| Titel: | Ueber Reinigung der Luft in Werkstätten etc. durch Ventilation etc. zur Erhaltung der Gesundheit der Arbeiter. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XV., S. 130 | 
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                        XV.
                        Ueber Reinigung der Luft in Werkstätten etc.
                           durch Ventilation etc. zur Erhaltung der Gesundheit der ArbeiterMan vergl. hiemit auch die Abhandlung S.
                                    24 in diesem Journal. D..
                        Aus dem Dictionaire Technologique, Artikel:
                           Assainissement in Gill's
                                 technic. Repository II. Th. N. 6. p. 371.Wenn man in England es der Muͤhe Werth fand, diesen Artikel aus dem Dictionnaire technologique fuͤr Fabrikanten
                                 zu uͤbersezen, so wird wohl auch in Deutschland eine deutsche Uebersezung
                                 desselben um so weniger uͤberfluͤssig seyn, als unsere Handwerker
                                 und Kuͤnstler nur zu wenig mit den Gefahren bekannt sind, die sie in
                                 ihren Werkstaͤtten umgeben. Der edle Graf Berchtold (der als ein Opfer seiner Philanthropie fiel, und dessen
                                 Verdienste um die leidende Menschheit wohl so lang uns unvergeßlich bleiben
                                 muͤssen, als die Menschheit selbst in einem leidenden Zustande bleiben
                                 wird, fuͤr dessen fortgesezte Dauer unsere Troͤster aus allen
                                 Kraͤften sorgen), Graf Berchtold war der
                                 erste, der in Deutschland durch kleine, auf seine Kosten gedrukte
                                 Aufsaͤze, unsere Handwerker auf die Gefahren aufmerksam machte, denen sie
                                 in Folge ihres Gewerbes stuͤndlich ausgesezt sind, und der sie zugleich,
                                 soviel es die Umstaͤnde erlaubten, auf Mittel zur Erhaltung ihrer
                                 Gesundheit aufmerksam machte. Er sezte sogar Preise auf die Angaben der
                                 zwekmaͤßigsten und sichersten Mittel zur Beseitigung dieses oder jenes,
                                 bisher mit der Ausuͤbung gewisser Gewerbe verbundenen, Nachtheiles
                                 fuͤr die Gesundheit; allein seine Stimme war die Stimme des Schreienden
                                 in der Wuͤste; und selbst die, die ihn hoͤrten, verlachten ihn, und
                                 wollten ihn sogar der Regierung des Landes, fuͤr das er sich opferte,
                                 verdaͤchtig machen. Jezt faͤngt man an einzusehen, weß Geistes
                                 Kind dieser edle Mann gewesen ist, und ehrt auch dort sein Andenken, wo
                                 fruͤher sein Name in uͤblem Geruche stand. Virtutem incolumem odimus; sublatam ex oculis quaerimus invidi. A. d.
                                 Ueb.. Frei im Auszuge uͤbersezt.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                           
                        Ueber Reinigung der Luft in Werkstätten durch Ventilation
                           etc.
                        
                     
                        
                           Der verderbliche Einfluß, den gewisse Verhaͤltnisse auf
                              die Gesundheit der Individuen aller Classen aͤußern, ist durch die
                              aͤltesten Beobachtungen erwiesen. Je mehr der Mensch sich von dem Zustande
                              der Natur entfernt, je weiter er in dem Zustande der sogenannten Civilisation
                              vorruͤkt, desto mehr haͤufen sich bei ihm die Ursachen der
                              Krankheiten. Am deutlichsten sieht man dieß an der arbeitenden Classe,
                              vorzuͤglich an jenen Arbeitern, die sich mit gewissen Gewerben
                              beschaͤftigen, und die, wie es scheint, sich fuͤr einige Groschen dem
                              Tode geweiht, und nicht bloß auf alle Rettungs-Mittel Verzicht geleistet,
                              sondern alle Pfeile des Todes auf sich gelokt haben. Beinahe jede Profession hat
                              ihre eigene KrankheitenWer hieran zweifelt, der lese Ramazzini de morbis
                                       opisicum, und da man heute zu Tage nicht mehr latein liest,
                                    wenigsten, des sel. Ackermann deutsche
                                    Umarbeitung dieses unsterblichen Werkes A. d. deutsch. Ueb. .
                           Unter den Krankheits-Ursachen der Handwerker und Kuͤnstler verdient die
                              ungesunde Luft in den Werkstaͤtten derselben, sey es nun, daß sie zu seicht
                              oder zu troken, oder mit Ausduͤnstungen, die dem Menschen und allen Thieren
                              verderblich sind, erfuͤllt ist, die erste StelleMoͤchte doch kein Sterblicher jemals vergessen, was der alte Elmyn, der Montaigne der Englaͤnder, eben
                                    so wahr als naiv sagte: „Die Luft ist die
                                          große Schuͤssel, aus welcher man bei jedem Athemzuge ißt: man
                                          muß sie rein halten.“
                                       
                                    A. d. deutsch. Uebers. . Arbeiter, die enereiner solchen ungesunden Luft ausgesezt sind, schleichen mit einer gewissen
                              leidenden Miene umher, die ihr inneres und stets fortschreitendes Verderben nur zu
                              deutlich beurkundet. Alle Handwerker, die sich mit Blei, Kupfer, Queksilber etc.
                              beschaͤftigen, sehen bleich und ungesund aus, sind mager und duͤster.
                              Wenige von denjenigen, die viel mit Queksilber zu thun haben, entgehen der
                              fuͤrchterlichen Krankheit, die man das Queksilber-Zittern (tremor mercurialis) nennt. Allein, nicht so sehr die
                              Krankheiten selbst, die hiedurch entstehen, sondern die Sinnlosigkeit, mit welcher
                              man sich in dieselben stuͤrzt, und sich, im Grunde alle diese Leiden selbst
                              schafft, erregen das Mitleid des Menschenfreundes, der die Ungluͤklichen
                              beobachtet. Es gehoͤrt wahrlich ein großer Grad von Stupiditaͤt
                              dazu, wenn man in den Vorurtheilen fort beharren kann, die so viele schmerzliche und
                              toͤdtliche Krankheiten erzeugen, welche, wie man doch mit eigenen Augen
                              sieht, jaͤhrlich Graͤber und Spitaͤler fuͤllen. Diese
                              Stupiditaͤt geht sogar so weit, daß Individuen, die bereits durch die
                              nachtheiligen Einfluͤsse ihres Gewerbes erkrankt sind, sich um die Entfernung
                              derselben gar nicht zu kuͤmmern scheinenDieß ist lediglich das Resultat der oͤffentlichen Erziehung in vielen
                                    Laͤndern. Man will die arbeitende Classe so stupid, wie
                                    moͤglich, haben, und bezahlt eigene Magistros
                                       stupiditatis mit schwerem Gelde zu diesem humanen Zweke. A. d. deutsch. Ueb. .
                           Wer sollte glauben, daß man fuͤr Anwendung der sichersten und einfachsten
                              Mittel zur Erhaltung der Gesundheit, welche die Erfahrung von Jahrtausenden
                              erprobte, so sehr zu kaͤmpfen haͤtte? Wer vermag aber auch auf der
                              einen Seite die Gefuͤhllosigkeit und auf der anderen die Macht des
                              Vorurtheiles zugleich zu besiegen, wenn dieß den groͤßten Maͤnnern
                              zweier Jahrtausende nicht gelungen ist?
                           Schon Hippokrates sagte vor mehr dann 2000 Jahren:
                              „die Luft ist die Quelle aller Krankheiten, je nachdem sie zu heiß
                                 oder zu kalt, zu troken oder zu feucht ist.“ Die Thatsachen, die er
                              als Beweise anfuͤhrte, hat die Erfahrung zweier Jahrtausende
                              bestaͤtigt. Er empfahl, der Erste, die verdorbene Luft in den
                              eingeschlossenen Raͤumen der Staͤdte durch Feuer zu reinigen. Und doch
                              war erst
                           im. J. 1521 Agricola der Erste, der daran dachte, die
                              verdorbene und gefahrvolle Luft der Bergwerke mittelst des Feuers, durch welches er
                              einen Strom von frischer Luft in dieselben leitete, zu verbessern. Er war der Erste
                              der in seiner im Jahr 1550 erschinen Docimasie auf Ventilation der Bergwerke dachte,
                              und dadurch gewisser Maßen der Schoͤpfer der Ventilation uͤberhaupt
                              geworden ist.
                           Im J. 1614 machte Keslar, ein Mahler zu Frankfurt, die
                              italiaͤnischen Oefen bekannt, und zeigte darin seine Kenntnisse in der Kunst,
                              die Luft mittelst der Waͤrme in Umlauf zu sezen.
                           Im J. 1669 versuchte Glauber die Luft außen an erhizten
                              eisernen
                              Roͤhren in Umlauf zu bringen, und baute Oefen, in welchen er die Verbrennung
                              durch Luftstroͤme, die er aus Kellern und Brunnen herbeifuͤhrte,
                              unterhielt.
                           Eines der wichtigsten Werke uͤber Benuͤzung des Feuers, sowohl zur
                              Ventilation als zu beinahe allen Zweigen der Pyrotechnik, ist die Mechanique du Feu, welche Cardinal de Polignac unter dem Namen Gaugé herausgegeben hat. Man findet in diesem so wenig bekannten
                              Werke, dessen Verfasser seinem Zeitalter beinahe um ein Jahrhundert voraus war, die
                              GrundideenSie sind in dem Originale in einer Note aufgefuͤhrt, die wir hier
                                    wegließen, weil sie bloß historisches Interesse haben. A. d. deutsch Ueb. zu allen den herrlichen Erfindungen der neueren Pyrotechnik. Allein es
                              ergieng dem Cardinale im Anfange des 18ten Jahrhundertes, wie unseren d'Arcet im Anfange des 10ten; man wollte theils von den
                              von ihm vorgeschlagenen Mitteln zur Erhaltung der Gesundheit keinen Gebrauch machen,
                              als Holzkohlen zur Erzielung der von Gaugé
                              bezwekten Resultate verwendet werden koͤnnen, und daß Luft, welche in einer
                              eisernen Roͤhre bis zur Rothgluͤhhize erhizt wurde, nach dem
                              Abkuͤhlen zum Athemhohlen eben so gut, wie vorher, tauglich ist. Im J. 1720
                              erfand er, mit Beihuͤlfe eines gemeinen Arbeiters, eine Methode, Malz
                              mittelst heißer Luftstroͤme zu troknen und aufzubewahren. Im J. 1723 wendete
                              er eine von Gaugés Erfindungen zur Reinigung der
                              Luft in dem Sizungs-Sale des Hauses der Gemeinen an, die durch die vielen
                              Menschen und Lichter immer sehr verdorben war. Allein diese Verbesserung war von
                              kurzer Dauer. Die Vorrichtung derselben machte der Tochter des Portiers, die sie zu
                              besorgen hatte, zu viele Muͤhe, und sie verdarb dieselbe muthwillig. In
                              demselben Jahre machte er in N. 100 der Transactions of the
                                 R. Society of London einige Versuche zur Verbesserung der Luft in den
                              Bergwerken mittelst Pumpen, und im J. 1736 substituirte er in dem Hause der Gemeinen, statt des
                              obenerwaͤhnten verdorbenen Apparates, ein Centrifugal-Rad, nach dem
                              Grundsaze von Hesse's und Papin'
                                 s Blasebalg, an, welches eben so gut wirkte. Dieses Rad wurde von einem
                              Manne getrieben, der den Titel Ventilator fuͤhrte,
                              und unmittelbar unter dem Befehle des Sprechers stand.
                           Im J. 1739 gerieth Sutton auf die Idee, die Luft in dem
                              Kielraume und unter den Verdeken der Schiffe zu reinigen. Die Veranlassung hierzu
                              gab ihm der Umstand, daß, wenn in einem Zimmer mit 3 Schornsteinen bei
                              verschlossenen Thuͤren 2 Schornsteine geheizt werden, die Luft mit großer
                              Gewalt durch den dritten ungeheizten Schornstein hereinstroͤmt. Der Lohn
                              fuͤr diese Entdekung war Widerspruch und Widersezlichkeit von allen Seiten,
                              vorzuͤglich von Seite der Admiralitaͤt, welcher doch an der Erhaltung
                              der Gesundheit der Seeleute so viel gelegen seyn sollte. Der damals lebende, große
                              und einflußreiche Arzt Dr. Mead, nahm endlich,
                              uͤberzeugt von der Nothwendigkeit reiner Luft auf Schiffen, wenn die
                              Bemannung derselben gesund bleiben soll, Hrn. Sutton in
                              Schuz, und nachdem die angestellten Versuche der Erwartung vollkommen entsprachen,
                              befahl Se. Majestaͤt alle Schiffe ihrer Flotte mit Sutton's Ventilatoren zu versehen. Diese bestanden bloß darin, daß die zum
                              Unterhalte des Feuers auf dem Schiffsherde noͤthige Luft durch Roͤhren
                              herbeigefuͤhrt wurde, deren Enden sich in jenen Raͤumen des Schiffes
                              befanden, in welchen die Luft gereinigt, und durch frische Luft ersezt werden
                              sollte. Sutton beklagt sich, daß Hales, der seine Ventilatoren gut kannte, derselben nicht erwaͤhnt,
                              und gibt folgende Vergleichung zwischen seiner, durch Feuer in Bewegung gesezten
                              Maschine, und dem Hebel-Ventilator des lezteren:
                           „Hales's Maschine,“ sagt er,
                              „kostet Arbeit, indem sie von Menschen in Thaͤtigkeit gesezt
                                 werden muß; ihre Wirkung wird oͤfters unterbrochen, und sie selbst nimmt
                                 einen großen Raum ein; meine Feuer-Maschine kostet keine Arbeit, indem
                                 sie bloß durch das ohnedieß auf dem Herde nothwendige Feuer in
                                 Thaͤtigkeit gesezt wird; sie wirkt ununterbrochen fort, und die leicht
                                 anzubringenden Roͤhren nehmen beinahe keinen Raum ein.“
                              
                           Man hat zu Sutton's Zeiten zur Ventilirung der unteren Schiffsraͤume
                              noch einen anderen Ventilator vorgeschlagen, welcher aus einer weiten
                              kegelfoͤrmigen Roͤhre von geschlagenem Eisen bestand, die an beiden
                              Enden offen war: nach Oben zu verschmaͤlerte sie sich, ungefaͤhr wie
                              eine Trompete, unter einem Winkel von 45° mit der weitesten
                              Durchschnittsflaͤche derselben. Diese Roͤhre ward an dem Maste
                              senkrecht befestigt, so daß ihr unterer Theil auf das Verdek zu stehen, und mittelst
                              Roͤhren mit den zu reinigenden Schiffsraͤumen in Verbindung kam. Die
                              Segel wurden so vorgerichtet, daß sie dem oberen und weiteren Theile der
                              kegelfoͤrmigen Roͤhre nahe genug standen, und den Wind, er mochte von
                              welcher Seite immer her blasen, in die Oeffnung derselben zuruͤkwerfen
                              konnten. Man vermuthete, daß auf diese Weise der Wind in alle Theile des Schiffes,
                              die geluͤftet werden sollten, von Oben nach Abwaͤrts durch die
                              Roͤhre getrieben werden koͤnnte. Allein alle diese Apparate, die so
                              schwer anzubringen waren, und so unregelmaͤßig wirkten, und zuweilen sogar
                              gerade dann nichts nuͤzen, wo sie am noͤthigsten waren,
                              naͤmlich bei Windstille, alle diese Apparate nuͤzten nicht nur nichts,
                              sondern schadeten sogar dadurch, daß sie die Einfuͤhrung von Sutton's Ventilatoren hinderten, gegen welche sie
                              eigentlich gemuͤnzt waren. Die beßte Lehrerinn aller Zeiten, Erfahrung,
                              brachte auch hier die Sache bald in's Reine.
                           Im J. 1753 wurde Sutton's Ventilator mit dem beßten
                              Erfolge in den Kohlengruben zu Balleroi in der Normandie, angewendet.
                           Im J. 1740 gab Hales ein treffliches Werk uͤber
                              verschiedene Mittel zur Erhaltung der Gesundheit der Seeleute heraus, und unter
                              diesen waren die Ventilations-Anstalten (und unter anderen eine mittelst
                              eines sehr sinnreichen Blasebalges) die vorzuͤglichsten. Diesem verdienten
                              Physiker verdanken wir die Idee, Schießpulver mittelst erhizter Luft zu troknen, die
                              Baron Champy in neuern Zeiten wieder bei der Schießpulverbereitung
                              einfuͤhrte. Derselben Methode bediente er sich auch zum Troknen und
                              Aufbewahren des Hopfens, der Tuͤcher, der Federn, des Kornes etc., und zur
                              Ventilirung und Reinigung, auch zur Erwaͤrmung und Troknung der Warenlager,
                              Spitaͤler, Zimmer, Taubenschlaͤge etc., und auch zur Kuͤhlung
                              derselben. Um Ratten und Maͤuse zu vertreiben, blies er schwefeligsaures Gas,
                              eine fuͤr
                              Saͤugthiere nicht athembare Luftart, in die Gemaͤcher, die sie
                              bewohnten, und reinigte dieselben durch denselben Ventilator wieder in wenigen
                              Stunden. Er reinigte auf diese Weise die Luft in Schiffsraͤumen,
                              vorzuͤglich wenn Kranke in denselben lagen, und fuͤllte sie zugleich,
                              waͤhrend er die Luft in denselben erneuerte, mit Essig- und
                              aͤtherischen Daͤmpfen. Seine Methode wurde mit Vortheil in den
                              Gefaͤngnissen zu Porchester-Castle, Winchester und Newgate, im St. George's Hospital, in den Spitaͤlern zu Norhampton
                              und Bristol, und auch in dem Blatternhause angewendet.
                           Hales's Blasebalg ist gegenwaͤrtig zu sehr
                              bekannt, als daß er einer- langen Beschreibung beduͤrfte: er ist so
                              einfach als moͤglich; und laͤßt sich leicht anwenden. Die Luft wird
                              durch die Umdrehung mehrerer Flaͤchen um ihre Achse eingezogen, und durch die
                              Centrifugalkraft derselben von dem Mittelpunkte der Maschine gegen den Umfang
                              hingetrieben. Man begreift leicht, wie die Luft durch die in der Naͤhe der
                              Achse befindlichen Oeffnungen kraͤftig eingezogen, und mit bedeutender Kraft
                              durch eine Roͤhre ausgestossen werden muß, die irgendwo an dem Umfange der
                              Maschine angebracht ist. Man kann also durch Roͤhren, die an diesem
                              Blasebalge angebracht sind, die Luft aus irgend einem Raume herauspumpen, und einen
                              Strom frischer Luft dahin leiten. Wenn an dem Mittelpunkte dieses Ventilators eine
                              Roͤhre angebracht ist, die mit einem mit einer gewissen Gasart
                              angefuͤllten Gefaͤße in Verbindung steht, so wird diese Gasart, durch
                              die Ausfuͤhrungsroͤhre leicht an jeden dazu bestimmten Ort hingeleitet
                              werden koͤnnen.
                           Er beschrieb auch einen rechtwinkeligen und zum Theile cylinderischen Blasebalg.
                              Derjenige, dessen er sich am meisten zur Ventilation im Großen bediente, war
                              doppelt, um durch die abwechselnde Wirkung desselben eine stetige hervorzubringen.
                              Ein Theil desselben war so groß, wie der andere, naͤmlich 54 Zoll lang, 12
                              Zoll breit, und 20 Zoll hoch, und bestand aus einer rechtwinkeligen Kiste A, B, C, D, E, F, (Fig. 10.) welche mittelst
                              einer Scheidewand, oder einer mit der oberen Flaͤche, ABC, und mit der unteren, DEF, parallelen
                              Flaͤche, die sich um eine innere Achse, MN, von
                              A gegen D, wie die
                              punctirten Linien AM und DM
                              andeuten, bewegt, und folglich das Segment, APD, beschreibt, in
                              zwei gleiche Theile getheilt ist. Dieses Segment, APD,
                              bestimmt die Form der Seite, AOD, oder des Bodens der
                              Kiste. Man kann sich diese Seite als einen Theil eines Cylinders denken, dessen
                              Achse MN ist. Eine Stange, RQ, laͤuft durch den obern Theil der Kiste AODC. Ein Ende derselben, Q, ist an der
                              Scheidewand mittelst eines Zapfens befestigt, und das andere an einem Hebel, der
                              eine abwechselnde senkrechte Bewegung erhaͤlt, und dadurch die Scheidewand
                              auf- und niederdruͤkt. Bei jeder Bewegung, welche die Scheidewand
                              durch die Stange QR erhaͤlt, zieht die eine
                              Klappe Luft ein, waͤhrend die andere dieselbe hinausblast. Sezt man nun, daß
                              die Scheidewand aus der durch die punctirte Linie AM
                              angezeigten Lage bis auf BM herabgedruͤkt wird,
                              so wird alle in dem Raume, ADM, enthaltene Luft bei der
                              Klappe 1 hinausfahren, und eben so viel Luft wird bei der Klappe 3 hereinkommen. Und
                              wenn nun die Scheidewand wieder aufgezogen wird, wird das Gegentheil Statt haben;
                              die naͤmlich in dem oberen Raume, DAMB,
                              enthaltene Luft wird durch die Klappe 2 hinausgestossen, und der Raum, ADEM, wird sich neuerdings durch die Klappe 4 mit Luft
                              fuͤllen, u.s.f. bei jeder abwechselnden Bewegung der Scheidewand. Der
                              Blasebalg ist aus Holz, ohne Leder; sein Spiel ist einfach, und er fodert nicht
                              leicht eine Ausbesserung.
                           Nach den obigen Dimensionen gibt jede Bewegung der Scheidewand 7 Cubic-Fuß
                              Luft. Zwei Arbeiter koͤnnen waͤhrend Einer Minute 60 Stoͤße
                              thun: folglich 7 × 60 = 420, × 60 = 25,200 Cubicfuß in einer Stunde.
                              Hiernach laͤßt sich auch die Groͤße bestimmen, die man dieser Kiste zu
                              geben hat, wo man groͤßere oder geringere Resultate wuͤnschte.
                           Hales's Abhandlung enthaͤlt noch eine Menge
                              wichtiger Beobachtungen in Hinsicht auf die mannigfaltigen Ursachen, welche auf die
                              Gesundheit der Seefahrer Einfluß haben, und zeigt die Vorkehrungen an, welche man
                              gegen jene Krankheiten ergreifen muß, die so haͤufig auf Schiffen sich zu
                              entwikeln pflegen.
                           ImGill'stechnic. Repos. N. 13. S. 45. J. 1748 theilte Duchmel de Monceau in seinen Moyens de conserver la Santé aux équipagas des
                                 vaisseaux reichliche Auszuͤge aus fruͤheren Werken, und
                              vorzuͤglich aus einem Aufsaze des Hrn. de Moragues
                              mit, in welchem die Versuche, die man mit Hales's
                              Ventilator, sowohl in England als in Frankreich, angestellt hat, erzaͤhlt
                              sind.
                           Er empfahl die Anwendung der uͤberfluͤssigen Hize, die aus den
                              Kochoͤfen auf Schiffen aufsteigt, nicht bloß als Mittel zur Ventilation,
                              sondern auch zur Heizung einer zu errichtenden Trokenstube, durch welche man einen
                              Strom heißer Luft ziehen laͤßt, um die Kleider der Seeleute zu troknen und
                              von den Ausduͤnstungen des Koͤrpers zu reinigen.
                           Er erzaͤhlt die, nach Sutton's Grundsaͤzen
                              von Hrn. de Moragues in Frankreich, und von Hales in England, oͤffentlich angestellten
                              Versuche.
                           Hr. Duhamel hat eine Menge wichtiger Verbesserungen in
                              seinem Werke hinzugefuͤgt: unter andern empfiehlt er, die Oeffnungen der
                              Klappen und Roͤhren zu erweiternEinem bekannten Grundsaze zu Folge ist es nicht noͤthig, die Luft mit
                                    Gewalt wie durch Schmiede-Blasebaͤlge in die engen
                                    Roͤhren einer Loͤthlampe etc. einzublasen, um die
                                    moͤglich groͤßte Menge Luft durch kleine Oeffnungen durchgehen
                                    zu machen, wenn es sich bloß um Erneuerung der Luft handelt. Dieser Druk
                                    vergroͤßert die anzuwendende Kraft, vermindert die Wirkung, und die
                                    Luft wird weniger allgemein erneuert. Gilt. . Er empfiehlt auch die ventilirenden Blasebaͤlge oder anderen
                              Maschinen in Hanf, der mit Theer eingeschmiert ist, einzuwikeln, um sie gegen die
                              Ratten zu schuͤzen.
                           Er hinterließ eine Menge Beobachtungen uͤber die natuͤrlichen Ursachen
                              der Krankheiten, welche sowohl von dem Zustande der Luft uͤberhaupt an
                              gewissen Orten abhaͤngen, als auch von der durch verschiedene Ursachen
                              verdorbenen, und vorzuͤglich in den Schiffen eingeschlossenen Luft entstehen.
                              Die Thatsachen, die er erzaͤhlt, und die Mittel, die er zur Erhaltung der
                              Gesundheit angibt, wuͤrden zu viele Wiederholungen veranlassen, wenn wir sie
                              hier im Detail entwikeln wollten, indem sie weiter unten wieder vorkommen
                              muͤssen.
                           Ehe wir zu den vielfaͤltigen Arbeiten des Hrn. D'Arcet, die ein ganzes vollstaͤndiges System uͤber
                              Reinigung der Luft darstellen uͤbergehen koͤnnen, muͤssen wir die
                              Geschichte dieser Kunst mit einer Nachricht uͤber ein englisches, im J. 1818
                              zu London erschienenes, Werk schließen, welches ein geborner Franzose Marquis de Chabannes, daselbst herausgegeben hat. Wir werden
                              alsogleich die wahrscheinliche Ursache sehen, warum dieses Werk nicht in die
                              franzoͤsische Sprache uͤbersezt wurde, da doch der Hr. Verfasser die
                              Uebersezung selbst haͤtte besorgen koͤnnen, und er, obschon er
                              Frankreich verließ, doch die Entdekungen, die seinen Landsleuten angehoͤren,
                              und die auch bei uns bekannt gemacht werden, nicht gaͤnzlich hatte vergessen
                              koͤnnen.
                           Der Marquis de Chabannes bildet sich ohne Zweifel ein (indem er in seiner Abhandlung
                              „on sorcet Ventilation et its varions
                                    Applications“ es ausdruͤklich sagt), daß Er alle
                              Grundsaͤze der Reinigung der Luft, Brennmaterial-Ersparung etc.
                              endekte, und da er, in Folge mehrerer nuͤzlicher Anwendungen derselben,
                              Patente uͤber PatenteAuf Leitung der Luft durch Druk-Ventilation und Regulirung der
                                    Waͤrme in Wohnzimmern, mit Beschreibung der Anwendung verschiedener
                                    Grundsaͤze, wie man sie im Covent-Garden Theater in Lloyd
                                    Kaffeehause etc. ausgefuͤhrt sieht; kurzer Bericht uͤber
                                    verschiedene Patent-Apparate zur Erwaͤrmung, Abkuͤhlung
                                    etc. der Luft und anderer Fluͤssigkeiten, mit Kupfer-Tafeln
                                    erlaͤutert etc. A. d. O. hieruͤber genommen hat, so scheint er der reichen Ernte genießen zu
                              wollen, die seine Einbildungskraft ihm als sein Eigenthum vorhaͤlt. Er
                              verkuͤndete, daß eine eigene Anstalt, die Rauchfresser-Fabrik (Fumivore
                                 Manufactory) unter dem Schuze der gelehrten und hoͤchsten Personen
                              und oͤffentlichen Autoritaͤten dem Publicum verschiedene Apparate, als
                              Rauchfresser, oͤkonomische Oefen etc. liefern wuͤrde; aber diese
                              Fabrik ist zu Grunde gegangen.
                           Der Marquis hat nicht ermangelt, alle Schwierigkeiten zu entwikeln, die er bei
                              Anwendung dieser Methoden zu bekaͤmpfen hatte; er vergaß uns aber zu sagen,
                              daß die von uns angefuͤhrten Maͤnner, und noch andere, lang vor ihm
                              alles bereits zur Vollendung gebracht haben. Er begnuͤgte sich allerdings mit
                              einer kleinen Entschaͤdigung von Seite derjenigen, die seine Patente
                              benuͤzen wollten; er nahm aber das Verdienst der Erfindung aller Methoden,
                              die er beschrieb, als sein Recht in Anspruch. Es ist allerdings ein Ungluͤk
                              fuͤr uns, daß, indem seine erste Unternehmung zu Grunde ging, wir ihm nicht einmal
                              dasjenige lassen koͤnnen, worauf er das hoͤchste Recht
                              gruͤndet; allein es ist uns unmoͤglich, anders zu handeln, da viele
                              Ehrenmaͤnner vor ihm bereits im Besize des Rechtes und der Ehre und der
                              Anwendung der Erfindungen des Hrn. Marquis de Chabannes gewesen sindDieß ist aber nicht die Schuld des Marquis, sondern jener Schreiber in der
                                    Kanzellei, die die Regierung befaͤhigt, Patente auf laͤngst
                                    bekannte sogenannte Erfindungen zu ertheilen, und auf diese Weise Diebstahl
                                    als legitim zu erklaͤren. A. d. Ueb. .
                           Er konnte nicht vergessen haben, was in dieser Hinsicht bereits geleistet wurde; im
                              Gegentheile, hat er sich desselben gar wohl erinnert, wie wir aus der Geschichte
                              dieser wichtigen Kunst ersehen koͤnnen, die wir treu entworfen haben, und aus
                              welcher erhellt, von wem er seine Erfindungen entlehnte.
                           Was den Marquis betrifft, so fand er es fuͤr bequem als seine Erfindung in
                              Anspruch zu nehmen; „die Reinigung der Luft in Bergwerken, von
                                 Agricola;“
                              „Gauge's Beobachtungen uͤber Luft und
                                 Waͤrme;“
                              „Desagulier's Methode, Korn und verschiedene
                                 andere Gegenstaͤnde zu troknen;“
                              die Ventilation der Schiffe mittelst des Feuers am Herde, mittelst Oefen etc. von
                                 Sutton, Desaguliers, Hales, Demorogues, Duhamel
                                 etc.;“
                              „das Heizen mittelst Lampen, nach Guitton in
                                 seinem tragbaren Laboratorium; nach Descroizilles in
                                 seinem kleinen Alkoholmesser; nach Schivardi in
                                 seiner Anwendung der Lampen auf eine Menge kleiner Vorrichtungen in der
                                 Hauswirthschaft etc.;“
                              „die Befreiung der Theater vom Rauche;“
                              „thermometrische Beobachtungen in Theatern; die Circulation der Luft unter
                                 den Gallerien und Logen; die Ventilation durch Lampen und verschiedene andere
                                 Ventilations-Methoden von D'Arcet
                                 etc.“
                              
                           Eines seiner Patente, auf welches er hohe Wichtigkeit legt, und welches allerdings
                              diese Auszeichnung verdient, ist das Erhizen der Fluͤssigkeiten durch umher
                              laufendes Wasser; wir verdanken aber diese Erfindung, so wie mehrere sinnreiche
                              Anwendungen derselben dem Hrn. BonnemainHr. Bonnemain las im J. 1777 vor der Akademie des
                                    Sciences eine Abhandlung uͤber die Kunst Eyer zu bebruͤten,
                                    und ließ im J. 1816 eine kleine Schrift uͤber diesen
                                    Gegenstand druken. Er uͤbte diese Kunst 15 Jahre lang in den
                                    Umgebungen von Paris aus, und gab seine Anstalt erst bei der eingetretenen
                                    Korn-Theuerung und dem Abgange des Hofes von Paris, im Anfange der
                                    Revolution, auf, wo er seine Huͤhner nicht mehr an den Mann bringen
                                    konnte. Er zeigte bei allen diesen Unternehmungen die Vortheile der
                                    Anwendung der Circulation des Wassers zum Heizen praktisch, und theilte
                                    einige sehr sonderbare Beobachtungen uͤber die Erscheinungen bei dem
                                    Bebruͤten mit. Er erfand einige sehr einfache Mittel, den Grad der
                                    Temperatur zu reguliren, hat aber diese seine spaͤteren Entdekungen
                                    nicht bekannt gemacht, sondern bloß mir mitgetheilt. Es war um so grausamer,
                                    diesen Mann um die Ehre seiner Erfindungen bringen zu wollen, als er nur
                                    durch eine lange Reihe muͤhevoller Versuche zu denselben gelangte,
                                    und diese Ehre das Einzige war, was ihm zum Troste in seinen alten Tagen
                                    uͤbrig blieb. Hr. Bonnemain war bereits
                                    sehr hoch im Alter vorgeruͤkt, als er sich genoͤthiget fand,
                                    seine Bruͤt-Anstalt aufzugeben. Er brachte die lezten Jahre
                                    seines Lebens mit Vervollkommnung seiner verschiedenen Erfindungen zu, und
                                    war, in Erwartung der Ausfuͤhrung derselben genoͤthigt, den
                                    Beistand einiger geistreicher Maͤnner zu suchen, welche seine langen
                                    und anhaltenden Arbeiten, seine Ungluͤksfaͤlle, sein hohes
                                    Alter fuͤr ihn interessirten, und die ihm diese Huͤlfe, damit
                                    sie feine Delicatesse nicht beleidigten, fuͤr baar Geld leisten
                                    mußten. Er starb, ehe er von seinen lezten Erfindungen noch einen Vortheil
                                    ziehen konnte. A. d. O. .
                           
                           Ich habe zwar hier und da im Verlaufe von Hrn. de Chabanne's Werke einige Ideen gefunden (vorzuͤglich uͤber
                              den Bau der Oefen und der Kessel), die mir sein Eigenthum zu seyn scheinen; allein
                              diese Ideen sind, so wie die Anwendung derselben, wenn wir sein Tarare mit einem Ventilator zum Abkuͤhlen der
                              Fluͤssigkeiten ausnehmen, durchaus zu Nichts zu gebrauchen. Seine, so eben
                              erwaͤhnte, Kuͤhlungs-Methode besteht darin, daß man die
                              abzukuͤhlenden Flaschen in einen von dem Tarare
                              gebildeten Luftstrom stellt, nachdem man sie vorlaͤufig mit nassen leinenen
                              Tuͤchern umhuͤllte. Die schnelle Verduͤnstung des Wassers in
                              einem hinlaͤnglich weiten Raume, um die Luft mit Leichtigkeit in demselben
                              erneuern zu koͤnnen, zieht den Waͤrmestoff kraͤftig aus den
                              Flaschen aus, und verwandelt das Wasser in Gasgestalt. Diese Operation beruht auf
                              demselben Grundsaze, wie die Verfertigung der Alkazarras, oder der spanischen
                              poroͤsen Gefaͤße, deren man sich zum Abkuͤhlen des Wassers, des
                              Weines und der Liqueurs, bedient.
                           Die Epoche der Schoͤpfung eines vollstaͤndigen Systems der Reinigung
                              der Luft (Assainissement) datirt sich von der Zeit der Bildung eines
                              Gesundheits-Rathes in Frankreich.
                           Vor der Revolution fuͤhlte man allerdings die Nothwendigkeit einer
                              Special-Administration der Reinigung der Luft (Assainissement) in einer so
                              stark bevoͤlkerten Stadt, wie Paris; allein diejenige, die damals bestand,
                              wenn sie gleich aus den reinsten philanthropischen Ideen hervorging, hatte bei den
                              vielfaͤltigen Arbeiten, die ihr uͤbertragen waren, immer einen
                              gewissen Mangel an etwas, das nie fehlen darf. Die Arbeiten der verschiedenen
                              Personen, die damit beauftragt waren, waren schlecht vertheilt, und oft unter
                              einander verworren; Mangel an Einheit hinderte jenes Gedeihen, das man von einer
                              solchen Anstalt erwarten konnte, und alles, was man damals durch dieselbe erreichte,
                              waren Zwangs-Maßregeln. Ein großer Theil dieser Nachtheile besteht noch heute
                              zu Tage, obschon Hr. Lenoir die Oberleitung fuͤhrt. Die Bemuͤhungen
                              zweier ausgezeichneter Aerzte haben indessen bedeutende Verbesserungen in dem
                              Systeme zur Foͤrderung der oͤffentlichen Gesundheits-Anstalten
                              bewirkt.
                           Die HHrn. Pia und Cadet-Devaux gaben dieser Wissenschaft, die gleich Anfangs eine
                              vollstaͤndigere Organisation haͤtte erhalten sollen, eine
                              nuͤzliche Richtung: ersterer leitete mit Einsicht und unermuͤdetem
                              Eifer die Anwendung seiner Raͤucherungs-Buͤchsen zur
                              Wiederbelebung der Ertrunkenen und anderer Scheintodten, und lezterer umfaßte, als
                              General-Inspector, alles, was auf die oͤffentlichen
                              Gesundheits-Anstalten Bezug hatte: seine Bemuͤhungen waren mit dem
                              schoͤnsten Erfolge gekroͤnt. Ihm verdankt man die vollkommene
                              Einfuͤhrung der Luftreinigungs-Anstalten in den
                              Gefaͤngnissen;Die bei uns in Baiern so sehr Noth thut, indem wir Staͤdte kennen, wo
                                    Individuen an den Stadtgerichten fuͤr ihre Tintenfaͤsser
                                    Pallaͤste bauten, die Gefaͤngnisse aber bei den Kloaken und
                                    Staͤllen ihres Pallastes anlegten, so, daß auch der Gesundeste in
                                    denselben in wenigen Tagen erkranken muß. A. d. Ueb. Die Hauptstadt gibt ein
                                    entgegengeseztes Beispiel. D. er veranlaßte das Verbot des Gebrauches verschiedener schaͤdlicher und unnuͤzer
                              Materialien in den Kuͤnsten, und gewisser gefuͤhrlicher Metalle als
                              Masse beim Verkaufe des Weines; er empfahl das Verbot, Leichen in Kirchen
                              beizusezen, und rieth, Werkstaͤtte im Bicêtre zu errichten; er
                              bewirkte endlich durch seinen Rath und durch seine hellsehenden philanthropischen
                              Plane, die vielfaͤltigen Verbesserungen in Spitaͤlern,
                              Krankenhaͤusern und verschiedenen anderen oͤffentlichen und
                              Privat-Anstalten. Man sollte glauben, daß es einem einzelnen Individuum
                              unmoͤglich werden muͤßte, allen jenen Arbeiten zu genuͤgen, die
                              ihm ohne Unterlaß aufgebuͤrdet wurden, und doch fand er noch Zeit, auf andere
                              wichtigere Gegenstaͤnde mit gleich angestrengter Aufmerksamkeit zu denken.
                              Ehemals mußte der Polizei Praͤfect haͤufig seine Zuflucht zu
                              Chemikern, Aerzten, Landwirthen nehmen, und erhielt dadurch meistens nur einseitige
                              Nachschlaͤge, die, weil sie nicht gehoͤrig durchgefuͤhrt
                              wurden, haͤufig ohne Erfolg blieben, oder wohl gar bloß willkuͤrlich
                              waren; zuweilen mußte er sogar noch zeitige Commissionen niedersezen, wenn irgend
                              ein wichtiger Gegenstand zu verhandeln war.
                           Ein Gesundheits-Rath, der auf Hrn. Cadet
                                 Gassicourt's Vorschlag dem Polizei-Praͤfecten zur Seite
                              gegeben wurde, gewaͤhrte endlich alle Vortheile einer permanenten Commission.
                              Er wurde im J. 1802 von Grafen Dubois errichtet, und bestand urspruͤnglich
                              nur aus vier Mitglieden; die taͤglich zunehmenden Geschaͤfte
                              haͤuften aber bald die Arbeiten so sehr, daß man schon im Jahre 1807 sich
                              genoͤthigt fand, die Zahl der Mitglieder auf sieben zu vermehren, und, da die
                              epidemischen Krankheiten besondere Aufmerksamkeit erfoderten, entschloß der
                              Praͤfect sich, zwei Arzte beizuziehen, welchen dieser Gegenstand
                              ausschließlich obliegt. Die Mitglieder dieses Rathes versammeln sich zweimal, um
                              uͤber die ihnen vorgelegten Gegenstaͤnde und die hieruͤber zu
                              ergreifenden Maßregeln zu beratschlagen.
                           Dieser Gesundheits-Rath hat uͤber alle der Gesundheit
                              gefaͤhrlichen Fabriken und Werkstaͤtte zu wachen, und uͤber
                              Epidemien und die Quellen, aus welchen diese entspringen, Beobachtungen zu sammeln;
                              uͤber Reinigung der Maͤrkte, Fluͤsse, Schlachthaͤuser,
                              Abfaͤlle bei den Mezgern, uͤber die
                              Begraͤbniß-Plaͤze, Kloaken etc. Aufsicht zu fuͤhren; eben so
                              uͤber die oͤffentlichen Baͤder, die Fabriken
                              kuͤnstlicher und die Niederlagen natuͤrlicher Mineral-Wasser,
                              uͤber anatomische Theater Sorge zu tragen; uͤber die
                              Todten-Listen medicinisch-statistische Untersuchungen anzustellen;
                              fuͤr Mittel zu sorgen, die Theater, Spitaͤler und andere
                              oͤffentliche Versammlungs-Oerter gesuͤnder zu machen, Heizung
                              und Beleuchtung zu vervollkommnen: uͤber Verfertigung geheimer Mittel,
                              verdaͤchtiger Gefaͤße etc. zu wachen. Man sollte kaum erwarten, daß so
                              ausgedehnte Geschaͤfte gehoͤrig besorgt werden koͤnnten;
                              allein, der unermuͤdete Eifer des groͤßeren Theiles der Mitglieder
                              dieses Rathes gewaͤhrte Resultate, die alle Erwartungen weit
                              uͤbertrafen. Es verschwand nicht nur eine Menge von Ursachen, die die
                              Gesundheit gefaͤhrdeten, sondern man entdekte auch viele neue und
                              groͤßtentheils durch Erfahrung erprobte, Methoden, jene Kuͤnste und
                              Gewerbe, die bisher sehr ungesund gewesen sind, fuͤr die Arbeiter, die sich
                              damit beschaͤftigen muͤssen, weniger gefaͤhrlich zu machen. Man
                              kann auch nicht einen einzigen Fall aufweisen, in welchem die Mitglieder dieses
                              Rathes, wo sie ausgefodert wurden. ihr Urtheil uͤber Klagen auszusprechen;
                              welche gegen einzelne Fabriken vorgebracht wurden, diese Klagen niedergeschlagen
                              haͤtten, ohne vorher die Schwierigkeiten zu untersuchen, die den Fabrikanten
                              hinderten, seine Fabrik fuͤr die Gesundheit unschaͤdlich zu machen;
                              und gewoͤhnlich gelang es ihnen, die Aufgabe zu loͤsen.Von solchen Maͤnnern, die der Sache kundig sind, laͤßt sich
                                    auch mit Recht, Recht erwarten. Wie aber da, wo sich Juristen solches
                                    anmaßen? D.
                              
                           Dieser Gesundheits-Rath, den das Publicum nie hoch genug wird schaͤzen
                              koͤnnen, diese Anstalt, die fremde Voͤlker bewundern, und, ohne
                              Zweifel, nachzuahmen sich bestreben werden, bestand, als er seine definitive
                              Organisation erhielt, aus folgenden Individuen:
                           Hrn. D'Arcet, Mitglieds der Ehren-Legion, und
                              General-Inspektor der Muͤnze etc.; einer derjenigen, dessen
                              gewichtvolle Arbeiten dieses nuͤzliche Institut am meisten auszeichneten.
                           
                           Hrn. Chevalier Cadet de Gassicourt, Arzt in Paris, dem das
                              Publicum die Schoͤpfung dieses Gesundheits-Rathes, des Journal de Pharmacie, und eine Menge anderer
                              interessanter chemischer, medicinischer und pharmaceutischer Werke zu danken hat.
                              Sein neulich erfolgter Tod ward allgemein bedauert. An seine Stelle trat Hr. Pelletier, der Arzt, Mitglied der k. Gesellschaft der
                              Medicin, und ein Mann von ausgezeichneter Gelehrsamkeit ist.
                           Hrn. Deyeur, Professor der Chemie, Mitgliede des
                              Institutes und der Akademie der Medicin, dem wir ein großes Werk uͤber die
                              Analyse der Milch und des Blutes verdanken, welches er gemeinschaftlich mit Hrn. Parmentier ausgearbeitet hat.
                           Hrn. Chevalier Berard, Vice-Praͤsidenten,
                              dem wir das National-Monument schuldig sind, welches er dem Andenken unserer
                              großen Maͤnner in seiner Galerie Metallique
                              errichtete.
                           Hrn. Wuzard, Mitglieds der Akademie der Wissenschaften und
                              Inspektor der Veterinaͤrschulen, Verfasser mehrerer praktischer Abhandlungen
                              uͤber den Akerbau und die Thierheilkunde.
                           Hrn. Leroux, Mitgliede der Ehrenlegion und Dekane der
                              medicinischen Facultaͤt, Mitarbeiter an dem schaͤzbaren Dictionnaire des Sciences médicales, der Hrn. Thouret in Leitung der klinischen Anstalten ersezte.
                           Hrn. Dupuytren, ersten Wundarzte am Hôtel-Dieu, General-Inspektor uͤber die
                              Studierenden, und Professor der Klinik bei der medicinischen Facultaͤt,
                              Verfasser vieler schaͤzenswerther chirurgischen Abhandlungen, und zugleich
                              auch einer der beßten Operateurs, die wir kennen. Er trat an Parmentier's Stelle bei diesem Rathe.
                           Hrn. Pariset, ersten Arzte am Bicêtre. Er ward in
                              den Gesundheits-Rath gewaͤhlt zum Lohne fuͤr die gefahrvolle
                              (?) Sendung, der er sich unterzog, zu Cadiz das daselbst herrschende gelbe Fieber zu
                              studiren: er ging auch neuerlich mit seinen edelmuͤthigen Collegen zur
                              Aushuͤlfe nach Barcellona.
                           Hrn. Petit, Dr. d. Med. und Ritter der Ehrenlegion,
                              Zoͤglinge Corvisart's; auch er wurde zum Danke fuͤr die Dienste, die er in der ersten
                              Epidemie in Spanien leistete, in den Gesundheits-Rath gewaͤhlt.
                           Hrn. Marc, M. Dr. Direktor der oͤffentlichen
                              Anstalt zur Wiederbelebung der Ertrunkenen und Scheintodten; Verfasser einer
                              trefflichen Abhandlung uͤber die Kuhpoken, Mitarbeiter am Dictionnaire des Sciences Medicales, und einer
                              derjenigen, dem wir die Einfuͤhrung der Hunde aus Neufoundland in Frankreich,
                              die Erfindung der Rettungs-Schwimmer an Schiffen, der
                              Raͤucherungs-Buͤchsen etc. verdanken.
                           Hrn. Girard, Chef des Bruͤken- und
                              Chausseen-Baues, Director der Wasserleitungen in Paris und des Ourcq Canales.
                              Er war Mitglied der Commission der Gelehrten, welche die Expedition nach Aegypten
                              begleitete. Er entwarf den Plan, das Wasser der Ausguͤsse aus den Kloaken der
                              Stadt in den Fluß zu leiten, wodurch jezt die Teiche von Montfaucon gebildet werden.
                              Er stellte bei dieser Gelegenheit sehr viele nuͤzliche Versuche in
                              Gesellschaft mit Hrn. Vauquelin an. Hrn. Girard verdanken wir auch die Idee, einen Theil der
                              Abzugs Canaͤle in der Stadt zu benuͤzen, um die Roͤhren, welche
                              das Wasserstoffgas zur Beleuchtung von Paris leiten sollen, in denselben einzulegen.
                              Dieß geschieht jezt wirklich am Boulevard de Montmartre.
                           Die HHrn. Huzard
                              jun. und Juge wurden neulich
                              noch zu Mitgliedern ernannt.
                           Ehe wir die einzelnen Anwendungen der Theorie der Luftreinigung, die dieser
                              Gesundheits-Rath vor unseren Augen machte, auffuͤhren, wollen wir die
                              allgemeinen Grundsaͤze, und die Basis, worauf unsere Berechnungen
                              hinsichtlich der Vortheile derselben sich gruͤnden, hier entwikeln.
                           Es ist, aus einer Menge wiederholter Versuche, bekannt, daß ein Mensch in einer
                              Stunde zum Athemholen 31 Litres Sauerstoff, und folglich 165 Litres
                              atmosphaͤrischer Luft, oder beinahe zwei Cubic-Metres taͤglich
                              noͤthig hat; und, da nur der vierte Theil der in irgend einem gegebenen Raume
                              enthaltenen Luft verzehrt werden kann, wenn das Athemholen nicht erschwert werden
                              soll, so muß irgend ein Raum, in welchem ein Mensch ohne allen Nachtheil 12 Stunden
                              lang athmen soll, acht Cubic-Metres Luft enthalten. Ein Schlafzimmer also, in welchem die
                              Luft nicht immer erneuert werden kann, weder durch Kamine, noch durch Thuͤren
                              oder Fenster, und in welchem zwei Menschen 12 Stunden lang ununterbrochen sich
                              aufhalten, muß 18 Cubic-Metres Luft fassen, und kann 2 Metres breit, 4 lang
                              und 2 hoch seyn. Wenn in irgend einem Zimmer die Luft stets erneuert werden soll, so
                              muß in demselben, fuͤr jede einzelne Person, die ab- und
                              zustroͤmende Luft in jeder Minute ein Litre und ein Zehntel, d.i., 660 Litres
                              in einer Stunde oder 7920 Litres im Tage (beinahe 8 Cubic-Metres
                              betragenEin Litre enthaͤlt 50,4124 alte franz. Cubiczoll, 100 Litre sind =
                                    85,444 berl. Quart, oder 54,235 rheinl. Maaß oder 70,669 Wiener Maaß, 83,047
                                    Leipziger, oder 106,805 Dresdner Kannen, oder 21,636 engl. Bier = Gallons.
                                    D. .
                           Dieß gilt jedoch nur in jenen Faͤllen, wo die Luft durch kein anderes Gas
                              verunreiniget wird; in Theatern und Spitaͤlern und anderen Saͤlen, wo
                              viele Menschen zusammengehaͤuft sind, ist es nicht Mangel an Sauerstoffgas,
                              der da macht, daß einigen Leuten in denselben uͤbel wird, wie die Analyse
                              dieser Luft hinlaͤnglich und wiederholt erwiesen hat; denn das Sauerstoffgas
                              war in dieser Luft nicht um ein Zwanzigstel vermindert, und dieselben Individuen,
                              welchen in jener Luft uͤbel ward, befanden sich wohl in einer Luft, die nur
                              vier Fuͤnftel des in der atmosphaͤrischen Luft gewoͤhnlich
                              enthaltenen Sauerstoff-Gases enthielt. Es ist also nicht Mangel an
                              Sauerstoff-Gas, sondern vielleicht thierisches, dampffoͤrmiges Miasma,
                              wodurch diese krankhaften Erscheinungen hervorgebracht werden. Wenn man an solchen
                              Oertern, wo das Athemholen wegen der Menge der daselbst befindlichen Menschen
                              erschwert und keine gehoͤrige Circulation der Luft unterhalten wird, ein mit
                              Eis gefuͤlltes Gefaͤß, (Tafel IV. Fig. 2.) aufhaͤngt,
                              so wird der in der Luft verbreitetete Dampf sich an der Oberflaͤche desselben
                              verdichten, abtroͤpfeln und wenn man das abgetroͤpfelte Wasser in
                              einem unter dem obigen Gefaͤße aufgehaͤngten Gefaͤße sammelt,
                              und dann in einer wohlverschlossenen Flasche einer Temperatur von 25°
                              (79° Fahrenh.) aussezt, bald in eine faule Gaͤhrung uͤbergehen, und, wo man
                              den Pfropf abnimmt, einen stinkenden Geruch um sich verbreiten.
                           Es gibt mehrere Gasarten und Daͤmpfe, welche mit der Luft, die wir athmen,
                              vermischt seyn koͤnnen, ohne einen merklichen Nachtheil hervorzubringen;
                              allein sehr viele andere sind hoͤchst gefaͤhrlich, und wirken selbst
                              schneller, als thierische Miasmen. Hydrothion-Saͤure,
                              Schwefel-Wasserstoff-Ammonium,
                              Arsenik-Queksilber-Chlorin-Daͤmpfe und die
                              Daͤmpfe der salpeterigen Saͤure erzeugen fuͤrchterliche
                              Zufaͤlle. Wir wollen hier einige Wirkungen der
                              Hydrothion-Saͤure (des geschwefelten Wasserstoffe, Acidum hydrosulfuricum) anfuͤhren, des
                              staͤrksten jezt bekannten Giftes.
                           Dieses Gas vergiftet schon durch seine Wirkung auf die Haut, selbst wenn es nur mit
                              einem kleinen Theile der Oberflaͤche derselben in Beruͤhrung kommt.
                              Hr. Chaussier war der Erste, der dieses Phaͤnomen
                              beobachtete, und die giftige Wirkung dieses Gases durch folgenden Versuch erwies. Er
                              tauchte den Fuß eines Kaninchens in eine mit diesem Gase gefuͤllte Blase,
                              welches durchaus keine Verbindung mit irgend einem anderen Theile des
                              Koͤrpers dieses Thieres hatte, und folglich nicht geathmet werden konnte, und
                              das Thier starb in wenigen Augenbliken. Die geringste Menge dieses Gases macht, der
                              Luft beigemischt, die geathmet wird, dieselbe toͤdtlich: so starb ein Pferd,
                              das eine Luft athmete, welcher dieses Gas nur in dem Verhaͤltnisse eines
                              achthundertsten Theiles (oder zu 0,00125) beigemengt war, augenbliklich. Dieses so
                              außerordentlich schaͤdliche Gas und das Schwefelwasserstoff-Ammonium
                              (dessen verderbliche Eigenschaften beinahe eben so groß sind) entwikelt sich ohne
                              Unterlaß waͤhrend der faulen Gaͤhrung in den Abtritten, Kloaken,
                              Teichen, Suͤmpfen etc. Man kann daher nicht sorgfaͤltig genug in
                              Anwendung jener Mittel seyn, welche dieser Gaͤhrung vorbeugen, oder
                              wenigstens die schaͤdlichen Wirkungen derselben vermindern, von welchen wir
                              gleich unten sprechen werden. Wir muͤssen bedauern, daß es noch eine Menge
                              verschiedener Ursachen gibt, welche die Umgebungen von Paris ungesund machen, oder
                              daß wenigstens den verderblichen Wirkungen derselben noch nicht abgeholfen ist. Dieß
                              gilt vorzuͤglich von den Produkten um Montfaucon, die eine reichliche Quelle von
                              Luft-Verderbniß, besonders in der Hize des Sommers, bilden, und
                              schaͤdliche Gasarten und andere verderbliche Daͤmpfe
                              ausduͤnsten, die sich dann in Paris verdichten.
                           In der großen gegen Norden gelegenen Kloake bildet sich eine bedeutende Menge von
                              geschwefeltem Wasserstoffgase etc., welches, unter bestimmten Umstaͤnden,
                              selbst bei jenen Oeffnungen heraus stroͤmt, wo die Abzugsgraͤben sich
                              in dieselben oͤffnen, so daß die Nachbarschaft ringsumher nicht bloß mit
                              Gestank, sondern auch mit ungesunden Gasarten erfuͤllt wird. Es wuͤrde
                              sehr leicht seyn, dem Entweichen dieser Gasarten an so vielen Stellen zu steuern,
                              wenn man die einfache Vorrichtung anwenden wollte, deren man sich in England und
                              auch in den Kloaken der Schlachthaͤuser am Montmartre bedient: eine eiserne
                              Roͤhre sollte Wasser aus den Abzugsgraͤben (Canaͤlen) in die
                              Kloake fuͤhren, dasselbe aber zuerst in eine Cisterne von demselben Metalle
                              leiten, deren oberster Theil uͤber den Grund der Roͤhre emporragt,
                              wodurch dann alles Entweichen des Gases vollkommen gehindert, und doch zugleich dem
                              Wasser freier Zug gestattet wird. (Sieh Taf. IV. Fig. 3.) Diese Vorrichtung
                              ist vollkommen analog mit jener der Sicherheits-Roͤhren (Fig. 4.), deren
                              man sich in chemischen Laboratorien und Fabriken zu demselben Zweke bedient. Es
                              wuͤrde auf diese Weise sehr leicht seyn, der Entweichung des Gases auf diesen
                              zahlreichen Oeffnungen zu steuern, und man wuͤrde, in diesem Falle, auch sehr
                              wohl thun, die entwikelten Gasarten in irgend einen entfernten Ort zu leiten, wo sie
                              zugleich, ehe sie in die Atmosphaͤre aufsteigen, hoch genug erhoben werden
                              koͤnnten. Man koͤnnte auch einen ununterbrochenen Luftstrom durch die
                              ganze Laͤnge der Kloake hin leiten, wodurch, indem mittelst desselben das Gas
                              eben so schnell weggefuͤhrt als erzeugt wird, auch noch ein anderes
                              nuͤzliches Resultat hervortritt, naͤmlich: Hinderung des
                              Fortschreitens der Gaͤhrung, und folglich Verminderung der Erzeugung der
                              Gasarten selbst.
                           Die Luft mag wo immer erneuert werden, und zwar entweder staͤtig oder
                              ununterbrochen, durch Ventilir-Maschinen oder durch die Einwirkung des
                              Feuers, so ist es noͤthig, die Menge derselben genau zu wissen, die
                              waͤhrend einer bestimmten Zeit zugefuͤhrt wird. In dieser Hinsicht muß man
                              zuerst die Geschwindigkeit des Luftstromes selbst bestimmen, was auf verschiedene
                              Weist geschehen kann. Die erste, die wir hier beschreiben, hat Hales im J. 1740 erfunden. Sie besteht darin, daß man dem Luftstrome,
                              dessen Geschwindigkeit man messen will, die Oeffnung einer Glasroͤhre
                              entgegen haͤlt, die wie ein umgekehrter Heber gebogen ist (Fig. 5.). Daß Wasser wirb
                              in diesem Heber gleich hoch in beiden Armen stehen. Wenn aber die Luft auf eine der
                              beiden Oberflaͤchen des Wassers druͤkt, z.B. auf B, so wird das Gleichgewicht aufgehoben, und das Wasser
                              steigt in dem anderen Arme in die Hoͤhe. Der Unterschied zwischen C und D, oder zwischen dem
                              Niveau des Wassers in den beiden Armen, bestimmt die Groͤße des von der Luft
                              hervorgebrachten Drukes, wobei man uͤbrigens den Unterschied in der Dichtheit
                              nicht vergessen darf, da das Wasser 800 mal schwerer als die Luft ist. Da nun der
                              durch die Luft hervorgebrachte Druk gleich ist dem Quadrate der Geschwindigkeit
                              derselben, so ist die Geschwindigkeit gleich der Quadrat-Wurzel des Drukes,
                              welcher das Maaß derselben ist.Gegen diese und die folgende Art zu messen laͤßt sich Vieles bemerken.
                                    A. d. Ueb.
                              
                           Ein anderes Mittel, die Geschwindigkeit eines Luftstromes oder Gasstromes zu messen,
                              besteht darin, daß man in die Muͤndung einer Roͤhre von bekannter
                              Groͤße, durch welche der Luftstrom zieht, dessen Geschwindigkeit man
                              bestimmen will, ein kleines Baͤllchen Lampenschwarz oder irgend einen
                              leichten und gefaͤrbten Koͤrper legt. Man kann, bei dem Erscheinen des
                              schwarzen Pulvers an der anderen Oeffnung der Roͤhre, sehr genau die Zeit
                              bestimmen, die es brauchte, um durch die Roͤhre zu gelangen, und es ist
                              offenbar, daß hiedurch die Geschwindigkeit des Luftstromes bemessen wird. Dieser
                              Versuch muß jedoch oͤfters wiederholt werden, um einen Mitteldurchschnitt zu
                              erhalten, und dadurch der Wahrheit naͤher zu kommen.
                           Nachdem man auf die eine oder andere der beiden beschriebenen Weisen die
                              Geschwindigkeit des Luftstromes bestimmt hat, findet man die Menge der
                              waͤhrend einer gewissen Zeit einstroͤmenden Luft durch Messung des
                              Durchschnittes des Canales, den sie durchstroͤmt, oder, wenn dieser Canal nicht
                              durchaus gleich weit ist, durch Messung des kleinsten Durchschnittes, und durch
                              Multiplicirung der Flaͤche dieses Durchschnittes mit der Geschwindigkeit der
                              Luft. Nimmt man z.B. eine rechtwinkelig prismatische Roͤhre, deren
                              Durchschnitt ein Bierek von 2 Decimetern an jeder Seite, und folglich von 4
                              Decimetern Flaͤcheninhalt bildet, und sezt man die Geschwindigkeit des
                              Luftstromes, der durch diese Roͤhre zieht, gleich Einem Metre in jeder
                              Secunde, oder 10 Decimetres, so ist 4 × 10 = 40. Multiplicirt man die
                              Flaͤche des Durchschnittes der Roͤhre mit der Laͤnge derselben
                              = 100, so wird 4 × 100 = 400, d.i. gleich einer Saͤule von 400
                              cubischen Decimetres. Wenn nun die Geschwindigkeit in einer Secunde = 1 Metre oder
                              10 Decimetres ist, so wird diese ganze Saͤule die ganze Laͤnge der
                              Roͤhre in 10 Secunden durchlaufen, und 400 Cubic-Decimetres oder 40
                              Decimetres in Einer Secunde liefern.
                           Wo man verschiedene Koͤrper zu troknen hat, ist es gleichfalls nothwendig, die
                              Menge Wasserdaͤmpfe zu kennen, welche die atmosphaͤrische Luft
                              waͤhrend einer gegebenen Zeit wegfuͤhrt.
                           Wo die Luft an einem Orte gereiniget werden muß, an welchem, ohne Gefahr die ganze
                              Nachbarschaft anzusteken, die mit faulen Miasmen erfuͤllte Luft nicht
                              erneuert werden kann, faͤngt man damit an, daß man die thierischen
                              Ausfluͤsse mit Chlorine (oder mit Guitton-Morveau's
                              Reinigungs-Apparate) zersezt: die Chlorine befreit dieselben von einem ihrer
                              Bestandtheile, dem Wasserstoffe, und bildet Hydrochlor-Saͤure,
                              wodurch, indem diesen Ausfluͤssen jezt der eine Bestandtheil entzogen ist,
                              denselben auch alle verderblichen Eigenschaften benommen sind. Man muß sich jedoch
                              dieser Methode, so wie die Umstaͤnde es erfodern, mit der gehoͤrigen
                              Behutsamkeit bedienen, und nicht vergessen, daß die Chlorine oder das
                              Faͤulniß – hindernde Gas selbst ein gefaͤhrliches Gift ist. In
                              England bedient man sich in derselben Absicht einer großen Menge von
                              Salpetersaͤure.
                           Essig, so sehr man denselben schon so oft als Faͤulniß widrig empfohlen hat,
                              ist weit entfernt, die Eigenschaften zu besizen, welche den beiden so eben
                              angefuͤhrten Mitteln in so hohem Grade eigen ist. Er vermag durchaus nicht,
                              die Natur der Miasmen zu
                              aͤndern, und seine schuͤzende Kraft scheint lediglich in dem Reize zu
                              liegen, welchen er auf unsere Organe hervorzubringen vermag, und durch welchen
                              dieselben einige Zeit uͤber gegen die schaͤdlichen Einwirkungen der
                              faulen Ausfluͤsse geschuͤzt werden koͤnnen; er wird aber nie im
                              Stande seyn zu hindern, daß diese Wirkungen spaͤter in ihrer vollen
                              Staͤrke zum Vorscheine kommenDieß ist so wahr und richtig, daß es unbegreiflich waͤre, wie noch
                                    heute zu Tage Aerzte in Spitaͤlern etc. so viele Eimer Essig
                                    taͤglich verraͤuchern koͤnnen, wenn man nicht
                                    wuͤßte, daß unsere heutigen Aerzte gewoͤhnlich auch nicht
                                    einmal die ersten Rudimente der Chemie gruͤndlich inne haben. A. d.
                                    Ueb. .
                           Das Wasser ist, in seinem natuͤrlichen Zustande, immer mehr oder minder mit
                              fremdartigen Stoffen verunreinigt, und wird immer in eine faule Gaͤhrung
                              uͤbergehen; selbst das Regenwasser sammelt, vorzuͤglich in der Hize
                              des Sommers, waͤhrend seines Falles eine Menge leichter Koͤrper auf,
                              die in der Atmosphaͤre umher schweben: sammelt man solches Wasser in Flaschen
                              auf, und verschließt dieselben mit einem Pfropfe, so wird es allmaͤhlich in
                              Faͤulniß uͤbergehen, wie man an weichem Wasser auf Schiffen nur zu oft
                              gesehen hat. Lowiz ist der Erste, welcher bemerkte, daß Wasser, welches in
                              Faͤssern aufbewahrt die innenwendig verkohlt waren, auf langen Seereisen der
                              Faͤulniß laͤnger zu widerstehen vermochte; er bewies durch eine Reihe
                              von Versuchen, daß Kohle, die Eigenschaft besizt. Gas zu verschlingen, und das
                              Entstehen der Faͤulniß zu hindern;Um weiches Wasser auf Schiffen aufzubewahren, bedient man sich jezt, statt
                                    der hoͤlzernen Faͤsser, eiserner Cisternen. Außer dem
                                    Vortheile, daß das Wasser dadurch von allem Extractiv-Stoffe frei
                                    bleibt, der vom Holze aus immer in daselbe kommt, laͤßt es sich darin
                                    besser aufbewahren, und leichter einschiffen. A. d. O. und dieser Eigenschaft der Kohle bediente er sich zur Reinigung des Wassers
                              zum Hausbedarfe. Sein Verfahren veranlaßte die Errichtung einer Menge großer
                              Anstalten, in welchen in großen Staͤdten das Wasser zum Hausgebrauche durch
                              Kohlen filtrirt wird. So gut auch diese Methode ist, so nuͤzt sie doch in
                              gewissen Faͤllen nichts; diese Eigenschaft der Holzkohle dauert nicht sehr lang, und geht in
                              kurzer Zeit verloren. Die Dauer derselben haͤngt von dem Zustande und von der
                              Menge des Wassers ab, mit welcher die Kohle in Beruͤhrung gebracht wurde, und
                              auch von der Temperatur. Was den lezteren Umstand betrifft, so hatte ich Gelegenheit
                              eine Thatsache zu bemerken, die es vielleicht der Muͤhe werth ist hier
                              anzuzeigen.
                           Es geschieht zuweilen, daß das Wasser, welches durch Holzkohlen filtrirt wurde, nach
                              dem Filtriren unreiner durchgeht, als es vorher war. Ich habe filtrirtes Wasser angetroffen, dessen gaͤhrungsfaͤhige
                              Eigenschaften dasselbe hoͤchst ungesund machten; es bekam in 24 Stunden einen
                              sehr unangenehmen Geschmak, und die Gaͤhrung, in die es gerieth, gab ihm
                              einen ganz besonderen Charakter. Es ward, wie ein Extract, ganz rozig. Ich
                              erklaͤre mir dieses Phaͤnomen auf folgende Weise, und mehrere
                              Beobachtungen, die ich zeither machte, bestaͤtigen diese Theorie. Es ist
                              bekannt, daß Holzkohle den Extractiv-Stoff, Faͤrbestoff und gasartige
                              Bestandtheile, wenn man sie zum Klaͤren der Pflanzen-Auszuͤge
                              anwendet, verschlingt. Diese verschlingende oder absorbirende Kraft muß aber, so gut
                              wie jede andere Kraft, ihre Graͤnze haben, und endlich einen vollkommnen
                              Saͤttigungspunct erreichen, auf welchem sie nochwendig ganz kraftlos werden
                              muß. Wenn nun unter diesen Umstaͤnden, wo die Kohle mit dem
                              Extractiv-Stoffe etc. ganz voll gefuͤllt ist, noch Wasser durch solche
                              Kohle filtrirt wird, so muß die Mischung dieser Fluͤssigkeit dadurch
                              veraͤndert werden, und zwar vorzuͤglich dann, wenn die Temperatur der
                              Luft, und folglich auch die des Wassers, und der filtrirenden Kohle, erhoͤht
                              ist. Es werden sich naͤmlich dann Theile des Extractiv-Stoffes, die in
                              dieser Kohle enthalten, bei einer niedrigen Temperatur unaufloͤsbar sind,
                              aufloͤsen, und zu den in dem Wasser, welches man reinigen will, bereits
                              enthaltenen Unreinigkeiten noch hinzukommen, und dasselbe folglich noch unreiner
                              machen, als es vor dem Filtriren gewesen ist.
                           Man glaubt gewoͤhnlich, daß der Unrath von Paris, der durch die Kloaken in die
                              Seine laͤuft, das Wasser dieses Flusses unterhalb der Stadt mit ungesunden
                              thierischen Stoffen uͤberladet; allein es ist leicht zu beweisen, daß alle
                              diese Unreinigkeiten sich in der ungeheueren Menge Wassers, welche ununterbrochen fortstießt,
                              gaͤnzlich verlieren, und nur in einer so geringen Menge darin vorkommen
                              koͤnnen, daß sie nimmermehr einen bedeutenden Einfluß auf die thierische
                              Oekonomie zu aͤußern im Stande sind. Die Menge Wassers, die taͤglich
                              durch Paris fließt, betraͤgt 1,200,000 Cubic-ZollSchade, daß der Hr. Verf. die Zahl der Cubicfuß Unrath, die taͤglich
                                    aus Paris in die Seine fließen, nicht auch angegeben hat, um seinem Beweise
                                    mehr Kraft zu geben, als er uns nicht zu haben scheint. A. d. Ueb. .
                           Kalkerdige Salze sind oͤfters so haͤufig in Brunnen- und
                              Quell-Wasser, daß das Wasser dadurch hoͤchst ungesund und sowohl zum
                              Haus- als zum Fabrikgebrauche ganz unbrauchbar wird. Der Bodensaz, den es bei
                              dem leichtesten Sieden bildet, draͤngt sich in die kleinsten
                              Zwischenraͤume, und in dieser Hinsicht wird solches Nasser zum Kochen und
                              Sieden vieler Gerichte unbrauchbar. Andere Wasser enthalten, wie das Meerwasser,
                              mehr aufloͤsbare Salze, und zwar in solcher Menge, daß sie untrinkbar werden.
                              Alle diese Wasser und selbst das Meerwasser, koͤnnen durch die Destillation
                              gesund, trinkbar und zum Haus- und Fabrikgebrauche beinahe in jedem Falle
                              tauglich gemacht werden.
                           Die gasartigen Ausfluͤsse, welche in den Bergwerken durch allmaͤhliche
                              Zersezung bedeutender Massen metallischer Substanzen erzeugt werden, erzeugen nicht
                              bloß Asphyxien, sondern werden auch durch die Grubenlichter, welche die Bergleute
                              bestaͤndig bei der Hand haben muͤssen, haͤufig
                              entzuͤndet, und verursachen auf diese Weise allgemeine Grubenbraͤnde
                              und fuͤrchterliche Explosionen. Man hat indessen gefunden, daß, wenn man
                              Gewebe aus Kupfer-Draht mit etwas weiteren Zwischenraͤumen mitten in
                              eine Flamme haͤlt, die Flamme durch dieses Gewebe nicht durchzudringen
                              vermag, sondern, wenn dasselbe auch noch so nahe an dem Dochte angebracht wird,
                              immer an der Oberflaͤche desselben stehen bleibt. Diese bekannte Thatsache
                              brachte Sir Humphry Davy auf die Idee, die Entzuͤndung des brennbaren Gases
                              in den Bergwerken dadurch zu verhuͤten, daß man die Grubenlichter mit einem
                              Drahtgewebe umgibt, durch welches wohl die Producte der Verbrennung, nicht aber die Flamme, die das Gas
                              entzuͤndet, durchziehen koͤnnen. Diese Vorrichtung hatte den beßten
                              Erfolg;Wir koͤnnen nicht umhin, hier ein Beispiel jenes unbegreiflichen und
                                    doch uͤberall so haͤufigen blinden Widerstrebens gegen neue
                                    Entdekungen anzufuͤhren. Man behauptet jezt in England, daß seit
                                    Einfuͤhrung der Sicherheits-Lampen des Sir H. Davy die
                                    Todesfaͤlle in den Gruben sich vermehrt haͤtten; man sagt aber
                                    nicht, obschon man es wohl weiß, daß man ehevor die Todesfaͤlle in
                                    den Gruben immer verheimlichte, um die Arbeiter nicht zu erschreken, und die
                                    Leute von dem Grubenbaue abzuhalten, waͤhrend man seit
                                    Einfuͤhrung der Sicherheits-Lampen die Todesfaͤlle der
                                    Grubenarbeiter, sie moͤgen wodurch immer herbeigefuͤhrt worden
                                    seyn, sehr genau bekannt macht. A. d. O. allein, die Stupiditaͤt der Leute einer gewissen Classe ist so groß,
                              daß, nachdem sie selbst mit ihren eigenen Augen und auf die deutlichste Weist sahen,
                              daß sie hiedurch ihr Leben sichern koͤnnen, diese so nuͤzliche
                              Vorrichtung dennoch großen Theiles vernachlaͤssigen, und ohne ihr und ihrer
                              Kammeraden Leben zu achten, mit offenen Grubenlichtern in den Gruben umher laufen.
                              Nur durch schwere Strafen kann man sie zwingen, das schaͤzbare Mittel, das
                              man ihnen in die Hand gegeben hat, nicht vollends wegzuwerfen. Da man so oft sehen
                              muß, daß alle Vorsichts-Maßregeln, die man den Arbeitern ans Herz legt,
                              denselben vergebens empfohlen werden, so sollte man immer zur Erhaltung ihres Lebens
                              und ihrer Gesundheit, wo moͤglich, nur solche Maßregeln vorschlagen, die ganz
                              und gar nicht von ihrer Willkuͤhr abhaͤngenDaraus erhellt die große Wichtigkeit von Ryan's
                                    Sistem einer vollstaͤndigen Gruben-Luͤftung. Siehe Gill's
                                    Techn. Repos. I. B.
                                    S. 44. A. d. Ueb. .
                           Die großen Quellen aller Gaͤhrung uͤberhaupt, und aller
                              Zerstoͤrung der organischen, thierischen wie vegetabilischen Koͤrper
                              sind Waͤrme und Feuchtigkeit: die Resultate ihrer Einwirkung sind
                              gleichzeitig, und sie beguͤnstigen die Zersezung
                              gaͤhrungsfaͤhiger Stoffe ganz besonders. Wo man die eine beseitigt,
                              wird zugleich die Wirkung der anderen geschwaͤcht. Sobald die Temperatur der
                              Atmosphaͤre erhoͤht wird, erzeugt sie alsogleich eine
                              Veraͤnderung an thierischen und vegetabilischen Substanzen, solang dieselben naß sind, wie
                              z.B. an Speisen, an Gallerte, Blut, Knochen, Sehnen, Weizen, Gerste, Bohnen,
                              Erdaͤpfeln etc., waͤhrend Wasser selbst. bei niedriger Temperatur, auf
                              alle diese Substanzen nicht wirkt.So sehr Waͤrme und Feuchtigkeit, wenn sie beide vereint sind, die
                                    vorzuͤglichsten Erregungs-Mittel der Vegetations-Kraft
                                    sind, so beschleunigen sie doch die Zerstoͤrung des groͤßten
                                    Theiles aller organischen Koͤrper. Man glaubt allgemein, daß dieß der
                                    Beruͤhrung der Luft zuzuschreiben ist, da diese immer dabei vorhanden
                                    ist. A. d. O. Im hohen Norden erhalten sich die Koͤrper der Fische und anderer
                              Thiere vollkommen wohl im Eise. Man fand ein ganzes Mammoth, selbst mit Fleisch und
                              Haut und Haar etc. wohlerhalten, obschon es seit mehreren Jahrhunderten todt
                              war.
                           Wir wollen nur noch einige aͤrztliche Beobachtungen uͤber verschiedene,
                              aus dem durch verschiedene Ausduͤnstung verdorbenen Zustande der
                              Atmosphaͤre hervorgehende Krankheiten anfuͤhren, und mit jenen Mitteln
                              zur Erhaltung der Gesundheit enden, die man aus Obigem leicht verstehen wird. Diese
                              Beobachtungen wurden haͤufig gemacht, und von einer Menge von Aerzten
                              wiederholt. Bernardin Ramazzini, ein beruͤhmter
                              italiaͤnischer Arzt, der die Unfaͤlle, welchen die sogenannten
                              Nacktkoͤnige ausgesezt sind, zuerst beachtete, ward dadurch veranlaßt, auch
                              die Krankheiten anderer Gewerbe zu studiren, und gab im J. 1700 zu Padua seine
                              vortreffliche Abhandlung „de morbis artificum“ heraus, aus welchem alle seine Nachfolger schoͤpften, und welches Fourcroy im J. 1777. mit Anmerkungen, und schon
                              fruͤher Hecquet im J. 1740, Skragge im J. 1764,
                              Buchan in seiner Domestic Medicine, im J. 1775, Berrand, im J. 1804, Gosse in
                              Genf, im J. 1816 und Patissier, im J. 1822 uͤbersezteWir haben von diesem trefflichen Werke mehrere deutsche Uebersezungen; die
                                    beßte ist die vom sel. Prof. Akermann. A. d.
                                    Ueb. .
                           Ueber Bleikolik und Asphyrie finden sich auch sehr schaͤzbare Aufsaͤze
                              im Dictionnairo des Sciences médicales.
                              Moͤchte nur auch der in diesen Werken gegebene gute Rath befolgt werden, und
                              nicht immer jene Widersezlichkeit finden, die jede Verbesserung uͤberall zu
                              bekaͤmpfen hat.
                           
                           Hr. Ravrio, Guͤrtler und Vergolder, war vor vielen
                              Jahren Zeuge der fuͤrchterlichen Krankheiten, welchen die
                              Wasser-Vergolder stets ausgesezt sind, theils wegen der
                              Queksilber-Daͤmpfe, theils wegen des salpeterigen Gases, welches sie
                              in ihren Werkstaͤtten immerdar einathmen.Gegenwaͤrtig sind zu Paris, einschließlich der Gesellen und Lehrlinge,
                                    mehr dann 1200 Wasser-Vergolder, welche alle, mehr oder minder, den
                                    verderblichen Einfluͤssen ihrer Profession ausgesezt sind: der
                                    groͤßte Theil derselben hat durch das Queksilber-Zittern (tremor mercurialis) den Gebrauch seiner Glieder
                                    gaͤnzlich verloren. A. d. O. Bei seinem Tode legirte er einen Preis von 3000 Franken fuͤr
                              denjenigen, welcher ein Mittel erfinden wuͤrde, die Wasser-Vergolder
                              vor den Verderblichen Einwirkungen der Queksilber-Daͤmpfe zu
                              schuͤzen.
                           Hr. D'Arcet, der in dem Laboratorium der
                              MuͤnzeAls Hr. D'Arcet mir die vielen sinnreichen
                                    Vorrichtungen, welche er in dem Laboratorium der Muͤnze anbrachte,
                                    zeigte, und die gluͤkliche ununterbrochene Wirkung seiner
                                    verschiedenen Ventilations-Methoden fuͤhlbar machen wollte,
                                    schloß er auf einige Augenblike feine Zug-Roͤhren, um das
                                    Laboratorium in den ehemaligen Zustand zu versezen, in welchem es vor feiner
                                    Verbesserung gewesen ist. Alsogleich verbreiteten sich Daͤmpfe, Gase
                                    und Rauch im Laboratorium. In dem Augenblike, wo die Ventilation wieder
                                    hergestellt war, die, des Versuches wegen, nur fuͤr einige Minuten
                                    unterbrochen wurde, zog alles salpeterige Gas, das in großer Menge sich von
                                    den vielen Proben entwikelte, die man eben machte, sich durch die
                                    Roͤhren hinaus, ohne den mindesten unangenehmen Geruch
                                    zuruͤkzulassen. A. d. O. lange Zeit uͤber den gefaͤhrlichen Einwirkungen der
                              Salpeter-Daͤmpfe ausgesezt war, fand endlich seine Gesundheit davon
                              sehr angegriffen. Eingedenk, daß alle seine Vorfahren als Opfer der verderblichen
                              Einfluͤsse dieser Gasarten fielen, und noch trauernd uͤber den so eben
                              erlittenen Verlust seines Mitarbeiters d'Aufry, der an
                              einer schmerzhaften, aus derselben Ursache entstandenen, Krankheit so eben gestorben
                              war, alle warnend, die unausgesezt in der Muͤnze als Probirer arbeiten und
                              sich den verderblichen Daͤmpfen bloßstellen mußten, hatte er dessen
                              ungeachtet den Muth, sich neuerdings den Einwirkungen noch schaͤdlicherer
                              Daͤmpfe auszusezen, und, um Ravico's philanthropische Idee
                              auszufuͤhren, ging er selbst in die Werkstaͤtten der Wasservergolder,
                              und brachte in denselben solche Vorrichtungen an, die die Arbeiten dieser Ungluͤklichen weniger
                              verderblich wachten. Ohne die, bereits sehr muͤhevoll gewordene, Arbeit im
                              Dienste des Wohles dieser Classe von Handwerker hier zu unterbrechen, und sich zu
                              begnuͤgen, die Zwekmaͤßigkeit seiner im Jahre 1818 von ihm
                              aufgestellten Methode in einer Werkstaͤtte allein zu erweisen, fuͤhrte
                              er, als die HHrn. Vauquelin, Thenard und Chaptal uͤber seine uͤber
                              diesen Gegenstand geschriebene Abhandlung vor dem Institute Bericht erstatteten,
                              seine Vorrichtungen in zwoͤlf Werkstaͤtten auf einmal ein, deren
                              Besizer groͤßtentheils nach mehreren Monaten das Wohlsbefinden ihrer
                              Arbeiter, seit d'Arcet's Methode von ihnen befolgt wurde,
                              bezeugten.Er hatte damals mehr dann zweihundert Besuche in den Werkstaͤtten
                                    verschiedener Wasservergolder gemacht, und kann jezt wohl mehr als 600
                                    derselben zaͤhlen, da er zeither nicht aufhoͤrte, sich
                                    fuͤr dieselben zu verwenden. Die Schwierigkeiten, die er bei
                                    Einfuͤhrung dieser, die Gesundheit der Arbeiter und selbst das Leben
                                    derselben schuͤzenden Vorrichtung fand, waren so groß, daß sie den
                                    Polizei-Praͤfecten bestimmten, keine Erlaubniß zur Errichtung,
                                    oder selbst zur Ausbesserung, irgend einer neuen
                                    Wasser-Vergolder-Werkstaͤtte zu ertheilen, wenn nicht
                                    D'Arcet's Vorrichtungen in denselben angebracht sind. A. d. O.
                              
                           Hr. D'Arcet mußte die Arbeiten der Wasservergolder in
                              ihrem ganzen Detail verfolgen, und fuͤgte seiner Abhandlung, die er dem
                              Institute uͤberreichte und die von demselben gekroͤnt wurde, einen
                              Artikel bei, der aͤußerst reichhaltig an oͤkonomische Verbesserungen
                              ist.
                           Die wichtigen Resultate, die er durch die verschiedenen Anwendungen seines
                              Ventilations-Systemes erhielt, biethen selbst schon
                              bewunderungswuͤrdige Verbesserungen dar, und versprechen durch die
                              Ausdehnung, die man ihnen in einer Menge von Faͤllen geben kann, noch neue
                              Vortheile. Man darf nur den zahlreichen bisher bekannt gewordenen BeispielenDie Laboratorien in der Muͤnze, die chirurgische Abtheilung im
                                    Hospital St. Louis, die Werkstaͤtten der Wasservergolder, die
                                    Gesundheits-Kuͤchen, die Theater, die
                                    Gesundheits-Laboratorien etc. A. d. O. hierin folgen, und die hier unten entwikelten Grundsaͤze auf eine
                              aͤhnliche Weise anwenden.
                           Die Wirkung der Ventilation laͤßt sich auf folgende Weise darstellen. Es sey eine
                              walzenfoͤrmige Roͤhre AB, Fig. 5a
                                 ,Es gibt hier auf dieser Tafel im Originale zwei Fig. 5. Wir
                                    bezeichnen daher diese mit 5 a. A. d. Ueb. senkrecht aufgestellt. Wenn die Luft innerhalb und außerhalb derselben
                              einerlei Temperatur hat, so ist offenbar die Luft ausserhalb und innerhalb derselben
                              im Gleichgewichte, und es wird keine Bewegung Statt haben. Wird aber ein Theil des
                              Cylinders erhizt, so wird die mit diesem Theile in Beruͤhrung stehende Luft
                              verduͤnnt, und folglich specifisch leichter, und steigt mit einer dem Grade
                              der Hize verhaͤltnißmaͤßigen Geschwindigkeit in die Hoͤhe, wo
                              sie dann bei A entweicht,Jeder Grad Waͤrme am hundertgradigen Thermometer vermehrt das Volumen
                                    der Luft um 1/266 2/3 = 3/800 = 0,00375 A. d. O. die aͤußere Luft dafuͤr bei B
                              eindringt, und die entwichene Luft ersezt. Wenn dieselbe Ursache der
                              Erhoͤhung der Temperatur in dem Cylinder fortwaͤhrt, wird die
                              neuerdings eindringende Luft, so wie sie erhizt wird, gleichfalls wieder leichter,
                              und entweicht auf dieselbe Weise nach Oben in dem Cylinder, und wird folglich wieder
                              durch die bei der Oeffnung B eindringende Luft ersezt.
                              Aus diese Weise wird also ein bestaͤndiger aufsteigender Luftzug unterhalten,
                              und wird so lang dauern, als ein Theil des Cylinders A
                              und B noch in einer hoͤheren Temperatur bleiben
                              wird als die Atmosphaͤre. Wenn man an dem unteren Ende der Roͤhre, B, eine doppelte gekruͤmmte Roͤhre B', C', D', anfuͤgt, so muß, da die Luft
                              außerordentlich elastisch und beweglich ist, dieselbe Wirkung Statt haben, wenn die
                              Luft bei D eintritt. Es ist ferner klar, daß, wenn die
                              Luft entweder bei dem Puncte B', oder bei dem Puncte D' mit faulen Miasmen oder mit ungesunden Gasarten oder
                              womit immer in Beruͤhrung kommt, dieselbe Wirkung Statt haben wird, als, wenn
                              die Luft rein waͤre. Man kann also die eine oder die andere dieser beiden
                              Oeffnungen, B', D' an der Muͤndung irgend eines
                              Canales anbringen, der ungesunde oder uͤbelriechende Gasarten fuͤhrt,
                              die sich nicht mit der Luft des Zimmers verbinden soll, und der uͤble Geruch
                              oder die uͤbrigen schaͤdlichen Eigenschaften der Gasarten werden sich
                              nur bei dem Puncte A' zeigen. Es ist leicht begreiflich,
                              daß diese obere Oeffnung des Cylinders sich uͤber den Giebel des Daches hinaus
                              erheben laͤßt, so daß man durchaus nichts Nachtheiliges von den Wirkungen des
                              entwikelten Gases zu besorgen hat.
                           Wenn die Oeffnungen B' oder D' sich in einem begraͤnzten Raume befinden, z.B. in einem Zimmer,
                              so wird Erneuerung der Luft in diesem Raume durch die aufsteigende Roͤhre nur
                              dann Statt haben koͤnnen, wenn in diesen Raum eben so
                                 viel atmosphaͤrische Luft eingefuͤhrt wird, als andere Luft durch
                                 die Roͤhre hinausgeschaft wird.Man hat nur zu oft gesehen, daß, aus Vernachlaͤssigung dieses
                                    gehoͤrigen Verhaͤltnißes zwischen der Gin- und
                                    Ausgangs-Oeffnung dieser Lustroͤhren die Baumeister sich
                                    vergebens bemuͤhten, unter gewissen Umstaͤnden eine
                                    regelmaͤßige Ventilation hervorzubringen, und daß selbst die Wirkung
                                    der verdichteten und verduͤnnten Luft ganz und gar entgegengesezte
                                    Resultate, die man durchaus nicht zu erzeugen wuͤnschte,
                                    hervorgebracht hat. A. d. O.
                              
                           Es ist daher nothwendig, daß die Oeffnungen, welche mit der aͤußern Luft in
                              Verbindung stehen, wenn sie diese Luft-Erneuerung herbeifuͤhren
                              sollen, ihre Zahl mag was immer fuͤr eine seyn, der Groͤße nach den
                              Oeffnungen in der Roͤhre A'B' gleich sind, d.h.
                              die Summe der Oberflaͤchen der Durchschnitte dieser
                                 Oeffnungen, Roͤhren etc., durch welche die aͤußere Luft herbei
                                 gefuͤhrt wird, muß gleich seyn der Flaͤche des an die Seiten der
                                 Roͤhren
                              A' B'
                              senkrechten Durchschnittes. Je groͤßer im
                              Allgemeinen die Roͤhre 'A 'B ist, die einen
                              Zugschornstein bildet, desto kraͤftiger wird bei gleicher Geschwindigkeit der
                              Zug seyn,Und es ist immer wuͤnschenswerth, den moͤglich groͤßten
                                    Luftzug zu erhalten, indem man denselben leicht durch eine Klappe
                                    vermindern, und folglich nach Belieben reguliren kann. A. d. O. indem wir wissen, daß die Menge der elastischen Fluͤssigkeit, die
                              durch dieselbe durchzieht, gleich ist dem Durchschnitte derselben multiplicirt mit
                              der Geschwindigkeit des Zuges. Es ist leichter und weniger kostbar, den ersten
                              dieser Factoren als den zweiten zu vergroͤßern, indem die Geschwindigkeit von
                              der Hize abhaͤngt, welche nur durch ein zweites Mittel, und wenn die
                              Temperatur bedeutend erhoͤhet werden muß, nur durch ein besonderes Feuer,
                              dessen Unterhaltung wehe Brenn-Material kostet, erhalten werden kann,
                              waͤhrend man fuͤr einen groͤßeren Umfang der Roͤhre
                              leicht bei der ersten Verfertigung derselben mit einem kleinen Zuschusse an Auslage
                              sorgen kann.
                           Da die Geschwindigkeit des Luftzuges zugleich von der Hoͤhe derselben
                              abhaͤngt, so muß die Zugroͤhre so hoch als moͤglich errichtet
                              werden, um zugleich den Vortheil zu erhalten. die schaͤdlichen Daͤmpfe
                              in einer groͤßeren Hoͤhe oben zu entleeren. Wenn z.B. die Zimmer,
                              welche durch Ventilation gereinigt werden sollen, nahe an dem Dache sind, so
                              muͤssen die Zugroͤhren mehrere Fuß uͤber das Dach des Hauses
                              emporragen: denn ohne diese Vorsorge wuͤrde der Unterschied in der
                              Hoͤhe A' B', welcher allein den Zug zwischen den
                              beiden Armen des umgekehrten Hebers, A' B', C' D',
                              darstellt, sehr klein und vielleicht nicht hinreichend seyn.
                           Bei jeder Anwendung der Ventilation zur Reinigung der Luft muß man immer trachten,
                              ununterbrochene Luftstroͤmung zu erhalten, die ganz und gar nicht von der
                              Willkuͤhr der Arbeiter, Knechte etc. abhaͤngt; in dieser Hinsicht muß
                              bei dem Baue eines Hauses, wo Zug-Schornsteine oder Zugroͤhren
                              angebracht werden sollen, dafuͤr gesorgt werden,Ein Haus mag zu was immer fuͤr einem Zweke gebaut werden, so ist es
                                    sehr wuͤnschenswerth, daß der Baumeister feine Anordnungen so
                                    traͤfe, daß die Ventilation die moͤglich groͤßte
                                    Mannigfaltigkeit in der Anwendung gestattet. Wir wollen nur ein Beispiel der
                                    allgemeinsten Anwendungen an den Wasser-Stuͤbchen oder
                                    Abtritten hier geben, an welchen Hr. D'Arcet
                                    seine Ventilations-Methode mit so vielem Erfolge anwendete. A. d.
                                    O. daß diese Schornsteine, die zu keinem anderen Gebrauche bestimmt sind, dicht
                              nebeneinander entweder in der Mitte der wahren Schornsteine, oder, noch besser, an
                              einem oder an mehrere Schornsteine angebaut werden, so daß sie von diesen
                              erwaͤrmt werden, und die Temperatur in denselben bestaͤndig, ohne
                              besondere Aufmerksamkeit und ohne eigenes Feuer erhoͤht unterhalten wird.
                              Indessen koͤnnen sie auch mittelst eines eigenen Feuers erwaͤrmt
                              werden.
                           Als Beispiel der Anwendung dieser Grundsaͤze wollen wir hier die Weise zeigen,
                              wie Hr. D'Arcet die Abtritte und Gewoͤlber ventilirt. Fig. 6 zeigt
                              den Grund- und Aufriß eines Gebaͤudes, in welchem 8 Abtritte sich
                              befinden. Der horizontale Theil der Roͤhre A' B' C',
                                 D',
                              Fig. 5, ist
                              hier durch das Gewoͤlbe CHD (im Durchschnitte
                              gezeichnet) dargestellt. Die Canaͤle AC, und A' C', auf welchen die Size A'
                                 A' angebracht sind, stellen den absteigenden Theil dieser Roͤhre
                              dar, und die lange Zugroͤhre BD den aufsteigenden
                              Theil, oder den verticalen Cylinder A' B' in Fig. 5.
                           Um die ventilirende Kraft der Zugroͤhre BD zu
                              sichern, ist es, wie wir oben bemerkten, hinreichend, eine etwas erhoͤhte
                              Temperatur in einem oder in mehreren Theilen dieser langen Reihe von Schornsteinen
                              zu unterhalten. Die aͤußere Luft, welche auf diese Weise durch die
                              aufsteigende Bewegung der verduͤnnten Luft eingezogen wird, tritt in die
                              Abtritte ll' bei den Fensterchen ii', und stuͤrzt sich ohne Unterlaß durch
                              die Oeffnung der Size AA' in der Richtung A und A in das Gewoͤlbe CHD hinab, und steigt in der Richtung DB hinauf und entweicht oben an dem Ende der
                              Zugroͤhre B
                              Das obere Ende dieser Zugroͤhre kann mit einer
                                    Wolfskehlen-Kappe, die sich dreht, bedekt seyn, wie in Fig. 6,
                                    oder durch irgend eine andere Vorrichtung zur Zerstreuung des Rauches und
                                    Sicherung desselben gegen den Wind. Auch ein Giebel-Ziegelhut, sich
                                    Fig.
                                       9, hat gleichfalls seine Vortheile. A. d. O. .
                           Eine ander Methode, einen ununterbrochenen Luftstrom zu erhalten, besteht darin, daß
                              man die Zugroͤhre aus Materialien verfertigen laͤßt, die
                              Waͤrmeleiter sind, wie Gußeisen, Eisenblech etc., und dieselben so nahe als
                              moͤglich an jene Theile der Schornsteine bringt, die bestaͤndig warm
                              erhalten werden. Zuweilen muß man auch noch zu anderen Methoden seine Zuflucht
                              nehmen, wenn man einen staͤrkeren Zug erhalten will. Der Ofen R (Fig. 6.), dessen
                              aufsteigende Roͤhre T ihre Luft aus dem
                              Gewoͤlbe erhaͤlt, und dessen andere Roͤhre x, x, x, die Luft in dem großen Zug-Schornsteine BD erwaͤrmt, zeigt eine dieser Methoden. Au dem Theile S dieser Zugroͤhre oder dieses Schornsteines
                              (siehe dieselbe Fig. und Fig. 7 und 8.) sieht man, daß, um das
                              Aufsteigen des Luftstromes zu foͤrdern, man die Hize der Flamme einer
                              argand'schen oder anderen Lampe, selbst einer Gaslampe, anwenden kann. Das Licht dieser
                              Lampe kann durch eine Glasscheibe durchscheinen, wie bei S, und so die Stiegen etc. erleuchten.
                           Diese verschiedenen Methoden wurden neuerlich mit dem beßten Erfolge zur Ventilation
                              des Opernhauses verwendet. Hr. D'Arcet empfiehlt in dem
                              von ihm bekannt gemachten Plane die Errichtung einer großen Zugroͤhre in dem
                              hoͤchsten Theile und in der Mitte der Deke des Hauses uͤber den
                              Luster, und eine andere Zugroͤhre an dem hoͤchsten Theile der
                              Buͤhne, so daß erstere die Producte des Athemholens der Zuschauer, leztere
                              die Ausduͤnstungen von der Buͤhne wegfuͤhrt, waͤhrend
                              die Luft durch 2,400 Roͤhren erneuert wird, die unter den Bogen weglaufen,
                              und im Winter ihre Luft aus den Gaͤngen erhalten, die mittelst des im Keller
                              angebrachten Calorifere's geheizt werden, im Sommer aber kuͤhle Luft aus dem
                              Keller herbeifuͤhren.Auf diese Weise wird jeder Theil des Theaters, der oberste wie der unterste,
                                    in gleicher Temperatur erhalten. A. d. O. Die leztere von diesen Zugroͤhren erneuert die Luft des ganzen
                              Theaters, und ist eines maͤchtigen Zuges faͤhig, so daß der Rauch, der
                              unter gewissen Umstaͤnden erzeugt wird, augenbliklich verschwindet. Es ist
                              hier eine sehr sinnreiche Anwendung dieser Vorrichtungen benuzt, wodurch
                              augenbliklich Luft aus dem Gewoͤlbe unter der Buͤhne in dieselbe
                              gelassen, und dann von dieser in die Gaͤnge und von da in den Zug oben
                              geleitet wird, wodurch auch der leiseste articulirte Ton dem Publicum deutlich
                              vernehmlich wird. Diese sonderbare Wirkung wird durch eine Reihe hoͤchst
                              einfacher Klappen erzeugtMan hat bei einigen neuen Theatern diese wohlthaͤtige
                                    Ventilations-Methode beseitigen wollen: allein, da diese das
                                    oͤffentliche Wohl, Gesundheit des Publicums, betrifft, so erhielten
                                    die Baumeister den Auftrag, alle zu dieser Ventilation noͤthigen
                                    Vorrichtungen zu treffen, oder den Bau gaͤnzlich aufzugeben. Wir
                                    wollen hoffen, daß das neue Opernhaus, welches die Vortheile dieser
                                    Ventilation so schoͤn beweiset, bald alles unverstaͤndige
                                    Widerstreben gegen dieselbe besiegen wird. A. d. O. (Eine interessante
                                    Abhandlung uͤber diesen Gegenstand enthaͤlt der 8. Bd. d. J.
                                    S. 197. „Ueber die atmosphaͤrische Luft als Mittel zum
                                       Leben; nebst der Untersuchung verschiedener Ursachen ihrer
                                       Verunreinigung, wodurch Haͤuser, Doͤrfer Staͤdte,
                                       und ganze Gegenden ungesund werden, und uͤber einige Mittel zu
                                       ihrer Verbesserung Von dem K. Bau-Inspektor Voit.“)
                                    D. R.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
