| Titel: | Gewisse Verbesserungen an Maschinen zum Tuchscheren, worauf Joh. Collier, Maschinist in Compton Street, Brunswick-Square, in der Grafschaft Middlesex, am 27. Sept. 1822 ein Patent genommen hat. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XIX., S. 166 | 
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                        XIX.
                        Gewisse Verbesserungen an Maschinen zum
                           Tuchscheren, worauf Joh.
                              Collier, Maschinist in Compton Street, Brunswick-Square, in der
                           Grafschaft Middlesex, am 27. Sept. 1822 ein
                           Patent genommen hat.
                        Aus dem London Journal of Arts. N. 25 S.
                              1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                           
                        Collier's Verbesserungen an Maschinen zum Tuchscheren.
                        
                     
                        
                           Diese Verbindungen bestehen in gewissen Abaͤnderungen,
                              Zusaͤzen und Verbesserungen an jezt gebraͤuchlichen
                              Tuchscher-Maschinen, vorzuͤglich an jener, auf welche Hr. Collier schon am 15ten Jaͤner 1818 ein Patent
                              nahm, und die unter dem Namen der franzoͤsischen Tuchscher-Maschine
                              (French Shearing machine) bekannt ist. Form und
                              Anordnung der Theile ist, im Allgemeinen, dieselbe in dieser Maschine, wie in der
                              fruͤhern. Um die Verbesserungen an derselben deutlich zu machen, muß man
                              ihren Bau im Allgemeinen kennen. Fig. 16 in Tab. IV. zeigt diese Maschine im Aufrisse von der
                              Seite, mit ihren Walzen, Hebeln und Scheren. Das Tuch welches geschoren werden soll,
                              muß, wie bei a, regelmaͤßig auf einen Haufen
                              gefaltet werden. Das obere Ende des Theiles, der bearbeitet werden soll, wird zuerst
                              uͤber die Kante des Regel-Brettes, b, und von da
                              uͤber den oberen Theil des Verbreitungs-Cylinders, c, und unter dem Leitungs-Cylinder, d, durch geleitet. Von dort geht er zwischen der
                              walzenfoͤrmigen Buͤrste, e, (die man zum
                              Abnehmen der Rinde des Tuches noͤthig hat) und der Auftreib-Walze, f, durch, und dann uͤber die Speise-Walze,
                              g, auf das Lager, h.
                           Hier kommt das Tuch zwischen die Scher-Walze, i,
                              und das Lager oder Bett; erstere wird von der Kraft in Bewegung gesezt, die die
                              ganze Maschine treibt, und laͤßt die spiralfoͤrmigen Messer (die
                              Laͤufer) derselben gegen die Lieger so wirken, wie zwei Blaͤtter der
                              Schere gegen einander druͤken, und dadurch das Haar auf der Oberseite des
                              Tuches scheren. Von dem Lager kommt das Tuch auf die Leitungs-Walze j, und dann unter der Strek-Walze, k, auf die Buͤrste oder Vollendungs-Walze
                              l, von welcher es uͤber die Walze, m, in den Rumpf, n, gelangt,
                              aus welchem es mittelst der Kurbel o, welche dem Rumpfe
                              eine schwingende Bewegung ertheilt, regelmaͤßig gefaltet auf das Fußgestell
                              gelangt.
                           Da die beiden Enden des Tuches zusammen genaͤht sind, so kann es seiner ganzen
                              Laͤnge nach geschoren werden, und soll es mehr dann einmal durch die Schere
                              laufen, so ist nichts anderes noͤthig; als das Stuͤk Tuch von o auf a umgekehrt, die
                              andere Seite aufwaͤrts, zu legen.
                           Die Kraft, welche die Maschine treibt, wird an der großen Walze p angebracht, die aus zwei concentrischen Trommeln
                              besteht, wovon eine an der Achse befestigt, die andere los ist, um die Maschine in
                              und aus dem Gange zu bringen. Die uͤbrigen Walzen drehen sich um ihre Achsen
                              mittelst damit verbundener Raͤder und Lauf-Riemen, g, g, sind kleine, in Hebeln
                              haͤngende, Trommeln mit Gewichten, um die verschiedenen
                              Lauf-Baͤnder und Schnuͤre gehoͤrig zu spannen, r, ist ein Tretbrett, welches an jeder Seite der
                              Maschine mit einer Stange verbunden ist, wodurch die Scheren-Walze
                              augenbliklich von dem Bette abgehoben und die Operation unterbrochen werden kann.
                              s, s, s, s, ist ein gekruͤmmter Hebel, der
                              auf das Laufband der großen Walze wirkt, und dasselbe in und aus dem Triebe sezt,
                              wodurch die Maschine in den Gang gebracht, oder augenbliklich gestellt werden
                              kann.
                           
                           Die gegenwaͤrtigen Verbesserungen bestehen in folgenden Zusaͤzen zu der
                              alten Maschine, 1tens die Walze, c, wird mit
                              Draht-Karden oder mit Buͤrsten besezt, wodurch die Haare aufgelokert
                              und in einen zum Scheren brauchbaren Zustand gebracht werden. Da die Walze sich in
                              einer der fortschreitenden Bewegung des Tuches entgegengesezten Richtung dreht,
                              wirkt sie zugleich als Buͤrste, und reinigt das Tuch vom Staube und anderen
                              Unreinigkeiten, die allenfalls auf dem Gestelle unten in dasselbe gekommen sind.
                           So wie das Tuch von dem Haufen, in welchem es gefaltet liegt, auf die eben
                              erwaͤhnte Vorbereitungs-Walze fortlaͤuft, laͤuft es
                              uͤber die senkrecht stehende Kante des Brettes, b, welches mittelst Schrauben sich hoͤher und tiefer stellen
                              laͤßt, so daß es dann das Tuch selbst mehr oder minder stark, so wie die
                              Umstaͤnde es erfodern, gegen die Vorbereitungs-Walze andruͤkt.
                              Die Walze, d, ist bloß deßwegen da, um dem Tuche eine
                              andere Richtung zu geben.
                           Die zweite Verbesserung besteht in der Walze, e, welche
                              mit Buͤrsten versehen ist, um die Ruͤkseite des Tuches von allem losen
                              Stoffe zu reinigen, der sich allenfalls daselbst anhaͤngen mag. Durch die
                              Walze f, die mit Pluͤsche oder mit
                              Buͤrsten bekleidet ist, und die die dritte Verbesserung hier bildet, wird das
                              Haar oder die Wolle aufgerichtet, und das Tuch sodann von der Speise-Walze,
                              g, unter die Schere geleitet.
                           Das Bett besteht aus einer Stange von geschlagenem oder gegossenem Eisen, oder
                              anderem Metalle, deren obere Kante von einem Ende bis zu dem anderen vollkommen
                              geradelinig ist. Fig. 2 zeigt einen Querdurchschnitt oder ein Profil dieses Bettes in
                              hinlaͤnglich groͤßerem Maßstabe, t ist das
                              Feder-Stuͤk, welches das Tuch gegen die Kante der Stange haͤlt,
                              die das Bett bildet. Die Stange selbst hat gar keine Elasticitaͤt, und muß
                              fest und eben seyn; sie ist daher auf dichten Haͤltern, und, Fig. 16, aufgezogen, und
                              uͤberdieß an den Seiten des Gestelles mittelst Zapfen befestigt. An einer
                              Seite dieser Stange befindet sich, der ganzen Laͤnge derselben nach, eine
                              Vertiefung oder Furche, die weit genug ist, um einen starken geraden Draht in
                              derselben aufzunehmen, der ein doppelt glassirtes, leinenes oder seidenes Tuch
                              festhaͤlt, welches mit einfachem Leder unterlegt, und vorne uͤber dem Draht mittelst
                              einer duͤnnen Metall-Platte oder eines Metall-Streifens an der
                              Stange befestigt wird. Diese Lage von glassirtem Tuche und Leder wird uͤber
                              die Kante der Stange geschlagen, und mittelst eines daran befestigten geraden
                              eisernen Stabes, z, in Fig. 17, an der
                              entgegengesezten Seite fest angezogen. Unter diese Lage von glassirtem Zeuge und
                              Leder kommen noch mehrere Lagen von Sammt oder anderen weichen Substanzen, um ein
                              elastisches Bett zu bilden. Diese Lagen von Zeug und Leder sind an einer Seite an
                              einem langen Messing-Streifen befestigt, wodurch man diese ganze Bedekung
                              steitwaͤrts uͤber die metallne Stange hinschieben kann, was dann durch
                              die Haͤnde, oder durch die kleinen Arme y, oder
                              durch eine daran befestigte Kette ohne Ende geschehen kann; die uͤber Rollen
                              laͤuft, welche durch einen Zahn- und Triebstok gedreht werden. Der
                              Zwek dieser Seitenbewegung ist, daß man sich durch das Schieben dieser Deken an
                              beiden Enden der Stange nach der Breite des zu scherenden Tuches richten kann, und
                              die Sahlleisten an den Seiten unter die Schere hinabsinken, und der Wirkung
                              derselben entgehen.
                           Wenn man den Griff v hebt, so kann die Stange n sich um ihre Zapfen drehen, und augenbliklich der
                              Einwirkung der Scheren entzogen werden; befestigt man aber diesen Griff, so kann die
                              Stange mittelst Schrauben an dem unteren Ende der Haͤlter und nach Belieben
                              gestellt werden.
                           So wie das Tuch uͤber das Bett laͤuft, wirken die Scheren auf dasselbe,
                              deren unteres Blatt, oder der Lieger, a, vollkommen
                              gerade und eben ist. Der Wagen dieses Liegers dreht sich um Zapfen, b, kann aber auch durch eine Reihe von Schrauben, durch
                              welche er an dem Tische gehoͤrig gestellt wird, befestigt werden. Das obere,
                              oder das sich drehende, Blatt (der Laͤufer), i,
                              ist aus geschlagenem oder aus gegossenem Eisen oder Stahl. Nachdem dasselbe
                              vollkommen cylindrisch abgedreht wurde, werden ungefaͤhr acht
                              spiralfoͤrmige Vertiefungen in dasselbe eingeschnitten, und zwar so, daß jede
                              Vertiefung oder Furche ungefaͤhr viermal um den Cylinder laͤuft, und
                              zwar von einem Ende desselben zu dem anderen. In diese Furchen oder Vertiefungen
                              werden Klingen von dem beßten duͤnnen Blatt-Stahle eingelassen, die
                              nicht weiter als einen halben Zoll uͤber dieselben hervorragen. Statt
                              diese Klingen, wie ehemahls mittelst hoͤlzerner Bloͤke oder mittelst
                              einer Composition aus Zinn und Spießglanz einzusezen, und in ihrer Lage fest zu
                              halten, schlaͤgt man vor, in die Zwischenraͤume zwischen jeder Klinge
                              lange Messing-Streifen einzulegen, die sich um den Cylinder winden, auf einer
                              Seite aber gegen die Klinge hin sich verschmaͤlern sollen: diese Streifen
                              werden mittelst Schrauben, die in kleinen Entfernungen von einander stehen, an dem
                              Cylinder befestigt. Der auf diese Weise gebildete Scheren-Cylinder oder
                              Laͤufer muß dann an seinen Schneiden gehoͤrig vorgerichtet und so
                              geschliffen werden, daß er vollkommen walzenfoͤrmig ist: denn das Gelingen
                              des Scherens haͤngt vorzuͤglich von der Genauigkeit des
                              Scheren-Cylinders ab.
                           Um denselben leichter arbeiten zu lassen, muͤssen seine Schneiden mit Fett
                              bestrichen werden, was mittelst eines steifen Leder-Streifens geschieht, der,
                              wie bei w, uͤber dem Cylinder angebracht und
                              gelegentlich mit Oel befeuchtet wird, welches er sodann den Schneiden dieses
                              Laͤufers mittheilt. Dieses Leder ist nicht immer in Beruͤhrung mit
                              denselben sondern streift nur gelegentlich an denselben an, was mittelst der Stifte
                              an dem Ende der Walze, g, geschieht, welche, so wie
                              diese Walze sich dreht, gegen das Ende des zusammengesezten Hebels, v,v,v, anschlagen, der es traͤgt.
                           Die Zapfen der Scheren-Walze werden von Armen, x,
                              gestuͤzt, und durch Schrauben, y, gestellt: die
                              Walze selbst wird mittelst eines Laufbandes von der großen Walze her getrieben. So
                              wie das Tuch von dem Bette unter den Scheren weg kommt, laͤuft es
                              uͤber eine Walze, j, und uͤber eine Rolle,
                              k, und geht dann unter einer weichen Buͤrste
                              oder unter einem Vollendungs-Cylinder, l, durch,
                              der, indem er sich schneller als das Tuch bewegt, das Haar auf demselben ebnet und
                              niederlegt, allen Staub und alle Fleken vom Scheren wegnimmt, insofern noch etwas
                              daran haͤngt, und das Tuch auf eine ganz vorzuͤgliche Weise vollendet.
                              Von dieser Walze wird es durch die mit Pluͤsch belegte Walze in den oben
                              beschriebenen Rumpf, n, geleitet.
                           Diese Maschine ist so angelegt, daß sie das Tuch von einem Ende zu dem anderen
                              scheret; man schlaͤgt aber auch ein Verfahren vor, wodurch es von einer
                              Sahlleiste zur anderen geschoren werden kann. Dieß geschieht mittelst einer
                              faͤcherfoͤrmigen Schere mit geneigten Blaͤttern, welche statt
                              sich zu drehen, sich schwingen: dieses Verfahren hat indessen nicht nur keinen
                              Vortheil vor den sich drehenden Scheren voraus, sondern kommt nicht einmal demselben
                              gleich, indem die Schere zu schnell von einer Seite zur anderen laͤuft: wenn
                              die Schere aber liegen bleibt, und das Tuch uͤber die Tafel zieht, bringt sie
                              eine sehr gute Wirkung hervor.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
