| Titel: | Neues Verfahren ein Surrogat für Leder zu erhalten, worauf Joh. Gunby, Schwertfeger und Büchsenmacher zu New-Kent-Road, County of Surrey, am 28ten Februar 1824, sich ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XCVIII. XCVI. , S. 422 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        
                           
                              XCVIII.
                              XCVI.
                              
                           
                        Neues Verfahren ein Surrogat für Leder zu
                           erhalten, worauf Joh.
                              Gunby, Schwertfeger und Büchsenmacher zu New-Kent-Road, County of Surrey,
                           am 28ten Februar 1824, sich ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Oct.
                              1824. S. 179.
                        Gunby's neues Verfahren, ein Surrogat für Leder zu
                           erhalten.
                        
                     
                        
                           Der Grund dieses Leder-Surrogates kann irgend ein Gewebe,
                              Leinwand, Tuch, Baumwollenzeug, oder Filz seyn, nur muß es in Rahmen gehoͤrig
                              gestrekt werden. Wenn dieses Leder-Surrogat biegsam seyn soll, muß es mit folgender
                              Composition uͤberstrichen werden, bestehend aus: gemeinem Leime in
                              gallertartigem Zustande, 1 Theil; fettem gekochtem Leinoͤhle,
                              ungefaͤhr 2 Theile; Lampenschwarz, 1/2 Theil; fein geriebenem Bleiweiße,
                              ungefaͤhr Einem Theile, und ebensoviel fein geriebenem Pfeifenthone.
                           Nachdem der Leim hinlaͤnglich uͤber dem Feuer zerlassen ist, wird das
                              gekochte Leinoͤhl nach und nach zugesezt, und immerdar, bis zur
                              gehoͤrigen Mischung, fleißig umgeruͤhrt; dann wird das Lampenschwarz,
                              das Bleiweiß, der Pfeifenthon eingetragen, und, wenn gehoͤrig alles gemengt
                              ist, ist diese Composition zum Gebrauche fertig.
                           Wenn das Tuch, wie oben bemerkt wurde, hinlaͤnglich gespannt worden ist, wird
                              diese Composition warm mittelst eines Spatel-Messers so aufgetragen, daß die
                              Zwischenraͤume des Gewebes vollkommen ausgefuͤllt werden, so daß, wenn
                              lezteres getroknet und zerschnitten wird, es von derselben vollkommen durchdrungen
                              ist. Die Rahmen werden dann, zugleich mit dem Gewebe, der Luft in einer freien und
                              offenen Lage ausgesezt, oder in einer maͤßig warmen Trokenstube
                              allmaͤhlich, aber vollkommen getroknet.
                           Nachdem die erste Lage, die von dieser Composition aufgetragen wurde, vollkommen
                              erhaͤrtet ist, wird eine zweite, dritte, und noͤthigen Falles eine
                              vierte, aufgetragen, mit der Vorsicht, daß jede Lage vollkommen troken ist, ehe eine
                              zweite darauf aufgelegt wird, und daß die Composition gleichfoͤrmig und so
                              duͤnn als moͤglich aufgetragen wird, indem zu große Dike der
                              Biegsamkeit schaden wuͤrde. Die Oberflaͤche muß glatt seyn, und daher
                              werden die, auf diese Weise zubereiteten, Gewebe in Streifen geschnitten, und
                              zwischen Walzen durchgezogen.
                           Um der Oberflaͤche, nachdem sie glatt und eben gebracht wurde, Politur zu
                              geben, wird ein Ueberzug von troknendem Oehle oder Firnisse aufgetragen, der mit
                              irgend einer beliebigen Farbe abgerieben seyn kannBesser ist es, wenn das so vorbereitete Zeug vor dem Firnissen mit Bimsstein
                                    und Wasser abgescheuert wird, wodurch es noch nach langem Gebrauche immer
                                    eine gleiche Oberflaͤche behaͤlt, wie dieses bei dem, diesem
                                    Verfahren gleichkommenden, Wixtuch der Fall ist. Dieses Ledersurrogat
                                    verdient bei uns darum in Ausfuͤhrung und Anwendung zu kommen, weil
                                    die Preise des Leders sehr hoch, und die Arbeitsloͤhne der
                                    Lederarbeiter fuͤr den gemeinen Mann fast unerschwinglich sind. Zudem
                                    bietet diese Wixung manchem industrioͤsen Mann eine neue
                                    Erwerbsquelle dar. D.: auf diese Weise wird dieses Gewebe, wenn es vollkommen troken geworden ist,
                              aussehen wie lakirtes (jupanned leather) und kann dann
                              zum Gebrauche zerschnitten werden. Der Patent-Traͤger spricht bloß von
                              Anwendung dieses Surrogates zu Kothschuh-Baͤndern (patten
                              Die englischen Kothschuhe sehen ganz anders aus, als unsere continentalen,
                                    und sind aͤußerst mannichfaltig in ihrer Form. Manche sind ganz von
                                    Eisen, und sehen gerade so aus, wie die Roͤstchen, auf welche man bei
                                    uns die Platteisen beim Plaͤtten der Waͤsche stellt, nur daß
                                    die Fuͤßchen daran viel groͤßer sind. Es ist wahrlich eine
                                    sonderbare Erscheinung fuͤr einen Continentalen, wenn er
                                    aͤusserst elegant gekleidete Damen auf solchen eisernen Stelzen daher
                                    klappern sieht und hoͤrt: denn man hoͤrt bei dem raschen Gange
                                    der Englaͤnderinnen wirklich manche noch ehe daher klappern, als man
                                    sie sieht, zumahl wann es nahe um eine Eke geht. Diese Haͤuslichkeit
                                    und Reinlichkeit, selbst bei den sehr rein gehaltenen Straßen Londons, und
                                    diese Art von Selbstverlaͤugnung macht den Londoner Damen Ehre: bei
                                    uns wuͤrde eine Dienstmagd sich schaͤmen mit solchen Patten zu
                                    gehen. A. d. Ueb.
                              ties) „welche Baͤnder unter einer
                                 Presse mittelst Preß-Staͤmpeln ihre Vollendung, und ein aͤhnliches erhabenes
                                 Gepraͤge, wie Papier, Metall und Hoͤrn erhalten.“
                              
                           Wenn die daraus verfertige Waare nicht biegsam seyn darf, wie z.B. Kutschen-Dekel,
                              kann dem Leime so viel Pfeifen-Thon und Weißblei zugesezt werden, als das daraus zu
                              verfertigende Stuͤk erfordert. Wenn die Stuͤke zu groß sind, als daß
                              man sie durch eine Walzenpresse koͤnnte durchlaufen lassen, kann man sie an
                              ihrer Oberflaͤche dadurch ebenen und glaͤtten, daß man sie mit
                              gepulverten Bimssteine, Trippel oder anderem schaͤrfen Pulver abreibt, und so
                              oft Oehl oder Firniß auftraͤgt, als nothwendig ist.