| Titel: | Bericht des Hrn. Payen im Namen des Ausschusses der chemischen Künste über verschiedene Arbeiten aus Erdharz, welche die Hrn. Pillot und Eyquem, rue Hauteville, N. 17 zu Paris verfertigen. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. LXXIII., S. 338 | 
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                        LXXIII.
                        Bericht des Hrn. Payen im Namen des Ausschusses der chemischen
                           Künste über verschiedene Arbeiten aus Erdharz, welche die Hrn. Pillot und Eyquem, rue Hauteville, N. 17 zu Paris
                           verfertigen.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement N. 240. S. 169.
                        Bericht des Hrn. Payen über verschiedene Arbeiten aus
                           Erdharz.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft uͤberlieferte dem Ausschusse:
                           1stes ein vierekiges Stuͤk zum Belegen des Bodens in Gaͤngen der
                              Gebaͤude zu ebener Erde, in Badesaͤlen und an feuchten Oertern,
                              bestehend aus einer Menge dicht an einander liegender Kiesel von ungefaͤhr
                              gleicher Groͤße, die heiß in Erdharz-Kitt (mastic
                                 bitumineux) eingelassen waren, der dem besten Kitte dieser Art von Seyssel
                              und Lobsann gleichkam.
                           2tens ein aͤhnliches Stuͤk aus beinahe gleich großen, in der Mitte
                              entzwei geschlagenen, in denselben Kitt so eingebetteten Kieseln, daß die
                              Bruchflaͤche nach außen steht. Diese Art von Arbeit ist kostbarer, und nicht
                              so wichtig, wie die N. 1.
                           3tens einen Kreis, uͤberall an der Oberflaͤche mit sehr kleinen
                              schwarzen und weißen Kieseln bedekt, die in demselben Kitte, wie die vorigen
                              eingebettet sind, und eine Art von Mosaik bilden. Die Zeichnung ist artig.
                           Die Weise, wie die Hrn. Pillot
                              und Eyquem diese Art von Mosaik-Pflaster bereiten, ist folgende. Bei der gemeinen
                              Art von Pflaster legen sie auf irgend eine gegossene Flaͤche
                              Richtstaͤbe (Lineale) von 1/2 Zoll Hoͤhe, parallel, und in einer,
                              durch die Groͤße der verlangten Stuͤke bestimmten Entfernung. Den
                              Zwischenraum bestreuen sie mit feinem Sande, und fuͤllen ihn mit Kieseln von
                              gleicher Groͤße, so gedraͤngt wie moͤglich, aus. Hierauf gießen
                              sie das Erdharz heiß mit vieler Vorsicht, damit die Kiesel nicht aus ihrer Lage
                              gebracht werden; dieses dringt in alle Zwischenraͤume ein, man verbreitet es
                              mittelst eines Lineales, das mit seinen Enden horizontal auf die beiden
                              Richtstaͤbe gelegt wird, deren Hoͤhe die Hoͤhe der verfertigten
                              Stuͤke bestimmt. Diese werden herausgenommen, sobald der Kitt durch das
                              Erkalten hinlaͤnglich erkaltet ist.
                           Wenn man dieses Pflaster aus großen zerschlagenen Kieseln verfertigen will, so legt
                              man sie mit ihrer flachen Oberflaͤche auf die gegossene Flaͤche so,
                              daß ihre unregelmaͤßig zugerundeten Theile im Kitte eingebettet werden, und
                              sie, wenn man die Masse, die sie dadurch bilden, umkehrt, eine ebene Flaͤche
                              darstellen, an welcher man kaum einen Zwischenraum bemerkt. Man kann die Kiesel
                              leicht in zwei beinahe gleiche Theile zerschlagen, wenn man sie auf einen
                              schneidenden Ambos legt, oder auf die Kante eines Keiles, und mit einem in einen
                              Meißel zugeschaͤrften Hammer, wie jener, dessen man sich bei Verfertigung der
                              Muͤhlensteine aus Sandstein bedient, einen festen Streich gibt. Kinder
                              bearbeiten dieselben nach dem Gedinge. und bei einiger Uebung mißlingt ihnen nicht
                              leicht ein Streich, und die Arbeit geht ihnen schnell von der Hand.
                           Mosaik mit grobem Sande in Desseins. Man zeichnet die
                              Figuren auf einem Blatte Papier, und bestimmt die Dimensionen der vier- acht- etc.
                              ekigen Stuͤke entweder mittelst der Richtstaͤbe, oder mit Rahmen und
                              Kreisen. Die weißen und
                              schwarzen Kiesel werden vorher, alle in ziemlich gleicher Groͤße, ausgesucht
                              und in besondere Kisten geworfen. Um Kiesel von ziemlich gleicher Groͤße zu
                              erhalten, laͤßt man sie durch mehrere Siebe laufen, und sucht sie noch
                              besonders mit den Haͤnden aus. Man faͤrbt sie schwarz, indem man sie
                              in einem Topfe ungefaͤhr 2 Stunden lang mit einigen p.
                                 C. Erdharz roͤstet. Die Linien der Zeichnung werden dadurch
                              ausgefuͤllt, daß man einen Stein hinter den anderen legt. Gewoͤhnlich
                              macht man die Figuren aus weißen Kieseln, und den Grund aus schwarzen. Wenn alle
                              Figuren regelmaͤßig und gleich sind, braucht man eben soviel weiße als
                              schwarze Steine, man sorgt nur dafuͤr, daß die weißen und schwarzen Figuren
                              einander gegenuͤber kommen, damit sie mehr hervorspringet!. In jedem Falle
                              muß man aber die kleinen Kiesel so nahe als moͤglich an einander bringen,
                              damit das heiß eingegossene Erdharz dieselben nicht aus ihrer Lage bringt. Uebrigens
                              wird auf obige Weise fortgearbeitet, und wenn alles gehoͤrig erkaltet ist,
                              kehrt man die Masse um, die dann die auf dem Papiere gezeichneten Figuren darbieten
                              wird. Uebung allein kann uͤbrigens die, jenigen Handgriffe lehren, die zum
                              vollkommenen Gelingen der Arbeit nothwendig sind.
                           Um diese kuͤnstlichen Pflasterstein – Massen aufzulegen, gießt man eine
                              Lage dieses Erdharz-Kittes, legt die verfertigten Massen darauf, und druͤkt
                              sie, waͤhrend der Kitt noch warm ist, so, daß durch die Annaͤherung
                              derselben etwas Kitt zwischen die Zusammenfuͤgungen derselben aufsteigt.
                           Uebrigens stehen diese Arbeiten den schoͤneren und nuͤzlicheren des
                              Hrn. Pictet zu Genf nach, so
                              wie den uͤbrigen der Hrn. Pillot und Eyquem, welche
                           4tens kuͤnstliche Pflastersteine aus Erdharz, Kitt einsandten, die auf
                              Leinwand, auf Sand und auf Gyps gegossen wurden.
                           Der auf Leinwand gegossene Kitt bietet eine glatte Oberflaͤche dar, die
                              vollkommen eben ist. Abwechselnde Hize und Kaͤlte wirkt, selbst nach allen
                              Biegungen, die man den Guß unter verschiedenen Temperaturen nehmen ließ, bei welchen
                              die Biegsamkeit sich allerdings aͤnderte, nicht) wenigstens zerstoͤrte
                              sie nicht die Verbindung. Unter aͤhnlichen Verhaͤltnissen splitterte
                              sich der Guß auf Sand etwas; er haͤtte sich aber noch mehr spalten koͤnnen, ohne daß
                              die mindeste Einsikerung des Wassers haͤtte Staat haben koͤnnen. Mehr
                              litt Hingegen der Guß auf Gyps, und einige Spalten die bis zu den Blasen zwischen
                              den beiden Flaͤchen drangen, haͤtten das Wasser wohl durchsikern
                              lassen.
                           In einen Keller gethan und dann zerbrochen, zeigten diese 3 Guͤsse eine
                              verschiedene Oberflaͤche am Bruche. Der Guß auf Leinwand war in allen Theilen
                              gleich dicht und von sehr gedraͤngtem Korne; der Guß auf Sand zeigte einige
                              kleine Hoͤhlungen, und jener auf Gyps, dessen Oberflaͤche sehr
                              runzelig war, zeigte in seinem Bruche eine Menge Hoͤhlungen, die dicht an
                              einander lagen, offen und meistens an jener Flaͤche gelegen waren, die mit
                              dem Gypse in Verbindung stund: an der entgegengesezten Seite waren sie mit einer
                              duͤnnen Lage Gypses bedekt.
                           Der auf Leinwand gegossene Kitt ist also mehr dicht und fest, und schuͤzt in
                              seiner ganzen Dike gegen alles Eindringen des Wassers, obschon die in demselben
                              enthaltenen Blasen ihn nicht so dicht erscheinen lassen, als er wirklich ist. Man
                              bediente sich dieses Gusses auf Leinwand bei dem Baue der Nouvelle Athénes.
                           Man kann die Bildung der Blasen und Hoͤhlungen in diesem Moͤrtel, wenn
                              er auf Gyps, Stein etc. gegossen wird, sich leicht erklaͤren, und die Ursache
                              angeben, warum dieß auf Leinwand nicht geschieht. Im ersten Falle wird
                              naͤmlich der heiße Kitt, auf Koͤrper gegossen, die sehr hygrometrisch
                              sind; einen Theil dieses Wassers in Daͤmpfe verwandeln, das zu seiner
                              Verdampfung weniger Hize braucht, als der Kitt zum Schmelzen. Der Dampf, der nicht
                              entweichen kann, nistet sich mit einigen Mengen Gasarten und verduͤnnter Luft
                              waͤhrend des Schmelzen) des Kittes in denselben ein. Wenn man nun den Kitt
                              auf kein, wand gießt, so ist diese so troken, daß sich weniger Daͤmpfe
                              entwikeln, und die in dem Kitte selbst enthaltenen Gasarten bahnen sich einen Weg
                              zwischen dem Kitte und der Flaͤche, welche durch die Leinwand von ersterem
                              getrennt ist: es hat hier beinahe eben dasselbe Statt, was bei dem Gusse geschieht,
                              wo der Guß desto weniger Blasen hat, je poroͤser der Model ist, und je
                              leichter dieser die Gasarten durchlaͤßt, und umgekehrtEs gibt indessen einige Mittel, diesen Blasen des Gusses der Terrassen auf
                                    Gyps oder Stein abzuhelfen. Ich ließ bei meiner Fabrik einen großen Boden
                                    aus Gyps gießen, den ich mit Kitt von Lobsann und St. Louis bedeken wollte.
                                    Nachdem der Guß fertig war, regnete es so anhaltend, daß das Wasser durch
                                    die Deke drang, und auch dann noch troͤpfelte, als ich den Kitt
                                    aufgießen ließ, der voll Blasen wurde. Ich ließ ein heißes Eisen
                                    daruͤber hinfahren; die Blasen sprangen dadurch auf, und durch
                                    wiederholtes Hin- und Herfahren mit dem Eisen zerplazten alle Blasen an der
                                    Oberflaͤche, und ein großer Theil derjenigen, die sich in der Mitte
                                    befanden. A. d. O..
                           
                           Die Terrasses à l'italienne der Hrn. Pillot und Eysquem verdienen demnach allen Beifall.