| Titel: | Ueber Stahl und Eisen. Von Hrn. Gill. Aus dessen technical Repository Nro. 19. | 
| Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXII., S. 364 | 
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                        LXII.
                        Ueber Stahl und Eisen. Von Hrn. Gill. Aus dessen technical
                                 										Repository Nro. 19.
                        (Fortsezung von dessen Abhandlung uͤber Stahl und Eisen. Ebendas. II. B. S. 277. Polyt.
                           								Journ. B. 9. S. 93).
                        Gill, über Stahl und Eisen.
                        
                     
                        
                           Ueber das Schweissen des Guß-Stahles und
                                 									Guß-Eisen.
                           Wir theilen unseren Lesern hier einen Auszug aus einem Aufsaze
                              									mit, den wir i. I. 1818 in den Annals of Philosophy
                              									(Maͤrz-H.) einruͤken ließen, und der unsere fruͤheren, im
                              									Repertory gegebenen Artikel uͤber diesen Gegenstand hier begleiten mag.
                           Wir haben zuerst die Schwierigkeiten gezeigt, den feineren Guß-Stahl mit Eisen
                              									zusammen zu schweißen, und bemerkt, daß das Publicum dem Sir Thomas Frankland die erste genaue Nachricht uͤber die
                              									Mittel dieses zu bewerkstelligen zu verdanken hat, naͤmlich, durch Hizen des
                              									Eisens bis zur Schweiß-Hize und des Stahles bis zu jenem Grade, den er zu ertragen
                              									vermag, um sich, ohne Nachtheil und Verschlechterung, bei geschikter Behandlung mit
                              									dem Eisen verbinden zu lassen.
                           
                           Wir zeigten hierauf unsere Verwunderung uͤber die spaͤter von Hrn.
                              									Samuel Varley, einem wissenschaftlich gebildeten Manne,
                              									uns mitgetheilte Nachricht, daß ein Schmied, in der Nachbarschaft von Chevening, in
                              									Kent, haͤufig Stuͤke Stahles zusammen schweißte, ohne den Stahl
                              									dadurch zu verderben, und daß er sogar auf diese Weise zwei abgenuͤzte
                              									Muͤhlen-Aerte zu einer neuen zusammen schweißen konnte; daß ferner Hr.
                              									Varley, um den Vortheil des Verfahrens dieses Schmiedes zu beweisen, eine Stange von
                              									sehr feinem Gußstahle in 2 Theile brach, und sie von dem Schmiede wieder zusammen
                              									schweißen ließ, was auch, ohne den Stahl im Mindesten zu schaden, geschehen ist.
                           Wir fuͤgten ferner noch bei, daß, als wir dieses Verfahren, mehreren
                              									unterrichteten Personen erzaͤhlten, denen es groͤßten Theils neu war,
                              									wir hoͤrten, daß ein wissenschaftlich gebildeter Mechaniker, Hr. Karl Sylvester, ehemahls zu Derby, sehr oft Guß-Stahl
                              									geschweißt hat, und zwar noch leichter als Eisen, indem die
                                 										Schweiß-Hize des Guß-Stahles bedeutend geringer ist, als jene des Eisens;
                              									daß die Hauptursache des haͤufigen Mißlingens dieser Operation darin besteht,
                              									daß man den Guß-Stahl zu sehr hizt, indem man glaubt, er muͤßte so, wie
                              									Eisen, behandelt werden, wodurch man ihn dann gaͤnzlich verdirbt; daß aber
                              									ein anderer Fluß, als bei dem Eisen, hierzu noͤthig ist, um die Oxidation zu
                              									hindern, der er sehr unterworfen ist, und daß der Schweiß-Sand, dessen man sich bei
                              									dem Eisen bedient, hierzu durchaus nicht anwendbar ist. Hr. Sylvester zog fein gepuͤlvertes Borax-Glas, oder das
                              									schwarzgruͤne Glas der gewoͤhnlichen Bouteillen, welches aus Sand und
                              									Alkali allein, ohne alles Blei, das dem Flintglase zugesezt wird, besteht, jedem
                              									anderen vor, und glaubte, daß wenn man es mit noch etwas Alkali in den Fluß bringen
                              									wuͤrde, es noch besser waͤre.
                           Wir fanden noch, daß ein anderer scharfsinniger Mechaniker, Hr. Georg Scott, dieses Verfahrens sich bereits seit 3 Jahren
                              									bediente, und erst vor wenigen Tagen vier
                                 										walzenfoͤrmige Stangen von Guß-Stahl, jede 4 Fuß lang und
                                 										ungefaͤhr einen halben Zoll dik, zu einer 16 Fuß langen Stange zusammen
                                 										schweißte, die dann auf der Drehebank abgedreht, und zur Patrone, um
                                 										Bleiroͤhren darauf zu ziehen, verwendet wurde.
                           Was aber noch sonderbarer war, war, daß, wie wir im Verlaufe unserer Untersuchung
                              									hoͤrten, Hr. Jonathan Dikson, Mechaniker in
                              									Holland-Street, Blakfriars, zwei Stangen Guß-Eisen auf diese
                                 										Weise zusammen schweißte, indem er ihre Enden vorlaͤufig in eine
                              									Roͤhre von geschlagenem Eisen stekte, und diese bis auf den noͤthigen
                              									Grad erhizte: die Roͤhre diente hier als Model, und hinderte das geschmolzene
                              									Guß-Eisen, waͤhrend der Operation auseinander zu gehen.
                           Wir empfahlen ferner, um des Gelingens bei dem Schweissen des Guß-Stahles desto
                              									sicherer zu seyn, Holzkohlen-Feuer, und riethen die Stuͤke, nachdem sie die
                              									zur Vereinigung noͤthige Form erhalten hatten, an den Flaͤchen, an
                              									welchen sie zusammen geschweißt werden sollten, glatt zu feilen, mit Borax zu
                              									uͤberziehen, und mittelst Baͤnder, Reifen etc., ehe man sie in das
                              									Feuer bringt, fest zu binden; oder daß, sobald sie hinlaͤnglich erhizt sind
                              									um das Borax- und Bouteillen-Glas in Fluß zu bringen, sie entweder außen damit
                              									uͤberzogen oder in das Pulver derselben eingetaucht werden sollen, welches
                              									man auch auf dieselben streuen kann, und daß man nie mehr Hize anwenden soll, als
                              									zur Vereinigung unumgaͤnglich, noͤthig ist, wodurch dann die
                              									Guͤte des Stahles so wenig als moͤglich leiden wird.
                           Wie schloßen endlich mit der Bemerkung, daß die Land-Schmiede haͤufig Guß-Eisen mit geschlagenem Eisen zusammen schweißen,
                              									statt daß sie sich des Stahles bedienten, vorzuͤglich bei den Pflug-Scharen,
                              									weil es wohlfeiler ist, und zu solcher groben Arbeit ziemlich gut taugt. Wir wußten
                              									aber damahls noch nicht, daß Guß-Eisen ein sehr
                                 										schaͤzbares Loth fuͤr duͤnnes Eisenblech ist. Es
                              									scheint uns, daß Boray nach Gellert's Methode
                              									gepuͤlvert (wie wir in unserem lezten Artikel „uͤber das Loͤthen des Eisenbleches mit
                                    											Gußeisen“ (polyt. Journ. S. 226 u. 256) angegeben haben,
                              									noch beßer seyn wuͤrde, als Borax-Glas, weil diese leztere Substanz sich so
                              									schwer puͤlvern laͤßt.