| Titel: | Erfahrungen über Verfertigung der weichen Seifen. Von Hrn. Colin. | 
| Fundstelle: | Band 11, Jahrgang 1823, Nr. LXXII., S. 442 | 
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                        LXXII.
                        Erfahrungen über Verfertigung der weichen Seifen.
                           Von Hrn. 
                              Colin.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Maͤrz
                              1821. S. 297.
                        Colin's Erfahrungen über Verfertigung der weichen
                           Seife.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, welche ich uͤber weiche oder Teigseifen
                              (savons en pâte) anstellte, fuͤhrten
                              mich auf folgende Resultate. Man muß zuvoͤrderst den Ueberschuß von
                              Pottasche, mit welcher jede dieser Seifen versehen seyn muß, zu maͤßigen
                              suchen: auf der einen Seite fodert es die Sparsamkeit, auf der anderen, und zwar
                              noch weit mehr, die Erhaltung des Teiges selbst. Eine Seife, die zu sehr mit
                              Pottasche uͤberladen ist, ist hygrometrisch genug, um in wenigen Stunden
                              vollkommen fluͤßig zu werden, wie mein erster Versuch beweiset Das Umstaͤndliche dieser Versuche am Ende dieser Abhandlung. A. d.
                                    O. .
                           Die Versuche 2 und 3 zeigen eine weiche, sehr schoͤne, an der Luft
                              unveraͤnderliche, leicht aufloͤsliche Seife, die man als vollkommen
                              neutral betrachten kann. Das Verfahren, durch welches man dieselbe erhaͤlt,
                              besieht in einem Zusaze von Ueberschuß an Oel, welches man in der Folge wieder durch
                              Wasser scheidet.
                           Der zweite und eilfte Versuch erklaͤrt, warum man nicht auf einmal alle zur
                              Bildung der Seife noͤthigen Ingredienzen in den Kessel eintragen darf: denn,
                              wenn man dieses thaͤte, so wuͤrde die ganze Masse auf einmal schleimig werden,
                              man koͤnnte mit dem Sieden nicht fortfahren, ohne alles in Schaum zu
                              verwandeln; wenn aber, unter solchen Umstaͤnden, das Phaͤnomen des
                              Schaͤumens sich zeigte, muͤßte man kek die Operation fortsezen, wenn
                              anders das Gefaͤß groß genug waͤre, weil man durch ein gehoͤrig
                              lang unterhaltenes Feuer die Form des Schaumes aͤndern kann.
                           Aus den Versuchen 9, 10, 11, verglichen mit jenen Nro. 6, 7 und 8, geht hervor, daß
                              Leinoͤl leichter eine durchscheinende Seife gibt, als Ruͤbsen, und es
                              ist uͤbrigens an und fuͤr sich offenbar, daß, je weniger eine aus Oel
                              und Soda verfertigte Seife Consistenz hat, desto mehr dieses Oel sich zur Bereitung
                              weicher Seifen schiken muͤsse.
                           Aus denselben Versuchen wird auch dieß einleuchtend, daß die amerikanische Pottasche,
                              wenigstens jene, die hier als Probe diente, nicht zur Verfertigung solcher Seifen
                              taugt, weil sie Nebelfleken in derselben bildet.
                           Alle Seifen der lezten Nummern, einschließlich von Nro. 6 angefangen, biethen mit
                              Ausnahme des Versuches Nro. 13, das merkwuͤrdige Phaͤnomen
                              vollkommener Durchscheinenheit dar, so lang sie noch heiß sind, und diese
                              Durchscheinenheit verliert sich in der Folge in dem Maße als sie kalt werden; sie
                              koͤnnen das durch, sogar beinahe vollkommen, undurchsichtig werden. Alle
                              Seifen, bei welchen dieses Statt hatte, wurden, mit Ausnahme jener von Nro. 14, mit
                              amerikanischer Pottasche bereitet.
                           Der Versuch Nro. 12 lehrt uns, daß wenn man eine weiche vollkommen durchscheinende
                              Seife haben will, das Bearbeiten des Oeles mittelst Luft und Wassers nichts
                              nuͤzt, wenn man dadurch der Wirkung der americanischen Pottasche vorbeugen
                              will, ausser man nimmt die Trennung der beiden Bestands Theile des Oeles zu
                              Huͤlfe Annales de Chimie etc. T. III. Experiénce
                                       2., in Hinsicht auf harte Seifen. A. d. O. .
                           Der vierzehnte Versuch hat die Absicht zu beweisen, daß die Nebelfleken, welche diese
                              Pottasche allgemein in den vorhergegangenen Versuchen erzeugte, und welche ich
                              Anfangs einigen Theilchen Soda oder Sodium-Chloruͤr oder irgend einem
                              sodahaͤltigen Salze zuschrieb, vielleicht zuweilen von dem Kalke
                              herruͤhren, der angewendt wurde, um die Pottasche aͤzend zu machen
                              Ich bin nicht abgeneigt, zu glauben, daß diese Art von Versuch dienen
                                    koͤnnte, die Reinheit der Pottasche von aller Soda oder von allen
                                    sodahaͤltigen Salzen zu pruͤfen. A. d. O. . Wirklich macht man auch in unseren Laboratorien die Pottasche nur mit
                              einem Ueberschusse von zugeseztem aͤzenden Kalke kaustisch, und wir sahen an
                              einem anderen Orte Soda mit Kalk Nebelwolken in dem keiner Seifenbildung
                              faͤhigen Lewat-(Ruͤb-)Oele erzeugen Ebendaselbst-Versuch 3. 5. A. d. O. ; auf der anderen Seite aber wird die im Großen bereitete
                              Pottaschen-Lauge, insofern sie zum Seifensieden bestimmt ist, immer kalt
                              bereitet, und ich habe mich in diesem Falle uͤberzeugt, daß stets ein Theil
                              davon kohlensauer bleibt; daß also kein Kalk darin aufgeloͤst seyn kann, und
                              daß man folglich im Großen die Ursache jenes Fehlers vermeidet, waͤhrend man
                              igentlich keine andere Absicht hat als das Brenn-Materiale zu ersparen.
                           Der dreizehnte Versuch zeigt uns, wie vortrefflich das Nuß-Oel zur Erzeugung
                              solcher Seifen ist, und erklaͤrt uns auch, warum die sogenannten heißen Oele
                              (huiles chaudes) So nennt man in der Kunst des Seifensieders die schnelle vertroknenden Oele.
                                    A. d. O. uͤberhaupt so sehr zur Bildung derselben taugen: sie erhoͤhen
                              naͤmlich die Durchscheinenheit. Dieser Versuch lehrt uns auch, daß die
                              weichen Seifen ihre Durchscheinenheit und Weichheit dem Wasser verdanken, indem,
                              sobald man dasselbe aus ihnen wegtreibt, man zerreibliche und undurchscheinende
                              Seifen erhaͤlt.
                           Aus den Versuchen 6, 7 und 8 kann man sich auch erklaͤren, daß es ganz
                              gleichguͤltig oder von unbedeutendem Einflusse ist, ob man bei der
                              gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Methode eine Mischung aus Oel und Lauge
                              warmen laͤßt oder nicht.
                           1. Versuch. 5 Unzen 6 Quentchen kaͤuflicher Pottasche, von 50° am
                              Alkalimeter wurden mit 11 Unzen 2 Quentchen geloͤschtem Kalke gemengt, und
                              die ganze Mischung mit 5 Quentchen gepuͤlvertem Kalke bedekt. Hierauf wurde
                              Wasser zugesezt, und
                              alles 18 Stunden lang in Ruhe gelassen, dann zweimal, in Zwischenraͤumen von
                              einigen Stunden, filtrirt und abgesuͤßt. Das erste Wasser wog, sammt dem
                              Absuͤßwasser, 7° am Araͤometer; das zweite Absuͤßwasser
                              aber nur 2. In allem erhielt man 4 Pinten Fluͤssigkeit, und die drei ersteren
                              zeigten, wie wir sagten, 7° am Araͤometer. Man brauchte sie ganz, um
                              ein Pfund Oel, welches aus 10 Unzen Lewat- und 6 Unzen Lein-Oel
                              bestand, in Seife zu verwandeln. Die dadurch erhaltene Seife war so sehr mit
                              Pottasche uͤbersaͤttigt, daß sie binnen zwei Stunden vollkommen
                              fluͤssig wurde, obschon sie aus dem Feuer kam, eine so sehr zusammenhangende
                              Masse bildete, daß man sie mit dem Spatel auf einmal herausnehmen konnte.
                           2. Versuch. Man sezte 3 Unzen Lewat-Oel zu, nachdem
                              man die Seife vorlaͤufig im Wasserbade erweichte (eine nicht bloß
                              unnuͤze, sondern sogar schaͤdliche Vorsicht, indem man im freien Feuer
                              seinen Zwek besser erreicht). Die Seife gewann dadurch wirklich Consistenz und
                              behielt sie auch: allein man gerieth hier von einem Extreme in das andere; die Seife
                              enthielt jezt zuviel Oel und hatte ihre Durchscheinenheit verloren. Man brachte sie
                              also in Beruͤhrung mir einer großen Menge Wassers, und um die
                              Aufloͤsung derselben zu beschleunigen, kochte man sie, ließ sie dann
                              erkalten, und ruhen. Es bildeten sich hier zwei Schichten; die untere war
                              durchscheinend und braun; die andere weiß und undurchsichtig; man schied sie
                              mittelst eines Trichters. Man ließ die erstere abrauchen: sie gab viel Schaum;
                              endlich verlor sich aber auch dieser, und es kam eine dunkel honiggelbe Seife von
                              vollkommener Durchscheinenheit zum Vorscheine, die keinen alkalischen Geschmak
                              hatte, und keine Feuchtigkeit anzog. Dieß ist, wie es mir scheint, eine neutrale
                              Verbindung. Man brauchte, um sie zu faͤrben, eine weit groͤssere Menge
                              von Indigo-Aufloͤsung in Pottasche, als wenn sie alkalische Seife
                              gewesen waͤre: wenigstens ist dieß das Resultat des von mir angestellten
                              Versuches. Die zweite weiße und undurchsichtige Schichte wurde noch einmal mit
                              vielem kalten Wasser in Beruͤhrung gebracht; man goß das Ganze, wie vorher,
                              in einen Trichter, und da es sich wieder in eine durchscheinende und in eine
                              undurchsichtige Schichte schied, wurde die erstere einer selbststaͤndigen
                              Verduͤnstung uͤberlassen, und gab so eine sehr geringe Menge schoͤner,
                              vollkommen durchscheinender, dunkel gelber Seife. Die undurchsichtige, vom Wasser
                              ausgelaugte Schichte war Seife, die noch nicht gesaͤuertes Oel
                              enthaͤlt, und dieß zwar in hinreichender Menge um mit dem Wasser unvermengt
                              zu bleiben: man kann sie als eine im Oele aufgeloͤste Seife betrachten.
                           3. Versuch. 4 Unzen 6 Quentchen Pottasche von 50°
                              am Alkalimeter gaben, gemengt mit einem Pfunde Lewat-Oele, eine gelblich
                              weiße Seife von schoͤner Durchscheinenheit, gehoͤriger Consistenz,
                              seifenartigem aber nicht alkalischen Geschmake, die sich auch bei der nassesten
                              Witterung ohne Veraͤnderung ihrer Consistenz gut erhielt.
                           4. Versuch. Diese Seife ward in einer alkalischen Lauge,
                              welche 2° am Araͤometer wies, und nachher verdichtet wurde,
                              aufgeloͤst: sie erhielt etwas Alkalinitaͤt; aber ihre
                              Durchscheinenheit wurde getruͤbt: die obere Schichte jedoch, welche mit der
                              Luft in Beruͤhrung stand, stellte ihre Durchscheinenheit wieder her:
                              wahrscheinlich dadurch, daß sie sich der Feuchtigkeit der Atmosphaͤre
                              bemaͤchtigte. Mangel an Wasser kann also Undurchsichtigkeit
                              herbeifuͤhren, wie wir sogleich beweisen werden.
                           5. Versuch. Man nahm 20 Unzen Oel, wovon 14 Unzen
                              Ruͤbsen und 6 Lein-Oel waren, und machte sie mit 7 Unzen derselben
                              Pottasche, die oben gebraucht wurde, zu Seife, und auf diese Weise Seife von
                              schoͤner Durchscheinenheit gehoͤriger Consistenz und bernsteingelber
                              Farbe. Sie zog etwas mehr als die gewoͤhnlichen guten Handels-Seifen
                              die Feuchtigkeit an, besaß aber uͤbrigens alle Eigenschaften derselben.
                           6. Versuch. 4 Unzen 4 Quentchen americanischer Pottasche
                              von 60° am Alkalimeter und ein Pfund Ruͤbsen-Oel gaben 24 Unzen
                              weicher Seife. Diese Seife hatte sehr viele Consistenz, war weiß, und enthielt
                              undurchsichtige Koͤrner in sich schwebend. Bei diesem Versuche machte man
                              vorerst das Oel heiß und sezte dann die Lauge in dem Verhaͤltnisse zu, als
                              dieselbe noͤthig wurde.
                           7. Versuch. 4 Unzen 4 Quentchen der vorigen Pottasche und
                              ein Pfund desselben Oeles gaben 27 Unzen 6 Quentchen weisser Seife, welche
                              undurchsichtige Koͤrner in sich schwebend enthielt. Ihre Consistenz kam der
                              Fluͤssigkeit nahe, wodurch sich das groͤßere Gewicht derselben
                              erklaͤrt und zugleich bewiesen wird, daß die Undurchsichtigkeit derselben nicht vom
                              Mangel an Wasser herruͤhrt. Dieser Versuch wurde damit angefangen, daß man
                              einen Theil der Lauge ehevor zum Sieden brachte, ehe man das Oel theilweise
                              zusezte.
                           8. Versuch. Obiger Versuch gab 23 Unzen 5 Quentchen Seife,
                              welche undurchsichtige Koͤrner in sich schwebend enthielt. Der Versuch wurde
                              dießmal aber damit angefangen, daß man das Oel und einen Theil der demselben
                              beigemischten Lauge aus einmal in den Kessel that.
                           9. Versuch. 16 Unzen Ruͤbsen-Oel, 8 Unzen
                              Lein-Oel und 6 Unzen 6 Quentchen americanischer Pottasche gaben 37 Unzen
                              weicher Seife. Diese Seife war halb durchscheinend; man bemerkte kein Korn in
                              derselben, ihre Farbe war weiß, etwas in das Gelbliche ziehend, und ihre Consistenz
                              wie Vogelleim.
                           10. Versuch. 11 Unzen Ruͤbsen-Oel wurden mit
                              5 Unzen Lein-Oel gemengt, und die Lauge von 5 Unzen 1 Quentchen der vorigen
                              americanischen Pottasche zugesezt. Man erhielt ein Pfund 9 Unzen weicher Seife.
                              Diese Seife hatte Consistenz und war weniger undurchsichtig als die Seifen N. 6,?
                              und 8.
                           11. Versuch. 9 Unzen Ruͤbsen-Oel und 6 Unzen
                              Lein-Oel, und 4 Unzen 3 Quentchen derselben Pottasche gaben ein Pfund 5 Unzen
                              5 Quentchen weicher Seife. Ihre Consistenz war wie Vogelleim, die Undurchsichtigkeit
                              sehr gering; es fehlte mit einem Worte wenig, so waͤre sie kaͤufliche
                              Seife gewesen. Man bemerkte waͤhrend der Bereitung derselben eine Bildung von
                              Schaum, der sich wieder von selbst verlor, als die Theile sich hinlaͤnglich
                              naͤherten.
                           12. Versuch. 9 Unzen 3 Quentchen Oeles; wovon 3 Unzen
                              Lein-, 6 Unzen 3 Quentchen Ruͤbsen-Oel waren, welches der
                              Einwirkung eines Luftstromes und der Wasserdampfe ausgesezt wurde, wurden mit einer
                              Lauge von 2 Unzen 2 Quentchen der vorigen Pottasche behandelt. Die Operation,
                              beinahe wie die meisten vorhergehenden geleitet, zeigte das Phaͤnomen der
                              Schaumbildung, obschon die Lauge nach und nach zugesezt wurde: dieß konnte entweder
                              von einer zu großen Menge Lauge abhaͤngen, welche waͤhrend einer
                              gewissen Zeit zugesezt wurde, oder von einem augenbliklich in Hinsicht der Menge der
                              angewandten Theile zu stark gewordenen Feuer. Die erhaltene Seife wog 14 Unzen. Die
                              Durchscheinenheit derselben war nicht staͤrker als an Nro. 10, und die
                              Consistenz war beinahe jene des Vogelleimes.
                           13. Versuch. Ein mit Nußoͤl und mit anderer
                              Pottasche angestellter Versuch gab eine sehr schoͤne Seife. Man
                              uͤberzeugte sich, da man die Seife bis zur Trokenheit trieb, daß sie ihr
                              Wasser leicht verlor, sobald man sie erhizte, und man vernahm hiebei ein
                              Geraͤusch, wie wenn man Papier zerreißt: die Seife ward zugleich zerreiblich
                              und undurchsichtig.
                           14. Versuch. Man nahm drei Maßtheile gereinigtes
                              Reps-Oel (huile à quinquet), welche 12
                              Unzen wogen, und machte sie mit vier Maßtheilen kaustischer Pottasche, welche 18
                              Unzen 4 Quentchen wog, und 36° am Araͤometer zeigte, zur Seife. Man
                              erhielt eine mit Beihuͤlfe der Waͤrme durchscheinende Seife, deren
                              Durchscheinenheit jedoch waͤhrend des Erkaltens immer mehr und mehr sich
                              verminderte, bis sie endlich ganz nebelig wurde.