| Titel: | Ueber die Fabrikation der Papier-Tapeten. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XIV., S. 58 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Fabrikation der
                           Papier-Tapeten.
                        Aus den Annales de l'Industrie. October
                              1822Aus diesen in den polyt. Jahrbuͤchern. Bd. 5. S. 422. u. f. Mit
                                 Anmerkungen von Hrn. Prof. Karl Karmasch. Mangel an Raum verhinderte uns diese Abhandlung
                                 aus den Annales de l'Industrie bei ihrem Erscheinen
                                 aufzunehmen; da sie nun durch die Anmerkung des Hrn. Karmasch ein
                                 erhoͤhtes Interesse hat, so glauben wir unsern Lesern durch die
                                 nachtraͤgliche Mittheilung derselben noch einen Dienst zu erweisen. Die
                                 mit K. bezeichnete Anmerkungen sind von Hrn. Karmarsch. D..
                        Ueber die Fabrikation der Papier-Tapeten.
                        
                     
                        
                           Seitdem die Oekonomie Papier-Tapeten statt der seidenen,
                              wollenen und baumwollenen Zeuge zur Bekleidung der Gemaͤcher anwenden lehrte,
                              hat sich die Verfertigung dieses Fabrikates, vorzuͤglich in Frankreich, mit
                              außerordentlicher Schnelligkeit vervollkommnet, und es ist wirklich zu erstaunen,
                              daß diese Kunst, noch nie vollstaͤndig beschrieben wurdeDie deutsche Beschreibung in Sprengels Handwerken
                                    und Kuͤnsten, fuͤnfzehnte Sammlung, S. 5–19, so wie in
                                    Jacobsons Schauplaz der Zeugmanufakturen, Bd.
                                    I, ist unvollstaͤndig, und enthaͤlt mehrere veraltete Angaben.
                                    Ein von Leuchs im Handbuch fuͤr
                                    Fabrikanten (Bd. XI.) mitgetheilter Aufsaz uͤber diesen Gegenstand
                                    ist eben so wenig befriedigend. K.. Die wahre Ursache hievon mag in was immer fuͤr einen
                              Umstaͤnde liegen, so kann es wohl ein verdienstliches Unternehmen genannt
                              werden, diesen Fabrikationzweig in seinem gegenwaͤrtigen Zustande detaillirt
                              zu beschreiben, und dadurch ein Sublement zu allen fruͤheren technischen
                              Handbuͤchern zu liefern. Hr. Dufour, einer der
                              groͤßten Tapentenfabrikanten in Paris, ist hiebei den Herausgebern der Annales de l'Industrie an die Hand gegangen und das
                              Resultat davon ist nachstehender Aufsaz, den ich frei bearbeitet, und wo es
                              noͤthig schien und thunlich war, mit erlaͤuternden Anmerkungen
                              begleitet, hier mittheile.
                           
                           Die Kunst, Papier-Tapeten zu verfertigen, stammt aus China, wo seit undenklichen
                              Zeiten sehr feine Zeichnungen auf Papier gemahlt werden. Die ersten Muster dieses
                              Erzeugnisses, welche Europa gesehen hat, kamen nach England; spaͤter erst,
                              aber bald darauf, erhielt auch Frankreich dergleichen, und die Kuͤnstler
                              dieses Landes suchten mit Gluͤk sie nachzuahmenAuch im oͤsterreichischen Staate, besonders in Wien, existiren
                                    gegenwaͤrtig Papier-Tapeten-Fabriken, welche es in ihrem Kunstfache
                                    außerordentlich weit gebracht haben. Eine der vorzuͤglichsten ist
                                    namentlich die der Herren Sperlin und Rahn, von deren Verdiensten ich noch einige Mahl
                                    zu sprechen Gelegenheit haben werde. K. (Das Etablissement der Leztern ist
                                    eine Verpflanzung franzoͤsischer Industrie, naͤmlich der aus
                                    Rixheim im oberrheinischen Departement, nach
                                    Wien. Gin sehr beachtungswerthes Etablissement in Baiern ist das des Hrn.
                                    Wilhelm Sattler in Schweinfurt, aus dem gleich
                                    bei seinem Entstehen die gelungendsten Fabrikate hervorgegangen sind.
                                    D.). Man bediente sich hierzu Anfangs der durchgeschnittenen Patronen aus
                              Kartenpapier, wie man sie noch jezt zum Ausmahlen der Zimmer anwendet. Diese
                              muͤhsame, langwierige und kostspielige Arbeit, deren Beschreibung hier von
                              wenig Nuzen seyn wuͤrde, erfuͤllte keineswegs ganz ihren Zwek, indem
                              sehr zusammengesezte, feine und vielfarbige Desseins sich das durch nicht wohl
                              darstellen ließen. Die Papiertapeten-Fabrikation konnte erst dann zur Vollkommenheit
                              gelangen, als man den erwaͤhnten Patronen, die noch gegenwaͤrtig
                              uͤblichen Holze formen substituirt hatte. Im Jahre 1760 war dieser
                              Industrie-Zweig in Frankreich beinahe unbekannt; zwanzig Jahre spaͤter hatte
                              er schon erstaunliche Fortschritte gemacht. Die zahlreichen seither entstandenen
                              Fabriken, reichen kaum hin, eine Mode zu befriedigen, welche bereits zum
                              Beduͤrfnisse geworden ist, weil diese Art Ameublement eine außerordentliche
                              Oekonomie gewaͤhrt. Man ist gegenwaͤrtig im Stande, auf Papier nicht
                              bloß Laubwerk, Blumen und Landschaften, sondern selbst ganze historische
                              Stuͤke herzustellen.
                           Wenn von der Verfertigung der Papier-Tapeten die Rede ist, so kann man
                              fuͤglich die glatten, bloß farbig bedrukten Tapeten von jenen, deren Desseins
                              durch irgend einen aufgetragenen fremden Stoff verziert sind, unterscheiden. Das
                              franzoͤsiche Orginal nennt die erstem schlechtweg papier peint, die zweite Art hingegen papier
                                 tontisse.Die von Seidan in Wien verfertigten gepreßten Tapeten, von welchen S. 155 des
                                    vierten Bandes der polyt. Jahrbuͤcher die Rede war, verdienen hier
                                    ebenfalls erwaͤhnt zu werden. K.
                              
                           
                        
                           a. Von der Verfertigung der bloß bedrukten
                              Tapeten.
                           Um mit Farbe bedrukt zu werden, ist im Grunde jede Papiergattung tauglich,
                              vorausgesezt, daß sie geleimt sey; indessen muß man doch ein desto schoͤneres
                              Papier dazu waͤhlen, je feiner und kostbarer der aufzudrukende Dessein ist.
                              Es waͤre zu wuͤnschen, daß alle Tapetenpapiere aus ungefaulter Masse
                              bereitet und beim Pressen in der Fabrik schon durch wiederholtes Austauschen
                              hinreichend dicht und fest gemacht wuͤrde. Auf solchem Papiere wuͤrden
                              nicht nur die Umrisse der Zeichnungen schaͤrfer, und ihre Farben lebhafter
                              ausfallen, sondern die Tapeten selbst besaßen eine groͤßere Festigkeit,
                              welche ihnen sowohl bei der Verfertigung als beim Gebrauche hoͤchst
                              noͤthig istIn der Regel nimmt man zur Tapetenfabrikation bloß Velinpapier, da dieses
                                    sich wegen seiner glatten und gleichfoͤrmigen Oberflaͤche
                                    besonders dazu eignet. Die oͤsterreichischen Tapetenfabrikanten
                                    beziehen das bessere Papier dieser Art noch immer aus Frankreich und aus der
                                    Schweiz. Doch haben auch seit ein Paar Jahren die Gebruͤder Galvani zu Pordenone im
                                    venetianisch-lombardischen Koͤnigreiche sehr brauchbares
                                    Tapetenpapier geliefert. K. (Wenn man die enorme Summen Geldes in Anschlag
                                    bringt, welche mehrere Staaten fuͤr Papier ins Ausland zu senden
                                    veranlaßt sind, so muß man sich wundern daß von Seiten der Regierungen
                                    dieser Staaten fuͤr die Vervollkommnung der Papierfabrikation bisher
                                    nichts geschehen ist. So gut man die Lumpen moralisch zu bessern sucht, um
                                    so sicherer wuͤrden sich unsere Leinen-Lumpen technisch zum besten
                                    Papier veredlen lassen. Gehoͤriges Sortiren und Bleichen der Lumpen
                                    vor ihrer weitern Bearbeitung ist das wesentlichste Bedingniß zu feinen
                                    Papier-Sorten. D.). Die erste Operation, welche mit dem zur Tapeten-Fabrikation bestimmten
                              Papier vorgenommen wird, ist das Beschneiden desselben. Das Papier muß an allen vier
                              Kanten ganz gerade, und unter rechten Winkeln beschnitten seyn, damit die durch das
                              Zusammenkleben derselben
                              entstehenden Rollen oder langen Streifen an ihren Seiten vollkommen gerade, und
                              durchaus gleich breit ausfallen koͤnnen. Man bedient sich zum Beschneiden
                              ganz derselben Mittel, welche der Buchbinder anwendet, naͤmlich einer starken
                              Presse und des Beschneidhobels. Der Arbeiter nimmt zwei Riß oder 1000 Bogen des
                              Papiers, legt sie auf ein uͤberfluͤßig großes Brett, und bedekt sie
                              mit einem andern, welches genau rechts winklig und nicht groͤßer ist, als die
                              Bogen nach dem Beschneiden bleiben sollen. Mit diesen zwei Brettern legt man das
                              Ganze so zwischen die Preßbalken, daß die eine Kante des kleinern Brettes mit ihnen
                              gleich hoch steht, und nachdem man die Schrauben angezogen hat, nimmt man mit dem
                              Hobel das von dem Papier Vorstehende weg. Nach dem Beschneiden einer Kante
                              oͤffnet man die Presse nur so weit als es noͤthig ist, um den ganzen
                              Stoß umkehren und auf eine andere Seite wenden zu koͤnnen; dann schließt man
                              sie wieder, und beschneidet von Neuem. Auf diese Art werden alle vier Kanten der
                              Papierbogen beschnitten, indem man jedesmahl den Schnitt so weit hinaus zu
                              ruͤken sucht, als es angeht, um den Abfall moͤglichst zu
                              vermindern.
                           Die Tapeten werden bekanntlich in langen Streifen oder sogenannten Rollen verkauft,
                              welche die Breite eines einzelnen Papierbogens, gewoͤhnlich aber eine
                              Laͤnge von 32 Fuß besizen. Um diese Laͤnge zu erhalten, werden 24
                              einzelne Bogen in einer Reihe mit der breitern Seite ineinander geklebt, wozu man
                              sich des Staͤrkekleisters als Bindungsmittels bedient. Das Verfahren dabei
                              ist folgendes: Die mit dem Zusammenkleben beschaͤftigte Arbeiterin legt das
                              Papier flach auf das Ende eines langen Tisches, nimmt davon 12 Bogen, und bringt sie
                              in eine solche Lage, daß regelmaͤßig jeder Bogen uͤber den anderen um
                              1/2 Zoll vorsteht, und das Ganze die Gestallt einer Treppe bekommt; daher diese
                              Operation im Franzoͤsischen échelonner
                              (von échelon, eine Stufe) genannt wird. Diese
                              Verrichtung geht mit vieler Lichtigkeit vor sich. Die Arbeiterin legt die
                              Papierbogen so vor sich auf den Tisch, daß sie genau gleich liegen, und nicht
                              uͤber einander vorstehen, sie gibt ihnen dann mit einem kleinen stachen
                              Holzstuͤke einen leichten Stoß, die Blaͤtter gleiten parallel unter
                              sich fort, und befinden sich durch einen einfachen Handgriff in der
                              gewuͤnschten Lage. Jene zwoͤlf, zur linken Seite der Arbeiterin liegenden Bogen werden
                              hierauf mit einem Steine beschwert. Zu ihrer Rechten breitet die Arbeiterin
                              zwoͤlf andere Bogen auf die naͤmliche Art aus, jedoch so, daß
                              dieselben nur um zwei Linien ungefaͤhr uͤber einander hervorragen. Mit
                              einem großen Pinsel wird nun der Kleister auf die vorstehenden Kanten der zur
                              rechten liegenden Bogen gestrichen, und man legt diese einzeln auf jene, die sich
                              zur linken Hand befinden, und sechs Linien weit uͤber einander vorstehen.
                              Hierbei muß sorgfaͤltig darauf geachtet werden, daß von keiner Stelle des
                              Randes mehr als von der andern verdekt werden, um die Seiten der Blaͤtter
                              immer in einer geraden Linie zu erhalten. Die vollkommen gerade gearbeitete Kante
                              des Arbeitstisches dient hierbei zur Richtschnur. Die ganze Operation erfordet nur
                              eine geringe Aufmerksamkeit, wenn die Bogen einmal in der gehoͤrigen Lage
                              sind. Nach dem Zusammenkleben der ersten zwoͤlf Bogen bedekt man dieselben
                              mit einem glatten Brette, und beschwert sie, um der Wirkung des Kleisters Zeit zu
                              lassen. Man beginnt dann sogleich das Ankleben anderer Bogen, und faͤhrt so
                              fort, bis die ganzen Rollen beendigt sindEs waͤre sehr zu wuͤnschen, daß man beliebig langes Papier zu
                                    den Tapeten allgemein anwendete; denn dadurch ersparte man nicht nur die
                                    Arbeit des Zusammensklebens, sondern es wuͤrde auch ein Nachtheil
                                    vermieden werden, der jezt oͤfter eintritt. Wenn naͤmlich der
                                    Kleister sauer wird, und zwischen den zusammengeklebten Bogen herausdringt,
                                    verdirbt er dort die spaͤter aufgetragenen Farben, und schadet somit
                                    der Schoͤnheit der Tapete. Spoͤrlin
                                    und Rahn bedienen sich bereits des endlosen
                                    Papiers. K. (Die Mechaniker Bauer und Koͤnig in Oberzell bei
                                    Wuͤrzburg und die Gebruͤder Rauch in Heilbronn etabliren
                                    gegenwaͤrtig Papierfabriken, in welchen endloses Papier verfertigt
                                    wird. D.).
                           Diese werden nunmehr grundirt, d.h. mit der Grundfarbe bestrichen, welche entweder
                              weiß oder blau, gelb, gruͤn u.s.w. ist. Die Pigmente welche man hiezu
                              anwendet, sind theils erdig, theils fluͤßig (couleurs
                                 terreuses ou liquides); ihre Zusammensezung und Zubereitung werden wir in
                              einem eigenen Abschnitte dieses Aufsazes kennen lernen. Hier indessen nur so viel.
                              Die Erdfarben sind undurchsichtige, meist mineralische Pulver, welche im fein
                              geriebenen Zustande mit Leimwasser versetzt werden, um sie zum Aufstreichen geschikt zu machen. Die
                              fluͤßigen Farben hingegen sind farbige Tincturen, welche durch Ablochung
                              vegetabilischer Substanzen erhalten werden.
                           Das Papier bedarf nicht der mindesten Vorbereitung, um mit Erdfarben bestrichen zu
                              werden; es muß aber jedes Mahl einen eigenen Grund erhalten; wenn man
                              fluͤßige Farben darauf anbringen will. Dieser Grund besteht aus feinem
                              Tischlerleim (flandrischen Leim), welcher, in Wasser aufgeloͤst, lauwarm
                              aufgetragen wird. Der damit beschaͤftigte Arbeiter haͤlt in jeder Hand
                              eine große; runde; langhaarige Buͤrste, womit er schnell uͤber das
                              Papier hinfaͤhrt. In derselben Zeit breitet ein hinter dem Arbeiter
                              hergehender Knabe das Leimwasser mit einer andern Buͤrste weicht Gestalt und
                              Groͤße eines gewoͤhnlichen Kehrbesens hat, gleichfoͤrmig
                              uͤber die Rolle aus. Ein fleißiger Arbeiter kann auf diese Art; mit einem
                              oder zwei Gehuͤlfen, des Tages dreihundert Rollen leimen. Zum Ausstreichen
                              der Grundfarbe bedient man sich derselben Werkzeuge und Handgriffe. Um zu troknen,
                              werden die geleimten oder mit der Grundfarbe versehenen Rollen auf Stangen
                              gehaͤngt. Es wird gut seyn; hier das Verfahren beim Aufhaͤngen
                              derselben zu beschreiben; da diese Operation im Verfolge der Arbeit oͤfter
                              vorkommt, und jedes Mahl auf die naͤmliche Art wiederholt wird. Zwei
                              hoͤlzerne Leisten sind in horizontaler Richtung parallel mit einander, und
                              wenige Zolle von der Deke der Werkstaͤtte entfernt, befestigt. Der Abstand
                              zwischen ihnen betraͤgt 18 bis 20 Zoll, uͤberhaupt etwas mehr, als die
                              Breite der Papierrollen. Man besizt in jeder Werkstaͤtte mehrere gerade runde
                              Stangen aus leichtem Holze, welche beilaͤufig 24 Zoll lang sind, und
                              ausserdem noch ein T foͤrmiges
                              Hoͤlzstuͤk, welches auf seiner oberen 8 oder 10 langen Querleiste
                              rinnenfoͤrmig ausgehoͤhlt ist, um eine der erwaͤhnten Stangen
                              aufzunehmen. Eine jede Rolle wird gewoͤhnlich aus vier Theile
                              zusammengebogen, um sie aufzuhaͤngen. Man verfaͤhrt dabei folgender
                              Massen. Sobald eine das Troknen nothwendig machende Operation beendigt ist, faßt der
                              Arbeiter die Rolle, und haͤngt sie ungefaͤhr in dem vierten Theile
                              ihrer Laͤnge (vom aͤussersten Ende angefangen) uͤber eine der
                              Stangen; dasselbe thut sein Gehuͤlfe am anderen Ende, und mittelst des
                              erwaͤhnten T – foͤrmigen Holzes
                              werden die Stangen in die
                              Hoͤhe gehoben, und quer auf die zwei in der Nahe der Zimmerdeke befindlichen
                              Leisten so gelegt, daß die Herabhaͤngenden Blaͤtter des Papiers
                              einander moͤglichst nahe sind, ohne sich jedoch zu beruͤhren. Das
                              Herabnehmen nach dem Troknen geschieht mit Huͤlfe des naͤmlichen
                              Werkzeuges.
                           Die entweder unmittelbar oder auf dem Leimanstrich mit der Grundfarbe versehenen
                              Tapeten bringt man in ein anderes Local, wo sie geglaͤttet werden. Hier kann
                              die Bemerkung Plaz finden, daß die Tapeten jedes Mahl, wenn man dieselben aus einer
                              Werkstaͤtte in die andere transportirt, um sie einer neuen Behandlung zu
                              unterwerfen, zusammengerollt werden, weil sie in jeder andern Gestalt unbequem zu
                              tragen seyn wuͤrden.
                           Das Glaͤtten geschieht auf der nicht angestrichenen Seite des Papiers, da der
                              Grund bei den gewoͤhnlichen Tapeten matt bleibt. Eine fast horizontal an der
                              Zimmerdeke befestigte hoͤlzerne Stange, welche einigermassen nach Art einer
                              Feder zu wirken im Stande ist, traͤgt an ihrem freien Ende mittelst eines
                              Gewindes eine andere, senkrecht herabgehende Stange, welche unten eine Gabel bildet,
                              und hier die Zapfen einer polirten messingenen Walze aufnimmt, die in verschiedenen
                              Richtungen uͤber das auf dem Werktische liegende Papier hingefuͤhrt
                              wirdDiese Vorrichtung gleicht somit ziemlich genau derjenigen, welche allgemein
                                    zum Glaͤtten des Kattuns und der Leinwand, des Papiers und der
                                    Spielkarten angewendet wird. – Statt der erwaͤhnten Walze
                                    bedient man sich mit mehr Vortheil eines sehr glatten, 4 bis 6 Zoll langen,
                                    und fast eben so diken Cylinders aus gegossenem Eisen, der an zwei
                                    Handgriffen gefuͤhrt wird. K.. Diese Walze ist 5 Zoll lang, 10 Linien dik, an ihren Enden etwas
                              duͤnner als in der Mitte, und an den Kanten aus einer leicht begreiflichen
                              Ursache abgerundet, um naͤmlich nicht in das Papier einschneiden zu
                              koͤnnen. Durch die sich federnde Stange, von der oben die Rede war, und
                              welche man noch besser mit einem Gewichte beschwert, wird die Walze an das mit der
                              weißen Seite nach oben gekehrte Papier gedruͤkt, und verrichtet so das
                              Glaͤtten, indem der Arbeiter sie durch Anfassen der senkrechten Stange in
                              Bewegung sezt. – Wie schon gesagt, bleibt hierbei der farbige Grund der
                              Tapete ohne allen Glanz. Will man ihn glaͤnzend machen, so kann dieses nicht durch
                              bloßes Glaͤtten geschehen, sondern um einen dauerhaften Glanz zu erhalten,
                              satinirt man die Tapeten. Auf den Umstand, ob die Tapete matt bleiben oder satinirt
                              werden soll, muß schon beim Auftragen der Grundfarbe Ruͤksicht genommen
                              werden; man versezt naͤmlich diese Farbe, wenn die Tapete matt bleiben soll,
                              mit Bleiweiß, um sie heller zu machen; hingegen mit sehr feinem Gips zu demselben
                              Behufe; wenn sie in der Folge satiniert werden soll. Man bedient sich zum Satiniren
                              eines aͤhnlichen Apparates, wie zu der vorhin beschriebenen Operation des
                              Glaͤttens; nur ist hier, statt der metallenen Walze, eine aus kurzen steifen
                              Borsten bestehende Buͤrste angebracht, und die senkrechte Stange ist mit
                              einem knieartigen Gelenke versehen, damit diese Buͤrste immer flach auf dem
                              Tische bleibe. Die nun mit der farbigen Seite aufwaͤrts gekehrte Tapete wird
                              mit fein gepulverter Brianconer Kreide (welche die Arbeiter Talk nennen) bestreut,
                              und durch das Reiben mit der Buͤrste mit einem dauerhaften atlasartigen
                              Glanze versehenAuf die naͤmliche Art bereitet man das bekannte Satinpapier, welches
                                    zu feinen Papparbeiten etc. deswegen sehr beliebt ist, weil es seinen Glanz
                                    beim Aufziehen mit Kleister oder Leim, oder wenn es uͤberhaupt feucht
                                    gemacht wird; nicht verliert. – Man kann uͤbrigens auch (und
                                    dieses geschieht wirklich in mehreren Fabriken) den Talk schon mit der Farbe
                                    vermischt auftragen, und dann durch Buͤrsten den Glanz hervorbringen.
                                    K..
                           Die wichtigste Arbeit der ganzen Tapetenfabrikation ist das nunmehr folgende
                              Druͤken oder das Auftragen der Desseins, welche die Verzierung der Tapete
                              ausmachen. Es geschieht mit Formen, welche, sowohl was ihre Einrichtung als ihren
                              Gebrauch betrifft; mit den Formen zum Bedruken des Kattuns im Allgemeinen
                              uͤbereinstimmen. Wir werden hier nicht die Verfertigung dieser Formen
                              beschreiben, welche eine abgesonderte Kunst ist, und eine sehr geuͤbte Hand
                              erfordertGewoͤhnlich halten die Tapetenfabriken ihre eigene Formschneider im
                                    Hause. Die Formen bestehen aus drei Schichten von Holz, von welchen die
                                    untern zwei weiches, uͤber Hirn (d.h. so, daß sich die Fasern
                                    durchkreuzen) zusammengeleimtes Holz sind, um das Werfen zu verhindern. Die
                                    oberste Lage ist Birnbaumholz, und in dieses ist der Dessein geschnitten.
                                    Feine Zuͤge der Desseins macht man, wie bei den Kattunformen, aus
                                    Meßingblech; Puncte, Sternchen u. dergl. aus rundem, oder faconnirtem Draht.
                                    Die nicht erhabenen oder zum Dessein gehoͤrigen Theile der Formen
                                    sind mit Oehlfarbe angestrichen; um die Wirkung der Feuchtigkeit (da man mit
                                    Wasserfarben drukt) zu beseitigen. K. (Wuͤnschenswerth waͤre
                                    es, keinen Formschneider in der Lehre zuzulassen, der nicht schon einen
                                    guten Grund in der freien Handzeichnung gelegt hat. Bei dem Modelholz ist
                                    darauf zu sehen, daß das Birnbaumholz von voͤllig ausgewachsenen
                                    Arten wilder Birnbaumstaͤmme gewaͤhlt wird, und daß die
                                    Bretter vor dem Aufleimen wenigstens 3 Jahre lang lufttroken lagen.
                                    Fuͤr feinere Desseins ist das Buchsbaumholz das geeignetste. Nur bei
                                    Moͤdeln, welche von gut ausgetrokneten Brettern zusammen geleimt
                                    sind, ist ein Oehlfirniß-Anstrich, welcher sie gegen Werfen und Springen
                                    schuͤzt, zutraͤglich; bei gruͤnem Holze ist dieses
                                    Schuzmittel mehr nachtheilig wie nuͤzlich. D.); Wir sezen vielmehr voraus, daß der zum Druken angestellte Arbeiter schon mit
                              allen ihm noͤthigen Formen versehen sey. Es muß hier bemerkt werden, daß zur
                              Hervorbringung und gaͤnzlichen Ausfuͤhrung irgend einer Zeichnung eben
                              so viele Formen erfordert werden, als Farben und Farben-Nuͤancen vorhanden
                              sind. Um z.B. eine Rose darzustellen, sezt man dreierlei Roth, und zulezt noch Weiß
                              auf; dieses fuͤr die hoͤchsten LichterDie ersten Formen, mit denen man drukt, sind die sogenannten Klatschformen,
                                    welche große Flaͤchen, z.B. den Grund eines Blattes, einer Blume
                                    u.s.w. enthalten. Die Lichter werden zulezt aufgedrukt. K. (Unter Klatsch-
                                    oder Pflatschformen versteht man, wenigstens in den Kattundrukereien, den
                                    Dekmodel zu einem Boden (Uni-Grund); auch heißt dieser Model noch Dek, wenn
                                    aus der Grundform die Stellen, wohinein das Dessein kommt, geschnitten sind.
                                    D.). Es braucht kaum erinnert zu werden, daß der Arbeiter hier, so wie beim
                              Druken des Kattuns, ein Kennzeichen haben muß, nach welchem er sich beim Aufsezen
                              der Formen richten kann, um denselben jedes Mahl ihre rechte Stelle anzuweisen.
                              Diese Zusammenstimmung der einzelnen Formen, oder der sogenannte Rapport, wird hier
                              ebenfalls durch ein Paar auf jeder Form befindliche Drahtstifte bezwekt, welche sich
                              wir abdruken, und beim naͤchsten Aufsezen der Form genau die Stelle
                              bezeichnen, auf welche dieselbe kommen muß. Eine weitere Auseinandersezung dieses
                              Gegenstandes duͤrfte hier wohl uͤberfluͤßig seyn, indem die ganze Sache
                              genau so wie beim Kattundruk beschaffen ist. Ein etwas geschikter Formschneider weiß
                              es leicht dahin zu bringen, daß nach der Vollendung des Musters die durch das
                              Abdruken der Stifte entstandenen Puncte von Farben bedekt erscheinen, und daher die
                              Einheit der Zeichnung nicht stoͤren. Man bemerkt in diesem Falle
                              hoͤchstens zwei solche Puncte, denjenigen naͤmlich, der am Anfange der
                              Rolle steht, und jenen, der sie beschließt.
                           Die Vorrichtung, mittelst welcher die Farbe auf die Drukformen gebracht wird,
                              befindet sich zur Rechten des Arbeiters. Sie besteht in einem 9 bis 10 Zoll tiefen
                              hoͤlzernen Kasten, von welchem jede Seite um drei Zoll laͤnger ist,
                              als die groͤßte Form, welche vorkommt. Man fuͤllt diesen Kasten bis
                              auf 6 Zoll Hoͤhe mit Wasser, in welches man Abschnizel von Papier mischt, um
                              sie faulen zu lassenDer Grund dieser auffallenden Maaßregel haͤtte wohl sollen angegeben
                                    werden. K. (Durch das Faulen wild das Bindemittel des Papiers (der Leim)
                                    voͤllig zerstoͤrt, und da durch die Papier-Masse
                                    (vegetabilische Fasern) gleichzeitig mehr zertheilt, wo sie mit dem Wasser
                                    eine konsistente elastische Masse bildet, die beim Aufsezen des Models in
                                    das Chasse (Sieb) das Wasser nicht leicht fahren laͤßt. In den
                                    Kattunfabriken werden die Kaͤsten mit Abgaͤngen von mit Gummi
                                    verdikten Farben gefuͤllt. D.), und legt daruͤber einen mit Kalbleder bespannten Rahmen, so, daß das
                              Leder mit der Oberflaͤche des Wassers in Beruͤhrung ist. Der Rahmen
                              liegt in gleicher Hoͤhe mit dem Rande des Kastens; der Raum zwischen beiden
                              wird wohl ausgefuͤllt und verstopft, um das Herausdringen des Wassers zu
                              vermeiden. Auf das Leder wird ein vierekiges Stuͤk Tuch gelegt, welches man
                              mit Farbe bestreicht, oder noch besser ein kleinerer Rahmen, der mit Tuch
                              uͤberzogen ist. Dann hat man fuͤr jede Farbe einen abgesonderten
                              Rahmen, und der Arbeiter ist nicht gezwungen, das Tuch zu waschen, wenn er eine
                              andere Farbe auftragen will; er begnuͤgt sich damit, es abzuschaben, wenn er
                              sich desselben nicht mehr bedient. Der Nuzen des in dem Kasten befindlichen Wassers
                              ist wesentlich. Es dient naͤmlich nicht nur um das Leder, mit dem es in
                              Beruͤhrung steht, immerfort geschmeidig zu erhalten, sondern gibt demselben eine weiße und
                              elastische Unterlage. Wenn daher irgend eine abzudrukende Form, um sie mit Farbe zu
                              versehen, umgekehrt (mit dem Dessein nach unten) auf das Tuch gelegt, und etwas
                              dagegen niedergedruͤkt wird, so nimmt sie sehr leicht und
                              gleichfoͤrmig die Farben an allen Stellen an. Das Druken geschieht auf einem
                              starken, mehrfach mit Tuch des kleideten. Tische von 5 bis 6 Fuß Laͤnge, 24
                              Zoll Breite und 4 Zoll Dike, der von starken, durch Querriegel verbundenen
                              Fuͤßen getragen wird. Der Arbeiter manipulirt stehend von einer der
                              laͤngeren Seite dieses Tisches; ihm gegenuͤber (d.h. an der andern
                              langen Seite) ist, mittelst starker Stuͤzen, eine horizontal mit dem Tische
                              parallel laufende hoͤlzerne Stange befestigt, welche etwas hoͤher
                              steht, als die Flaͤche des Tisches selbst. Ein diker, 6 bis 8 Fuß langer,
                              quer uͤber den Tisch liegender Hebel, der das Huͤlfsmittel zum
                              Abdruken der Formen blechet, wird mit seinem Ende unter jene Stange gestekt, und
                              laͤßt sich, da die Stange frei liegt, beliebig uͤber alle Stellen des
                              Arbeitstisches bringen.
                           Die Operation des Drukens geht auf nachfolgende Art vor sich. Nachem ein deck
                              Arbeiter beigegebener Gehuͤlfe mittelst eines großen Pinsels die Farbe auf
                              das in dem oben erwaͤhnten Kasten liegende Tuch moͤglichst
                              gleichfoͤrmig aufgestrichen hat, legt der Druker seine Form darauf, und
                              druͤkt sie sanft nieder, um das Anheften der Farbe zu befoͤrdern; er
                              sezt sie nun vorsichtig auf jene Stelle der Tapete, wo sie hin gehoͤrt.
                              Hierauf bedekt er die Form mit einem kleinen aber diken Brete, und laͤßt auf
                              dieses den erwaͤhnten Hebel wirken, welchen er nebst seinem Gehuͤlfen
                              am vordern Ende ergreift, und mit Gewalt niederdruͤkt. Waͤhrend
                              hierauf der Arbeitet den Hebel beseitigt und die Form abhebt, traͤgt sein
                              Gehuͤlfe neue Faͤrbt auf das Tuch, oder vertheilt die noch darauf
                              befindliche moͤglichst gleichfoͤrmig; so daß in kurzer Zeit die ganze
                              Operation von Neuem angefangen werden kannGanz große Formen haben oben einen ledernen Riemen, in welchen der Arbeiter
                                    die Hand stekt. Sie werden abgedrukt, indem man bloß mit der Hand oder Faust
                                    darauf schlaͤgt. Dieses kann aber nur dann der Fall seyn, wenn wenige
                                    oder feine Zuͤge auf der Form sich befinden. Dort, wo
                                    man sehr große Druk anwenden muß (namentlich beim Aufdruken des
                                    spaͤter zu erwaͤhnenden zaͤhen Firnißes zum Persilbern,
                                    Vergolden oder Velutiren, dann wenn große Flaͤchen bedrukt werden
                                    sollen), bedienen sich die Herren Spoͤrlin und Rahn in Wien eines
                                    Druktisches mit doppelten Hebel, wo der erste quer uͤber den Tisch
                                    liegende Hebel nicht unmittelbar von der Hand des Arbeiters, sondern
                                    mittelbar durch einen zweiten einarmigen Hebel, mit dem er zusammen
                                    haͤngt, niedergezogen wird. Diese Vorrichtung strengt die Arbeiter
                                    weniger als die gewoͤhnliche an, und ist doch von solcher Art, daß
                                    sie bequem und schnell gehandhabt werden kann. K. (Eine neuere Maschine zum
                                    Druken der Tapeten ist in Bd. XIII. S.
                                       196. in diesem Journal beschrieben, und auf Tab. IV. daselbst
                                    abgebildet. D.).
                           
                           An der dem Arbeiter zur Rechten befindlichen Seite des Druktisches sind zwei
                              senkrechte Stuͤzen aufgerichtet; und diese tragen in horizontaler Lage eine
                              runde Eisenstange, um welche die ganze Tapete zu Anfang der Arbeit aufgewikelt ist,
                              und von welcher sie sich nach und nach abrollt.
                           Es wird vorerst ein uͤber die ganze Laͤnge des Tisches reichendes
                              Stuͤk derselben ausgebreitet; der Arbeiter bedrukt dasselbe, indem er den
                              Hebel jedesmahl in die erforderliche Stelle bringt, durchaus mit einer und der
                              naͤmlichen Form, und rollt erst dann ein neues Stuͤk wieder ab, wenn
                              das erste vollendet ist. Um zu verhindern, daß die bedrukte Rolle auf der Erde
                              schleife, leitet man sie uͤber einen hoͤlzernen Bok oder uͤber
                              eine in der Naͤhe der Zimmerdeke befestigte horizontale Stange, und
                              haͤngt sie endlich zum Troknen auf. Der Tapetenfabrikant gibt seinem Arbeiter
                              gewoͤhnlich so viele auf gleiche Art zu bedrukende Rollen, daß ihn einen
                              ganzen Tag hindurch das Aufdruken einer einzigen Form hinreichend
                              beschaͤftigt. Erst den folgenden Tag, wenn die Farbe vollkommen getroknet
                              ist, werden alle Rollen mit der naͤchsten Form ohne Gefahr bedruktNach jedesmahligem Troknen wird die Tapete geglaͤttet, mit denselben
                                    Werkzeugen und den naͤmlichen Handgriffen, durch deren Huͤlfe
                                    das Glaͤtten gleich nach dem Aufstreichen der Grundfarbe vorgenommen
                                    worden ist. Die natuͤrliche Ursache davon liegt in der Bemerkung, daß
                                    durch die nassen Farben das Papier sich verzieht und Falten bekommt, welche
                                    nothwendiger Weise vor dem Anfange einer neuen Operation beseitigt werden
                                    muͤssen. K.. Jedes Mahl, wenn die Rolle mit einer neuen Farbe versehen ist, schreitet man zur Durchsicht
                              derselben, und bessert dabei jene Stellen, an welchen die Farbe zufaͤllig
                              ausgeblieben ist, mit dem Pinsel nach.
                           Die Borduͤren haben nichts Besonderes, sie werden, nur auf schmalen Streifen,
                              ganz auf die naͤmliche Art ausgefuͤhrt, wie die Tapeten selbst.
                           Wenn alle einem Muster zukommende Farben aufgedrukt und ausgebessert sind, ist die
                              Tapete vollendet, und kann in das Magazin zum Verkauf abgegeben werden. Sowohl um an
                              Raum bei der Aufbewahrung zu sparen, als auch um die Farben vor der unzeitigen
                              Einwirkung der Luft und des Lichtes zu schuͤzen, rollt man die Tapeten so
                              fest zusammen, als es moͤglichst istDurch die vorstehende Auseinandersezung wird nun wohl deutlich seyn, daß die
                                    mit Formen verfertigten Tapeten immer nur eine unvollkommene, fuͤr
                                    das Ansehen in einer gewissen Entfernung berechnete, Nachahmung der
                                    eigentlichen Mahlerei seyn koͤnnen, indem vorzuͤglich Licht
                                    und Schatten auf eine ganz besondere, zu sanften Uebergaͤngen fast
                                    gar nicht geeignete Art hervorgebracht werden. Um sein Erzeugniß einem
                                    Gemaͤhlde einiger Massen zu naͤhern, muß der Tapetenfabrikant
                                    eine fuͤr zusammengesezte Muster hoͤchst bedeutende Anzahl von
                                    Formen besizen, welche zweckmaͤßig verbunden, wohl einen
                                    erstaunlichen Effect hervorzubringen vermoͤgen, doch aber eine
                                    gewisse Haͤrte im Kolorit zugleich hinterlassen. Merkwuͤrdig
                                    und einer ausgezeichneten Erwaͤhnung wuͤrdig ist in dieser
                                    Ruͤksicht die Erfindung der sogenannten Iris-Tapeten, worauf Spoͤrlin und Rahn in Wien patentirt sind. Hier ist die erwaͤhnte
                                    Haͤrte so sehr gemildert, daß die Farben an vielen Stellen ganz
                                    unmerklich in einander verstießen, und z.B. ein helles Morgenroth ohne
                                    auffallende Abstufungen in Grasgruͤn uͤbergeht. Offenbar nicht
                                    durch Anwendung zahlreicher Drukformen, sondern durch ein anderes
                                    sinnreiches Verfahren ist diese uͤberraschend angenehme Erscheinung
                                    bewirkt. Laubwerk und dergleichen ist auf solche Art, fast ohne aufgedrukte
                                    Formen, mit Licht und Schatten versehen. Die Moͤglichkeit hiervon
                                    scheint schon durch das Auftragen der Grundfarbe bedingt zu werden;
                                    wenigstens hat sich mir diese Vermuthung bei der Ansicht der Tapeten
                                    aufgedrungen. Ein spaͤteres Patent haben Spoͤrlin und Rahn auf den
                                    sogenannten Irisdruk erhalten, wobei durch einen einzigen Abdruk mehrere
                                    Farben zugleich aufgetragen werden. K. (Dieser Irisdruk ist ebenfalls eine
                                    franzoͤsische Erfindung, und macht nicht nur in der Tapetendrukerei,
                                    sondern auch in der Kattundrukerei bedeutende Epoche. Die Anordnung zum Druk
                                    ist aͤusserst einfach und mit bedeutender Ersparung an Formen
                                    verbunden, weil mit einer Form gleichzeitlich die verschiedenste Farben
                                    fuͤr sich, oder in Uebergaͤngen aufgedrukt werden
                                    koͤnnen. Von den sehr gelungenen Tapetenfabrikaten in diesem Genre
                                    des Hrn. Sattler in Schweinfurt haben wir schon im Bd. XIII. S. 151. in diesem Journal
                                    Nachricht gegeben. Auch befindet sich in Bd. XIII. S. 531. eine Notiz fuͤr dieses Fabrikat zum
                                    Walzendruk auf Calicos. D.).
                           
                        
                           
                           b. Von der Verfertigung der velutirten, vergoldeten und
                              versilberten Tapeten.
                           Die Anwendung der Papier-Tapeten hatte sich kaum etwas verbreitet, als man ihnen auch
                              schon durch gaͤnzliche oder theilweise Bedekung mit farbiger Wolle das
                              Ansehen der sammetartigen gewebten Savonnerie-Tapeten zu geben versuchte. Man
                              bediente sich dazu, wie noch jezt, der Scherwolle, d.h. jener kurzen
                              Wallfaͤden, welche beim Scheren des Tuches abfallen; aber man kannte kein
                              anderes Mittel, sie auf dem Papiere zu befestigen, als mit Hilfe des Pinsels. Der
                              Arbeiter mahlte naͤmlich die verlangten Zuͤge mit einem firnißartigen
                              Grunde vor, und trug, dann die Wolle, ebenfalls mittelst des Pinsels, auf. Solche
                              Tapeten sind unter der Benennung der velutirten oder bestaͤubten Tapeten (Papier soufflé, velouté ou tontifse) viel
                              haͤufiger geworden, seitdem man ihre Verfertigung erleichtert, und die Mittel
                              dazu vereinfacht hat.
                           Alle Operationen bei der Verfertigung der velutirten Tapeten kommen mit den unter a. beschriebenen, welche bei der Fabrikation der
                              gemeinen Tapeten angewendet werden, uͤberein; es bleibt daher nur das
                              Velutiren selbst, oder die Zubereitung und das Auftragen der Scherwolle zu
                              eroͤrtern uͤbrig.
                           Man waͤhlt diese Wolle gern weiß, damit man sie beliebig faͤrben
                              koͤnne, und sucht sie uͤberdieß durch Waschen und Bleichen zur Annahme
                              schoͤner und heller Farben (welch' leztere auf Tapeten allein angewendet
                              werden) noch geeigneter zu machen. Das Farben selbst wird mit den
                              gewoͤhnlichen und allgemein bekannten Mitteln und Handgriffen vorgenommen;
                              vorzuͤgliche Sorgfalt muß hierbei auch auf das Troknen der gefaͤrbten
                              Wolle verwendet werden, welches auf ausgespannter Leinwand, des Winters in geheizten
                              Zimmern, des Sommers aber an einem sehr luftigen Orte vorgenommen, und bis auf den
                              hoͤchst moͤglichen Grad getrieben wird. Wenn die Austroknung der Wolle
                              vollendet ist, sucht man die Fasern derselben zu verkleinern, und gleichsam in Staub
                              zu verwandeln, weil sie im natuͤrlichen Zustande noch viel zu lang seyn
                              wuͤrden.
                           Die Vorrichtung, deren man sich hierzu bedient, gleicht der Tabaksmuͤhle, und
                              besteht naͤmlich aus einem in Spiral-Linien gekerbsten Kegel, der sich in
                              einer aͤhnlich gestalteten, mit schneidenden Klingen versehenen
                              Hoͤhlung dreht. Durch Huͤlfe einer Schraube naͤhert man den
                              Kegel mehr oder weniger den erwaͤhnten Schneiden, und erhaͤlt so ein
                              mehr oder weniger fein gemahlenes Product. Zur Seite der Muͤhle ist ein
                              Beutelwerk angebracht, welches dem einer gemeinen Mahlmuͤhle gleicht, und zur
                              Trennung des feinen Standes von der noch nicht vollstaͤndig zermahlenen
                              groͤbern Wolle dient. Man wirft die fertige Wolle in einen vierekigen
                              hoͤlzernen Kasten, der 7 bis 8 Fuß lang, 15 bis 18 Zoll tief, in der
                              Naͤhe des Bodens 24, oben aber 36 Zoll breit ist, und dort einen an Gewinden
                              beweglichen Dekel besizt. Der Boden dieses Kastens besteht aus stark gespanntem
                              Kalbleder, wegen einer noch anzugebenden Ursache.
                           Erst wenn alle Farben auf die Tapeten aufgedrukt sind, schreitet man zum Velutiren
                              derselben, welches wieder in das eigentliche Auftragen der Wolle, und in das
                              folgende Aufdruken der Schattenpartien zerfaͤllt. Um die Wolle auf dem
                              Papiere zu befestigen, bedrukt man, ganz mit den fruͤher beschriebenen
                              Werkzeugen und Handgriffen, die erforderlichen Stellen mit einem aus
                              Leinoͤhlfirniß und Bleiweiß zusammengeriebenen Grunde (encaustique), dessen Zaͤhigkeit es noͤthig macht, daß man
                              ihn mittelst eines Pinsels auf die Form vertheilt, bevor man diese zum Abdruke auf
                              die Tapete seztMan kann sich auch des reinen Oehlfirnisses, ohne Zusaz von Bleiweiß,
                                    bedienen; dann muß man ihm aber mit Leimwasser vordruken, weil der Firniß
                                    auf dem rauhen Grunde der Tapeten auseinander fließen wuͤrde. K.). In demselben Maße als dieses Druken fortschreitet, legt der
                              Gehuͤlfe des damit beschaͤftigten Arbeiters den bedrukten Theil der
                              Rolle in das Innere des oben erwaͤhnten Kastens, der dicht an der linken
                              Seite des Druktisches sich befindet. Wenn der ganze Boden des Kastens mit der Tapete bedekt
                              ist, bestreut der Gehuͤlfe diese leztere mit Scherwolle, schließt den Dekel
                              des Kastens und schlaͤgt mit ein Paar Staͤben stark und anhaltend
                              gegen den ledernen Boden desselbenLeicht kann man eine mechanische Vorrichtung anbringen, wodurch diese Arbeit
                                    erspart wird, indem etwa durch Umdrehen einer Art Daumenwelle gewisse
                                    hoͤlzerne Staͤbchen mit Gewalt gegen das Leder geschnellt
                                    werden. K.. Hierdurch wird die auf der Tapete liegende Wolle in die feinsten Fasern
                              zertheilt, emporgeworfen, und faͤllt als Staub wieder auf die Tapete nieder.
                              Sie kommt hier auch auf die mit Firniß bedrukten Stellen zu liegen, und klebt dort
                              natuͤrlicher Weise an. Am Schluße dieser Operation Wird die nicht angeklebte
                              Wolle, durch Klopfen auf die Ruͤkseite der Tapete, abgeschuͤttelt. Das
                              endliche Troknen ist hier ebenso unentbehrlich, als nach dem Aufdruken der Farben
                              bei allen uͤbrigen Tapeten. Kaum zu erinnern duͤrfte es noͤthig
                              seyn, daß das Velutiren mit einer Tapete mehrmahls wiederholt, daß auf oder sieben
                              das Velutirte wieder mit andern Farben velutirt werden kannAuf diese Art lassen sich sehr schoͤne Blumen darstellen. D..
                           Durch das Verfahren, welches eben beschrieben worden ist, erhaͤlt man die
                              velutirte Stellen saͤmmtlich von gleicher Farbe, und ohne alle
                              Nuͤancirung. In den meisten Faͤllen kann man jedoch hiermit nicht
                              zufrieden seyn, sondern es ist, damit die Zeichnug angenehm hervortrete, die
                              Anbringung eines Schattens noͤthig; wie z.B. in den Falten des Gewandes einer
                              Figur, auf Blaͤttern oder Blumen, denen man durch Velutiren mehr
                              Aͤhnlichkeit mit der Natur zu geben versucht hat, u.s.w. In diesen
                              Faͤllen hilft man sich durch Ausdruken dunklerer Farben mittelst passender
                              Formen auf die schon velutirten Stellen, welche aber vorher ganz troken geworben
                              seyn muͤssen. Ebenso verfaͤhrt man zur Hervorbringung der
                              hoͤchsten Lichter auf dem Velutirten. Im Franzoͤsischen wird diese
                              Arbeit durch die Benennung Repiquage angezeigtDie velutirten Tapeten haben den Nachtheil, daß sie von Motten angegriffen,
                                    und auch beim Reinigen sehr bald zu Grunde gerichtet werden. K..
                           
                           Zuweilen werden einzelne Stellen der Papiertapeten auch vergoldet. Das Verfahren
                              hierbei ist einfach, und laͤßt sich mit wenig Worten deutlich machen. Mit der
                              dazu gehoͤrigen Holzform drukt man auf die uͤbrigens schon ganz
                              vollendete Tapete einen diken Leinoͤhlfirniß auf, den man fast ganz
                              eintroknen laͤßt. Erst wenn dieses geschehen ist, wird gewoͤhnliches
                              Blattgold in Streifen von der erforderlichen Groͤße zerschnitten, aufgelegt
                              und mit Baumwolle oder einem Pinsel aus Dachshaaren angedruͤkt. Durch
                              Abreiben mit Baumwolle oder einem feinen Leinentuche wird zulezt, nach dem
                              vollstaͤndigen Eintroknen des Firnißes, das uͤberfluͤßige Gold
                              weggenommen. Man wirft weder die Baumwolle, noch das erwaͤhnte Tuch weg,
                              sondern sucht durch das Verbrennen derselben, und indem man die Asche von beiden
                              amalgamirt, das darin enthaltene Gold wieder zu gewinnenGanz auf die beschriebene Art werden die Tapeten zuweilen auch versilbert.
                                    Gold und Silber koͤnnen aber auch durch ein anderes Verfahren
                                    aufgetragen werden, indem man sich der sogenannten Bronze (des durch Reiben
                                    in ein feines Pulver verwandelten Goldes oder Silbers) statt einer Farbe
                                    bedient. Das Gold behaͤlt in beiden seine Farbe sehr lange, aber das
                                    Silber wird sehr bald schwarz. Deßwegen haben Spoͤrlin und Rahn nicht ohne
                                    guten Erfolg versucht, das schon aufgelegte Silber noch mit einem Firniß aus
                                    Eyweiß und Leim zu uͤberdruken. Das auf solche Art vor dem Zutritte
                                    der Luft und der darin enthaltenen Daͤmpfe geschuͤzte, Silber
                                    bleibt viel laͤngere Zeit hindurch glaͤnzend, als außerdem.
                                    Erhabene Vergoldung und Versilberung der Tapeten kann man dadurch
                                    hervorbringen, daß man mit einer sehr diken Farbe, welche nach dem
                                    Eintroknen erhaben bleibt, vordrukt, und auf diese die Gold- oder
                                    Silberblaͤtter befestigt. K..
                           
                        
                           c. Von den Farben, welche bei der
                              Papiertapeten-Fabrikation angewendet werdenDiesen Theil des Aufsazes behandelt das franzoͤsische Original beinahe
                                    am weitlaͤufigsten; ich habe bei der Uebersezung alles nicht hierher
                                    Gehoͤrige, sonst schon allgemein Bekannte, oder bloß auf Frankreich
                                    Bezug habende weggelassen. K..
                           Die Farben, welche in der Papier-Tapetenfabrikation angewendet werden, sind, wie
                              schon oben erinnert wurde, theils fluͤßige theils Erdfarben. Wir werden die
                              vorzuͤglichen derselben hier angeben.
                           
                           1) Weiß. Man bedient sich der weißen Farbe bald um eine
                              andere Farbe, welche man damit vermischt Heller zu nuͤanciren, bald wieder um
                              die hoͤchsten beleuchteten Stellen damit anzudeuten, oder selbst den Grund
                              einer weißen Blume und dergleichen zu bilden; denn man darf nicht vergessen, daß das
                              Druken aus einem schon gefaͤrbten Grunde geschieht, und die weiß seyn
                              sollenden Stellen also nicht durch Aussparen des Raumes hervorgebracht werden
                              koͤnnen. Die weiße Farbe ist immer eine Erdfarbe. Man bedient sich des
                              Bleiweißes und zwar entweder im reinen Zustande, oder mit Kreide (10 Theile der
                              lezteren auf 6 Theile Bleiweiß) gemengt. Auch Kreide fuͤr sich wird
                              angewendetAls Weiß, welches sich nicht in der Luft veraͤndert, ist das
                                    schwefelsaure Blei am aller geeignetsten. Man gewinnt es bei vielen
                                    Zersezungen in chemischen Fabriken, so wie in Cottonfabriken als
                                    Nebenproduct. D..
                           2) Gelb. Die gelben Farben sind theils Erd –,
                              theils fluͤßige Farben. Zu jenen gehoͤren das Mineralgelb (Kasseler
                              Gelb), das Chromgelb (chromsaures Bleioxid) und der gelbe Ocher. Die Bereitung der
                              ersten beiden Farben findet man fast in jedem Handbuche der Chemie angegeben. Das
                              Chromgelb insbesondere ist die schoͤnste von allen gelben Farben, kann aber
                              seiner Kostbarkeit wegen nicht allgemein angewendet werdenBei dem gegenwaͤrtigen wohlfeilen Preis des Chrom-Erzes laͤßt
                                    es eine groͤßere Anwendung zu. D.. Der Ocher kommt natuͤrlich vor und braucht bloß geschlaͤmmt
                              zu werdenAuch das Auripigment und das Schuͤttgelb, welches leztere aus Kreide,
                                    mit Kreuzbeeren-Absud gefaͤrbt, besteht, gehoͤren hierher.
                                    K.. – Die fluͤßigen gelben Farben erhaͤlt man aus der
                              Waupflanze (Reseda luteola), wovon die in Gaͤrten
                              gezogene am meisten geschaͤzt wird; aus den Avignonkoͤrnern, welches
                              die Beeren von Rhamnus infectorius sind, und aus den
                              noch bessern, eine schoͤnere und haltbarere Farbe liefernden persischen
                              Kreuzbeeren, den Fruͤchten einer andern Rahmnus-Art.
                           3) Roth. Die rothen Farben zum Gebrauch in der
                              Tapetenfabrikation sind beinahe ohne Ausnahme fluͤßige Farben, und diese werden allein aus den
                              verschiedenen Sorten des Brasillenholzes, die unter den Benennungen Fernambuk, S.
                              Martha, Sapan, Siam, Bimas u.s.w. bekannt sind, erhalten. Das eigentliche Brasilien-
                              oder Fernambukholz ist unter allen am hoͤchsten geschaͤzt, weil es das
                              meiste und schoͤnste Pigment enthaͤlt; dieses ist in den
                              uͤbrigen Sorten mehr oder weniger mit einem andern falben Pigmente
                              gemischtDie Herren Spoͤrlin und Rahn haben ein Verfahren erfunden, aus den
                                    gemeinen Rothholz-Sorten ein eben so schoͤnes Pigment zu erhalten,
                                    als sonst nur das eigentliche Fernambukholz liefert. Vielleicht hat ihre
                                    Methode Aehnlichkeit mit jener, welche von Dr.
                                    Dingler (in dessen polyt. Journal, Mai 1821, S.
                                    85) bekannt gemacht worden ist. Man extrahirt die genannten Holzgattungen im
                                    geraspelten Zustande durch siedendes Wasser oder durch Wasserdampf so lange
                                    bis sie keine faͤrbende Theile mehr abgeben; dann concentrirt man die
                                    erhaltene Bruͤhe durch Abdampfen bis etwa zum dreifachen Gewichte des
                                    ausgezogenen Holzes, und sezt ihr, wenn sie beinahe erkaltet ist, abgerahmte
                                    Milch, welche seit dem Melken 12 bis 18 Stunden gestanden hat, in einem
                                    solchen Verhaͤltnisse zu, daß 1 Theil Milch auf 2 Theile des
                                    extrahirten Holzes kommt. Die Milch wird mit der Farbenbruͤhe gut
                                    durch Zusammenruͤhren vermischt, und der entstehende Niederschlag
                                    durch Filtriren abgesondert. Der kaͤsige Theil der Milch zieht
                                    hierbei das falbe Pigment an sich, und bleibt aus dem flanellenen
                                    Filtrirtuche zuruͤk. K. (Das Verfahren der Hrn. Spaͤrlin und Rahn beruht auf dem
                                    bekannten Grundsaz, die Pigmente mit Kali auszuziehen, welches von unserm
                                    Verfahren ganz abweicht. Sie kochen die Rothhoͤlzer mit Wasser und
                                    einem Zusaz von Kalk aus, und schlagen den Kalk mit verduͤnnter
                                    Schwefelsaͤure als Gips aus der Faͤrbe-Fluͤßigkeit
                                    nieder. Daß dieses Verfahren schon einen geuͤbten Arbeiter erfordert
                                    und weniger Vortheil als unser Verfahren darbietet, wird jeder
                                    Sachverstaͤndige leicht einsehen. – Lak-Dye, mit
                                    Saͤuren behandelt, darauf mit Zinnsalz versezt, und die Farbe aus der
                                    Aufloͤsung mit Kali niedergeschlagen, liefert hierzu ein
                                    vorzuͤglich schoͤnes Roth. D.).
                           Kochenille, als das schoͤnste rothe Farbenmaterial, wird, ihrer Kostbarkeit
                              wegen, nur aͤußerst selten angewendet.
                           4) Blau. Die Tapetenfabrikanten wenden zur Hervorbringung
                              dieser Farbe bloß das Berlinerblau und das natuͤrliche oder
                              kuͤnstliche Bergblau anWohl auch zuweilen das vorzuͤglich aus Kobaltoxidul bestehende
                                    Kobaltblau (Leitnerblau). K. (Dieses Blau liefert Hr. Dr. Geitner in
                                    Schneeberg am schoͤnsten. D.); beide sind Erdfarben. Das Bergblau wird insbesondere zu hellen
                              Nuͤancen sehr geschaͤzt.
                           
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß man durch zwekmaͤßige Mischung der
                              vorstehenden Farben, naͤmlich des Weiß, Gelb, Roth und Blau, die meisten der
                              erforderlichen Nuͤancen hervorzubringen im Stande waͤre; doch zieht
                              man es vor die zusammengesetzten Farben schon in fertig gebildeten Zustande
                              anzuwenden wenn die Natur oder Kunst sie darbiethet. Aus dieser Ursache bedienen
                              sich die Fabrikanten noch der nachstehenden Substanzen.
                           1) Des Blau- oder Kampechenholzes, welches mit Alaun eine schoͤne violette
                              Farbe liefert.
                           2) Des Berggruͤnes, natuͤrlich oder kuͤnstlich, als
                              gruͤne ErdfarbeDas arseniksaure Kupferoxyd, welches in Oesterreich unter der Benennung
                                    Kirchberger, oder Mitis-Gruͤn bekannt ist, verdient hier eine Stelle.
                                    K. (Aehnlich mit diesem ist das sogenannte Schweinfurter Gruͤn des
                                    Hrn. Sattler. D.).
                           3) Der Umbererde, ebenfalls eine Erdfarbe; zu Braun.
                           4) Des gebrannten Elfenbeins oder Beinschwarzes, welches fuͤr sich allein zu
                              Schwarz, mit Bleiweiß mehr oder weniger gemischt, zur Hervorbringung der
                              verschiedenen grauen Farben gebraucht wird.
                           Es waͤre unnoͤthig; die Aufzaͤhlung der von den
                              Tapetenfabrikanten benuͤzten Pigmente noch weiter zu treiben; wir
                              beschraͤnken uns lieber auf die Bemerkung, daß zum Tapetendruk alle jene
                              erdigen Farben Anwendung finden koͤnnen, deren man sich in der Wassermahlerei
                              bedient.
                           Mit mehr Ausfuͤhrlichkeit muß dagegen jezt uͤber die Zubereitung der
                              Farben die Rede seyn; und hierin findet ein wesentlicher Unterschied zwischen
                              erdigen und fluͤßigen Farben Statt. Die meisten Erdfarben zertheilen sich
                              leicht im Wasser, ohne sich darinnen aufzuloͤsen, und man benuͤzt
                              diese ihre Eigenschaft, um sie in unfuͤhlbare Pulver zu verwandeln, und von
                              allen beigemischten Unreinigkeiten zu befreien. Man zerstoͤßt das Pigment,
                              erweicht es eine Zeit lang in Wasser, und befoͤrdert zulezt die Zertheilung
                              in dieser Fluͤßigkeit durch starkes Ruͤhren. Hierauf laͤßt man
                              das Ganze einige Augenblike ruhen, und wenn sich die groͤbsten Theile zu
                              Boden gesezt haben, laͤßt man die noch truͤbe Fluͤßigkeit in
                              ein anderes Gefaͤß ab, an dessen Boden das feinere Pulver sich sammelt. Das
                              uͤberstehende klare Wasser wird endlich abgegossen, der Bodensaz getroknet,
                              und mit heißer Leimaufloͤsung vermischt. Man sucht diese Farbe immer lauwarm
                              zu erhalten, um dem Leime seine Fluͤßigkeit nicht zu nehmen. Jene Erdfarben,
                              welche (wie z.B. das Berlinerblau) keine ihnen fremde Theile enthalten, wovon man
                              sie vorher durch Schlaͤmmen reinigen muͤßte, werden auf dem Reibsteine
                              mittelst des Laͤufers gerieben, und dann ebenfalls mit der noͤthigen
                              Menge Leim versezt.
                           Die fluͤßigen Farben sind, wie schon fruͤher gesagt wurde, Abkochungen
                              vegetabilischer Stoffe (Hoͤlzer, Pflanzen, Saamen etc.) von welchen wir die
                              vorzuͤglichsten oben aufgezaͤhlt haben. Man vermischt sie im siedenden
                              Zustande mit der erforderlichen Menge gepuͤlverten Alauns, um die Farben
                              haltbar zu machen, verdikt sie so weit es noͤthig ist, durch Zusaz von
                              Staͤrke, und fuͤgt endlich noch etwas Leim hinzu, ohne welchen sie am
                              Papiere nicht haften wuͤrden.
                           Einige Fabrikanten bedienen sich auch der Lakfarben, welchen keine Staͤrke
                              zugesezt wird. Man erhaͤlt vielmehr die Lakfarben auf die bekannte Art, indem
                              man der durchgeseihten kochenden Farbbruͤhe, ausser einem Ueberschusse von
                              Alaun, noch so viel Pottaschenaufloͤsung beimischt, als zur chemischen
                              Zerlegung des Alauns erfordet wird. Die Theorie dieses Verfahrens ist einfach,
                              gehoͤrt aber eigentlich nicht hierher; uns genuͤgt es zu wissen, daß
                              der zu Boden fallende Niederschlag nichts anders, als die durch das Pigment der
                              Fluͤßigkeit gefaͤrbte Thonerde des Alauns istHierher gehoͤren der gelbe Lak aus Kurkume, Avignon-Koͤrnern,
                                    Wau oder Gelbholz; der rothe Lak aus Krapp oder Rothholz u.s.w. K.. Bei der Ausfuͤhrung des beschriebenen Processes muß die
                              Pottaschenlauge nur allmaͤhlig, d.h. portionenweise, und unter
                              Umruͤhren zugesezt werden, damit durch das entstehende Aufbrausen kein
                              Ueberlaufen erfolge. Der niedergefallene Lak wird durch Filtriren abgesondert; man
                              gießt zu diesem Ende die Fluͤßigkeit auf ausgespannte, mit
                              Loͤschpapier bedekte Leinwand und bedient sich des zuruͤkbleibenden
                              Lakes wie einer ErdfarbeAus dem Vorhergehenden wird man schon ersehen haben, daß die
                                    fluͤssigen Farben eigentlich gar nie in ihrem natuͤrlichen
                                    unveraͤnderten Zustand gebraucht, sondern immer entweder
                                    durch Beimischung von Staͤrke oder durch ihre Umwandlung in Lake
                                    undurchsichtig, und somit den Erdfarben aͤhnlich gemacht werden.
                                    Dieses ist nothwendig, weil beim Tapetendruke, wo haͤufig die
                                    verschiedensten Farben aufeinander aufgesezt werden, eine jede derselben die
                                    unter ihr befindlichen vollkommen deken muß. Eigentliche Saftfarben sind
                                    eben deßwegen hier ganz unanwendbar. K. (Die Zubereitung der
                                    Koͤrperfarben macht einen der wichtigern Gegenstaͤnde der
                                    Tapetenfabrikation aus, und gerade hierinnen ist noch gar Vieles zu
                                    wuͤnschen uͤbrig, wenn anders die Farben auf den
                                    Papier-Tapeten den Luͤster erlangen sollen, der zu ihrer
                                    Erhoͤhung unbedingt noͤthig ist. Alle Farben, mit Ausnahme der
                                    Erdfarben soll sich der Tapetenfabrikant selbst zubereiten, wodurch er
                                    moͤglichst gleiche Nuͤancen erhaͤlt. Aber gerade dieser
                                    wichtige technische Zweig der Farbenbereitung liegt noch gleichsam in der
                                    Kindheit; denn unter tausend gedrukten Farben-Recepten sind nicht zehn
                                    brauchbar. Nirgends ist auf die Staͤrke der zu faͤllenden
                                    Fluͤßigkeit zur Staͤrke des Faͤllungsmittels, noch
                                    darauf, wo beide Fluͤßigkeiten zum Faͤllen in gleichen Massen
                                    gleichzeitlich zusammengegossen werden muͤssen; eben so wenig auf die
                                    Temperatur der beiden Fluͤßigkeiten Ruͤksicht genommen, worauf
                                    gerade die Hauptsache zur Erlangung gleichfoͤrmiger
                                    Farben-Niederschlaͤge beruht. D.).