| Titel: | Neu erfundene Flüßigkeit oder Composition, um Leder und andere Artikel wasserdicht zu machen, worauf Karl Bagenell Fleetwood, Gentleman zu Dublin, Parliament-Street, sich am 28ten Febr. ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XCIX. XCVIII. , S. 425 | 
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                              XCIX.
                              XCVIII.
                              
                           
                        Neu erfundene Flüßigkeit oder Composition, um
                           Leder und andere Artikel wasserdicht zu machen, worauf Karl Bagenell Fleetwood, Gentleman zu
                           Dublin, Parliament-Street, sich am 28ten Febr. ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts and Sciences. October
                              1824. S. 183.
                        Fleetwood's neu erfundene Flüßigkeit oder Composition, um Leder und
                           andere Artikel wasserdicht zu machen.
                        
                     
                        
                           Diese neu erfundene Fluͤßigkeit, um gewisse Artikel
                              wasserdicht zu machen, besteht aus einer gewissen Verbindung harziger,
                              oͤhliger und elastischer Stoffe, mit welchen sie, statt mit den bisher
                              gewoͤhnlichen thierischen Oehlen, zubereitet werden muͤssen.
                           Der Patent-Traͤger beginnt seine Patent-Erklaͤrung damit, daß er die
                              Maͤngel der bisher gewoͤhnlichen Leder-Zubereitung zeigt.
                              „Alle bisher gewoͤhnlichen Verfahrungsweisen bei
                                 Leder-Zubereitung“, sagt er, „sind nicht bloß mehr oder
                                 minder mangelhaft sondern selbst schaͤdlich, insofern sie die
                                 Guͤte des Leders verderben. Es ist eine unbestreitbare Thatsache, daß
                                 alle thierischen Substanzen leichter faulen, als andere Koͤrper,
                                 vorzuͤglich Pflanzen-Oehle und Gummi, die eine chemische Zubereitung erhielten, und
                                 besonders leichter als mineralische Koͤrper.“
                              
                           
                              „Dieß veranlaßte in mir die Idee, statt der so leicht zerstoͤrbaren
                                 tierischen Stoffe bei der Lederbereitung vegetabilische und mineralische
                                 Substanzen anzuwenden. Ich nahm daher statt des so leicht verderbenden
                                 Fischthranes und Klauenfettes (dupping oil), mit
                                 welchem das Leder gewoͤhnlich zubereitet wird, eine Mischung aus gewissen
                                 Gummiarten und vegetabilischen Oehlen.
                              
                           Die neue Mischung zur Lederbereitung, wodurch das Leder wasserdicht werden soll,
                              besteht aus 10 Pfund Kautschuk (elastischen Gummi) in 20 Gallons reinem
                              TerpenthingeisteAm besten, kurz vor der Anwendung rectificirtes, Terpenthinoͤhl.
                                    D. aufgeloͤst. Die Aufloͤsung geschieht in einem
                              Zinngefaͤße, das geraͤumig genug ist um 30–40 Gallons zu
                              fassen. Das Kautschuk wird in Stuͤke von einem zwei- und dreißigstel Loth
                              zerschnitten, wodurch die Aufloͤsung sehr beschleunigt wird. Das zinnerne
                              Gefaͤß wird in ein Gefaͤß mit siedendem Wasser getaucht, in welchem
                              diese Temperatur durch unten angebrachtes Feuer immer unterhalten wird, und so lange
                              darin gelassen, bis alles Kautschuk vollkommen aufgeloͤst ist.
                           Nun loͤst man 150 Pfund reines Bienen-Wachs in 100 Gallons Terpenthin-Geist
                              auf, und sezt 20 Pfund Burgunder-Pech und 10 Pfund Weihrauch-Gummi zu. Die
                              Aufloͤsung geschieht auf obige Weise, wie beim Kautschuk.
                           Diesen beiden Mischungen werden, nach dem Erkalten, 10 Pfund des besten
                              Copal-Firnisses zugesezt, und Alles in einem großen Gefaͤße gehoͤrig
                              gemengt, wo man dann zur Verduͤnnung 100 Gallons Kalkwasser, von fuͤnf
                              zu fuͤnf Maß, zusezen kann, und das Ganze wiederholt 6 bis 8 Stunden lang
                              umruͤhren muß. Eben dieses Umruͤhren muß so oft wiederholt werden, als
                              man etwas von derselben aus dem großen Gefaͤße entweder in Flaschen oder in
                              Faͤßchen abzieht.
                           Um dem Leder einen schoͤnen schwarzen Glanz zu geben, wenn es mit dieser
                              Mischung uͤberzogen ist, so daß es aussieht, als ob es uͤberfirnißt
                              waͤre, schlaͤgt der Patent-Traͤger vor, ehe das Kalkwasser zugesezt wird,
                              ungefaͤhr 20 ℔ der besten Lampenschwarzes beizumischen, welches vorher
                              mit 20 Gallons des reinsten Terpenthin-Geistes gemengt werden muß: diese 20 Gallons
                              Terpenthingeist muͤssen aber von der vorigen Mischung abgezogen werden.
                           Diese so zubereitete Composition muß mit einem Anstreicher-Pinsel auf das Leder
                              aufgetragen, und in die Oberflaͤche eingerieben werden, wodurch das Leder,
                              nachdem die Composition troken wurde, nicht bloß wasserdicht, sondern auch zugleich
                              weich und biegsam wird.
                           Der Patent-Traͤger haͤlt sich uͤbrigens nicht streng an obige
                              Verhaͤltnisse der Bestandtheile seiner CompositionWoran der Hr. Patenttraͤger auch sehr wohl thut, indem namentlich der
                                    Zusaz von Kalkwasser nicht geeignet ist, um einen homogenen Anstrich zu
                                    bezweken. Schon vor 20 Jahren haben wir im allg. Anzeiger der Deutschen ein,
                                    auf voraus gegangene Versuche gegruͤndetes, Verfahren angegeben, mit
                                    Kautschukloͤsung Leder wasserdicht zu machen. Am
                                    verlaͤßlichsten erreicht man diesen Zwek, wenn man aufgespanntes
                                    Leder 2 bis 3 Mahl mit, in rectificirtem Terpenthinoͤhl
                                    geloͤstem, Kautschuk bestreicht, und nach gehoͤrigem Troknen
                                    das Leder eben so oft mit eingekochtem Leinoͤhl (Buchdruker-Firniß), leztern
                                    warm, uͤberstreicht. Schuh und Stiesel werden vor dem Anstreichen
                                    uͤber Leisten gestekt, und der folgende Anstrich darf nicht eher
                                    aufgetragen werden, bis der vorhergegangene gehoͤrig eingetroknet
                                    ist. So behandelte Schuhe und Stiefeln sind gegen Naͤsse ganz
                                    undurchdringlich, und um sie geschmeidig zu erhalten, reibt man sie zuweilen
                                    mit Schweinfett ein. D..