| Titel: | Ueber Verfertigung des Kobalt-Blaues, das die Stelle des Ultramarin vertritt. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LVIII., S. 375 | 
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                        LVIII.
                        Ueber Verfertigung des Kobalt-Blaues, das
                           die Stelle des Ultramarin vertritt.
                        Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's technical
                                 Repository. Mai. 1823. S. 340.
                        Ueber Verfertigung des Kobaltblaues.
                        
                     
                        
                           Die feine Farbe, die man nach ihrem Erfinder Thenard's Blau (Bleu de
                                 Thenard) nennt, kann als Ultramarin, oder als jenes Blau, welches aus Lapis Lazuli bereitet wird, gebraucht werden, und ist
                              nach Hrn. Thenard, eine Mischung aus Thonerde und Kobalt-Oxid. Um diese zu
                              erhalten, braucht man zuerst salpetersauren Kobalt, der auf folgende Weise sich
                              darstellen laͤßt.
                           Man nimmt Kobalt-Erz, welches aus Kobalt, Arsenik, Eisen, Schwefel, und sehr
                              wenigem Nikel besteht, pulvert es, und calcinirt es in einem Reverberir-Ofen,
                              und, um die Hize des Ofens so lang wie moͤglich zu benuͤzen,
                              wiederholt man diese Operation mit frisch eingetragenem Erze. Waͤhrend des
                              Calcinirens muß das Erz fleißig umgeruͤhrt werden, damit jeder Theil
                              desselben nach und nach der Hize soviel wie moͤglich gleichfoͤrmig
                              ausgesezt wird. Der Schornstein muß stark ziehen, so daß alle Bestandtheile des
                              Erzes gehoͤrig calcinirt und die fluͤchtigen Producte der Verbrennung
                              durch diesen Zug abgefuͤhrt werden. Auf diese Weise wird ein großer Theil des
                              Arsenik-Oxides in
                              Form weißer Daͤmpfe und schwefeligsauren Gases weggefuͤhrt. Dieses
                              Roͤsten wird so lang fortgesezt, bis sich keine Arsenik-Dampfe mehr
                              entwikeln, was durch folgende Erscheinungen leicht wahrgenommen werden kann. Man
                              sammelt etwas von dem Gase in dem Inneren des Ofens in einem kleinen Gefaͤße,
                              und sieht, ob man noch etwas Knoblauchgeruch verspuͤrt, wenn nichts mehr
                              davon zu bemerken ist, nimmt man das geroͤstete Mineral aus dem Ofen, und
                              erhaͤlt dann eine Mischung von Kobalt-, Eisen- und
                              Nikel-Oxid, womit noch etwas Arsenik als Oxid oder Saͤure, und ein
                              Theil des Erzes in unveraͤndertem Zustande verbunden ist.
                           Nachdem die Roͤstung vollendet ist, kocht man den Ruͤkstand in
                              uͤberschuͤssiger schwacher salpeteriger Saͤure in einem
                              Glas-Kolben, und, nachdem man die klare daruͤber stehende
                              Fluͤssigkeit abgeseiht hat, raucht man die dadurch erhaltene
                              Aufloͤsung in einer Porzellan-, oder noch besser in einer
                              Platin-Schaale bis beinahe zur Trokenheit ab, wirft den Ruͤkstand in
                              siedendes Wasser, und filtrirt, um das arseniksaure Eisen, welches waͤhrend
                              der Operation sich niederschlug, von der Aufloͤsung zu scheiden. Man gießt
                              hierauf in die klare Fluͤssigkeit eine Aufloͤsung von basisch
                              phosphorsaurer Soda, welche den salpetersauren Kobalt zersezt, und dadurch, statt
                              der aufloͤslichen salpetersauren Soda einen unaufloͤslichen
                              phosphorsauren Kobalt bildet, der sich niederschlaͤgt.
                           Dieser Niederschlag hat eine violettblaue Farbe, und wird, wo er unter Wasser bleibt,
                              rosenroth. Nachdem er gehoͤrig auf dem Filtrum ausgewaschen wurde, sammelt
                              man ihn noch waͤhrend seines gallertartigen
                                 Zustandes, um ihn auf die moͤglich gleichfoͤrmigste Weise mit
                              achtmal soviel Thonerde (oder Thon-Hydrat) dem Gewichte nach und in demselben Zustande zu verbinden. Wenn die Mischung
                              gehoͤrig gemacht wurde, so wird der Teig eine vollkommen
                              gleichfoͤrmige Farbe durch seine ganze Masse durch erhalten. Man breitet dann
                              diese Mischung auf glatten Platten aus, und bringt sie in die Trokenstube, worauf
                              man sie, sobald sie hinlaͤnglich troken, hart und bruͤchig geworden
                              ist, in einem Moͤrser stoͤßt und der Einwirkung des Feuers in einem
                              irdenen bedekten Tiegel bloß stellt. Nachdem sie daselbst eine halbe Stunde lang bis
                              zur Kirschroͤthe gegluͤht wurde, wird der Tiegel aus dem Feuer
                              genommen, und muß, bei dem Oeffnen, die herrliche blaue Farbe zeigen, die man zu
                              erhalten wuͤnschte. Man bewahrt sie nun in einer Flasche zum Gebrauche
                              auf.
                           Wenn alle obige Bedingungen genau erfuͤllt wurden, so wird die Arbeit nie
                              mißlingen; vor allem muß aber die Thonerde im gallertartigen
                                 Zustande aus dem Alaune durch hinlaͤnglich
                              uͤberschuͤssiges Ammonium niedergeschlagen, und mit sehr reinem Wasser
                              (z.B. mir solchem, das durch Holzkohlen filtrirt wurde) solang, bis sie vollkommen
                              rein ist, ausgewaschen werden.
                           Man kann auch zu dieser Farbe arseniksauren Kobalt, statt des phosphorsauren, nehmen,
                              nur muß man dann denselben mit sechszehn Theilen, statt mit acht Theilen, Thonerde
                              mengen. Um arseniksauren Kobalt zu erhalten, nimmt man eine Aufloͤsung von
                              Kobalt in Salpetersaͤure, die man sich auf obige Weise bereitet, und sezt
                              eine Aufloͤsung von arseniksaurer Pottasche solang zu, bis, wie oben
                              angegeben wurde, kein Niederschlag mehr erfolgt. Die Austauschung der Oxide und der
                              Saͤuren dieser beiden Salze wird auf dieselbe Weise Statt haben, und der
                              Beweis wird, in jeder Hinsicht, nach der oben gegebenen Anleitung fortgesezt und
                              vollendet.
                           Wenn man ferner in den oben angegebenen Verhaͤltnissen, die Thonerde und den
                              salpetersauren Kobalt miteinander verbindet, den Alaun mit basischem Ammonium und
                              den salpetersauren Kobalt in waͤsseriger Aufloͤsung, die Mischung bis
                              zur Trokenheit abraucht und dann in einem Tiegel roͤstet, so erhaͤlt
                              man eine analoge Farbe, woraus zu erhellen scheint, daß die blaue Farbe nichts
                              anderes als eine Mischung des Kobalt-Oxides mit der Thonerde ist. Die durch
                              dieses leztere Verfahren erhaltene blaue Farbe ist indessen blasser als diejenige,
                              die man auf beide vorige Weisen erhaͤlt.