| Titel: | Static der Dampf-Kessel von Johann Leonhard Späth, k. baier. Hofrath und Professor. | 
| Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. II., S. 17 | 
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                        II.
                        Static der Dampf-Kessel von Johann Leonhard Späth, k.
                           								baier. Hofrath und Professor.
                        Späth's Static der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die Principien nach welchen der Englaͤnder Herr Woolf seine von ihm vielfaͤltig erbauten, in ihrer
                              									Art vorzuͤglichsten Dampfmaschinen berechnet,
                              									lassen sich bekanntlich mit den von unsern Physikern seither uͤber die
                              									Daͤmpfe aufgestellten Theorien schlechterdings nicht vereinigen; weil sie
                              									geradezu gegen jene anstossen. Da aber diese Principien sich aus meiner,
                              									uͤber den Uebergang eines geschmolzenen mineralischen Koͤrpers aus
                              									diesem Zustand in den dampf- und gasartigen Zustand, genommenen in dem X. Band 3.
                              									Heft dieses Journals aufgestellten Ansicht, unmittelbar ableiten lassen; so stelle
                              									ich deswegen in diesem Aufsaze uͤber den Zustand und
                                 										stetischen Druk der Daͤmpfe in einem Dampfkessel folgende Betrachtungen
                                 										an.
                           a) Wird naͤmlich ein luftdichter, zum Theil mit
                              									Wasser angefuͤllter, luftleer gemachter, und mit einem Ventil oder Barometer und einem Thermometer versehener metallener Kessel der Flamme ausgesezt, welche sein Wasser nach und nach zum Sieden
                              									bringt, so steigen vorerst aus dem Wasser bei successiver Erwaͤrmung
                              									desselben die ihm incolirenden Stoffe heraus; sie folgen
                              									der aufwaͤrts gehenden Stroͤmung der Feuertheile, und blaͤhen
                              									sich in ihren Huͤllen in so weit auf, bis sich die Ueberwucht der
                              									Elasticitaͤt ihrer Waͤrmestoffe uͤber die sie bindende
                              									Kraͤfte ihrer Grundstoffe erschoͤpfet, und erfuͤllen so den
                              									leeren, uͤber dem Wasser befindlichen Raum im Kessel mit einem sehr
                              									duͤnnen dampfartigen Medio; wie ich bereits im X.
                              									Band 3. Heft dieses Journals fuͤr die metallischen
                                 										Daͤmpfe angefuͤhrt habe es folgen diesen mit dem Beginnen des
                              									Siedens unter einer Temperatur von 80 Graden nach Reaumuͤr, erst die wesentlichen Stoffe des Wassers selbst, die in
                              									dem Moment ihrer Trennung von der obersten Wasser-Schicht in den activen Schichten
                              									ihrer Huͤllen sich in so weit dampfartig
                              									aufblaͤhen, als sie jenes Medium von sich draͤngen koͤnnen; und so nach und
                              									nach in dem Kessel seinen wasserleeren Raum als sogenannte Daͤmpfe in so weit erfuͤllen, als in ihm nur immer Plaz
                              									finden moͤgen – es blaͤhen sich dabei die activen Schichten der
                              									Huͤllen der Wassertheile in ihrem Dualismus in so weit auf, daß die
                              									Daͤmpfe einen 1500mal groͤßeren Raum als in dem natuͤrlichen
                              									Zustand des Wassers erfuͤllen; und spannen sich in diesem Zustande in ihren
                              									aufgeblaͤheten Huͤllen in so weit, als sie durch den Druk der
                              									Wassertheile, welche die Stroͤmung der aufsteigenden Feuertheile weiters mit
                              									sich zu nehmen und in Dampfgestalt an die uͤbrigen anzuschließen strebt,
                              									gedrukt werden.
                           Dieser Druk ist fuͤr einen zur Haͤlfte mit Wasser angefuͤllten
                              									Kessel gewoͤhnlich dem Gewichte einer
                                 										Wassersaͤule von 28 Pariser-Zoll – gleich; ist aber meines
                              									Erachtens mit dem Verhaͤltniß in naͤherer Beziehung, welches zwischen
                              									dem Wasserraume des Kessels und seinem leeren Raum uͤber demselben statt
                              									findet – es ist dieser Druk um so groͤßer; je groͤßer der leere
                              									Raum des Kessels zu seinem Wasserraum ist; weil eine groͤßere elastisch
                              									fluͤßige Masse, immer staͤrker als eine kleinere durch die nemliche
                              									Kraft sich zusammen druken laͤßtTiefe Ansicht bestaͤttiget sich schon durch die von Hrn. Betaneourt in kleinen Dampfkesseln angestellte
                                    											Versuche.Denn als diese mit 1/10 1/4 1/2 3/4 mit Wasser angefuͤllt waren,
                                    											zeigte auch der Druk der Daͤmpfe zu 31, 40,, 29, 00,, 28, 60,, 28, 00
                                    											Zollen.
                           b) Ist der Dekel des Kessels staͤrker als sein
                              									Boden, oder Seitenwaͤnde, so koͤnnen ihn in gegebener Zeit um so
                              									weniger Feuertheile durchdringen, je staͤrker er ist es stemmen sich daher an
                              									ihn jene Feuertheile, die ihn nicht so schnell passiren koͤnnen, als sie aus
                              									dem Boden und an den vom Feuer bespielten Seitenwaͤnden des Kessels
                              									gleichzeitig aufsteigen; es sammelt sich deswegen in dem Kessel eine von Oben nach
                              									Unten sich immer mehr anhaͤufende, und nach ihrer Intensitaͤt immer
                              									mehr zunehmende Menge von Feuertheilen oder sogenannter freier
                                 										Waͤrme an; die sich dem in dem Kessel befindlichen Thermometer mittheilet, und
                              									seine Temperatur immer hoͤher hebet, je dichter
                              									dieß elastisch Fluͤssige wird.
                           Aus diesem elastisch Fluͤssigem gewinnen nun die Grund-Stoffe jenes Etwas. Band X. 2. Heft, wodurch ihre Kraͤfte
                              									zunehmen um so mehr, je laͤnger der Kessel in der Flamme verbleibt –
                              									sie saugen durch ihre stetig verstaͤrkende Kraͤfte dies
                              									Fluͤßige selbst an sich, und legen dasselbe schichtenweise ihren
                              									Huͤllen an Umfange zu, waͤhrend sie gleichzeitig durch dieselbe von
                              									innen die aufgeblaͤheten activen Schichten ihrer Huͤllen an sich
                              									ziehen, oder an ihre latenten Schichten zunaͤchst anschliessen; so daß also
                              									die Huͤllen von innen um so viel einschwinden, als sie sich gleichzeitig von
                              									Aussen vergroͤßern, mithin die Daͤmpft selbst ihr Volumen nicht
                              									aͤndern – es dauert dieß Einziehen von Innen, und das Zulegen von
                              									Aussen so lange fort, bis der Zwischenraum, welcher bei dem Entstehen der
                              									Daͤmpfe in jeder Huͤlle durch die Absonderung ihrer activen, sich
                              									blaͤhenden Schichten, von ihren noch latenten entstehen mußte, mit Feuertheilen ganz erfuͤllt ist; die sich
                              									schichtenweise in steter Continuitaͤt uͤbereinander legen; mithin der
                              									Zustand der Daͤmpfe in der nemlichen Flamme beharrlich wird. Ziehen die Grundstoffe der Daͤmpfe durch ihre
                              									stets zunehmende Kraͤfte ihre aufgeblaͤheten Huͤllenschichten
                              									nach und nach ein, so wuͤrden sie saͤmmtliche latent machen: wenn
                              									nicht die benachbarten auch gleichzeitig durch ihre Kraͤfte sich in ihren
                              									Huͤllenschichten afficirten, und dadurch den bindenden Kraͤften ihrer
                              									eigenen Grundstoffe entgegen wirken.
                           Durch diese wechselseitige Einwirkung kommen nun die afficirten
                              									Huͤllenschichten in freiere Umstaͤnde, in welchen sie sich durch ihre
                              									Elasticitaͤt activ zeigen, und durch dieselbe sich stetig von ihren
                              									Grundstoffen zu entfernen streben – es ist dieser active Zustand fuͤr
                              									die aͤußersten Schichten der Huͤllen am groͤßten, nimmt aber
                              									von Aussen noch immer nach dem Ueberschuß der Kraͤfte ab, um welche jeder
                              									Grundstoff jede Schichte seiner Huͤlle staͤrker an sich haͤlt,
                              									als die benachbarten sie durch ihre Kraͤfte in ihrem Abstande afficiren
                              									koͤnnen – es faͤllt daher die lezte active Schichte in jeder
                              									Huͤlle dorthin, wo die Kraͤfte, mit welchen die benachbarten
                              									Grundstoffe sie anziehen, gegen die Kraft nur unbedeutend ist, mit welcher ihr
                              									eigener Grundstoff sie an
                              									sich haͤlt oder bindet; es schließet sich daher diese Schicht
                              									zunaͤchst an die latenten Schichten der Huͤlle jedes Grundstoffes an;
                              									und ihre Lage in jeder Huͤlle ist in so weit bestaͤndig, als mit dem
                              									Zunehmen der bindenden Kraͤfte der Grundstoffe, auch die Kraͤfte
                              									zunehmen, mit welchen sie sich als benachbarte in ihren Huͤllen-Schichten
                              									gleichzeitig afficiren.
                           c) Jemehr daher die Grundstoffe ihre dampfartig
                              									aufgeblaͤhte Huͤllenschichten nach und nach einziehen, oder in
                              									denselben ihre Continuitaͤt herstellen, um so staͤrker druͤken
                              									oder spannen sich die Huͤllen der benachbarten
                              									Grundstoffe unter sich wechselseitig; sie stemmen sich eben so auch gegen die
                              									Waͤnde des Kessels und gegen sein Ventil; und tragen eine um so
                              									laͤngere Queksilber Saͤule, wenn der Kessel statt diesen, mit einem
                              										Barometer versehen ist.
                           Diese Spannung der Daͤmpfe ist nur fuͤr den ersten Moment ihrer
                              									Entstehung die geringste, nimmt aber mit der Menge der
                                 										Feuertheile, welche sich schichtenweise bei dem Einziehen der
                                 										aufgeblaͤheten Huͤllenschichten zulegen stetig zu sie nimmt
                              									daher ans jeden Fall nach dem Gesez zu, in welchem die Kraͤfte der
                              									Grundstoffe sich in gleichen aufeinanderfolgenden Zeittheilen verstaͤrken;
                              									weil die Grundstoffe immer ihren Kraͤften proportionirte Menge von
                              									Feuertheilen an sich saugen – bis endlich die Spannung der Daͤmpfe am groͤßten wird, in dem Moment, in welchem die
                              									Continuitaͤt in den Schichten der Huͤllen hergestellt, oder der
                              									Zustand der Daͤmpfe in dem Dampfkessel beharrlich
                              									geworden ist.
                           d) So wie aber die Grundstoffe der Daͤmpfe in
                              									gleichen aufeinanderfolgenden Zeittheilen, fuͤr die Completirung der
                              									Continuitaͤt in ihren Huͤllenschichten, ihrer Kraͤfte
                              									proportionele Quantitaͤten freier Feuertheile consummiren (b) um so mehrere derselben
                              									streben auch von ihren Huͤllen sich gleichzeitig loszureissen, und sich in
                              									dem Kessel strahlend zu verbreiten – es haͤufen sich daher die
                              									Feuertheile in dem Kessel immer mehr an, oder die freie auf den Thermometer wirkende Waͤrme wird immer intensiver; es steiget daher auch das Thermometer von dem
                              									Moment der Entstehung der Daͤmpfe an, mit der zunehmenden Intensitaͤt
                              									der freien Feuertheile in dem Kessel, bis er endlich seinen hoͤchsten Stand erreicht, in dem Moment, in welchem die
                              									Daͤmpfe ihren Beharrungs-Stand selbst antreten.
                           In diesem Moment restituirt sich die Intensitaͤt der freien Waͤrme in
                              									dem Raume des Kessels aus der Menge der Feuer-Theile, die waͤhrend der Kessel
                              									der Flamme ausgesezt war, in ihm mehr aufsteigen, als von seinen Daͤmpfen
                              									consumirt wurden, und durch seinen Dekel in die Luft uͤbergegangen sind
                              									– es verbleiben Leztere auch noch in dem Kessel, wenn er in die Feuerquelle ganz eingesenkt ist; die deswegen auch seinen
                              									Dekel bedekt; – wobei also die Intensitaͤt der freien Feuer-Theile der
                              										Intensitaͤt der Flamme selbst gleich ist.
                           e) Nach diesem uͤber die Dampfe in dem Dampfkessel
                              									aufgestellten stetischen Betrachtungen, findet daher einmal in einem Kessel dessen
                              									Dekel mit der Luft in Beruͤhrung ist, keine Verdichtung
                                 										derselben in den Dampfraum statt, wie einige unserer Physiker behaupten
                              									wollenes bleiben – statt dessen noch immer die Daͤmpfe in ihrem
                              									urspruͤnglichen Volumen; nur fuͤllen sich die Raͤume, welche
                              									die in dem Moment der Entstehung der Daͤmpfe sich blaͤhende Schichten
                              									bei ihrer Trennung von den latenten uͤbrig gelassen haben, nach und nach mit
                              									Feuertheilen in so weit aus, daß jeder Grundstoff seine Huͤlle integrirt,
                              									oder eine Huͤlle um sich erhaͤlt, die in dem vorigen Durchmesser
                              									seiner dampfartigen Huͤlle in ihren Schichten
                                 										continuirlich ist; und so durch die Totalitaͤt der Feuertheile ihrer
                              									activen Schichten gegen den Kessel druket.
                           Auch ist ferner der Druk der Daͤmpfe, wie einige statuiren wollen nicht unbegraͤnzt – er findet statt dessen
                              									dorten seine Graͤnze, wo ihr Beharrungsstand eintritt, oder die
                              									Huͤllen sich ganz complettirt haben. Da ferner nach meiner Ansicht bei und
                              									nach der Entstehung der Dampfe die Feuertheile, oder die sogenannte Waͤrme
                              										gebunden wird, so entspricht dieselbe auch von dieser
                              									Seite der Erfahrung! Denn nach den von Dalton
                              									angestellten Versuchen, schmelzen Daͤmpfe von gegebener Temperatur mehr Eis
                              									als eine gleiche Quantitaͤt Wasser von der nemlichen Temperatur – die
                              									Roͤhre des Kuͤhlfaßes und der Helm bei der Destillation aus der Blase,
                              									werden von den tropfbar fluͤßig gewordenen Daͤmpfen viel heißer, als
                              									von einer gleichen Menge
                              									Wasser, die eben den Grad der Waͤrme hat – Daͤmpfe in einem
                              									Gefaͤß mechanisch zusammengedrukt, entbinden eine betraͤchtliche
                              									Waͤrme.
                           Ueber dem allen entspricht diese Ansicht auch der von Hrn. Woolf mit Dampfmaschinen selbst angestellten Versuchen, und aus denselben
                              									gefolgerten Regeln, wie ich in der Folge zeigen werde.
                           Koͤnnen naͤmlich die Daͤmpfe aus dem Kessel in ein Gefaͤß
                              									uͤbergehen, das immer in einer Temperatur erhalten wird, die der Temperatur
                              									ihres Beharrungsstandes in dem Kessel gleich ist, waͤhrend der Abgang
                              									derselben in dem Kessel sich stetig ersezet – so breiten oder blaͤhen
                              									sie sich in einem Raume aus, in welchem sie die
                                 										verstaͤrkte Spannung verlieren, die sie von dem Moment ihrer
                              									Entstehung bis zum Antritt ihres Beharrungsstandes in dem Kessel erhalten.
                           Erhielten z. E. die Daͤmpfe in gewisser Zeit eine Dichte wornach sie gegen das
                              									Ventil mit 10 Pfund mehr als bei ihrer Entstehung druken, und sie gehen nun in jenes
                              									Gefaͤß uͤber, so dehnen sie sich in einem Raum aus, der 10mal
                              									groͤßer als der Dampfraum des Kessels ist, bis sie jene Dichte wieder
                              									gewinnen, die sie urspruͤnglich oder bei ihrer Entstehung hatten, und wobei
                              									ihr Druk einer Queksilbersaͤule von 28'' gleich ist.
                           II. Um nun diese Ansicht auch durch Versuche zu erwaͤhren, benuͤze ich
                              									die von Hrn. Professor Arzberger in Wien angestellte, in
                              									dem vortrefflichen Jahrbuch des polytechnischen Instituts allda Band I. beschriebene
                              									schaͤzbarste Versuche, die mit einer eigenen, mit einem Ventil versehenen Vorrichtung aufs sorgfaͤltigste angestellt und
                              									rezetirt wurden; und sich weiter als alle uͤbrige seither von andern
                              									angestellte Versuche solcher Art erstreken: da sie bis zu einer Temperatur von 179
                              									Graden nach Reaumuͤrs 80theiliger Scala sich
                              									extendiren.
                           Nach diesen Versuchen ergab sich nun der Druk oder die Spannung der Daͤmpfe
                              									bei verschiedenen Temperaturen nach Reaumuͤrscher
                              									80theiliger Scala, in Pariser Zollen, wie folgt:
                           
                              
                                 Temperatur.
                                 Spannung.
                                 Temperatur.
                                 Spannung.
                                 
                              
                                     89
                                 41,40 Zoll
                                     129 
                                 165,37
                                 
                              
                                   965
                                 55,18
                                     151
                                 303,11
                                 
                              
                                 107,5
                                 82,73
                                     178
                                 578,59
                                 
                              
                           
                           a) Da mir nun alles zunaͤchst darauf ankam, den
                              										Hizgrad der Daͤmpfe fuͤr ihren
                                 										Beharrungsstand in dieser Vorrichtung zu finden, so trug ich auf eine
                              									gerade Linie als Absisten nach dem verjuͤngten
                              									Maaßstabe die Barometer-Hoͤhen des Versuchs, und sezte auf dieselbe die ihnen
                              									zupassende Grade der Temperatur als Ordinaten, und fand
                              									so vorerst den groͤßten Hizgrad welchen die
                                 										Daͤmpfe in dieser Vorrichtung erreichen moͤgen,
                              									folgendermaßen:
                           Als ich naͤmlich auf die Endpuncte der Ordinaten die Curve selbst zog, zeigte sichs, daß von der Absiste von 28 Zollen und
                              									ihrer Ordinate zu 80 Graden, bis zur Absiste 82,73 und ihrer Ordinate 107,5 die
                              									Curve eine Logistik sey, die sich bei der leztern
                              									Ordinate in eine andere Logistik verliert, welche sich endlich in einen langen Ast,
                              									nahe zu mit der Absiste parallel verlaͤuft.
                           Nach dieser Construction scheint daher mit dir Temperatur von 107 Graden die
                              									Verdampfung im Dampfraum sich zu enden; und leztere Curve mit den Coordinaten 107,
                              									183 anzufangen. Fuͤr diese interpolirte ich nun die zwischen die Ordinaten
                              									151, 178 mitten hineinfallende Ordinaten zu 167 Graden; verlaͤngerte die
                              									Ordinate 151 um (x) Zolle; und fand nun nach der
                              									bekannten logistischen Analogie
                           x : x – 16 = x – 16 : x – 27; daß x = 51
                              									Grade;
                           wornach sich also ergibt, daß die Daͤmpfe in der Vorrichtung des Hrn.
                              									Professor Arzbergers hoͤchstens mit 151 + 51 oder mit 202 Grade sich erhizen;
                              									oder daß die Temperatur ihres Beharrungsstandes 202 Grade seyn muͤsse
                           b) ist der groͤßte
                                 										Hizgrad auf diese Art bestimmt, welchen die Daͤmpfe in dieser
                              									Vorrichtung erreichen moͤgen, so kam nun alles darauf an, auch den
                              									groͤßten Druk, oder die Barometerhoͤhe
                                 										aufzusuchen, deren Druk dem Druk der Daͤmpfe unter sich und gegen den
                                 										Kessel das Gleichgewicht haͤlt.
                           Dieser Druk ergibt sich nun immer aus der Differenz einer logistischen Scala, nach
                              									welcher die Spannung der Daͤmpfe mit der Completirung ihrer Huͤllen
                              									zunehmen wuͤrde, wenn alle ihnen sich zulegende Schichten activ blieben, und einer aͤndern logistischen Scala nach welcher
                              									die latent werbenden Schichten fuͤr gleiche Zeittheile anwachsen.
                           Da nun lezteres aus jenen Versuchen nicht abgenommen werden mag, so trug ich die im
                              									obigen Schematismus angegebene Temperatur auf eine gerade Linie als Absisten, und
                              									sezte die ihnen zukoͤmmliche Barometerhoͤhen, auf diese als Ordinaten
                              									senkrecht; wobei sichs zeigte, daß die Scala des stetischen
                                 										Druks der Daͤmpfe, von einer logistischen sehr abweiche, welche sie
                              									seyn wuͤrde, wenn nicht gleichzeitig Schichten latent werden
                              									muͤßten.
                           Um daher mich so nahe als moͤglich an die Resultate der Versuche selbsten zu
                              									halten, theilte ich die Absiste von der Temperatur 97 bis 178 in drei gleiche Theile
                              									jeden zu 27 Differenz, und sezte diese der 178 zu, um die Ordinate fuͤr 178 +
                              									27 = 205 Graden zu erhalten.
                           Dabei ergaben sich mir folgende Coordinaten:
                           
                              
                                 Absiste.
                                 Ordinate.
                                 Differenz.
                                 
                              
                                   97
                                   56
                                    –
                                 
                              
                                 124
                                 136
                                   80
                                 
                              
                                 151
                                 303
                                 167
                                 
                              
                                 178
                                 578
                                 275.
                                 
                              
                           aus welchen ich die Differenz der Ordinaten zwischen 178 und 208 Graden durch die
                              									Analogie 80 : 167 = 275 : 574 entnahm: so daß also die der Absiste 205 entsprechende
                              									Ordinate 578 + 574 = 1152 Pariser Zolle seyn wuͤrde; woraus sich ferner
                              									ergibt, daß die Daͤmpfe in dieser Vorrichtung in ihrem groͤßten
                              									Hizgrad von 202 Graden; hoͤchstens eine Queksilbersaͤule von 1088
                              									Pariser Zollen tragen koͤnnten.
                           c) Was ferner die von dem Englaͤnder Woolf mit
                              									Dampfmaschinen selbst angestellte Versuche anbelangt, so befinden sich dieselbe in
                              									dem Band 55. des vortrefflichen Journals des Hrn. Prof. Gilbert 1817 aufgenommen; und sind im wesentlichen folgende.
                           Nach denselben ist naͤmlich der Druk der Daͤmpfe, wie bei 80 Graden auf
                              									einen englischen Quadratzoll des Kessels, beilaͤufig 15 Pfunde; oder dem Druk
                              									der Luft auf diese Flaͤche gleich.
                           Als nun Hr. Woolf den Hebelarm in so weit beschwerte daß
                              									er das Ventil mit 15 Pfund wirklich aufdruͤkte, so mußten die Daͤmpft sich auf 97
                              									Grade erhizen, bis ihr Druk auf das Ventil 15 + 15 oder 30 Pfund betrug, und es
                              									dehnten sich nun die Daͤmpfe nach ihren Uebergang in einen Cylinder von 97
                              									Temperatur nach Reaumuͤr in einem Raume aus, der
                              									15mal groͤßer als der Dampfraum im Kessel war, bis ihr Druk auf einen
                              									Quadratzoll wieder auf 15 Pfund zuruͤkkam. Ueberhaupt aber fand Hr. Woolf folgende Expansivkraͤfte der Feuertheile der
                              									Daͤmpfe.
                           
                              
                                 Temperatur.
                                 Spannung.
                                 Temperatur.
                                 Spannung.
                                 
                              
                                   87
                                 15 +   5 Pfund
                                     105
                                 15 + 25
                                 
                              
                                   92
                                      + 10
                                     107
                                         30
                                 
                              
                                   97
                                      + 15
                                     109
                                         35
                                 
                              
                                 101
                                      + 20
                                     111
                                         40
                                 
                              
                           Wenn also nach Hr. Woolf das Ventil wirklich durch 5 oder
                              									auch durch (m) Pfunde niedergedruͤkt wurde, so
                              									war das Bestreben der Feuertheile der Daͤmpfe sich auszubreiten, auch 5mal
                              									oder uͤberhaupt (m) mal groͤßer, als es fuͤr die in ihrem
                              									urspruͤnglichen Zustand bei 80 Graden befindlichen Daͤmpfe ist.
                           Diese Ausbreitung der Daͤmpfe ist daher nach (111) eine direkte Folgerung aus
                              									meiner uͤber die Dampfe und Dampfkessel aufgestellten Ansicht.
                           Da bei dieser Vorrichtung eine Queksilbersaͤule von 578 Zollen einem Druk von
                              									50 Wiener Pfunden gleich ist, so ist auch 94 Pfund mit 1088 gleichachtiges
                              									wuͤrden daher auch die Daͤmpfe bei einer Temperatur von 202 Graden, in
                              									einem 94mal groͤßern Raum sich ausbreiten, bis ihre Dichte ihrer
                              									urspruͤnglichen von 28 Zoll Druk wieder gleich wuͤrde.
                           d) Werden die Daͤmpfe durch eine aͤußere
                              									Kraft in einem Gefaͤß von ihrer Temperatur zusammengedruͤkt, so schließen sich ihre aufgeblaͤhten
                              									Huͤllen-Schichten um so naher an ihre uͤbrige latente an, je starker
                              									sie gedruͤkt werden – es springen gleichzeitig die aͤußern
                              									Schichten ihrer Huͤllen bei starker Deformation unter großen Druk nach und
                              									nach auf, und zerstreuen ihre Feuertheile, so daß am Ende nur noch jene Schichten
                              									verbleiben die den latenten am naͤchsten, und
                                 										eigentlich Wasser in seinem concreten Zustand bei hoher Temperatur
                                 									sind.
                           Verbreiten sich statt dessen die Dampfe in einem Gefaͤß, das gegen sie sehr
                              										kalt ist, so reißen sich die Feuertheile ihrer aufgeblaͤhten
                              									Huͤllenschichten von ihnen los und theilen sich dem Gefaͤß mit, das
                              									dadurch seine Temperatur erhoͤht, – es verlieren so die Daͤmpfe
                              									nach und nach jene Schichten, durch welche sie eigentlich in die Dampfgestalt
                              									kommen, und es verbleiben ihnen noch jene uͤbrig, die
                                 										den latenten am naͤchsten sind und eigentlich concrete Wassertheile
                              									sind; sie verlieren bei sehr starker Erkaltung auch nach und nach von diesen
                              									latenten Schichten, und blaͤhen sich in denselben durch die Entkraͤftung ihrer Grundstoffe wenn sie zu Eis werden.
                           Da nun alle die Phaͤnomene welche uns Daͤmpfe zeigen, sich nicht nur
                              									nach meiner uͤber dieselbe hier aufgestellten Ansicht erklaͤren
                              									lassen, sondern zunaͤchst aus derselben sich folgern; so scheint es mit der
                              									bei ihr zum Grunde liegenden Hypothese vorerst nicht ganz
                                 										ohne zu seyn!
                           Um daher dieselbe noch mehr zu erwaͤhren, werde ich in der Folge noch die
                              									fuͤr Technologie sehr wichtige Phaͤnomene der Zersezung, Einsaugung und Faͤllung, nach
                              									derselben auf stetische Geseze bringen, und außerdem dieselbe noch auf die
                              									Meterologie und den Galvanismus anwenden.
                           Muͤnchen den 10. Dezember 1822.