| Titel: | Beschreibung einer neu erfundenen Maschine, oder Vorrichtung, um einen luftleeren Raum zu erzeugen, und so eine bewegende Kraft hervor zu bringen, wodurch Wasser gehoben, und Maschinenwerke in Gang gesezt werden können; worauf Samuel Brown, Gentleman, in der City von London, sich ein Patent geben ließ, mit dem Siegel versehen, den 4ten December 1823. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XIX., S. 129 | 
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                        XIX.
                        Beschreibung einer neu erfundenen Maschine, oder
                           Vorrichtung, um einen luftleeren Raum zu erzeugen, und so eine bewegende Kraft hervor zu
                           bringen, wodurch Wasser gehoben, und Maschinenwerke in Gang gesezt werden können; worauf
                           Samuel Brown,
                           Gentleman, in der City von London, sich
                           ein Patent geben ließ, mit dem Siegel versehen, den 4ten December 1823.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. August
                              1824.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Brown's neu erfundene Maschine, um einen luftleeren Raum zu
                           erzeugen.
                        
                     
                        
                           Dieses ist eine hydropneumatische Maschine, welche zum Theil
                              auf Principe der Saveryschen und der Newcomen'schen Dampf-Maschinen„Partaking of the principles of Savery's
                                          and Newcomen's steam-engine;“ so heißt es im
                                    Originale. Mit Erlaubniß des London Journals bemerken wir indessen, daß
                                    diese Maschine zwar mit der Saveryschen Dampfmaschine in Form und Structur
                                    viele Aehnlichkeit, mit der gaͤnzlich verschiedenen Newcomen'schen
                                    Dampf-Pumpe hingegen durchaus Nichts gemein habe.A. d. Ueb. gegruͤndet ist, so wie auch auf einige Modificationen derselben
                              Principe, welche seither durch andere eingefuͤhrt worden sind; aber statt
                              Wasserdampf in den Cylinder zu verdichten, um einen leeren Raum zu erhalten, wird
                              hier die Ausleerung durch entzuͤndetes Gas bewirkt, welches, durch kleine
                              Oeffnungen einstroͤmend, die Luft in den geschlossenen Gefaͤssen
                              verzehrt, und so dem Druke der Atmosphaͤre von Aussen erlaubt, durch
                              Saugroͤhren Wasser in diese entleerten Gefaͤsse
                              hinaufzudruͤken, welches dann auf ein oberschlaͤchtiges Rad geleitet,
                              eine Radbewegung hervorbringen, und andere Maschinenwerke betreiben soll. Fig. 1 auf Tab.
                              III. stellt das Ganze einer solchen Maschine dar. a und
                              b sind zwei cylindrische Gefaͤße, in welchen wechselweise ein
                              leerer Raum hervorzubringen ist c und d sind zwei Roͤhren, welche von dem
                              Behaͤlter i unten bis zu den Cylindern a und b hinauf reichen, und
                              durch welche das Wasser aus jenem Behaͤlter wechselweise in die Cylinder
                              steigt, so wie selbe luftleer werden.
                           Von einem Gasometer, in einer schiklichen Naͤhe angebracht, wird brennbares
                              Gas durch die Roͤhren e und f herbei geleitet, leztere enden sich in den Cylindern
                              in Brenner q, welche mit Loͤchern versehen sind.
                              Die Rohre e hingegen endet sich in kleine Oeffnungen mit
                              Schiebern hh, an den Seiten der Cylinder a und b, und diesen gerade
                              gegen uͤber, innerhalb der Cylinder, sind Seiten-Muͤndungen (latteral jets) angebracht; welche mit dem Brenner q communiciren.
                           Um diese Maschine in Gang zu sezen, muß der untere Behaͤlter i, mit Wasser gefuͤllt werden, welches, indem es
                              durch das Rohr j, in das Gefaͤß k, und in das Steigrohr c,
                              dringt, den Schwimmer (float) l, steigen macht und mittelst der Stange m,
                              das mit n bezeichnete Ende des Wagbalkens der Maschine
                              aufwaͤrts schiebt. Zugleich hebt dieser Wagbalken den Dekel oder die Kappe
                              o, von dem obern Theile des Cylinders b, in die Hoͤhe, waͤhrend dessen anders
                              Ende den Dekel p, auf dem Cylinder a, niederdruͤkt, wie die Zeichnung
                              darstellet.
                           Nun laͤßt man das Gas in die Roͤhren e und
                              f indem man die Haͤhne oͤffnet, und
                              die Ausstroͤmungs-Oeffnungen an beiden Enden der Roͤhre e, werden angezuͤndetDie Beschreibung erklaͤrt nicht, wie diese Entzuͤndung bewirkt
                                    werden soll, oh durch ein hineingebrachtes Licht, durch ein
                                    gluͤhendes Eisen, oder durch einen elektrischen Funken? A. d.
                                    Ueb.. Die aufwaͤrts steigende Stange m, hat
                              unterdessen durch den Arm q, den Schieber h, an der Seite des Cylinders b, aufgehoben; und die Oeffnung aufgeschlossen, durch welche die Flamme
                              von der Muͤndung e, augenbliklich dem Brenner p sich mittheilt, und das im Cylinder enthaltene Gas
                              entzuͤndet.
                           An dem obern Theil des Apparates befindet sich ein kleines cylindrisches
                              Gefaͤß von Glas r, mehr als zur Haͤlfte
                              mit Queksilber angefuͤllt, und um eine Achse beweglich. Zwei kleine Aerme s, an der Stange m
                              befestigt, ergreifen einen Stift an der Seite des Gefaͤßes r, und heben das Ende dieses Gefaͤßes, oder druͤken es
                              nieder, so wie die Stange m, steigt oder faͤllt;
                              wobei das Queksilber, sobald es uͤber die horizontale Lage koͤmmt,
                              ploͤzlich auf die andere Seite fließt, und durch einen Schlag gewisse
                              kleinere Theile der Maschine mittelst Ketten und Stangen in Bewegung sezt, wie
                              sogleich erklaͤrt werden soll.
                           Das cylindrische Gefaͤß r, indem es in die in der
                              Zeichnung angezeigte Stellung hinuͤber faͤllt, zieht, mittelst einer
                              Stange oder Kette t, den Schieber v im untern Behaͤlter uͤber die Oeffnung des Rohres j, und oͤffnet zugleich die Muͤndung des
                              Rohres u; das Wasser fließt nun durch lezteres in das
                              Gefaͤß w, und zugleich in die Steigroͤhre
                              d, wo es den Schwimmer x
                              hebt, und mit diesem die Stange y, welche das mit z bezeichnete Ende des Wagbalkens ergreift, und den
                              Dekel p, von dem obern Theile des Cylinders a aufhebt, indem das andere Ende n, des genannten Wagbalkens den Dekel o auf
                              den Cylinder b niederdruͤkt, und diesen luftdicht
                              verschließet.
                           Bei diesem Niedersinken des Wagbalkens n, wird durch die
                              Stange m, mittelst des Armes q, der Schieber h geschlossen. Das nunmehr im geschlossenen Cylinder b
                                 verbrennende Gas verzehrt die darin enthaltene Luft, und bringt einen
                              leeren Raum hervor, welchen auszufuͤllen, das Wasser aus dem untern
                              Behaͤlter sogleich durch die Roͤhre d in
                              den Cylinder b steigt, welcher fast ganz
                              angefuͤllt wird, indem die zuruͤkbleibende verduͤnnte Luft
                              durch kleine Klappen im Dekel entweichtWie die im Cylinder enthaltene verduͤnnte
                                    Luft, die aus dem Dekel angebrachten Klappen, welche von dem ganzen Druke
                                    der Atmosphaͤre niedergehalten werden, aufstossen, und durch
                                    dieselben entweichen sollte – dieß, wir gestehen es,
                                    uͤbersteigt unsre Begriffe.A. d. Ueb..
                           Waͤhrend dieses im Cylinder b vor sich gehet, ist,
                              durch den Wechsel des Hubes des Wagbalkens und des Queksilber-Gefaͤßes r, der Schieber v, von der
                              Muͤndung der Roͤhre j, uͤber jene
                              der Roͤhre u hinuͤber geruͤkt
                              worden, und, wie das Wasser in den Cylinder b steigt,
                              sinkt der Schwimmer x; das Wasser dringt durch das Rohr
                              j in das Gefaͤß k
                              und das Steig-Rohr 
                              c, hebt wieder den Schwimmer l, die Stange m, und das Wagbalken-Ende n, und, indem das entgegen gesezte Ende z nieder gehet, sezt es den Dekel p, auf den Cylinder a, wie die Zeichnung
                              darstellet. Waͤhrend dieser Bewegung des Maschinenwerkes ist die Flamme von
                              der Roͤhre e durch die Oeffnung h zum Brenner g im Cylinder
                              a gedrungen, und hat ihn entzuͤndet, wo
                              sodann der Schieber h geschlossen, und das im
                              verschlossenen Cylinder verbrennende Gas bringt, auf die bereits beschriebene Art,
                              eine Ausleerung herfuͤr, wodurch das Wasser die Roͤhre c hinauf in den Cylinder a
                              steigt, und diesen eben so anfuͤllt, wie wir vorher beim Cylinder b erklaͤrt haben.
                           Damit die Dekel von den Cylindern nach ihrer Ausleerung aufgehoben werden
                              koͤnnen, ist es noͤthig, eine Portion Luft unter dieselben
                              einzulassen. Dieses geschieht vermittelst eines Schub-Ventiles (slide valve) in der Luftroͤhre A, welches seine Bewegung durch die Ketten BB erhaͤlt, die mit den Schwimmern I, x verbunden sind; und, so, wie diese Schwimmer sich
                              heben und sinken, wird das Schub-Ventil bei A
                              vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts gezogen, und hiedurch Luft,
                              wechselweise in die entleerten Cylinder a und b eingelassen, so bald diese mit Wasser
                              angefuͤllt sind. Die Ketten cc, welche an
                              den Enden des Queksilber-Gefaͤßes, und an den Haͤhnen in der
                              Gasroͤhre f mit angehaͤngten Gewichten
                              befestigt sind, bewirken durch dieses oscillirende Spiel des
                              Queksilber-Gefaͤßes, das wechselweise Absperren und Eindringen des Gases zum
                              Brenner g im Cylinder a, und
                              zum Brenner g, im Cylinder b, welches wesentlich erfordert wird, nicht nur, um die Maschine
                              regelmaͤßig mit Gas zu versehen, sondern auch um eine unnuͤze
                              Verschwendung desselben zu verhuͤten.
                           Das durch die Steigroͤhren gehobene Wasser, wird durch die Boden-Ventile DD, und die aͤußern Maͤntel der
                              Cylinder zuruͤkgehalten, wodurch diese inwendig kuͤhl erhalten werden,
                              indeß der groͤßte Theil, des in die Cylinder emporgestiegenen Wassers durch
                              die Seitenroͤhren EE, in den Trog F sich ergießet, von welchem dasselbe durch eine
                              geoͤffnete Schleuße auf ein oberschlaͤchtiges Rad GGG faͤllt, und dieses umtreibt, wo dann
                              durch irgend eine Vorrichtung an der Achse desselben, die Kraft der Maschine jedem
                              andern Maschinenwerke mitgetheilt werden kann.
                           Wenn eine Maschine dieser Art zum Wasserheben benuͤzt wird, kann das Rad
                              wegbleiben; der untere Behaͤlter wird dann unter den Wasserspiegel des
                              Sumpfes, aus welchen das Wasser zu heben ist, gestellt, und das gehobene Wasser
                              durch Rinnen vom Troge F, ausgegossen.
                           Man kann durch Anwendung desselben Princips einen Kolben bewegen, indem man unter
                              demselben durch Verbrennung des Gases einen luftleeren Raum bildet; und diese
                              Verbrennung kann in einem abgesonderten Gefaͤße vor sich gehen, welches mit
                              mehreren Cylindern in Verbindung stehet, und so mehrere Kolben zugleich in Bewegung
                              sezt, indem die Ventile fuͤr die eindringende Luft, und fuͤr die
                              Ausleerung durch aͤhnliche Vorrichtungen wechselweise geoͤffnet und
                              geschlossen werden, wie die Einleitungs- und Ausleerungs-Ventile der
                              Dampf-Maschinen.
                           Der Patenttraͤger will die besondere Construction seiner Maschine, wie solche
                              in der Zeichnung dargestellt ist, nicht als eine neue Erfindung in Anspruch nehmen,
                              da sein Princip einer mannigfaltigen Ausdehnung, von verschiedenen mechanischen
                              Modifikationen faͤhig ist, welche zum Heben des Wassers oder zu andern Zweken
                              anwendbar sind. Der Anspruch seines Patentes beschraͤnkt sich daher bloß auf
                              sein Verfahren, einen leeren Raum durch Verbrennung des Gases und Verzehrung der
                              Luft in einem verschlossenen Gefaͤße herfuͤr zu bringen.
                           Die Vortheile der hier beschriebenen Maschinen werden auf folgende Art angegeben.
                           1) „Da die Quantitaͤt des verbrauchten Gases sehr gering ist, so
                                 sind die Kosten der Bearbeitung dieser Maschine maͤßig. Bei ihrer
                                 Anwendung zu lande wird die Ersparniß ausserordentlich groß (extremely great) seyn, da die Kosten des
                                 Steinkohlen-Gases, nach Abzug des Werthes der gewonnenen Coaks unbedeutend sind;
                                 und obwohl der Aufwand fuͤr die Bearbeitung einer Schifffahrts-Maschine
                                 groͤßer seyn wird, weil zu diesem Behufe das Wasserstoff-Gas aus Oehl
                                 oder andern leicht zu transportirenden Substanzen erzeugt werden muß, so wird
                                 dieser Aufwand dennoch nicht demjenigen gleich kommen, welchen das
                                 Brenn-Material zum Forttreiben eines Dampf-Bootes erfordert; und da einige wenige
                                 Faͤsser Oehl zu einer langen Reise hinreichen werden, so koͤnnen
                                 Schiffe von den groͤßten Ladungen bis zu den entferntesten Gegenden der
                                 Welt getrieben werdenIn wie weit diese eingebildeten außerordentlich großen Ersparnisse und
                                       außerordentlichen Wirkungen in der Wirklichkeit sich bewaͤhren
                                       moͤgen, wird unsre am Schluße beigefuͤgte Berechnung
                                       zeigen. A. d. Ueb..
                              
                           2) „Die Maschine ist leicht, und daher bequem zu transportiren, da ihr
                                 Gewicht im Durchschnitte weniger als ein Fuͤnftel des Gewichtes einer
                                 Dampfmaschine von gleicher Kraft betraͤgt; auch nimmt dieselbe einen
                                 bedeutend kleinern Raum einDa, wie wir sogleich zeigen werden, die Wirkung dieser Maschinen, bei
                                       einer aͤußerst langsamen Bewegung, unbedeutend ist, so muß
                                       solche, mit dem ganzen Apparate von Gasometern, Wasser-Behaͤltern
                                       und oberschlaͤchtigen Wasser-Rade eine gewoͤhnliche
                                       Dampfmaschine von gleicher Wirkung sowohl an Gewicht als an Umfang weit
                                       uͤbertreffen. A. d. Ueb., und bedarf keines so starken Gebaͤudes, keines hohen
                                 Schornsteines. Auf Schiffen wird hiedurch sehr viel fuͤr die Ladung
                                 gewonnen, sowohl wegen des geringern Gewichtes und Umfanges der Maschine, als
                                 wegen des weit kleinem Raumes fuͤr Brenn-Material.“
                              
                           3) „Diese Maschine ist ganz gefahrlos, da kein Kessel
                                    noͤthig ist. Eine Explosion kann daher nicht Statt haben; und da
                                 die Quantitaͤt des verbrauchten Gases so klein ist, und die Maschine
                                 keinen andern Druk als jenen der Atmosphaͤre leidet, so ist es
                                 unmoͤglich, daß die Cylinder bersten, oder daß irgend ein Zufall sich
                                 ereigne, welchem die Dampfboote ausgesezt sind.“
                              
                           
                              „Die Kraft der Maschine (abgeleitet von dem Gewichte der
                                 Atmosphaͤre mit einem Druke von 9 bis 10 Pfund auf den Quadratzoll) kann,
                                 mit den Dimensionen der Cylinder, zu jeder Ausdehnung (to
                                    any extent) vermehrtDaß der Druk der Atmosphaͤre durch Vergroͤßerung der
                                       Cylinder to any extent vermehrt werden
                                       koͤnne, ist eine Ungereimtheit, an welche nur ein Gentleman
                                       glauben kann, der mit den Anfangsgruͤnden der Physik und
                                       Hydrostatik ganz unbekannt ist. A. d. Ueb., und durch eine Queksilber-Roͤhre immer bestimmt
                                 werden.“
                              
                           
                           
                              „Es ist kaum noͤthig, die wohl bekannte Thatsache hier zu
                                 erwaͤhnen, daß, nach Abzug der Reibungen und des Widerstandes der Luft-
                                 und Kalt-Wasser-Pumpen u. d. gl. die benuzbare Kraft der, mit Condensation
                                 arbeitenden Dampf-Maschine nur mit 7 bis 8 Pfund auf dem Quadratzoll
                                 wirkt.“
                              
                           
                              „Die Erbauungs-Kosten dieser Maschine werden weit geringer als jene der
                                 Dampfmaschine seyn, besonders wenn solche zum Heben des Wassers verwendet wird.
                                 Sie ist daher vorzuͤglich geeignet zum Austroknen der Suͤmpfe u.
                                 d. gl., oder um Behaͤlter mit Wasser zu versehen. Die Kosten Her
                                 Unterhaltung durch Abnuͤzung werden auch sehr unbedeutend seyn, und
                                 zufaͤllige Gebrechen koͤnnen mit sehr geringen Aufwand und
                                 Zeitverlust wieder verbessert werden.“
                              
                           (Inrollirt im Juni 1824.)
                           So weit der Erfinder. Der Herausgeber des London Journal sezt nun Folgendes bei:
                           Indem wir diese Maschine in unserm lezten Hefte (S. Polytechnisches Journal XIV. Band, Heft 4. S. 496.) anzeigten, fanden
                              wir uns in Hinsicht auf ihre Theorie zur Aeußerung eines Zweifels veranlaßt, ob
                              selbe mit einigem Erfolge die Concurrenz mir der Dampfmaschine bestehen
                              koͤnne; und obwohl unsre Meinung uͤber diesen Gegenstand mit den
                              achtungswuͤrdigsten Zeugnissen im Widerspruche stehet, so koͤnnen wir
                              dieselben doch noch nicht ganz zuruͤk nehmen, werden aber die Fortschritte
                              dieser Erfindung mit aller Aufmerksamkeit verfolgen, und von Zeit zu Zeit ohne
                              Zuruͤkhaltung von dem wirklichen Effecte derselben Nachricht geben.
                           
                        
                           Bemerkungen des Uebersezers.
                           Dieses Patent gibt einen neuen Beweis, wie wenig oft dem großen Rufe zu trauen ist,
                              welcher einer neuen Erfindung oder Entdekung voraus gehet. Schon lange haben uns
                              fast alle Zeitungen und mehrere Journale die Maschine des Hrn. Samuel Brown als eine
                              ganz neue und hoͤchst wichtige Erfindung angekuͤndigt, durch welche
                              alle Dampf-Maschinen mit den groͤßten Vortheilen ersezt und verdraͤngt
                              werden sollten. Parturiunt montes; dachten wir; und da
                              haben wir nun auch schon das: Nasectur ridiculus mus!
                              – Wir wollen hier des aͤußerst complicirten Baues dieser Maschine mit so
                              vielen Ventilen, Schiebern, Schwimmern, Steuerungen und Gegengewichten nicht
                              erwaͤhnen, sondern nur das Princip, worauf die
                              Wirkung der Maschine eigentlich beruhen sollte, etwas naͤher beleuchten, und
                              dann die Kosten der Bearbeitung mit jenen der Dampfmaschine vergleichen.
                           Nach der zwar weitlaͤuftigen, doch nichts weniger als deutlich und
                              wissenschaftlich abgefaßten Beschreibung des Erfinders soll das in die Cylinder
                              eingelassene gekohlte Wasserstoff-Gas hie in diesen verschlossenen Cylindern enthaltene gemeine Luft verzehren („the Gas now burning in the
                                    closed Cylinder consumes the air and causes a vacuum
                                    therein“) und einen leeren Raum bilden. Da nun (wie heut zu Tage
                              jeher Schuͤler weiß) jenes Gas im Verhaͤltnisse von 1 zu 2 mit
                              atmosphaͤrischer Luft verwischt, die staͤrkste Knall-Luft bildet, so
                              fuͤrchten wir fuͤrs Erste, daß das beabsichtigte Verzehren der in
                              einem Cylinder enthaltenen, der zuruͤk gebliebenen Luft bey der ersten
                              Entzuͤndung mit einer fuͤrchterlichen Explosion verbunden seyn
                              moͤchte. Sollte aber auch dieses auf irgend eine Art verhuͤtet werden
                              koͤnnen, so ist gleichfalls jedem Anfaͤnger bekannt, daß durch
                              Verbrennung von gekohltem Wasserstoff-Gas nur das in einem gegebenen Volumen
                              gemeiner Luft enthaltene Sauerstoff-Gas, d.i. 21/100 Theile des Ganzen verzehrt, und
                              dafuͤr wieder 1/10 kohlensauren Gases (nebst etwas Wasser) erzeugt werden.
                              Wie kann daher durch einen solchen Prozeß, wobei 90/100 Theile der im geschlossenen
                              Cylinder enthaltenen Luftmasse unverdichtet, und noch dazu in einem durch die Hize
                              ausgedehnten Zustande, zuruͤk bleiben, und wo also die ganze
                              Luft-Verminderung nicht viel mehr als 1/10 betraͤgt, ein luftleerer Raum (Vacuum) entstehen? – Das Aeußerste, was man hier
                              erwarten kann, ist eine sehr schwache Verduͤnnung,
                              durch welche das Wasser aus dem untern Behaͤlter kaum einige Fuß hoch
                              angesaugt werden kann. Mit der Hoͤhe des zu
                              hebenden Aufschlagwassers und mit dem fuͤr ein oberschlaͤchtiges Rad
                              zu erhaltenden Gefaͤlle sieht es daher schon sehr mißlich aus. Nun wollen wir
                              aber auch die Menge dieser Wasser-Masse, welche zur
                              unmittelbaren Bewegungskraft dienen soll, in Anschlag bringen.
                           
                           Offenbar kann in einen der Cylinder nicht mehr Wasser eindringen, als die
                              Verminderung der enthaltenen Luft-Masse durch Zersezung des darin enthaltenen
                              Sauerstoff-Gases betraͤgt, so daß fuͤr jeden Kubikfuß verzehrten oder
                              zersezten Sauerstoff-Gases hoͤchstens 1 Kubikfuß Wasser gehoben wird, weil
                              nach den genauesten Versuchen des Hrn. Berzelius 1 Volumen Kohlen-Wasserstoff-Gas
                              das zweifache Volumen Sauerstoff-Gas verzehrt, dafuͤr aber wieder 1 Volumen
                              kohlensaures Gas bildet. Um daher z.B. 1000 Kubikfuß Wasser 4 bis 5 Fuß hoch zu
                              heben, muͤssen eben so viele Kub. Fuß gekohlten Wasserstoffs Gases (allen
                              unnuͤzen und unvermeidlichen Verlust bei Seite gesezt) verwendet werden.
                           Nach den Versuchen und Beobachtungen des Herrn Andre Fyfe
                              zu EdinburgMan sehe hieruͤber dessen Abhandlung uͤber den comparativen Werth des Steinkohlen- und
                                       Oehl-Gases, in diesem Band des polytechn. Journals S. 104., kosten 1000 Kub. Fuß gekohlten Wasserstoff-Gases, aus Steinkohlen, bei dem
                              niedrigsten Preise derselben, und unter den vortheilhaftesten Umstaͤnden
                              erzeugt, 8 Shilling. Oehlgas kommt noch dreimahl hoͤher zu stehen.
                           Nach den Versuchen der Herren Buchanan, Dament und Desormes werden, bei einer zwekmaͤßigen Anordnung,
                              mit 1 Kilogramm, oder 2 Pfund guter Steinkohlen 17000 kubische Decimeters
                              Wasserdampf von einer Elasticitaͤt, welche dem Druke der Atmosphaͤre
                              gleich koͤmmt, erzeugt. Wenn wir nun bei einer gewoͤhnlichen
                              Dampfmaschine fuͤr den unvermeidlichen Verlust die Haͤlfte rechnen, so
                              werden mit 1 Pfund Stein-Kohlen gegen 1500 Kubikfuß nuzbar wirkenden Wasserdampfes
                              erzeugt, womit sohin eben so viele Kubikfuß Wasser auf die Hoͤhe von 30 Fuß,
                              folglich 6mahl 1500, oder 9000 Kub. Fuß auf die Hoͤhe von 5 Fuß gehoben
                              werden koͤnnen; und die Erzeugung von 1000 Kubikfuß Dampf von dieser Wirkung
                              erfordert den Aufwand von 1/9 Pfund Steinkohlen. Nehmen wir nun den hoͤchsten
                              Preis dieses Brenn-Materials in England zu 2 Shilling fuͤr einen Centner, so
                              ergibt sich, daß 1000 Kuh. Fuß Dampf 1/450 Shilling losten, und daß man also mit 8
                              Shilling Werth dieses Brenn-Materials 3,600,000 Kub. Fuß Dampfes erzeugen koͤnne,
                              womit eine gewoͤhnliche Dampfmaschine 21,600,000 Kub. Fuß Wasser zu derselben
                              Hoͤhe, wie die Brown'sche Maschine hebt! – Die angepriesene Ersparniß, welche Hr. Brown durch Anwendung des gekohlten
                              Wasserstoff-Gases statt des Wasserdampfes zu bewirten hofft, wird daher
                              ohngefaͤhr dieselbe seyn, als wenn Jemand, um das Aufschlag-Wasser an einer
                              Muͤhle zu ersparen, die Raͤder mit Wein betreiben wollte. –
                           Der oͤkonomische Werth dieser neuen Erfindung waͤre hiemit
                              hinlaͤnglich beleuchtet. Ueber die mechanische Unbrauchbarkeit derselben, ins
                              Besondere zur Schiff-Fahrt, erlaube ich mir nur noch zu bemerken, daß, um die
                              Wirkung einer Dampf-Maschine von 30–40 Pferde-Kraͤfte hervor zu
                              bringen, nach einer leicht anzustellenden Berechnung, ein ganz ungeheuer breites
                              Wasser-Rad vorgerichtet werden muͤßte, welches, nebst dir Brown'schen
                              Wasserhebungs-Maschine, deren Dimensionen wegen ihrer aͤußerst langsamen
                              Wirkung, auch sehr grob seyn muͤssen, und einem
                              verhaͤltnißmaͤßigen Gasometer in keinem Linien-Schiffe des ersten
                              Ranges Raum faͤnde. –
                           
                              J. v. B.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
