| Titel: | Verbesserung in der sogenannten Appretur der Seiden- und Garn- und Halbseiden-Waaren, worauf Joh. Friedr. Smith, Esq. in Dunstan-Hall, Chesterfield, Derbyshire im Junius 1822 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXXXVIII., S. 487 | 
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                        LXXXVIII.
                        Verbesserung in der sogenannten Appretur der Seiden- und Garn- und Halbseiden-Waaren, worauf Joh. Friedr. Smith, Esq. in Dunstan-Hall, Chesterfield, Derbyshire im Junius 1822 ein Patent erhielt.
                        Aus dem London Journal of Arts et Sciences. N. 24. S. 288.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IX.
                        Smith's Verbesserung der Appretur der Seiden-Waaren etc.
                        
                     
                        
                           Man empfiehlt zu voͤrderst alle Stuͤke Zeug, sie
                              moͤgen aus Wollengarn (Worsted) Leinengarn oder Zwirn bestehen, oder auch
                              noch Seide dem Wollengarne beigewebt haben, durch Schlagen und Knetten in warmem
                              Wasser, in welchem vorlaͤufig etwas Seife aufgeloͤst wurde, wie bei
                              dem gewoͤhnlichen Walken, zu walken. Obschon jedoch dieses Verfahren, soviel
                              der Patenttraͤger weiß, weder auf Bombasins, noch auf sogenannte Stuffs und
                              Serge und aͤhnliche Wollengarn-Zeuge, noch auf Halbseiden und Wollenzeuge
                              angewendet wurde, nimmt er dasselbe doch nicht als sein Patent-Recht in Anspruch,
                              wenn auch die Waare dadurch sowohl in Hinsicht auf Dauerhaftigkeit als auf
                              aͤusseres Ansehen sehr verbessert wird.
                           Die Waare mag uͤbrigens so gewalkt und zugerichtet worden seyn, oder nicht, so
                              schlaͤgt er vor, daß, nachdem die Stuͤke auf die gewoͤhnliche
                              Weise, entweder durch heiße Cylinder oder durch Flammen-Feuer, abgesengt wurden, sie
                              durch Reibung und Druk auf Reibmaschinen, welche mit Seide uͤberzogen sind,
                              und mehr oder minder schnell gedreht werden, appretirt oder zugerichtet werden, um
                              ihnen die moͤglich hoͤchste Vollendung zu geben.
                           Folgende Einrichtung der Reibmaschine zeigte sich als die zwekmaͤßigste. In
                              Fig. 33
                              ist a das Gestell, auf welchem eine Walze b von ungefaͤhr 2 oder 3 Zoll im Durchmesser
                              aufgezogen ist: um diese Walze wird das zu appretirende Stuͤk der
                              Laͤnge nach aufgerollt. Solcher Walzen mit eisernen Zapfen muͤssen
                              mehrere vorhanden seyn, damit man mehrere Stuͤke nach einander appretiren, und
                              so, wie eine Walze abgelaufen ist, eine andere einsezen kann. Damit die Arbeit
                              geschwinder hergeht, heftet man gewoͤhnlich vier Stuͤke an ihren Enden
                              an einander, und zieht sie dann so der Laͤnge nach auf der Walze auf, und
                              damit das ganze zu appretirende Stuͤk durch die Maschine laufen kann,
                              naͤht man an den Enden desselben ungefaͤhr vier Ellen, (Yards, 1 Yard = 3 engl. Fuß) irgend eines Zeuges an.
                              Nachdem nun das Stuͤk Zeug auf der Walze fest und gleich aufgerollt wurde,
                              wird diese in einen Aufsaz d des Gestelles a eingesezt, und eine schwere Walze c so daraus gelegt, daß sie uͤberall auf den
                              Umfang von b gleichfoͤrmig aufdruͤkt, und
                              den Zeug waͤhrend seiner Reibung gleichfoͤrmig ausgespannt
                              erhaͤlt: dieser Zwek kann indessen auch durch andere Vorrichtungen erzielt
                              werden. Das Stuͤk laͤuft, je nachdem es auf der Walze aufgerollt
                              wurde, entweder von Oben oder von Unten ab, und kommt dann zwischen die Speiserollen
                              f, deren obere entweder durch Federn oder durch
                              Gewichte mit dem Zeuge selbst in Beruͤhrung gebracht wird. Diese Speisewalzen
                              muͤssen vollkommen cylindrisch seyn, und ungefaͤhr 3 Zoll im
                              Durchmesser halten, so daß dadurch das Stuͤk von einer Sahlleiste zur anderen
                              gleichfoͤrmig gespannt und eben erhalten wird: sie sind ferner mit Wollentuch
                              an ihrer Oberflaͤche entweder uͤberpappt oder
                              uͤbernaͤht.
                           Von diesen Speisewalzen laͤuft das Stuͤk unter und uͤber drei,
                              vier, oder mehrere Reibungs-Walzen w, k, y, z, die
                              entweder horizontal oder auf irgend eine andere schikliche Weise gestellt sind, und
                              von diesen auf die Zug-Walzen. Diese Walzen sind aus Buchen- oder irgend einem
                              anderen harten Holze, haben eiserne Zapfen oder Achsen, und koͤnnen, obschon
                              dieß eben nicht nothwendig ist, von gleichem Durchmesser seyn. Wenn sie acht Zoll im
                              Durchmesser haben, so ist es am beßten. Sie sind mit Wollentuch bedekt, das entweder
                              aufgepappt oder aufgenaͤht ist, und uͤber dieses kommt ein fester
                              Seidenstoff oder Sendeltaffet (lutestring), der darauf geheftet und vollkommen flach und eben
                              aufgezogen wird.
                           Wenn das zu appretirende Stuͤk Zeug ganz aus Seide ist, so muß die Bedekung
                              der Reibungs-Walzen auch aus Seide seyn: wenn aber andere Zeuge appretirt werden
                              sollen, muͤssen dieselben mit Wollen- oder Baumwollen-, Leinen- oder Seiden, Zeugen, oder mit
                              irgend einer Mischung aus diesen Stoffen uͤberzogen werden. Nachdem das
                              Stuͤk zwischen den Zugwalzen durchgegangen ist, kommt es am Ende auf die
                              Walze h, welche in jeder Hinsicht der Walze b gleich ist, nur daß bei dem Aufziehen des
                              Stuͤkes, statt der Druk-Walze c, unten eine Walze
                              i angebracht ist, auf welche das Gewicht des
                              Stuͤkes sowohl als der Walze h selbst
                              druͤkt, und dadurch die noͤthige Spannung hervorbringt.
                           Diese Maschine kann durch Dampf, Wind, Wasser, Thiere oder durch Menschen in Bewegung
                              gesezt werden auf die gewoͤhnliche bekannte Weise. Wenn das Stuͤk
                              durch die Speise-Rollen von der Walze b abgezogen, und
                              uͤber und unter den Reibungswalzen zu der Walze h
                              gelangt, und diese in Thaͤtigkeit gesezt wird, so drehen die Speisewalzen
                              sich mit seiner Schnelligkeit, die wenigstens 30 Yards in einer Minute von b abrollt: die Zugwalzen drehen sich noch schneller, um
                              das Stuͤk stets in gehoͤriger Spannung zu erhalten. Die
                              Reibungsrollen, w, x, y, z, drehen sich in derselben
                              Richtung, in welcher das Stuͤk Zeug sich bewegt, jedoch mit vermehrter
                              Geschwindigkeit; w, zweimal so schnell, x, zwei und ein halbmal, y,
                              beinahe dreimal so schnell, und z, drei und ein halbmal,
                              u.s.f., wenn noch mehrere Reibungs-Walzen da waͤren. Auf diese Weise wird das
                              Fabrikat auf beiden Seiten geglaͤttet.
                           Diese, in dem Verhaͤltnisse als sie weiter von den Speise-Walzen entfernt
                              stehen, vermehrte Geschwindigkeit der Reibungs-Walzen wird durch Zahnraͤder
                              (bevel cogged wheels) hervorgebracht, die an den
                              Enden der Achsen derselben angebracht, und von verschiedener
                              verhaͤltnißmaͤßiger Groͤße sind, und von anderen
                              Triebraͤdern in Bewegung gesezt werden, die auf der langen Achse k befestigt sind, an welcher die Triebkraft angebracht
                              ist. Diese Achse sezt auch die Walze i in Bewegung, die
                              mit Wollentuch uͤberzogen ist, und mit bedeutender Geschwindigkeit
                              umlaͤuft, durch ihre Reibung an der Walze h aber
                              auch diese umdreht, und so das Stuͤk Zeug auf derselben aufwindet, wie es von
                              den Zugwalzen herkommt. Es ist offenbar, daß eine aͤhnliche Bewegung auch
                              durch Handraͤder hervorgebracht werden kann, die jeder Mechaniker anzubringen
                              weiß.
                           
                           Man kann die Waare, so oft als noͤthig, durch diese Maschine laufen lassen. Im
                              Allgemeinen genommen wird es aber gut seyn, wenn dieß in zwei verschiedenen
                              Zwischenraͤumen geschieht; zum erstenmal unmittelbar nach dem Absengen vor
                              dem Faͤrben, und zum zweitenmal nach dem Faͤrben: auf diese Weise wird
                              das Fabrikat milder und mehr geoͤffnet, und geschikter die Farbe aufzunehmen,
                              die auch mehr gleichfoͤrmig und glatt ausfallen wird. Nach dem Faͤrben
                              wird das Fabrikat dadurch von allem Schmuze befreit, bekommt Milde, Glanz, und ein
                              schoͤnes Ansehen, und, wenn es anders echt gefaͤrbt ist, wird es nie
                              abfaͤrben. Es ist erwiesen, daß man auf diese Weise alles Steifen und
                              Gummiren, das man bisher bei Appretur der Bombasins, Crepe und anderer Zeuge
                              anwendete, ersparen kann, und daß die auf diese Weise appretirten Waaren nicht bloß
                              ein besseres Aussehen erhalten, sondern auch weit weniger brechen, sich falten, und,
                              wie man zu sagen pflegt, aus der Façon kommen, als die auf die
                              gewoͤhnliche Weise zugerichteten Waaren. Wenn sie vorerst noch, wie man
                              empfohlen hat, gewalkt werden, so werden sie desto dauerhafter seyn, und nie aus
                              einander gehen.
                           Die Walzen h und b sind von
                              derselben Groͤße, und eine kann statt der anderen dienen, so daß, wenn die
                              Operation wiederholt werden soll, h, auf welches der
                              Zeug sich aufgerollt hat, geradezu an der Stelle von b
                              eingelegt werden kann. Man hat gefunden, daß es sehr gut ist, wenn die Waare,
                              nachdem sie durch die Cylinder lief, auf den Walzen wenigstens noch durch 48 Stunden
                              aufgerollt bleibt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
