| Titel: | Ueber die Bereitung der Schwefelsäure in England. | 
| Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XXII., S. 89 | 
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                        XXII.
                        Ueber die Bereitung der Schwefelsäure in
                           									EnglandIm 9. Bd. S. 187. des polyt. Journals
                                 										haben wir das Verfahren, wie in Frankreich die Schwefelsaure fabrizirt wird,
                                 										nebst Bemerkungen von einigen Etablissements in Deutschland mitgetheilt. Zu
                                 										mehrerer Vollstaͤndigkeit theilen wir noch nachtraͤglich das
                                 										Verfahren, wie man diese Saͤure in England erzeugt, aus G. Broling's Resa i
                                       												England. Stokholm 1817. 8. III. Delen. p. 276.
                                 										uͤbersezt vom Hof-Kammerrath und Professor Dr. Blumhof in
                                 											Gießen, nebst dem Grundrisse einer
                                 										Schwefelsaͤure-Fabrik aus Parkers chemischen Abhandlungen, wovon im
                                 										Industrie-Comptoir in Weimar 1821 eine Uebersezung erschien, mit. D..
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Ueber die Bereitung der Schwefelsäure in England.
                        
                     
                        
                           Vormals wurde diese nuͤzliche Saͤure aus
                              									schwefelsauren Eisenoxydul (Eisenvitriol) bereitet, welches zufoͤrderst durch
                              									gelindes Brennen von seinem Kristallwasser befreit, und dann in irdenen Retorten
                              									destillirt ward, wo sich die Schwefelsaͤure von dem Eisenoxydul trennt und in
                              									die Vorlage uͤbergeht.
                           
                           Sie war schon in alten Zeiten bekannnt, und wurde geraume Zelt bloß auf die
                              									erwaͤhnte Art, vorzuͤglich zu Nordhauesen in Niedersachsen, bereitet,
                              									woher sie denn auch den Namen Nordhaͤuser
                                 										Vitrioloͤl erhielt, welches gelblich ist, und weiße Daͤmpfe
                              									entwikelt. Durch Kochen in der Retorte wird sie davon befreit und wasserhell.
                           Als man spaͤter die Entdekung machte, daß beim Verbrennen des Schwefels in
                              									freier Luft Schwefelsaͤure erzeugt wirb, fing man an, diese Saͤure aus
                              									einem Gemenge von Schwefel und Salpeter, welches in Kammern, die inwendig mit Glas
                              									oder Blei bekleidet waren, entzuͤndet wurde, zu bereiten. Diese Erfindung
                              									wird einem englischen Doctor Ward zugeschrieben.
                           Concentrirte Schwefelsaͤure ist dem Ansehen nach dik wie Oel, wasserhell, ohne
                              									Geruch, aber von stark saurem Geschmak. Zuweilen ist die Saͤure von
                              									hineingefallenen Pflanzenstoffen, z.B. von Kork, Papier etc. mehr oder weniger
                              									gefaͤrbt, weil sie auf alle organischen Koͤrper zerstoͤrend
                              									einwirkt.
                           Wenn Schwefelsaͤure mit Wasser vermischt wird, so wird eine bedeutende Menge
                              									von Waͤrme frei, weßhalb vorausgesezt wird, daß diese Vermischung
                              									allmaͤlig und sehr vorsichtig geschehen muͤsse, so daß das
                              									glaͤserne Gefaͤß nicht zerspringt. Die concentrirte
                              									Schwefelsaͤure muß gegen die Einwirkung der Luft wohl verwahrt werden, weil
                              									sie zu der Feuchtigkeit der leztern eine starke Attraction hat, und dadurch sehr
                              									bedeutend geschwaͤcht wird.
                           Das spezifische Gewicht dieser Saͤure ist nach dem Grade der Concentration
                              									sehr verschieden; nach Berzelius 1,750 bis 1,850.
                           In England wird die Schwefelsaͤure auf folgende Weise bereitet: in einem
                              									hinlaͤnglich großen Gebaͤude befinden sich 3 Bleikammern (Vossels), jede so groß wie Fig. 10. Tab. II, im
                              									Grundriß, und Fig.
                                 										11 im Durchschnitt zeigen. Diese sind 15 Ellen lang, 4 1/2 Ellen breit und
                              									5 Ellen hoch. Der Koͤrper dazu besteht aus 4 Zoll ins Gevierte starken und 12
                              									Zoll von einander stehenden Ribben, welche an den Waͤnden und an der Deke mit
                              									3/8 Zoll diken, am Boden aber mit etwas staͤrkern Bleiplatten bekleidet
                              									sind.
                           Diese bleiernen Scheiben sind an das Holzwerk auf dreierlei Art befestigt. Wo nur die
                              									geringste Starke erfoderlich ist, um die Platten zu halten, da nimmt man bloß
                              									Bleinaͤgel mit platten Koͤpfen. Wo etwas mehr Staͤrke
                              									noͤthig ist, werden eiserne Stifte mit einem weit groͤßern bleiernen
                              									Kopfe zusammen gegossen, und in der Deke, wo keine dieser Nagelsorten ein solches
                              									Gewicht zu tragen vermag, werden Schließhaken angebracht, welche die Ribbe umfassen,
                              									und daran fest geloͤthet werden koͤnnen; auf der inwendigen Seite
                              									hingegen kann keine Loͤthung statt finden. – Außer diesen sind, wie
                              									aus der Zeichnung zu ersehen, 6 runde Pfeiler erforderlich, um die Deke, welche ganz
                              									platt gemacht wird, zu unterstuͤzen. Daß diese Pfeiler mit Blei bekleidet
                              									seyn muͤssen, versteht sich von selbst.
                           An einer der langen Seiten von jeder Kammer befinden sich 6 Oeffnungen, jede etwa von
                              									1 Elle ins Gevierte, welche mit Klappen, die inwendig mit Blei gefuttert sind,
                              									verschlossen werden koͤnnen (Fig. 11). Diese Klappen
                              									kann man mittelst hoͤlzerner Schwingen aufziehen und niederlassen.
                           Vor jedem Fenster steht ein großes Faß von Gußeisen, 6 Viertelellen 2 Zoll lang 3 V.
                              									F. 4 Zoll breit und 5 Zoll tief. Unter demselben befindet sich ein mit Blei
                              									bekleidetes hoͤlzernes Geruͤste, welches unten mit 4 bleiernen Stollen
                              									versehen ist, auf welchen das Faß aus und in die Kammer gebracht werden kann (Fig. 12, 13, 14, 15). Zwischen
                              									der untern Kante des Fensters und dem Boden ist ungefaͤhr 1 Elle Raum,
                              									folglich ist die Bank, woraus das Ganze ruht, nicht sonderlich hoch, aber fest.
                           Von dem Vorderende dieser Bank gehen Rinnen in die Bleikammer (Fig. 10), in welchen die
                              									vorhin erwaͤhnten Rollerlaufen. Diese Rinnen sind 2 Zoll breit, 3/4 Zoll
                              									tief, und muͤssen, wie alles Holzwerk in der Kammer, mit Blei bekleidet
                              									seyn.
                           Vor jeder Bleikammer befindet sich außerhalb unter dem Boden (der Sohle) ein mit Blei
                              									ausgelegter Kasten (Fig. 10, 11.), 1 1/2 Ellen lang, 1 1/4 tief und 5 Viertelellen breit, worin die in
                              									der Kammer bleibende Fluͤssigkeit abgezapft werden kann, weßhalb auch dieser
                              									Behaͤlter durch Bleiroͤhren mit der Kammer verbunden ist. Der Kasten
                              									selbst ist mit einem unterhalb mit Blei gefutterten Dekel belegt.
                           
                           An dem einen Ende der Werkstaͤtte fand sich eine kleinere Bleikammer von 4 1/2
                              									Ellen ins Gevierte und 5 Ellen Hoͤhe. Sie hatte nur ein Fenster und wurde nur
                              									dann gebraucht, wenn eine kleine Quantitaͤt Saͤure eiligst verlangt
                              									ward.
                           
                        
                           Bereitung der Schwefelsaͤure.
                           1. Der Schwefel wird zuerst auf einer steinernen Unterlage mit einem
                              									hoͤlzernen Stoͤßer, der ohne Stiel etwa 5 Zoll im Durchmesser und 12
                              									Zoll Hoͤhe hat, zerstoßen, und alsdann durch ein mittelgrobes Eisendrathsieb
                              									gesiebt.
                           2. Der Salpeter wird nicht zerflossen, sondern so wie er in Beuteln aus Ostindien
                              									kommt, von der Groͤße, wie Perl-Sand gebraucht.
                           3. Drei Koͤrbe Schwefel (jeder Korb zu 112 engl. Pfund gerechnet) werden mit
                              									28 Pfund Salpeter vermengt; dieses braucht nicht sehr genau zu geschehen, da das
                              									Mengen bloß mit einer eisernen Schaufel bewerkstelligt wird.
                           4. Drei solcher Koͤrbe mit gemengtemgememengtem Schwefel und Salpeter werden in gewoͤhnliche Schiebkarren
                              									geschuͤttet, und nach der Bleikammer geschoben.
                           5. Auf dem Boden des eisernen Fasses wird eine 1/2 Zoll dike Lage von
                              									Steinkohlenasche ausgebreitet. Dieses geschieht jedoch nicht oͤfter als bei
                              									jedem dritten oder vierten Abbrennen.
                           6. Wenn auf die Weise alle Faͤsser in Ordnung sind, wird der Schiebkarren vor
                              									das erste Fenster gestellt, und auf die ausgebreitete Asche 1 1/2 bis 2 Zoll hoch
                              									von dem Schwefel- und Salpetergemenge gelegt.
                           7. Zum Anzuͤnden (the lightning) bedient man sich
                              									eines sogenannten Zuͤndeisens (Fig. 16). Dieses ist von
                              									Eisen gegossen, 1 Zoll dik und von 6 Zoll Durchmesser; dabei voller kleiner fast
                              									erbsengroßer Loͤcher. An demselben ist ein 5 Fuß langer Stiel von
                              									geschmiedetem Eisen festgeschraubt.
                           8. Um das auf dem Fasse ausgebreitete Schwefelgemenge anzuzuͤnden, macht man
                              									das Zuͤndeisen rothgluͤhend, und legt dann einige Stangen Schwefel
                              									darauf, welche gleich zu brennen und zu schmelzen anfangen, und durch die
                              									Loͤcher des Zuͤnd-Eisens herabtraͤufeln. Dieses Eisen wird nun
                              									nach und nach uͤber die ganze Oberflaͤche gefuͤhrt, welche bald
                              									schwach zu verpuffen beginnt, wo das Faß so schnell als moͤglich eingeschoben und die Klappe
                              									niedergelassen wird. – Auf dieselbe Weise verfaͤhrt man mit den andern
                              									Faͤssern.
                           9. Das Abbrennen geht nachher in Zeit von etwa 1/2 Stunde vor sich; indeß werden die
                              									Klappen erst nach 3 Stunden geoͤfnet, um der schweflichten Saͤure
                              									Gelegenheil zu geben, sich zu sammeln.
                           10. Auf dem Boden der Bleikammer muß sich immer 3 bis 4 Zoll hohes mit schweflichter
                              									Saͤure vermischtes Wasser finden, welches hier Wash genannt, und theils beim
                              									Spuͤhlen der Concentrations-Kolben, theils dann erhalten wird, wenn einige
                              									der selben verungluͤken, in welchem Falle der abgespuͤhlte Sand in der
                              									Bleikammer zuruͤk gehalten wird, um solchen zu benuzen.
                           11. Nach Verlauf jener 3 Stunden werden die Klappen geoͤfnet, und das Faß
                              									mittelst einer mit hoͤlzernem Stiele versehenen eisernen Gabel
                              									herausgezogen.
                           12. Das Fenster wird jezt 1/2 Stunde lang offen gelassen, um der Bleikammer Luft zu
                              									geben, ohne welches das naͤchste Brennen nicht geschehen kann.
                           13. Die auf dem Brennfasse uͤbrig gebliebenen Kuchen (cakes) werden herausgenommen, und zu weiterer Benuzung in einen Trog
                              									gelegt (15). Nun wird ein neues Schwefelgemenge eingelegt, angezuͤndet,
                              									eingeschoben, abgebrannt und wie vorhin condensirt, womit man so lange
                              									fortfaͤhrt, bis das gemengte Quantum von 3 Koͤrben consumirt worden,
                              									welches nach Umstaͤnden in 20 bis 24 Stunden geschehen soll, wenn zwei
                              									Bleikammern oder 12 Abbrennfaͤsser gebraucht werden.
                           14. Der Boden der Bleikammer ist der Laͤnge nach 3 Zoll nach der Seite, wo der
                              									Bleisumpf (the receiver) ist, geneigt, und der Wash
                              									steigt in der gedachten Zeit bis auf etwa 1/2 Zoll. Gleichwohl faͤhrt man
                              									zuweilen mit dem Abbrennen so lange fort, bis er 9 bis 12 Zoll hoch gestiegen ist,
                              									wo er nach Erfodern in den bleiernen Behaͤlter abgezapft, und daraus wieder
                              									mit salzglasirten bauchigen Kruͤgen (Pitchers),
                              									von etwa zwei Kannen Inhalt, geschoͤpft wird.
                           15. Wenn sich nach vielen Braͤnden eine Menge Schwefelkuchen gesammelt hat, so
                              									werden diese mit den hoͤlzernen Stoͤßern zerstoßen. Diesesmal nimmt man
                              									jedoch nur halb so viel Salpeter als vorhin, oder 14 Pf. zu 336.
                           16. In zwei neben einander stehenden Oefen (Fig. 18. 19.) werden 12 Zoll
                              									lange, 10 Zoll breite und 1/2 Zoll dike gußeiserne Platten, die an jeder Seite 1/2
                              									Zoll aufstehende Kanten haben (Fig. 20.) zum
                              									Gluͤhen eingelegt.
                           17. Zum Transport dieser Platten dient ein kleiner Schub karren (Fig. 21), dessen Rad von
                              									12 bis 15 Zoll Durchmesser, unter dem Karren laͤuft, auf welchem sich ein
                              									kleines hoͤlzernes Gefaͤß befindet, von dessen Eken 4 eiserne
                              									Schrauben in die Hoͤhe stehen. An die Enden dieser Schrauben ist mittelst
                              									ober- und unterhalb befindlicher Muttern eine etwas groͤßere Eisenplatte
                              									befestigt, welche das unter derselben befindliche hoͤlzerne Geruͤst
                              									vor dem Verbrennen schuͤzt.
                           18. Von den im Gluͤhofen erhizten Platten werden 6 Stuͤk auf dem
                              									Schubkarren herbeigefahren, welche auf einen zu diesem Zwek herausgenommenen
                              									eisernen Faßboden gelegt werden. Ein Arbeiter sucht nun so schnell als
                              									moͤglich von den zerstoßenen Schwefelkuchen 1 Zoll hoch auf den Platten
                              									auszubreiten, worauf der Kasten eingeschoben und die Klappe niedergelassen wird.
                              									Hiemit wird durch alle Faͤsser fortgefahren, so lange noch von dem
                              									Schwefelkuchenpulver etwas uͤbrig ist. Nach dem Abbrennen werden die Platten
                              									abgekrazt, und der Ruͤkstand als unnuͤz weggeworfen.
                           
                        
                           Concentrirung der Schwefelsaͤure in der
                              									Bleipfanne.
                           Die in der Bleikammer erhaltene Saͤure ist noch sehr schwach, wegen des darin
                              									von Anfang an wasserhaltigen Wash, weßhalb sie abdampfen muß, ehe sie zur endlichen
                              									Concentrirung in den Kolben gethan werden kann.
                           Man bedient sich hiezu einer Bleipfanne von 4 1/2 Ellen Laͤnge, 2 1/2 Ellen
                              									Breite, und 12 Zoll Tiefe, Diese Pfanne steht auf einer gußeisernen, wenigstens 1
                              									1/2 Zoll diken, Platte, an deren vordem Ende sich ein Schuͤrloch, mit Rost
                              									und Aschenraum darunter befindet (Fig. 22).
                           In dieser Bleipfanne duͤnstet die Schwefelsaͤure bei schwachem
                              									Heizfeuer bis zu einem gewissen Grade ab, den der Arbeiter nicht so genau zu kennen
                              									angab, weil solcher immer von dem Eigenthuͤmer des Werks selbst gepruͤft
                              									wurde, der sich da bei ein Geheimniß vorbehalten haben wollte. Man glaubte indeß,
                              									daß dieses Abdampfen so lange fortgesezt wuͤrde, bis eine Pinte (1/8 Gallon)
                              									1 Pfund 4 Unzen waͤgt.
                           
                        
                           Concentrirung der Schwefelsaͤure in Glaskolben.
                           In einem andern Zimmer befanden sich 18 Sandkapellen auf jeder Seite eines liegenden,
                              									und von jeder dritten Kapelle aufrechtstehenden Schornsteins, so daß 6 Kapellen
                              									einen solchen gemeinschaftlich haben (Fig. 23).
                           Die Kapellen waren von Gußeisen, von 3 Viertelellen Durchmesser und 12 Zoll tief, in
                              									vierekigen 1 1/2 Zoll diken gußeisernen Platten haͤngend (Fig. 24). Die Roste
                              									hatten ungefaͤhr 12 Zoll ins Gevierte, und konnten durch bewegliche 8 bis 9
                              									Zoll hohe und 10 Zoll breite eiserne Klappen verschlossen werden.
                           Der liegende Schornstein hat eine Oeffnung von 4 Zoll Breite und 10 Zoll
                              									Hoͤhe.
                           Die Kolben, welche hier gebraucht wurden, sind von 12 bis 15 Zoll Durchmesser, 1 Elle
                              									8 Zoll Hoͤhe, mit kurzen herabgebogenen Haͤlsen von 8 bis 10 Zoll
                              									Laͤnge und 1 1/2 Zoll Muͤndungs-Durchmesser (Fig. 25).
                           Diese Kolben werden 3 bis 4 Zoll tief in Sand gesezt und bis auf 3/4 mit dem in der
                              									Bleipfanne befindlichen Wash angefuͤllt.
                           Das Fuͤllen der Kolben geschieht durch bleierne Trichter (Fig. 26.), die so gemacht
                              									sind, daß der Wash durch die etwas herabgebogenen Kolbenhaͤlse
                              									eingeschuͤttet werden kann, welches mittelst der vorhin erwaͤhnten
                              									salzglasirten Kruͤge geschieht.
                           Um die Kolben wird dann ein Dach von ungebrannten Thonscheiben gemacht, welche sich
                              									mit dem breiten Ende auf die Kante der Kapelle stuͤzen, und gegen den Hals
                              									des Kolbens auf die Weise incliniren, wie Fig. 25 zeigt. Unter
                              									diesen Thonscheiben ist eine viel schmaͤler als die andern, und wird so leise
                              									eingefuͤgt, daß sie waͤhrend der Operation ohne Schwierigkeit
                              									aufgehoben werden kann. Aus dieser Ursache laͤßt man auch alle diese kleinem
                              									Scheiben auf ein und derselben Seite, damit sie der Arbeiter leicht wieder finden
                              									kann, wenn er auf den Kolben hinabsehen muß, um zu beurtheilen, wie weit die Concentrirung
                              									vorgeruͤkt ist. – Die Ursache, weßhalb diese Thonscheiben ungebrannt
                              									gebraucht werden, duͤrfte seyn, daß sie sich dann mit einem Messer leicht
                              									abschneiden lassen, um an den Kanten dicht zusammen zu paffen, und eine dem
                              									Kolbenhalse angemessene genauere Rundung zu formiren. – Sie gehen zwar
                              									deßwegen oͤfter entzwei, koͤnnen aber auch ohne viele Beschwerde bald
                              									wieder von Neuen verfertigt werden.
                           Um den Hals des Kolbens wird ein Lappen von den stets vorraͤthigen
                              									Salpeterbeuteln festgebunden; eine andere Lutirung findet nicht statt, aber die
                              									herausfallenden Tropfen werden mittelst einer Glasroͤhre oder glasirten
                              									irdenen Rinne in ein darunter gestelltes Gefaͤß geleitet.
                           Auf dem Herde wird ein Steinkohlenfeuer angemacht, worauf das thoͤnerne Dach
                              									allmaͤlig etwas Waͤrme annimmt, und die Concentrirung beginnt; diese
                              									dauert meistentheils 36 Stunden, in welcher Zeit die Schwefelsaͤure in den
                              									Kolben bis auf 2/3 oder etwas mehr vermindert wird.
                           Um nachzusehen, ob die Concentration gut von statten gehe, und auch ein
                              									maͤßiger Feuergrad beobachtet werde, wird die vorhin erwaͤhnte kleine
                              									Thonscheibe etwas aufgehoben, wo man den eingeschlossenen Theil des Kolbens sehen
                              									kann.
                           Wenn der Wash eingeschuͤttet wird, ist er grasgruͤn. Nach
                              									ungefaͤhr 18 Stunden wird er gelblich, welche Farbe allmaͤlig
                              									verschwindet, so daß er endlich klar wird, so wie die Saͤure im Handel
                              									gewoͤhnlich vorkommt. Bei dieser ganzen Operation muß das Feuer sehr
                              									vorsichtig regiert werden, damit die Saͤure nur langsam abrauchen kann.
                              									Hauptsaͤchlich ist beim Schlusse der Concentrirung viele Vorsicht
                              									noͤthig, wo das Feuer von selbst ausgehen muß, und die Kolben nicht eher
                              									angeruͤhrt werden, als bis sie ganz kalt geworden sind.
                           Das Ausleeren der Kolben geschieht auf folgende Weist: Ein Salpetersak wird mit Heu
                              									angefuͤllt, und so flach wie ein Kissen gemacht, weßhalb es auch Pillow
                              									genannt wird. Man legt es zur Seite. Ein Arbeiter steigt auf die Kapellmauer, und
                              									hebt den Kolben vorsichtig auf, waͤhrend ein anderer die Haͤnde unter
                              									den Boden desselben bringt. Der Kolben wird nun auf das Polster gelegt, und in ein
                              									untergestelltes Gefaͤß ausgeleert. Was nicht herauslauft wird nebst dem, was sich
                              									am Boden des Kolbens festgesezt haben koͤnnte, umgeschuͤttelt, und in
                              									ein anderes Gefaͤß geschuͤttet, um sich zu sezen. Das Klare wird
                              									nachher zu der fettigen Schwefelsaͤure abgegossen, und der Ruͤkstand
                              									kommt wieder in die Bleikammer.
                           Mit der Concentrirung in 36 Kolben sind taͤglich ein Mann und eine
                              									Frauensperson, und des Nachts zwei Frauensleute beschaͤftigt.
                           Ich konnte nicht genau erfahren, wie lange diese Bleikammern ausdauern. Man sagte mir
                              									bloß, daß, da dieses Werk vor einigen Jahren umgebaut worden, die vorigen
                              									Bleikammern gewoͤlbartige Daͤcher gehabt haͤtten., die durch
                              									ihr Gewicht die Waͤnde auseinander druͤkten, weßhalb sie jezt flach
                              									angelegt und mit Stuͤzpfeilern versehen worden waͤren.
                           Die Bouteillen, worin die Schwefelsaͤure versandt wird, halten zwischen 130
                              									und 160 Pfund, und werden mit einer Art Thonpfroͤpfen zugepfropft. Diese
                              									Bouteillen sind mit geschmolzenem Schwefel verkittet, und zwar von der grauen Sorte,
                              									welche aus Sicilien kommt, und Terra Grisea genannt
                              									wird. Das Ganze wird mit grober Sakleinwand uͤberbunden.
                           
                        
                           Ansicht einer Schwefelsaͤure-Fabrik, mit ihren
                              									Werkstaͤtten und Zugehoͤrden.
                           A. A. A. A. Fig. 27. Tab. II. sind
                              									vier Bleikammern, fuͤr die Verbrennung, jede von fuͤnfzig Fuß
                              									Laͤnge auf zwanzig Fuß Breite.
                           B. Großer bleierner Behaͤlter in einer
                              									Hoͤhlung des Bodens, um die schwache Schwefelsaͤure aufzunehmen; er
                              									hat zwoͤlf Fuß auf acht, und die Tiefe die man fuͤr angemessen
                              									haͤlt.
                           C. C. Hoͤlzerne, mit
                              									Blei belegte Rinne, um die Saͤure aus den Kammern A. in den Behaͤlter zu fuͤhren. Diese Rinne ist bleibend,
                              									und wenn man die Saͤure aus den Kammern, oder aus einer derselben nehmen
                              									will, so geschieht dieß vermittelst eines glaͤsernen oder bleiernen
                              									Hebers.
                           D. Bleierne Pumpe, um die Saͤure in die
                              									fuͤnf bleierne Kessel E. zu bringen, und um
                              									dieselben damit in der Masse zu versehen, als ihre Concentrirung durch das Abdampfen
                              									vor sich geht.
                           
                           E. E. E. E. E.
                              									Fuͤnf bleierne Kessel, jeder von sieben Fuß auf fuͤnf Fuß, zur
                              									Concentrirung der Saͤure durch Abdampfen.
                           F. Pfeiler von Holz oder Baksteinen, um eine Bedekung zu
                              									tragen; es ist dienlich; daß diese Werkstaͤtte wenigstens von einer Seite
                              									offen sey, um der atmosphaͤrischen Luft freien Zugang zu verschaffen, und den
                              									Ausgang der waͤsserigen und schweflichten Daͤmpfe zu erleichtern, die
                              									sich bestaͤndig von den Kesseln erheben.
                           G. Behaͤlter von sechs Fuß auf vier, um die
                              									concentrirte Saͤure der Kessel zu empfangen; er muß gut zugepfropft seyn, um
                              									zu verhindern, daß die Saͤure sich nicht durch Einsaugung der Feuchtigkeit
                              									aus der Luft schwaͤche.
                           H. Galeeren-Werkstaͤtte, um in Retorten die
                              									Saͤure des Behaͤlters G. zu destilliren,
                              									und sie auf den, fuͤr den Handel schiklichen Grad von Concentrirung zu
                              									bringen. Diese Werkstaͤtte hat fuͤnfzig Fuß auf zwanzig.
                           I. Plaz eines von Pfeilern getragenen Schirmdaches, wie
                              									bei Fig. F. Dieses Schirmdach, das sechs und
                              									fuͤnfzig Fuß auf zwanzig hat, dient dazu, die Bouteille und Dame-Jeannen mit
                              									Schwefelsaure zu fuͤllen u.s.w.
                           K. Magazin, um die Saͤure in Bouteillen zu den
                              									Verkauf fertig zu ruͤsten. Dieses Zimmer hat sechs und sechszig Fuß auf
                              									zwanzig.
                           L. Comptoir.
                           M. Magazin fuͤr Salpeter.
                           N. Anderes Magazin fuͤr den Schwefel.
                           O. Werkstaͤtte, um die Substanzen fuͤr die
                              									Verbrennung zu pulvern, zu waͤgen, zu mischen u.s.w.
                           P. Plaz fuͤr Stall und Remise.
                           Q. Kleines Zimmer fuͤr die Aufseher, worin die
                              									Reagenzien, die Instrumente zur Untersuchung des specifischen Gewichts und andere
                              									Geraͤthschaften sind.
                           R. Haupteingang der Fabrik, mit einem bedekten
                              									Bogengang.
                           S. S. Kohlenmagazin, von
                              									runder Form, und in die Witte gestellt, um allen Arbeitern gelegen zu seyn.
                           
                           T. Pumpe, um den Bleikammern Wasser zu verschaffen.
                           V. Andere Pumpe, fuͤr den Rest der Fabrik.
                           X. Großes Magazin fuͤr die leeren Bouteillen,
                              									Wannen und andere Fabrikgeraͤthschaften.
                           Y. Y. Y. Y. Plaz der Herde, fuͤr die Kammern
                              									von mittlerer Groͤße.
                           Z. Z. Z. Z. Cylindrische Gefaͤße von Kupfer,
                              									um das Wasser in Dampf zu verwandeln.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
