| Titel: | Statik der gasartigen Auflösung mineralischer Körper, von Johann Leonhard Späth, königl. baier. Hofrath und Professor. | 
| Autor: | Prof. Johann Leonard Spaeth [GND] | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XXXVI., S. 218 | 
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                        XXXVI.
                        Statik der gasartigen Auflösung mineralischer
                           Körper, von Johann Leonhard
                              Späth, königl. baier. Hofrath und Professor.
                        Späth's Statik der gasartigen Auflösung mineralischer
                           Körper.
                        
                     
                        
                           I. Uebergang aus dem festen in den geschmolzenen
                              Zustand.
                           a, Wird ein fester mineralischer Koͤrper, der
                              sich nicht blaͤhen mußte, indem er von seinem geschmolzenen Zustand in seinen
                              natuͤrlichen festen Zustand uͤberging, mit einer Feuer- oder
                              Waͤrmequelle in Verbindung so gebracht, daß diese ihn von Unten und an seinen
                              Seitenflaͤchen beruͤhrt; so sauget er durch die vacanten
                              Kraͤfte seiner mit der Flamme in Beruͤhrung stehenden Flaͤchen,
                              die Feuertheile derselben ein; es sauget gleichzeitig die andere auf die erste
                              folgende Schichte, der ersten das Eingesogene weg, die ihren Abgang aus der Quelle
                              ergaͤnzet; – es sauget die dritte Schichte der andern ihr Eingesogenes
                              an sich, die nun aus der ersten ihren Abgang ergaͤnzet, und die erste
                              entnimmt aus der Quelle unmittelbar das Verlorene; es sauget so der Koͤrper
                              nach und nach die Feuertheile von Schichte zu Schichte in sich ein, und nimmt sie
                              zunaͤchst in deren Zellen und, bei einem
                              roͤhrenartigen Bau, auch in deren Capiloren auf,
                              aus welchen sie sodann seine Grundstoffe an sich saugen, und ihren Huͤllen
                              schichtenweise zulegen, indem das Zugelegte gleichzeitig sich um so mehr
                              loszuschnellen strebt, je staͤrker die Feuertheile uͤber den
                              Huͤllen, nach derer kurzen Halbmesser gebogen werden mußten; – es
                              verbreiten sich uͤbrigens die Feuer-Theile in dem Koͤrper um so
                              geschwinder, je mehr er Capilloren auf einen
                              Quadrat-Zoll hat; – sie theilen sich dabei auch dem die
                              Oberflaͤche des Koͤrpers beruͤhrenden Thermometer mit, der nun seine Temperatur durch
                              sie erhoͤhet oder steigert.
                           b, Hat der Koͤrper einen so hohen Schmelzgrad,
                              daß seine Huͤllen durch die Entkraͤftung ihrer Grundstoffe sich
                              blaͤhen mußten, bis er aus seinem zerschmolzenen Zustand in seinen
                              natuͤrlichen kommen mochte, (Bd. 2. p. 176.) so sauget er in diesem, der
                              Flamme ausgesezt, zunaͤchst so viele Feuertheile ein, als er fuͤr die Restitution der
                              verlorenen Kraͤfte seiner Grundstoffe bedarf, und jeder seiner Grundstoffe
                              ziehet in diesem Moment durch seine verstaͤrkte Kraͤfte die
                              aufgeblaͤhten Schichten seiner Huͤlle wieder an sich, und strebet
                              durch die Flamme stetig noch seine Urkraft zu
                                 ergaͤnzen, die er in seinem urspruͤnglich gasartigen Zustande
                              gehabt hatte. Hat nun der Koͤrper sein Blaͤhungs-Increment
                              eingezogen, so legt von nun an jeder seiner Grundstoffe seiner Huͤlle, die
                              durch seine Kraͤfte eingezogenen Feuer Theile derselben schichtenweise zu, so daß diese an Groͤße stetig zunimmt –
                              sie nimmt dabei anfaͤnglich am staͤrksten zu, oder sie haͤufet
                              sich anfaͤnglich am staͤrksten an; ihre Anhaͤufung aber nimmt
                              nach und nach in gleichen Zeittheilen immer mehr ab, so wie die Wirkung der
                              Kraͤfte der Grundstoffe mit dem stetig zunehmenden Halbmesser der
                              Huͤllen, nach den Gesezen der Anziehung, im unendlich Kleinen stetig abnimmt;
                              jeder Grundstoff sauget nach und nach immer weniger Feuertheile an sich, je mehr
                              seine Huͤlle sich bereits angehaͤufte hat, und das Eingesogene selbst
                              legt sich schon deßwegen in immer duͤnnere Schichten; – es leget sich
                              noch so duͤnneren Schichten zu, weil auch die Oberflaͤche der
                              Huͤllen; uͤber welcher das Eingesogene sich verbreiten muß, mit dem
                              Quadrat ihres Halbmessers abnimmt. Diese seinen Huͤllen zugelegten Schichten
                              haͤlt nun jeder Grundstoff mit einer Kraft an sich, die von dem bestehenden
                              Reste seiner Urkraft auf ihren Abstand von ihm trift; waͤhrend die
                              Grundstoffe als nachbarliche durch ihre Kraͤfte
                              ihre Huͤllenschichten selbst afficiren, und dadurch gegen die an ihren
                              Grundstoff sie bindende Kraͤfte wirken: – durch diese wechselseitige
                              Einwirkung der Grundstoffe auf die Schichten ihrer Huͤllen werden nun diese
                              Schichten um so freier, je kleiner der Unterschied der
                              von ihrem Grundstoff sie bindenden gegen die sie afficirenden Kraͤfte der
                              benachbarten Stoffe ist; sie koͤnnen sich in so weit durch die
                              Elasticitaͤt ihrer Feuerstoffe activ zeigen; und es erhaͤlt dabei jede
                              Schichte der Huͤllen eine spezielle
                                 Elasticitaͤt, die fuͤr sie wie die Ueberwucht der sie
                              bindenden Kraft ihres Grundstoffes uͤber jene sie gleichzeitig anziehenden
                              Kraͤfte der benachbarten Grundstoffe getheilt durch den
                              Kruͤmmung-Halbmesser der Schichte selbst wirkt; es bleiben daher auf
                              jeden Fall alle Schichten der Huͤllen der Grundstoffe des Koͤrpers latent oder unthaͤtig, die ihren Grundstoffen so nahe sind,
                              daß sie von diesen mit Kraͤften an sich gehalten werden, gegen welche die
                              Kraͤfte nur unbedeutend sind, mit welchen die nachbarlichen Grundstoffe jene
                              Schichten selbst afficiren koͤnnen.
                           c, Unter solchen Umstaͤnden streben daher die
                              aktiven Schichten der Huͤllen durch ihre spezielle Elasticitaͤt, sich
                              von ihren eigenen Grundstoffen stetig zu entfernen, oder sich auszudehnen und da diesem Ausdehnen die Kraͤfte entgegen wirken,
                              durch welche die Grundstoffe selbst in den Resten ihrer Urkraͤfte sich
                              wechselseitig anziehen, oder unter sich cohaͤriren, so
                                 spannen sie sich durch ihre Elasticitaͤt in ihren Huͤllen
                              wechselseitig unter einander, und draͤngen dadurch ihre Grundstoffe in
                              Abstaͤnde, so weit sich ihre Spannung erschoͤpft; und es ist sonach
                              diese Spannung der Huͤllen immer der Cohaͤrenz
                                 ihrer eigenen Grundstoffe, und dem Druk der Luft gleich. Haben nun die
                              Huͤllen der Grundstoffe des der Flamme ausgesezten festen Koͤrpers
                              sich durch die Anreihung von Schichten der angesogenen Feuerstoffe in so weit
                              vergroͤßert, daß sie ihre Grundstoffe selbst in Abstaͤnde
                              draͤngen, in welchen ihre Cohaͤrenz ihrer Gravitation selbst
                              zunaͤchst kommt, so zeit get sich der Koͤrper in seiner Substanz gleichsam gestanden, oder er stoket in der
                              gewoͤhnlichen Sprache, und zerfaͤllt bald darauf in seiner Form
                              selbst, wenn seine Grundstoffe ihre Huͤllen durch fernerhin zugelegte
                              Schichten auf einen Durchmesser bringen, wobei sie durch ihre Spannung die
                              Grundstoffe selbst in Abstaͤnde draͤngen, wobei ihre Cohaͤrenz
                              kleiner als die Gravitation der Grundstoffe selbsten wird, mithin die Substanz des
                              geschmolzenen Koͤrpers als tropfbar
                              fluͤssige, nun nach hydrostatischen Gesezen in den
                                 Gleichgewichts-Zustand, durch Druk und Gegendruk sich zu sezen
                                 strebet.
                           Traͤgt man auf eine gerade Linie gleiche Zeittheile z. E. Minuten, und sezt
                              auf dieselbe als Ordinaten senkrecht die Laͤngen; welche der in der Flamme
                              befindliche Koͤrper in jenen Zeiten hat, so verhalten sich in dieser pyrometrischen Longitudinal-Scala des
                              Koͤrpers, die Groͤßen der Huͤllen seiner Grundstoffe wie die
                              Ordinaten dieser Curve fuͤr gebene Zeiten, als Absisten – und die koͤrperliche
                              Ausdehnung wie die Cubi dieser Ordinaten.
                           So ist z. E. geschmolzener Messing 1/70 laͤnger als
                              in feinem natuͤrlichen festen Zustande; und ein fester Cubic-Fuß
                              fuͤllet geschmolzene 26/25 Cubic-Fuße.
                           d, Je mehr ferner der der Flamme ausgesezte
                              Koͤrper aus derselben Feuertheile in gegebener Zeit einsaugt, und den
                              Huͤllen seiner Grundstoffe zulegt, um so mehr streben sie auch von jeder
                              Huͤlle sich gleichzeitig loszureissen; – sie reissen sich von den
                              Huͤllen seiner Oberflaͤche los, waͤhrend sie gleichzeitig auch
                              in den Zellen seiner Huͤllen sich sammeln, und aus diesem nach seiner
                              Außenseite stroͤmen, – sie stroͤmen so mit einer gewissen
                              Raziditaͤt auch in die Kugel eines den Koͤrper beruͤhrenden Thermometers ein, dessen Queksilberstoffe sich ihren
                              Huͤllen schichtenweise zulegen, wornach dieses in seinem Volumen sich um so
                              mehr pyrometrisch ausdehnt, je mehr freie oder strahlende
                              Feuertheile aus dem Koͤrper in gegebener Zeit in ihn eindringen. Immer nimmt
                              daher die sogenannte Temperatur des Thermometers
                              fuͤr gegebene Zeiten mit der Menge der aus dem
                                 Koͤrper strahlenden Feuertheile zu; und der feste Koͤrper,
                              welcher staͤrker als ein anderer seiner Art in seinem natuͤrlichen
                              Zustande in gleichen Durchschnitten cohaͤrirt, muß um so mehr Feuertheile in
                              gleichen Volumen mit dem andern einsaugen, mithin auch um so mehr aus sich
                              zerstreuen; oder er muß einen um so groͤßern Schmelzgrad haben, je staͤrker er in seinen Grundstoffen
                                 cohaͤrirt, wenn er mit jenem als geschmolzener in Umstaͤnde
                              kommt, in welchem die Grundstoffe beider sich statisch in den Gleichgewichtszustand
                              versezen; das ist: der Schmelzgrad eines festen
                                 Koͤrpers eignet sich nach der Cohaͤrenz seiner Substanz im
                                 natuͤrlichen Zustande; er zeiget sich dabei als geschmolzener in um so staͤrkern Lichte; je dichter die von ihm
                              ausgehenden Feuertheile in diesem Zustande fuͤr ihn sindDas geschmiedete Eisen hat in der Schweißhize nahe zu die Klarheit des Lichts
                                    in dem Brennspiegel, waͤhrend die uͤbrigen Metalle,
                                    geschmolzen, sich im Lichte von verschiedenen Farben zeigen. .
                           
                           e, So wie aber der Koͤrper in der Feuerquelle
                              sich immer mehr pyrometrisch ausdehnt, und seine Cohaͤrenz deßwegen immer
                              mehr abnimmt, so Profitiren seine Grundstoffe unter solchen Umstaͤnden die
                              Kraͤfte fuͤr sich, die sie zuvor auf ihre staͤrkere
                              Cohaͤrenz verwendet hatten; das ist: die vacanten Kraͤfte des festen
                              mineralischen dem Feuer ausgesezten Koͤrpers, nehmen
                                 gerade so zu, wie seine Cohaͤrenz nach und nach abnimmt; – er
                              bekommt in dem Grade staͤrkere Attractionskraͤfte, oder eine um so
                              staͤrkere Massenanziehung, als seine Cohaͤrenzkraͤfte mit
                              seiner Erhizung abnehmenSo fasset das geschmiedete Eisen sich mit seines
                                    Gleichen in der weißen Hize, oder es schweisset
                                    durch seine groͤßeren Attractionskraͤfte; – es fasset
                                    sich eben so gluͤhendes Glas, –
                                       geschmolzenes Pech, Harz werden zu Ligamenten; waͤhrend sie in ihrem natuͤrlichen
                                    Zustande sproͤde sind. .
                           
                        
                           II. Uebergang der geschmolzenen Substanz in den gasartigen
                              Zustand.
                           Bestehet der geschmolzene Koͤrper nur aus Stoffen von zweierlei Art, die in
                              ihren Huͤllenresten unter sich in ihrer Dualitaͤt noch cohaͤriren, so legen sich in den
                              hydrostatischen Gleichgewichtszustand seiner geschmolzenen Substanz seine
                              Grundstoffe in ihrer porichten Verbindung wie Kugeln auf
                              und neben einander, und das Geschmolzene gewinnt dadurch eine saͤulenartige
                              oder coluͤmnerische Constitution.
                           a, Es passiren ferner die durch den Boden des Kessels
                              oder auch vom Herd aufsteigenden Feuertheile die geschmolzene Substanz,
                              waͤhrend die Grundstoffe derselben sie an sich ziehen, ihren Huͤllen
                              das Eingesogene schichtenweise zulegen, und ein Theil des Zugelegten in jeder
                              Schicht der Substanz sich stetig wieder losreisset; – es reisset sich so
                              zunaͤchst von der obersten mit der Luft in Beruͤhrung stehenden
                              Schichte ein Theil des den Huͤllen ihrer Grundstoffe Zugelegten los,
                              waͤhrend die andere Schichte den Abgang der ersten, die dritte den Abgang der
                              andern u s. w. stetig ersezet, bis endlich auf diese Art die geschmolzene Substanz
                              soviele Feuertheile verlieret, als sie gleichzeitig von den in ihr aufsteigenden in
                              sich nimmt; – von diesem Moment an, wird daher die Intensitaͤt der
                              freien Waͤrme in der Substanz beharrlich, oder der
                              geschmolzene Koͤrper erhaͤlt sich in seinem Schmelzgrad; und alle und jede
                              Feuertheile, welche mehr aufsteigen als er consumirt, gehen durch ihn, wie das
                              Wasser durch ein Sieb hindurch, und treten an seiner Oberflaͤche in die auf
                              ihr ruhende Luftschichte uͤber.
                           Diese uͤberfluͤßige in dem Geschmolzenen aufsteigenden Feuertheile
                              finden aber in jeder Schichte des Koͤrpers an ihren Grundstoffen und deren
                              Huͤllen einen Widerstand, – sie stemmen sich au jeder derselben, und
                              zwaͤngen sich zunaͤchst in die Zellen derselben ein, und steigen in
                              diesem aufwaͤrts, indem sie die denselben incolirende
                                 Stoffe mit sich nehmen, die nun in die Luft uͤbergehen, und in
                              unfern Schmelzhuͤtten als miasmatische irrespirable
                                 Stoffe die Nase und die Brust afficiren.
                           b, Jemehr nun die Zellen der wesentlichen Grundstoffe
                              des geschmolzenen Koͤrpers von jenen Stoffen entleert sind, um so mehr
                              draͤngen sich die aufsteigenden Feuertheile in dieselbe ein, oder ihre Stroͤmung wird um so staͤrker; sie heben daher dort, wo die Stroͤmung nach der Menge
                              der aufsteigenden Feuertheile am groͤßten ist, die wesentlichen Grundstoffe
                              der Substanz selbst, von Schichte zu Schichte derselben mit sich aufwaͤrts,
                              und das Gehobene zeiget sich auf der Oberflaͤche des Geschmolzenen in Blasen, deren Scheitel immer dorthin faͤllt, wo
                              die Stroͤmung am staͤrksten ist, und nehmen dabei jene Grundstoffe mit
                              sich in die Luft uͤber, welche bei ihrer schwachen Cohaͤrenz mit den
                              benachbarten der Stroͤmung selbst folgen mußten; das ist: die geschmolzene
                              Substanz zeigt uns durch sie die Phaͤnomene des Siedens
                                 oder Aufwallens.
                           c, So wie aber die von der Stroͤmung in die Luft
                              mitgenommenen wesentlichen Grundstoffe des geschmolzenen Koͤrpers von der
                              Oberflaͤche des geschmolzenen sich trennen, und ihre huͤllen sonach
                              den Seitendruk nicht mehr verspuͤren, den sie in diesem Zustande durch die
                              Ueberwucht ihrer freien Schichten unter sich wechselseitig ausgeuͤbt hatten,
                              streben diese freien Schichten der Huͤllen in so weit sich auszudehnen, bis
                              sich die Ueberwucht ihrer blaͤhenden Kraft, uͤber die sie bindende
                              Kraͤfte ihrer Grundstoffe erschoͤpfet;
                              – da aber diesem Aufblaͤhen die Luft durch ihr Daseyn widerstehet, so
                              dehnen sich die activen Schichten der Huͤllen der Grundstoffe in dem Moment ihrer Trennung von der
                              Oberflaͤche des Geschmolzenen nur in so weit aus, als sie durch ihre
                              blaͤhende Kraͤfte die luftartigen Stoffe von
                                 sich draͤngen koͤnnen, wobei sie sich gegen die luftartige
                              Stoffe eben so stark spannen, als diese sich unter sich selbst zur Seite
                              druͤken; welcher Druk immer auf ihren verticalen oder barometrischen Druk
                              gleich ist, – und werden in dieser Ausdehnung als sogenannte metallische Daͤmpfe durch die vacanten
                              Kraͤfte der Luftschichten von einer zur andern aufwaͤrts gehoben,
                              – es verdampfet so eine Schichte des Geschmolzenen nach der anderen, bis
                              endlich der Verdampfungs-Prozeß mit der lezten
                              noch uͤbrigen Schichte endetWo die Grundstoffe der Oberflaͤche der geschmolzenen Substanz, durch
                                    ihre uͤber die Huͤllen hinaus – reichenden
                                    Kraͤfte, die auf ihnen liegende Luftschicht, oder auch nur die
                                    Sauerstoffe derselben zersezen, verbinden sie
                                    sich mit demselben zu einer mineralischen Haut,
                                    die sich so lange schichtenweise anhaͤufet, bis sie eine
                                    Staͤrke oder Dike gewonnen hat, uͤber welche hinaus die
                                    Grundstoffe der geschmolzenen Oberflaͤche die Luft nicht weiters
                                    zersezen koͤnnen; – diese Haut hindert die Verdampfung, und so
                                    oft sie abgezogen wird, beginnt die Zersezung vom Neuem, bis endlich die
                                    geschmolzene Substanz mit den luftartigen Stoffen zu einem mineralischen
                                    Kalk zusammengetreten ist. .
                           Mußten sich bei der Entstehung des metallischen Koͤrpers, statt zweier
                              Grundstoffe, wie ich bisher angenommen, drei, vier und mehrere Grundstoffe in ihren
                              gasartigen Huͤllen zeriezen, so ist der Koͤrper in seiner Substanz um so componirter.
                           Schmelzt daher ein solcher Koͤrper, so ist seine Substanz immer ein Innbegriff
                              von lauter Partien und Conflicten, deren jeder aus einem Trialismus,
                                 Quatrialismus, Quintialismus u.s.w. von Grundstoffen bestehet, die sich
                              unter sich in gewissen Formen verbunden haben.
                           d, Wird der mineralische. Koͤrper nicht, wie
                              bisher angenommen wurde, im Freien, sondern in einem lustdichten, und dabei luftleeren Gefaͤß
                              geschmolzen, so verdampfen zunaͤchst die ihn incolirenden miasmatischen
                              Stoffe (a), es dehnet sich jeder derselben in den
                              activen Schichten seiner Huͤlle in so weit aus, his sich die Ueberwucht
                              derselben uͤber ihre bindende Kraͤfte erschoͤpfet, und es
                              constituirt sich so in dem leeren Raume des Gefaͤßes ein dampfartiges Modum,
                              dessen Dichte mit der Menge der aus der geschmolzenen Substanz bis zu
                              gaͤnzlicher Anfuͤllung des leeren Raumes aufgestiegenen miosmatischen
                              Stoffe, und diesem Raume selbst in Beziehung ist. In diesem Medio steigen nun
                              nachgehends die von der Stroͤmung mitgenommenen wesentlichen Grundstoffe des
                              geschmolzenen Koͤrpers auf, und blaͤhen sich in den activen Schichten
                              ihrer Huͤllen in so weit auf, als ihre blaͤhende Kraͤfte dieß
                              Medium zur Seite draͤngen koͤnnen; – es fuͤllet sich so
                              nach und nach der Raum im Gefaͤß uͤber dem Geschmolzenen mit metallischen Daͤmpfen an, bis in demselben weiters
                              keine mehr Plaz finden; wornach die Verdampfung selbst zum Sistiren kommt.
                           Bei dem siedenden Wasser blaͤhen sich die Wassertheile in ihrem Dualismus als
                              Wasser-Daͤmpfe in einem Raum aus, der 1500 mal groͤßer, als ihr
                              Raum im natuͤrlichen Zustande des Wassers ist;- noch mehr
                              wuͤrden sich daher die Queksilberdaͤmpfe
                              aufblaͤhen, weil ihr Siegrad etlichmal
                              groͤßer als der des Wassers ist, und die Queksilberstoffe, schon in dem
                              natuͤrlichen Zustand des Queksilbers, dichtere Huͤllen als die
                              Wasserstoffe haben.
                           Je groͤßer uͤberhaupt die Urkraͤfte der Grundstoffe des
                              Koͤrpers in ihrem urspruͤnglich gasartigen Zustande sind, – und
                              je mehr ihre Huͤllen fuͤr seine Entstehung zersezt wurden, um so
                              dichter sind die Schichten ihrer Huͤllenreste, und um so gewißer ist auch die
                              Cohaͤrenz des Koͤrpers in seinem natuͤrlichen Zustande, mithin
                              auch sein Schmelzgrad; – es blaͤhen sich die activen Schichten dieser
                              Reste als Daͤmpfe um so mehr auf, je bedeutender alle diese Dinge fuͤr
                              einen metallischen Koͤrper sind.
                           e, Nun sey aber das luftdichte Gefaͤß, in welchem
                              der Koͤrper geschmolzen wird, nach seinem Volumen so groß, daß, wenn auch die
                              geschmolzene Substanz desselben sich dampf- und gasartig ganz
                              aufloͤset, das Gas sein Volumen dennoch nicht ausfuͤllen kann.
                           In diesem Gefaͤß dehnen sich daher die activen Schichten der Huͤllen
                              jeder Elementar-Partie der Grundstoffe in dem Moment ihrer Trennung von der
                              Oberflaͤche des geschmolzenen in so weit aus, oder sie blaͤhen sich als metallische
                              Daͤmpfe so stark auf, bis die Ueberwucht ihrer Elasticitaͤt
                              uͤber die bindende Kraͤfte ihrer Grundstoffe, durch welche sie sich in
                              dem geschmolzenen Zustand wechselseitig druͤkten, durch die
                              Raumvergroͤßerung sich erschoͤpft, und die geschmolzene Substanz
                              breitet sich nach ihrer gaͤnzlichen Verduͤnstung in dem Gefaͤß
                              in so weit, als ihre dampfartig aufgeloͤste Grundstoffe in ihren
                              Huͤllen In ihm Plaz einnehmen muͤßen. Waͤhrend aber auf diese
                              Art eine Schichte des geschmolzenen Koͤrpers nach der andern sich dampfartig
                              aufloͤset, und sich an die bereits aufgeloͤsten anschließet, passiren
                              die durch das Gefaͤß aus der Feuerquelle aufsteigenden Feuertheile das
                              dampfartige Medium, und die Grundstoffe der Daͤmpfe profitiren durch dieselbe
                              um so mehr an Kraͤften, je laͤnger sie in diesem erhizten Zustande
                              sich befinden, und stellen durch sie ihre
                              Urkraͤfte selbsten her.
                           Je mehr aber die Grundstoffe ihre Kraͤfte verstaͤrken, um so
                              staͤrker ziehen sie auch zunaͤchst von ihren aufgeblaͤhten
                              Huͤllen-Schichten nach und nach jene an sich, die ihnen die
                              naͤchsten sind, und reihen sie ihren uͤbrigen latenten Schichten an;
                              waͤhrend sie gleichzeitig auch an dem Umfang der aͤußersten Schichten
                              ihrer Huͤllen die Feuertheile an sich ziehen, und ihren Huͤllen
                              schichtenweise zulegen; – unter solchen Umstaͤnden ziehen daher die
                              Grundstoffe von Innen die aufgeblaͤhten Schichten ihrer Huͤllen nach
                              und nach ein, und machen sie latent, indem sie
                              gleichzeitig auch von Außen denselben neue Schichten zulegen, bis endlich der leere
                              Raum, welcher zuvor in dem dampfartigen Zustand der Huͤllen zwischen den
                              latenten und den sich blaͤhenden Schichten entstanden war, wieder ganz mit
                              Schichten ausgefuͤllt, und so die stetige Continuitaͤt unter denselben wieder hergestellt
                                 ist.
                           Nach dieser Herstellung der Continuitaͤt der Huͤllenschichten der
                              Grundstoffe, oder nach Einziehung des Blaͤhungsincrements der Huͤllen,
                              legen nun diese ihren Huͤllen an ihre Außenseite in gleichen Zeittheilen
                              immer um so mehr Feuertheile schichten, weise zu, je naͤher sie ihre
                              Kraͤfte in derselben aus der Feuer, quelle completiren; – es tretten
                              jene ihren gasartigen Zustand in dem Moment wirklich an,
                              in welchem sie ihre angestammte Urkraͤfte hergestellt haben,
                              und streben durch dieselben, ihre Huͤllen immer weiters anzuhaͤufen.
                              Je mehr aber die Huͤllen an ihrer Groͤße zunehmen, um so mehr
                              Feuertheile reissen sich gleichzeitig auch von ihnen los, oder die Menge der
                              strahlenden Feuertheile wird immer groͤßer und mit diesem wird auch die
                              Temperatur des Gases in dem Gefaͤß um so hoͤher, bis endlich das Gas
                              nach seiner Temperatur in seinen Beharrungszustand kommt
                              in einem Moment, in welchem von seinen Huͤllen sich eben so viele Feuertheile
                              zerstreuen, als ihre Grundstoffe denselben gleichzeitig schichtenweise noch zulegen
                              koͤnnen. Sollen nun in diesem Zustande die Grundstoffe des Gases nicht ganz
                              außer Cohaͤrenz kommen, so muͤßte derselbe eintreten, wenn jeder seine
                              Huͤlle bis auf die halbe Wirkungsweite seiner
                                 Urkraft angehaͤuft hat, – und die Temperatur welche das Gas
                              in diesem Zustande hat, ist die groͤßte, auf
                              welche er kommen kann.
                           f, In diesem gasartigen Zustande kommen nun bei einem
                              Koͤrper, dessen Substanz aus elementarischen zu einem Trialismus u.s.w. (c.) vereinten Piecen sich integriret, zunaͤchst
                              jene Grundstoffe, die unter den uͤbrigen den
                                 niedrigsten Schmelzgrad haben, – und es schließen sich an diese die
                              uͤbrigen nach der Gradation ihrer Schmelzgrade an.
                           Haben sich nun saͤmmtliche Elementar-Piecen gasartig aufgeloͤst
                              so wirken auch ihre Grundstoffe durch ihre Urkraͤfte eben so aufeinander, wie
                              sie sich bei der Entstehung des metallischer. Koͤrpers dortmals in ihren
                              Huͤllen zersezt hatten, und in ihren Huͤllenresten zu einer tropfbar
                              fluͤssigen Substanz zusammen geschmolzen waren, das ist: die Gase zersezten sich in dem Gefaͤß von jenen
                                 Momenten wieder, und der geschmolzene Koͤrper restituirt sich dadurch
                                 wieder in dem Gefaͤß, – er loͤset sich in demselben
                              bei andauerndem Feuer wieder dampf- und gasartig auf, und wechselt so in
                              seinem Aggregat-ZustandeBei unserm Wasser ist jede elementarische Piece dualistisch; und es sind insbesondere die Hydrogenstoffe. welche vor den Sauerstoffen sich gasartig aufloͤsen, wenn das Wasser in
                                    einem Kessel verdampfen kann, der groß genug fuͤr seine gasartige
                                    Aufloͤsung seiner Masse ist. So wie nun die gasartig
                                    aufgeloͤsten Sauer- und Hydrogenstoffe in dem Kessel die
                                    Temperatur erhalten, bei welcher sie sich in dem Zersezungs-Apparat
                                    von Lavoisier zersezten, so beginnen sie auch in
                                    dem Kessel diese Prozesse; und stießen in ihren Huͤllen-Resten
                                    in ihm wieder zum Wasser zusammen.
                              
                           
                           g, Befinden sich Grundstoffe mit andern in Verband,
                              deren Schmelzgrad bedeutend hoͤher als der ihrige ist, so gewinnen diese an
                              ihren Kraͤften um so mehr, je staͤrker das Ganze erhizt wird, sie
                              haͤufen daher ihre Huͤllen immer staͤrker um sich an, und
                              druken durch dieselben ihre benachbarten Grundstoffe von sich, – und steigen
                              in dem Gefaͤß gasartig auf, wenn sie ihre Urkraͤfte aus der
                              Feuerquelle restauriren konnten.
                           So entbindet sich z.B. das Sauerstoffgas aus dem
                              geschmolzenen Salpeter, und pulferisirten Braunstein; bei einem Hizgrad, unter welchem
                              oͤfters die Retorte schwelzet; der also nicht wohl unter 320 Graden nach Reaumuͤr angeschlagen werden mag. Dieses Gas, wenn
                              es in dieser Temperatur in kaltem Wasser ans der Retorte uͤbergeht, verliert
                              uͤber 300 Grad Waͤrme, und zeigt sich, unerachtet seines großen
                              Verlustes an Schichten seiner Huͤllen, dann doch noch luftartig, – es
                              behaͤlt diesen Zustand noch bei einer Kaͤlte von 38 nach Reaumuͤr bei, und ist noch eben so leicht
                              einzuathmen, wie bei hoͤherer Temperatur; wie solches die Seefahrer unter
                              Capitain Roß bezeugen, die zwischen 74 und 75 Grad noͤrdlicher Breite
                              uͤberwintern mußten. In dem gasartigen Zustaͤnde eines mineralschen
                              Koͤrpers, haben also seine Grundstoffe ihre Urkraͤfte durch die
                              Feuerquelle bereits completirt, und die Schichten ihrer Huͤllen reihen sich
                              in stetiger Continuitaͤt an einander an.
                           In dem dampfartigen Zustande hingegen, sind ihre Kraͤfte in so weit kleiner
                              als die Urkraͤfte, als der Schmelzgrad der geschmolzenen Substanz unter dem
                              Hizgrad seines gasartigen Beharrungs-Standes ist, – und die activen
                              Schichten der Huͤllen der Grundstoffe sind durch ihr Aufblaͤhen von
                              ihren noch latenten Schichten um so weiter getrennt, je
                              staͤrker jene nach ihrer Spannung im geschmolzenen Zustande des
                              Koͤrpers sich blaͤhen moͤchten. Ist nun der Querschnitt der von
                              den Grundstoffen
                              eingezogenen aufgeblaͤhten Huͤllen-Schichten staͤrker,
                              als der Querschnitt der ihren Huͤllen von Außen zugelegten Schichten, so sind
                              die Huͤllen in ihrem gasartigen Zustande kleiner als die in dem dampfartigen,
                              oder der Koͤrper nimmt in seinem dampfartig aufgeloͤsten Zustande
                              einen groͤßern Raum als in seinem gasartigen ein.
                           Dieß scheint der Fall selbst mit unserm Wasser zu seyn denn dieses verbreitet sich
                              dampfartig aufgeloͤst in einem Raume, der 1500mal groͤßer als der Raum
                              des Wassers in seinem natuͤrlichen Zustande ist; da statt dessen sein Raum im
                              gasartigen Zustande hoͤchstens 3/5 desselben ist.
                           Nach dieser uͤber die gasartige Aufloͤsung geschmolzener Koͤrper
                              aufgestellten Ansicht haͤufen die Grundstoffe bis zum Antritt ihres
                              gasartigen Zustandes um so staͤrkere Huͤllen um sich an, oder das Gas
                              wird in seiner Substanz um so derber oder um so lokerer,
                              je groͤßer die Urkraͤfte seiner Grundstoffe von Natur sind, und der
                              Hizgrad seines Beharrungs-Zustandes wird um so
                              hoͤher, je mehr die Grundstoffe an ihren Urkraͤften verlieren mußten,
                              bis der Koͤrper als Product einer urspruͤnglich gasartigen Zersezung
                              seinen natuͤrlichen Zustand antretten konnte. Auf jeden Fall wird bei der
                              gasartigen Aufloͤsung mineralischer Koͤrper, in der physicalischen
                              Sprache um so mehr Waͤrme gebunden, je derber das Gas
                                 in seiner Substanz ausfallen muß, und der Zustand der activen Schichten der
                              Huͤllen seiner Grundstoffe ist um so weniger frei, je schwaͤcher die
                              Grundstoffe nach ihren großen Abstaͤnden in welche sie durch ihre große
                              Huͤllen kommen mußten, sich in den Schichten derselben selbst afficiren, die
                              Ueberwucht der activen Schichten der Huͤllen uͤber die sie bindende
                              Kraͤfte ihrer Grundstoffe ist um so geringer, oder die Huͤllen selbst
                              spannen sich wechselseitig um so schwaͤcher, so wie an und fuͤr sich
                              die Elasticitaͤt der Waͤrmestoffe der Huͤllen um so geringer
                              ist, je groͤßer die Huͤllen sind.
                           Muͤnchen den 6. November 1822.