| Titel: | Ueber die Scheidung des Goldes. Von dem sel. William Lewis, M. D. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXIX., S. 212 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber die Scheidung des Goldes. Von dem sel.
                           William Lewis, M.
                           D.
                        Aus dessen Commercium
                              philosophico-technicum. In Gill's technical Repository. N. 31. S.
                              55.
                        Lewis, über die Scheidung des Goldes.
                        
                     
                        
                           Scheidung des Goldes von unedlen Metallen durch die
                              Bleiprobe.
                           Die in unserem lezten Bande, S. 331, zur Probirung des Goldes
                              beschriebenen Processe werden auch zur Scheidung desselben auf dem Wege der
                              Verarbeitung, jedoch mit solchen Verschiedenheiten in der Verfahrungsweise
                              angewandt, wie sie die Groͤßere Menge, welche man zu bearbeiten hat, und die
                              erforderliche Wohlfeilheit und Schnelligkeit erheischen.
                           Der Probierscherben ist eine Art großer Kapelle, aus denselben Materialien, wie die
                              kleinen, verfertigt. Vegetabilische Asche, welche bei der Ausscheidung des Silbers
                              ziemlich ihren Zwek erreicht, kann schwerlich eine etwas Groͤßere Menge
                              Goldes ertragen, da dieses Metall ein bedeutend staͤrkeres Feuer, als jenes,
                              erfordert: Beinasche hingegen entspricht so wirksam, daß es fuͤr den
                              Raffineur uͤberfluͤßig waͤre, andere Materialien zu suchen,
                              obgleich diejenigen, welche große Quantitaͤten Blei verarbeiten, um das
                              wenige darin enthaltene Silber oder Gold zu gewinnen, vielleicht an Orten, die von
                              bevoͤlkerten Staͤdten entfernt sind, sich anderer Substanzen bedienen
                              koͤnnen.
                           Der groͤßeren Sicherheit wegen laͤßt man den Scherben in der Form
                              sizen, in welcher er verfertigt wurde; diese ist zuweilen ein seichtes Gefaͤß
                              aus Schmelztiegelerde oder aus Gußeisen, haͤufiger ein Eisenreif, mit drei
                              abwaͤrts bogenfoͤrmig gekruͤmmten Staͤben quer
                              uͤber dem Boden; es ist gegen zwei Zoll tief, und von verschiedener Weite,
                              drei oder vier Zoll bis fuͤnfzehn und daruͤber, nach der Menge des
                              Metalls, das auf ein Mahl probiert werden soll. Die Asche wird, wie bei der
                              Zubereitung von Kapellen, in der Form niedergedruͤkt, so daß sie dieselbe
                              vollkommen anfuͤllt, oder sich etwas uͤber die Seiten erhebt, wobei zu beachten ist,
                              daß die Masse gleich fest, und auf ein Mahl, oder wenigstens, nachdem der Boden fest
                              eingedrillt wurde, so viel davon eingetragen wird, als zu dem Ganzen noͤthig
                              ist; denn etwas zu viel wuͤrde sich nicht durch und durch mit dem Ueberreste
                              vereinigen, sondern im Feuer sich davon trennen. Die Seiten werden glatt gestrichen,
                              und aus der Mitte wird, mit einem krummen Messer, ein Stuͤk ausgeschnitten,
                              so daß eine eigene Hoͤhlung entsteht, welche geglaͤttet wird, indem
                              man irgend ein trokenes Pulver auf die Oberflaͤche streut, und mit einer
                              hoͤlzernen oder noch besser, mit einer glaͤsernen Kugel darin herum
                              reibt.
                           Der Proceß des Abtreibens wird oft auf dieselbe Art, wie der der Kupellirung
                              vollzogen: wo aber große Quantitaͤten unedlen Metalles auf ein wenig Gold
                              bearbeitet werden, nimmt man seine Zuflucht zu einer schleunigeren Methode, –
                              naͤmlich zu der des Abtreibens vor den Blaͤsebaͤlgen.
                           Ein ovaler Scherben wird in eine, auf einem Herde von angemessener Hoͤhe
                              angebrachte Hoͤhlung gesezt, und etwas angefeuchteter Sand oder Asche um ihn
                              her angedrukt, damit er fest haͤlt. Das Rohr eines Paares Blasebaͤlge
                              wird uͤber seine Obersflaͤche so hin gerichtet, daß, wenn Asche in die
                              Hoͤhlung des Scherbens gesprizt wird, die Blasebaͤlge dieselbe
                              vollkommen herausblasen koͤnnen. Einige bedienen sich einer vor den
                              Blasebaͤlgen befestigten Eisenplatte, um das Geblaͤse abwaͤrts
                              zu richten. Um zu verhindern, daß die Oberflaͤche des Scherbens beim Einsezen
                              des Metalls nicht beschaͤdigt werde, werden einige kappen oder Stuͤke
                              Papier dazwischen gelegt. Das Brennmateriale besteht aus Stuͤken entrindeten
                              Eichenholzes, die an die Seiten des Scherbens, und andere kreuzweise uͤber
                              diese gelegt werden. Das Geblaͤse der Blasebaͤlge treibt die Flamme
                              auf das Metall hin, reinigt die Oberflaͤche der Asche oder
                              Kohlenstuͤke, beschleunigt die Verschlakung des Bleies, und jagt die Schlake,
                              so wie sie sich bildet, an das andere Ende des Scherbens, wo sie durch eine zu
                              diesem Zweke angebrachte Rinne abfließt. Gegen zwei Drittheile des verschlakten
                              Bleies koͤnnen auf diese Weise wieder gesammelt werden; der Ueberrest wird
                              theils von dem Scherben absorbirt, theils durch die Wirkung der Blasebaͤlge
                              zerstreut. Man muß dafuͤr sorgen, daß man das Geblaͤse nicht zu stark treibt,
                              damit nicht ein Theil des Goldes durch die, gewaltsam aus dem Bleie entwikelten
                              Daͤmpfe mit fortgerissen, und einzelne kleine Teilchen mit der Schlake
                              vermischt und weggeblasen werden.
                           
                        
                           Scheidung des Goldes vom Silber durch Scheidewasser.
                           Die Scheidung mittelst Scheidewassers ist eine der gemeinsten Operationen, sowohl um
                              Gold von dem wenigen beigemischten Silber zu reinigen, als auch etwas Gold aus einer
                              großen Quantitaͤt. Silbers auszuziehen. Haͤufig werden beide Absichten
                              zugleich erreicht; denn wenn Gold auf diese Art gereinigt werden soll, so erheischt
                              es, wie wir bereits gesehen haben, einen Zusaz von Silber; und Silber, welches Gold
                              enthaͤlt, ist zu diesem Gebrauche immer vorzuziehen, so daß das Gold, ohne
                              besonderen Aufwand, durch dieselbe Operation, durch welche das andere Gold gereinigt
                              wird, aus dem Silber gewonnen werden kann.
                           Die besten Verhaͤltnisse der beiden Metalle sind, 1 Theil Gold auf 3 Theile
                              Silber; aber 1 Theil Gold in 4 Theilen der Mischung; daher dieser Proceß bisweilen
                              auch Quartation genannt wird. Wenn Silber dem Golde bloß
                              in der Absicht, das leztere zu reinigen, beigesezt wird, so sind diese
                              Verhaͤltnisse so genau als moͤglich zu beobachten; denn wenn die
                              Quantitaͤt des Silbers geringer ist, so wird die Aufloͤsung nicht mit
                              der gehoͤrigen Schnelligkeit von Statten gehen; und ist sie Groͤßer,
                              so wird sie einen unnoͤthigen Saͤure-Aufwand verursachen. Silber, das
                              nur einen kleinen Theil Gold in sich enthaͤlt, wird dieser Operation wirklich
                              haͤufig unterworfen; aber in solchen Faͤllen gibt es weniger
                              kostspielige Methoden, um einen großen Theil des Silbers auszuscheiden, so daß nur
                              eine maͤßige Quantitaͤt durch Scheidewasser aufzuloͤsen
                              uͤbrig bleibt.
                           Das Metall wird, statt in Platten, wie zur Scheidungs-Probe, geschlagen zu werden,
                              mit weniger Muͤhe in kleine Koͤrner verwandelt, indem man es in einem
                              Schmelztiegel schmilzt, und in kaltes Wasser schuͤttet. Einige legen eine
                              Anzahl angefeuchteter Reiser, oder einen naßgemachten Birkenbesen zwischen dasselbe
                              und das Wasser, um das fluͤßige Metall in duͤnne Faden zu zertheilen. Cramer beschreibt eine Maschine zu diesem Zweke, die aus
                              einer hoͤlzernen, quer durch das Wasser gelegten. Walze besteht, mit ihrer
                              unteren Flaͤche das Wasser beruͤhrt, uͤber und uͤber mit
                              Reisern bedekt ist, und mittelst einer Kurbel umgedreht wird. Die Granulation kann
                              indessen, ohne eine Erfindung dieser Art, mit dem besten Erfolge bewirkt werden,
                              wenn man nur das Wasser umruͤhrt, bis demselben eine heftige
                              kreisfoͤrmige Bewegung mitgetheilt wurde, und man das Metall an einer Seite
                              hineinschuͤttet.
                           Das gekoͤrnte Metall wird, mit einer entsprechenden Menge Scheidewassers, in
                              Scheideglaͤser gethan, die gewoͤhnlich gegen zwoͤlf Zoll hoch,
                              am Boden sieben Zoll weit, und aufwaͤrts enger sind. Mehrere dieser
                              Gefaͤße werden laͤngs eines eisernen Rahmens hingestellt, und bis zur
                              Dike von ungefaͤhr zwei Zoll mit Sand bedekt. Man muß sehr dafuͤr
                              sorgen, daß die Glaͤser gehoͤrig angelassen, so gleich als
                              moͤglich, und frei von Blasen bleiben; denn sonst zerspringen sie
                              gewoͤhnlich im Processe. Das Scheidewasser muß gereinigt werden, wie bei der
                              Scheidungsprobe, obschon es nicht noͤthig ist, seine Staͤrke so genau
                              zu pruͤfen. Es sollte gerade so stark seyn, daß es auch in der Kaͤlte
                              anfangen koͤnnte, auf das Silber einzuwirken, und nicht so scharf, daß es mit
                              Heftigkeit wirkt.
                           Ein gelindes Feuer wird unter dem Sandbade gemacht, und verstaͤrkt oder
                              vermindert, je nachdem die Aufloͤsung langsam oder schnell vor sich zu gehen
                              scheint. Man muß sich huͤthen, Anfangs eine zu starke Hize anzuwenden, weil
                              die Fluͤßigkeit sehr geneigt ist emporzusteigen, und uͤber das
                              Gefaͤß herabzulaufen; gegen das Ende zu aber, wenn das meiste Silber
                              aufgeloͤst und die Saͤure beinahe gesaͤttigt ist, ist keine
                              Gefahr mehr von diesem Zufalle zu befuͤrchten. Wenn das Menstruum zu wirken
                              aufgehoͤrt hat (was man daran erkennt, daß die Klarheit zunimmt, und keine
                              Luftblasen mehr darin aufsteigen), wird die Aufloͤsung ausgeschuͤttet;
                              und wenn, bei Umruͤhrung der zuruͤkbleibenden Materie, noch
                              Koͤrner darin wahrzunehmen sind, so wird poch etwas mehr Scheidewasser
                              zugegossen, um die Ausziehung des Silbers zu vollenden. Einige bedienen sich eines
                              glatten hoͤlzernen Stabes zum Umruͤhren; was das Holz an
                              aufgeloͤstem Silber einsaugt, gewinnen sie durch Verbrennung desselben
                              wieder. Der schwaͤrzliche Schlamm, in welchem das Gold durch die
                              Aufloͤsung des Silbers verwandelt wird, wird fuͤnf bis sechs Mahl mit
                              Wasser gewaschen, und dann geschmolzen.
                           Eine der vorzuͤglichsten Unannehmlichkeiten bei dieser Operation ist, daß die
                              Scheideglaͤser bei der Beruͤhrung, nicht bloß eines kalten
                              Koͤrpers, sondern selbst der Hand, aͤußerst leicht zerspringen. Schlutter berichtet, daß in den ungrischen
                              Laͤuterungs-Anstalten, wo große Quantitaͤten goldhaltigen Silbers
                              ausgeschieden werden, die Glaͤser durch eine starte Bekleidung bis zu einer
                              solchen Hoͤhe gesichert werden, daß der Arbeiter nicht verhindert wird zu
                              beobachten, wie die Operation vor sich geht. Etwas ungeloͤschter Kalk, mit
                              Bier angefeuchtet, und mit Eyweiß vermischt, wird auf einen leinenen Lappen
                              gestrichen, und um das Glas gewikelt, und hierauf eine Mischung von Lehm und Haaren
                              daruͤber gelegt. Er fuͤhrt auch eine von ihm selbst gemachte Erfindung
                              an, die er in den Werken am Unterharz eingefuͤhrt zu haben scheint, um das
                              aufgeloͤste Silber sowohl als das Gold zu retten, wenn es sich ereignen
                              sollte, daß die Glaser zerbraͤchen, oder die Fluͤßigkeit
                              uͤberliefe. Seine Scheideglaͤser sind 15 Zoll hoch, am Boden 10 bis 12
                              Zoll weit, und am Ende ungefaͤhr so weit als eine gewoͤhnliche
                              Flasche: fuͤr jedes derselben hat er eine kupferne Pfanne, am Boden 12, oben
                              15 Zoll weit, und 10 Zoll tief, welche auf einem Dreifuße mit einigen brennenden
                              Kohlen darunter steht: in die Pfanne wird etwas Wasser gethan, und auf ihren Boden
                              werden zwei Holzstuͤke kreuzweise gelegt, als Stuͤze fuͤr das
                              Glas, und um zu verhuͤten, daß es gegen das Kupfer hinsprize. In ein solches
                              Glas bringt er gegen 80 Unzen goldhaltiges Silber mit zwei Mahl so viel
                              Scheidewasser, ohne Gefahr eines Verlustes, wenn auch das Glas zerbrechen sollte.
                              Die Hize kann gleichfalls sehr schnell vermindert werden, wenn die Saͤure zu
                              heftig wirken sollte, indem man kaltes Wasser in die Pfanne schuͤttet. Große
                              Achtsamkeit muß aber bei dem Zusaze des kalten Wassers beobachtet werden: es sollte
                              an den Seiten der Pfanne hineingeschuͤttet, und mit dem uͤbrigen
                              aufgeruͤhrt werden, damit es sich bevor es das Glas erreicht,
                              gleichfoͤrmig mischen kann.
                           
                           Das Silber wird aus seiner Aufloͤsung mit Huͤlfe des Kupfers wieder
                              gewonnen. Wenn die, mit Wasser verduͤnnte, Aufloͤsung in ein kupfernes
                              Gefaͤß, oder auch nur zugleich mit Kupferplatten in ein Glas
                              geschuͤttet wird, (die Scheidekuͤnstler bedienen sich hierzu
                              gewoͤhnlich einer hoͤlzernen mit Kupfer beschlagenen
                              Schuͤssel,) so faͤngt das Silber sogleich an sich von der
                              Fluͤßigkeit in Gestalt feiner Schuppen oder eines Pulvers abzusondern,
                              waͤhrend statt desselben ein Theil des Kupfers aufgeloͤst wird, so daß
                              sich die Fluͤßigkeit immer mehr und mehr blau faͤrbt. Die Platten
                              werden zuweilen geschuͤttelt, damit die Silbertheile, die sich auf ihnen
                              angesezt haben, niederfallen, und sich auf dem Boden ansezen koͤnnen: denn
                              sonst wuͤrde das Kupfer durch dasselbe gegen die Saͤure
                              geschuͤzt werden, und der Niederschlag des Silbers koͤnnte nicht vor
                              sich gehen. Die Digestion wird fortgesezt, bis man bemerkt, daß sich auf die
                              Oberflaͤche einer, einige Zeit in die heiße Fluͤßigkeit gehaltenen
                              frischen und glaͤnzenden Kupferplatte, keine pulverartige Materie mehr
                              absezt; dann wird die Fluͤßigkeit ausgeschuͤttet, das
                              niedergeschlagene Silber mit frischen Portionen kochenden Wassers gewaschen, und
                              dann mit Salpeter geschmolzen, um jene Kupfertheile, die damit niedergefallen sind,
                              zu verschlaken. Ohne Beihuͤlfe der Hize ist der Niederschlag kaum in sieben
                              oder acht Tagen beendigt. Schlutter bemerkt, daß die zum Geschaͤfte
                              erforderliche Schnelligkeit kaum ohne Siedehize erreicht werden kann. Ein großer
                              Theil des Silbers sondert sich zwar bald ab; aber in dem Maße, als die Saͤure
                              sich mehr mit Kupfer saͤttigt, wird ihre Wirksamkeit mehr und mehr
                              erschlafft, und mit der Zeit so schwach, daß haͤufig wenigstens noch kleine
                              Stuͤke Silbers zuruͤkbleiben: dieß entdekt man, wenn man einem Theile
                              der Aufloͤsung einen oder zwei Tropfen gewoͤhnlicher
                              Salzaufloͤsung zusezt. Ich habe mich oͤfters gewundert, wenn ich fand,
                              daß Kupferplatten durchaus leinen Niederschlag in Silberaufloͤsungen
                              bewirkten: dieß war der Fall, wenn das Menstruum mit so viel Silber, als es
                              aufzuloͤsen vermochte, geschwaͤngert war: so bald man einen oder zwei
                              Tropfen frischer Saͤure zusezte, ging der Niederschlag, wie
                              gewoͤhnlich, vor sich.
                           
                           Aus der Hupfer-Aufloͤsung wird ein blauer Farbestoff, Kupferblau (verditer) genannt, bereitet, durch welchen die Kosten
                              der Reinigung vermindert werdenDie Methode, diesen Artikel zu verfertigen, siehe im III. Bande, S. 352.
                                    Polytechn. Journ. B. XI. S. 455. Wo
                                    die Scheidung mit Schwefelsaͤure geschieht, und das Silber durch
                                    metallisches Kupfer aus der Aufloͤsung gefaͤllt wird,
                                    erhaͤlt man durch Abdampfen der Fluͤßigkeit schwefelsaures
                                    Kupfer. D..
                           Aus der bei der Kupferblau-Bereitung, weggegossenen Fluͤßigkeit, welche aus
                              der mit Kalk gesaͤttigten Salpetersaͤure besteht, wird ein großer
                              Theil der Saͤure wieder gewonnen, wenn man den waͤsserigen Theil
                              abdampft, und die zuruͤkbleibende dike Materie bei der Destillation der
                              naͤchsten Quantitaͤt Scheidewassers zusezt. Die Saͤure kann
                              auch aus der Aufloͤsung von Kupfer und Silber ausgezogen, und dadurch
                              koͤnnen die Metalle wieder hergestellt werden: das Silber durch Schmelzen
                              ohne einigen Beisaz, und das Kupfer durch Zusaz von Kohlensaͤure. Folgender
                              Proceß wird zu diesem Zweke, als die Mittheilung eines erfahrnen Kuͤnstlers,
                              in den franzoͤsischen Memoiren fuͤr das Jahr 1728 empfohlen.
                           Die Kupferaufloͤsung wird in ein kupfernes Gefaͤß geschuͤttet,
                              in einen Ofen gestellt, und bis zur Haͤlfte abgedampft: das Gefaͤß
                              wird sodann mit mehr Fluͤßigkeit ausgefuͤllt, und die Abdampfung wird
                              fortgesezt, bis die Daͤmpfe nach Scheidewasser zu riechen anfangen. Die
                              Saͤure, wenn sie bereits mit Kupfer gesaͤttigt ist, wirkt nicht auf
                              das Gefaͤß ein, oder nur so wenig, daß Du Fay
                              sagt, er habe ein Gefaͤß gesehen, welches beinahe ein Jahr lang in einem fort
                              diesen Dienst versehen hat. Das Gefaͤß sollte aus einem Stuͤke
                              gemacht, und nicht aus mehreren zusammengesezt seyn; denn, wenn es vernietet oder
                              geloͤthet ist, bahnt sich die Fluͤßigkeit bald einen Weg durch die
                              Zusammenfuͤgungen, wie ich bei dieser und bei anderen Aufloͤsungen
                              derselben Art oft beobachtet habe. Bei Abseihung der Fluͤßigkeit wird eine
                              Quantitaͤt Silber auf dem Boden gefunden, welches die Saͤure vorher
                              gebunden, und das lange Kochen ausgeschieden hat. Destillirgefaͤße von
                              Steingut, mit Lehm uͤberzogen, werden bis zu zwei Drittheilen ihrer
                              Hoͤhe mit der Fluͤßigkeit angefuͤllt. Die Franzosen haben eine
                              Art von Geschirr (pots de gré), das zu diesem Behufe
                              außerordentlich gut taugen soll. Gefaͤße von unserem gewoͤhnlichen
                              Steingute, dergleichen ich fruͤher versucht habe, taͤuschten
                              haͤufig meine Erwartung. Fuͤnf bis sechs dieser Gefaͤße werden,
                              bis zur Hoͤhe der Fluͤßigkeit, in einen Ofen gestellt, so daß sie mit
                              dem Boden auf Eisenstangen ruhen: der Ofen ist lang und schmal, mit einer
                              Thuͤre an dem einen Ende, um die Brenn-Materialien hineinzuschieben, und mit
                              dem Kamine an dem anderen. Auf jedes Geschirr wird ein Helm von Steingut mit zwei
                              Roͤhren und daran befestigten Recipienten aufgekittet. Das Feuer wird bis zu
                              einem solchen Grade verstaͤrkt, als noͤthig ist, damit die
                              Destillation mit der gehoͤrigen Schnelligkeit vor sich geht; wobei man bloß
                              dafuͤr sorgt, daß es nicht so weit kommt, daß die Masse Gefahr laͤuft
                              in den Helm aufzusteigen. Wenn ungefaͤhr drei Viertheile uͤbergegangen
                              sind, koͤnnen die Helme abgenommen, und mehr Kupferaufloͤsung
                              eingegossen werden. Dieses wird drei bis vier Mahl wiederholt, bis man glaubt, daß
                              das Kupferoxid in jedem Geschirr etwa bis zum vierten Theile der Hoͤhe
                              desselben hinaufreicht; sodann wird das Feuer heftig verstaͤrkt, bis die
                              Bauche der Geschirre rothgluͤhend werden, und nichts mehr uͤbergehen
                              will. Dieser muͤhsame Proceß koͤnnte vervollkommnet werden, wenn man
                              statt der Destillirkolben die Kupferpfanne naͤhme, in welcher die Abdampfung
                              vorgenommen wurde, und welche in ein Destillirgefaͤß verwandelt werden
                              koͤnnte, wenn man eine Brustwehr und einen Helm von Steingut auf dieselbe Art
                              daran befestigte, wie die kupfernen Brustwehren und Helme gewoͤhnlich an den
                              Destillirkolben angebracht werden. Zwei Roͤhren anzubringen ist hier keine
                              Gelegenheit; indessen koͤnnte eine von gehoͤriger Weite die Stelle von
                              zweien vertreten. Die kupferne Pfanne muͤßte beinahe bis an ihren oberen Rand
                              in den Ofen eingesezt, und die Brustwehre beinahe bis an die Oberflaͤche der
                              Fluͤßigkeit in die Pfanne hineingebracht werden.
                           Das auf diese Art gewonnene Scheidewasser ist vollkommen frei von jeder Beimischung
                              sulphurischer und muriatischer Saͤuren, so daß die bei den
                              gewoͤhnlichen Sorten nothwendige Reinigung nicht mehr noͤthig ist. Es
                              ist im Allgemeinen zu scharf fuͤr die gewoͤhnlichen Zweke, wozu man Scheidewasser braucht,
                              und muß daher mit einer angemessenen Menge reinen Wassers verduͤnnt werden.
                              Der Kupferkalt kann, ohne großen Verlust, wieder reducirt werden, wenn man ihn, in
                              einem tauglichen Ofen, in Beruͤhrung mit gluͤhender Holzkohle
                              schmilzt.
                           
                        
                           Reinigung des Goldes vom Silber und von unedlen Metallen durch
                              Caͤmentation.
                           Obschon die Salpetersaͤure, in ihrem fluͤßigen Zustande, das Silber aus
                              dem Golde nicht auszieht, wenn die Quantitaͤt des Silbers das Gold nicht sehr
                              uͤbersteigt, so greift sie doch, in der Caͤmentation, wo die in
                              Daͤmpfe aufgeloͤste Saͤure an das zu gleicher Zeit stark
                              erhizte Metall gebracht wird, einen Theil des Silbers, obgleich in einem sehr
                              unbedeutenden Verhaͤltnisse an, und zerfrißt dasselbe.
                           Zu diesem Zweke wird Salpeter im festen Zustande, mit gleichem Gewichte gemeinen
                              gruͤnen Vitriols (schwefelsaurem Eisen), welcher, wie bei Verfertigung des
                              Scheidewassers, calcinirt und getroknet ist, und mit zwei Mahl so viel (dem Gewichte
                              nach) gepuͤlverter Ziegel vermischt: mit jenem, um seine Saͤure, bei
                              gehoͤriger Erwaͤrmung, zu entwikeln, und mit diesem um das
                              Fluͤßigwerden der Mischung im Feuer zu verhindern. Das Metall wird in
                              duͤnne Platten geschlagen, und in einem Schmelztiegel, oder in einem zu
                              diesem Behufe verfertigten irdenen Gefaͤße, einen sogenannten
                              Caͤmentirtopfe, wird dieses Pulver um sie herum und zwischen dieselben
                              gestreut. Mit einer Mischung von weichem Lehmen und Sande, oder mit einem anderen
                              lehmartigen Kitte wird das Gefaͤß dicht bedekt, seine Fugen werden damit
                              verstrichen; und es wird hierauf in einen passenden Ofen gesezt, und zwoͤlf
                              oder sechszehn Stunden lang in einer maͤßigen Hize gehalten. Das Silber, und
                              mit ihm zugleich die meisten unedlen Metalle, werden von dem salpetersauren Dampfe
                              in eine salinische Masse zerfressen, welche theils in den Poren des Goldes sizt,
                              theils durch die Mischung zerstreut ist. Aus dem Golde kann das angefressene Silber
                              mit Wasser ausgekocht, und dann aus der Fluͤßigkeit auf dieselbe Art, wie aus der
                              Aufloͤsung in Scheidewasser, gewonnen werden; aus der Mischung wird es viel
                              muͤhsamer ausgeschieden, indem die Masse in geschmolzenem Blei gekocht, und
                              hernach das Blei, in welches auf diesem Wege das Silber selbst uͤbergegangen
                              ist, auf der Kapelle oder auf dem Scherben behandelt wird. Indessen ist die
                              Quantitaͤt Silbers, zu dessen Ausscheidung vom Golde die Caͤmentation
                              angewandt wird, gewoͤhnlich so gering, daß sie ganz bei Seite gesezt
                              wird.
                           Kochsalz-Saͤure auf dieselbe Art angewandt, zerfrißt alle metallische
                              Koͤrper Gold und Platinna ausgenommen. Es ist daher gleichguͤltig, ob
                              Seesalz oder Salpeter zu diesem Processe gebraucht wird, nie duͤrfen sie aber
                              zugleich angewendet werden, wie einige angerathen haben; denn beide Saͤuren
                              in Verbindung wuͤrden selbst das Gold aufloͤsen. Die Mischungen des
                              Seesalzes mit calcinirtem Vitriole und Ziegelmehle hat man gewoͤhnlich das
                              Koͤnigs-Caͤment (regal cement) genannt, weil vor der Entdekung der Platinna, Gold der
                              einzige metallische Koͤrper war, der ihm zu widerstehen vermochte.
                           Die Goldplatten koͤnnen durch keine Operation, weder durch Salpeter-, noch
                              durch Seesalz-Cement ganz von ihren Zusaͤzen befreit werden, weil die
                              Daͤmpfe nur sehr wenig in ihre Substanz eindringen. Um das Gold durch diese
                              Methode wirklich zu reinigen, muß daher das Metall umgeschmolzen, in Platten
                              geschlagen, und wieder den Daͤmpfen ausgesezt werden. Der Proceß scheint, im
                              Ganzen muͤhsam zu seyn; man mag ihn als Methode der Reinigung des Goldes,
                              oder als Pruͤfung der Reinheit desselben betrachten; deswegen wird er jezt
                              nur selten angewendet, obgleich er einst beruͤhmt war. Sein Hauptnuzen
                              besteht darin, Silber oder unedle Metalle aus der Oberflaͤche des Goldes
                              auszuscheiden. und so dem legirten oder blaßen Golde eine oberflaͤchliche
                              Reinheit und hohe Farbe zu geben.