| Titel: | Untersuchungen über Anwendung des hydraulischen Mörtels statt des Gypses zum Modelliren; von Hrn. Vicat, Ingenieur des ponts et chaussées. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXV., S. 186 | 
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                        XXXV.
                        Untersuchungen über Anwendung des hydraulischen
                           Mörtels statt des Gypses zum Modelliren; von Hrn. Vicat, Ingenieur des
                              ponts et chaussées.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement
                                 pour l'Industrie national. N. 249. S. 132.Der Verfasser dieser Abhandlung erhielt die große goldene Medaille fuͤr
                                 seine Arbeiten uͤber die Moͤrtel-Arten, welche der Luft eben so
                                 gut, wie Stein zu widerstehen vermoͤgen. Siehe Bulletin October 1823. S.
                                 284. A. d. O.
                           
                        Vicat's Anwendung des hydraulischen Mörtels statt des Gipses zum
                           Modelliren.
                        
                     
                        
                           Die von der Société
                                 d'Encouragement vorgelegte Frage zerfaͤllt in zwei Abtheilungen,
                              wovon die erste Alles umfaßt, was auf Erzeugung und Eigenschaft des Materiales Bezug
                              hat, die zweite Alles in sich begreift, was die Anwendung desselben, d.h., die
                              Modellirung betrifft. Wir wollen uns alsogleich mir der ersteren
                              beschaͤftigen.
                           
                        
                           1. Abtheilung.
                              Bereitung des Moͤrtels.
                           Erfahrungen, die wir bisher allein gemacht haben, haben uns seit langer Zeit
                              erwiesen, daß die gewoͤhnlich sogenannten fetten
                              Kalkarten, deren Feinheit und Weiße so verfuͤhrerisch ist, auf nassem Wege
                              keine chemische Wirkung auf die Kieselerde, so wie die Natur dieselbe in dem Quarze
                              oder uͤberhaupt in den harten Steinarten, deren Basis sie bildet, darbiethet,
                              zu aͤußern vermoͤgen. Auf der anderen Seite hingegen vereinigte sich
                              alles, um uns annehmen zu machen, daß, im Gegentheile, ein minder aͤzender
                              Kalk, insofern er zum Theile schon durch die Gegenwart mehrerer fremdartiger Oxide
                              neutralisirt ist, die Eigenschaft besizt, den zertheilten Quarz, oder den
                              gewoͤhnlichen Sand anzugreifen, und in innige Verbindung mit demselben zu
                              treten. Neuere Erfahrungen haben uns noch immer mehr und mehr in dieser lezten
                              Ansicht bestaͤtigt, und hinsichtlich auf die fetten Kalke koͤnnen wir
                              unsere alten Erfahrungen heute zu Tage auch noch mit dem Zeugnisse des Hrn. John zu
                              Berlin unterstuͤzen. Dieser gelehrte Chemiker konnte nie, selbst mit den
                              empfindlichsten Wagen, auch nur eine Spur von Gewichts-Verlust an mehreren
                              Bergkristall-Stuͤken wahrnehmen, die er eine lange Zeit uͤber in
                              siedender reiner Kalkmilch macerirte.
                           Man muß also zu den hydraulischen Kalkarten seine Zuflucht nehmen; denn es ist
                              gegenwaͤrtig gewiß, daß der Kalksand sich gegen jene Kalkarten wenigstens
                              eben so gut benimmt, als der Quarzsand.
                           Die erste Frage, mit welcher wir uns beschaͤftigen, betrifft die
                              Verhaͤltnisse. Um die relativen Mengen Kalkes und Sandes, die den
                              haͤrtesten Moͤrtel geben, zu finden, haben wir eine und dieselbe Menge
                              Teiges oder hydraulischen Kalkhydrates in zwanzig gleiche Raumtheile getheilt, und
                              jedem dieser Theile sehr reinen Quarzsand in dem Verhaͤltnisse zugesezt, daß
                              N. 1 100 Raumtheile Kalk auf 50 Theile Sand
                              enthielt; N. 2 60 Theile Sand auf dieselbe Menge Kalkes;
                              N. 3 70 Theile Sandes u.s.f. bis auf N. 20, welches folglich 240 Theile Sandes erhalten
                              mußte. Auf diesem Puncte ward der Moͤrtel bereits so mager, daß er kaum mehr
                              gebunden werden konnte. Diese zwanzig Nummern wurden jedes in zwei vierseitige
                              Prismen oder Ziegel getheilt, so daß wir eine Doppelreihe von vierzig Stuͤken
                              erhielten.
                           Wir verschafften uns ferner hartkoͤrnigen Kalksand, dem wir dadurch dieselbe
                              Feinheit, die der Quarzsand besaß, er theilten, daß wir ihn durch dasselbe Sieb
                              laufen ließen. Wir nahmen die Verhaͤltnisse von N. 6 und 11 der vorigen Reihe, und erhielten zwei neue Ziegel in Doppelzahl,
                              so daß wir den Einfluß der beiden Sandarten vergleichen konnten.
                           Wir wollten ferner die Veraͤnderung kennen lernen, welche die Menge des
                              zugesezten Wassers in dem Widerstaͤnde des Moͤrtels hervorzubringen
                              vermag, und bildeten, in den Verhaͤltnissen von N. 11, zwei neue Ziegel in Doppelzahl, wovon der eine aus weichem Teige, der
                              andere aus einem beinahe fluͤßigen Breie verfertigt wurde.
                           
                           Der welche Teig zeigte einen solchen Grad von Consistenz, daß, mit der Kelle
                              herausgenommen, er einsaß und uͤber sich selbst zuruͤkfiel, ohne
                              jemahls eine Pyramide bilden zu koͤnnen; der Brei in irgend einen Model
                              gegossen, verbreitete sich in demselben und fuͤllte alle Hoͤhlungen
                              desselben aus.
                           Alle diese Moͤrtel wurden im J. 1821 Anfangs Septembers verfertigt. Die
                              Haͤlfte derselben wurde auf einem Dache allen nachtheiligen
                              Einfluͤssen der Witterung ausgesezt; die andere brachte man 30 Centimeter
                              tief unter leichte Erde. Unter N. 0 sezte man zwei
                              Kalk-Prismen ohne Sand aus demselben Hydrate, welches die erste Reihe bildete,
                              derselben Probe aus.
                           Im November 1822 bemaß man die Staͤrke dieser Muster auf das genaueste
                              mittelst einer Maschine, welche dieselben zerbrach. Die Resultate wurden in den
                              anliegenden Tabellen N. 1, 2, 3, verzeichnet, aus
                              welchen wir, hinsichtlich auf das Alter des Moͤrtels bei seinem Bruche,
                              folgende Resultate ziehen:
                           1. In den Mischungen aus hydraulischem Kalk und Quarz-Sande, welche allen
                              nachtheiligen Einfluͤssen der Luft ausgesezt waren, und die wir deßhalb luftgepruͤft (aëroseléres) nannten, zeigt sich die Verwandschaft des
                              Sandes zu dem Kalke durch eine Zunahme an Dichtigkeit, welche mit der zunehmenden
                              Menge des Sandes von 100 Theilen Kalk und 0 Theilen Sand bis zu 100 Theilen Kalk und
                              100 Theilen Sand zunimmt. Der Widerstand dieser Nummern, im Maximum und Minimum,
                              ist, in ganzen Zahlen, wie 1950 und 7728, oder ungefaͤhr wie 1 und 4.
                           2. Bei den Mischungen des hydraulischen Kalkes und Quarzsandes, die unmittelbar nach
                              ihrer Verfertigung unter frische Erde vergraben wurden, und die ich daher erdgepruͤfte (géoseléres) nannte, zeigt sich auch noch Verwandschaft des
                              Sandes zu dem Kalke; es scheint aber, daß unter diesen Umstaͤnden der Quarz
                              nicht fester mit dem Kalke zusammenhaͤngt, als die Kalktheilchen unter sich
                              selbst, indem die Zunahme an Dichtigkeit nur auf den ersten Stufen der Leiter Statt
                              hat, und bei der lezten Untersuchung die Widerstaͤnde im Maximum und Minimum
                              sich verhielten, wie die Zahlen 4377 und 5545, oder wie 1 und 1,30
                              ungefaͤhr.
                           
                           3. Die Mischungen aus hydraulischem Kalke und Kalksande verhielten sich, wie man aus
                              den in Tabelle N. 2 aufgezeichneten Erfahrungen
                              schließen kann, eben so wie die vorhergehenden Mischungen. Es scheint jedoch, daß
                              die Verwandtschaft des Kalkes zu dieser Art von Sand deutlicher sich ausspricht als
                              zu jenem Sande, dessen Basis der Quarz ist.
                           4. Die luftgepruͤften Moͤrtel aus hydraulischem Kalke biethen beinahe
                              denselben Widerstand dar, man mag sie weich oder beinahe fluͤßig anmachen. In
                              einem Falle, wie in dem anderen, verlieren sie aber beinahe vier Zehntel der Kraft,
                              die sie erhalten haͤtten, wenn man dem Teige eine feste Consistenz gegeben
                              haben wuͤrde, indem die Widerstaͤnde sich verhalten wie die Zahlen
                              4256 und 7009.
                           5. Die erdgepruͤften Moͤrtel duͤrfen weder zu hart, noch zu
                              fluͤßig angemacht werden: mittlere Consistenz schikt sich am besten
                              fuͤr dieselben; indessen wuͤrde zuviel Wasser noch nachtheiliger
                              fuͤr sie seyn, als der entgegengesezte Fehler: denn von dem Grade weich, der
                              das Maximum an Widerstand gewaͤhrt, bis zu dem Grade beinahe fluͤßig,
                              der mit dem Minimum correspondirt, verlieren sie beinahe ein Fuͤnftel ihrer
                              Staͤrke.
                           Die Erfahrungen, welche zu diesen Schluͤssen fuͤhrten, wurden mit der
                              groͤßten Genauigkeit gemacht, und alles, was Abweichungen haͤtte
                              veranlassen koͤnnen, wurde sorgfaͤltig beseitigt: man kann sich also
                              gaͤnzlich auf dieselben verlassen. Sie scheinen nicht bloß in Hinsicht auf
                              den Gegenstand, den wir hier behandeln, alle Aufmerksamkeit zu verdienen, sondern
                              auch in Hinsicht auf die Theorie der Kalkmoͤrtel uͤberhaupt. Es
                              erhellt hieraus offenbar, daß das Erhaͤrten dieser Moͤrtel oder Kitte
                              durch das Mittel, in welches dieselben gebracht werden, einen ganz eigenen Einfluß
                              erleidet, indem die luftgepruͤften, erdgepruͤften und
                              wassergepruͤftenWir sprechen hier von wassergepruͤften Moͤrtelarten, obschon in
                                    den Tabellen von diesen nicht die Rede ist; wir sind aber hierzu durch eine
                                    Menge anderer nicht hierher gehoͤriger Erfahrungen berechtigt.A. d. O. Moͤrtel nicht denselben Grad von Haͤrte erlangen, obschon sie
                              aus denselben Bestandtheilen bestehen, und ganz andere Verhaͤltnisse von
                              Kalk, Sand und Wasser
                              erfordern, um, jeder in seiner Lage; das Maximum, dessen er faͤhig ist, zu
                              erhalten.
                           Man darf sie selbst, wenn es anders erlaubt ist; sich so ausbruͤten, in den
                              ersten Jahren nicht versezen (dépayser), wenn
                              ihre Guͤte nicht dadurch veraͤndert werden soll. So wird z.B. ein
                              wassergepruͤfter Moͤrtel, wenn er zwei Jahre alt geworden ist, allen
                              Zusammenhang verlieren, und staubig werden wenn man ihn aus dem Wasser nimmt, und
                              ploͤzlich der trokenen Luft aussezt. Der erdgepruͤfte Moͤrtel
                              scheint obschon sehr wenig, auszuwittern, wenn er dem Einfluße der Luft ausgesezt
                              wird; er verliert uͤbrigens nichts an Haͤrter und widersteht dem
                              Wasser sehr gut, so wie der an der Luft gepruͤfte Moͤrtel.
                           Der Schluß, den wir aus den beiliegenden Tabellen gezogen haben, daß naͤmlich
                              der hydraulische Kalk an dem Quarze oder an den Bruchstuͤken des Kalksteines
                              innig anhaͤngt, geht, wie man sieht, eigentlich nicht aus einer chemischen
                              Erfahrung hervor. Er gruͤndet sich auf den Grundsaz, daß jeder Teig oder
                              jedes Sahlband (gangue), welches bei seinem
                              Erhaͤrten fremde Koͤrper einschließt, an welche es sich bloß durch
                              Nebenlagerung (juxta position) anheftet, der Kraft,
                              welche dasselbe zu zerbrechen strebt, desto weniger widerstrebt, als diese
                              Koͤrper in groͤßerer Menge in demselben vorhanden sind (Gips und Thon
                              mit Schutt und Sand gemengt, sind ein merkwuͤrdiges Beispiel dieser
                              Wahrheit). Nun biethen aber unsere Moͤrtel ganz entgegengesezte Resultate
                              dar; d.h., das Sahlband allein (la gangue seule) oder
                              das Kalkhydrat gibt immer nur das Minimum von Widerstand. Unser Schluß scheint
                              demnach wohlgegruͤndet. Indessen kommt hier eine scheinbar im Widerspruch
                              stehende Thatsache dazwischen, die wir um so mehr erlaͤutern muͤssen,
                              als sie unserem Gegenstande sehr nahe ließt: sie ist folgende: Wir haben seit langer
                              Zeit schon wahrgenommen daß, vom kleinen Schutte (menu
                                 gravier) angefangen, der drei bis vier Millimeter im mittleren Durchmesser
                              hat, die Haͤrte des Moͤrtels in dem Verhaͤltnisse zunimmt, als
                              die Groͤße der Sandkoͤrner abnimmt: allein, was zum Erstaunen ist,
                              dieses Fortschreiten der Haͤrte hoͤrt mit einem Mahle auf, wenn die
                              Groͤße der Koͤrner eine bestimmte Graͤnze erreicht hat, die wir beinahe auf 0,0007
                              Meter schaͤzen100 Koͤrner in einer und derselben Linie, so daß sie sich
                                    beruͤhren, nahmen eine Laͤnge von 70 Millimeter ein. A. d.
                                    O.: indessen heißt es in der Chemie, wenn zwei Koͤrper gegen einander in
                              Verwandtschaft stehen, so vereinigen sie sich desto staͤrker, je besser beide
                              zertheilt sind.
                           Wir haben lange gesucht diese sonderbare Anomalie zu erklaͤren, und
                              wahrscheinlich werden wir bald dahin gelangen; indessen koͤnnen wir
                              versicheren, daß sie beinahe ganz verschwindet, und daß das Gesez der
                              Staͤtigkeit, wenigstens in Hinsicht auf sehr feinen Kalkstaub, seinen Lauf
                              fortsezt, wenn man den Moͤrtel einer sehr muͤhsamen Verfeinerung (Massivation) unterzieht, und denselben massiv macht. Die
                              Resultate uͤbertreffen dann Alles, was man bisher im Fache der
                              Kalkmoͤrtel oder Kitte Merkwuͤrdiges kannte, und bestaͤtigen
                              vollkommen, was Vitruv uns von dem griechischen Anwurfe (enduit à la grecque) erzaͤhlt, den man von dem alten
                              Mauerwerks herabgeschlagen hat, um Tische aus demselben zu verfertigen.
                           Wir muͤssen also heute zu Tage, außer dem Quarz-Moͤrtel mit
                              hydraulischem Kalke, wovon wir der Société
                              im J. 1821 Muster eingeschikt haben, 1tens, den Moͤrtel mit Kalksand, 2tens,
                              den Moͤrtel mit hoͤchst feinem, Kalkstaube darstellen. Dieser leztere
                              naͤhert sich, sowohl seinem Korne als seiner Farbe nach, weit mehr als die
                              beiden ersteren dem natuͤrlichen Steine, und schiene daher den Vorzug zu
                              verdienen/ wenn er uͤbrigens gegen die zerstoͤrenden Einfluͤße
                              der Witterung eben so sicher gestellt werden koͤnnte, was wir jezt
                              untersuchen wollen.
                           In einem Theile Frankreichs sind die Winter nur wenig streng und man kann sich
                              uͤber die Guͤte der natuͤrlichen und kuͤnstlichen
                              Steine, die man der Einwirkung der Kaͤlte aussezt, leicht taͤuschen;
                              man kann indessen, waͤhrend des Verlaufes eines Winters, die
                              Zerstoͤrungs-Zufaͤlle vervielfaͤltigen, und in dem kurzen
                              Verlaufe zweier Monate die ganze Wirkung hervorbringen, die man von
                              mehrjaͤhrigen Proben erwarten kann. Wenn man die Art und Weise, wie das
                              gefrorne Wasser auf die Koͤper wirkt, welche es zerstoͤrt, genau
                              beobachtet, so wird man
                              finden, daß es, nachdem es durch seine ausdehnende Kraft die Theilchen hob oder von
                              einander entfernte, dieselben doch noch immer bis zum ersten Aufthauen an einander
                              gebunden haͤlt. Nur bei dem ersten Aufthauen hat Trennung Statt. Man darf
                              also die Wahrscheinlichkeiten der Zerstoͤrung weit weniger nach der
                              Staͤrke und Dauer des Winters als nach der Anzahl der Froͤste und des
                              Aufthauens, insofern beide schnell und oft auf einander folgen, berechnen. Von
                              dieser Beobachtung ausgehend, kann man eben so oft anschauen lassen, als es friert,
                              wenn man jeden Abend das Muster mit siedendem Wasser begießt, um das Eis, mit
                              welchem es bedekt ist, zu schmelzen, und die abgeloͤsten und losgewordenen
                              Stuͤke, wenn solche vorhanden waͤren, wegschaffen zu
                              koͤnnen.
                           Auf diese Weise verfuhren wir stets mit allen den vielen Bruchstuͤken von
                              Moͤrtel aller Art, die wir unserem Studium unterzogen.
                           Unsere Resultate sind die Frucht von Beobachtungen, welche wir zehn Winter nach
                              einander angestellt haben, und unter diesen ist auch der Winter vom Jahre 1819 auf
                              1820, wo das hundertgradige Thermometer nach Gay-Lussac's Eintheilung –
                              12° zeigte.
                           Folgendes ist das Wesentliche dieser Resultate:
                           1. Alle Kalkmoͤrtel oder Kitte aus Kalk und Sand widerstehet im Allgemeinen
                              den Wintern in unserem Klimate, wenn sie anders einen gewissen Grad von Festigkeit
                              erreicht haben.
                           2. Die luftgepruͤften Moͤrtel aus hydraulischen Kalk und Quarz, oder
                              Kalk-Sande ertragen, wenn sie im Maͤrz oder April erzeugt wurden, den
                              naͤchstfolgenden Winter ohne allen Zufall, und leisten in dem
                              Verhaͤltnisse Widerstand, als die Menge Sandes, die sie enthalten, groß ist,
                              d.h., die magersten Moͤrtel werden zulezt zerstoͤrt, wenn sie ja
                              zerstoͤrt werden sollen.
                           3. Die luftgepruͤften Moͤrtel aus gemeinem Kalke und Quarz- oder
                              Kalk-Sande widerstehen, wenn sie im Maͤrz oder April verfertigt wurden, nicht
                              immer dem Froste des naͤchstfolgenden Winters: die fettesten blaͤttern
                              sich ab und die maͤgersten halten sich, und dieß innerhalb gewisser
                              Graͤnzen, welche von der Art abhaͤngen, wie der Kalk geloͤscht
                              wurde. Nach 5 bis 6
                              Jahren ist aber die Gefahr voruͤber, und alle widerstehen sehr gut.
                           4. Was die sehr feinen, massiven Moͤrtel aus Hydraulischem Kalke und sehr
                              feinem unmerklichen Kalkstaube betrifft, so haben wir hieruͤber nur
                              Erfahrungen von dem Jahre 1822 und 1823. Mit warmem Wasser alle Abende gewaschen und
                              den Nacht- und Morgenfroͤsten ausgesezt, hat das Muster N°. A'' ohne allen Zufall diese Probe Mehr dann 30 Mahl
                              ausgehalten. Die Kaͤlte wechselte in dieser Zwischenzeit zwischen –
                              4° und – 9° am hundertgradigen Thermometer.
                           Waͤhrend wir mit diesen Untersuchungen beschaͤftigt waren, versuchte
                              Hr. Brard, Direktor der Steinkohlengruben zu Lardin,
                              Departement de Dordogne, die Steine, welche durch den Frost leiden (pierres gelives) von den anderen, welche demselben zu
                              widerstehen vermoͤgen, dadurch zu unterscheiden, daß er statt der
                              Ausdehnungskraft des gefrornen Wassers die Kraft eines leicht kristallisirbaren
                              Salzes der schwefelsauren Soda, anwendeteVergl. hieruͤber Hrn. Héricart de Thury's Bericht in der
                                    Beilage zum Februar-Hefte des Bulletin. A. d. O. Vergl. polytechn. Journal
                                    B. XIV. S. 267. A. d. Ueb.. Wir hatten kaum Kenntniß von dieser gluͤklichen Idee erhalten, als
                              wir eilten dieselbe auf unsere Moͤrtel anzuwenden. Wir ließen demnach, nach
                              Hrn. Brard's Angabe, 50 Muster eine halbe Stuͤnde lang in einer
                              gesaͤttigten Aufloͤsung von schwefelsaurer Soda kochen, und sezten sie
                              hierauf einer warmen Luft von 25–30° am hundertgraͤdigen
                              Thermometer aus. Nachdem wir sie taͤglich in kaltem Wasser wuͤschen;
                              und auf diese Art von alten salzigen Auswitterungen, die sie uͤberzogen, nach
                              und nach befreit hatten, zeigten diese Muster gar bald Spuren von Verderbniß, und
                              zwar in folgender Ordnung: die Moͤrtel aus gemeinem Kalke am ersten und
                              zweiten Tage; die Moͤrtel aus hydraulischem Kalke mit wenig Sand, am dritten
                              und vierten; die mageren am vierten und fuͤnften. Dieser erste Versuch hat
                              uns bewiesen, daß dieses Soda-Salz weit maͤchtiger wirkt, als das
                              kristallisirte Wasser. Wir wollten die Versuche mit Aufloͤsungen von
                              verschiedener Staͤrke neuerdings beginnen, wurden aber durch einen Zufall
                              davon abgehalten. Als wir aus dem Absuͤßwasser das waͤhrend der Versuche
                              aufgeloͤste Salz wieder gewinnen wollten, wurden wir gewahr, daß die Form der
                              Kristalle nicht mehr dieselbe war. Statt der Prismen mit 6 Lingenflaͤchen,
                              welche die schwefelsaure Soda kristallisiren, erhielten wir nur abgeplattete
                              Kristalle von einem ganz anderen Baue: es blieb also kein Zweifel mehr
                              uͤbrig, daß die alkalische Lauge den Kalk des Moͤrtels angegriffen
                              hat. Wir konnten daher das Verfahren des Hrn. Brard nicht weiter mehr anwenden,
                              obschon wir es dort empfehlen, wo es sich um Vergleichung der Eigenschaften der
                              Kalkmoͤrtel oder Kitte handelt. In diesem Falle wird es die Reihenfolge, in
                              welcher diese zusammengesezten Koͤrper dem Froste zu widerstehen
                              vermoͤgen, vollkommen genau anzeigen, zumahl wenn man die Wirkungen der
                              Kristallisation dadurch maͤßige, daß man die zu untersuchenden Koͤrper
                              in eine nicht gesaͤttigte Aufloͤsung taucht. Wahrscheinlich wird man
                              eines Tages den Grad der Saͤttigung kennen lernen, der sich fuͤr diese
                              Aufloͤsung am besten schikt, um die Kraft des gefrornen Wassers bei diesem
                              oder jenem Grade am Thermometer mit Genauigkeit auszubruͤten: schwerlich wird
                              man aber diese Erfahrung anderswo, als im Norden, machen koͤnnen.
                           Man kann einstweilen im Allgemeinen den Saz aufstellen daß Koͤrper von
                              steinartiger Natur, die dem Froste in unserem Klimate sehr gut widerstehen, nicht
                              ohne Ausnahme auch nur zwei Tage lang der entbindenden (désagrégeante) Wirkung der schwefelsauren Soda Widerstand zu
                              leisten vermoͤgen, und daß im Gegentheile alle diejenigen, die diese Wirkung
                              5–6 Tage lang sehr gut vertragen, der Einwirkung der Froste vollkommen sicher
                              widerstehen koͤnnenMan muß nicht vergessen, daß wir unsere Muster in eine in der Waͤrme
                                    gesaͤttigte Aufloͤsung eintauchten. Wir kennen die relativen
                                    Mengen Salzes und Wassers, die Hr. Brard
                                    anwendete, nicht; es ist indessen gewiß, daß seine Lauge viel schwacher war,
                                    als die unsrige, indem er, bei aͤhnlichen Stuͤken, 6–7
                                    Tage brauchte, um dieselben Resultate zu bekommen, die wir nach zwei bis
                                    drei Tagen erhalten haben. A. d. O..
                           Unter den sehr vielen Mustern von Moͤrtel, die wir der Pruͤfung
                              unterzogen haben, fand sich eines, welches sich auf eine zu merkwuͤrdige
                              Weise benahm, als daß wir dasselbe hier mit Stillschweigen hatten uͤbergehen
                              koͤnnen. Waͤhrend naͤmlich vortreffliche hydraulische
                              Moͤrtel und Kalksteine von anerkannter Guͤte Stuͤkchen fahren
                              ließen, und kleine Risse auf ihren Kanten schon am 4ten und 5ten Tage zeigten, hielt
                              das Muster, um welches es sich hier handelt, bis zum siebzehnten Tage aus, und blieb
                              unversehrt. So eine Erfahrung war es der Muͤhe werth wieder neuerdings zu
                              wiederholen, und sie gelang mit demselben Erfolge.
                           Der Moͤrtel, der sich auf die oben angegebene Welse verhielt, war 6 Jahre alt,
                              und bestand aus 100 Theilen gemeinen Kalkes im Teige gemessen, und durch eine
                              jahrlange freiwillige Loͤschung erhalten, und aus 50 Theilen Quarzsand, der
                              mehr fein als grob zu nennen war. Die Staͤrke dieses Moͤrtels wird
                              durch die Zahl 2000 ausgedruͤkt; also, wie man sieht, durch etwas weniger als
                              die Haͤlfte der mittleren Kraft des erdgepruͤften Mittels mit
                              hydraulischem Kalke, und durch etwas mehr als ein Viertel der Kraft des
                              luftgepruͤften Moͤrtels N. 14, der mit
                              demselben Kalke bereitet wurde. Nun gibt es aber bei Gebaͤuden eine Menge von
                              Faͤllen, wo die zur Bekleidung angewendeten Materialien gegen nichts anderes,
                              als gegen den Frost, zu kaͤmpfen haben, und uͤbrigens immer stark
                              genug sind, wenn sie nichts von der Witterung zu besorgen haben. Wir meinen, daß es
                              unmoͤglich ist, einen Kalkmoͤrtel oder Kitt zu finden, der, in dieser
                              Hinsicht, mehr Sicherheit gewaͤhrt, als unser Moͤrtel aus gemeinem
                              Kalke, der nach und nach sich selbst geloͤscht hat.
                           Die kalkartige Materie, uͤber deren Widerstand und Eigenschaften wir sichere
                              Thatsachen besizen, laͤßt sich demnach unter folgende Unterabtheilungen
                              bringen:
                           A. Luftgepruͤfter, fest angemachter
                              Moͤrtel aus 100 Raumtheilen im Teige gemessenen hydraulischen Kalkes, und 180
                              Theilen Kalksand oder Quarzsand von 0,001 bis 0,0007 Meter mittlerer Groͤße.
                              Sein Widerstand ist, nach 14 Monaten, 7728.
                           A', Luftgepruͤfter Moͤrtel von der
                              Mischung des vorigen, jedoch weich oder beinahe fluͤßig angemacht. Der
                              Widerstand desselben verliert im Durchschnitte 4/10. Nach 14 Monaten verhaͤlt
                              er sich wie 4637.
                           A''. Luftgepruͤfter Moͤrtel aus 100
                              Raumtheilen hydraulischen Kalkes im Teige, und 100 bis 200 Theilen hoͤchst
                              feinen unfuͤhlbaren Kalkstaubes, Massiv gemacht. Nach 3 Monaten ist sein
                              Widerstand 5200.
                           G. Erdegepruͤfter Moͤrtel in allen
                              Verhaͤltnissen voll 100 bis zu 240 Kalk- oder Quarz-Sand auf 100
                              hydraulischen Kalkes im Teige gemessen, und fest angemacht, gibt nach 14 Monaten
                              5545 Widerstand.
                           G'. Der vorige, weich angemacht, 5600.
                           G''. Der vorige, fluͤßig angemacht, 4480.
                           Nach demselben relativen Maßstabe ist der Widerstand des seinen gegossenen Gipses,
                              wie er beim Modelliren (Abformen, moulage)
                              gewoͤhnlich ist, nach einem Jahre 2320, und eines weichen, schneidbaren,
                              feinkoͤrnigen Kalksteines 5040. Unsere Moͤrtel erreichen also, wie man
                              sieht, und wie das Programm es forderte, die Haͤrte der zur Bildhauer-Arbeit
                              tauglichen Kalksteine, und selbst noch eine groͤßere; sie widerstehen den
                              nachtheiligen Einfluͤssen der Witterung vollkommen. Wir wollen nun
                              untersuchen, wie sie zum Modelliren taugen.
                           
                        
                           Zweiter Abschnitt.Modellirung.
                           Der Moͤrtel A, waͤhrend Regenwetters
                              verfertigt, naͤhrt sich in der Luft und erhaͤrtet in derselben ohne
                              seinen Umfang zu veraͤndern. waͤhrend des Sommers kann das Begießen
                              die Feuchtigkeit der Witterung ersezen. Hier darf aber keine Huͤlle vorhanden
                              seyn. Es laͤßt sich auch wirklich nicht einsehen, wie die in einem Model
                              befindliche Materie, ohne sich zusammenzuziehen, den ersten Grad von Haͤrte
                              erhalten koͤnnte, dessen sie bedarf, um aus demselben zu gelangen. Nun
                              veranlaßt aber das mindeste Zusammenziehen Risse, und veraͤndert
                              uͤberdieß die Verhaͤltnisse der Figuren auf eine sehr ungleiche
                              Weise.
                           Der Moͤrtel A' wuͤrde, in Hinsicht seiner
                              Weichheit, mit groͤßerer Leichtigkeit zarte Eindruͤke aufnehmen;
                              allein er biethet, in Hinsicht auf das Zusammenziehen, unuͤbersteigliche
                              Hindernisse dar.
                           Von den drei obenangefuͤhrten luftgepruͤften Moͤrteln bleibt
                              also nur der Moͤrtel A'' uͤbrig, von
                              welchem man Vortheil ziehen koͤnnte; man kann ihn aber nicht wie Gips modeln;
                              indessen hat er noch bedeutende Vorzuͤge als Ersaz fuͤr diesen Nachtheil. Schon am
                              zwanzigsten Tage nach seiner Verfertigung war er so hart, wie er gegenwaͤrtig
                              ist, und man wird eingestehen, daß man taͤglich bei Gebaͤuden weit
                              schlechteres Material verwendet.
                           Der Kalkstaub, dessen wir uns bedienten, kommt von einem mittelmaͤßig harten
                              Steine, der sich auf einer gewoͤhnlichen mit Muͤhlsteinen aus Kiesel
                              versehenen, Muͤhle leicht zermahlen laͤßt, nachdem er vorher zu
                              nußgroßen Stuͤken zerkleint wurde. In 150 Raumtheilen dieses Staubes sezt man
                              100 Theile vorzuͤglich hydraulischen Kalkes, in festem Teige gemessen, zu.
                              Man bearbeitet die ganze Masse mit dem Stempel nicht mit der Pritsche, um der
                              Mischung den moͤglich hoͤchsten Grad von Festigkeit zu geben, und
                              wendet sie hierauf nach Art des Pisé an, indem
                              man sie in einem Gehaͤuse in horizontalen Lagen von ungefaͤhr Einem
                              Fuß dik massiv auftraͤgt. Wenn die Wand des Gehaͤuses in ihrer
                              Hoͤhlung Zierrathen oder Figuren darbiethet, so nimmt der Moͤrtel die
                              Eindruͤke derselben auf.
                           Man muß das, was wir unter Massivation verstehen, nicht irrig auslegen. Diese
                              Bearbeitung besteht nicht bloß im Stampfen, wodurch in einigen Faͤllen die
                              entfernten Theile einer teigartigen und halbharten Masse einander genaͤhert
                              werden, sondern in einem anhaltenden Schlagen, womit man nur dann aufhoͤrt,
                              wann die Materie erhaͤrtet ist, und unter dem Große der Stampfe oder des
                              Hammers klingt, ohne sich mehr zusammendruͤken zu lassen. So muͤhevoll
                              auch diese Arbeit zu seyn scheint, laͤßt sie sich doch in den meisten
                              Faͤllen durch Weiber und Kinder verrichten, und es handelt sich in vielen
                              Faͤllen weniger um starkes, als um schnelles SchlagenMan muß vorzuͤglich im Anfange der Operation sacht klopfen: die
                                    Staͤrke des Schlages bemißt sich nach dem zunehmenden Widerstande,
                                    den der Moͤrtel darbiethet. A. d. O.. Wir zweifeln nicht, daß man mit dem Moͤrtel A'' Saͤulen und Parpaings aus Einem Stuͤke errichten, und
                              auf diese Weise hoͤchst wohlfeil GebaͤudeEin kubisches Meter kuͤnstlicher Stein-Masse, zum Gusse fertig,
                                    wuͤrde zu Paris kosten:
                                    58 Centimeter kuͤnstlichen
                                          hydraulischen Kalk im Teige21 Fr.  9 C.87 dito
                                          Kalkstaub, das Meter zu 20 Franken17 –40 –Arbeitslohn fuͤr Mischung,
                                          zu 4 Tagen à 1 Fr. 50 Cent  6 – –  –––––––––––Preis des gußfertigen Teiges44 Fr.49 C.Ohne allen Zweifel kostet es weit weniger, ein
                                    Kubik-Meter dieses Teiges in einem Gehaͤuse massiv aufzutragen, als
                                    ein Kubik-Meter Stein zu schneiden und aufzurichten, den Preis des rohen
                                    Materiales uͤbrigens gleich gesezt. A. d. O. auffuͤhren kann, die man als aus Einem Steine erbaut betrachten und Monolithe
                              nennen kann.
                           Die Nummern G, G', und G''
                              loͤsen die Aufgabe mit der groͤßten Leichtigkeit auf, vorausgesezt,
                              daß die Masse der Moͤrtel nicht chemisch mit dem Moͤrtel
                              zusammenhaͤngt, und nicht durch die Feuchtigkeit anschwillt. Diesen Vortheil
                              kann man mit geschmolzenem Schwefel oder mir einem harzigen KitteUm einen zugleich sehr harten und sehr wohlfeilen Harz-Kitt zu verfertigen,
                                    laͤßt man in einem tiefen und weiten eisernen Gefaͤße trokenes
                                    Schwarzpech (brai) schmelzen, und
                                    schuͤttet nach und nach gepulverte und gesiebte Pflanzenerde zu, bis
                                    die Masse die Consistenz eines weichen Teiges erhalten hat. A. d. O. erlangen. Nachdem die Model gefuͤllt wurden, muß man sie. alsogleich
                              eingraben, und in dieser Hinsicht eine leichte Erde in freier Luft waͤhlen:
                              die Stelle muß so viel moͤglich eben und gegen Uͤberschwemmungen
                              gesichert seyn. Die Tiefe, in welcher man die Model eingraben muß, haͤngt von
                              der Groͤße derselben ab: die Erde muß sie 35 Centimeter hoch deken: auf diese
                              Weise hat man weder von dem Froste des Winters noch von der Trokenheit des Sommers
                              etwas zu besorgen. Zehn Monate wuͤrden allerdings unter der Erde hinreichen,
                              wenn die gegossenen Stuͤke auf diese Weise eingegraben wuͤrden, um den
                              Moͤrtel hinlaͤnglich fest werden zu lassen; es ist aber besser ein
                              Jahr lang zu warten. Wenn man die gegossenen Stuͤke waͤhrend des
                              Regens ausgraͤbt, so koͤnnen sie alsogleich und ohne Nachtheil der
                              Luft ausgesezt werden; im Sommer hingegen muß man sie einen Monat oder zwei Monate
                              uͤber in Schatten und gegen Norden stellen.
                           Aus diesen Erklaͤrungen erhellt, daß man genau so vieler Model bedarf, als man
                              im Verlaufe eines Jahres-Stuͤke abformen will; allerdings ein bedeutender
                              Nachtheil, wo es sich um Basreliefs handelt, von welchen man eine große Anzahl von
                              Exemplaren braucht. Wo es sich aber nur um ein Paar Stuͤke handelt, da wird
                              diese Ungelegenheit beinahe unbedeutend, und sie verschwindet gaͤnzlich bei
                              Verfertigung kuͤnstlicher Steine zur Eintaͤfelung, zu Karnießen etc.
                              und uͤberhaupt zu solchen Zierrathen, die sich durch bloße gerad- oder
                              krummlinige Bewegung einer bestimmten Patrone verfertigen lassen. Offenbar
                              waͤre es dann sehr bequem den Model in der Grube selbst an, zubringen, und
                              die Patrone in einem thonartigen Teige laufen zu lassen, den man hierzu vorgerichtet
                              hat. Die Ersparung, die man durch ein solches Verfahren gewinne, wuͤrde einen
                              wahrlich unglaublichen Vortheil fuͤr die Baulustigen gewaͤhren.
                           Da indessen die oben angefuͤhrte Schwierigkeit bei einigen hinreichen
                              moͤchte, um unsere Arbeit als unvollendet verwerfen zu lassen, so haben wir
                              neuerdings Versuche angestellt, um das Modelliren mit dem Moͤrtel eben so
                              leicht und bequem als mit dem Gipse, zu machen, und man wird bald sehen, in wiefern
                              Unsere Bemuͤhungen uns gelungen sind.
                           Loriot's Verfahren, so wie er dasselbe im J. 1775 darstellte, ist mangelhaft, obschon
                              es einen in den Annalen der neueren Chemie beruͤhmten Namen zu seiner
                              Stuͤze hat. Dieses Verfahren besteht darin, daß man in einen duͤnnen
                              Brei von Moͤrtel aus gemeinem Kalke ein Viertel gepuͤlverten
                              aͤzenden Kalk eintraͤgt. Der auf diese Welse damit verkoͤrperte
                              aͤzende Kalk bemaͤchtigt sich mit aller Kraft des freien Wassers,
                              erhizt sich, blaͤht sich auf, und veranlaßt ein Austroknen, das beinahe
                              augenbliklich, und ohne daß die Masse sich zusammen, zieht, Statt hat. Allein, dieß
                              ist auch alles, worauf die Wirkung des aͤzenden Kalkes sich
                              zuruͤkfuͤhren laͤßt; der Moͤrtel wird eben dadurch, daß
                              er sich so schnell erhaͤrtete, in der Folge desto schlechter.
                           Diese Bemerkung drang sich uns vor unseren Versuchen uͤber die
                              erdgepruͤften Moͤrtel mit hydraulischem Kalke immer auf eine
                              verzweiflungsvolle Weise auf; indessen ließen die Resultate der Tabellen N. 1, 2 und 3 uns die Moͤglichkeit durchbliken
                              von Loriot's Verfahren eine gluͤkliche Anwendung zu machen, indem wir uns auf
                              folgende Betrachtungen stuͤzen.
                           
                           1tens, Loriot's Verfahren hat den Nachtheil zu fetten Moͤrtel zu liefern, und
                              zwar im Verhaͤltnisse des Uͤberschusses des gemeinen aͤzenden
                              Kalkes; allein bei den erdgepruͤften Moͤrteln mit hydraulischem Kalke
                              haͤngt die Festigkeit derselben nicht von den Verhaͤltnissen ab,
                              insofern diese sich zwischen sehr weit entfernten Graͤnzen befinden: dieser
                              Nachtheil ist also hier so gut, wie gar nicht vorhanden.
                           2tens, der gemeine lebendige Kalt loͤscht sich so schnell, daß man kaum Zeit
                              hat den Moͤrtel anzumachen und anzuwenden. Dieser Nachtheil ist weit
                              groͤßer, als der vorige, und war auch die Ursache, warum man Loriot's
                              Verfahren in allen großen Baustaͤtten, wo man dasselbe einfuͤhren
                              wollte, aufgegeben hat. Der hydraulische Kalk hingegen, der von Natur aus sehr
                              traͤg ist, kann es noch mehr werden, wenn man denselben mehr oder minder lang
                              der Luft aussezt, und wird sich nur nach 10 oder 15 Minuten erhizen.
                           3tens, Loriot's Verfahren zerstoͤrt den
                              Moͤrtel durch, zu schnelles Troknen, und in Hinsicht des gemeinen Kalkes, der
                              unter der Erde nicht erhaͤrtet, bleibt dieses Uebel ohne Huͤlfe Man
                              kann aber unter reinem und frischen Sande den hydraulischen Moͤrtel
                              eingraben, wenn er aus dem Model kommt. Er wird nach und nach alle Feuchtigkeit
                              einsaugen, deren er noͤthig hat, und sich in der Folge so benehmen, wie wenn
                              er auf die gewoͤhnliche Weise verfertigt worden waͤre. Wir empfahlen
                              reinen Sand, indem die vegetabilische Erde Faͤrbestoffe enthalten
                              koͤnnte, die in die Oberflaͤche des Moͤrtels, wie wir es
                              gesehen haben, oͤfters tief eindringen.
                           Wenn diese Nachtheile auf die angegebene Weise beseitigt wurden, so scheint uns
                              Loriot's Verfahren ein Materiale darzubiethen, das sich eben so leicht, wie Gips,
                              benuͤzen laͤßt, und, wenn es in der Folge gehoͤrig behandelt
                              wird. Steinharte erlangen, und allen nachtheiligen Einfluͤssen der Witterung
                              widerstehen kann.
                           
                        
                           Anwendungen.
                           Gern haͤtten wir bei jedem Verfahren ein paar Beispiele als Belege
                              angefuͤhrt, allein es gebrach uns ungluͤklicher Weise an Zeit. Die vorlaͤufigen
                              Erfahrungen, die uns als Leiter dienen sollten, konnten erst im November 1822
                              beendet werden. Die Froͤste im December und Januar machten jede Art. von
                              Arbeit unmoͤglich; wir konnten also erst im Anfange Februars 1823 Hand an's
                              Werk legen. Nun muͤssen die Moͤrtel G, G',
                                 G'' wenigstens 10 Monate lang unter der Erde bleiben, und der
                              Moͤrtel A'' forderte, eben deßwegen, weil er sehr
                              massiv gemacht werden mußte, und daher stark an den Waͤnden haͤngt,
                              die ihn einschließen, einen Model von solcher Einrichtung und solchem Materiale, daß
                              er zu dieser Art von Arbeit taugte.
                           Loriot's Verfahren allein konnte uns erlauben, der gegenwaͤrtigen Sendung
                              folgende Stuͤke beizulegen, naͤmlich:
                           N. 15. Heinrich's IV. Bildniß, aus 8 Raumtheilen weißen
                              Quarz-Sand, 4 Theilen hydraulischen Kalk von mittlerer GuͤteIn dem Augenblike, wo wir unsere Versuche anstellen, standen alle Oefen im
                                    ganzen Lande. Wir mußten den Kalk anwenden, wie er in den Magazinen
                                    angehaͤuft war: er war sehr schwach. A. d. O., als Staub gemessen, und durch Einsenkung geloͤscht, und aus 4
                              Theilen desselben Kalkes, in Staub und aͤzend.
                           N. 15 bis. Dasselbe aus 4 Theilen reinen Quarz-Sand, 1
                              Theile hydraulischen Kalke von guter QualitaͤtEs blieb uns hiervon nur so viel uͤbrig, als wir zu zwei Basreliefs
                                    brauchten. A. d. O., als Teig gemessen, und durch gewoͤhnliche Loͤschung erhalten,
                              und aus 2 Theilen desselben Kalkes, aͤzend und als Staub.
                           N. K. Bildniß Heinrich's IV. Diese Nummer gehoͤrt
                              zur Classe der Moͤrtel G'. Die zahlreichen
                              Verstuͤmmelungen, die sie entstellen, ruͤhren davon her, daß man sie
                              14 Tage nach dem Eingraben aus dem Model nehmen mußte: man konnte hieß nicht
                              laͤnger verschieben. Wir zeigen dieses Nummer nur als Beispiel der hohen
                              Vorzuͤge der Moͤrtelarten G' vor jenen
                              Loriot's, sowohl in Hinsicht auf die Glaͤtte der Oberflaͤche, als in
                              Hinsicht auf Dichtigkeit und Staͤrke.
                           
                           N. 13. Boileau's Bildniß, aus
                              derselben Masse, wie N. 15.
                           N. 14. Eben dasselbe, aus der Masse wie 15 bis.
                           N. 9. Ebendasselbe, wie N. 15 und 13.
                           Genaue Untersuchung der Nn. 15, 15 bis, 13, 14 und 9 beweiset, daß man nach Loriot's Verfahren Basreliefs modelliren kann, denen, um
                              sie mit jenen aus Gips vergleichen zu koͤnnen, nichts fehlt als feineres Korn
                              und glattere Oberflaͤche. Man wird den Teig feiner und die Oberflaͤche
                              glatter machen koͤnnen, wenn man statt des aͤzenden, mechanisch
                              gepulverten Halles, einen Kalk nimmt, der sich von selbst loͤschte, und
                              wieder frisch im Ofen gebrannt wurde: ein sinnreiches Verfahren, das Guyton-Morveau erfunden, und im IV. B. des Journal de Physique. p. 418, und im VI. B. p. 311
                              desselben Journalen Jahrgang 1775, beschrieben hat. Da wir nur im Kleinen arbeiten,
                              konnten wir dieses Verfahren nicht benuͤzen. Man muß nicht vergessen, daß der
                              auf diese Weise wieder aufgefrischte Kalk einige Tage uͤber aufbewahrt werden
                              muß, ehe man denselben anwendet, damit er etwas von seiner Lebhaftigkeit verliert.
                              Ohne diese Aufmerksamkeit wuͤrde er sich in Beruͤhrung mit dem Wasser
                              ploͤzlich erhizen, und der Muͤller haͤtte keine Zeit diese
                              Mischung gehoͤrig zu mahlen.
                           Man mag sich aber auch noch so viele Muͤhe geben, als man will, so bleibt es
                              doch immer zweifelhaft, ob Loriot's Verfahren jemahls zu
                              jenem Grade von Vollkommenheit gelangen kann, welchen die gewoͤhnliche
                              Verfahrungsart sowohl in Hinsicht auf das Materials, als auf die Zartheit der
                              Abdruͤke bereits erreicht hat.
                           Die Basreliefs, die wir so eben untersuchten, gehoͤren zu keiner der
                              Kategorien der Tabellen 1, 2 und 3. Sie wurden vor der gehoͤrigen Zeit dem
                              Einfluße der Atmosphaͤre ausgesezt, einer zu schnellen Troknung unterworfen,
                              und bilden folglich eine besondere Classe, in welcher wir die Fortschritte zu einer
                              gehoͤrigen Festigkeit nicht verbuͤrgen koͤnnen. Wir hoffen, daß
                              man die Basreliefs nur in Hinsicht auf Modellirung beurtheilen wird, indem die Société die Muster, die wir derselben im
                              J. 1821 sandten, solchen
                              Proben unterzogen haben muß, die gegenwaͤrtig keinen Zweifel mehr
                              uͤber die Eigenschaften uͤbrig lassen koͤnnen, welche der
                              Moͤrtel erlangt, wenn seine Mischungs-Bestandtheile an sich gut und
                              gehoͤrig verbunden sind. Die neuen Mustern welche wir hier beilegen,
                              koͤnnen sie nur in ihrer Ueberzeugung bestaͤrken: jedes derselben
                              gehoͤrt nach seiner Etiquette zur correspondirenden Nummer der hier
                              beigefuͤgten Tabellen; naͤmlich:
                           Die Nummern 1, 2, 3 etc. bis 20, mit dem Buchstaben A,
                              sind lustgepruͤfte Moͤrtel, die hart angemacht wurden.
                           Die Nummern 0, 1, 2, 3 und 4 etc. bis 20, mit dem Buchstaben G, sind erdgepruͤfte Moͤrtel, hart angemacht.
                           Die Nummern 11 und 11 bis, unter A', sind
                              luftgepruͤfte Moͤrtel, die weich und beinahe fluͤßig angemacht
                              wurden.
                           Die Nummern 11 unter G' und 11 unter G'' sind erdgepruͤfte Moͤrtel, die weich
                              und beinahe fluͤßig angemacht wurden.
                           Die Nummern 6 und 11 unter A C, sind
                              erdgepruͤfteVielleicht luftgepruͤfte. A. d. Ueb. Moͤrtel mit Kaltsand, correspondirend mit N. 6 und 11, unter A', mit Quarzsand.
                           Die Nummern 6 und 11, unter G C, sind erdgepruͤfte
                              Moͤrtel mit Kalksand, correspondirend mit N°. 6 und 11, unter G, mit Quarzsand.
                           Nummer A'' ist der luftgepruͤfte Moͤrtel,
                              massiv aus hydraulischem Kalke und Kalkstaube angemacht; der Teig wurde in einer
                              grob auf einem Kalksteine verfertigten Grube geschlagen. Man wird bemerken, daß der
                              Moͤrtel, weit entfernt dem Steine nachzugeben, vielmehr mehrere Splitter
                              desselben mit wegriß, als man ihn davon wegnahm.
                           
                        
                           Schluͤsse.
                           Die Bestaͤtigung der in dieser Abhandlung aufgestellten Resultate fordert drei
                              im Gegensaze stehende Versuche, und damit diese Versuche keinen Zweifel uͤber
                              die Allgemeinheit des Verfahrens uͤbrig lassen, muͤssen sie mit
                              anderen Materialien, als diejenigen sind, deren wir uns bedienten, angestellt
                              werden. Der erste Versuch wird keine Schwierigkeit darbiethen.  Man verschafft sich Quarzsand,
                              Kalksand oder gemengten Sand, von 0,007 M. mittlerer Groͤße. Hierauf nimmt
                              man 100 Theile kuͤnstlichen hydraulischen Kalk, in festem Teige gemessen, und
                              durch gewoͤhnliche Loͤschung erhalten, und 150 Theile Sand. Beides
                              wird gehoͤrig gemengt und mit zugegossenem Wasser so lange
                              durchgegaͤrbt, bis es einen nicht fluͤßigen aber doch
                              hinlaͤnglich weichen Teig gibt, damit derselbe sich in allen Teilen seines
                              Models leicht vertheilen laͤßt. Nachdem der Model voll gegossen wurde,
                              graͤbt man ihn auf ungefaͤhr 35 Centimeter Tiefe in frischer Erde auf
                              oben angegebene Weise ein.
                           Zum zweiten Versuche nimmt man sehr feinen Kaltstaub von einem Steine mittlerer
                              Haͤrte zu 150 Raumtheilen, und schlaͤgt ihn auf einer Mulde oder in
                              einem Moͤrser mit einem Stempel mit 100 Theilen hydraulischen Kalk, im Teige
                              gemessen, kraͤftig ab. Man erhaͤlt auf diese Weise einen
                              kraͤftigen dehnbaren Teig, den man nach Art des Pisé in den Model bringt. Man kann zum Versuche mit Verfertigung
                              der Basis einer Saͤule, oder eines Meters irgend eines Karnießes
                              anfangen.
                           Zum dritten Versuche nimmt man, außer dem Kalke und dem Sande, aͤzenden
                              hydraulischen Kalk in Gestalt von sehr feinem Pulver. Man kann den Kalk
                              aͤzend puͤlvern und sieben, oder denselben, nachdem er sich von selbst
                              geloͤscht hat, nach Guyton's Verfahren, wieder beleben. Hierauf nimmt man 4
                              Raumtheile Sand, den man zuvoͤrderst mit einem Raumtheile hydraulischen
                              Kalkes, als starken Teig gemessen, anmacht und welchem man nach Maßgabe so viel
                              Wasser zusezt, daß man einen duͤnnen Brei erhaͤlt. Mit diesem Breie
                              verkoͤrpert man, mit aller moͤglichen Sorgfalt und Schnelligkeit, 2
                              Raumtheile des aͤzenden Kalkstaubes, wenn der Kalk Mechanisch gepulvert
                              wurde, und 4 1/3 Raumtheile, wenn er nach Guyton's Verfahren bereitet wurde. Man
                              gießt neuerdings soviel Wasser, als noͤthig, zu, um den gehoͤrigen
                              Grad von Fluͤßigkeit zu unterhalten. Nachdem man den Model vorlaͤufig
                              mittelst eines Pinsets mit einer duͤnnen Lage Baumoͤhl
                              uͤberzogen hat, gießt man den Moͤrtel mit der noͤthigen
                              Vorsicht hinein, um die Bildung von Blasen zu vermeiden. Nach sechs bis zehn Minuten zeigt ein
                              leichter Rauch, daß der aͤzende Kalk zu arbeiten anfaͤngt; die Masse
                              erhizt sich bald, erhaͤrtet, und nimmt eine helle Farbe an. Man wartet bis
                              alles Aufbrausen voruͤber ist, und wenn man glaubt, daß die Abkuͤhlung
                              anfaͤngt, nimmt man den Abguß heraus, was ohne Schwierigkeit geschieht. Man
                              legt ihn auf ein Sandbad, das man vorlaͤufig aus reinem und frischen Sande
                              verfertigt hat, entweder in eine Grube oder in eine Kiste, wikelt ihn aber vorher in
                              ein weiches Tuch ein, damit die Sandkoͤrner nicht an der Oberflaͤche
                              kleben bleiben, und dieselbe uneben machen, worauf man ihn, damit er
                              erhaͤrten kann, nach Art der erdgepruͤften Moͤrtel zudekt, und
                              ein Jahr lang liegen laͤßt.
                           Man sieht also, daß wir hier nur immer Moͤrtel vorschlagen, und dieser ist
                              auch unter allen bekannten kalk- und gipsartigen Mischungen die einzige, die die
                              wohl bekannte Eigenschaft besizt, den nachtheiligen Einfluͤssen der Witterung
                              zu widerstehen, und immer mehr und mehr an der Luft sich zu erhaͤrten. Es ist
                              traurig, daß diese Eigenschaft von der Dazwischenkunft des Sandes abhaͤngt;
                              denn es ist der Sand, der dem Teige das grobe Korn gibt, welches dem Auge so sehr
                              mißfaͤllt. Wir haben erklaͤrt, wie, indem man sehr feinen Kalkstaub
                              statt des Sandes nimmt, man einen sehr feinkoͤrnigen Teig erhalten kann; man
                              mußte aber bemerken; daß dieser Vortheil sehr theuer erkauft wird, indem der Teig
                              nothwendig massiv gemacht werden muß, und die Massivation dem Abmodeln viele
                              Schwierigleiten in den Weg stellt. Die Grobheit des Teiges wird wirklich nur dann
                              ein wahres Hinderniß, wenn es sich um zarte Zierrathen oder Figuren handelt, die man
                              in der Naͤhe sehen muß; denn bei großen Verzierungen, Basreliefs oder
                              Figuren, die z.B. den obersten Theil eines Gebaͤudes zieren sollen,
                              verschwindet so zu sagen in dieser Entfernung jede kleinere Unvollkommenheit. Das
                              Urtheil der Société mag uͤbrigens
                              uͤber diese neuen Versuche wie immer ausfallen, wir werden unsere
                              Untersuchungen nicht eher aufgeben, bis wir das Abformen mit reinem hydraulischen
                              Kalke versucht haben. Wenn dieser Kalk, ohne Sand, durch Erdpruͤfung so fest
                              werben kann, daß er dem Froste zu widerstehen vermag, so wird er, wie das Muster N. 0 zeigt, eine hinlaͤngliche Haͤrte und
                              ein so feines Korn erhalten haben, als man verlangen kann; er wird eine wahre
                              kieselsaure Kalkerde (silicate de chaux) darstellen,
                              dessen natuͤrliches Seitenstuͤk sich in dem Tafelspathe der deutschen
                              Mineralogen wieder findet.
                           Wenn wir aber auch annehmen wollten, daß diese neuen Versuche und noch manche andere
                              nach unserem Gefallen gelingen koͤnnten, so waͤren wir noch weit von
                              dem vorgestekten Ziele entfernt. Wir werden ohne Zweifel die Moͤrtelbildung
                              noch mehr vervollkommnen; wir werden dahin gelangen ihm alle erwuͤnschte
                              Feinheit zu ertheilen; nie wird es uns aber gelingen, denselben mit eben der
                              Leichtigkeit behandeln zu koͤnnen, wie den Gips. Es war also nicht die eitle
                              Hoffnung, alle Bedingungen des Programmes genau zu erfuͤllen, die uns zu
                              unseren neuen Untersuchungen aufmunterte, sondern vielmehr die innige Ueberzeugung,
                              die wir naͤhren, daß es eine Menge Faͤlle gibt, in welchen modellirter
                              Moͤrtel mit großer Ersparung an der Stelle gehauener Steine angewendet werden
                              kannHiervon hat der Uebersezer sich vor wenigen Tagen in dem Garten des Hrn. Dr. Gall zu Montrouge bei Paris
                                    uͤberzeugt, wo er einen Bassin und ein Dach aus Moͤrtel
                                    verfertigt sah, der so hart und schin wie der beste Sandstein ist, am Stahle
                                    Funken gibt etc.A. d. Ueb.. So sind z.B. Saͤulen, Tafeln und dergleichen, die, gehoͤrig
                              angebracht, einem Gebaͤude so sehr zur Zierde gereichen, außerordentlich
                              theuer, und man sieht daher an unseren Haͤusern weder einen
                              Saͤulengang noch einen Porticus: indessen kostet ein Kubik-Meter
                              kuͤnstlich aus Sand und Kalk verfertigten Steines, baufertig, nicht mehr als
                              40 Franken zu Paris, und folglich wuͤrde das Material zu einer 7 Meter hohen
                              toscanischen Saͤule, die mit Sokel und Knauf 5,50 Meter kubischen Inhalt
                              faßt, nicht uͤber 220 Franken kosten: sollte eine solche Saͤule dem
                              Steine vollkommen gleichen, so wuͤrde sie nicht uͤber 300 Franken zu
                              stehen kommen.
                           
                           Tabelle der vorlaͤufigen Versuche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 15, S. 207
                              Moͤrtel aus hydraulischem,
                                 auf gewoͤhnliche Weise geloͤschten, Kalke den
                                 Verhaͤltnissen ihrer Bestandtheile nach verglichen; Nummern der
                                 Moͤrtel; Verhaͤltnisse; Verhaͤltnißmaͤßiger
                                 Widerstand der Moͤrtel; Luftgepruͤfte; Erdgepruͤfte; Kalk
                                 im Teige gemessen; Gewoͤhnlicher Granit-Sand; Luftgepruͤfte 14
                                 Monat alt; Erdgepruͤfte 14 Monat alt; Moͤrtel aus hydraulischem
                                 Kalke, dem Einfluße des Quarz- und Kalk-Sandes nach verglichen; Granit-Sand; 4
                                 Kalk-Sand; Moͤrtel aus hydraulischem Kalke, dem Einfluße der Menge des,
                                 in den Moͤrtel gebrachten, Wassers nach verglichen; Sehr fest angemacht;
                                 Weich angemacht; Fluͤßig angemacht