| Titel: | Verbesserungen an Dampf-Wagen zum Versenden aller Arten von Waaren, und auch zum Gebrauche der Reisenden auf den gewöhnlichen Straßen, ohne alle Beihülfe von Pferden, worauf Jul. Griffith, Esqu., Brompton Crescent, Middlesex, sich, nach seinen Erfindungen sowohl als nach Mittheilungen von Ausländern, dd. 20. Dec. 1821, ein Patent geben ließ. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XXVI., S. 186 | 
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                        XXVI.
                        Verbesserungen an Dampf-Wagen zum
                           Versenden aller Arten von Waaren, und auch zum Gebrauche der Reisenden auf den
                           gewöhnlichen Straßen, ohne alle Beihülfe von Pferden, worauf Jul. Griffith, Esqu., Brompton Crescent,
                           Middlesex, sich, nach seinen Erfindungen sowohl als nach Mittheilungen von Ausländern,
                           dd. 20. Dec. 1821, ein Patent geben
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts etc. April 1823. S.
                              169Das London Journal bedauert, daß es noch keine
                                 Versuche angeben kann, die mit diesem Dampfwagen oͤffentlich angestellt
                                 worden sind, und verspricht dieselben mitzutheilen, sobald sie, da die hier
                                 angegebenen Vorrichtungen noch immer Veraͤnderungen erleiden, Statt haben
                                 werden. Diese Dampfwagen wurden in unserem Journale, da man ihre
                                 Ausfuͤhrung zuerst in Wien versuchte, schon einigemal besprochen, und
                                 wenn wir auch glauben, daß die Mechanik zu London auf einer hoͤheren
                                 Stufe steht, als zu Wien, so zweifeln wir doch an dem Gelingen derselben. Man
                                 sollte, so scheint es uns wenigstens, nicht so sehr sich darum kuͤmmern,
                                 wie man die Pferde bei dem Fuhrwerke beseitigen kann (denn der liebe Gott hat
                                 mehr Roͤsser als Menschen, geschaffen, und selbst an manchem Menschen
                                 das, was man ein Roß Gottes nennt), sondern vielmehr darum, wie man durch irgend
                                 eine leichte und einfache Vorrichtung, deren die Mechanik so viele besizt,
                                 Pferde-Kraft ersparen, und Pferden und Menschen das Ziehen am Wagen erleichtern kann. Erleichterung einer Last ist genug
                                 fuͤr denjenigen, dem sie nicht gaͤnzlich abgenommen werden kann.
                                 A. d. Ueb.. 
                        Mit einer Abbildung auf Tab. V.
                           
                        Griffith's Verbesserungen an Dampf-Wagen.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserungen bestehen in einer gewissen Verbindung
                              mechanischer Kraͤfte, die durch Dampf in Thaͤtigkeit gesezt und an einem Wagen
                              angebracht werden, wodurch derselbe ohne Pferde auf den gewoͤhnlichen Wegen
                              fortgetrieben wird. Tab. IX zeigt diesen Dampf-Wagen von Außen. Die
                              Dampfmaschinen, deren man hier, weil die doppelten Staͤmpel ein Flugrad
                              ersparen, zwei braucht, sind, sammt Ofen, Kessel und Verdichter und uͤbrigem
                              Zugehoͤre, hinten angebracht. Die Cylinder koͤnnen in der Figur nicht
                              dargestellt werden, weil sie in einer Kiste zwischen den Hinterraͤdern
                              liegen.
                           Der Kasten des Wagens kann von beliebiger Form seyn, je nachdem er zur
                              Foͤrderung von Waaren oder von Reisenden bestimmt ist, und von Federn
                              gestuͤzt werden, die auf der Langwied ruhen. Der Wagen kann umkehren oder in
                              Bogen fahren, wenn man, auf gewoͤhnliche Weise, die Richtung der
                              Vorderraͤder aͤndert. Die kurzen Achsen dieser Raͤder werden
                              von einem senkrechten Gestelle oder Joche, a, getragen,
                              welches sich horizontal um die Spindeln dreht, die durch dasselbe und durch den
                              daruͤber liegenden Querbalken laufen. Die Lage dieser Vorderraͤder
                              wird mittelst der Griffe und der Spindel, b,
                              geaͤndert, welche von der vorne sizenden Person, die den Gang der Kutsche
                              leitet, gedreht werden.
                           Wenn der Griff und die Spindel b entweder rechts oder
                              links gedreht wird, so bringt ein unten an derselben angebrachter Triebstok, der in
                              ein großes Kerbrad c, welches innerlich gezaͤhnt
                              ist, eingreift, eine Drehung hervor, und hebt die Hebel, dd, welche an diesem Schafte angebracht sind. Diese Hebel stehen mit
                              Armen, ee, in Verbindung, welche von dem Gestelle nahe
                              an den aͤußeren Zapfen eines jeden Vorderrades, auslaufen, und durch die
                              Wirkung der Spindel und der Hebel, d, werden die
                              Raͤder horizontal auf jenen Theilen ihrer Peripherie umgedreht, welche mit
                              dem Boden in Beruͤhrung stehen. Auf diese Weise kommen die
                              Vorderraͤder in schiefe Richtung in Hinsicht auf die Hinterraͤder, und
                              der Wagen wird, in seiner Bewegung, eine Krumme beschreiben, und um jede Eke in
                              einer Gasse sich wenden koͤnnen.
                           Das Gestell, welches die Vorderraͤder fuͤhrt, ist nicht mit der
                              Langwied, sondern mit einer kurzen, sich drehenden, Stange f, verbunden. Diese Stange wird an jedem Ende von einem eisernen Reifen
                              umfaßt, wovon der eine an der Langwied der andere an dem Gestelle befestigt ist: dadurch werden
                              die Vorderraͤder in den Stand gesezt, uͤber jede Unebenheit weg zu
                              rollen: der Wagen schwingt sich auf dieser Stange, und erhaͤlt seine
                              aufrechte Lage. Auch die Dampfmaschine sammt Zugehoͤr ist dadurch von aller
                              Theilnahme an der schaukelnden und schlagenden Bewegung des Wagens geschuͤzt,
                              da sie sich auf einer schwingenden Unterlage befindet, welche in Schlingen von dem
                              eisernen Gestelle g, herabhaͤngt. Die vier
                              Ketten, welche diese Unterlage tragen, werden mittelst Spiral-Federn, h, elastisch gemacht. Die Hinterraͤder werden mit
                              der Langwied durch gabelfoͤrmige Schaͤfte, i, verbunden, an deren unterer Seite Buͤgel angebracht sind, welche
                              die Zapfen oder kurzen Achsen dieser Raͤder tragen.
                           Der Herd, k, kann aus Eisen und mit Feuerziegeln
                              ausgefuͤttert seyn, und wird aus der Kiste, l,
                              mit dem noͤthigen Feuer-Material, nach Bedarf, von dem Hintermanne
                              versehen, welcher mit dem Handgriffe m, die
                              Speisethuͤre und das Register zur Regulirung des Zuges in dem Ofen
                              oͤffnet. Unten ist die Aschengrube und das Reinigungsloch. Der Kessel besteht
                              aus mehreren Reihen metallner Roͤhren, nn, die
                              sich umbiegen und wieder quer in den Ofen zurruͤkkehren: in diesen
                              Roͤhren wird der Dampf erzeugt. O, ist der
                              Wasserbehaͤlter: das Wasser fließt durch ein Nußgelenk in die Roͤhre
                              p, und aus dieser in den Kessel. Eine Sprizpumpe,
                              q, treibt das Wasser in die untere Roͤhre,
                              r, und fließt von da in die untere Lage der
                              Roͤhren, nn, aus welchen der, durch Einwirkung
                              des Feuers, auf ihre aͤußere Oberflaͤche erzeugte, Dampf in die oberen
                              Reihen von Roͤhren aufsteigt, in seinem Verlaufe noch mehr erhizt wird,
                              wodurch seine Elasticitaͤt noch mehr zunimmt, und sich endlich durch die
                              oberste Roͤhre, s, in die Cylinder der Maschine
                              entleert.
                           Die Verdichter bestehen aus einer Menge flacher Roͤhren, die gedoppelt sind,
                              und in der Kiste, t, auf und niedersteigen. Da ihre
                              aͤußeren Oberflaͤchen der Einwirkung der Atmosphaͤre ausgesezt
                              sind, so wird der Dampf darin verdichtet, worauf das Wasser in den Behaͤlter
                              o ablaͤuft. Auf diese Weise verwandelt das
                              Feuer in dem Ofen k das in den Roͤhren, nn, enthaltene Wasser in Dampf, welcher, nachdem er alle
                              Reihen von Roͤhren durchgezogen ist, durch eine gekruͤmmte Roͤhre etwas in
                              den Schonstein, v, hinaufsteigt, und von da in die
                              Einleitungs-Oeffnung gelangt. Sobald der Dampf in den Cylinder gelangt, wirkt
                              er durch seine Ausdehnungskraft, und treibt die Staͤmpel abwechselungsweise;
                              tritt, wie gewoͤhnlich, aus den Cylindern durch die Abzugsklappe in die
                              Verdichtungsroͤhren etc. so daß die Maschine ganz auf die gewoͤhnliche
                              Weise in Thaͤtigkeit gesezt und in derselben erhalten wird.
                           Die Kraft wird den Hinterraͤdern durch Kehrstangen, u, mitgetheilt, welche mit den Staͤmpelstangen verbunden sind. An
                              dem unteren Theile einer jeden Kehrstange sind Triebstoͤke mit Sperkegeln,
                              welche in die Zahnraͤder, w, eingreifen. Diese
                              Zahnraͤder sind an den gewoͤhnlichen Raͤdern der Kutsche
                              befestigt, und treiben diese Raͤder um, sobald sie von den
                              Triebftoͤken getrieben werden, und die Raͤder schieben den Wagen in
                              Folge ihrer Reibung auf dem Boden waͤhrend ihrer Umdrehung
                              vorwaͤrts.
                           Den mit dem unteren Theile einer jeden Kehrstange und den Triebstoͤken
                              verbundenen Mechanismus kennt der Patent-Traͤger einen Artzberger, nach seinem Erfinder, Hrn. Joh. Artzberger,
                              Professor zu Wien. Er besteht aus einer Gabel und einer Achse, und bildet eine Art
                              allgemeinen Gelenkes, wodurch die Verbindung zwischen den Triebstoͤken und
                              den Zahnraͤdern erleichtert und der Umtrieb, ungeachtet alles Schwingens und
                              Stoßens des Wagens, unterhalten wird. Der Sperkegel wird durch eine Feder in dem
                              Arzberger gehalten, wodurch er in die Zaͤhne der Roͤhre eingreift. Da
                              aber die Raͤder zuweilen schneller laufen koͤnnen, als die
                              Triebstoͤke, so ist eine Vorsorge durch diesen Sperrkegel getroffen, der den
                              Raͤdern das Vorlaufen und das Ausbleiben gestattet. Der Sperkegel kann auch
                              so gewechselt werden, daß er den Wagen vor- und ruͤkwaͤrts
                              treibt. Dieser Theil der Maschine ist jedoch nicht deutlich erklaͤrt, bewerkt
                              das London Journal, und unser Leser wird finden, daß das London Journal Recht
                              hat.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
