| Titel: | Ueber Erdbohrer bei der Brunnengraberei. | 
| Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LI., S. 315 | 
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                        LI.
                        Ueber Erdbohrer bei der BrunnengrabereiVergl. polyt.
                                 										Journ. Bd. 8. S. 400. Bd. 7. S. 246. u. Bd. 10. S. 39. D..
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Sept.
                              									1823. S. 145. (Im Auszuge.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Ueber Erdbohrer bei der Brunnengraberei.
                        
                     
                        
                           In der Nachbarschaft von Leeds und Bradford wird
                              									gegenwaͤrtig auf folgende Weise haͤufig gebohrt, um Quellwasser zu
                              									finden.
                           Nachdem man die Lage des Brunnens bestimmt hat, wird ein kreisfoͤrmiges Loch
                              									in die Erde, ungefaͤhr 5 oder 8 Fuß tief und 5 oder 6 Fuß weit gegraben. In
                              									dem Mittelpuncte dieses Loches wird von zwei Arbeitern gebohrt, denen oben ein
                              									dritter beisteht, wie Tab. VII zeigt.
                           Der Griff, Fig.
                                 										24, mit einer weiblichen Schraube unten an seinem eisernen Schenkel, eine
                              									hoͤlzerne Stange oder ein Balken, der durch den Einsaz des Schenkels
                              									laͤuft, und ein Ring oben an dem lezteren ist die ganze Vorrichtung, an
                              									welcher alle uͤbrigen Bohrinstrumente angebracht werden. Zuerst wird ein
                              									Meißel, Fig.
                                 										25, angewendet, und mittelst der an seinem Kopfe befindlichen Schraube in
                              									dem Schenkel eingesezt. Wenn der Grund ziemlich weich ist, so wird das Gewicht der
                              									beiden Arbeiter, die auf dem Querholze aufliegen und es in die Runde umher treiben,
                              									den Meißel bald eindringen machen; wenn er aber hart oder fest ist, so treiben die
                              									Arbeiter den Meißel mit wiederhohlten Schlaͤgen ein, so daß sie ihren Weg
                              									beinahe ausbiken, indem sie in der Runde umher gehen, und ihre Stellung immer
                              									wechseln, wodurch die Steine und andere harte Koͤrper, die den Meißel in
                              									seinem Fortschreiten hindern, gebrochen werden.
                           Diese Arbeit wird dadurch bedeutend erleichtert, daß man eine elastische Baumstange
                              									horizontal uͤber den Brunnen legt, und eine Kette davon hinabhaͤngen
                              									laͤßt, die man an dem Ringe des Griffes befestigt. Diese Stange wird
                              									gewoͤhnlich an einem Ende, wie an einem Stuͤzpuncte, befestigt, indem
                              									man sie in einen Haufen schwerer Steine stekt, waͤhrend der Gehuͤlfe
                              									an dem anderen Ende sie auf- und abwaͤrts schwingt, immer im
                              									Verhaͤltnisse mit den Schlaͤgen, womit die Arbeiter unten eintreiben,
                              									wodurch, mittelst der Elasticitaͤt der Stange, wenn diese sich hebt, der
                              									Griff und der Meißel gehoben und die Muͤhe der Arbeiter bedeutend vermindert
                              									wird.
                           Wenn das Loch mittelst des Meißels so tief gegraben ist, als es die Laͤnge
                              									desselben erlaubt, wird derselbe herausgezogen, und eine Art von
                              									walzenfoͤrmigen Bohrer, Fig. 26, an den Griff,
                              										Fig. 24,
                              									angeschraubt, um den Koth und die gebrochenen Steine, die durch den Meißel los
                              									geworden sind, herauszuheben. Dieser Bohrer ist in Fig. 27 im Durchschnitte
                              									dargestellt, wo man auch die innenwendig in demselben angebrachte Klappe steht. Wenn
                              									dieser Bohrer in das Loch eingefuͤhrt und von den Arbeitern herumgedreht
                              									wird, dringt der Koth mit den gebrochenen Steinen durch die untere Oeffnung, Fig. 28, ein,
                              									und fuͤllt den Cylinder, welcher dann aufgezogen und an der oberen Oeffnung
                              									ausgeleert wird, indem die Klappe die Ausleerung nach unten unmoͤglich
                              									macht.
                           Um tiefer in den Grund einzudringen, wird eine eiserne Stange, wie a in Fig. 29 an den Meißel,
                              										Fig. 25,
                              									angebracht, indem man dieselbe an dem oberen Ende des lezteren anschraubt, und die
                              									Stange an dem Griffe, Fig. 24, in dem Einsaze
                              									desselben einschraubt. Nachdem der Meißel auf diese Weise durch Anfuͤgung der
                              									Stange verlaͤngert wurde, wird er wieder in das Loch gebracht, und das
                              									Eintreiben und Anbiken desselben auf obige Weise von den Arbeitern fortgesezt. Wenn
                              									der Grund auf diese Weise, so tief der Meißel und die Stange reichen koͤnnen,
                              									durchbohrt wurde, muͤssen auch diese herausgezogen werden, um den Bohrer,
                              										Fig. 26,
                              									neuerdings einzubringen, und den Schutt herauszuschaffen, was durch Verbindung
                              									desselben mit der Stange an der Stelle des Meißels geschieht. Je tiefer nun das Loch
                              									wird, desto mehr Stangen werden mit einander verbunden, wie ab, in Fig. 30, zeigt. Die
                              									Nothwendigkeit, die Stangen oͤfters aus dem Locke herauszuziehen, um den
                              									Koch, die Steine und den Schutt zu sammeln, und die große Reibung, die durch das
                              									Anstoßen des Instrumentes an den Waͤnden des Loches entsteht, so wie die
                              									Laͤnge dieser Stangen selbst, die in dem Verlaufe der Operation immer
                              									groͤßer wird, und oͤfters uͤber mehrere hundert Fuß
                              									betraͤgt, macht es aͤußerst unbequem, um nicht zu sagen
                              									unmoͤglich, dieselbe mit der Hand herauszuziehen. Man macht daher
                              									gewoͤhnlich einen Aufsaz mit 3 Fuͤßen, aus 3 zusammen gebundenen
                              									Pfosten, den man, wie die Tafel zeigt, uͤber das Loch stellt, und an dessen
                              									Mittelpunkte ein Rad, eine Achse oder ein Flaschenzug befestigt wird, um die Stangen
                              									aufzuziehen, und die Gabel, Fig. 31, daran zu
                              									haͤngen. Diese Gabel muß unter die Schulter an dem oberen Theile einer jeden
                              									Stange gebracht, und mittelst eines Stiftes, den man durch die zwei kleinen
                              									Loͤcher in den Klauen schiebt, befestigt werden. Auf diese Weise
                              									koͤnnen die Stangen ungefaͤhr 7 Fuß hoch auf ein Mahl ausgezogen
                              									werden (die gewoͤhnliche Entfernung einer Einfuͤgung von der anderen),
                              									und bei jedem solchen Zuge wird eine Gabel, Fig. 32, horizontal
                              									uͤber das Loch gelegt, damit die Schultern der unteren Stange zwischen den
                              									Schenkeln derselben ruhen koͤnnen, wodurch die Stangen gehindert werden,
                              									wieder in das Loch hinabzusinken, waͤhrend man die obere Laͤnge
                              									derselben abschraubt und wegnimmt. Zum An- und Abschrauben dieser Stangen bedient
                              									man sich eines Schluͤssels, Fig. 33, wodurch sie
                              									gedreht und die Schrauben gehoͤrig befestigt werden koͤnnen.
                           Zuweilen werden die ersten sechzig bis hundert Fuß mit einem Meißel von 2 1/2 Zoll
                              									Breite gebohrt, und mittelst eines Hohl-Meißels von 2 1/4 Zoll im Durchmesser
                              									gereinigt, worauf das Loch mit einem Instrumente, wie Fig. 34 darstellt,
                              									erweitert wird. Dieses Instrument ist ein bloßer Meißel, wie Fig. 25, vier Zoll breit,
                              									jedoch unten mit einem Fuͤhrer, a, versehen,
                              									damit er immer in senkrechter Richtung bleibt. Der unterste Theil desselben ist
                              									nicht zum Bicken, sondern bloß zum Eindringen in das bereits vorgebohrte Loch
                              									bestimmt, welches dadurch von den Seiten des Instrumentes bis auf 4 Zoll erweitert
                              									wird. Indessen geschieht dieses Bohren meistens auf Ein Mahl mit einem vier Zoll
                              									breiten Meißel, wie Fig. 25, und einem Hohl-Meißel, der 3 Zoll und 3/4 breit ist, wie Fig. 26.
                           Es ist offenbar, daß dieses Ansezen und Abnehmen der Stangen, was so oft vorgenommen
                              									werden muß, als man den Hohl-Meißel ein- und ausfuͤhren muß, sehr
                              									muͤhselig und langweilig ist, abgesehen von der Muͤhe der Bohr-Arbeit
                              									selbst. Indessen geht die Operation, wo nicht unguͤnstige Umstaͤnde
                              									dazwischen kommen, doch mit beinahe unglaublicher Leichtigkeit von Statten. Zuweilen
                              									kommen aber Felsenstuͤke dazwischen, welche nur mit vieler Muͤhe und
                              									Arbeit durchbohrt werden koͤnnen, was indessen durch das Bicken, wodurch der
                              									Fels nach und nach zerpuͤlvert wird, doch immer gelingt. Das unangenehmste
                              									Hinderniß, das bei dieser Arbeit eintreten kann, ist, wenn eine Stange in dem Loche
                              									selbst bricht, was zuweilen einen Aufenthalt von mehreren Tagen verursacht, und
                              									unglaubliche Muͤhe kostet, bis man den unteren Theil wieder herausbringt.
                           Wenn man einmahl auf Wasser in der erforderlichen Menge und von gehoͤriger
                              									Guͤte gekommen ist, so wird das Loch mit dem Demant-Meißel, Fig. 35, ausgepuzt,
                              									wodurch die Seitenwaͤnde, zur leichteren Einbringung der Roͤhre,
                              									geebnet werden. Dieser Meißel wird, auf die oben beschriebene Weise, an den Stangen
                              									und an dem Griffe befestigt, und waͤhrend er in dem Loche hinabsteigt, gehen
                              									die Arbeiter immer im Kreise herum, wodurch das Loch vollkommen walzenfoͤrmig
                              									und eben wird. Waͤhrend des Bohrens werden haͤufig kleine Wasseradern
                              									durchstochen; da diese aber nur klein, und vielleicht mit mineralischen Substanzen
                              									verunreinigt sind, wird fortgebohrt, bis man in eine Hauptquelle kommt, die dann auf
                              									die Oberflaͤche der Erde heraufstroͤmt. Dies haͤngt aber von
                              									dem Niveau des Ursprunges dieser Quelle ab, welche, wenn derselbe sich in einem
                              									benachbarten Huͤgel befaͤnde, nicht selten das Wasser, wie in einem
                              									Springbrunnen, empor treiben wird. Wenn aber das Niveau der Quelle unter der
                              									Oberflaͤche des Grundes ist, den man durchbohrt hat, so muß nicht selten ein
                              									bedeutend weiter Brunnen bis zu jenem Niveau hinab gegraben werden, um einen
                              									Behaͤlter zu bilden, in welchen das Wasser fließen, und aus welchem es
                              									mittelst einer Pumpe heraufgeschoͤpft werden kann, waͤhrend man in dem
                              									ersten Falle eine immer von selbst fließende Quelle erhaͤlt. Es ist daher in
                              									ebenen Gegenden immer zu zweifeln, ob man Wasser finden wird, welches bis an die
                              									Oberflaͤche der Erde oder uͤber dieselbe fließen kann; wenn dieß aber
                              									nicht der Fall ist, wird das Bohren selbst, außer man wollte dasselbe des Versuches
                              									wegen anstellen, von wenig oder gar keinem Vortheile seyn. Um die Schichten rein und
                              									unverdorben von Mineral-Waͤssern zu erhalten, wird das Loch bis auf eine
                              									bedeutende Tiefe mit einer Metallroͤhre ausgefuͤttert, die
                              									ungefaͤhr um Ein Zoll enger als das Loch ist. Diese Roͤhren sind
                              									gewoͤhnlich aus Zinn, zuweilen auch aus Bley oder Kupfer, und von
                              									gehoͤriger Laͤnge. So wie jede Laͤnge derselben hinabgelassen
                              									wird, wird sie mittelst einer Schulter gehalten, die auf einer Gabel ruht, und dann
                              									die zweite Laͤnge daran geloͤthet, u.s.f., bis die Roͤhre so
                              									lang als noͤthig wird, um alle Seiten- (Land-) Quellen auszuschließen und zu
                              									hindern, daß keine lose Erde oder kein Sand einfallen, und die Roͤhre
                              									verstopfen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
