| Titel: | Beschreibung einer sich umdrehenden Maschine zur Mittheilung einer Radbewegung durch Dampf oder andere gasförmige Flüßigkeiten, worauf Thomas Peel Esqu. von Manchester in der Grafschaft Lancaster am 27ten Mai 1823 ein Patent erhielt. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. I., S. 3 | 
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                        I.
                        Beschreibung einer sich umdrehenden Maschine zur
                           Mittheilung einer Radbewegung durch Dampf oder andere gasförmige Flüßigkeiten, worauf
                           Thomas Peel Esqu.
                           von Manchester in der Grafschaft
                           Lancaster am 27ten Mai 1823 ein Patent
                           erhielt.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Juli
                              1824. S. 7.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Peel's Beschreibung einer sich umdrehenden Maschine.
                        
                     
                        
                           Das Prinzip dieser sich umdrehenden Maschine ist dasselbe wie
                              jenes des elektrischen Planetariums, bei welchem das Fluidum, durch Oeffnungen an
                              den aͤusseren Enden von Aermen sich ausleerend, gegen die
                              atmosphaͤrische Luft anstoͤßt, und vermoͤge des Widerstandes
                              derselben das Umdrehen der Aerme in entgegengesezter Richtung bewirktEs ist dieses das uralte Princip des allgemein bekannten Segner'schen Reaktions-Rades, dessen Beschreibung
                                    man in allen Lehrbuͤchern der Hydraulik findet, woruͤber seit
                                    50 Jahren die Herren Bernoulli, Euler, Karsten, Bossul, Langsdorfs u.a.
                                    Vieles geschrieben haben, und welches der durch seine Schachmaschine
                                    beruͤhmt gewordene Hofrath Kempele schon
                                    vor 40 Jahren auf eine rotirende Dampf-Maschine anzuwenden versucht hat. Die
                                    (aͤußerst schwache) Wirkung dieser Maschine gruͤndet sich aber
                                    keineswegs auf den Widerstand der atmosphaͤrischen Luft, wie hier
                                    ganz irrig angegeben wird, sondern lediglich auf den Ueberschuß des Drukes,
                                    welchen die in einem hohlen Arme eingeschlossene Fluͤßigkeit auf die
                                    der Oeffnung entgegen gesezte ganze Wand
                                    ausuͤbet, deren Flaͤche groͤßer als die
                                    durchloͤcherte ist. Eine solche Maschine muͤßte sich daher
                                    auch im luftleeren Raume eben so gut, ja noch viel leichter und besser
                                    umdrehen, weil der mit einer noch groͤßeren Geschwindigkeit
                                    ausstroͤmende Dampf um so viel staͤrker zuruͤk wirken,
                                    und zugleich der Widerstand der Luft gegen die Aerme wegfallen
                                    wuͤrde. Auf demselben Prinzip beruhet das Umdrehen der
                                    Feuer-Raͤder und das Steigen der Raketen. A. d. Ueb. J. v. B..
                           
                           Tab. I. Fig.
                                 18. ist eine Ansicht dieser Maschine von vorne, und Fig. 19. das
                              Laͤngen-Profil derselben. Daselbst ist:
                           a, ein Dampf-Kessel von irgend einer schikichen Form, an
                              welchem ein Rohr,
                           b, auf gewoͤhnliche Art befestigt ist;
                           c, ist die hohle Achse eines Rades, welche in der
                              Stopf-Buͤchse dd, sich luftdicht
                              umdrehet;
                           eeee, sind hohle Aerme, welche von der hohlen
                              Achse ausgehen, und mit dieser in Verbindung stehen;
                           ff, ist ein an den Aermen befestigter Ring,
                              welcher als, Schwungrad dient, um die Bewegung gleichfoͤrmig zu machen.
                           Der im Kessel a, erzeugte Dampf soll durch das Rohr b, in die hohle Achse c, und
                              in die Aerme eeee, dringen, und durch die
                              Oeffnungen an deren Enden seitwaͤrts ausstroͤmen. Der Widerstand,
                              welchen die Atmosphaͤre diesen Dampfstroͤmungen entgegen sezet, wird,
                              wie man erwartet, einen Ruͤkstoß auf die entgegengesezten Seiten der Aerme
                              herfuͤrbringen, und solche auf dieselbe Art um ihre Achse drehen, wie die
                              Sterne und Raͤder der Feuerwerke umgetrieben werden. An dem aͤußern
                              Ende der Achse c, ist ein Getriebe befestigt, welches in
                              ein gezahntes Rad eingreifen und, vermittelst Scheiben und Riemen oder anderer an
                              der Achse dieses Rades angebrachter Vorrichtungen die umwaͤlzende Bewegung
                              jedem andern Maschinenwerke mittheilen soll.
                           
                        
                           Anmerkung des Herausgebers des London Journal.
                           Wir glauben, daß, obgleich sehr viele Versuche gemacht worden sind, den hier
                              angegebenen Zwek durch aͤhnliche Mittel zu erreichen, doch der Widerstand der
                              atmosphaͤrischen Luft, auf diese Art angewendet, nie hinreichend befunden
                              worden ist, um nur die Reibung der Achse in der Stopfbuͤchse zu
                              uͤberwindenDaß die Kraft oder Wirkung einer solchen Maschine, im Vergleiche mit einer
                                    gewoͤhnlichen Dampf-Maschine, aͤußerst unbedeutend seyn
                                    muͤsse, ist, nach richtigen theoretischen Grundsaͤzen leicht
                                    zu begreifen, aber nicht wegen des zu schwachen Widerstandes der
                                    atmosphaͤrischen Luft, welcher hierbei gar nicht in Betrachtung
                                    koͤmmt, und zur Bewegung nicht das Geringste beitraͤgt, ja
                                    dieselbe vielmehr verzoͤgert, sondern weil die Kraft, mit
                                    welcher jeder Arm zuruͤk geschoben wird, nicht groͤßer seyn
                                    kann, als der Druk des Dampfes auf eine Flaͤche von der Weite der
                                    Oeffnung, durch die er ausstroͤmt. Um daher z.B. die Wirkung eines
                                    gewoͤhnlichen Dampf-Cylinders von 12 Zoll im Durchmesser zu
                                    enthalten, muͤsse die Oeffnung, oder die Summe aller Oeffnungen eben
                                    so weit seyn. Welchen ungeheuren Aufwand von Dampf wuͤrde aber das
                                    freie Ausstroͤmen durch so weite Oeffnungen verursachen? welche
                                    riesenmaͤßige Kessel waͤren hiezu erforderlich, und welche
                                    Verschwendung von Brenn-Material waͤre mit dem Betriebe einer solchen
                                    Maschine verbunden? – Aus demselben Grunde leistet auch das Segner'sche, um eine vertikale Achse sich
                                    drehende Reaktions-Rad so wenig und verbraucht, bei gleichem
                                    Gefaͤlle, weit mehr Aufschlagwasser zu derselben Wirkung als das
                                    schlechteste gewoͤhnliche Wasserrad.Aus allem diesem ergibt sich, daß die in Deutschland laͤngst
                                    vergessene, von dem Englaͤnder Peel wieder aufgewaͤrmte und
                                    patentisirte Kempele'sche Dampf-Maschine in mechanischer und
                                    oͤkonomischer Hinsicht die schlechteste von allen erdenklichen
                                    Dampf-Maschinen ist. Zugleich erhellet aber auch, daß der Redakteur des London Journal of Arts and Sciences, welcher
                                    sich Newton nennet, kein Sir Isaac Newton ist. J. v. B..
                           
                        
                     
                  
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