| Titel: | Beschreibung eines kleinen Apparates, den man an den gewöhnlichen Maschinen zum Schneiden der Uhrräder anbringen kann, um mittelst der auf denselben vorkommenden Zahlen jede andere Zahl, diese mag Primzahl oder theilbar seyn, zu erhalten. Von Hrn. Castille, Uhrmacher zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. LXXXIX., S. 394 | 
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                        LXXXIX.
                        Beschreibung eines kleinen Apparates, den man an
                           den gewöhnlichen Maschinen zum Schneiden der Uhrräder anbringen kann, um mittelst der
                           auf denselben vorkommenden Zahlen jede andere Zahl, diese mag Primzahl oder theilbar
                           seyn, zu erhalten. Von Hrn. Castille, Uhrmacher zu Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement N. 240. S. 162.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Castille, Beschreibung eines kleinen Apparates, den man an
                           Maschinen zum Schneiden der Uhrräder anbringen kann.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich haben die Platten (plates-formen) verschiedene Kreise, die durch Spizen getheilt sind, in
                              welche man nach und nach das Ende eines Stuͤkes eingreifen laͤßt,
                              welches man Alhidade nennt. An seinem anderen Ende endet
                              sich dieses Stuͤk in eine maͤnnliche Schraube, die in eine weibliche
                              eingreift und durch ihre Bewegung jenen Theil seine Lage aͤndern
                              laͤßt, der die Platte befestigt, und dieser eine Winkelbewegung gestattet,
                              wodurch die Zaͤhne bei dem verschiedenen Schneiden der Raͤder eine
                              verschiedene Form erhalten koͤnnen.
                           Wenn man auf die weibliche Schraube der Alhidade zwei in Grade getheilte Kreise legt,
                              deren Eintheilungen unter einem festen Zeiger hinlaufen, so erhaͤlt diese
                              Maschine dadurch die Eigenschaft eine Zahl zu theilen, welche sie an den auf ihr
                              befindlichen Theilen nicht hat.
                           Wenn es sich z.B. darum handelte, ein Rad in 61 Theile zu theilen, und man bediente
                              sich hierzu der Zahl 60, so wuͤrde man jedes Mahl, wo man die Platte um eine
                              Abtheilung verschiebt, sie zu weit verschoben haben; man kann sie aber in der
                              gehoͤrigen Weite zuruͤkgehen lassen, und diese durch die Eintheilungen
                              der weiblichen Schraube der Alhidade bemessen.
                           
                        
                           Verfahrungsweise.
                           Wenn das Theilungsrad eine Primzahl fuͤhren soll, so sucht man auf der Platte
                              die am naͤchsten kommende Zahl, und zwar die groͤßere oder die
                              kleinere.
                           
                           Um nun die Weite zu finden, in welcher man die Schraube der Alhidade drehen muß, um
                              die bei dem Uebergange von einer Abtheilung zur anderen auf dem Kreise der Platte,
                              auf welchem man arbeitet, noͤthige Verbesserung zu erhalten, sucht man zuerst
                              die Zahl der Eintheilungen der Schraube, durch welche die Platte um eine ganze
                              Abtheilung verruͤkt wird. Um dieß zu finden macht man einen Einschnitt am
                              Rade, welches vorlaͤufig auf den Werktisch gebracht wurde, und ruͤkt
                              die Platte um eine Eintheilung weiter; hierauf dreht man die Schraube so, daß man
                              den Einschnitt vor die sogenannte Erdbeere zuruͤkfuͤhrt, damit diese
                              dort frei durchgehen kann. Man dreht hierauf die Schraube, um sie und die
                              Plaͤtte in ihre vorige Lage zuruͤkzubringen.
                           Die Zahl der Eintheilungen der Schraube, die unter dem Zeiger waͤhrend dieser
                              Operation durchgegangen ist, ist diejenige, die mit einer Eintheilung der Platte
                              correspondirt.
                           Es sey diese Zahl = a : b, die Zahl, in welche das Rad
                              getheilt sterben soll; c, die auf der Platte
                              gewaͤhlte Zahl.
                           Es wird folglich die Zahl der Eintheilungen, um welche die Schraube der Alhidade sich
                              drehen muß, um diese Verbesserung bei jeder Eintheilung der Platte hervorzubringen,
                              = a/b × b – c, wenn b
                              Groͤßer als c ist; und dann ist diese
                              Verbesserung ruͤkschreitend. Wenn aber im Gegentheile b kleiner ist als c, wird die Schraube a/b × c – b Eintheilungen
                              auf seiner Theilungsscheibe zu durchlaufen haben, und die Platte nach jener Richtung
                              drehen, die man ihr gibt, um von einer Eintheilung zur anderen zu gelangenUm die Verbesserung bald zuzusezen, bald wegzunehmen, je nachdem die
                                    Umstaͤnde es erfordern, und doch die Theilungsscheiben der Schraube
                                    immer in ihren Abtheilungen fortschreitend sich bewegen zu lassen, ist es
                                    hinreichend die Platte nach der gehoͤrigen Richtung sich drehen zu
                                    lassen, damit die Abtheilungen unter der Spize der Alhibade durchlaufen. A.
                                    d. O..
                           Da man nun die Zahl kennt, welche die bei jedem Zahne zu machende Rectification
                              ausdruͤkt, verfertigt man eine Tafel der Producte derselben mit den Factoren 1, 2, 3 bis 10,
                              welche die Abtheilung der Schraube andeuten wird, die sich unter dem Zeiger bei dem
                              1ten, 2ten, 3ten und 10ten Zahne befinden muß, den man schneiden will. Nachdem man
                              mit Huͤlfe dieser Tafel 10 Zaͤhne geschnitten hat, fuͤhrt man
                              die bewegliche Scheibe auf 0 zuruͤk, und fahrt auf dieselbe Weise fort, wie
                              bei dem Anfange des Einschneidens der Zaͤhne, und so sezt man von 10
                              Zaͤhnen zu 10, immer die Eintheilungsscheibe auf den Anfang ihrer
                              Eintheilungen, und wiederholt dann dieselbe Aufeinanderfolge von Operationen.
                           Bei der beweglichen Theilungsscheibe braucht man also nichts als eine Tabelle, welche
                              die Verbesserungen anzeigt, die man bei einer kleinen Anzahl von Zaͤhnen
                              noͤthig hat, die Zahl der Zaͤhne an dem Rade mag uͤbrigens noch
                              so groß seyn. Die befestigte Theilungsscheibe dient zur Vermeidung der
                              Anhaͤufung der Fehler bei der Schaͤzung der Lage der beweglichen
                              Theilungsscheibe bei der Zuruͤkfuͤhrung derselben auf den Punct, von
                              welchem man auf derselben ausging, wie man aus folgendem Beispiele sieht.
                           Man soll an einem Rade 59 Zaͤhne einschneiden; die Zahl der Platte, nach
                              welcher man operirt, sey 58; die Eintheilungen der Schraube, die mit Einer
                              Eintheilung der Platte correspondirt, = 1152.
                           Die Verbesserung muß ruͤkwaͤrts schreiten, folglich wird 1152/59
                              × 1 = 19,525 Abtheilungen der Schraube fuͤr jede Abtheilung der
                              Platte. Es druͤken demnach die Zahlen, 19,525, 39,050, 58,575, 78,100,
                              97,625, 117,150, 136,675, 156,200, 175,725, 195,25 die aufeinander folgenden Lagen
                              des Zeigers hinsichtlich auf die Abtheilungen der Schraube aus, um nach einander 10
                              Zaͤhne zu schneiden.
                           Man wird bemerken, daß diese Tabelle auch dazu dient, um die Abtheilung auf der
                              festen Scheibe kennen zu lernen, welche sich bei dem zwanzigsten, dreißigsten Zahne,
                              den man schneiden will, unter dem Zeiger befinden muß, indem man den Strich um eine
                              Reihe von Ziffern weiter fuͤhrt. Beim dreißigsten Zahne, z.B., muß die
                              feststehende Theilungsscheibe der Schraube auf der 585,7ten Abtheilung stehen, indem
                              die Tafel zeigt, daß er
                              bei dem dritten Zahne auf 53,57 seyn muß. Man bestaͤtigt daher seine Lage,
                              rectificirt sie noͤthigen Falles, und wiederholt diese Bestaͤtigung
                              von zehn zu zehn Zaͤhnen jedes Mahl, so oft man die bewegliche Scheibe auf 0
                              zuruͤkfuͤhrt.
                           Da die Theilungsscheiben in 100 Theile getheilt sind, so ist es offenbar, daß bei den
                              Zahlen der Tafel, die diese Groͤße uͤbersteigen, die Hunderte die
                              Windungen ausbruͤten, welche die Schraube zu machen haben wird, und der Rest
                              der Summe zeigt die Abtheilung, die sich unter dem Zeiger finden muß.
                           Diese Methode sezt voraus, daß der Bogen, den man von der Platte beschreiben
                              laͤßt, indem man die Schraube der Alhidade dreht, eine gerade Linie ist;
                              waͤre dieser Bogen sehr groß, so wuͤrde alle bemerkbare Genauigkeit
                              aufhoͤren. Um alle Fehler, die dadurch entstehen koͤnnten, zu
                              beseitigen, verfaͤhrt man so, daß die groͤßte Verruͤkung der
                              Alhidade durch die Bewegung ihrer Schraube nie groͤßer, als eine Eintheilung
                              der Platte seyn kann, selbst wenn die Zahl, deren man sich bedient, um mehrere
                              Einheiten von der Zahl der Einheiten verschieden ist, in welcher man die
                              Zaͤhne in das Rad schneiden muß.
                           Es sey die Zahl der Einschnitte, die gemacht werden sollen, 103, und die der Platte
                              100: Differenz = 3.
                           Wenn man ungefaͤhr ein Drittel des Rades geschnitten hat, bringt man das Rad,
                              statt die Platte um eine Eintheilung zu verruͤken, wie dieß bei jedem Zahne
                              zu geschehen hat, um eine aͤquivalente Groͤße durch das Drehen der
                              Schraube der Alhidade weiter, und wiederholt diese Operation bei dem zweiten Drittel
                              des Rades.
                           Wenn die Zahl der zu machenden Einschnitte 97 ist, und man sich der Zahl 100
                              bediente, so muͤßte man bei jedem Drittel des Rades die Platte um zwei
                              Eintheilungen des Rades verruͤken, und die Schraube so drehen, daß sie um die
                              Haͤlfte dieser Groͤße zuruͤktraͤte. Man wird die Ursache
                              des Unterschiedes dieses verschiedenen Verfahrens daraus entnehmen, daß, in dem
                              ersten Falle die Verbesserung, welche die Schraube an den Eintheilungen der Platte
                              bewirkt, dieselbe zuruͤkschreitend macht, und daß man sie folglich, durch das
                              Zuruͤkdrehen der Schraube, vorruͤkt, waͤhrend im zweiten Falle
                              das Entgegengesezte Statt hat.
                           
                           Wenn die Zahl, die man zu schneiden hat, theilbar ist, so waͤhlt man eine Zahl
                              auf der Platte, die einen gemeinschaftlichen Theiler mit derselben besizt. Es sey
                              ein Rad in 63 Theile (theilbar durch 21) zu schneiden, so kann man 84
                              waͤhlen, dadurch dieselbe Zahl theilbar ist. Es sey 950 die Zahl der
                              Eintheilungen der Schraube, die mit einer Eintheilung der Platte correspondirt, so
                              macht man 21 Einschnitte am Rande, indem man die Eintheilungen der Platte von 4 zu 4
                              uͤberspringt; jeder zwischen diesen Einschnitten begriffene Raum des Rades
                              muß durch 3 getheilt werden. Da derselbe durch die Zahl der Plane leicht in 4
                              getheilt werden kann, so laͤßt man diese um eine Abtheilung vorruͤken,
                              und sezt dann seiner Bewegung 1/3 dieser Groͤße zu, indem man die Schraube um
                              950/3 = 316,6 ihrer Abtheilungen dreht. Man macht noch ein Mahl 21 Einschnitte,
                              indem man in den Eintheilungen der Platte von 4 zu 4 springt, und faͤngt
                              wieder damit von vorne an, bis das Rad ganz gespalten ist. In dem hier zum Beispiele
                              genommenen Falle wird man sich nur zwei Mahl der Schraube bedienen.
                           Man wird bemerken, daß in allen diesen Faͤllen die Alhidabe so lang seyn muß,
                              daß sie merkbar Tangente des Kreises der Platte bleibt, in welchem man arbeitet.
                           Fig. 16 ist
                              ein Durchschnitt der Stuͤke nach der Laͤnge der Alhidade.
                           Fig. 17 zeigt
                              die Lage der Theilungsscheiben, so wie sich dieselben zeigen, wenn die Maschine
                              gehoͤrig zur Arbeit gestellt ist.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in beiden Figuren:
                           a, das Ende der Alhidade, welche eine maͤnnliche
                              Schraube bildet, b, weibliche Schraube, welche von der
                              Klammer c, in dem Stuͤke d gehalten wird, in welchem sie sich drehen, und die Alhidade
                              vorwaͤrts oder zuruͤkschieben kann. Das Stuͤk d befindet sich auf einem festen Stuͤke h, so daß es sich horizontal drehen kann; e, Theilungsscheibe, welche auf der weiblichen Schraube
                              mittelst maͤnnlicher Schrauben befestigt ist. é, bewegliche Theilungsscheibe, die von dem Stuͤke f, gehalten wird, welches durch maͤnnliche
                              Schrauben auf der festen Theilungsscheibe befestigt ist: eine kreisfoͤrmige
                              Feder in der Furche g, gibt dieser Theilungsscheibe eine
                              gleichfoͤrmige Reibung und gehoͤrigen Widerstand: jede dieser
                              Theilungsscheiben ist in 100 Theile getheilt; die Genauigkeit ist durch
                              Annaͤherungsweise Schaͤzung ihrer Zehntel hinreichend. i, feststehender Zeiger. j,
                              maͤnnliche Drukschraube, welche die Alhidade befestigt.
                           Die beiden Theilungsscheiben und der Zeiger sind die einzigen Stuͤke, die hier
                              beigefuͤgt wurden; alle uͤbrigen finden sich auch an den
                              gewoͤhnlichen Schneide-Maschinen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
