| Titel: | Untersuchungen über die weinige Gährung. Von C. Julia Fontenelle, Professor der medicinischen Chemie. | 
| Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LIX., S. 338 | 
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                        LIX.
                        Untersuchungen über die weinige Gährung. Von
                           									C. Julia
                              									Fontenelle, Professor der medicinischen Chemie.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Nro. 9.
                              								1823.
                        Fontenelles Untersuchungen über die weinige Gährung.
                        
                     
                        
                           Die weinige Gaͤhrung war seit undenklichen Zeiten
                              									unerfahrnen Haͤnden uͤberlassen, welche, geleitet durch blindes
                              									Herkommen, weit entfernt
                              									die Produkte derselben zu vervollkommnen zu suchen, vielmehr dahin zu arbeiten
                              									schienen, sie schlechter zu machen. Vergebens versuchten es einige gute Agronomen,
                              									die Kunst der Weinbereitung auf Grundsaͤze zu stuͤzen, welche von den
                              									physischen Wissenschaften gebothen wuͤrden; der Schlendrian behielt die
                              									Oberhand, und die Rathschlaͤge der Porta, la
                                 										Plombarie, Rozier und eine Menge anderer
                              									Oenologen wurden nicht gehoͤrt. Als gegen das Ende des 18ten Jahrhunderts die
                              									Chemie, indem sie sich von den pharmaceutischen Fesseln befreite, eine Wissenschaft
                              									wurde, welche beinahe alle Kuͤnste umfaßte, wollten mehrere Gelehrte dieselbe
                              									benuͤzen, um die Graͤnzen der Oenologie zu erweitern. In Italien gab
                              										Fabroni die erste Veranlassung hierzu, so wie es Porta fruͤher in Neapel that; in Frankreich trug
                              									die Societé royale des Sciences zu Montpellier
                              									einstimmig mit den Generalstaaten von Languedoc, durch die Preisfrage, die sie im
                              									Jahre 1788 in dieser Hinsicht ausschrieb, sehr viel dazu bei. Dieser
                              									Preisausschreibung verdanken wir die gekroͤnte Abhandlung von Berthollon und die von Le
                                 										Gentil, welche des Preises noch wuͤrdiger gewesen waͤre. Seit
                              									dieser Zeit beschaͤftigten sich die HHrn. Mourgues, Chaptal, Dandolo, Parmentier, Gervais, Astier, Herpin etc.
                              									mit mehr oder weniger Erfolge mit demselben Gegenstande. Ungeachtet der zahlreichen
                              									Untersuchungen dieser Maͤnner ist jedoch die Geschichte der weinigen
                              									Gaͤhrung nichts weniger als vollstaͤndig; eine große Menge von
                              									Erfahrungen bewies, daß noch viele Luͤken auszufuͤllen uͤbrig
                              									sind. Da noch Niemand den Grad der Geistigkeit der Weine untersucht hat, welche man
                              									auf gleichem Boden von verschiedenen Rebensorten von gleichem Alter erhaͤlt,
                              									so glaubte ich meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand wenden zu muͤssen,
                              									um jene Arten ausfindig zu machen, deren Bau sowohl wegen der Menge der
                              									Fruͤchte als auch zur Erzeugung von Tischweinen und zur Bereitung von
                              									Brantwein am vortheilhaftesten ist. Dabei befolgte ich folgendes Verfahren:
                           1tens, nahm ich das specifische Gewicht von mehr als 300 Mostarten. Ich bemerkte, so
                              									gut ich es konnte, das Alter der Reben, und den Weinberg, wenn er auch auf gleichem
                              									Boden gelegen war.
                           
                           2tens, nahm ich ebenfalls das specifische Gewicht des Mostes von jeder Rebenart, d.h.
                              									von jenen, welche am haͤufigsten gebaut werden.
                           3tens, destillirte ich die Weine, welche aus allen diesen Mosten gewonnen wurden.
                           4tens, sammelte ich die Kohlensaͤure, welche sich bei der Gaͤhrung
                              									entwikelte.
                           5tens, unterwarf ich den Most verschiedenen Untersuchungen, um die Theorie des
                              									Schwefelns des Weines zu untersuchen.
                           6tens, endlich stellte ich einige Versuche an, um mich zu uͤberzeugen, ob die
                              									Gegenwart der Luft zur weinigen Gaͤhrung unumgaͤnglich noͤthig
                              									ist.
                           
                        
                           §. I. Specifisches Gewicht der Moste.
                           Die Erfahrungen, welche ich anfuͤhren werde, wurden im Jahre 1822, im Canton
                              									von Narbonne, Departement de l'Aude gemacht, dessen Weine manchmal beinahe jenen des
                              									Roussillon an Geistigkeit gleich kommen, und denselben als Tischweine vorzuziehen
                              									sind, ausgenommen die ersteren sind schon abgelegen; in diesem Falle
                              									uͤbertreffen sie alle jene des Suͤden, und sogar jene, welche auf der
                              									spanischen Seite der Pyrenaͤen gewonnen werden, wie ich mich im Jahre 1821 zu
                              									Barcellona durch vergleichende Untersuchung an verschiedenen Orten geernteter Weine
                              									uͤberzeugte.
                           Das Jahr 1822 war sehr troken, und dessen ungeachtet waren die Weine nicht geistiger,
                              									und ich moͤchte sagen, nicht so gut wie in anderen Jahren. Ich begann meine
                              									Arbeit den 13. Sept., und waͤhrend der Dauer derselben betrug die Temperatur
                              									bestaͤndig 16–18° Reaumur. Ich arbeitete mit 300 Arten Moste.
                              									Ich will mich darauf beschraͤnken nur 20 derselben anzufuͤhren, welche
                              									in verschiedenen Weinbergen genommen wurden, und deren specifischen Gewicht allen
                              									jenen gleich ist, die auf ihren respectiven Weinbergen eingesammelt worden sind. Ich
                              									fand einige notorische Verschiedenheiten. Alle diese Moste wurden vorher
                              									filtrirt.
                           
                              
                              Tabelle uͤber die specifische Schwere einiger
                                 										Moste, und die Menge Alkohols, welchen sie entwikeln.
                              
                                 
                                    Moste der Herren
                                    Weinberge.
                                    Specifisches    Gewicht.
                                     Alkohol, welchen ich  durch die
                                       												Destillation   der Weine, am 15.
                                       												       Decbr. erhielt.
                                    
                                 
                                    Autier
                                    Zwischen Lunes und Boutes
                                          15,5
                                          25/100 zu 19,5
                                    
                                 
                                    Baisset
                                    Von Larnet
                                          14,–
                                              –      –   20,–
                                    
                                 
                                    Delhort Miailhes
                                    Von Cité
                                          14,–
                                              –      –   20,–
                                    
                                 
                                    Julia oncle
                                    Von Cité, Reben von 50 Jahren
                                          15,–
                                              –      –   20,5
                                    
                                 
                                    Mouly
                                    Vom Grand Quatourzé
                                          14,–
                                              –      –   20,–
                                    
                                 
                                    Joseph Avrial
                                    Von Saint-Salvaire, junge Reben
                                          14,–
                                              –      –   20,–
                                    
                                 
                                    Mauri
                                    Ders., Reben von 50 Jahren
                                          16,–
                                              –      –   21,5
                                    
                                 
                                    Martin
                                    Von Montredon
                                          14,5
                                              –      –   20,5
                                    
                                 
                                    Martin Faure
                                    Von Pont-de-Charrettes
                                          14,6
                                              –      –   20,5
                                    
                                 
                                    Derselbe
                                    Derselbe
                                          15,–
                                              –      –   21,–
                                    
                                 
                                    Vieules
                                    Etang de Bages
                                          14,5
                                              –      –   20,6
                                    
                                 
                                    Tapie Mengau
                                    Von Catepla
                                          14,5
                                              –      –   20,8
                                    
                                 
                                    Pailhez
                                    Von Montplaisir
                                          14,5
                                              –      –   20,5
                                    
                                 
                                    Py
                                    Von Pech-de-l'Agnèle
                                          14,5
                                              –      –   20,2
                                    
                                 
                                    Fnjalric
                                    Von la Tuilerie
                                          16,–
                                              –      –   21,8
                                    
                                 
                                    Derselbe
                                    Von Quatourzé
                                          15,–
                                              –      –   21,–
                                    
                                 
                                    Mauri
                                    Von Crabit
                                          15,–
                                              –      –   21,2
                                    
                                 
                                    Julia oncle
                                    Von Langel
                                          16,–
                                              –      –   22,–
                                    
                                 
                                    Bory
                                    Von Montplaisir
                                          16,–
                                              –      –   22,–
                                    
                                 
                                    Bieules
                                    Von den Amarats, Reben von beiläufig 30
                                       												Jahren
                                          16,5
                                              –      –   22,5
                                    
                                 
                              Man sieht aus dieser Tabelle, daß das mittlere specifische Gewicht der
                                 										schwaͤchsten Moste des Cantons von Narbonne 13,5, und jenes der
                                 										staͤrksten 16,5 betraͤgt, so daß fuͤr das Jahr 1822 das
                                 										Mittel 14,85 war. Ich zweifle, daß die Moste in irgend einem Departement
                                 										Frankreichs, ausgenommen in jenem der oͤstlichen Pyrenaͤen, so
                                 										reich an Zukerstoff sind. Eine aͤhnliche Arbeit, welche in verschiedenen
                                 										Gegenden, in welchen man Wein baut, vorgenommen wuͤrde, waͤre um
                                 										so nuͤzlicher, als sie die Veranlassung, oder (vielleicht richtiger
                                 										gesprochen) gute Materialien zu einer Weinbau-Statistik Frankreichs geben
                                 										wuͤrde. Die Eigenthuͤmer selbst koͤnnten jedes Jahr
                                 										beilaͤufig die Guͤte kennen lernen, welche ihre Weine haben
                                 										sollten, wenn sie jaͤhrlich das specifische Gewicht ihrer Moste
                                 										naͤhmen, und es mir einander vergleichen wuͤrden.
                              
                           
                        
                           
                           §. II. Specifisches Gewicht des Mostes der
                              									vorzuͤglichsten Rebenarten.
                           Obwohl man deren bis 24 in unseren Weinbergen zaͤhlt, so kann man die
                              									Varietaͤten, welche bei weitem den groͤßten Theil unserer Weinberge
                              									ausmachen, doch auf 7 reduciren. Selbst jene, welche man zu Weinen, die verfahren
                              									werden sollen, baut, betragen nur 3–4. Vor kaum einigen 30 Jahren suchte man
                              									die feinen Weine, die Clarets, die moussirenden und wenig gefaͤrbten Weine.
                              									Dieß ist gegenwaͤrtig ein Hauptfehler; jezt verlangt man im Handel stark
                              									gefaͤrbte Weine (gros vins). Obschon die ersteren
                              									viel angenehmer sind, so kaufen diejenigen, welche Weine verfuͤhren, doch
                              									keine solchen. Sie kaufen lieber die lezteren zu hoͤheren Preisen, weil sie
                              									an ihren Bestimmungsorten durch Zusaz von Alkohol und Wasser aus einem
                              									Stuͤkfasse (barrique) Wein drei machen
                              									koͤnnen, ohne daß die Farbe schwaͤcher wird, was sie bei den wenig
                              									gefaͤrbten Weinen, die zum Verbrauche an Ort und Stelle und zur
                              									Brantweinbereitung bestimmt sind, nicht thun koͤnnten. In den Departements de
                              									l'Aude, de l'Hèrault und der oͤstlichen Pyrenaͤen ersezen
                              									einige Eigenthuͤmer, welche keine sehr gefaͤrbten Weine besizen,
                              									diesen Mangel durch verschiedene Zusaͤze. Sie sezen dem Moste bei der
                              									Gaͤhrung gepuͤlverten Gips, Asche, von Kalkoͤfen, und einige
                              									andere auch ein chemisches Praͤparat zu, welches denselben eine sehr
                              									gesaͤttigte Farbe gibt, die sich erst nach 4–5 Monaten
                              									veraͤndert. Um diese Verfaͤlschungsmittel nicht, zu vermehren, glaubte
                              									ich das Recept dazu nicht bekannt machen zu muͤssen.
                           Bei dem Anpflanzen von Reben sucht man jezt nicht mehr die Sorten, welche einen
                              									kostbaren Wein geben, sondern, wenn der Wein zur Destillation bestimmt ist,
                              									diejenigen, welche die groͤßte Menge, und wenn er verfuͤhrt werden
                              									soll, solche, welche den dunkelsten Wein hervorbringen.
                           Die 7 Varietaͤten, welche im Großen am haͤufigsten gebaut werden, sind
                              									folgende:
                           1tens, Vitis, uvâ peramplà, acino rotundo nigro,
                                 										dulci, acido. Le Terret.
                           Anmerkung. Diese Art ist sehr ergibig; allein der Wein,
                              									welchen sie gibt, ist ein sehr geringer Wein. Er ist saͤuerlich und wenig
                              									gefaͤrbt.
                           
                           2tens, Vitis pergulana, uvâ perampla, acino oblongo,
                                 										duro et nigro. Le Ribeirenc.
                           Anmerkung. Diese Art ist ziemlich ergibig; die Frucht
                              									derselben besizt einen sehr angenehmen Geschmak, und haͤlt sich ziemlich
                              									lang; der Wein, den sie gibt, ist sehr delicat, und von den Weinkennern sehr
                              									geschaͤzt.
                           3tens, Vitis serotina, acinis minoribus, acutis,
                                 										flavo-albidis, dulcissimis. La Blanquette ou Charette.
                           Anmerkung. Die Frucht dieser Art ist eine von jenen,
                              									welche sich am besten halten. Sie gibt einen weissen, moussirenden, und nach den
                              									verschiedenen Gegenden mehr oder weniger geschaͤzten Wein.
                           4tens, Vitis, acinis minoribus, dulcibus et griseis. Le Piquepouil gris.
                           Anmerkung. Dieß ist die ergibigste Art. Der Wein, welchen
                              									sie gibt, ist unter dem Namen Vin gris bekannt; er ist
                              									troken, moussirend, und ziemlich angenehm.
                           5tens, Vitis, acino rotundo, nigro, suavi sapore. Piquepouil noir.
                           Anmerkung. Sie ist weniger ergibig, als die
                              									vorhergehende; die Beeren sind groͤßer; die Kaͤmme weißlich; der Wein
                              									gefaͤrbt und geistig.
                           6tens, Vitis, acino oblongo, dulci et molli. La Caragnane.
                           Anmerkung. Sehr ergibig; der Wein sehr schwarz; aber
                              									herb, nicht sehr angenehm und minder geistig als der vorhergehende.
                           7tens, Vitis, acino nigro, subrotundo, subaustero. Grenache.
                           Anmerkung. Eine sehr ergibige Art, die einen schwarzen,
                              									und, solang er jung ist, sehr milden und geistigen Wein gibt.
                           Die vier lezten Arten werden am haͤufigsten gebaut, besonders aber Nro. 5, 6
                              									und 7 zu den starkgefaͤrbten Weinen; sie machen den besten Theil der
                              									Weinberge des Roussillon aus. Ich habe ebenfalls die von Viranoz in Spanien untersucht, welche einen sehr schwarzen Wein geben, der
                              									zum Faͤrben anderer Weine sehr gesucht wird, und ich fand, daß die beiden
                              									lezten Arten beilaͤufig 2/3 der Reben ausmachen. Ich will nun das specifische Gewicht ihres
                              									Mostes und die Menge des Alkohols, welche jeder derselben gab, anfuͤhren. Um
                              									die Citate nicht zu vermehren, will ich mich darauf beschraͤnken, nur die
                              									Versuche anzugeben, welche ich mit den Mosten, der HHrn. Enjalric und Julia
                              									angestellt habe.
                           
                              Weinberg des Herrn Enjalric, den 17. Sept. 8 Uhr
                                 										Abends.
                              
                                 
                                    Namen der Weintrauben.
                                    Specifisches
                                       												Gewicht        der
                                       												Moste.
                                        Tag der
                                       												Gaͤhrung.
                                    Alkohol, welchen ich den 1. Dec. durch
                                       												Destillation
                                       												        
                                       												      erhielt.
                                    
                                 
                                    Terret
                                         
                                       												       12,5
                                    18. Sept. um 4 Uhr Morg.
                                    25/100 zu 18,5 (Baumé)
                                    
                                 
                                    Ribeirenc
                                          
                                       												      14,–
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  7  
                                       												–     id.
                                        
                                       												–  
                                       												    –  19,–
                                    
                                 
                                    Blanquette
                                          
                                       												      14,5
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  4  
                                       												–     Ab.
                                        
                                       												–  
                                       												    –  19,5
                                    
                                 
                                    Piquepouil gris
                                          
                                       												      14,–
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  6  
                                       												–     Morg.
                                        
                                       												–   
                                       												   –  19,–
                                    
                                 
                                    Caragnane
                                         
                                       												       15,–
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  7  
                                       												–     Ab.
                                        
                                       												–   
                                       												   –  19,5 Dieser
                                             														Wein war sehr mild und zeigte o am
                                             														Oenometer.
                                    
                                 
                                    Grenache
                                         
                                       												       16,–
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  8  
                                       												–     id.
                                        
                                       												–   
                                       												   –  20,– Ebenso.
                                    
                                 
                                    Gemisch d. Moste
                                          
                                       												      14,4
                                        
                                       												id.   
                                       												     –  11 1/2
                                       												U. Mrg.
                                        
                                       												–   
                                       												   –  20,– Dieser
                                             														Unterschied kommt daher, weil die Gaͤhrung des Gemisches
                                             														wegen der verschiedenen Menge Gaͤhrungsstoffes viel
                                             														weiter vorwaͤrts geschritten war.
                                    
                                 
                              
                           
                              Weinberg des Hrn. Julia, den
                                 										20. Sept. um 9 Uhr Morgens.
                              
                                 
                                    Namen der Trauben.
                                    Specifisches Gewicht
                                       												        der
                                       												Moste.
                                          Tag
                                       												der Gaͤhrung.
                                    Alkohol, welchen ich den 1. Decbr.
                                       												       erhielt.
                                    
                                 
                                    Terret
                                         
                                       												       13,–
                                    20. Septbr. um   8 Uhr Abends
                                    25/100 zu 19,–
                                    
                                 
                                    Ribeirenc
                                          
                                       												      14,5
                                            
                                       												id.          
                                       												10 U.       id.
                                            
                                       												        20,–
                                    
                                 
                                    Blanquette
                                            
                                       												    14,5
                                    21.    id.    
                                       												         3 U.
                                       												Morgens
                                            
                                       												        20,–
                                    
                                 
                                    Piquepouil gris
                                            
                                       												    14,5
                                    20.    id.    
                                       												         9 U.
                                       												Abends
                                            
                                       												        19,8
                                    
                                 
                                    Caragnane
                                            
                                       												    15,–
                                    21.    id.    
                                       												         7 U.
                                       												Morgens
                                            
                                       												        20,–
                                    
                                 
                                    Piquepouil noir
                                            
                                       												    16,–
                                            
                                       												id.          
                                       												   6 3/4 U. id.
                                            
                                       												        21,–
                                    
                                 
                                    Grenache
                                            
                                       												    16,–
                                            
                                       												id.          
                                       												   7 U.      
                                       												id.
                                            
                                       												        20,5
                                    
                                 
                                    Gemisch der Moste
                                            
                                       												    14,55
                                            
                                       												id.          
                                       												   1 U.      
                                       												id.
                                            
                                       												        20,3
                                    
                                 
                              
                              Diese Mengen von Alkohol sind aber nicht das Maximum von jenen, welche diese
                                 										Moste zu geben im Stande sind, wenn die Vinification vollkommen ist, weil im
                                 										Jahre 1825 wiederholte Destillationen dieser Weine, welche den 16. Maͤrz
                                 										veranstaltet wurden, von 100 Theilen, 25 Theile Alkohol gaben, welche bei den
                                 										verschiedenen Arten folgende Grade besaß:
                              
                                 
                                    Terret zu
                                    19,5
                                    
                                 
                                    Ribeirenc
                                    20,65
                                    
                                 
                                    Blanquette
                                    21,
                                    
                                 
                                    Piquepouil gris
                                    20,7
                                    
                                 
                                    Caragnane
                                    21,7
                                    
                                 
                                    Piquepouil noir
                                    22,5
                                    
                                 
                                    Grenache
                                    22,4
                                    
                                 
                                    Gemisch der Moste
                                    21,3
                                    
                                 
                              Wahrscheinlich war noch nicht aller Zukerstoff in Alkohol umgewandelt. Diese
                                 										Behauptung scheint dadurch unterstuͤzt zu werden, daß ich, als ich im J.
                                 										1804 die zweijaͤhrigen Weine von Rivesaltes, Peyres Tortes, Stagel und
                                 										Banquels, den besten Gegenden Roussillon's, der Destillation unterwarf, 25/100
                                 										Alkohol von 22 Grad erhielt, waͤhrend ich im Jahre 1821, d.h. 17 Jahre
                                 										spaͤter, eine ungleiche Menge von 23,4 Grad bekam.
                              Aus den oben angefuͤhrten Erfahrungen sieht man, daß alle Mengen von
                                 										Trauben nicht gleich reich an Zukerstoff sind, und daß die Gaͤhrung um so
                                 										spaͤter eintritt, und nicht nach einigen Tagen schon beendigt ist,
                                 										waͤhrend andere erst nach mehreren Monaten in Wein verwandelt werden:
                                 										dieß ist bei jenen der Fall, welche sehr reich an Zukerstoff sind; man
                                 										koͤnnte sagen, daß dieses Dasjenige ist, was macht, daß sie sich so lang
                                 										halten; auch sind diese Weine suͤß und liqueurartig, und verlieren diesen
                                 										Geschmak nicht ehe, als bis aller Zuker in Alkohol verwandelt ist; sie sind dann
                                 										sehr geistig und werden schwer sauer. In Roussillon bewahrt man manchmal nicht
                                 										zugepfropfte Bouteillen davon bei 5 Monate lang auf, ohne daß sie die geringste
                                 										Veraͤnderung erleiden. Bei der Rundreise, welche Graf Berthollet in den oͤstlichen Pyrenaͤen
                                 										machte, hatten wir Gelegenheit, Wein von Coulliouvre von 21 Jahren zu trinken,
                                 										welcher koͤstlich war, obschon er 4 Monate lang nicht verschlossen
                                 										gewesen, und die Bouteille nur zu 2/3 voll war.
                              
                              Um einige Beweise von der Verschiedenheit zu geben, welche zwischen dem Gange der
                                 										Gaͤhrung bei verschiedenen Mosten Statt hat, will ich einige der 20
                                 										vorhergehenden Erfahrungen anfuͤhren.
                              Der Most des Hrn. Faure, welcher 14 Grad zeigte, und
                                 										den 14ten September in Gaͤhrung gesezt wurde, bedekte den 31sten
                                 										desselben Monates kaum die Kugel.
                              Derselbe, welcher 13 3/4 zeigte, und den 14ten September in Gaͤhrung
                                 										gesezt wurde, zeigte den 31sten 1,3.
                              Der Most des Hrn. Julia, oncle,
                              
                                 
                                    von
                                    Caragnane, der den 20. Sept. in
                                    Gährung gesezt wurde, zeigte
                                    den 6. Octbr.
                                      0
                                    
                                 
                                    
                                    Ribeirenc
                                    
                                       id.
                                       
                                    
                                       id.
                                       
                                      5
                                    
                                 
                                    
                                    Piquepouil gris
                                    
                                       id.
                                       
                                    
                                       id.
                                       
                                    10
                                    
                                 
                                    
                                    Blanquette
                                    
                                       id.
                                       
                                    
                                       id.
                                       
                                    12
                                    
                                 
                                    
                                    Grenache Piquepouil noir
                                       												
                                    
                                       id.
                                       
                                    
                                       id.
                                       
                                      8
                                    
                                 
                                    
                                    Gemisch der Moste
                                    
                                       id.
                                       
                                    
                                       id.
                                       
                                      5
                                    
                                 
                              Es gibt Moste, welche viel mehr Kohlensaͤure liefern als andere, obschon
                                 										sie weniger Zukerstoff enthalten; auch enthalten die Weine, welche aus denselben
                                 										entstehen, eine große Menge davon, und sind daher auch viel leichter, als die
                                 										anderen. Ich unterwarf eine Menge derselben, welche selbst um 12 Grade mehr
                                 										zeigten, als die uͤbrigen, der Destillation, und sie gaben dennoch
                                 										weniger Branntwein. Bei der Weingaͤhrung kann der Wein am Oenometer
                                 										selbst 2 Grad unter 0 zeigen, ohne daß dieselbe beendigt ist; weil er diese
                                 										Leichtigkeit von dem kohlensauren Gase haben kann, welches er aufgeloͤst
                                 										enthaͤlt, und welches das Volumen desselben vermehrt; so daß die
                                 										leichtesten Weine nicht immer am reichsten an Alkohol sind, indem sie diese
                                 										Leichtigkeit nicht bloß wegen dieses Koͤrpers, sondern auch wegen der
                                 										Kohlensaͤure besizen koͤnnen. In diesem Gesichtspunkte ist das
                                 										Oenometer ein mangelhaftes Instrument, welches uns oft zu Irrthuͤmern
                                 										fuͤhren kann.
                              
                           
                        
                           §. III. Kohlensaͤure, welche sich
                              									waͤhrend der Gaͤhrung einiger Mofte entwikelt.
                           Ich nahm den 25sten September 1823 5 Kolben, wovon jeder 15 Litre faßte. In
                           
                           
                              
                                 Nro.
                                 1 brachte ich 12
                                 Litre des
                                 Piquepouil gris von
                                 13 Grad
                                 
                              
                                 
                                 2 brachte ich 
                                 id.
                                 Blanquette
                                 13
                                 
                              
                                 
                                 3 brachte ich 
                                 id.
                                 Piquepouil noir
                                 16
                                 
                              
                                 
                                 4 brachte ich 
                                 id.
                                 Caragnane
                                 14
                                 
                              
                                 
                                 5 brachte ich 
                                 id.
                                 Grenache
                                 15
                                 
                              
                           Ich verstopfte dieselben mit einem guten Korkstoͤpsel, durch welchen eine
                              									glaͤserne Roͤhre ging, die in ein Gefaͤß untertauchte, welches
                              									hydrochlorsauren Kalk und hydrochlorsaures Ammonium enthielt; das Ganze wurde gut
                              									verkittet. Nach 24 Stunden fing die Gaͤhrung an einzutreten; gegen die Mitte
                              									des Tages wurde sie lebhafter, bei der Nacht wurde sie langsamer, und dieß geschah
                              									auch selbst an dem Tage, wann ich das glaͤserne Gefaͤß, in welchem
                              									sich die gaͤhrende Masse befand, mit einem schwarz oder weiß
                              									gefaͤrbten wollenen Zeuge bedekte. Ich ließ die Apparate einen Monat lang in
                              									diesem Zustande stehen, obwohl waͤhrend mehr als 12 Tagen keine Blasen von
                              									Kohlensaͤure mehr durchgingen. Die 5 Niederschlaͤge wogen, nachdem sie
                              									gut ausgewaschen und gleichmaͤßig getroknet worden waren:
                           
                              
                                 Nro.
                                 1,
                                 78 Gramme.
                                 
                              
                                 
                                 2,
                                 83
                                 
                              
                                 
                                 3,
                                 65
                                 
                              
                                 
                                 4,
                                 48
                                 
                              
                                 
                                 5,
                                 84
                                 
                              
                           Da nun nach den HHrn. Arago und Biot das specifische Gewicht eines Litre Kohlensaͤure bei O, und
                              									einem Druke von 76, gleich 1,9741 ist; so folgt daraus, daß, wenn man annimmt, daß
                              									100 Theile Kalk 44 Theile kohlensaures Gas enthalten, der Niederschlag Nro. 1 aus
                              									35,6 Grammen dieser Saͤure bestand, was beilaͤufig so viel als 18
                              									Litte betraͤgt. Wenn man zu dieser Menge noch die der 3 Litre, welche den
                              									oberen Raum der 5 Kolben ausfuͤllten, hinzu addirt, und man bei den anderen
                              									von demselben Grundsaze ausgeht, so erhaͤlt man
                           
                              
                                 Fuͤr Nro.
                                 1,
                                 21 Litte.
                                 
                              
                                 
                                 2,
                                 23,7
                                 
                              
                                 
                                 3,
                                 18
                                 
                              
                                 
                                 4,
                                 14
                                 
                              
                                 
                                 5,
                                 22
                                 
                              
                           Diese Weine perlten und moussirten sehr stark. Bei der Destillation, welche ich den
                              									25sten September in einem gehoͤrigen Apparate vornahm, gab
                           
                           
                              
                                 Nro.
                                 1,
                                   8 Litre Kohlensaͤure.
                                 
                              
                                 
                                 2,
                                 10
                                 
                              
                                 
                                 3,
                                   6
                                 
                              
                                 
                                 4,
                                   5
                                 
                              
                                 
                                 5,
                                   6,5
                                 
                              
                           Wenn man diese Menge zu den vorhergehenden hinzufuͤgt, so erhaͤlt man
                              									als ganze Summe der durch die Wein-Gaͤhrung hervorgebrachten
                              									Kohlensaͤure
                           
                              
                                 12 Litre Most von Piquepouil zu
                                    											13°
                                 28 Litre
                                 
                              
                                 id. Litre Most von Blanquette zu id.
                                 33,7
                                 
                              
                                 id. Litre Most von Piquepouil noir zu
                                    											16°
                                 30
                                 
                              
                                 id. Litre Most von Caragnane zu
                                    											14°
                                 19
                                 
                              
                                 id. Litre Most von Grenache zu 15°
                                 28,5
                                 
                              
                           Nach diesen Versuchen scheint es erwiesen, daß die Menge der Kohlensaͤure,
                              									welche durch die Gaͤhrung hervorgebracht wird, nicht immer in geradem
                              									Verhaͤltnisse mit der Menge des in dem Moste enthaltenen Zukerstoffes steht,
                              									und daß sie von der Menge der Haͤfen und des Zukers abhaͤngt, welche
                              									in den verschiedenen Arten von Trauben enthalten ist. Weil nun dieses
                              									Verhaͤltniß der Saͤure so verschieden seyn kann, daß es das Volumen
                              									des Mostes um 1 1/2–3 Mahl uͤbersteigt, so kann man diesen Versuchen
                              									keine mathematische Genauigkeit geben, weil, bei einer gleichen Art von Trauben, die
                              									Mengen der Saͤure nach dem Grade ihrer Reife, dem Boden, der Lage, dem Alter
                              									der Reben, und je nachdem die Jahreszeit mehr oder weniger fuͤr den Bau
                              									derselben guͤnstig ist, groͤßer oder geringer seyn koͤnnen.
                              									Diese Menge ist um so verschiedener bei den Mosten, als es Weine gibt, welche noch
                              									nach 1 1/2 Jahren suͤß sind, was beweist, daß der Zukerstoff in denselben die
                              									Haͤfe uͤberwiegt, waͤhrend es auch andere gibt, wie z.B. den
                              									der Blanquette und des Piquepouil gris, welche eine so große Menge davon enthalten,
                              									daß man nach 4 Monaten, wann die Gaͤhrung beendigt ist, nur Zuker zusezen
                              									darf, um eine neue Gaͤhrung einzuleiten. Diese Thatsache ist den Weinkennern
                              									so bekannt, daß sie, wenn sie sehr stark moussirende Weine bekommen wollen, 128
                              									Grammen gepulverten Candiszuker auf 20 Litre Most zusezen; zwei Tage darauf
                              									verstopfen sie dann die Kolben, oder die Faͤßer.
                           
                        
                           
                           §. IV. Von dem Schwefeln des Weins.
                           Man beschaͤftigte sich lange Zeit mit den Mitteln, durch welche man die
                              									Gaͤhrung des Mostes vorfinden koͤnnte, um ihn zur Bereitung von Syrup
                              									oder Traubenzuker aufbewahren zu koͤnnen. Man fand, daß die schwefelige
                              									Saͤure und einige Metalloxide diese Eigenschaft besizen. Hiernach glaubten
                              									einige Schriftsteller, daß dieselben durch Oxidation der Haͤfen diese Wirkung
                              									hervorbraͤchten. Ich will nun eine Reihe von Erfahrungen anfuͤhren,
                              									welche ich geeignet glaube, um zu beweisen, daß diese Meinung ungegruͤndet
                              									ist.
                           Ich nahm den 17ten September 1822 20 Bouteillen, von welchen jede 5 Litre hielt, und
                              									brachte in dieselben die auf folgender Tabelle angefuͤhrten
                              									Koͤrper.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 12, S. 348
                              Angewendete Substanzen; Tag, an
                                 										welchem die Gaͤhrung eintrat; Zahl der Tage waͤhrend welcher sich
                                 										der Most hielt
                              
                                 
                                 Von drei Bouteillen sprang der Stoͤpsel aus zweien heraus, obwohl er
                                    											gut mit Bindfaden befestigt war.
                                 
                              
                                 
                                 Hier so wie in der folgenden Zeile wird es wohl October heißen
                                    											muͤssen. Anm. des Uebers.
                                 
                              
                           
                           Man sieht aus diesen Beispielen, daß der Zimmt, die Ruͤbenblaͤtter, der
                              									Porri-, Schalotten-, Zwiebel- und Knoblauch-Saft sich eine laͤngere oder
                              									kuͤrzere Zeit der weinigen Gaͤhrung widersezen. Diese vier lezteren
                              									Pflanzen entfaͤrben den Most groͤßten Theils, klaͤren ihn, und
                              									bilden darin ein Coagulum, welches auf den Boden der Fluͤssigkeit
                              									niederfaͤllt. Der Senf ist die einzige unter den oben angefuͤhrten
                              									Pflanzen, welche die Eigenschaft besizt, die Wirkungen der Haͤfen zu
                              									zerstoͤren. Er klaͤrt und entfaͤrbt den Most schnell, was ich
                              									der großen Menge Eiweißstoff zuschreibe, die dieser Same enthaͤlt, wie ich im
                              									Jahre 1820 in einer Abhandlung zeigte, welche ich der koͤnigl. Akademie der
                              									Wissenschaften vorzulegen die Ehre hatte. Ich war sogar geneigt, dem Eiweißstoffe
                              									und dem Schwefel, welcher in diesem enthalten ist, so wie dem fluͤchtigen
                              									Oehle die Wirkung des Senfes aus die Haͤfen zuzuschreiben. Um mich davon zu
                              									uͤberzeugen, stellte ich folgende Versuche an. Ich brachte in 3 große
                              									Flaschen
                           
                              
                                 Nr.
                                 1
                                 5
                                 Litre
                                 Most und
                                 16 Gramme Schwefel.
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 
                                 id.
                                 Most und
                                 32 Gramme geschwefeltes Terpenthinoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 3
                                 
                                 id.
                                 Most und
                                   2 Gramme fluͤchtiges
                                    											Senfoͤhl.
                                 
                              
                           Nach 7 Tagen trat bei Nro. 1 die Gaͤhrung ein, unter Entwikelung eines starken
                              									Geruches nach Schwefelwasserstoff-Saͤure.
                           Nro. 2 fing den 9ten Tag zu gaͤhren an.
                           Nro. 3 war noch im Monate Maͤrz gut erhalten.
                           Es scheint also ausgemacht zu seyn, daß die gaͤhrungswidrige Eigenschaft des
                              									Senfes in dem fluͤchtigen Oehle desselben gelegen ist; daß der Schwefel
                              									keinen Einfluß darauf hat, und daß Eiweiß den Most nur entfaͤrbt und
                              									klaͤrt, indem es durch seine Coagulation den Faͤrbestoff und das, was
                              									denselben truͤbe machte, mit sich fortreißt. Ich machte mehr als 25 Versuche
                              									mit dem fluͤchtigen Senfoͤhle, und alle waren von gleichem Erfolge
                              									gekroͤnt. Die Wirkungen desselben sind sogar so heftig, daß, wann die
                              									Gaͤhrung schon vollkommen eingetreten ist, einige Tropfen davon hinreichen,
                              									um sie vollkommen wieder einzustellenGeschieht dieß auch bei der sauren Gaͤhrung? Fiat experimentum! A. d. Ueb.. Es blieb mir nun noch zu bestimmen uͤbrig, ob es diese Eigenschaft nicht
                              									gemeinschaftlich mit den uͤbrigen fluͤchtigen Oehlen besizt. Um mich
                              									davon zu uͤberzeugen, brachte ich in
                           
                              
                                 Nro.
                                 1
                                 5
                                 Litre Most
                                 und
                                 4
                                 Gramme
                                 Nelkenoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Pfeffermuͤnzoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 3
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Anisoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 4
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Bergamotteoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 5
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Citronenoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 6
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Lavendeloͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 7
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Rosmarinoͤhl.
                                 
                              
                                 
                                 8
                                 
                                 id.
                                 und
                                 
                                 id.
                                 Terpenthinoͤhl.
                                 
                              
                           Die Gaͤhrung trat zwei Tage darauf ein, woraus man schließen kann, daß das
                              									fluͤchtige Oehl des Senfes wesentlich von den uͤbrigen verschieden
                              									ist.
                           §. V. Alle Chemiker haben die Behauptung aufgestellt, daß die
                              									atmosphaͤrische Luft unumgaͤnglich nothwendig ist, wenn die weinige
                              									Gaͤhrung Statt haben oder eintreten soll. Einer der geschiktesten
                              									franzoͤsischen Chemiker, Hr. Thenard, hat gesagt,
                              									daß der Most, wenn man ihn von der Beruͤhrung mit der Luft ausschließt, die
                              									Eigenschaft zu gaͤhren nicht besizt. Er erzaͤhlt bei dieser
                              									Gelegenheit eine sehr merkwuͤrdige und selbst entscheidend zu seyn scheinende
                              									Erfahrung des Hrn. Gay-Lussac, welcher ganz reife Trauben unter ein mit Queksilber
                              									gefuͤlltes Glas brachte, dessen Waͤnde durch Kohlensaͤure und
                              									durch dieses Metall vollkommen von aller Luft befreit worden war, und sie mit
                              									denselben Vorsichtsmaßregeln darunter zerquetschte; sie gingen nicht in
                              									Gaͤhrung uͤber, man mochte die Temperatur erhoͤhen, wie man
                              									wollte; sobald er aber einige Blasen Sauerstoffgas hineinließ, stellte sich die
                              									Gaͤhrung sogleich ein.
                           Eine solche Erfahrung, welche von einem so ausgezeichneten Chemiker gemacht wurde,
                              									scheint nichts mehr zu wuͤnschen uͤbrig zu lassen. Ich will nun die
                              									Versuche anfuͤhren, welche ich uͤber denselben Gegenstand angestellt
                              									habe, die zwar nicht entscheidend sind, aber doch zu neuen Beobachtungen Anlaß geben
                              									koͤnnen.
                           Den 18ten September 1822 nahm ich 5 Flaschen, wovon jede 15 Litre fassen konnte; ich
                              									fuͤllte die erste davon, (Nro. 1) mit Most, und die vier anderen mit Oehl.
                              									Nach 1 1/2 Stunden leerte ich sie aus, und brachte 14 Litre Most hinein, welchem ich, um in soviel als
                              									moͤglich vor der Beruͤhrung mit der Luft zu schuͤzen, auf diese
                              									Weise bereitere, daß ich die Trauben in einem Tuche, welches in einen großen
                              									Trichter getaucht war, zerquetschte; oben darauf goß ich ein Litre Oehl, so daß
                              									diese Moste mit einer 6 Zoll hohen Schichte desselben bedekt waren.
                           Den 19ten trat Nro. 1 in Gaͤhrung.
                           Den 20sten Nro. 2, 3, 4 und 5.
                           Nach diesen Versuchen waͤre die Gegenwart der Luft zur weinigen
                              									Gaͤhrung nicht unumgaͤnglich nothwendig, ausgenommen, man nimmt an,
                              									daß in dem Moste welche enthalten ist.
                           Aus allen den angegebenen Versuchen geht hervor:
                           1stens, daß bei gleichem Boden der Geist der Weine nicht bloß nach dem Alter der
                              									Weinberge, sondern auch nach der Verschiedenheit der Pflanzen verschieden ist, und
                              									daß die Grenache, der Piquepouil noir und der Caragnane am reichsten an
                              									Faͤrbestoff und Zukerstoff sind;
                           2tens, daß das specifische Gewicht der Weine kein offenbares Kennzeichen des Grades
                              									der Geistigkeit derselben ist, weil es sowohl von der Kohlensaͤure, als von
                              									dem Alkohol herruͤhren kann;
                           3tens, daß die Menge der Haͤfen bei den verschiedenen Arten von Trauben
                              									verschieden ist, weßwegen die Gaͤhrung sich mehr oder minder schnell
                              									entwikelt und eine laͤngere oder kuͤrzere Zeit dauert;
                           4tens, daß ein Wein sich um so laͤnger haͤlt, als die Gaͤhrung
                              									zu ihrer ganzen Vollkommenheit laͤnger brauchte, und daß diejenigen, bei
                              									welchen sie bald beendigt ist, um so leichter dem Verderben unterworfen sind;
                           5tens, daß das fluͤchtige Oehl des Senfes eines der besten Mittel ist, um den
                              									Most zu schwefeln (muter), daß jedoch der
                              									gepuͤlverte Senf den Vorzug verdient, weil er ihn zugleich entfaͤrbt
                              									und klaͤrt.
                           6tens, endlich, daß die atmosphaͤrische Luft zur weinigen Gaͤhrung
                              									nicht durchaus nothwendig seyn duͤrfte; im entgegengesezten Falle
                              									wuͤrden meine Erfahrungen beweisen, daß eine sehr kleine Menge davon
                              									hinreicht, um diese Wirkung hervorzubringen.