| Titel: | Ueber eine Vorrichtung, welche von sich selbst die Kessel der Dampf-Maschinen mit Wasser versieht, und wodurch Ersparung des Feuer-Materiales erzielt wird. Von Hrn. Thom. Hall, Maschinen-Wärter bei der Glasgower Wassergesellschaft. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LX., S. 393 | 
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                        LX.
                        Ueber eine Vorrichtung, welche von sich selbst
                           die Kessel der Dampf-Maschinen mit Wasser versieht, und wodurch Ersparung des
                           Feuer-Materiales erzielt wird. Von Hrn. Thom. Hall, Maschinen-Wärter bei der
                           Glasgower Wassergesellschaft.
                        Aus dem XL. Bande der Transactions of the Society for
                                 Encouragement of Arts, Manuf. and Commerce, in Hrn. Gill'stechnic.
                                 Repository. Junius 1823.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII. (Im Auszuge.)
                        Hall's Vorrichtung zu Ersparung des Feuer-Materiales bei
                           Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Hr. Hall, welcher von der
                              Gesellschaft 10 Guineen Belohnung erhielt, ist seit 30 Jahren bei
                              Dampf-Maschinen angestellt, und ungefaͤhr 15 Jahre lang bei der
                              Glasgower Wassergesellschaft, bei welcher er drei Boultons und Watt's zu besorgen hat, die eine
                              von 60 Pferden, die beiden anderen von 27 Pferden jede: alle drei sind auf die
                              gewoͤhnliche Weise vorgerichtet.
                           Immer bedacht auf Ersparung an Brenn-Materiale fand er jezt in der Art, wie
                              der Dampf-Kessel mit Wasser nach seiner Erfindung gespeiset wird, eine
                              Ersparung von beinahe 25 Procent Wir haben hievon bereits im Junius unsers polyt. Journ. S. 255 Notiz gegeben.
                                    Die Gesellschaft bezeugt durch ihren Sekretaͤr, daß Hr. Hall durch seine Vorrichtung ihr in einer
                                    Woche 5 Tonnen 12 Zentner Kohle ersparte, oder 19 Zentner taͤglich.
                                    A. d. Ueb. . Statt den Kessel ununterbrochen mit der gehoͤrigen Menge Wassers zu
                              speisen, versieht er ihn nur zu gewissen Zeiten mit den gehoͤrigen Mengen. Er
                              machte seine Versuche an der Maschine von 60 Pferden, die taͤglich 17 Stunden
                              lang geht, und 12 1/2 mal in einer Minute schlagt. Die Pumpe ist 22 Zoll weit, und
                              jeder Schlag oder Zug betraͤgt 8 Fuß. Sie hebt das Wasser 130 Fuß in die Stadt hinauf.
                              Die 3 Kessel dieser Maschine sind jeder 16 Fuß 9 Zoll lang, und 6 Fuß 1 Zoll tief.
                              Die Laͤnge der Ofen-Stangen ist 3 Fuß 5 Zoll; die Weite der Ofen 4 Fuß
                              6 Zoll: Neigung 1 Fuß auf 3. Dieser Bau, der fuͤr gewoͤhnliche
                              Dampfmaschinen sehr zwekmaͤßig ist, ist bei Hall's
                              Vorrichtung zu stark, da diese nicht so viel Feuer nothwendig hat, und 2 Kessel
                              hinreichen. Hr. Hall konnte daher diesen Bau beinahe um
                              1/4 verkleinern. Die gewoͤhnliche Hoͤhe des Wassers in den
                              Dampf-Kesseln ist 3 Fuß, 6 Zoll.
                           Bekanntlich laͤßt man, wenn Dampfmaschinen die Nacht uͤber still
                              stehen; mehr oder weniger Feuer-Material in den Ofen unverzehrt
                              zuruͤk, und schuͤrt wohl sogar noch etwas nach, um am anderen Morgen
                              leichter anschuͤren zu koͤnnen. Durch dieses starke Feuern wird
                              nothwendig das Wasser in den Dampfkesseln sehr vermindert, so daß, wenn die Maschine
                              wieder in den Gang gebracht wird, eine Menge Wassers als Ersaz fuͤr das durch
                              Verdampfung verloren gegangene zugelassen werden muß, wozu dann wieder mehr
                              Brenn-Material und viele Sorge und Aufmerksamkeit erfodert wird. Hr. Hall laͤßt daher bei der Nacht etwas Wasser
                              einlaufen, damit dasselbe in dem Kessel uͤber der gewoͤhnlichen
                              Hoͤhe steht, was, bei Kesseln von obiger Groͤße, fuͤglich an 13
                              Zoll betragen kann. Er laͤßt diesses Wasser durch Oeffnung eines Sperrhahnes
                              an einer Seitenroͤhre von 2 1/2 Zoll im Durchmesser zu, welche aus der
                              Hauptroͤhre, die das Wasser in die Stadt leitet, in den obersten Theil der
                              Speisungs-Roͤhren laͤuft. Man brachte diese Roͤhre statt
                              der Cisterne schon urspruͤnglich so an dieser Maschine an, um den Kessel nach
                              der Reinigung desselben zu fuͤllen, und diese Roͤhre veranlaßte jezt
                              alle seine schoͤnen und genauen Versuche. Ehe er den Sperr-Hahn
                              oͤffnet, wird die Klappe in der Speisungs-Roͤhre offen
                              gehalten, und zwar durch ein an dem Schwimmer-Ende des Hebels angebrachtes
                              Gewicht. Er mußte hierauf bei dem oberen Lauf-Hahne (Guage-Cock) so lang stehen, bis die oben angegebene Menge Wassers
                              in den Kessel eingelassen war. Allein, obschon er hiedurch den Kessel fuͤr
                              sich allein fuͤllen konnte, so war diese Arbeit doch immer eine delicate
                              Sache, die viele Muͤhe und Aufmerksamkeit kostete.
                           
                           Um diese Muͤhe sich zu ersparen, und jedem Einwurfe wegen Gefahr von
                              Ueberfuͤllung oder nicht gehoͤriger Fuͤllung zu begegnen,
                              gerieth er auf die Idee, außer dem gewoͤhnlichen Schwimmer noch einen zweiten
                              in dem Kessel anzubringen. Diesen zweiten Schwimmer brachte er 16 Zoll uͤber
                              dem ersten an, und der Nuzen desselben erhellt aus Folgendem:
                           L, 1 in Fig. 2 und 3, Taf. XIII. stellen die
                              beiden Schwimmer in den Kessel, m, mit ihren respectiven
                              Gegengewichten, n, o, dar.
                              Hebt man das Gegengewicht n ab, so steigen die Schwimmer
                              nieder, und oͤffnen folglich die Speisungs-Klappe in Fig. 3
                              Fehlt im Originale, A. d. Ueb. . Dreht man nun den Sperrbahn mit der Hand und laͤßt Wasser zu, so
                              wird der Kessel st lang damit gespeiset, bis das Wasser den oberen Schwimmer
                              erreicht, und dieser dann aufsteigt und die Speisungs-Klappe schließt; also
                              einen hoͤheren Wasserstand, oder eine Ueberfuͤllung, unmoͤglich
                              macht. Run muß aber, damit kein Wasser aus den Speisungs-Roͤhren
                              verloren geht, der Sperr-Hahn alsogleich wieder geschlossen werden.
                           Um dieser nicht unbedeutenden Unbequemlichkeit abzuhelfen, wurde Hr. Hall auf die Idee einer kleinen Cisterne g, Fig. 2, geleitet, die in
                              gleicher Hoͤhe mit dem Niveau der oberen Speisungs-Roͤhre
                              angebracht ist, mit welcher sie durch die Ableitungsroͤhre, ii, in Verbindung steht. Oben an dieser Cisterne ist
                              eine Klappe, c, die von sich selbst spielt, indem sie
                              mit dem Schwimmer, h, verbunden ist, der an dem Hebel
                              e, haͤngt, welcher durch das Gegengewicht,
                              d, im Gleichgewichte erhalten wird. Das Spiel dieses
                              verbesserten Speisungs-Apparates erklaͤrt sich, wie folgt: Wenn die
                              Maschine des Nachts in Ruhe gestellt wird, braucht es nichts anderes, als das
                              Gegengewicht n, Fig. 3, abzunehmen, worauf
                              die Speisungs-Klappe, p, (fehlt im Original ii) sich alsogleich oͤffnet, weil der doppelte
                              Schwimmer, Rl, niedersteigt. Das Wasser fließt dann,
                              durch die Ableitungsroͤhre ii, aus der Cisterne
                              g, und macht den Schwimmer h fallen, wodurch die Klappe i sich
                              oͤffnet, und Wasser aus der Haupt-Cisterne a durch die Roͤhre b zustießt. Auf
                              diese Weise erhaͤlt der Siedekessel immer Zufluß, bis, wenn das Wasser zu der mit
                              k parallelen Linie emporsteigt, (Fig. 2) die
                              Speisungs-Klappe sich schließt. Das Wasser, das indessen in die kleine
                              Cisterne g zustießt, hebt den Schwimmer h, und dieser sperrt die Verbindung zwischen der
                              Roͤhre b und der Klappe c. Auf diese Weise wird die Speisung der Kessel mit eben so viel
                              Einfachheit als Sicherheit bewerkstelligt und unterhalten, aller Verlust an Wasser
                              vermieden, und jede Bedienung des Sperrhahnes uͤberfluͤssig.
                           Wenn man das untere Gegengewicht wieder, wo die Maschine in Gang gebracht werden
                              soll, an seine Stelle bringt, wird aller fernere Zufluß des Wassers abgesperrt,
                              indem die uͤberschuͤssigen achtzehn Zoll Wasser hinreichen, die
                              Maschine durch beinahe sechs Stunden zu treiben. Man erspart also das Einlassen
                              einer großen Menge Wassers beim Anfange der Arbeit, und die Muͤhe und
                              Aufmerksamkeit, die man bei der gewoͤhnlichen Speisungs-Methode des
                              Kessels nothwendig haben muß. Die achtzehn Zoll Wassers, die man des Nachts
                              einlaͤßt, gerathen aber, bei der noch vorhandenen Hize des Ofens, bald in den
                              Sud, und erleiden folglich wieder eine Verminderung. Und dadurch erhellt der
                              Vortheil der frei spielenden Klappen in der Cisterne erst deutlich, indem jeder
                              Verlust in dem Kessel alsogleich dadurch ersezt wird. Durch dieses bloße
                              Nachfuͤllen des Wassers des Nachts zu dieser ungewoͤhnlichen
                              Hoͤhe werden 8-10 Zentner Brenn-Material erspart.
                           Wo Dampfmaschinen waͤhrend des Tages nicht still stehen koͤnnen, hat
                              die Ersparung durch dieses Nachfuͤllen nur bei der Nacht allein Statt; denn,
                              da das Gewicht n den oberen Schwimmer k genau aufwiegt, so kommt der untere, gerade so, als ob
                              der obere nicht da waͤre, in Thaͤtigkeit, so bald das Wasser im Kessel
                              unter 18 Zoll abgenommen hat, und speiset den Kessel auf die gewoͤhnliche
                              Weise.
                           Wo man aber Dampfmaschinen jeden Augenblik stellen kann, um das Wasser in dem Kessel
                              auf eine gegebene Hoͤhe zu bringen, ist der Vortheil noch weit
                              groͤßer. So benuͤzte Hr. Hall jede
                              Gelegenheit, in welcher seine Maschine unter Tages still stehen konnte, z.B. selbst
                              die Ruhe waͤhrend einiger Reparatur, um. durch Entfernung des Gegengewichtes
                              n, Wasser in den Kessel zu lassen: nach 30-40
                              Minuten war bereits Dampf gebildet, und die Maschine konnte, wo die Reparatur vollendet war, wieder
                              fortbewegt werden. Das Feuer, das waͤhrend dieser Zeit verloren ging, war
                              unbedeutend; der Daͤmpfer am Schornsteine wurde mittelst Kette und Haken
                              unter dem Werkpuncte gehalten. Durch diese zweite Fuͤllung mit Wasser wurde
                              eine neue Ersparung von beinahe 5 Zentner erhalten; eine dritte reichte fuͤr
                              beinahe 17 Stunden Arbeit zu, und gab wieder dieselbe Ersparung, so daß
                              taͤglich beinahe Eine Tonne erspart wurde, was beilaͤufig 25 Procent
                              gibt.
                           Außer dieser bedeutenden Ersparung entsteht auch noch dadurch Gewinn, daß der Kessel
                              mehr geschont wird, und daher, sammt dem Ofen, weit langer dauert; uͤberdieß
                              wird dadurch viele Arbeit und Muͤhe und Aufmerksamkeit, und dadurch auch die
                              Wahrscheinlichkeit von Gefahr erspart, die immer nur durch Nachlaͤssigkeit
                              und Unaufmerksamkeit der Arbeiter entsteht.
                           Die Ersparung an Feuer-Material koͤnnte noch hoͤher getrieben
                              werden, wenn die Haupt-Cisterne a an einem
                              schiklichen Orte angebracht wuͤrde, um das Wasser aus der Maschine warm zu
                              erhalten, und wenn die Dampfkessel uͤberhaupt weit genug waͤren, um
                              bei der Nacht eine hinlaͤngliche Menge Wassers fuͤr die Arbeit des
                              folgenden Tages aufzunehmen, vorzuͤglich dann, wenn die Maschine
                              waͤhrend des Tages nicht still stehen kann oder darf. Selbst wo kaltes Wasser
                              nachgefuͤllt wird, wuͤrde die Ersparung groͤßer seyn, wenn die
                              Kessel groͤßer waͤren, indem das Fuͤllen des Nachts die
                              Hauptsache ist.
                           Fig. 4 zeigt
                              die Schwimmer, und die Weise, dieselben in jeder gegebenen Hoͤhe zu
                              befestigen, was mittelst der Schiebstange geschieht, die an demselben Heber
                              angebracht ist, an welchem sich der gewoͤhnliche Schwimmer befindet. Die
                              Nuͤzlichkeit dieser Erfindung zeigt sich, vorzuͤglich bei jenen
                              Maschinen, welche Mittags, waͤhrend der Mahlzeit der Arbeiter oder sonst zu
                              bestimmten Zeiten still stehen; indem, man mag wie viel immer Wasser in dem Kessel
                              brauchen, der Arbeiter nichts anderes zu thun hat, als bloß das Gegengewicht n abzuheben, und den Schwimmer k in der gehoͤrigen Hoͤhe zu befestigen. Bis die Maschine
                              wieder in den Gang kommt, ist das Nachfuͤllen vollendet; vorher muß aber das
                              Gewicht n wieder an seinem Plaze aufgehaͤngt werden. Auf
                              diese Weise geht keine Zeit verloren, und der Arbeiter kann zu etwas Anderem
                              verwendet werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
