil des Querriegels, auf welchem die senkrechte eiserne, oder aus
                              einem anderen Materiale verfertigte Stange Zc
                              befestigt ist, deren Hoͤhe bis zur Furche S in
                              der Spuhle, Fig.
                                 10, hinansteigen muß. In dieser Furche ist der leichte Hebel bc eingelegt, der sich um das Doppelgelenk oder
                              den Stuͤzpunct c dreht, welcher so vorgerichtet
                              ist, daß keine Seitenbewegung an dem Hebel statt haben kann, und daß er
                              gestuͤzt wird, wenn er aufgehoben werden muß, um die Spuhle bei S auszuheben, weil ein Gewicht a an dem gegenuͤberstehenden Ende angebracht ist. Man kann dieses
                              Gewicht mit groͤßerer oder geringerer Staͤrke auf die Spuhle wirken
                              lassen, je nachdem man die Stange Zc der Spindel
                              naͤhert, oder von derselben entfernt, und das Gewicht selbst wechselt. Es ist
                              uͤbrigens offenbar, daß, so wie die Querstange sich vorwaͤrts und
                              ruͤkwaͤrts bewegt, der Hebel bc
                              gleichfalls die Spuhle auf der Spindel vor- und ruͤkwaͤrts bewegt, und
                              dadurch das Gespinst gleichfoͤrmig vertheilt. In einigen Faͤllen wird
                              es noͤthig seyn, die Anheftung der Spuhle an der Spindel zu vermehren, und
                              dadurch die Last oder den Zug der Spuhle zu vermindern. Dieß geschieht mittelst
                              einer Spiral- oder anderen Feder an einem Ende der Spuhle, oder an beiden zugleich,
                              wie bei p in Fig. 13, wo eine solche
                              Spuhle im Perspektive dargestellt ist, und wo man sieht, daß die Feder das Mittel-
                              oder Spindelloch verlegt, und dadurch einen Druk auf die Spindel hervorbringt, so
                              oft dieselbe eingefuͤhrt wird.
                           Fig. 13.
                              zeigt im Perspektive das Spindel-Lager, die Gabel und den Feder-Regulator von der
                              Seite, so wie dieser oben beschrieben ist, und so wie diese Theile in ihrer
                              respectiven Lage gegen einander gestellt sind. Dieselben Buchstaben bezeichnen
                              dieselben Theile. In dieser Figur zeigt sich auch die Lage der Walzen, welche ich
                              zwischen der gewoͤhnlichen Speise-Walze und der Spindel anbringe, und durch
                              eine geeignete Verbindung mit irgend einem im Umtriebe stehenden Theile der Maschine
                              in Bewegung seze. Diese Walze ist in einer Kufe dargestellt, in welcher Wasser oder
                              irgend eine andere Fluͤssigkeit enthalten ist: es haͤngt
                              uͤbrigens von der Natur des zu verspinnenden Materiales ab, ob dieselbe naß
                              oder troken, schneller oder minder schnell gedreht werden soll. Im Allgemeinen finde
                              ich es aber besser, derselben eine schnellere Bewegung zu geben, als dem
                              daruͤber laufenden Garne oder Faden, damit sie alle losen Fasern abkehrt,
                              abreibt, oder niederlegt, und diese dadurch mit dem Gespinste mehr
                              verkoͤrpert werden: diese Walze gehoͤrt aber nicht zu meiner
                              Erfindung. EsCs waͤre uͤberfluͤßig, das bei dieser Vorrichtung
                              noͤthige Gestell, und die Weise, diese Spindeln in Bewegung zu sezen, zu
                              beschreiben, da es offenbar ist, daß die Lage des Triebrades der veraͤnderten
                              Lage der Spindeln angemessen seyn muß.
                           Flachs, Seide, Wolle und andere faserige Stoffe werden auf dieser Maschine eben so
                              vorgesponnen und gezwirnt, wie Baumwolle; nur muß die Groͤße der Spindel, der
                              Gabel und der Spuhle dem zu verarbeitenden Materiale angemessen seyn: eben dieß gilt
                              auch von der Geschwindigkeit der Bewegung, die bei dem Vorspinnen immer um Vieles
                              geringer seyn muß.
                           Noch ein Vortheil, den diese neue Vorrichtung gewahrt, ist die groͤßere
                              Leichtigkeit derselben, wodurch viel an Kraft-Aufwand, um die Maschine in Bewegung
                              zu sezen, erspart wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
