| Titel: | Ueber die Fabrikation der Sauerkleesäure. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXIII., S. 177 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber die Fabrikation der
                           Sauerkleesäure.
                        Aus dem Dictionnaire technologique. Bd. 1. S.
                              115.
                        Ueber die Fabrikation der Sauerkleesäure.
                        
                     
                        
                           Die meisten Chemiker schreiben die Entdekung der
                              Sauerkleesaͤure Bergmann zu; andere lassen Scheele'n diese EhreIn Deutschland scheint es ausgemacht, daß die Prioritaͤt dem
                                    Vielentdeker Scheele zukommt. D. es scheint, daß beide hieran Antheil haben, und auf verschiedenen Wegen
                              hierzu gelangten. Bergmann fand, im Jahre 1776 daß der
                              Zuker mit Salpetersaͤure behandelt, in eine kristallisirbare sehr starke
                              Pflanzensaͤure verwandelt wird, und die man Zukersaͤure nannte. Scheele zeigte im Jahre 1734, daß diese
                              kuͤnstliche Saͤure, vollkommen gebildet, in dem Sauerkleesalz (vulgo kleesalz) enthalten sey, welche bisher mit
                              Weinstein oder mit Weinsteinsaͤure verwechselt wurde, er sezte das Kleesalz
                              durch Verbindung der Pottaͤsche mit Zukersaͤure zusammen, weßwegen man
                              diese Saͤure, deren Entdekung vieles Aufsehen erregte, Sauerkleesaͤure (Acidum oxalicum) nach
                              dem Gattungs-Namen einer der Pflanzen nannte, aus welchen man dasselbe
                              erhaͤlt. Seit einigen Jahren hat man in den Calico-Drukereien ungeheure
                              Quantitaͤten dieses Salzes als Reservage angewendet, naͤmlich um an
                              denen Stellen, wo man keine Farbe haben will, die Beize zu zerstoͤret, und
                              die weiße Farbe des Calico zu erhalten. Man braucht es eben so zum Ausbringen der
                              Eisen-Mahle und verschiedener Farben.
                           Man verschafft sich diese Saͤure entweder nach Bergmann's Weise, oder dadurch,
                              daß man sie aus ihren natuͤrlichen Verbindungen scheidet. Wir werden beide
                              Methoden hier angeben. Zuker ist nicht der einzige vegetabilische Koͤrper,
                              der Saͤuerkleesaͤure liefert, wenn er mit Salpetersaͤure
                              behandelt wird: es gibt eine Menge solcher Koͤrper: und selbst das
                              Staͤrkmehl liefert sie im Ueberfluße: Gummi gibt viel weniger. Viele
                              thierische Koͤrper, vorzuͤglich Wolle, Seide, Eyweiß, Gallerte etc.
                              enthalten eine gewisse
                              Menge derselben: Zuker und Staͤrkemehl sind aber die beiden Materialien, aus
                              welchen sie mit dem groͤßten Vortheile erhalten wird.
                           Wenn man irgend einen Pflanzenstoff mit Salpetersaͤure behandelt, so wird die
                              Saͤure bekanntlich mehr oder minder schnell zersezt, je nachdem man mehr oder
                              weniger von derselben nimmt, je nachdem sie mehr oder minder concentrirt, und die
                              Temperatur der Atmosphaͤre und die Natur des Koͤrpers; auf welchen sie
                              wirkt, verschieden ist. Die Produkte dieser Zersezung sind sehr verschieden und
                              haͤngen gleichfalls von dem Einfluße anderer Umstaͤnde ab, die wir
                              sogleich beschreiben werden, und auf welche man achten muß, wenn man immer
                              guͤnstige Resultate erlangen will: denn es ist nicht genug, dieselben
                              Quantitaͤten Salpetersaͤure und Zuker anzuwenden, um dieselbe Menge
                              von Sauerkleesaͤure zu erhalten; es muß auch auf dieselbe Weise verfahren
                              werden. Graf Chaptal raͤth in seiner technischen Chemie 9 Theile
                              gewoͤhnliche Salpetersaͤure, auf 1 Theil Zuker zu nehmen, beide
                              gehoͤrig zu mengen, und der Einwirkung des Feuers auszusezen. Die Ein- und
                              Gegenwirkung geschieht dann sehr lebhaft; es entwikelt sich eine Menge salpetriger
                              Daͤmpfe, und es bildet sich mehr Sauerkleesaͤure; als wenn nach und
                              nach Salpetersaͤure zugegossen worden waͤre, weil, wie Chaptal sagt,
                              die Zersezung vollkommener ist, und weniger Aepfelsaͤure sich bildet. Wir
                              muͤssen gestehen, daß bei allem Vertrauen, was wir in die Ausspruͤche
                              des Grafen Chaptal legen, wir kaum glauben koͤnnen, daß die Sache sich
                              wirklich so verhaͤlt. Wir fanden es immer zutraͤglicher und wirksamer,
                              geringe Mengen Salpetersaͤure auf ein Mahl zuzusezen, indem sonst die
                              Sauerkleesaͤure sich so schnell zersezt, als sie sich bildet. Was hier
                              uͤber die Nachtheile der Bildung der Aepfelsaͤure gesagt wird, ist
                              nicht ganz wirklich richtig, da sie sich selbst in Sauerkleesaͤure
                              verwandelt, wenn man sie neuer Einwirkung der Salpetersaͤure aussezt.
                              Folgende Methode gelang mir am besten: Auf 24 Pfund Staͤrke, die in
                              verschiedenen tubulirten Retorten, welche auf einem und demselben Sandbade stehen,
                              vertheilt ist, gießt man 72 Pfund gewoͤhnliche Salpetersaͤure, und
                              laͤßt sie wirken: die Staͤrke loͤst sich bald auf, die
                              Zersezung beginnt, und salpeteriges Gas bildet sich im Ueberfluße. Wenn die Wirkung
                              aufgehoͤrt hat, sezt man 24 Pfund Salpetersaͤure zu, und wendet eine
                              gelinde Hize an; es erscheinen wieder rothe Daͤmpfe und ein maͤßiger
                              Grad von Waͤrme muß waͤhrend der Gegenwirkung unterhalten werden. Die
                              Fluͤßigkeit wird hierauf in steinerne Schuͤsseln ausgegossen, wo man
                              sie kristallisiren laͤßt; auf diese Weise erhaͤlt man, fuͤr das
                              erste Mahl, ungefaͤhr 5 Pfund Sauerkleesaͤure. Man gießt dann die
                              Mutterlaugen zusammen, erhizt sie, und sezt nach und nach 24 Pfunde
                              Salpetersaͤure zu. Diese zweite Operation liefert ohngefaͤhr 2 Pfund 8
                              Unzen Kristalle. Dieselbe Behandlung der Mutterlaugen wird noch drei bis vier Mahl
                              wiederholt. Die ganze Menge der erhaltenen reinen Sauerkleesaͤure wird
                              beinahe die Haͤlfte der angewendeten Staͤrke betragen, und das Ganze
                              der verbrauchten Salpetersaͤure betraͤgt beinahe ein Sechstel. Die
                              Reinigung, welcher die Saͤuerkleesaͤure unterzogen wird, besteht in
                              einer bloßen Aufloͤsung und Kristallisation um sie von der
                              Salpetersaͤure zu befreien, mit welcher sie impraͤgnirt ist.
                           Bei der Abhandlung uͤber die SchwefelsaͤurePolytechnisches Journal B. IX. S.
                                       190. D. haben wir eines Verfahrens erwaͤhnt, durch welches man gleichfalls
                              Sauerkleesaͤure erhaͤlt: da diese aber dort bloß ein
                              secundaͤres Product und die Hauptabsicht Bildung des salpeterigen Gases,
                              welches zur Verwandlung der schwefeligen Saͤure in Schwefelsaͤure ist;
                              so nimmt man nicht die gehoͤrige Ruͤksicht auf die vortheilhafteren
                              Resultate dieses Verfahrens, nach welchem man uns alle Salpetersaͤure auf Ein
                              Mahl auf die Melasse zu schuͤtten raͤth. Indessen hat man doch diesem
                              Verfahren, so unvollkommen es auch seyn mag, den niedrigen Preis der
                              Sauerkleesaͤure zuzuschreiben, der sich auch leicht erklaͤren
                              laͤßt: das in diesem Falle erhaltene salpeterige Gas bezahlt naͤmlich
                              durch seine Menge reichlich die angewendete Salpetersaͤure, und folglich
                              kostet die Sauerkleesaͤure nichts, oder beinahe gar nichts.
                           In der Schweiz verfertigen sich die Zeug-Druker die Sauerkleesaͤure auf eine
                              andere Weise; sie ziehen dieselbe naͤmlich aus dem in dem Sauerklee (Oxalis) enthaltenen Salze, und aus dem Sauerampfer (Rumex Acetosella), Pflanzen, die daselbstUnd auch bei uns weit besser als diese beiden Pflanzen wuͤrde der Rumex scutatus, der graugruͤne
                                    Ampfer seyn, der unter allen der saͤuerlichste und schmakhafteste
                                    ist. A. d. Ueb. haͤufig sind, und auch seit Jahren in dieser Hinsicht gebaut
                              werden.
                           Sie zersezen das Sauerkleesalz (die saure sauerkleesaure Pottasche) mit eßigsaurem
                              Bleie, und das sauerkleesaure Blei, welches dadurch entsteht, mit Schwefelsaure. Sie
                              loͤsen in dieser Hinsicht 50 Kilogr. Kleesalz in 12–15 Theilen
                              kochendem Wasser auf, und in einem anderen Gefaͤße, 150 Kilogr. eßigsaures
                              Blei in kaltem Wasser. Diese beiden Aufloͤsungen werden nach und nach mit
                              einander gemengt, und sehr stark geruͤhrt; hierauf wird die Mischung eine
                              hinlaͤngliche Zeit uͤber in Ruhe gelassen, die Fluͤßigkeit
                              abgegossen, der Ruͤkstand vier bis fuͤnf Mahl ausgewaschen, bis alles
                              Fremdartige davon abgeschieden ist, dann in irdene Naͤpfe oder steinerne
                              Kruͤge gethan, und mit schwacher Schwefelsaͤure behandelt. Auf die
                              oben angegebene Menge Kleesalzes nehmen sie 37 bis 50 Kilogr. Schwefelsaure, welche
                              sie mit fuͤnf bis sechs Theilen Wasser verduͤnnen, und, um die Hize zu
                              benuͤzen, welche durch diese Mischung entsteht, gießen sie das Wasser auf ein
                              Mahl in die Schwefelsaure, und diese auf das sauerkleesaure Blei, und ruͤhren
                              die Masse von Zeit zu Zeit anhaltend um. Um des Gelingens der Operation sicher zu
                              seyn, ist es rathsam etwas von der filtrirten Fluͤssigkeit mit kochsalzsaurem
                              Baryte zu pruͤfen: wenn der gebildete Niederschlag in reiner
                              verduͤnnter Salpetersaͤure beinahe ganz ausloͤsbar ist, so ist
                              dieß ein gewisses Zeichen, daß die Zersezung vollkommen geschehen ist, wo nicht, so
                              lassen sie die Saͤure noch eine laͤngere Zeit daruͤber stehen,
                              und schuͤtten wohl auch oͤfters die ganze Mischung in einen bleiernen
                              Kessel, und erhizen sie langsam in demselben. Wenn sie glauben, daß die Operation
                              vollendet ist, seihen sie wieder ab, und waschen den Ruͤkstand in heißem
                              Wasser so lang, bis das Absuͤßwasser nicht mehr merklich sauer ist. Hierauf
                              werden alle Fluͤßigkeiten unter einander geschuͤttet und dann
                              abgeraucht, bis sie etwas Consistenz erlangen, und mehr diklich werden: hierauf
                              nehmen sie dieselbe vom Feuer und erhalten, durch Abkuͤhlung, die
                              Sauerkleesaͤure, welche in nadelfoͤrmigen unter einander verwachsenen
                              Kristallen anschießtMein Verfahren, um die Kleesaͤure vom Sauerkleesalz zu scheiden, ist
                                    Folgendes: Ein hohes Gefaͤß von Weißtannenholz, das in
                                    Zwischenraͤumen mit hoͤlzernen Hahnen versehen ist, wird zur
                                    Haͤlfte mit Wasser gefuͤllt, und mit einem Dampfapparat in
                                    Verbindung gesezt. So wie das Wasser kocht, wird gestossenes Sauerkleesalz,
                                    das mit der zur Saͤttigung noͤthigen Quantitaͤt
                                    Pottasche vorhero gemischt ist, (wie ich bei der Weinsteinsaͤure
                                    Anmerk. 73. S. 173. angegeben habe) Loͤffelweis schnell nach einander
                                    hineingebracht, und sobald die Loͤsung und Saͤttigung erfolgt
                                    ist, die zur Zersezung noͤthige Quantitaͤt basisches
                                    eßigsaures Blei (polyt. Journal B. X. S.
                                       486.) hinzugegeben. Nach erfolgtem Aufkochen wird der Dampfhahnen
                                    abgesperrt, wo sich das kleesaure Blei schnell absezt, von dem die
                                    Fluͤßigkeit, welche eßigsaures Kali ist, sofort abgezapft wird. Ueber
                                    das kleesaure Blei wird noch zweimal Wasser gegossen, das Ganze gut
                                    umgeruͤhrt, und nach erfolgter Erwaͤrmung mittelst
                                    Wasserdaͤmpfe, die noch wenig eßigsaures Kali enthaltende
                                    Fluͤßigkeit abgelassen. Nun wird Wasser mit 2/3 der zur Zersezung des
                                    kleesauren Bleies noͤthigen Quantitaͤt Schwefelsaͤure
                                    gemischt, dem kleesauren Blei zugesezt, das Ganze gut umgeruͤhrt, und
                                    dann durch Wasserdaͤmpfe zum Kochen gebracht, worauf der Dampfhahnen
                                    gesperrt, und nach kurzer Zeit die Fluͤßigkeit in flache steinerne
                                    Gefaͤße abgelassen wird, aus der in der Kaͤlte die
                                    Kleesaͤure schnell auskristallisirt. Die Fluͤßigkeit wird nun
                                    wieder auf das kleesaure Blei gegossen, und das zur vollkommenen Zersezung
                                    des kleesauren Bleies noch noͤthige 1/3 Schwefelsaͤure mit
                                    sehr wenigem Wasser vermischt dazu gegeben, das Ganze gut umgeruͤhrt,
                                    ins Kochen gebracht, und dann wie vorher verfahren. Das schwefelsaure Blei
                                    wird nun mit wenigem Wasser zwei Mal ausgekocht, und die fluͤßige
                                    Kleesaͤure zur naͤchsten Bereitung der Kleesaͤure
                                    aufbewahrt, wo sie statt Wasser bei der Zersezung des kleesauren Bleies
                                    angewendet wird. So erhalte ich aus einem Gefaͤße ohne Abdampfung der
                                    Fluͤßigkeit die Kleesaͤure rein in den schoͤnsten
                                    Kristallen. Aus 100 Pfund Sauerkleesalz erhaͤlt man nach diesem
                                    Verfahren 102 bis 106 Pfund kristallisirte Kleesaͤure; und unter
                                    diesen Handgriffen kann man in 24 Stunden einige Zentner dieser
                                    Saͤure in der groͤßten Vollkommenheit darstellen,
                                    vorausgesezt, daß das Gefaͤß die geeignete Groͤße hat.D.. '
                           Gewoͤhnlich kristallisirt die auf diese Weise erhaltene Sauerkleesaͤure
                              nur in Nadeln, oder in sehr kurzen und kleinen Prismen, waͤhrend die aus
                              anderen Pflanzenkoͤrpern durch Salpetersaͤure erhaltene
                              Sauerkleesaͤure lange vierseitige Prismen bildet, die zuweilen zwei Zoll lang
                              sind. Es scheint, daß dieser Unterschied in der Kristallisation von etwas
                              ruͤkstaͤndigem, in dem Kleessalze enthaltenen Extractiv-Stoffe
                              herruͤhrt, der durch Niederschlaͤge und Aussuͤßungen nicht
                              entfernt werden kann. So viel ist gewiß, daß man dieser Unannehmlichkeit entgegnen
                              kann, wenn sie so zu nennen ist, wenn man der Fluͤßigkeit am Ende des
                              Abrauchens auf jedes Kilogr. Kleesalz ungefaͤhr 100 Gramme 5 graͤdige
                              Salpetersaͤure mit beinahe 6 Theilen Wasser verduͤnnt, zusezt. Durch
                              Beihuͤlse der Waͤrme wirkt die Salpetersaͤure auf den Stoff,
                              der die Kristallisation hindert, und die Sauerkleesaͤure erscheint auf diese
                              Weise in sehr schoͤnen Prismen. Auf diese Weise erhaͤlt man aus 100
                              Theilen Sauerkleesalzes 75 Theile Sauerkleesaͤure.
                           Durch diese Doppelzersezung des Kleesalzes (Quadroxalate de
                                 Potasse) mittelst neutralen eßigsauren Bleies erhaͤlt man, auf der
                              einen Seite, das unaufloͤsbare sauerkleesaure Blei, auf der anderen saure
                              eßigsaure Pottasche, welche aufgeloͤst bleibt. Wo man im Großen arbeitet,
                              kann man diese eßigsaure Verbindung benuͤzen, indem man die Saͤttigung
                              durch Kalk vollendet dann abraucht, und den trokenen Ruͤkstand mit
                              Schwefelsaͤure behandelt, um Eßigsaͤure zu erhalten. Der
                              Ruͤkstand bei dieser zweiten Zersezung wird dann aus schwefelsaurem Kalke und
                              aus schwefelsaurer Pottasche bestehen, welche durch bloße Auslaugung abgeschieden
                              werden koͤnnen.
                           Diese Pflanzensaͤure besizt einige ausgezeichnete Eigenschaften, welche wir
                              hier kurz angeben wollen, indem sich einige sehr wichtige Betrachtungen an dieselben
                              anreihen. Sie besizt, wie alle andere Saͤuren, einen scharfen Geschmak,
                              roͤthet das Lakmuspapier etc. Sie bildet nicht bloß mit verschiedenen
                              Grundlagen Salze, sondern, nach Dr. Wollaston's
                              Bemerkung, laͤßt sie sich mit einem und eben demselben Oxide in vier
                              verschiedenen Verhaͤltnissen verbinden, so daß wir basische, neutrale,
                              saͤuerliche und saure Sauerkleesalze finden; die zur Bildung dieser Salze
                              noͤthige Sauerkleesaͤure kommt in den Verhaͤltnissen wie 1, 2,
                              4, 8 zu derselben Basis vor, indem die saͤuerlichen sauerkleesauren Salze
                              zwei Mahl soviel enthalten als die neutralen, und die sauren Sauerkleesalze vier
                              Mahl soviel: dabei der Ausdruk: Bi- und Quadroxalat. Das Kleesalz gehoͤrt zu lezterem.
                              Eine sonderbare Eigenschaft der Sauerkleesaͤure, die zu unsicheren Resultaten
                              fuͤhrt, ist jene, welche Hr. Dulong entdekte. Diese Saͤure verbindet
                              sich im wasserfreien Zustande, wie man sie durch Sublimation erhaͤlt, mit
                              verschiedenen Basen ohne allen Verlust, verliert aber 20 von 100, wenn sie sich mit
                              anderen, vorzuͤglich mit Blei- und Zink-Oxiden, vereinigt. Ja, was noch mehr
                              ist, diese beiden sauerkleesauren Verbindungen geben, wenn die Saͤure
                              gehoͤrig getroknet ist, in den Producten ihrer Analyse durch das Feuer keine
                              Spur von Wasserstoff: wir koͤnnen nur Kohlensaͤure und das Metall in
                              seinem metallischen Zustande entdeken. Zuweilen ist jedoch die Kohlen-Saͤure
                              mit etwas gasfoͤrmigem Kohlenstoff-Oxide verbunden, wo dann auch das Metall
                              mit einem kleinen Theil dieses Oxides verbunden seyn wird.
                           Wir sehen hieraus, daß diese Salze aus einem Metalle und aus den Grundbestandtheilen
                              der Kohlensaͤure bestehen, und doch erhalten wir, wenn wir dieselben mit
                              Schwefelstoff-Saͤure, Schwefelsaͤure, Hydrochlorsaͤure und mit
                              anderen Saͤuren zersezen, in der Fluͤßigkeit die gemeine
                              Sauerkleesaͤure. Hr. Dulong hat mehrere Hypothesen zur Erklaͤrung
                              dieses Phaͤnomenes aufgestellt: in einer derselben nimmt er an, daß die
                              sublimirte Sauerkleesaͤure ungefaͤhr ein Fuͤnftel ihres
                              Gewichtes Wasser enthaͤlt; daß dieses Wasser durch gewisse Salze entbunden,
                              durch andere zuruͤkgehalten werden kann; daß diese Saͤure Kohlenstoff
                              und Sauerstoff in ihrer Zusammensezung nur in einem Mittel Verhaͤltnisse
                              zwischen Kohlensaͤure und gasartigen Kohlenstoff-Oxide aufnimmt. In einer
                              anderen Hypothese betrachtet Hr. Dulong die Sauerkleesaͤure, gebildet aus
                              Kohlensaͤure und Wasserstoff, jene, welche sublimirt wurde enthielte kein
                              Wasser, und die, welche durch Calcination verschiedener sauerkleesauren Verbindungen
                              entstand, bestehe aus Verbindung des Wasserstoffes der Saͤure mit dem
                              Sauerstoff der Basis, so daß die Sauerklee-Saͤure eine wahre
                              Wassersaͤure (Hydracide) ist, deren Grundlage der
                              Kohlenstoff bildet.
                           Wir fuͤrchten die engen, uns vorgeschriebenen, Graͤnzen zu
                              uͤberschreiten, wenn wir in weiteres Detail uns einlassen wollten;
                              koͤnnen es aber nicht oft genug wiederholen, daß das genaueste Studium dieser
                              Saͤure nothwendig zu den wichtigsten Resultaten uͤber die Natur der Pflanzensauren
                              uͤberhaupt fuͤhren muß, und schließen damit, daß vor Dulong's
                              schoͤnen Versuchen die Natur dieser Saͤure noch nicht bekannt war: so
                              sehr weichen die Resultate der beruͤhmtesten Chemiker in dieser Hinsicht von
                              einander ab.
                           Nach der Analyse der HHrn. Thenard und Gay-Lussac besteht die Sauerkleesaͤure aus
                             26,66 Kohlenstoff,
                           70,689 Sauerstoff,
                             2,745 Wasserstoff.
                           Nach Hrn. Berzelius aus
                           33,35 Kohlenstoff,
                           66,41 Sauerstoff,
                             0,24 Wasserstoff.
                           Die Verschiedenheit dieser Angaben laͤßt sich aus den zwei verschiedenen
                              Zustaͤnden der Sauerkleesaͤure in ihren verschiebenen Verbindungen
                              leicht erklaͤren. Die HHrn. Thenard und Gay-Lussac analysirten
                              sauerkleesauren Kalk, und Hr. Berzelius analysirte sauerkleesaures Blei.