| Titel: | Ueber eine Verbesserung in der Lithographie. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXVI., S. 208 | 
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                        XXXVI.
                        Ueber eine Verbesserung in der
                           Lithographie.
                        Aus einem Schreiben des Hrn. Ridolfi an Hrn. Pf. Brugnatelli, aus dessen Giornale di Fisica,
                              Decad. II. T. VII. p. 67.
                           
                        Ueber eine Verbesserung in der Lithographie.
                        
                     
                        
                           Sie wissen, daß Seife einen Hauptbestandtheil des
                              lithographischen Pastelles bildet, und daß man diese Zeichnungen, um sie zum Abdruke
                              vorzubereiten, mit einem saͤuerlichen, gewoͤhnlich mit
                              Salpetersaͤure gesaͤuerten, Wasser waͤscht, um sie auf dem
                              Steine unaufloͤsbar zu machen, was sie nur dann werden, wann die in denselben
                              enthaltene Seife durch Entziehung des Alkali zersezt wird etc. Diese Operation wird
                              deßwegen noͤthig, weil die gezeichnete Oberflaͤche einige Zeit
                              uͤber mit einer dichten Aufloͤsung von arabischem Gummi befeuchtet
                              werden muß, welche die wunderbare Eigenschaft besizt, dem Steine die
                              Faͤhigkeit zu ertheilen, die Farbe oder Drukerschwaͤrze,
                              waͤhrend sie auf der Zeichnung klebt, bei dem Druke von sich zu stoßen:
                              waͤre nun die Seife in der Zeichnung nicht vorlaͤufig zersezt, so
                              wuͤrde die Gummi-Aufloͤsung auch die Zeichnung aufloͤsen und
                              ausloͤschen.
                           Allein das gesaͤuerte Wasser wirkt gewoͤhnlich nicht bloß auf die
                              Seife, sondern auch auf die Steinmasse selbst, und zersezt die kohlensauren
                              Verbindungen, aus welchen diese besteht, vorzuͤglich den kohlensauren Kalk.
                              Dadurch sind aber die feineren Striche der Gefahr ausgesezt, sich gaͤnzlich
                              zu verlieren, indem, waͤhrend die Saͤure den Koͤrper derselben,
                              wenn man so sagen darf, zusammenhaͤlt, die Basis zerfrißt, auf welcher sie
                              ruhen, und dieß geschieht desto leichter, je groͤßer der Abstand zwischen dem
                              Tone ist, der durch das Hell und Dunkel der Zeichnung entsteht, indem dieses ein
                              weit mehr saures Wasser fordert, als jenes, oder dasselbe Wasser wenigstens
                              laͤnger auf dem Dunkel stehen muß, folglich der Stein dort, wo er weniger vom
                              Pastell geschuͤzt ist, mehr angegriffen wird, und durch den Theil, welcher
                              aufgeloͤst wird, und mit der Salpetersaͤure salpetersaure Verbindungen
                              bildet, noch mehr von der Zeichnung verdorben wird.
                           Ich habe statt des gesaͤuerten Wassers eine Aufloͤsung von vollkommen
                              neutralisirten und hinlaͤnglich verduͤnnten salpetersauren Kalk
                              gewaͤhlt. Durch dieses Salz wird die Seife zugleich mit dem Salze zersezt,
                              ohne daß eine freie Saͤure uͤbrig bliebe, der Stein wird durchaus
                              nicht angegangen, und folglich geht von der Zeichnung nichts verloren, und ein
                              unerfahrner Arbeiter kann eben das leisten, was nach der vorigen Verfahrungs-Weise
                              nur wenige Kuͤnstler nach einer Reihe trauriger Erfahrungen, und nie ohne
                              Gefahr des Mißlingens hervorzubringen im Stande waren.
                           Die Lithographen oder Steindruker, die von diesem Verfahren Hortheil ziehen wollen,
                              muͤssen ihre Zeichner erinnern ihre Aufmerksamkeit zu verdoppeln, um den
                              Grund ihrer Zeichnung vollkommen rein zu halten, d.h., die Oberflaͤche des
                              Steines welche die Farbe oder die Schwaͤrze abstoßen muß: kein Fett, selbst
                              nicht die Ausduͤnstung ihrer Haut darf die Oberflaͤche des Steines
                              verunreinigen etc. Schon bei der altern Steindruk-Methode fand man diese Sorgfalt
                              wuͤnschenswerth; bei der neuen ist sie unerlaͤßlich: bei jener diente
                              die Aezung der Saͤure auf der Oberflaͤche des Steines dieselbe rein zu
                              machen, bei dieser hingegen zeigt sich die geringe Sorgfalt des Zeichners dadurch,
                              daß bei dem Abdruke eine Art von Schleier zum Vorscheine kommt, der die
                              Abdruͤke truͤbt, und ganz oder theilweise, wie die Franzosen sagen,
                              estampées werden laͤßt.
                           Ich zeichne an meiner Lithographie nach dieser neuen Art, und wagte es nicht eher
                              davon zu sprechen, bis ich mich nicht wiederholt von der Guͤte derselben
                              uͤberzeugt hatte. Die Fluͤßigkeit, mit welcher ich die Seife zerseze,
                              bereite ich mir dadurch daß ich gemeines kaͤufliches Scheidewasser mit
                              gepuͤlverten Bruchstuͤken des Steines saͤttige, auf welchem ich
                              zeichne. Nachdem alles Aufbrausen aufgehoͤrt hat, verduͤnne ich die
                              Masse mit Regenwasser, und bewahre die filtriere. Fluͤßigkeit zum Gebrauche
                              auf.