| Titel: | Verbesserung im Gärben der Häute und anderer Felle, worauf Howart Fletscher, Sattel-Eisenhändler zu Walsall, Staffordshire, am 19ten Jäner 1824 sich ein Patent geben ließ. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. LXIV., S. 311 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIV.
                        Verbesserung im Gärben der Häute und anderer
                           Felle, worauf Howart
                              Fletscher, Sattel-Eisenhändler zu Walsall, Staffordshire, am 19ten Jäner 1824 sich ein Patent geben
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Sept.
                              1824. S. 117.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Howart Fletscher, über Verbesserung im Gärben der Häute und anderer
                           Felle.
                        
                     
                        
                           Dieses Patent hat keinen Bezug auf die
                              Gaͤrbe-Materialien, sondern betrifft bloß eine neue Methode der Anwendung
                              derselben: der Gaͤrbestoff wird naͤmlich durch hydrostatischen oder
                              pneumatischen Druk in die Haute eingetrieben, und dadurch das Gaͤrben in
                              kuͤrzerer Zeit vollendet, als auf die gewoͤhnliche Weise. Das Leder
                              wird zugleich dadurch fester, und ebenso zaͤhe.
                           Die Haͤute und Felle werden auf die gewoͤhnliche Weise gereinigt und
                              zugerichtet, und dann in verschlossene luft- und wasserdichte, Gefaͤße
                              gebracht, in welchen der Gaͤrbestoff sich befindet. Wenn der
                              Gaͤrbeproceß im Großen getrieben werden soll, so laͤßt man Lohgruben
                              graben, die mit Blei ausgefuͤttert werden, oder man waͤhlt
                              Gefaͤße aus Gußeisen oder Holz, die mit Eisen festgebunden und mit Blei
                              ausgelegt sind, und laͤßt diese in die Erde ein; ein solches Gefaͤß
                              ist Fig. 20
                              dargestellt, und ist 6 Fuß lang, 4 Fuß breit, und 6 Fuß tief. Es muß stark genug
                              seyn, um einen bedeutenden Druk von innen aushalten zu koͤnnen. Rings um das
                              Gefaͤß sind ungefaͤhr 4 Zoll lange hervorstehende Zapfen angebracht,
                              um daran Augenbolzen, wie a, fielen zu koͤnnen,
                              die durch Loͤcher an. der Kante oder an dem Saume des Dekels laufen, und
                              deren Schrauben-Nieten den Dekel befestigen. b ist ein
                              Sperrhahn, der in die Ablaufroͤhre leitet. c ein
                              hoͤlzerner Pfahl mit einem Haken an seinem oberen Ende, um den Ring an der
                              Ruͤkseite des Dekels daran zu haͤngen, wenn dieser geoͤffnet
                              ist; dd, sind zwei Stuͤke mit Einschnitten;
                              durch jedes von beiden laͤuft ein Stift, der einen Angel bildet, um welchen
                              der Dekel sich dreht, e, ist eine lange Roͤhre
                              oder Saͤule, welche an dem Gefaͤße mittelst einer
                              Verbindungs-Schraubenbuͤchse, oder auf irgend eine andere Weise angebracht,
                              und mit einem Sperrhahne versehen ist. Oben an dieser Roͤhre ist eine Kufe
                              oder ein anderes Gefaͤß angebracht, welches die Fluͤßigkeit
                              enthaͤlt, die den hydrostatischen Druk hervorbringen soll.
                           Wenn nun die Grube oder das Gefaͤß mit dem Gaͤrbestoffe gefuͤllt
                              ist, und die Haͤute oder Felle in dieselbe eingelegt sind, wenn ferner der
                              Dekel luftdicht aufgeschraubt ist, so wird der Sperrhahn der Saͤule
                              geoͤffnet, und die Fluͤßigkeit aus dem oben angebrachten
                              Behaͤlter oder aus der Kufe herabgelassen, damit sie auf die in der Grube
                              oder in dem Gefaͤße enthaltenen Haͤute nach dem hydrostatischen Geseze
                              druͤkt. Die hier gewoͤhnlich angewendete Kraft betraͤgt
                              zwischen 9 und 10 Pfund auf den Quadrat-Zoll, wodurch die gaͤrbende
                              Fluͤßigkeit in die Poren der Haut eingepreßt wird.
                           Dieselbe Wirkung kann man hervorbringen, wenn man die Luft innerhalb der Grube oder
                              des Gefaͤßes verdichtet, d.h., durch eine Verdichtungspumpe Luft in dieselbe
                              einpreßt, so daß der pneumatische Druk auf die Oberflaͤche der
                              Fluͤßigkeit wirkt, und den Gaͤrbestoff in die Poren der Haut
                              eintreibt.
                           
                           Der Gaͤrbe-Prozeß wird auf folgende Weise geleitet: die Haut wird
                              taͤglich aus der Grube genommen, und, nachdem man sie ablaufen ließ, wieder
                              wie vorher in die Grube gethan. Da man eben so viel Lohe braucht, wie bei der
                              gewoͤhnlichen Methode, so muß die Bruͤhe, zumahl in den lezten Tagen,
                              staͤrker seyn. Ueber die Dauer der Zeit laͤßt sich nichts mit
                              Bestimmtheit sagen, indem dieß von der Art der Haut abhaͤngt: die
                              Verbesserung besteht bloß in Anwendung luft- und wasserdichter Gruben, in welchen
                              die Haͤute eingelegt sindDie Anwendung des hydrostatischen Drukes auf Haͤute ist nicht neu und
                                    von uns schon fruͤher nachgewiesen worden. (Vergl. polyt. Journal
                                    Bd. XII. S. 383. Anm. 151.) Auch
                                    ward diese Art Drukes schon laͤngst bei anatomischen Arbeiten
                                    benuͤzt. Da die Haͤute nach dieser Angabe in der Grube nicht
                                    schwimmen, sondern auf einander liegen, so werden hoͤchstens nur die
                                    Raͤnder und die obere Haut der Vortheil dieser Methode genießen. Um
                                    daher den verlaͤßlichsten Erfolg von dieser neuen Methode zu ziehen
                                    ist es durchaus noͤthig, daß die Haut in der
                                    Gaͤrbefluͤßigkeit ausgespannt, und von dieser uͤberall
                                    frei umflossen wird. D.. (Vergl. Spilbury's
                              Gaͤrbe-Patent. Lond. Journal VI. S. 285. Polytechn. Journal B. XIII. S. 342.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
